16.01.2014 Aufrufe

Post - AgEcon Search

Post - AgEcon Search

Post - AgEcon Search

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"FLEISCH IST MEIN GEMÜSE … ": EINE STUDIE ZUR<br />

WIRKSAMKEIT VON INFORMATIONSKAMPAGNEN ZUR<br />

REDUTKION EINES ERHÖHTEN FLEISCHKONSUMS<br />

Sina Nitzko<br />

Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Universität<br />

Göttingen<br />

Anette Cordts<br />

Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Universität<br />

Göttingen<br />

Harald Grethe<br />

Institut für Agrarpolitik und landwirtschaftliche Marktlehre, Universität<br />

Hohenheim<br />

Nuray Duman<br />

Institut für Agrarpolitik und landwirtschaftliche Marktlehre, Universität<br />

Hohenheim<br />

Achim Spiller<br />

Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Universität<br />

Göttingen<br />

Contact e-mail address: sntizko@uni-goettingen.de<br />

2013<br />

<strong>Post</strong>erpresentation at the 53 rd Annual Conference of the<br />

German Society of Economic and Social Sciences in Agriculture (GEWISOLA)<br />

“How much market and how much regulation does<br />

sustainable agricultural development need?”<br />

Berlin, September 25-27, 2013<br />

Copyright 2013 by authors. All rights reserved. Readers may make verbatim copies of<br />

this document for non-commercial purposes by any means, provided that this<br />

copyright notice appears on all such copies.


„Fleisch ist mein Gemüse !“: Eine Studie zur Wirksamkeit von<br />

Informationskampagnen zur Reduktion eines erhöhten Fleischkonsums<br />

Sina Nitzko 1 , Anette Cordts 1 , Harald Grethe 2 , Nuray Duman 2 & Achim Spiller 1<br />

1<br />

Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung<br />

2<br />

Universität Hohenheim, Institut für Agrarpolitik und landwirtschaftliche Marktlehre<br />

Hintergrund der Studie<br />

Während Vegetarismus und Veganismus viel diskutierte Trends auf dem Lebensmittelmarkt<br />

darstellen, ist Fleisch für große Bevölkerungsgruppen noch immer ein wichtiger Bestandteil der<br />

Mahlzeiten. Fleisch liefert Mineralstoffe und Vitamine, gemessen an den Empfehlungen der DGE<br />

(2011) ist der Pro-Kopf-Fleischverzehr in der Bevölkerung allerdings zu hoch.<br />

So kann ein zu hoher Fleischverzehr mit negativen gesundheitlichen Folgen verbunden sein<br />

(z.B. Huijbregts et al., 1995) und das persönliche Image beeinträchtigen. Die Ernährungsweise<br />

beeinflusst außerdem das Klima bzw. trägt zum Klimawandel bei (WWF, 2012). Der<br />

Wettbewerbs- und Produktivitätsdruck in der Fleischwirtschaft der Industrieländer ist<br />

mitverantwortlich dafür, dass sich basierend auf wirtschaftlichen Überlegungen Einschränkungen<br />

in Bezug auf das Tierwohl ergeben (Spiller & Schulze, 2008).<br />

Vor diesem Hintergrund werden staatliche Steuerungsmaßnahmen zur Reduktion des<br />

Fleischkonsums diskutiert, wobei Interventionen mit geringer Eingriffstiefe, welche dem<br />

Konsumenten Wahloptionen lassen, am sinnvollsten erscheinen (libertärer Paternalismus,<br />

Kirchgässer, 2012). Die Unterstützung der Umsetzung derartiger positiver gesellschaftlicher<br />

Veränderungen ist das Ziel des Social Marketings, welches klassische Marketingtechniken für<br />

gesellschaftliche Ideen nutzt (Kotler et al., 2007).<br />

Ziel der Studie & Methode<br />

Ziel der Studie<br />

Simulation und Wirkungsabschätzung einer Informationskampagne (experimentelles Framing-<br />

Design) zur Reduktion des Fleischkonsums<br />

Methode<br />

quantitative Online-Befragung von Konsumenten (Fragenbogen-Studie)<br />

per Zufall erhielten die Probanden eines von vier fingierten Ergebnissen (zu Tierwohl,<br />

