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Projektabschlussbericht BIWAQ Westnetz 22-2-13 - Diözesan ...

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<strong>Projektabschlussbericht</strong> <strong>BIWAQ</strong><br />

Projektname:<br />

BVA-Aktenzeichen:<br />

<strong>Westnetz</strong> – Initiativen für Beschäftigung<br />

E004- NW-004<br />

Durchführungszeitraum: 01.04.2009 – 31.10.2012<br />

Projektträger:<br />

Ansprechpartner/-in:<br />

Email-Adresse:<br />

Datum: 31.01.20<strong>13</strong><br />

Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V.<br />

Klaus Hagedorn<br />

hagedorn@caritas-mettmann.de<br />

Unterschrift:<br />

(nur Papierform)<br />

1. Zusammenfassung<br />

Das Projekt „<strong>Westnetz</strong> - Initiativen für Beschäftigung“, durchgeführt vom 01.04.2009<br />

bis 31.10.2012 vom Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V., gefördert im<br />

Rahmen des Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (<strong>BIWAQ</strong>)“<br />

des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, richtete sich an<br />

unterschiedliche Zielgruppen im Stadtteil Ratingen West.<br />

Zum einen ging es um die Förderung der beruflichen Integration von Arbeit<br />

suchenden Menschen mit Migrationshintergrund, die sich – teils mit guter<br />

Berufausbildung und/oder -erfahrung im Heimatland ausgestattet – schwer tun, auf<br />

dem hiesigen Arbeitsmarkt eine berufliche Perspektive zu finden. Sprachlich und<br />

kulturell bedingte Hemmnisse und die oft fehlende Anerkennung ihrer Qualifikationen<br />

in Deutschland sind zentrale Hindernisse und erschweren den Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt.<br />

Zum anderen sollten im Projekt Arbeit suchende Frauen beim beruflichen (Wieder-)<br />

Einstieg Unterstützung finden, die oft aufgrund der Erziehungsphase auf eine längere<br />

Zeit ohne berufliche Erwerbstätigkeit zurückblicken. Je länger sie aus dem Arbeitsleben<br />

heraus sind, desto geringer ist häufig ihr Selbstvertrauen, da sie ihre für den<br />

Arbeitsmarkt relevanten Fähigkeiten nicht (mehr) einschätzen können. Auch hier sind<br />

Frauen mit Migrationshintergrund und jene, die alleinerziehend Kinder zu versorgen<br />

haben, vor besondere Schwierigkeiten gestellt, einen Weg ins Berufsleben zu finden.<br />

Die dritte Zielgruppe im Projekt <strong>Westnetz</strong> waren Jugendliche und junge Heranwachsende,<br />

die häufig ohne oder mit niedrigem Schulabschluss bisher bei der Suche<br />

nach einer beruflichen Perspektive erfolglos waren. Oft fehlt ihnen der klare Blick für<br />

ihre Fähigkeiten und dazu passende Berufsfelder, um gezielter bei der Suche nach<br />

einem passenden Arbeits- oder Ausbildungsplatz vorgehen zu können.<br />

1


Die Ziele, die sich das Projekt <strong>Westnetz</strong> zur Unterstützung dieser Zielgruppen<br />

gesetzt hatte, haben eine vergleichbare Ausrichtung:<br />

Oberes Ziel war die Förderung der beruflichen Orientierung und Integration der<br />

Teilnehmenden. Dazu sollten sie dabei unterstützt werden,<br />

- einen klareren Blick für ihre berufsrelevanten Fähigkeiten zu bekommen,<br />

- dadurch an Selbstvertrauen zu gewinnen,<br />

- ihr Bewusstsein für fördernde und hemmende Rahmenbedingungen zu stärken<br />

- ihre individuellen Fähigkeiten mit möglichen Arbeitsfeldern abzugleichen und<br />

- für sich persönlich Wege und sinnvolle nächste Schritte in Richtung Arbeit bzw.<br />

Ausbildung zu erkennen und diese in Angriff zu nehmen.<br />

Es ging im Projekt <strong>Westnetz</strong> seitens der Projektmitarbeiter/innen weniger darum, für<br />

die Teilnehmer/innen die Situation zu analysieren, einen Plan zu entwickeln und<br />

ihnen die Schritte aufzuzeigen bzw. sie in annoncierte Stellen zu vermitteln. Vielmehr<br />

sollten sie gestärkt und befähigt werden, selbst passende Wege zu identifizieren und<br />

sich dann „auf den Weg zu machen“. So lag der Schwerpunkt der Maßnahmen in<br />

Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment der Bewohner/innen des Stadtteils Ratingen<br />

West. Vorrangiges Ziel, das durch die Maßnahmen im Projekt <strong>Westnetz</strong> angestrebt<br />

wurde, war die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit der Teilnehmenden.<br />

Neben der Ziele im Bereich der individuellen Förderung hatte das Projekt dazu das<br />

übergeordnete Ziel formuliert, das soziale Gleichgewicht im Stadtteil Ratingen West<br />

zu fördern, indem vor Ort eine verlässliche Anlaufstelle als Kontakt- und<br />

Beratungsstelle für Bildung und Beschäftigung für ratsuchende Menschen etabliert<br />

wird.<br />

Der Caritasverband hatte sich in diesem Projekt also viel vorgenommen.<br />

Der Anspruch, unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen und gleichzeitig auch<br />

jene Menschen zu erreichen, die nicht bei Arbeitsagentur und Jobcenter ME-aktiv<br />

registriert waren, war für den verantwortlichen Träger Chance und Herausforderung<br />

zugleich. So sollten die Projektangebote demnach keinen „Maßnahmecharakter“<br />

haben und zugleich bedarfsorientiert ausgestaltet sein.<br />

Dies führte naturgemäß zu einem hohen Aufwand im Bereich der Teilnehmer/innenansprache<br />

und -gewinnung, was auch hinsichtlich des übergeordneten Ziels der<br />

Etablierung eines Treffpunkts die Öffentlichkeitsarbeit zu einer zentralen Aufgabe im<br />

Projektverlauf von <strong>Westnetz</strong> machte.<br />

Dazu wurden die Projektangebote ständig bedarfsorientiert weiterentwickelt.<br />

Die Maßnahmen und Methoden zur Erreichung der benannten Ziele waren vielfältig:<br />

Zur Unterstützung der Arbeit suchenden Zuwanderer im Stadtteil bot der<br />

Caritasverband einerseits eine individuelle Beratung an, die im Zuge der Analyse der<br />

persönlichen Ressourcen einen Schwerpunkt im Bereich der Beratung zu Fragen der<br />

Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse hatte. Andererseits wurden im<br />

Projektverlauf sechs Intensivseminare angeboten, in denen das Planungsverfahren<br />

„Life/Work Planning“ vermittelt wurde. In den Gruppeneinheiten entwickelten die<br />

Teilnehmer/innen ihre persönlichen, beruflichen Ziele anhand ihrer Neigungen und<br />

Fähigkeiten und erlernten eine Methode der strukturierten Arbeitsmarktrecherche und<br />

Netzwerkbildung in für sie interessanten Arbeitsfeldern.<br />

2


Im Laufe des Projekts wurden in dieser Initiative 21 Menschen beraten und 82<br />

qualifiziert, was deutlich über dem Zielwert von 70 liegt. Bei 51 Personen war eine<br />

Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit durch die Teilnahme festzustellen. Jedoch<br />

hatten nur knapp über die Hälfte der Teilnehmer/innen einen Migrationshintergrund<br />

und es zeigte sich ein nicht vorhergesehener deutlicher Überhang von weiblichen<br />

Teilnehmerinnen (64).<br />

Die Projektangebote für Frauen zum beruflichen (Wieder-) Einstieg waren:<br />

• Individuelle Beratung zum Wiedereinstieg, was aufgrund hoher Resonanz bei<br />

Frauen mit Migrationshintergrund wiederum einen Schwerpunkt im Bereich der<br />

Anerkennungsberatung hatte; beraten wurden hier u.a. zweisprachig versierte<br />

Frauen, die für die ehrenamtliche Tätigkeit als Integrations- und Familienlotsen<br />

qualifiziert wurden.<br />

• Bedarfsgerecht angepasste Einstiegsqualifizierung, in der in Kursreihen mit<br />

zuletzt sechs Modulen Schlüsselqualifikationen vermittelt wurden, die sowohl im<br />

Alltag als auch hinsichtlich eines Berufseinstiegs wichtig sind<br />

• Sechsmonatige Orientierungs- und Qualifizierungsmaßnahme im Bereich<br />

Altenpflege und Hauswirtschaft mit dem Schwerpunkt Betreuung von<br />

Demenzkranken; im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit nach § 16 Abs.3 Satz 2<br />

SGB II mit erhöhtem Qualifizierungsanteil von 50 % erlangten die zumeist<br />

weiblichen Teilnehmenden Grundkenntnisse im Bereich der Altenpflege und -<br />

betreuung und konnten sich bei Praxiseinsätzen in Pflegeeinrichtungen im<br />

Berufsfeld orientieren und erproben.<br />

Insgesamt wurden in dieser Initiative 70 Frauen beraten und 114 qualifiziert<br />

(teilweise sowohl als auch), was wiederum den Zielwert (41) deutlich übertreffen<br />

konnte. Eine Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit war hier bei 102 der meist<br />

weiblichen Teilnehmerinnen zu konstatieren.<br />

In der Initiative für Jugendliche und junge Erwachsene ging es schwerpunktmäßig<br />

um das Erstellen von Fähigkeitsprofilen, zunächst in einer Gruppeneinheit, später in<br />

bis zu dreistündigen Einzelprofilings mit der Methode MELBA/IDA. Auf Basis der<br />

Auswertung von Art und Qualität der Ausführung von 14 Arbeitsproben wurde ein<br />

Fähigkeitsprofil der Teilnehmer/innen erstellt, das anschließend im gemeinsamen<br />

Gespräch mit der/m Teilnehmer/in und der betreffenden Lehrerin oder sozialpädagogischen<br />

Begleitung der Zielmaßnahme ausgewertet und mit passenden<br />

Berufsfeldern abgeglichen wurde.<br />

94 Jugendliche, hier zwei Drittel männlich, erhielten hier eine Hilfe bei der beruflichen<br />

Orientierung.<br />

Dazu wurde bedarfsgerecht eine Unterrichtsreihe für Jugendliche auf freiwilliger<br />

Basis konzipiert, das sogenannte Berufe-Casting, das in einer Schule mit sieben<br />

Schüler/innen erprobt werden konnte. Leider scheiterte ein weiteres Casting daran,<br />

dass die Schüler/innen zum freiwilligen Angebot nach der Schule trotz Anmeldung<br />

nicht erschienen.<br />

3


Mit insgesamt 101 Teilnehmer/innen wurde hier der Zielwert von 115<br />

Teilnehmer/innen nicht ganz erreicht. Für die Bewertung einer Erhöhung der<br />

Beschäftigungsfähigkeit reichte das jeweils kurzzeitige Angebot, das zur<br />

Unterstützung der Planung weiterer Maßnahmen anderer Träger eingesetzt wurde,<br />

nicht aus.<br />

Die zahlreichen Maßnahmen zur Etablierung eines Treffpunkts im Stadtteil sind in<br />

Punkt 2. näher beschrieben. Aufgrund der Lage und weiterer einschränkender<br />

Rahmenbedingungen (siehe auch Punkt III. 4 im Evaluationsbericht) gelang dies<br />

jedoch nicht in erhofftem Maße.<br />

2. Zielsetzung und Maßnahmen<br />

Die wesentlichen Ziele des Projekts <strong>Westnetz</strong>-Initiativen für Beschäftigung im<br />

Projektzeitraum 01.04.2009 – 31.10.2012 waren wie folgt:<br />

1. Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit<br />

2. Förderung der beruflichen Orientierung und Eingliederung von Jugendlichen/<br />

jungen Erwachsenen<br />

3. Schaffen einer Anlaufstelle in Ratingen-West als verlässliche Kontakt- und<br />

Beratungsstelle für Bildung und Beschäftigung für ratsuchende Menschen im<br />

Stadtteil<br />

Im Folgenden sind die konkreten Maßnahmen beschrieben, die zur Erreichung dieser<br />

Ziele eingesetzt wurden, sowie deren Zielgruppen:<br />

2.1 Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit<br />

2.1.1 Initiative A. Fit für den deutschen Arbeitsmarkt:<br />

Beratung und Qualifizierung von zugewanderten Menschen<br />

Diese Maßnahme richtete sich an arbeitslose Menschen insbesondere mit<br />

Migrationshintergrund, die berufliche Ausbildung oder Erfahrungen aus dem<br />

Heimatland mitgebracht haben, diese jedoch hier nicht anwenden können<br />

bzw. nicht wissen, wie sie auf dem hiesigen Arbeitsmarkt anzubringen sind.<br />

Die Maßnahme zielte darauf ab, den arbeitslosen Menschen zu mehr Klarheit<br />

über ihre beruflichen Perspektiven zu verhelfen und sie bei der Erarbeitung<br />

und Umsetzung sinnvoller Schritte in Richtung 1. Arbeitsmarkt individuell zu<br />

unterstützen. Diese Maßnahme umfasste zwei Angebote:<br />

a) Offene Beratung<br />

Die Beratung setzte an der individuellen Situation der ratsuchenden Menschen<br />

an, beinhaltete eine gemeinsame Analyse dieser, je nach Bedarf eine<br />

Prüfung der Anerkennung von im Heimatland erworbenen Schul- und<br />

Berufsabschlüssen oder im Einzelfall auch die Unterstützung bei der<br />

Erstellung/Aktualisierung erforderlicher Bewerbungsunterlagen.<br />

4


Originärer Ansatz war die Hilfe zur Selbsthilfe der arbeitslosen Menschen,<br />

so dass nach gemeinsamer Definition von beruflichen Zielen und Schritten die<br />

