Mechanik 1 - TU Wien
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
Univ.Prof. Dr. Christian Bucher<br />
Sommersemester 2013<br />
Letzte Korrektur: 10. Juni 2013
<strong>Mechanik</strong> 1<br />
Inhalt<br />
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.1 Beschreibung physikalischer Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.2 Idealisierungen der Technischen <strong>Mechanik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.3 Elementare Vektoroperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2 Kraftsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.1 Zentrales Kraftsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.2 Moment einer Kraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.3 Resultierende allgemeiner Kraftsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.4 Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
3 Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.2 Spannungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.3 Verzerrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
3.4 Elastizitätsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
4 Statik einfacher Tragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.1 Tragwerksidealisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.2 Belastungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
4.3 Schnittprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4.4 Statische Bestimmtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
4.5 Lagerreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
4.6 Schnittgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.7 Spezielle Tragwerkstypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
4.8 Räumliche Schnittgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
5.1 Kinematik des Massenpunktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
5.2 Kinematik des starren Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5.3 Kinematische Ketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.4 Bestimmung von Lagerreaktionen und Schnittgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
6 Flächenmomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
7 Hydrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
7.1 Spannungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
7.2 Auftrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
7.3 Flüssigkeitsdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
8 Formänderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
8.1 Dehnungs- und Spannungsverteilung bei reiner Balkenbiegung . . . . . . . . . . 68<br />
8.2 Biegelinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
8.3 Formänderungsenergie und Arbeitssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
Vorbemerkung<br />
Dieses Manuskript fasst die wesentlichen Inhalte der Vorlesung <strong>Mechanik</strong> 1 kompakt zusammen.<br />
Es ist kein Ersatz für die Vorlesung und gibt deren Inhalt und insbesondere die zusätzlichen<br />
Erläuterungen nicht vollständig wieder.<br />
Hinweis<br />
Dieses Manuskript ist aktuell in Bearbeitung und kann zahlreiche Tippfehler enthalten. Es<br />
empfiehlt sich der Besuch der Vorlesung - in der Regel sind die dort angeschriebenen Gleichungen<br />
weitgehend korrekt. Den Studierenden, die konkrete Hinweise zur Verbesserung<br />
gaben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.<br />
Alle Rechte an diesem Manuskript liegen beim Verfasser. Nachdruck und Wiedergabe, auch<br />
auszugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigung durch den Verfasser.<br />
Literatur<br />