Gesundheit, Image oder Klima) einer wissenschaftlichen Studie zu negativen Konsequenzen<br />

des Fleischkonsums<br />

nach Präsentation der Ergebnisse: Fragen zur Glaubwürdigkeit der Befunde und der<br />

Bereitschaft, das eigene Essverhalten als Reaktion auf die Informationen zu ändern<br />

Stichprobe<br />

590 Konsumenten<br />

Repräsentativität bzgl. Alter, Geschlecht, Lebensregion und Einkommen<br />

Gruppenbildung in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Fleischkonsums (3 Perzentile):<br />

(1) geringer Fleischkonsum (N = 180)<br />

(2) mittlerer Fleischkonsum (N = 195)<br />

(3) hoher Fleischkonsum (N = 191)<br />

Ergebnisse<br />

Kampagnenwirksamkeit in Abhängigkeit von der Höhe des Fleischkonsums (vgl. Tab. 1)<br />

Personen mit geringem Fleischkonsum haben ein geringeres Misstrauen in die Informationen,<br />

mehr Vertrauen in Medien und sie zeigen eine höhere Reduktionsbereitschaft.<br />

Tabelle 1: Generelle Wirksamkeit der Informationskampagnen in Abhängigkeit von der Höhe des Fleischkonsums<br />

Item<br />

Geringer<br />

Fleischkonsum<br />

Mittlerer<br />

Fleischkonsum<br />

Hoher<br />

Fleischkonsum<br />

Ergebnisse<br />

ANOVA<br />

<strong>Post</strong>-hoc Test 3<br />

Ich mache mein Essverhalten nicht von irgendwelchen Studienergebnissen<br />

3.46 (1.12) 3.77 (1.00) 3.73 (1.09) F(2,565) = 4.53 G < M; G < H<br />

abhängig. 1 *<br />

Ich glaube nicht, dass ich mein Essverhalten tatsächlich ändern werde. 1 3.43 (1.18) 3.53 (1.06) 3.70 (1.02) F(2,560) = 2.86<br />

Was in den Medien berichtet wird, ist oft nicht glaubwürdig. Ich vertraue den<br />

3.04 (1.04) 3.19 (1.00) 3.35 (.93) F(2,562) = 4.29 G < H<br />

Ergebnissen nicht. 1 *<br />

Grad der Reduktion 2 ** 7.33 (5.13) 5.38 (3.34) 4.91 (4.17) F(2,194) = 5.92 G > M; G > H<br />

Quelle: Eigene Berechnung ( 1 Skalierung: 1 = „stimme ganz und gar nicht zu“ bis 5 = „stimme voll und ganz zu“; 2 Skalierung: 1 = 0%, 2 = 5%, 3 = 10%, 4 = 15%, 5 = 20%, 6 = 25%, 7 = 30%, 8 = 35%, 9 = 40%, 10<br />

= 45%, 11 = 50%, 12 = 55%, 13 = 60%, 14 = 65%, 15 = 70%, 16 = 75%, 17 = 80%, 18 = 85%, 19 = 90%, 20 = 95%, 21 = 100%; 3 G = geringer Fleischkonsum, M = mittlerer Fleischkonsum, H = hoher<br />

Fleischkonsum)<br />

Themenspezifische Wirksamkeit von Kampagnen (vgl. Tab. 2)<br />

Die imagebezogene Kampagne löst bei Personen mit geringem Fleischkonsum eine höhere<br />

Reduktionsbereitschaft aus als bei Personen mit mittlerem Fleischkonsum.<br />

Tabelle 2: Reduktionsbereitschaft in Abhängigkeit vom Kampagneninhalt<br />

Item<br />

Geringer<br />

Fleischkonsum<br />

Mittlerer<br />

Fleischkonsum<br />

Hoher<br />

Fleischkonsum<br />

Ergebnisse ANOVA <strong>Post</strong>-hoc Test 3<br />

Grad der Reduktion (Umwelt) 2 7.08 (3.84) 5.47 (2.23) 5.27 (4.83) F(2,42) = .935<br />