Unterstützung gezielter Informationsgewinnung im Mittelpunkt stand. So<br />

erlangten die Teilnehmer/innen mehr Klarheit über die Möglichkeiten in für<br />

sie relevanten Berufsfeldern sowie über Schritte zur Selbstvermittlung.<br />

Je nach Bedarf und individueller Situation erfolgte eine Vermittlung an weiterführende<br />

Stellen oder die Empfehlung zur Teilnahme am Life/Work Planning<br />

Seminar.<br />

b) Kurs „Life/Work Planning – Neue Strategien für die erfolgreiche Jobsuche“<br />

Life/Work Planning (L/WP) ist ein Planungsverfahren, das die Arbeit suchende<br />

Person in den Mittelpunkt stellt. Sie definiert ihre persönlichen Fähigkeiten,<br />

Interessen und Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Suche nach passenden<br />

Berufsfeldern und Tätigkeiten. Dazu knüpft L/WP an die Situation insbesondere<br />

Arbeit suchender Menschen an, denen Barrieren wie Alter, Lücken im Lebenslauf<br />

oder wenig Berufserfahrung im Wege stehen, so dass klassische<br />

Bewerbungsverfahren wenig Erfolg versprechend sind. Dies ist umso<br />

bedeutender, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der vakanten Stellen auf<br />

dem Arbeitsmarkt über Kontakte intern vergeben wird. So bietet L/WP eine gut<br />

strukturierte Methode an, sich basierend auf der Definition<br />

passender Tätigkeitsfelder durch gezielte, persönliche Gespräche in Betrieben<br />

Informationen zu verschaffen und gleichzeitig ein Netzwerk aufzubauen, um sich<br />

in relevanten Betrieben bekannt und interessant zu machen.<br />

Im Projektverlauf bot der Caritasverband in Ratingen-West sechs L/WP-Kurse<br />

an, in denen die Teilnehmer/innen sich intensiv mit ihren beruflichen Zielen<br />

auseinandersetzten, sich mit der Selbstvermarktungsmethode vertraut<br />

machten und sie begleitet umsetzten. Die in den Gruppeneinheiten zur<br />

Anwendung gebrachten Methoden sind vielfältig und abwechslungsreich:<br />

Meinungs- und Ideenaustausch im Plenum sowie in Kleingruppen,<br />

Präsentationen, Rollenspiele zu Gesprächen in Informationsgesprächen in<br />

Betrieben, Einsatz von Visualisierungen, Abgleich von Selbst- und<br />

Fremdeinschätzung in Einzel- und Kleingruppenarbeit.<br />

L/WP-Kurseinheiten 2009 -2010<br />

5


Die ersten drei Kurse in 2009 und 2010 wurden von einem externen Trainer<br />

durchgeführt und umfassten jeweils vier Wochen mit täglich sechs Unterrichtseinheiten<br />

und einer anschließenden Umsetzungsphase mit wöchentlichem<br />

Gruppencoaching.<br />

L/WP-Coach Marc Buddensieg bei einer<br />

Info-Veranstaltung 2010 im Treffpunkt<br />

Parallel dazu ließ der Caritasverband im Rahmen des Modellprojekts<br />

„Selbstvermittlungscoaching“ des Paritätischen NRW zwei Projektmitarbeiter zu<br />

Life/Work Planning-Trainern ausbilden, um dieses Angebot im Projektverlauf den<br />

Erfahrungen mit der Zielgruppe anpassen und den Rahmen des Kursangebots<br />

flexibler gestalten zu können.<br />

So erfolgten in den drei weiteren Kursen in 2011 und 2012 Kurs- und<br />

Begleitungsphase mit fließendem Übergang innerhalb von jeweils vier Monaten<br />

mit jeweils fünf Unterrichtseinheiten an drei Tagen pro Woche.<br />

Kurseinheit 2011 im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

Ein Teilnehmer bei einer<br />

mit Caritas-Mitarbeiter und L/WP-Coach Niels Nowak Info-Veranstaltung 2010<br />

im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

Vorrangiges Ziel hierbei war die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit der<br />

Teilnehmer/innen durch Stärkung des Selbstvertrauens und ihre Aktivierung<br />

hinsichtlich der selbstbestimmten Suche nach einer beruflichen Perspektive.<br />

Im Prozess dieser Suche werden persönliche Stärken und Chancen, aber auch<br />

Grenzen und Hindernisse erfahren, an denen es zu arbeiten gilt.<br />

Im Projektverlauf wurden mehrere Anlässe (Grillnachmittag, Coachingtermine,<br />

„L/WP-Frühstück“) seitens des Caritasverbandes geschaffen, damit der Kontakt<br />

unter den Kursteilnehmern/innen erhalten bzw. zu Teilnehmer/innen eines<br />

anderen L/WP-Kurses aufgenommen werden konnte.<br />

6


Das monatliche „Frühstücksangebot“ zum Austausch von Tipps und<br />

Informationen blieb auch nach Ende des Projektzeitraums erhalten, so dass der<br />

Netzwerkgedanke, der grundlegend für das Verfahren ist, in diesem Kreis<br />

nachhaltig wach gehalten und so gegenseitige Unterstützung gegeben werden<br />

kann.<br />

L/WP-Frühstück 2012 im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

2.1.2 Initiative B. Integrationsbegleitung von Frauen:<br />

Beratung und Qualifizierung<br />

Im Rahmen dieser Maßnahme nutzte der Caritasverband die Möglichkeit, im<br />

Projektverlauf die ursprünglich vorgesehene Zielgruppe bedarfsgerecht zu<br />

erweitern. Sollte das Angebot zu Beginn vor allem der beruflichen Integration<br />

zwei- und mehrsprachig kompetenter Frauen zugute kommen, die als Integrations-<br />

und Familienlotsen in Ratinger Institutionen tätig werden, zeigte sich<br />

frühzeitig ein Unterstützungsbedarf bei vielen Frauen aus dem Stadtteil, um<br />

nach zumeist längerer Phase ohne berufliche Tätigkeit (wieder) einen Weg ins<br />

Berufsleben zu finden.<br />

So gliedert sich das Projektangebot in dieser Maßnahme in vier Bereiche:<br />

a) Beratung und Qualifizierung von Integrations- und Familienlotsen<br />

Integrations- und Familienlotsen sind zwei- und mehrsprachige Personen<br />

mit Migrationshintergrund, die Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse<br />

in sozialen Fragen informieren und sie bei Bedarf zu Ämtern, Ärzten, Elterngesprächen<br />

etc. begleiten. Dort leisten sie sprachliche und kulturelle Vermittlung<br />

und helfen so, Missverständnisse zu vermeiden oder aus dem Weg zu räumen.<br />

Der Caritasverband konnte im Projektverlauf insgesamt 23 zumeist<br />

weibliche, zweisprachig versierte Personen für diese Tätigkeit gewinnen.<br />

Ziel war hier die Stärkung der Teilnehmerinnen, die sich vor dieser Tätigkeit oft<br />

allein um die familiären Aufgaben gekümmert hatten, sowie ihre Aktivierung und<br />

Unterstützung hinsichtlich der beruflichen Perspektive.<br />

7


Sie wurden dafür gezielt qualifiziert in den Bereichen Gesprächsführung,<br />

Konfliktmanagement, Sozial- und Gesundheitssystem, frühkindlicher Förderung<br />

und Schulsystem, um die Qualität ihrer Tätigkeit sicher zu stellen. Die<br />

Integrations- und Familienlotsen erlangten durch die Einsätze einen Einblick und<br />

Kontakte in verschiedene Tätigkeitsfelder sowie Selbstvertrauen und Sicherheit<br />

im Auftreten in Gesprächssituationen. Zudem wurden sie durch einen Jobcoach<br />

hinsichtlich der beruflichen Orientierung individuell beraten.<br />

b) Beratung zum beruflichen (Wieder-) Einstieg<br />

Das offene Beratungsangebot zum (Wieder-) Einstieg richtete sich insbesondere<br />

an Frauen nach oder während der Erziehungsphase, die ohne oder mit länger<br />

zurückliegender Berufserfahrung sind. Aufgrund mangelndem Selbstvertrauen<br />

und Ratlosigkeit in der Frage, wie sie neben der Versorgung der Familie an ihrer<br />

beruflichen Perspektive arbeiten können, ziehen sie sich häufig in den<br />

Familienalltag zurück. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund sollten<br />

durch das niedrigschwellige Angebot angesprochen werden.<br />

Die Beratung beinhaltete die Klärung der individuellen Situation. Im Zuge der<br />

Erarbeitung realistischer Ziele und sinnvoller Schritte auf dem Wege zur<br />

Erreichung wurden Hindernisse deutlich wie mangelnde Deutschkenntnisse,<br />

Fragen der Kinderbetreuung oder auch die fehlende Anerkennung im Heimatland<br />

erworbener Qualifikationen. Dort wurde gezielte Unterstützung geleistet, die<br />

insbesondere im komplexen Bereich des Anerkennungsverfahrens einen<br />

langfristigen Beratungsprozess notwendig machte. Bei Bedarf und Interesse<br />

erfolgte eine Vermittlung in die Einstiegsqualifizierung „Kompetent und sicher<br />

in Beruf und Familienalltag“.<br />

Das Beratungsangebot wurde zunehmend stärker angenommen aufgrund<br />

• intensiver Netzwerkarbeit im gesamten Projektverlauf,<br />

• des Aufbaus von Vertrauen zur Zielgruppe,<br />

• der zunehmend bekannten Fachkompetenz der Projektmitarbeiterin als<br />

Jobcoach und ihre Erfahrung auf dem Gebiet der Anerkennungsberatung,<br />

• des in 2011 begonnenen Angebots einer wöchentlichen Sprechstunde im<br />

Café Lichtblick, einem gut frequentierten Mutter-Kind-Treffpunkt im Stadtteil,<br />

der überwiegend von türkischen und marokkanischen Frauen besucht wird.<br />

c) Einstiegsqualifizierung für Frauen<br />

Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem Beratungsangebot entwickelte der<br />

Caritasverband ein bedarfsgerechtes Qualifizierungsangebot, das sich an die<br />

gleiche Zielgruppe richtete.<br />

Die Qualifizierungsreihe „Kompetent und sicher in Beruf und Familienalltag“<br />

bestand aus zuletzt sechs Modulen, die einzeln oder komplett besucht<br />

werden konnten, nachdem sie im Projektverlauf bedarfsgerecht weiterentwickelt<br />

und erweitert worden war.<br />

8


Ziel der Einstiegsqualifizierung war es, die Teilnehmerinnen bei der Entwicklung<br />

sogenannter Schlüsselqualifikationen zu unterstützen. So wurden sie geschult in<br />

den Bereichen klarer und konstruktiver Kommunikation, Zeitmanagement und<br />

Selbstsicherheit. Dies sollte ihnen helfen, sowohl die Aufgaben im familiären<br />

Alltag zielgerichteter und zufriedenstellender erledigen zu können, als auch mehr<br />

Selbstvertrauen und Klarheit zu gewinnen, welche Wege sich beruflich anbieten,<br />

für sie gangbar sind und wo sie sich ggf. weitere Unterstützung einholen können.<br />

Ergänzt durch Trainings im Bereich Bewerbungsschreiben und der Vorbereitung<br />

auf Vorstellungsgespräche wurden die Teilnehmerinnen befähigt, ihre<br />

persönlichen Fähigkeiten zu erkennen und sie positiv darzustellen.<br />

Abgerundet wurde die Qualifizierung durch eine Farb- und Stilberatung, um auch<br />

einen klareren Blick für das optische Auftreten zu bekommen.<br />

Durch begleitende Beratungsgespräche mit der Caritas-Mitarbeiterin und dem<br />

Abgleich mit der jeweiligen Dozentin konnten die Frauen passende nächste<br />

Schritte auf dem Weg zur beruflichen Integration definieren und angehen.<br />

d) Qualifizierung „Berufliche Integration in Gesundheit und Hauswirtschaft“ (BiGH)<br />

Diese sechsmonatige Qualifizierung bot der Caritasverband bereits seit 2005 in<br />

Ratingen an und wurde aufgrund stetig wachsender Teilnehmer/innenzahl<br />

aus Ratingen West im Rahmen des Projekts <strong>Westnetz</strong> in den Stadtteil verlegt.<br />

In Kooperation mit und finanziert vom Jobcenter ME-aktiv als Arbeitsgelegenheit<br />

mit Mehraufwandsentschädigung nach § 16 Abs. 3 Satz 2 SGB II bestand es<br />

aus einem erhöhten Theorieanteil von 50 % und einem Anteil praktischer<br />

Tätigkeit in der Arbeitsgelegenheit, ebenso zu 50 %. Die Vermittlung der<br />

Theorie sowie im späteren Verlauf die Reflexion der Praxiserfahrungen wurden<br />

von einer anerkannten Pflegedozentin durchgeführt und begleitet. Hier erlangten<br />

die Teilnehmer/innen (zum größten Teil Frauen) Grundkenntnisse im Bereich der<br />

Altenpflege mit dem Schwerpunkt auf der Betreuung von Demenzkranken und<br />

zu einem geringen Teil im hauswirtschaftlichen Bereich.<br />

Die Praxiseinsätze erfolgten in Einrichtungen der Gesundheitshilfe, zumeist in<br />

der stationären Altenpflege. Zum Ende jeder Qualifizierung wurden die<br />

Teilnehmer/innen theoretisch und praktisch geprüft und erhielten ein<br />

Teilnahmezertifikat, das sie im Erfolgsfall als Pflegehelfer/in ausweist.<br />

Abschlussfeier der BiGH-Qualifizierung mit Teilnehmer/innen, Fallmanagerinnen vom Jobcenter ME-aktiv,<br />