Aus der zahlreich vorhandenen Literatur werden folgende Bücher zur ergänzenden Lektüre<br />
empfohlen:<br />
1. F. Ziegler, Technische <strong>Mechanik</strong> der festen und flüssigen Körper, 3. Aufl., Springer,<br />
<strong>Wien</strong>-New York, 1998.<br />
2. D. Gross, W. Hauger, J. Schröder, W. A. Wall, Technische <strong>Mechanik</strong> 1 - Statik, 9. Aufl.,<br />
Springer, Berlin-Heidelberg, 2006.<br />
3. D. Gross, W. Hauger, W. Schnell, P. Wriggers, Technische <strong>Mechanik</strong> 4 - Hydromechanik,<br />
Elemente der Höheren <strong>Mechanik</strong>, Numerische Methoden, Springer, Berlin-Heidelberg,<br />
1993.<br />
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1 Einleitung <strong>Mechanik</strong> 1<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Beschreibung physikalischer Größen<br />
1.1.1 Grundgrößen und Maßeinheiten<br />
Die Grundgrößen der <strong>Mechanik</strong> sind Länge (gemessen in Meter (m)<br />
oder geeigneten Vielfachen davon (z.B. Millimeter oder Kilometer),<br />
Zeit (gemessen in Sekunden oder Vielfachen wie z.B. Millisekunden<br />
oder Stunden) und Masse (gemessen in Kilogramm oder Vielfachen<br />
wie Gramm oder Tonne). Standard-Vielfache sind durch die folgenden<br />
Zusätze charakterisiert:<br />
• m (Milli) = 10 −3<br />
• µ (Mikro) = 10 −6<br />
• n (Nano) = 10 −9<br />
• k (Kilo) = 10 3<br />
• M (Mega) = 10 6<br />
Größe Einheit<br />
Länge m<br />
Zeit s<br />
Masse kg<br />
Tabelle 1.1 Grundgrößen<br />
und -einheiten<br />
• G (Giga) = 10 9<br />
Alle anderen physikalischen Größen der Größe Einheit<br />
<strong>Mechanik</strong> können aus den Grundgrößen<br />
abgeleitet werden. abgeleitet werden.<br />
Physikalische Größen können skalar<br />
(z.B. Energie) oder vektoriell (z.B.<br />
Geschwindigkeit) sein. Vektoren können<br />
nur unter Angabe eines Koordinatensystems<br />
festgelegt werden.<br />
Geschwindigkeit<br />
m/s<br />
Beschleunigung m/s 2<br />
Kraft<br />
kg m/s 2 = N (Newton)<br />
Druck<br />
kg/m s 2 = N/m 2 (Pascal)<br />
Tabelle 1.2 Abgeleitete Größen und Einheiten<br />
1.1.2 Koordinatensysteme<br />
Kartesische Koordinaten in der Ebene<br />
y<br />
⃗e y<br />
⃗r p<br />
P<br />
⃗e x<br />
x p<br />
Abbildung 1.1<br />
y p<br />
Kartesische<br />
Koordinaten in der<br />
Ebene<br />
x<br />
Ein Punkt P in der Ebene ist festgelegt durch zwei Maßzahlen, die<br />
kartesischen Koordinaten x p und y p . Diese Maßzahlen beschreiben<br />
die Abstände des Punktes P vom Koordinatenursprung in zwei<br />
orthogonalen Richtungen x und y.<br />
Der Ortsvektor ⃗r p des Punktes P ist dann festgelegt durch<br />
⃗r p = x p ⃗e x + y p ⃗e y (1.1)<br />
Darin sind ⃗e x und ⃗e y Einheitsvektoren in Richtung der Koordinatenachsen.<br />
In Komponentenschreibweise:<br />
[ ]<br />
xp<br />
⃗r p =<br />
(1.2)<br />
y p<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
1 Einleitung<br />
Kartesische Koordinaten im Raum<br />
x<br />
z<br />
⃗r p<br />
P<br />
⃗e z<br />
⃗e y z<br />
⃗e p<br />
x<br />
yp<br />
Abbildung 1.2<br />
Kartesische Koordinaten<br />
im Raum<br />
x p<br />
y<br />
Ein Punkt P im Raum ist festgelegt durch drei Maßzahlen,<br />
die kartesischen Koordinaten x p , y p und z p . Diese Maßzahlen<br />
beschreiben die Abstände des Punktes P vom Koordinatenursprung<br />
in drei orthogonalen Richtungen x, y und z.<br />
Es gilt:<br />
bzw. in Komponentenschreibweise<br />
⎡<br />
⃗r p = x p ⃗e x + y p ⃗e y + z p ⃗e z (1.3)<br />
x p<br />
⃗r p = y p ⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
(1.4)<br />
⎦<br />
z p<br />