Grad der Reduktion (Image) 2 * 9.53 (6.25) 4.42 (3.26) 5.17 (3.66) F(2,42) = 4.99 G > M<br />

Grad der Reduktion (Gesundheit) 2 7.80 (5.27) 8.57 (4.01) 7.18 (5.10) F(2,50) = .311<br />

Grad der Reduktion (Tierwohl) 2 3.93 (1.81) 3.65 (1.79) 2.96 (2.01) F(2,57) = 1.37<br />

Quelle: Eigene Berechnung ( 2 Skalierung: 1 = 0%, 2 = 5%, 3 = 10%, 4 = 15%, 5 = 20%, 6 = 25%, 7 = 30%, 8 = 35%, 9 = 40%, 10 = 45%, 11 = 50%, 12 = 55%, 13 = 60%, 14 = 65%, 15 = 70%, 16 = 75%, 17 = 80%,<br />

18 = 85%, 19 = 90%, 20 = 95%, 21 = 100%; 3 G = geringer Fleischkonsum, M = mittlerer Fleischkonsum, H = hoher Fleischkonsum)<br />

Themenspezifische Wirksamkeit von Kampagnen in der Gruppe der Konsumenten mit<br />

hohem Fleischkonsum<br />

Tierwohlbezogene Argumente lösen die stärkste Besorgnis aus (F[3,190] = 12.30, p = .000).<br />

Die höchste Reduktionsbereitschaft zeigt sich in Bezug auf gesundheitsbezogene Argumente<br />

(F[3,67] = 3.93, p = .012).<br />

Fazit & Ausblick<br />

Die Kampagnen sind am wirksamsten bei Personen mit bereits geringem Fleischkonsum.<br />

Die Reduktionsbereitschaft zwischen den Konsumentengruppen unterscheidet sich<br />

ausschließlich in Bezug auf die imagebezogenen Argumente.<br />

Bei Konsumenten mit hohem Fleischkonsum lösen tierwohlbezogene Argumente die stärksten<br />

Besorgnisse und gesundheitsbezogene Argumente die höchste Reduktionsbereitschaft aus.<br />

Literatur: BRUINSMA, J.(2009): The Resource Outlook to 2050: By how much Do Land, Water and Crop Yields Need to Increase by 2050? Paper presented at the FAO Expert Meeting, 24–26 June 2009, Rome, on “How to Feed the World in 2050”.<br />

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG (DGE) (2011): Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. http://www.dge.de/pdf/10-Regeln-der-DGE.pdf [Zugriff: 27.02.2013].<br />

HUIJBREGTS, P. P. C. W., FESKENS, E. J. M. und D. KROMHOUT (1995): Dietary patterns and cardiovascular risk factors in elderly men: The Zutphen Elderly Study. In: International Journal of Epidemiology 24: 313-320.<br />

KIRCHGÄSSNER, G. (2012): Sanfter Paternalismus, meritorische Güter und der normative Individualismus, Working Paper No 2012-09, Crema Research Basel, http://www.crema-research.ch/papers/2012-09.pdf. [Zugriff 5.02.2013]<br />

KOTLER, P., ARMSTRONG, G., SAUNDERS, J. und V. WONG (2007): Grundlagen des Marketing. Pearson Studium, München.<br />

ROSEGRANT, M. W., LEACH, N. UND R. V. GERPACIO (1999): Meat or wheat for the next millennium? Alternative futures for world cereal and meat consumption. Proceedings of the Nutrition Society, 58: 219–234.<br />

SPILLER, A. und B. SCHULZE (Hrsg.) (2008): Zukunftsperspektiven der Fleischwirtschaft – Verbraucher, Märkte, Geschäftsbeziehungen. Universitätsverlag, Göttingen.<br />

WWF (2012): Klimawandel auf dem Teller. http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf [Zugriff: 02.03.2013].<br />

<strong>Post</strong>erpräsentation auf der 53. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus e. V. (GEWISOLA), 25.-27.09.2013 in Berlin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!