Dozentinnen und den verantwortlichen Caritas-Mitarbeitern/innen; März 2012 im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

Mit dieser Qualifizierung sollten arbeitslose Menschen im SGB II-Bezug<br />

angesprochen werden, die sich einen beruflichen Einstieg im Bereich der<br />

Altenpflege, der Seniorenbetreuung oder auch im hauswirtschaftlichen Bereich<br />

vorstellen können. Die Qualifizierung zielte darauf ab, den Teilnehmer/innen<br />

fundierte Grundkenntnisse in diesem Berufsfeld zu vermitteln und durch die<br />

praktisch Erprobung eine Orientierung zu bieten, inwiefern eine Tätigkeit in<br />

9


diesem Feld ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht. Aufgrund der<br />

steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften in diesen Tätigkeitsfeldern war es<br />

zudem Ziel dieser Maßnahme, die Teilnehmer/innen bei Eignung beim direkten<br />

Einstieg in weitergehende Ausbildung oder in eine Beschäftigung zu<br />

unterstützen.<br />

Trotz guter Vermittlungszahlen und großer Akzeptanz beim Jobcenter ME-aktiv<br />

konnte diese Qualifizierung aufgrund der Streichung des Qualifizierungsanteils<br />

bei den Arbeitsgelegenheiten im Zuge der Instrumentenreform im SGB II ab April<br />

2012 nicht fortgesetzt werden.<br />

2.2 Förderung der beruflichen Orientierung und Eingliederung von<br />

Jugendlichen/jungen Erwachsenen<br />

Initiative C. Berufliche Orientierung für junge Zuwanderer/innen<br />

Jugendliche und junge Erwachsene, insbesondere mit Migrationshintergrund,<br />

die nicht (mehr) durch vorhandene Maßnahmen erreicht werden, waren die<br />

Zielgruppe dieser Initiative im <strong>Westnetz</strong>. Oft ohne oder mit schlechtem<br />

Schulabschluss ausgestattet, sollte ihnen im Projekt eine neue realistische<br />

Berufswegeplanung ermöglicht werden. Aufgrund der intensiven Angebotsstruktur<br />

für diese Zielgruppe im Partner-Projekt „West-Lobby“ von Diakonie und<br />

SkF Ratingen zielte die Unterstützung im <strong>Westnetz</strong> vorrangig auf das Erstellen<br />

eines Fähigkeitsprofils der Teilnehmer/innen, um diese im Anschluss zielgerichtet<br />

hinsichtlich ihrer weiteren beruflichen Perspektive beraten und ggf. an<br />

Angebote von West-Lobby weitervermitteln zu können.<br />

Auch das Profiling-Angebot wurde im Projektverlauf gezielt weiterentwickelt.<br />

Ein erstes Gruppenprofiling in 2009 in Kooperation mit den Euroschulen Düsseldorf<br />

umfasste 10 Tage, in denen die Teilnehmer/innen an unterschiedlichen<br />

Einzel- und Gruppenaufgaben ihre Fähigkeiten erproben konnten. Durch<br />

detailliertes Feedback wurden sie in die Lage versetzt, Selbst- und<br />

Fremdwahrnehmung abzugleichen und zu erkennen, wie sich ihr Fähigkeitsprofil<br />

nach außen hin darstellt.<br />

Um im Fortgang des Projekts ein genaueres Bild über die jeweiligen Jugendlichen<br />

zu erhalten und so zielgerechter Wege oder passende Berufsfelder<br />

aufzeigen zu können, wurde die pädagogische Fachkraft in einer Weiterbildung<br />

befähigt, Einzelprofilings mit der Methode MELBA/IDA anzubieten. Die Methode<br />

basiert auf einer Kombination der Verfahren MELBA und IDA. Mit MELBA<br />

werden die Fähigkeiten einer Person einerseits und die Anforderungen einer<br />

Tätigkeit andererseits dokumentiert. Mit dem darauf abgestimmten diagnostischen<br />

Modul IDA erhebt und beurteilt die durchführende Person die arbeitsrelevanten<br />

Schlüsselqualifikationen, die mit MELBA dokumentiert werden.<br />

Ausgestattet mit einem Koffer, der ein Set aus 14 standardisierten Arbeitsproben<br />

enthält, führte die Projektmitarbeiterin Einzelprofilings in Schulen und<br />

Maßnahmeträgern durch, die so bzgl. ihrer Schüler/innen bzw. Teilnehmenden<br />

ein klareres Bild über die kognitiven Fähigkeiten, Fähigkeiten zur Art der<br />

Arbeitsausführung, psychomotorische Fähigkeiten und Fähigkeiten im Bereich<br />

Kulturtechniken/Kommunikation erhielten.<br />

In Auswertungsgesprächen bekamen die jungen Menschen ein differenziertes<br />

10


Bild von ihren Fähigkeiten und möglichen Berufsfeldern, so dass auf dieser<br />

Basis gemeinsam nächste Schritte in die richtige Richtung gegangen werden<br />

konnten.<br />

Ausgehend von Anfragen von Schulen nach Gruppenangeboten der Berufsorientierung<br />

und der Frage der Nachhaltigkeit konzipierten mehrere Projektmitarbeitende<br />

in 2010/2011 dazu ein das Einzelprofiling erweiterndes Gruppenangebot,<br />

das sogenannte „Berufe-Casting“. Unter dem Titel „Spiel die Hauptrolle<br />

im Film deines Lebens...“ entstand so eine Unterrichtsreihe zur vertiefenden<br />

Berufsorientierung in sechs Modulen über insgesamt acht Unterrichtsstunden.<br />

Sie umfasste drei Handlungsfelder:<br />

1. Orientieren – Analyse von Stärken/Schwächen und Interessen in Selbst- und<br />

Fremdeinschätzung, Blick auf den Arbeitsmarkt<br />

2. Entscheiden – Abgleich von Fähigkeiten und Anforderungen<br />

→ der passende Ausbildungsplatz<br />

3. Umsetzen – Praktikumsstelle/Ausbildungsplatz finden;<br />

richtig bewerben, richtig vorstellen<br />

Dabei kamen vielfältige Methoden zur Anwendung wie Rollenspiele, Präsentationen,<br />

fiktive Vorstellungsgespräche oder Berufswahltests. Eine Pilotreihe im<br />

Ratinger Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg wurde durchgeführt. Aufgrund guter<br />

Resonanz entstand neues Interesse und Kontakte zu Gesamt- und Hauptschule<br />

in Ratingen West.<br />

2.3 Schaffen einer Anlaufstelle in Ratingen-West als verlässliche Kontakt- und<br />

Beratungsstelle für Bildung und Beschäftigung für ratsuchende Menschen<br />

im Stadtteil<br />

Das Projekt <strong>Westnetz</strong> hatte sich dieses übergeordnete Ziel gesetzt, um zur<br />

Quartiersentwicklung im Stadtteil beizutragen. Operative Ziele in dieser Hinsicht<br />

waren:<br />

Beitrag zur überschaubareren, effektiveren Nutzbarkeit vorhandener<br />

Hilfsangebote im Stadtteil und darüber hinaus<br />

- Bündelung von Informationen über soziale Dienstleistungen<br />

- Unterstützung und Aktivierung von Menschen im Stadtteil durch<br />

- Bereitstellen von Räumlichkeiten für gemeinsame Aktivitäten<br />

- Informationen über Dienstleistungsangebote und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

- Organisation bedarfsgerechter Angebote vor Ort<br />

- Schaffung von Möglichkeiten zu ehrenamtlicher Beschäftigung.<br />

Die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele waren vielfältig und gliedern sich in<br />

folgende Bereiche:<br />

a) Schaffung des Treffpunkts <strong>Westnetz</strong> als Raum für Gruppen und Initiativen<br />

sowie Beratung im Bereich Bildung, Arbeit und Beschäftigung<br />

b) Organisation und Durchführung von Angeboten vor Ort und Beteiligung an<br />

Veranstaltungen und Initiativen im Stadtteil<br />

11


c) Maßnahmen zur Schaffung einer Übersicht vorhandener Angebote im<br />

Bereich der Beschäftigungsförderung<br />

d) Förderung des ehrenamtlichen Engagements durch die Etablierung der<br />

Initiative Lernpatenschaft<br />

Übersicht über die konkreten Maßnahmen:<br />

a) Der Caritasverband schaffte im Foyer des Pfarrsaals der Pfarrgemeinde<br />

Heilig Geist einen Treffpunkt mit regelmäßigen Öffnungszeiten. Dort bestand<br />

die Möglichkeit für Bewohner des Stadtteils,<br />

- sich in ungezwungener Atmosphäre bei Kaffee oder Tee zu treffen<br />

- sich über aktuelle Angebote in Ratingen, insbesondere jene im Bereich<br />

Bildung, Arbeit und Beschäftigung zu informieren<br />

- den Raum für Gruppenaktivitäten zu nutzen<br />

- praktische Angebote vor Ort zu nutzen wie das Lesen der aktuellen Tageszeitung,<br />

das Recherchieren im Internet an einem bereitgestellten PC etc.<br />

Der Treffpunkt <strong>Westnetz</strong> wurde auch genutzt<br />

- als Café für Gemeindemitglieder und -gruppen sowie Passanten<br />

- zur Durchführung des fünfwöchigen Studienprojektes "Rotkäppchen mal<br />

anders" (Angebot für Großeltern und ihre Enkelkinder)<br />

- zur Veranstaltung der regelmäßigen Begleitausschusssitzungen des<br />

kommunal koordinierten Förderprogramms "Stärken vor Ort"<br />

- zur wöchentlichen Durchführung eines ehrenamtlich geleiteten „Mütter-<br />

Mitmach-Cafés“<br />

- als Schulungsraum für ehrenamtliche Lernpaten<br />

b) Neben den in Punkt 1. und 2. beschriebenen Initiativen führte der<br />

Caritasverband im Projektverlauf vielfältige Angebote und Veranstaltungen<br />

durch, um die Projektangebote im Stadtteil bekannt zu machen, Bewohner<br />

des Stadtteils zusammenzubringen, zu beschäftigen und zu informieren.<br />

Dazu beteiligten sich die <strong>Westnetz</strong>-Projektmitarbeiter/innen an Festen,<br />

Veranstaltungen und Angeboten:<br />

- Durchführung eines Tages der Offenen Tür zu Projektbeginn gemeinsam<br />

mit dem Partnerprojekt West-Lobby<br />

- Durchführung eines niedrigschwelligen Deutsch-Schreibkurses sowie<br />

eines Nähkurses für Frauen<br />

- Durchführung der Kursreihe „Raus aus dem Haus“ für Mütter aus dem<br />

Stadtteil im Rahmen des ESF-Förderprogramms „Stärken vor Ort“<br />

- Unterstützung des deutsch-russischen Kulturvereins bei der Organisation<br />

der Theaterveranstaltung "Wintermärchen" im Dezember 2010 im<br />

Freizeithaus West<br />

- Stände mit Mal- und Bastelangeboten für Kinder beim „Fest in West“<br />

und beim Weihnachtsmarkt der Stadt Ratingen in West sowie bei den<br />

jährlichen Pfarrfesten der Pfarrgemeinde vor Ort<br />

- Organisation von Public-Viewing-Angeboten anlässlich der Fußball-WM<br />

2010 für Gruppen von Jugendlichen inkl. Informationen zur Berufsorientierung<br />

12


- Durchführung von Grillnachmittagen für aktuelle und ehemalige<br />

Kursteilnehmer/innen und Kooperationspartner<br />

- Durchführung von Informationsveranstaltungen für die Life/Work Planning-<br />

Seminare<br />

- Nutzung des zentral im Stadtteil gelegenen Freizeithauses West zur<br />

Durchführung der L/WP-Seminare in 2009 und 2010<br />

- Durchführung der L/WP-Seminare im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong> ab 2011<br />

- Durchführung von regelmäßigen Treffen und Schulungen der<br />

ehrenamtlichen Lernpaten/innen im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong>.<br />

<strong>Westnetz</strong> beim Pfarrfest 2011<br />

c) Um es Ratsuchenden aus dem Stadtteil zu erleichtern, sich im Bedarfsfall<br />

über passende Hilfsangebote insbesondere bzgl. Bildung, Arbeit und<br />

Beschäftigung zu informieren, war es ein Anliegen des Projekts, eine Übersicht<br />

über die lokalen Angebote zu erstellen. Daher unterstützte <strong>Westnetz</strong><br />

einerseits die Stadt Ratingen im Stadtteilbüro West hinsichtlich einer<br />

praktischen Übersicht der Stadtteilangebote. Andererseits erstellte der<br />

Caritasverband eine regelmäßig aktualisierte Liste aller Angebote der<br />

Beschäftigungsträger in Ratingen. Diese Liste wurde regelmäßig an alle<br />

mit Arbeit suchenden Personen befassten Träger und Stellen sowie an<br />

Stadtverwaltungsmitarbeitende und Ratsmitglieder in Ratingen verschickt,<br />

so dass sie als informative Übersicht bei der Beratung von Arbeit<br />

suchenden Menschen dienen konnte. Daneben hielten die Projektmitarbeiter/innen<br />

im Treffpunkt sowie in den Beratungsbüros aktuelle Flyer<br />

von Angeboten und Veranstaltungen für Besucher/innen bereit.<br />

Eine weitere Maßnahme des Projekts im Sinne der Information von<br />

Bewohner/innen im Stadtteil war die Installierung einer Stellenbörse vor Ort.<br />