Dabei bilden die drei Koordinatenachsen ein Rechtssystem, d.h. ⃗e z = ⃗e x × ⃗e y .<br />
Polare Koordinaten in der Ebene<br />
y<br />
x p<br />
r p<br />
φ p<br />
Abbildung 1.3<br />
⃗e φ<br />
Polare Koordinaten<br />
in der Ebene<br />
P<br />
y p<br />
x<br />
⃗e r<br />
1.2 Idealisierungen der Technischen <strong>Mechanik</strong><br />
Ein Punkt P in der Ebene ist hier ebenfalls festgelegt durch zwei<br />
Maßzahlen, die polaren Koordinaten r p und ϕ p . Diese Maßzahlen<br />
beschreiben den Abstand des Punktes P vom Koordinatenursprung<br />
und den Winkel, den der Abstandsvektor mit der x-Achse<br />
einschliesst.<br />
Die Richtung der Einheitsvektoren ⃗e r und ⃗e ϕ hängt vom betrachteten<br />
Punkt P ab. Es gilt:<br />
⃗r p = r p ⃗e r (1.5)<br />
Die Umrechnung von kartesischen in polare Koordinaten und<br />
umgekehrt erfolgt nach:<br />
x p = r p cos ϕ p ; y p = r p sin ϕ p<br />
√<br />
r p = x 2 p + y2 p ; ϕ p = arctan y p<br />
(1.6)<br />
x p<br />
• Starrer Körper: Körper verformt sich unter Einwirkungen von Kräften nicht.<br />
• Elastischer Körper: Verformungen des Körpers sind proportional zur Größe einwirkender<br />
Kräfte<br />
• Massenpunkt: Die gesamte Masse eines Körpers wird in einem Punkt konzentriert<br />
gedacht.<br />
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1 Einleitung <strong>Mechanik</strong> 1<br />
1.3 Elementare Vektoroperationen<br />
hier dargestellt im R 3 .<br />
• Vektoren<br />
⎡<br />
a x<br />
⃗a = a y ⎢⎣<br />
⎤⎥ ⎦<br />
a z<br />
⃗ b =<br />
⎡⎢ ⎣<br />
b x<br />
b y<br />
b z<br />
⎤⎥ ⎦<br />
(1.7)<br />
• Euklidische Norm (Länge) eines Vektors<br />
||⃗a|| =<br />
√<br />
a 2 x + a2 y + a2 z = a (1.8)<br />
• Transponierter Vektor<br />
• Skalarprodukt (inneres Produkt)<br />
⃗a T = [ a x a y a z<br />
]<br />
(1.9)<br />
< ⃗a, ⃗ b >= ⃗a T ⃗ b = ax b x + a y b y + a z b z ; ⃗a T ⃗a = ||⃗a|| 2 (1.10)<br />
• Vektorprodukt (äußeres Produkt)<br />
⎡<br />
⃗a × ⃗ a y b z − a z b y<br />
b = −a x b z + a z b x<br />
⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
(1.11)<br />
⎦<br />
a x b y − a y b x<br />
• Dyadisches Produkt (Matrixprodukt)<br />
⎡<br />
⃗a · ⃗b<br />
a x b x a x b y a x b z<br />
T = a y b x a y b y a y b z<br />
⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
(1.12)<br />
⎦<br />
a z b x a z b y a z b z<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
2 Kraftsysteme<br />
2 Kraftsysteme<br />
2.1 Zentrales Kraftsystem<br />
Wirken an einem Punkt eines Körpers mehrere Kräfte ⃗F 1 , ⃗F 2 , . . .⃗F n , so ist die Wirkung äquivalent<br />
der Wirkung der Resultierenden ⃗R. Dabei gilt:<br />
⃗R = ⃗F 1 + ⃗F 2 + . . . + ⃗F n =<br />
n∑<br />
⃗F k (2.1)<br />
k=1<br />
x<br />
z ⃗ F1<br />
y<br />
⃗ F2<br />
⃗ F3<br />
⃗ R<br />
Abbildung 2.1<br />
Zentrales Kraftsystem<br />
In der Ebene lässt sich die Bildung der Resultierenden ⃗R durch Zeichnen des Kraftecks<br />
anschaulich zeigen.<br />
y<br />
Lageplan<br />
⃗ F1<br />
Kräfteplan<br />
x<br />
⃗ F2<br />
⃗ F1<br />
⃗ ⃗<br />
F2<br />
F3<br />
⃗ F3 R ⃗<br />
⃗R<br />
Abbildung 2.2<br />
Graphische Addition von Kräften in der Ebene<br />
Da Gl. (2.1) die Addition von Vektoren beschreibt, ist das Ergebnis des Kraftecks unabhängig<br />
von der Reihenfolge der Addition.<br />
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2 Kraftsysteme <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 2.1<br />
y<br />
Addition von Kräften in der Ebene<br />
60 ◦<br />
⃗ F2<br />
α<br />
⃗ R<br />
45 ◦ ⃗ F1<br />
x<br />
Gegeben seien drei Kräfte ⃗F 1 , ⃗F 2 und ⃗F 3 mit F 1 = 5 kN,<br />
F 2 = 4 kN, F 3 = 3 kN wie nebenstehend dargestellt. Die<br />