In Kooperation mit der Arbeitsagentur Ratingen stellte <strong>Westnetz</strong> zwischen<br />

Treffpunkt und Eingangsbereich der <strong>Westnetz</strong>-Büros und des kath.<br />

Familienzentrums MAXI eine Stellwand auf, an der regelmäßig aktuelle,<br />

niedrigschwellige Stellenangebote ausgehängt wurden. Sie wurde im<br />

Projektverlauf von den Eltern der Kindergartenkinder und Besucher/innen<br />

des Pfarrzentrums zunehmend genutzt, um sich über freie Stellen zu<br />

informieren.<br />

<strong>13</strong>


d) Die Initiative Lernpatenschaft fördert und koordiniert ehrenamtliches<br />

Engagement mit dem Ziel der patenschaftlichen Unterstützung<br />

benachteiligter Kinder und Jugendlicher aus dem Stadtteil. Die<br />

patenschaftliche Unterstützung hilft Kindern und Jugendliche aus<br />

Schulen in Ratingen West mit Defiziten in verschiedenen Lernbereichen.<br />

Sie richtet sich schwerpunktmäßig an Schüler/innen mit<br />

Migrationshintergrund, deren Eltern ihnen oft aufgrund sprachlicher Defizite<br />

und Hemmnissen keine ausreichende Unterstützung beim alltäglichen<br />

Üben und Lernen geben können. Durch regelmäßige und nachhaltige<br />

Einzelbetreuung und Förderung durch ehrenamtliche Lernpat/innen<br />

Können die Bildungschancen dieser Kinder und Jugendlichen erheblich<br />

verbessert werden, insbesondere im frühen Grundschulalter, wenn die<br />

Grundlagen fürs Lernen und die Schullaufbahn gelegt werden.<br />

Die Projektmitarbeiterin hält dazu regelmäßigen Kontakt zu den Schulen im<br />

Stadtteil, die Förderbedarfe bei Schülern erkennen und die Eltern<br />

motivieren, ihr Kind beim <strong>Westnetz</strong> anzumelden. Im Folgenden werden<br />

ehrenamtliche Lernpat/innen an die betreffenden Schüler/innen vermittelt<br />

und helfen ihnen regelmäßig (meist 1x pro Woche) bei der Aufarbeitung<br />

der individuellen Lerndefizite.<br />

Diese Lerneinheiten finden in der Regel in Räumen der jeweiligen Schule<br />

statt, die auch notwendige Materialien zur Verfügung stellt.<br />

Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Lernpat/innen sowie zu den<br />

Schulen wird vom Caritasverband organisiert. Auch regelmäßige<br />

Elterngespräche gehören zur Begleitung im Projekt, um die Verantwortung<br />

der Eltern für die Bildung ihrer Kinder zu fördern. Ebenso erhalten die<br />

Lernpaten/innen regelmäßig Schulungsangebote, die bedarfsorientiert von<br />

der Koordinatorin angeboten oder organisiert werden.<br />

Die Würdigung von und die Gewinnung neuer Lernpaten/innen erreicht die<br />

Initiative auf vielfältige Weise mit Hilfe gezielter Öffentlichkeitsarbeit:<br />

- regelmäßige Veröffentlichungen in der lokalen Presse<br />

- Teilnahme an öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie „Meile des<br />

Ehrenamtes“, „Aktion zusammenwachsen“<br />

- Ausführung kreativer Ideen, z.B.:<br />

- Spendenaktion „1.000 für 1.000“ gemeinsam mit dem Lions-Club<br />

Ratingen<br />

- Besuch der Ausstellung „Magische Orte“ im Gasometer in Oberhausen<br />

mit Erstellung von Bildern auf Leinwand durch die Kinder; Ausstellung<br />

der Bilder in der Sparkasse HRV in Ratingen, Versteigerung der Bilder<br />

im Rahmen der Aktion „Bilder einer Ausstellung“<br />

- Veranstaltung eines Dankesnachmittags für die Lernpaten/innen mit der<br />

Verleihung der Ehrenamtsnadel<br />

- Veröffentlichung und Verteilung eines großformatigen „Extrablatts“ mit<br />

Interviews, Informationen über die Initiative sowie der verschiedenen<br />

öffentlichen Aktionen<br />

14


Eine Schülerin erkennt sich beim Pfarrfest<br />

auf der Titelseite des „Extrablatts“ wieder;<br />

neben ihr Caritas-Mitarbeiterin<br />

Annette Leufen-Rieger<br />

Zielgruppenansprache und Kooperationen<br />

Die Zielgruppen im Zielbereich „Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit“<br />

im Projekt <strong>Westnetz</strong> wurde einerseits erreicht über Multiplikatorenarbeit, d.h. die<br />

regelmäßige persönliche Ansprache und Kooperation mit Stellen und Einrichtungen,<br />

die mit den Menschen beruflich zu tun haben, oder durch Aufsuchen von<br />

Orten und Einrichtungen, an denen sich Personen aus der Zielgruppe treffen<br />

(z.B. Cafe Lichtblick).<br />

Dazu wurden neben dem <strong>Westnetz</strong>-Flyer regelmäßig ansprechende Flyer und<br />

Aushänge insbesondere zur Ankündigung der regelmäßig wiederkehrenden<br />

Kursangebote in klarer, leicht verständlicher Sprache erstellt und teils in die vor<br />

Ort gesprochenen Sprachen übersetzt. Die Projektmitarbeiter/innen verteilten sie<br />

im Rahmen persönlicher Gespräche an allen Stellen mit „Laufkundschaft“ im<br />

Stadtteil und bei den Kooperationspartnern. Im zeitintensiven<br />

L/WP-Kursangebot lud der Caritasverband zusätzlich vor Beginn der Kurse<br />

Interessierte und Multiplikatoren zu Informationsveranstaltungen in den<br />

Treffpunkt <strong>Westnetz</strong> ein, um eine fundierte Entscheidung zur Teilnahme bzw. zur<br />

Vermittlung zu ermöglichen. Ebenso wurden regelmäßig in der örtlichen Presse,<br />

in einer Stadtteilzeitung sowie im Mitteilungsblatt „Geistreich“ der katholischen<br />

Kirchengemeinde Heilig Geist Artikel über die Projektangebote veröffentlicht.<br />

Nachfolgend sind die wesentlichen Kooperationspartner des Projekts <strong>Westnetz</strong><br />

und die Art der Kooperation benannt:<br />

<strong>BIWAQ</strong>-Projekt "West-Lobby" (Sozialdienst kath. Frauen + Diakonie in<br />

Ratingen):<br />

• gemeinsame Veranstaltung eines "Tages d. Offenen Tür" zur Vorstellung<br />

der beiden Projekte in der Öffentlichkeit<br />

• Entwicklung eines gemeinsamen Kriterienkatalogs für geeignete Evaluation;<br />

Erörterung von Verzahnungsmöglichkeiten im Rahmen der Evaluation<br />

• regelmäßiger Austausch von Erfahrungen und Informationen über aktuelle<br />

Angebote<br />

• enge Zusammenarbeit und Austausch bzgl. der Teilnehmer/innen im<br />

Einzelprofiling, die in Maßnahmen des Partnerprojekts vermittelt wurden<br />

• gegenseitige Vermittlung von Teilnehmer/-innen im Sinne passgenauer<br />

Unterstützung der Zielgruppe<br />

• gemeinsame Vorstellung der Projekte im kommunalen Bezirksausschuss<br />

West<br />

15


Die stellv. Bürgermeisterin Margret Paprotta mit den<br />

Projektkoordinatoren Markus Niehues (West-Lobby) und<br />

Niels Nowak (<strong>Westnetz</strong>) beim Tag der Offenen Tür 2009 (v.r.n.l.)<br />

Stadt Ratingen:<br />

• Abgleich mit anderen Angeboten für Zielgruppen aus dem Stadtteil (Amt<br />

32)<br />

• mit dem Stadtteilbüro West: gemeinsame Entwicklung einer handhabbaren<br />

Übersicht über Angebote im Stadtteil für die Bewohner/innen<br />

• regelmäßige Information zielgruppenrelevanter Behörden/Institutionen über<br />

Projektangebote<br />

• Zusammenarbeit und Austausch im Rahmen zusätzlich im Stadtteil<br />

durchgeführter Mikro-Projekte über von der Stadt Ratingen koordinierte<br />

ESF-Förderlinie „Stärken vor Ort“<br />

• Weiterleitung von jungen Zuwanderern durch und an Kompetenzagentur<br />

des Kreises Mettmann<br />

• Einrichtung einer wöchentlichen Beratungs-Sprechstunde im<br />

Stadtteiltreffpunkt "Café Lichtblick"<br />

Jobcenter ME-aktiv, Geschäftsstelle Ratingen<br />

• regelmäßiger Austausch und Informationen über aktuelle <strong>Westnetz</strong>-<br />

Angebote<br />

• Vermittlung von Teilnehmer/-innen im Sinne passgenauer Unterstützung<br />

der Zielgruppen (insbesondere in Beratung, L/WP-Kurse in Initiative A,<br />

Pflege-Qualifizierung in Initiative B)<br />

Bundesagentur für Arbeit, Dienststelle Ratingen<br />

• Zielgruppenansprache und –vermittlung<br />

• Installierung einer regelmäßig aktualisierten Stellenbörse im Stadtteil<br />

Schulen in Ratingen<br />

• Durchführung von Einzelprofilings an einer Haupt- und einer Förderschule,<br />

• Gruppenangebot "Berufe-Casting" am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg<br />

in Ratingen<br />

• intensive Zusammenarbeit mit Grundschulen und Gesamtschule im<br />

Stadtteil in der Initiative Lernpatenschaft<br />

• intensive Zusammenarbeit mit dem Ratinger Berufskolleg zur<br />

regelmäßigen Vermittlung von Freizeitpatenschaften im Rahmen des<br />

Projekts „Balu & Du“<br />

• Gewinnung von jugendlichen Lernpat/innen für Schüler/innen aus<br />

Ratingen West an Höherer Handelsschule Ratingen<br />

16


Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist; Ratingen West<br />

• Bereitstellung von Räumlichkeiten für Kursangebote, Müttercafé und<br />

Veranstaltungen<br />

• allgemeine Unterstützung des Projekts; Einbezug des Projektangebots ins<br />

Pastoralkonzept<br />

• gemeinsamer Verkauf von FairTrade-Produkten im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

Caritas-Fachdienst für Integration und Migration<br />

• fachlicher Austausch über Zielgruppe der Zuwanderer;<br />

Zielgruppenansprache und –vermittlung<br />

• gemeinsame Konzeptionierung des Angebots "Anerkennungsberatung für<br />

Zuwanderer"<br />

Dazu pflegte das Projekt <strong>Westnetz</strong> weitere gute Kooperationen in Form von<br />

Zielgruppenansprache und zielgerechter Vermittlung von Teilnehmer/innen mit<br />

• verschiedenen Beschäftigungsträgern, z.B. Diakonie Ratingen, Sozialdienst<br />

katholischer Frauen Ratingen, WIPA (berufsbezogene Sprachkurse)<br />

• Bildungsträgern, z.B. VHS Ratingen (Integrationskurse), katholisches und<br />

evangelisches Bildungswerk Ratingen<br />

• Kulturvereinen in Ratingen: Dt.-russ.-Kulturverein, alevitischer Kulturverein,<br />

jüdischer Kulturverein Schalom<br />

Gender Mainstreaming/Chancengleichheit von Frauen und Männern<br />

Das Handlungsfeld „Gender Mainstreaming“ wurde im Projekt <strong>Westnetz</strong> in unterschiedlicher<br />

Weise berücksichtigt. In allen Initiativen des Projektes wurde eine<br />

möglichst niedrigschwellige, v.a. aber geschlechtsneutrale Ansprache der<br />

Zielgruppe gewählt. Die Projektangebote in der Initiative B. Integrationsbegleitung<br />

von Frauen bildete eine Ausnahme, da sie sich größtenteils an Frauen, die eine<br />

berufliche Perspektive suchen, richtete. Dies betrifft sowohl das Beratungsangebot<br />

zum (Wieder-) Einstieg als auch die für die weibliche Zielgruppe<br />

konzipierte Einstiegsqualifizierung. Somit war die Zielgruppenansprache in dieser<br />

Initiative auf Frauen ausgerichtet. Die Gewinnung von Integrations- und<br />

Familienlotsen war ebenso wie die Ansprache von Teilnehmer/innen für die<br />

Qualifizierung in Gesundheit und Hauswirtschaft in der Initiative B. zwar<br />

geschlechtsneutral ausgerichtet, jedoch wurden beide Angebote größtenteils von<br />

Frauen wahrgenommen.<br />

Im Bereich der Integrations- und Familienlotsen erklärt sich das dadurch, dass<br />

Frauen mit Migrationshintergrund erfahrungsgemäß eher Interesse und<br />

Bereitschaft haben, sich ehrenamtlich in dieser Weise zu engagieren. Zudem<br />

obliegt ihnen zumeist die Versorgung der Kinder und Familie, so dass sie diese<br />

Tätigkeit zusätzlich eher übernehmen können als berufstätige oder Arbeit<br />

suchende Männer.<br />

Die Qualifizierung im Bereich Pflege und Demenzbetreuung ist ebenso eine<br />

Maßnahme, die größtenteils von Frauen wahrgenommen wird. So vermittelte<br />

allein aufgrund der thematischen Ausrichtung das Jobcenter ME-aktiv zumeist<br />

Frauen in diese Qualifizierung. Nur vereinzelt nahmen männliche Kunden<br />

an dem Angebot teil.<br />

17


Beim Beratungs- und L/WP-Kursangebot für Zuwanderer in Initiative A wurde in<br />

allen Veröffentlichungen und Gesprächen mit Multiplikatoren darauf geachtet, dass<br />

die Angebote geschlechtsunabhängig beworben werden. Hier waren zwei<br />

männliche Projektmitarbeiter als Trainer und Berater tätig, was jedoch nicht zu<br />

einem Überhang männlicher Teilnehmer führte. Die Erfahrung im LWP-<br />

Kursangebot zeigte hingegen, dass Frauen eher dazu neigen, etwas Neues<br />

auszuprobieren und dieses auf Kommunikation und Selbstreflexion basierende<br />

Gruppenangebot wahrzunehmen.<br />

Ebenso wurde im Profiling in der Initiative C auf eine geschlechtsneutrale<br />

Ausrichtung und Ansprache geachtet. Alle Flyer und Veröffentlichungen waren<br />

geschlechtsneutral gehalten. Die offenen Angebote im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong> waren<br />

für Frauen und Männer gleichermaßen offen. Lediglich im Mütter-Mitmach-Café<br />

gab es eine geschlechtsspezifische Ausrichtung, die von den ehrenamtlichen<br />

Initiatorinnen inhaltlich begründet war.<br />

Dazu war das Angebot des Public-Viewings zwar geschlechtsneutral beworben<br />

worden, wurde aufgrund des Themas Fußball jedoch mehr von männlichen<br />

Besuchern angenommen.<br />

Aufgrund der ansonsten gleichmäßigen Annahme des Projektangebots führte die<br />

geschlechtsspezifische Ausrichtung des Projektangebots in Initiative B insgesamt<br />

zu einem deutlich Überhang weiblicher Teilnehmerinnen gegenüber männlichen<br />

Teilnehmern an den Maßnahmen im Projekt <strong>Westnetz</strong>.<br />

Die Maßnahmen des Projektes waren abgestimmt auf das integrierte Entwicklungskonzept<br />

für Ratingen-West und baute auf Zielsetzungen des Handlungskonzeptes<br />

zur Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt“ auf.<br />

Der Caritasverband griff auf Erfahrungen aus früheren LOS-Projekten zurück:<br />

• „PRO WEST“ (Träger Infra-West: Aufbau eines Info-Treffpunktes in<br />

Ratingen-West, Förderung ehrenamtlicher Strukturen),<br />

• „Senioren-Netzwerk-West“ (Aufbau von Hilfe- und Begleitservice für<br />

Senioren mit Migrationshintergrund),<br />

• „Familienlotsen“ (Büro für Interkulturelle Arbeit: Qualifizierung von<br />

zweisprachigen Kulturmittlerinnen/-mittlern),<br />

• „Berufliche Orientierung für jugendliche Zuwanderer in West“ (Profiling,<br />

Berufliche Orientierung und Praktikumsvermittlung) oder<br />

• „Vermittlung von beruflichen Basisqualifikationen durch HipHop“<br />

(Vermittlung von soft skills im Rahmen konzentrierter Arbeit an Produkten<br />

rund um Musik).<br />

Bisherige Erfahrungen wurden ausgewertet und flossen in die Entwicklung neuer<br />

bzw. in die professionelle Weiterentwicklung von im Aufbau befindlichen<br />

Konzepten und Strukturen ein.<br />

18


3. Projektergebnisse<br />

Relevanz<br />

Insgesamt kann gesagt werden, dass das Projekt „<strong>Westnetz</strong> – Initiativen für<br />

Beschäftigung“ mit seinen Angeboten und Initiativen auf durchgehend vorhandene<br />

und relevante Bedarfe ihrer Zielgruppen eingegangen ist.<br />

Das Angebot individueller und intensiver Beratung für die Zielgruppe der<br />

zugewanderten Menschen aus dem Stadtteil sowie langzeitarbeitsloser Frauen ist in<br />

dieser Intensität im Rahmen anderer, vorhandener Maßnahmen nicht vorhanden, so<br />

dass es an sich schon eine Lücke füllt. Die Beratung ist notwendig und wichtig, um<br />

im Einzelfall Vertrauen aufbauen und gemeinsam mit der beratenen Person eine<br />

Bestandsaufnahme vornehmen zu können. Der Caritasverband hatte sich im Projekt<br />

vorgenommen, auf die vorhandenen Hilfebedarfe einzugehen, was beinhaltet,<br />

Maßnahmen bedarfsgerecht zu entwickeln und im Projektverlauf ggf. umgestalten zu<br />

können. So ergab das Beratungsangebot auch immer die Möglichkeit für die<br />

Projektmitarbeiter/innen, besondere Bedarfe bei ihrer Zielgruppe zu erkennen, um<br />

die Weiterentwicklung zu gestalten.<br />

So wurde im Projektverlauf deutlich, dass es bei allen drei speziellen Zielgruppen des<br />

Projekts (Zuwanderer, Frauen mit längerer Phase der Arbeitslosigkeit sowie<br />

Jugendliche/junge Erwachsene) richtig war, bei der Stärkung des Selbstvertrauens<br />

und Schärfung des Blicks für die persönlichen, berufsrelevanten Fähigkeiten<br />

anzusetzen. In der Initiative A (Fit für den deutschen Arbeitsmarkt) im Rahmen der<br />

L/WP-Seminare aber auch in der Initiative B in Beratung und Einstiegsqualifizierung<br />

für Frauen wurden die Ressourcen zwar in den Mittelpunkt gestellt, jedoch<br />

verschafften sich die Teilnehmenden im Zuge der intensiven Auseinandersetzung mit<br />

sich und ihrer Biografie auch ein klareres Bewusstsein für die sie auf dem Weg in<br />

den Beruf stärkenden und hemmenden Rahmenfaktoren. Es wurde deutlich, an<br />

welchen „Baustellen“ zu arbeiten war, und die Teilnehmenden erhielten neben der<br />

inhaltlichen Orientierung bzgl. des passenden und motivierenden Berufsziels einen<br />

klaren Blick für die Knackpunkte, an denen sie ansetzen müssen. Wichtig war auch,<br />

den Teilnehmenden Wege und Methoden aufzuzeigen, die sie dem Arbeitsmarkt<br />

näher bringen und gemeinsam mit den Teilnehmenden konkrete, gangbare Schritte<br />

zu definieren.<br />

So erwies sich das vorrangige Ziel der Erhöhung der individuellen<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Teilnehmenden durch Hilfe bei der beruflichen<br />

Orientierung, persönliche Stärkung und Aktivierung als passend zu den Bedürfnissen<br />

der Zielgruppen.<br />

Im Bereich der individuellen Angebote war zudem die Möglichkeit, eine längerfristige,<br />

individuelle Beratung für Arbeit suchende Menschen mit Migrationshintergrund<br />

anzubieten, wichtig und notwendig, um dem gleichbleibend vorhandenen Bedarf an<br />

fachlicher Begleitung im komplexen Verfahren zur Anerkennung der Berufs- und<br />

Bildungsabschlüsse aus dem Heimatland gerecht werden zu können.<br />

19


In Initiative C. für Jugendliche/junge Erwachsene war in Absprache mit dem Partner-<br />

Projekt West-Lobby zu Projektbeginn klar, dass im Projekt „<strong>Westnetz</strong>“ zwecks<br />

Abgrenzung zu dort vorhandenen Maßnahmen keine intensive Beratung und<br />

Begleitung der Teilnehmenden, sondern „lediglich“ das Erstellen eines<br />

Fähigkeitsprofils der Jugendlichen als Hilfsbaustein und Dienstleistung für<br />

betreffende Schulen oder Maßnahmeträger zur zielgerechten Förderung geleistet<br />

werden sollte. Die Entwicklung des mobilen Profiling-Angebots nach dem Verfahren<br />

„MELBA/IDA“ erwies sich sowohl inhaltlich als geeignet, um Teilnehmenden und<br />

Begleitenden einen klareren Blick auf die eigenen Fähigkeiten zu bieten, als auch<br />

vom Rahmen her, so dass es flexibel und bedarfsgerecht vor Ort durchgeführt<br />

werden und so den Aufwand für Teilnehmer/innen und den zuständigen Träger<br />

deutlich reduzieren konnte.<br />

Im Bereich der Integrationsbegleitung für Frauen war es die niedrigschwellige<br />

Ansprache der Zielgruppe sowie die bedarfsgerechte Vielseitigkeit der Beratungsund<br />

Qualifizierungsangebote, die sie auf den gesamten Projektverlauf bezogen zum<br />

geeigneten Angebot machte.<br />

Eine Einschränkung in Bezug auf die Passgenauigkeit der Maßnahmen zur<br />

Erreichung der gesetzten Ziele kann bzgl. des Angebots von L/WP-Seminaren,<br />

insbesondere für die Zielgruppe der männlichen Zuwanderer, festgestellt werden.<br />

Da die Arbeit in den Gruppeneinheiten sehr auf schriftliche wie mündliche<br />

Kommunikation in Deutsch ausgerichtet ist und auch die Umsetzung der Methode<br />

durch persönliche Kontaktaufnahme und Gespräche in der Zielbranche erfolgt,<br />

erwies sich das Angebot für sprachlich unsichere Stadtteilbewohner/innen als<br />

weniger attraktiv. Hatten sich Menschen aus dieser Zielgruppe zur Teilnahme<br />

entschieden, profitierten sie mehr von der intensiven Zieldefinition und den<br />

Austausch mit den anderen Teilnehmer/innen, jedoch weniger im Bereich der<br />

Erprobung und Umsetzung der Methode, da sprachliche Hemmschwellen sich oft als<br />

zu groß erwiesen.<br />

Insbesondere männliche Zuwanderer aus dem Stadtteil ließen sich weniger für<br />

dieses Angebot gewinnen, da sie erfahrungsgemäß mehr nach Hilfsangeboten<br />

suchen, die konkrete und eher kurzfristige (Vermittlungs-) Erfolge versprechen. Auch<br />

sind sie oft weniger als Frauen jenen Angeboten zugeneigt, bei denen sie etwas<br />

Neues ausprobieren können und es um Kommunikation und Selbstreflexion geht.<br />

Daher erwies sich diese neue Methode im Projektverlauf nicht als diejenige, um<br />

einen großen Teil der Zielgruppe insbesondere der männlichen Zuwanderer zu<br />

erreichen.<br />

Das übergeordnete Ziel im Projekt, eine verlässliche Informations- und Anlaufstelle<br />

für ratsuchende Bewohner/innen im Stadtteil Ratingen West zu etablieren, behielt im<br />

Projektverlauf Relevanz, da der Bedarf nach einer derartigen Koordinierungsstelle an<br />

vielen Punkten sichtbar wurde:<br />

• im Rahmen der Life/WorkPlanning-Seminare, in denen es um eigenständige<br />

Informationsgewinnung geht, wurde an Rückmeldungen der Teilnehmer/innen<br />

deutlich, dass ein Überblick über Hilfsangebote in Ratingen und speziell im<br />

Stadtteil West z.B. im Bereich der Beschäftigungsförderung, Kinderbetreuung<br />

sowie einem Treffpunkt, wo sich Gruppen mit gleichen Interessen treffen können,<br />

um gemeinsam aktiv zu werden, im Stadtteil fehlen.<br />

20


• Auch seitens der Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung, des Jobcenters ME-aktiv,<br />

der Kirchen und anderer Verbände war häufiger zu hören, dass keine strukturierte<br />

Übersicht über alle laufenden Projekt- und Regelangebote im Umfeld bestand.<br />

• Ebenso bekamen die Projektmitarbeiter/innen die Rückmeldung z.B. von<br />

Vereinen, dass es an günstigen Räumlichkeiten mangelt, wo sich kleine oder<br />

größeren Gruppen treffen können, sei es für die Vorbereitung oder Durchführung<br />

von Veranstaltungen oder für die Initiierung kleinerer Projektideen und -<br />

aktivitäten.<br />

Die Stadt Ratingen hatte sich schon vor Projektbeginn das Ziel gesetzt,<br />

eine vorhandene Liste über alle Hilfsangebote im Stadtgebiet zu aktualisieren. Dies,<br />

traf sich mit der Zielsetzung von „<strong>Westnetz</strong>“. Der Projektleiter unterstützte die<br />

Mitarbeiterin im Stadtteilbüro dabei, die Angebotsliste strukturiert und handhabbar zu<br />

gestalten. Als sich dieser Prozess seitens der Stadt Ratingen aufgrund anderweitiger<br />

Arbeitsbelastung immer weiter verzögerte, erstellte der Projektkoordinator zumindest<br />

für den Bereich der Beschäftigungsförderung eigenständig eine übersichtliche Liste<br />

der Angebote in Ratingen. Regelmäßig aktualisiert diente sie als Instrument in der<br />

Sozialberatung verschiedener Träger und wurde von Verwaltungsmitarbeitenden und<br />

Ratsmitgliedern angefordert..<br />

Den Bedarf nach einem niedrigschwelligen Treffpunkt und Raum für unterschiedliche<br />

Gruppenaktivitäten versuchte das Projekt einerseits durch die anfangs<br />

regelmäßigen Öffnungszeiten als Café-Treffpunkt und andererseits durch intensive<br />

Netzwerkarbeit zu begegnen, um die Möglichkeiten bekannt zu machen. An der<br />

unter Punkt 2. erläuterten Nutzung des Treffpunkts wird deutlich, dass der Bedarf<br />

tatsächlich da war und ist. Jedoch konnten die regelmäßigen Öffnungszeiten aus<br />

personellen Gründen im Projektverlauf nicht beibehalten werden, zumal aufgrund<br />

der nicht günstigen Verkehrslage und der begrenzten Nutzungs- und<br />

Gestaltungsmöglichkeiten nicht so viele Menschen wie vorgesehen für<br />

unverbindliche Informationsbesuche den Weg in den Treffpunkt fanden.<br />

Weitere Maßnahmen zur Belebung und Bekanntmachung des Treffpunktes im<br />

Stadtteil waren inhaltlich dem Ziel angemessen, führten aber aufgrund verschiedener<br />

Rahmenbedingungen (siehe Punkt „Zielerreichung bzw. auch Erläuterungen im<br />

Evaluationsbericht unter Punkt III Abs. 4) nicht zum Ziel durchgängiger Nutzung der<br />

Räumlichkeiten.<br />

Zielerreichung und Wirkung<br />

Insgesamt sind 377 Teilnehmer/innen in der Zeit vom 01.04.2009 – 31.10.2012 im<br />

Projekt (mehrfach) beraten oder qualifiziert worden, davon 258 weiblich und 119<br />

männlich (ohne Zählung der Bagatellfälle = Einzelkontakte).<br />

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass eine geringfügige Differenz zwischen den<br />

aufgeführten Zahlen in der Tabelle in der Anlage und Teilen des Berichts und der im<br />

Evaluationsbericht aufgeführten Zahlen existiert. Diese ist dadurch zu erklären, dass<br />

einige Teilnehmerinnen im Projektverlauf zeitgleich oder kurz nacheinander an zwei<br />

Angeboten des Projektes teilgenommen haben, z.B. an Beratung oder Einstiegsqualifizierung<br />

für Frauen und nachfolgend am Life/Work Planning-Seminar.<br />

21


So zählen sie nur einmal als Gesamtteilnehmerin, jedoch jeweils einmal in der<br />

Statistik der einzelnen Angebote. Zudem sind Teilnehmerinnen der Einstiegsqualifizierung<br />

für Frauen in Initiative B, die zuvor oder begleitend beraten wurden,<br />

einmal gezählt worden, und zwar als Teilnehmerinnen der Qualifizierung.<br />

Im Projektverlauf sollten folgende quantitativen Ziele erreicht werden:<br />

• Initiative A:<br />

36 Menschen mit Migrationshintergrund sollten qualifiziert werden und dadurch<br />

eine klarere Orientierung über ihre berufliche Perspektive erhalten.<br />

→<br />

In Beratung und Qualifizierung (L/WP-Seminare) dieser Initiative sind insgesamt<br />

103 Teilnehmende erreicht worden, 82 davon in der Qualifizierung. Somit ist die<br />

Zahl von 36 qualifizierten Teilnehmenden erreicht worden. Jedoch wurden<br />

im Bereich der Qualifizierung nur 41 Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund –<br />

der hauptsächlichen Zielgruppe – erreicht, anteilsmäßig war eine deutlich größere<br />

Gruppe angestrebt worden. Gründe dafür sind im vorhergehenden Abschnitt und<br />

ebenso in Punkt III. Abs 1.2 genauer erläutert.<br />

Die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit konnte hier bei 51 Teilnehmer/innen<br />

konstatiert werden.<br />

Die Kriterien, die zur individuellen Beurteilung der Frage der Beschäftigungsfähigkeit<br />

seitens der Projektmitarbeiter/innen in Initiative A und B herangezogen<br />

wurden, sind in der Anlage zu diesem Bericht beschrieben.<br />

Insgesamt 27 Teilnehmer/innen konnten sich nach der Teilnahme<br />

beruflich integrieren, was zu Projektbeginn als Ziel nicht formuliert war:<br />

- 16 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

- 3 in berufliche Ausbildung<br />

- 5 in geringfügige Beschäftigung (Minijob)<br />

- 3 in weitergehende Maßnahmen<br />

• Initiative B:<br />

41 Frauen mit Migrationshintergrund sollten in dieser Initiative qualifiziert werden,<br />

ein großer Teil zu Integrations- und Familienlotsen. Im Rahmen der Tätigkeit als<br />

Integrations- und Familienlotsen bzw. begleitend zur Qualifizierung sollten die<br />

Frauen individuell beraten und bei der Entwicklung ihrer beruflichen Perspektive<br />

unterstützt werden.<br />

→<br />

Hier zeigte sich schnell, dass nicht für alle interessierten Teilnehmerinnen eine<br />

Tätigkeit als Integrations- und Familienlots/in in Frage kam, hingegen allgemein<br />

ein großer Unterstützungsbedarf bei Frauen im Stadtteil bestand, was den<br />

beruflichen (Wieder-) Einstieg betraf.<br />

In den daraufhin bedarfsgerecht erweiterten Beratungs- und<br />

Qualifizierungsangeboten wurden insgesamt 184 Frauen beraten (70) und/oder<br />

qualifiziert (114), so dass die angestrebte Teilnehmerinnenzahl erheblich<br />

übertreffen werden konnte. Eine Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit durch die<br />

Teilnahme konnte hier bei 102 Frauen festgestellt werden.<br />

<strong>22</strong>


Darunter waren insgesamt 65 Frauen, die sich nach der Teilnahme beruflich<br />

integrieren konnten, was in dem Ausmaß zu Projektbeginn nicht vorgesehen war:<br />

- 17 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

- 9 in berufliche Ausbildung<br />

- 3 in schulische Ausbildung<br />

- 19 in geringfügige Beschäftigung (Minijob)<br />

- 17 in weitergehende Maßnahmen<br />

• Initiative C:<br />

Von 115 Jugendlichen und junge Erwachsenen sollte im Projektverlauf ein<br />

Fähigkeitsprofil erstellt werden.<br />

→<br />

In dieser Initiative wurden von insgesamt 94 Teilnehmer/innen in Gruppen aber<br />

v.a. in Einzelprofilings Fähigkeitsprofile erstellt. Dazu nahmen 7 Teilnehmer/innen<br />

am neu konzipierten Modell Berufe-Casting teil. Durch den inhaltlich begründeten<br />

Wechsel vom Gruppen- zum Einzelprofiling war früh zu erwarten, dass die<br />

Teilnehmendenzahl nur schwer erreicht werden würde. Trotz intensiver Netzwerk-<br />

Und Öffentlichkeitsarbeit sowohl bei Maßnahmeträgern, Arbeitsagentur, Jobcenter<br />

ME-aktiv als auch an weiterführenden Schulen wurde der Nutzten und die Chance<br />

des Angebots nicht in dem Maße gesehen und angenommen, dass eine höhere<br />

Teilnehmendenzahl möglich war. Durch die inhaltlich begründete Reduzierung<br />

des Angebots auf das Profiling als Unterstützung für Träger, die hauptsächlich mit<br />

den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen arbeiteten, war eine intensive Weiterberatung<br />

der jeweiligen Teilnehmer/innen durch die Projektmitarbeiterin des<br />

Caritasverbandes nicht mehr vorgesehen, was auch eine direkte Vermittlung in<br />

Praktika etc. ausschloss. Die Teilnehmenden wurden von ihren<br />

Ansprechpartnern/innen bei den jeweiligen Trägern (weiter-)betreut.<br />

• Besucher/innen im Treffpunkt <strong>Westnetz</strong>/Förderung ehrenamtlicher Beschäftigung<br />

Zu Projektbeginn war bezüglich der Frequentierung des Treffpunkts <strong>Westnetz</strong> eine<br />

jährliche Besucherzahl von 100 Menschen angestrebt worden.<br />

→<br />

Da sich wie schon beschrieben die Etablierung eines regelmäßigen Treffpunkts im<br />

Laufe des Projekts als nicht realistisch erwies, konnte diese Besucherzahl nicht<br />

erreicht werden. Die zentralen Hindernisse sind im beigefügten<br />

Evaluationsbericht unter Punkt III Abs. 4 ausführlich erläutert und werden<br />

daher hier nur kurz zusammengefasst:<br />

- Lage und Räumlichkeiten des geplanten Treffpunkts erwiesen sich als für diesen<br />

Zweck wenig geeignet<br />

- Die angemieteten Räume der Pfarrgemeinde waren nicht zentral genug gelegen,<br />

um genügend „Laufkundschaft“ anzuziehen<br />

- Dazu war die Gestaltung des Treffpunkts, der abends und am Wochenende<br />

weiterhin als Foyer des Pfarrsaals der Gemeinde genutzt wurde, sehr<br />

eingeschränkt, so dass eine ansprechende Außendarstellung und<br />

Innengestaltung nicht in notwendigem Maße möglich war<br />

- die intensive Suche nach passenderen Räumlichkeiten im Stadtteil bleib erfolglos<br />

23


- die regelmäßigen Öffnungszeiten – notwendig, um einen niedrigschwelligen<br />

Zugang zu ermöglichen – konnten nicht auf Dauer angeboten werden, da die<br />

von der Stadtverwaltung Ratingen zunächst zugesagte Förderung einer<br />

Stelleneinrichtung nicht eingehalten werden konnte. Auch die Organisation und<br />

Begleitung einer geplanten „Tauschbörse“ war dadurch nicht mehr möglich.<br />

- der notwendige Zeit- und Personalaufwand für Öffentlichkeitsarbeit und<br />

zusätzliche Angebote zur Belebung des Treffpunkts konnte auf Dauer von den<br />

Projektmitarbeiter/innen nicht geleistet werden<br />

Zudem hatte sich das Projekt zum Ziel gesetzt, 53 Menschen zu ehrenamtlichem<br />

Engagement zu bewegen.<br />

→<br />

Dieses Ziel konnte im Rahmen der Initiative Lernpatenschaft erreicht werden.<br />

Die Hintergründe und Erfolgsfaktoren zu dieser Initiative sind ebenso im beiliegenden<br />

Evaluationsbericht unter Punkt III Abs. 3 ausführlicher erläutert.<br />

Neben der hohen Gesamtzahl der sich regelmäßig für die Erhöhung der Bildungschancen<br />

von Kindern engagierenden Menschen ist hierbei hervorzuheben, dass<br />

im Projektverlauf auch jeweils mehrere Schüler/innen der Höheren Handelsschule<br />

in Ratingen während eines Schuljahrs eine Lernpatenschaft für ein Kind an einer<br />

Grundschule in Ratingen West übernommen haben.<br />

Die Frage nach den Wirkungen des Projekts <strong>Westnetz</strong> für den Stadtteil Ratingen<br />

West sind aus Sicht des Projektträgers zutreffend und gut zusammengefasst im<br />

beiliegenden Evaluationsbericht in Punkt IV. dargestellt, so dass hier auf eine<br />

Wiederholung bzw. zusätzliche Erörterung verzichtet wird.<br />

Hervorzuheben bezüglich der Frage nach Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit<br />

mit Kooperationspartnern ist allerdings die erstaunlich uninteressierte Betrachtung<br />

des Projekts seitens leitender Mitarbeitender der Stadtverwaltung Ratingen, die ihre<br />

mangelnden Einflussmöglichkeiten und die Sorge um Anträge auf Anschluss-<br />

Förderung aus städtischen Haushaltsmitteln in den Vordergrund stellten, durch<br />

entsprechend gefärbte Information an die Ratsgremien jedoch auch dort z.T. für eine<br />

vorbehaltliche Betrachtung sorgten.<br />

Effizienz<br />

Allein im Hinblick auf die durch die Projektarbeit erreichten Integrationen in Arbeit<br />

und Ausbildung erscheint der Mitteleinsatz effizient erfolgt zu sein. Nimmt man die<br />

erreichte Quote der Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit in die Betrachtung hinzu,<br />

so interpretieren wir eine hohe Wirtschaftlichkeit beim Mitteleinsatz, um die<br />

angestrebten Ziele zu erreichen. Beide Erfolge sind nur zu erreichen gewesen durch<br />

niedrigschwellige, zum Teil inidividuelle Beratungsarbeit, die mit hohem<br />

Personalaufwand einhergeht. Die Beratungsarbeit und die L/WP-Seminare zielten<br />

darauf ab, dass die Teilnehmer/innen den „richtigen“ Berufsweg erkannten, um eine<br />

zufriedenstellende Arbeit aufnehmen zu können, die eine langfristig tragfähige<br />

Perspektive eröffnet.<br />

Die individuelle Beratungsarbeit ist alternativlos, da sonst nicht angeboten. Im<br />

Wissen darum haben bspw. Mitarbeiter/innen des Jobcenters in Ratingen ihre<br />

24


„schwierigen“ Kunden gezielt zum <strong>Westnetz</strong> vermittelt. Die Seminare Life-/Work-<br />

Planning werden ansonsten im Kreisgebiet nicht angeboten, die wenigen<br />

kommerziellen Angebote in Deutschland sind für die Zielgruppe nicht erschwinglich.<br />

Einkalkuliert wurde durch den gewählten Arbeitsansatz, dass sich alle Wirkungen der<br />

Projektmaßnahmen in Bezug auf die berufliche Integration auch erst nach dem Ende<br />

des Projektzeitraums entfalten werden. Somit ist zu erwarten, dass sich die Effizienz<br />

weiter erhöhen wird.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Von Beginn des Projektes an hat der Caritasverband Ideen und Maßnahmen zur<br />

Sicherung der Nachhaltigkeit entwickelt. Diese beginnen bei der bedarfsgerechten<br />

Gestaltung des Projektangebots und wurden durch intensive Aktivität im Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Ergebnistransfer fortgesetzt (siehe auch Erläuterungen in<br />

Punkt 6)<br />

Konkret können folgende Aktivitäten in diesem Bereich genannt werden:<br />

Weiterentwicklung Angebote für Zielgruppe der Zuwanderer:<br />

- bedarfsgerechte Ergänzung/Entwicklung der Einstiegsqualifizierung für Frauen<br />

(Initiative B)<br />

- Etablierung des Schwerpunkts "Anerkennung ausl. Bildungsabschlüsse" im<br />

Beratungsangebot des Caritasverbandes (Initiative A+B)<br />

- Entwicklung passender Form der Vermittlung der L/WP-Methode für diese<br />

Zielgruppe<br />

Verstetigung des Angebotes Life/Work-Planning (LWP):<br />

- einjährige Ausbildung zweier Projektmitarbeiter zu L/WP-Trainern<br />

(März 2010 – März 2011), um neue Methode perspektivisch passgenau für spezielle<br />

Zielgruppen auch nach Projektende anbieten zu können<br />

- Mitarbeit bei der Weiterentwicklung des Verfahrens für die Zielgruppe<br />

Langzeitarbeitslose im Rahmen des Modellprojekts des Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverbandes NRW<br />

Konzeptionierung und Erprobung des Angebotes "Berufe-Casting“:<br />

- Erstellung eines Konzepts für Angebot der talentbasierten Berufsorientierung an<br />

Schulen als Kombination aus Profiling und Berufsorientierung mit L/WP-Elementen;<br />

Zielgruppe: Jugendliche in Schulabgangsklassen<br />

- projekthafte Durchführung des Angebotes in einer Abgangsklasse am Berufskolleg<br />

Ratingen<br />

- Vorstellung des Angebotes an weiterführenden Schulen in Ratingen<br />

(insbesondere im Stadtteil West)<br />

Ziel: Etablierung als Standardangebot für allgemeinbildende Schulen im Rahmen<br />

vertiefter Berufsorientierung. Aktuell laufen Gespräche mit weiterführenden<br />

Schulen in Ratingen zwecks Nutzung des Caritas-Angebots.<br />

25


Im Teilprojekt Lernpatenschaften<br />

- Durchführung mehrerer Veranstaltungen für und mit Lernpaten, Schülern und Eltern<br />

- Gründung eines Vereins für Freunde und Förderer des Projekts durch gezielte<br />

Ansprache von Personen aus Gesellschaft und Wirtschaft hinsichtlich nachhaltiger<br />

Förderung.<br />

Die Finanzierung der Personal- und Sachkosten für die Koordination der Initiative<br />

Lernpatenschaft ab November 2012 konnte noch vor Abschluss des Projektes für die<br />

nächsten drei Jahre gesichert werden. Geplant ist eine quantitative und inhaltliche<br />

Ausweitung der Initiative (patenschaftliche Begleitung von Schülerinnen/Schüler<br />

höherer Klassen, verstärkte Einbindung von Eltern).<br />

Weiterhin fanden regelmäßige Gespräche mit Leitung und Fallmanagement der<br />

Geschäftsstelle des Jobcenters ME-aktiv in Ratingen statt. Dabei ging es um den<br />

Nutzen und die Finanzierung der Projektangebote über den Projektzeitraum hinaus.<br />

Im März 2012 lud der Caritasverband Presse und Fachöffentlichkeit zu einer<br />

Veranstaltung ein, bei der die Projektergebnisse mit Hilfe der Projektevaluation<br />

präsentiert wurden. Auch hier wurde explizit die Frage in den Mittelpunkt gestellt,<br />

welche Ideen zur Verstetigung einzelner Angebote bestehen.<br />

Der Caritasverband hat im gesamten Projektverlauf zeitnah immer wieder neue Ideen<br />

entwickelt und Maßnahmen eingeleitet, um die geplanten Ziele und Angebote weiter<br />

zu entwickeln, die Angebote bedarfsgerecht zu qualifizieren und sie langfristig<br />

abzusichern bzw. zu etablieren. Dabei wurden Strategien der nachhaltigen Sicherung<br />

ständig mitgedacht und umgesetzt (z.B. Konzepte zur Finanzierung von Projekten,<br />

Anpassung/Modifizierung/Optimierung von Methoden).<br />

Methoden mit Modellcharakter sind entwickelt worden, die Perspektiven für die Arbeit<br />

mit der Zielgruppe im Quartier haben, transferfähig und potenziell nachhaltig wirksam<br />

sind:<br />

- Intensivseminar Life/Work Planning, inhaltlich und vom zeitlichen Ablauf angepasst<br />

an die Zielgruppe chancenärmerer Arbeit suchender Menschen mit und ohne<br />

Migrationshintergrund<br />

- modulare Qualifizierung zur Unterstützung des beruflichen (Wieder-) Einstiegs<br />

von Frauen<br />

- modular aufgebaute Unterrichtsreihe zur vertiefenden Berufsorientierung in<br />

Schulabgangsklassen an weiterführenden Schulen, dass an Möglichkeiten und<br />

Rahmen der Schulen angepasst werden kann<br />

- Etablierung von ehrenamtlichen Lernpatenschaften als verlässliches Instrument zur<br />

Förderung von Chancengleichheit<br />

Die Nachhaltigkeit der Wirkungen hinsichtlich der Beschäftigungsfähigkeit der<br />

Teilnehmer/innen von <strong>Westnetz</strong> sind quantitativ an den Vermittlungszahlen<br />

abzulesen und könnten im qualitativen Bereich nur durch kontinuierlichen Kontakt mit<br />

den ehem. Projektteilnehmer/innen eingeschätzt werden.<br />

Hinsichtlich eines Teils der Teilnehmer/innen an den L/WP-Seminaren in <strong>Westnetz</strong><br />

ist dies durch die Weiterführung des monatlichen, offenen Frühstücks-Angebots<br />

möglich.<br />

26


Abgrenzung zu anderen Programmen / Regelinstrumenten der<br />

Arbeitsmarktförderung<br />

Die Durchführung des <strong>BIWAQ</strong>-geförderten Projekts „<strong>Westnetz</strong> – Initiativen für<br />

Beschäftigung“ ermöglichte dem Caritasverband, neue Ansätze und Methoden in der<br />

Beschäftigungsförderung auszuprobieren und anzuwenden. Bewusst hat der<br />

Caritasverband dabei Zielgruppen anvisiert (Frauen nach Familienphase,<br />

Wiedereinsteiger/innen, zugewanderte Menschen mit im Herkunftsland erworbenen<br />

Berufsabschlüssen), die von den Förderprogrammen oft nicht erreicht werden oder<br />

nicht ausreichend darüber informiert sind. Auf diese Weise konnten viele Personen<br />

erreicht, deren Beschäftigungsperspektiven analysiert und verbessert und bei Bedarf<br />

den Regeleinrichtungen zugeführt werden. Im Gegenzug boten sich dem Jobcenter<br />

und der Arbeitsagentur neue Möglichkeiten, Kundinnen und Kunden, die durch<br />

Regelinstrumente bislang nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten, den<br />

<strong>BIWAQ</strong>-<strong>Westnetz</strong>-Maßnahmen zuzuführen.<br />

Der sozialräumliche Ansatz von <strong>BIWAQ</strong> hilft zunächst bei der Eingrenzung der<br />

Maßnahmen, die bislang in diesem Quartier nicht angeboten, aber notwendig oder<br />

sinnvoll sind. Dies erleichtert die Planung und so können zielgerichtet auf die<br />

Bedürfnisse der Wohnbevölkerung des Quartiers hin Angebote entwickelt werden.<br />

Die <strong>BIWAQ</strong>-Konzentration auf Programmgebiete verhilft der Quartiersbevölkerung zu<br />

ansonsten nicht angebotenen, nicht erreichbaren oder nicht finanzierbaren<br />

Angeboten bei der Suche nach beruflichen Perspektiven. Die öffentliche Darstellung<br />

des laufenden <strong>BIWAQ</strong>-Programms im Stadtteil bewirkt eine Aufwertung des<br />

Sozialraums.<br />

Gender Mainstreaming/Chancengleichheit<br />

Als Bestandteil von Gender Mainstreaming wollte das Projekt Frauen wie Männern -<br />

zusätzlich unterschiedlicher kultureller Herkunft und unterschiedlichen Alters - in der<br />

Phase der Berufs- und/oder Lebensorientierung unter Einbindung ihrer individuellen<br />

Lebenssituation Chancen eröffnen, sich persönlich neu oder besser zu orientieren<br />

bzw. ihre Perspektiven (schulisch/beruflich) zu verbessern. Mittel- und auch<br />

langfristig mit dem Ziel der persönlichen Stabilisierung und damit der Stabilisierung<br />

ihrer sozialen Lage und der des Quartiers. Mit diesem Ziel sollten Frauen wie Männer<br />

unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft in ihrer Diversität<br />

gleichermaßen auf unterschiedlichen Ebenen der Projektarbeit (Zielsetzung,<br />

Methoden, Umsetzung) wahrgenommen werden und dabei auch traditionelle<br />

Positionszuweisungen hinterfragt und aufgebrochen werden.<br />

Ein besonderes Konzept zur Umsetzung von Gendermainstreaming gab es für die<br />

Umsetzung des Projekts nicht. Doch fanden Genderaspekte auf unterschiedlichen<br />

Ebenen von Seiten aller Projektmitarbeitenden bewusst Berücksichtigung – sofern<br />

sie steuerbar waren und die für die Durchführung erforderliche Anzahl von<br />

Teilnehmenden nicht gefährdet war.<br />

Besetzung von Personalstellen: Die Stellen im Projekt wurden durch weibliche und<br />

männliche Fachkräfte paritätisch besetzt.<br />

27


4. Evaluation<br />

Die Evaluation des Projekts „<strong>Westnetz</strong> – Initiativen für Beschäftigung“ wurde extern<br />

vom Institut „in puncto: pfaender & team GmbH, Köln durchgeführt. Der<br />

Evaluationsbericht ist dem Abschlussbericht beigefügt und dient in einigen Passagen<br />

des Abschlussberichts als gute Grundlage für die Erörterungen, da sich das Institut<br />

im Zuge des Projekts einen intensiven Einblick in Rahmenbedingungen und<br />

Projektabläufe verschaffen und diese somit (aus unserer Sicht treffend) beschreiben<br />

konnte.<br />

5. Gesamtausgaben und Finanzierung<br />

Die Verwendung der Zuwendung erfolgte weitgehend planmäßig und erfolgte unter<br />

der Prämisse schonender und sparsamer Ausgabenplanung. In der Folge wurde das<br />

zur Verfügung gestellte Budget nicht ausgeschöpft.<br />

In der Folge werden die Gründe für die Differenzen zwischen Soll- und Ist-Zahlen in<br />

den einzelnen Kostenpositionen dargelegt:<br />

a) Projektleitung: Die höheren Ausgaben in der Größenordnung von 5.416,89 €<br />

sind allein auf die vom BVA ab 2010 eingeräumte Möglichkeit der Abrechnung<br />

der nach AVR-Caritas tatsächlich anfallenden Personalkosten zurück zu<br />

führen.<br />

b) Pädag. Personal: Die höheren Ausgaben in der Größenordnung von<br />

40.244,09 € sind allein auf die vom BVA ab 2010 eingeräumte Möglichkeit der<br />

Abrechnung der nach AVR-Caritas tatsächlich anfallenden Personalkosten<br />

zurück zu führen.<br />

c) Sonstiges Personal: Keine Abweichung<br />

d) Honorarmittel (incl. Evaluation): Die Minderausgaben in der Größenordnung<br />

von 53.616,63 € sind vor allem darauf zurück zu führen, dass der ursprünglich<br />

geplante Mitteleinsatz für Honorarzahlungen zwecks Beauftragung eines Life-<br />

/Work-Planning-Trainers ab 2011 nicht mehr notwendig waren, da durch die<br />

Ausbildung zweier pädagogischer Mitarbeiter (Herr Nowak, Herr Dobrivojevic)<br />

zu L/WP-Trainern die geplanten Maßnahmen (Seminare, Coaching) durch<br />

diese selbständig angeboten werden konnten. Das Gleiche gilt für die<br />

geplanten Honorarkosten für Profiling: Auch in diesem Bereich wurde eine<br />

pädagogische Mitarbeiterin (Frau Leufen-Rieger) zielgerichtet ausgebildet, so<br />

dass sie eigenständig Profilings anbieten konnte.<br />

Allein durch diese Mitteleinsparung konnten die Mehrausgaben bei den<br />

Personalausgaben ausgeglichen werden.<br />

e) Miete und Mietnebenkosten: Die Minderausgaben in Höhe von 14.203,25 €<br />

ergeben sich vor allem dadurch, dass die geplante Anmietung zusätzlicher<br />

Räumlichkeiten für die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen nicht im<br />

geplanten Umfang erfolgen bzw. durch Verhandlungen mit der katholischen<br />

Kirchengemeinde Heilig Geist sowie der Stadtverwaltung Ratingen Räume<br />

kostengünstig, z.T. kostenfrei genutzt werden konnten.<br />

f) Ausstattung: Die notwendige Ausstattung erfolgte sachgerecht, die geplanten<br />

Ausgaben wurden lediglich um 38,23 € überschritten.<br />

28


g) Reisekosten: Der Ansatz bewilligter Ausgaben wurde deutlich um 10.448,90 €<br />

unterschritten. Gründe dafür sind<br />

• Äußerst ökologische Fortbewegung per Rad der Projektmitarbeiter/innen<br />

innerhalb Ratingens<br />

• Die für <strong>BIWAQ</strong>-Workshops geplanten Reisekosten mussten bei Weitem<br />

nicht verwendet werden<br />

• Reisekosten für Teilnehmer/innen sind so gut wie nicht angefallen.<br />

h) Lehr- und Lernmittel: Der Ansatz bewilligter Ausgaben wurde deutlich um<br />

4.749,34 € unterschritten. Grund dafür ist vor allem, dass die ursprünglich<br />

geplante Qualifizierungsmaßnahme für im Herkunftsland gut ausgebildete<br />

Zuwanderer im technischen Bereich nicht zustande kommen konnte wegen<br />

fehlender Finanzierungsinstrumente seitens der ARGE ME-aktiv. Zudem<br />

wurde auf die Anschaffung der Profiling-Mappen „ProfilPass“ verzichtet zu<br />

Gunsten der Anschaffung eines Profiling-Methodenkoffers „Melba/Ida“.<br />

i) Öffentlichkeitsarbeit: Der Ansatz bewilligter Ausgaben wurde um 3.325,51 €<br />

unterschritten. Die Einsparungen erfolgten allein durch erfolgreich geführte<br />

Kostenverhandlungen mit Anbietern von Druck- und Werbeerzeugnissen, die<br />

anschließend immer wieder punktuell beauftragt wurden. Ein eigenes<br />

„<strong>Westnetz</strong>-Logo“ wurde kostenlos entwickelt und zur Verfügung gestellt.<br />

Einige Informationsträger (z.B. für Seminare für Wiedereinsteiger/innen)<br />

wurden mit eigenen Bordmitteln hergestellt und sind nicht gesondert<br />

berechnet worden.<br />

j) Sonstige Sachausgaben: Der Ansatz bewilligter Ausgaben wurde deutlich um<br />

11.072,42 € unterschritten. Grund dafür ist vor allem, dass die geplante<br />

Führungskräfte-Fortbildung für den Projektleiter nicht realisiert wurde, sondern<br />

der Projektleiter Herr Nowak mit dem Projektmitarbeiter Herrn Dobrivojevic<br />

gemeinsam eine Ausbildung zum Life-/Work-Planning Trainer erfolgreich<br />

absolviert hat. Im Rahmen einer Vereinbarung mit dem Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband NRW konnte diese Ausbildung kostenfrei in Anspruch<br />

genommen werden, weil der Caritasverband sich im Gegenzug verpflichtete,<br />

seine Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Anwendung der Methode LWP in<br />

die Arbeit des Modellprojekts „Selbstvermittlungscoaching“ des Paritätischen<br />

einzubringen (Mitarbeit in Steuerungs- und Arbeitsgruppen).<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass Projektleitung, Projektmitarbeitende und der<br />

mittelbewirtschaftende Träger alle Ausgaben auf Notwendigkeit für die Erreichung<br />

der Projektziele geprüft und unter Wahrung des Prinzips der sparsamen<br />

Mittelverwendung beantragt und bewilligt haben. Aufgrund des gemeinschaftlich<br />

verantwortungsvoll gelebten Prinzips und großen Entscheidungsbefugnissen<br />

innerhalb des Projekts konnten benötigte Anschaffungen sehr schnell und<br />

unkompliziert getätigt werden, so dass auf spontane und aktuelle Bedürfnisse<br />

reagiert werden konnte. Es kann festgestellt werden, dass keine benötigten Mittel<br />

fehlten, und frei werdende Stellen zügig nachbesetzt worden sind.<br />

Ausgaben für die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen / Beihilferelevanz<br />

Im letzten Projektjahr sind zwei Mitarbeiter im Rahmen des Projekts als<br />

Fachpersonal eingestellt worden, deren Beschäftigung vom Jobcenter ME-aktiv<br />

analog der Bestimmungen des § 16e SGB II .finanziell gefördert worden ist. Die für<br />

die Anstellung angefallenen Personalkosten wurden unter der Kostenart „pädag.<br />

29


Personal/Ausbildungs-/Fachpersonal“ dargestellt, die Zuwendungen des Jobcenters<br />

ME-aktiv unter den Einnahmen der Bundesagentur subsummiert.<br />

Die Einstellung geförderten, mithin bislang langzeitarbeitslosen Personals war bei der<br />

Benennung der Projektziele ursprünglich nicht vorgesehen, sondern hat sich im<br />

Projektverlauf ergeben: Frau Akbaba war Projektteilnehmerin, bevor sie im Rahmen<br />

der beruflichen Entwicklung übergangsweise eine Mitarbeit angeboten bekam, Herr<br />

Pettkus war als Honorarmitarbeiter tätig.<br />

6. Öffentlichkeitsarbeit, Ergebnistransfer<br />

Wie bereits in der Zusammenfassung erläutert, nahm die Netzwerk- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit einen großen Stellenwert in der Projektarbeit von <strong>Westnetz</strong> ein.<br />

Dies war notwendig aufgrund des Ziels, das Projekt und seine Angebote<br />

insbesondere im Stadtteil Ratingen West bekannt zu machen und einen Treffpunkt<br />

im Stadtteil Ratingen West zu etablieren. Ebenso handelte es sich bei den<br />

Projektangeboten nicht um Maßnahmen, die z.B. vom Jobcenter ME-aktiv gefördert<br />

werden, wodurch nicht regelmäßig Teilnehmer/innen dem Projekt zugewiesen<br />

wurden und eine kontinuierliche Ansprache der Zielgruppen und der Multiplikatoren,<br />

die mit ihnen zu tun haben, notwendig war. Neben der schon in Punkt 2<br />

beschriebenen Maßnahmen zur Präsenz und Bekanntmachung des Projekts im<br />

Stadtteil sowie der Zielgruppenansprache für die einzelnen Angebote wurde<br />

Öffentlichkeitsarbeit im Projekt <strong>Westnetz</strong> durch folgende Aktivitäten durchgeführt:<br />

- Pressekonferenzen:<br />

- Vorstellung Stadtteilprojekte "<strong>Westnetz</strong>" und "West-Lobby" gemeinsam mit<br />

SkF/Diakonie Ratingen im Herbst 2009;<br />

- Vorstellung der Projektangebote und bisherigen -ergebnisse im Rahmen einer<br />

Jahrespressekonferenz im Januar 2011<br />

- Ankündigung Informationsveranstaltung zum 1. Seminar "Life/WorkPlanning für<br />

Zielgruppe aus A+B<br />

- regelmäßige Pressemitteilungen in örtlicher Presse zu Themen:<br />

Life/WorkPlanning-Seminare; Einstiegsqualifizierung für Frauen; ehrenamtliche<br />

Lernpaten für West gesucht,<br />

- Veranstaltungen zum Gesamtprojekt:<br />

- Tag d. Offenen Tür zur Vorstellung der beiden Stadtteilprojekte „West-Lobby“ und<br />

„<strong>Westnetz</strong>“ in der Öffentlichkeit, gemeinsam mit "West-Lobby"; vorherige<br />

Ansprache (mündlich u. schriftlich) relevanter Kooperationspartner und<br />

Multiplikatoren, September 2009<br />

- Feierstunde "5 Jahre Caritas-Beschäftigungsförderung" mit Einladung der Presse<br />

und relevanter Ansprechpartner; Vorstellung des Projektes und der Mitarbeiter im<br />

Rahmen der Veranstaltung; September 2009<br />

- Veranstaltung für Presse und Fachöffentlichkeit zur Präsentation der Projektergebnisse<br />

im März 2012<br />

- Vorstellung von Projektinhalten und Zwischenergebnissen im kommunalen<br />

Bezirksausschuss West; November 2010<br />

- Übersicht über Projektangebote sowie jeweils aktuell startende Angebote in<br />

Initiativen in vierteljährlich erscheinender Pfarrzeitung der Gemeinde Hl. Geist<br />

- Übersicht über Projektangebote im seit 2011 erscheinenden Infoblatt West, das im<br />

Stadtteil kostenlos verteilt wird.<br />

30


- regelmäßige Information persönlich, telefonisch und per E-mail über aktuelle<br />

Projektangebote an jew. relevante Ansprechpartner<br />

- regelmäßige persönliche Vorstellung des Projektangebots in Dienstbesprechung<br />

des Jobcenters ME-aktiv, Geschäftsstelle Ratingen, gegenüber Leiter der<br />

Arbeitsagentur Ratingen und zielgruppenbezogen gegenüber relevanten<br />

Maßnahmeträgern, Multiplikatoren und Akteuren im Stadtteil<br />

- persönliche Vorstellung der Projektangebote "Life/WorkPlanning", Einstiegsqualifizierung<br />

für Frauen und Einzelprofiling in Dienstbesprechungen des<br />

Jobcenters ME-aktiv<br />

- Vorstellung des Verfahrens "Life/WorkPlanning" in jeweils mehreren Info-<br />

Veranstaltungen einige Wochen vor Beginn des jeweiligen Seminarangebots<br />

Dabei wurde "<strong>Westnetz</strong>" bei der Fachöffentlichkeit als adäquate Ergänzung zu<br />

bestehenden Angeboten wahrgenommen, das offene Bedarfe abdeckt (z.B.<br />

intensive, individuelle Beratung und Begleitung) und besondere Fachkompetenz<br />

bzgl. der Zielgruppe der Zuwanderer vorweisen kann.<br />

Der Transfer der Projektergebnisse wurde im Projektverlauf kontinuierlich verfolgt<br />

und neben den schon beschriebenen Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit<br />

wie folgt gewährleistet:<br />

Allgemein:<br />

- regelmäßige Information der Mitarbeitenden relevanter Beschäftigungsträger/<br />

Institutionen: West-Lobby (SkF/Diakonie), berufsbezogene Sprachkurse (WIPA<br />

Velbert) etc. mit dem Ziel passgenauer Vermittlung von Ratsuchenden<br />

- regelmäßige Information an ARGE/Jobcenter ME-aktiv<br />

- mehrmalige Treffen mit Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Ratingen:<br />

Vorstellung der Projektinhalte, -erfahrungen; Installierung und stetiger<br />

Aktualisierung einer Stellenbörse vor Ort<br />

- Vorstellung der Inhalte und Ergebnisse im Rahmen des Begleitausschusses zum<br />

Förderprogramm "Stärken vor Ort", an dem Vertreter von Schulen, betreffender<br />

kommunaler Behörden, Verbände, Beschäftigungsträger und<br />

Stadtteilbewohner/innen teilnehmen<br />

- Vorstellung des Projekts im Rahmen eines <strong>BIWAQ</strong>-Workshops des Deutschen<br />

Caritasverbandes in Köln; Juni 2010.<br />

- regelmäßiger Kontakt zu weiterführenden Schulen anlässlich der Angebote für<br />

Jugendliche in Initiative C sowie zu Grundschulen und der Gesamtschule<br />

hinsichtlich der Organisation und Koordination von ehrenamtlichen<br />

Lernpatenschaften für Schüler<br />

- regelmäßige Veranstaltungen mit und für ehrenamtliche Lernpaten, Schulen und<br />

an der Unterstützung der Initiative interessierten Personen und Unternehmen<br />

- Informationsaustausch und Mitarbeit im kreisweiten Arbeitskreis Wiedereinstieg der<br />

Wirtschaftsförderung Mettmann<br />

- Vorstellung der Projektangebote der Initiative B sowie L/WP auf den Infotagen<br />

Wiedereinstieg in Hilden und Ratingen in 2011 und 2012<br />

- Vorstellung der Projektangebote im Pfarrgemeinderat sowie anlässlich der<br />

jährlichen Pfarrversammlung zur Umsetzung des neu entwickelten<br />

Pastoralkonzepts der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist vor Ort<br />

31


Speziell: Angebot Methode Life/Work Planning (L/WP):<br />

- regelmäßige Vorstellung des Verfahrens im Rahmen von Info-Veranstaltungen im<br />

Treffpunkt <strong>Westnetz</strong><br />

- Vorstellung von Idee und Nutzen der Methode in Dienstbesprechungen der ARGE<br />

und Arbeitsagentur<br />

- Vorstellung des Verfahrens bei der Kompetenzagentur im Kreis Mettmann sowie<br />

der IG Metall<br />

- häufige Gespräche mit Gruppenleitung und Fallmanagement der Arge ME-aktiv,<br />

Geschäftsstelle Ratingen zur Frage des Nutzens des Angebots für verschiedene<br />

Zielgruppen im ALG2-Bezug<br />

- Einbringen der Erfahrungen/Ergebnisse in der Arbeit mit dieser Methode in Arbeit<br />

des Modellprojekts "Selbstvermittlungscoaching" des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />

NRW e.V.<br />

7. Zusätzliche Anmerkungen<br />

Die fachliche Begleitung durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und<br />

Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) war<br />

stets erreichbar, unseren Anfragen gegenüber äußerst aufgeschlossen und<br />

lösungsorientiert hilfsbereit. Den Besuch von Herrn Güles auf der öffentlichen<br />

Präsentation der Projektergebnisse am 19.03.2012 in Ratingen West haben wir sehr<br />

gewürdigt.<br />

Die verwaltungsmäßige Begleitung durch die Mitarbeiter/innen des<br />

Bundesverwaltungsamtes war, nach anfänglichen Unsicherheiten, zunehmend<br />

unkompliziert, gewissenhaft und hilfsbereit. Die Vor-Ort-Prüfung durch Mitarbeitende<br />

des BVA Anfang 2011 verlief reibungslos und professionell.<br />

8. Kritik und Anregungen<br />

Die Reduzierung der Projektangebote auf die Teilnahme der Bewohnerschaft des<br />

Programmgebietes ist manchmal hinderlich und führt zu oft nicht verstandenen<br />

Erklärungsnotwendigkeiten gegenüber an einer Teilnahme interessierten Menschen<br />

aus anderen Stadtteilen Ratingens, Teilnehmende vermittelnde Kooperationspartner<br />

sowie Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung und Ratsmitgliedern.<br />

Weitere Anregungen siehe Evaluationsbericht Kapitel IV Punkt 8.<br />

32

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