Resultierende ⃗R dieser drei Kräfte soll rechnerisch nach<br />
Größe R und Richtung α bestimmt werden. In Komponentenschreibweise<br />
sind die einzelnen Kräfte:<br />
⃗ F3<br />
⃗F 1 =<br />
[<br />
F1<br />
0<br />
]<br />
; ⃗F 2 =<br />
[<br />
F2 cos 60 ◦ ] [<br />
−F3 cos 45<br />
F 2 sin 60 ◦ ; ⃗F 3 =<br />
◦ ]<br />
−F 3 sin 45 ◦<br />
Komponentenweise Addition ergibt die Resultierende in kartesischen Koordinaten:<br />
[<br />
F1 + F ⃗R = 2 cos 60 ◦ − F 3 cos 45 ◦ ] [ ]<br />
4.879<br />
0 + F 2 sin 60 ◦ − F 3 sin 45 ◦ = kN<br />
1.343<br />
Daraus folgt in Polarkoordinaten:<br />
R =<br />
√<br />
R 2 x + R2 y = 5.060 kN; α<br />
= arctan R y<br />
R x<br />
= 15.25 ◦<br />
Beispiel A: nicht abgedruckt.<br />
Zerlegung einer Kraft<br />
Der Additionsprozess kann auch umgekehrt werden, eine Kraft kann in Komponenten mit<br />
unterschiedlichen Richtungen zerlegt werden. Eine Kraft ⃗R soll in zwei Kräfte ⃗F 1 und ⃗F 2 mit<br />
vorgegebenen Richtungen 1, 2 zerlegt werden. Dabei muss natürlich gelten:<br />
⃗R = ⃗F 1 + ⃗F 2 (2.2)<br />
Es ist ein Krafteck zu konstruieren, das die Bedingungen erfüllt: Eine eindeutige Zerlegung<br />
ist in der Ebene nur bei zwei Kräften unterschiedlicher Richtung möglich, im Raum bei drei<br />
Kräften.<br />
y<br />
Lageplan<br />
1<br />
Kräfteplan<br />
x<br />
⃗R<br />
1<br />
⃗ F2<br />
2<br />
⃗ F1<br />
⃗R<br />
2<br />
Abbildung 2.3<br />
Zerlegung einer Kraft in der Ebene<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
2 Kraftsysteme<br />
Beispiel 2.2<br />
y<br />
Zerlegung einer Kraft in der Ebene<br />
Gegeben<br />
1<br />
[ ]<br />
ist die Kraft<br />
7 ⃗R = kN<br />
3<br />
⃗R<br />
45 ◦<br />
30 ◦<br />
2<br />
x<br />
⃗F 1 =<br />
Sie soll in zwei Kräfte ⃗F 1 und ⃗F 2 mit Richtungen lt. der nebenstehenden<br />
Abbildung zerlegt werden. Die Resultierende ⃗R<br />
soll rechnerisch nach Größe R und Richtung α bestimmt werden.<br />
In Komponentenschreibweise sind die einzelnen Kräfte:<br />
[<br />
F1 cos 45 ◦ ]<br />
F 1 sin 45 ◦ ; ⃗F 2 =<br />
[<br />
F2 cos 30 ◦ ]<br />
−F 2 sin 30 ◦<br />
Komponentenweise Addition ergibt die Resultierende in kartesischen Koordinaten<br />
Subtraktion I-II ergibt:<br />
I : R x = F 1,x + F 2,x = F 1 cos 45 ◦ + F 2 cos 30 ◦ = 7<br />
II : R y = F 1,y + F 2,y = F 1 sin 45 ◦ − F 2 sin 30 ◦ = 3<br />
und Rückeinsetzen in I<br />
F 1 =<br />
→ F 2 =<br />
F 2 (cos 30 ◦ + sin 30 ◦ ) = 7 − 3 = 4<br />
4<br />
cos 30 ◦ = 2.928 kN<br />
+ sin 30◦ 1<br />
cos 45 ◦ (7 − F 2 cos 30 ◦ ) = 6.312 kN<br />
2.2 Moment einer Kraft<br />
Die Größe<br />
z<br />
⃗M p<br />
⃗ F<br />
⃗M p = (⃗r q −⃗r p ) × ⃗F = ⃗r pq × ⃗F (2.3)<br />
P<br />
⃗r p<br />
⃗r pq<br />
⃗r q<br />
Q<br />
(vgl. Abb. 2.4) heißt Moment der Kraft ⃗F bezogen auf den Punkt P.<br />
Der Momentenvektor ⃗M p steht normal auf den Abstandsvektor⃗r pq<br />
und den Kraftvektor ⃗F.<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 2.4<br />
einer Kraft im Raum<br />
Moment<br />
Sonderfall: ⃗r pq und ⃗F liegen in der x − y-Ebene. Der Momentenvektor ⃗M p besitzt dann nur<br />
die Komponente M p,z .<br />
Es gilt dann<br />
M p,z = F y x pq − F x y pq ; |M p,z | = ||⃗F|| · s pq (2.4)<br />
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2 Kraftsysteme <strong>Mechanik</strong> 1<br />
y<br />
F y<br />
⃗F<br />
Q<br />
α<br />
P x pq<br />
y pq<br />
F x<br />
s pq<br />
x<br />
Abbildung 2.5<br />
Moment<br />
einer Kraft in der Ebene<br />
Dabei ist s pq der Normalabstand des Bezugspunktes P von der Wirkungslinie von ⃗F.<br />
Es gilt lt. Abb. 2.5:<br />
Ebenso gilt<br />
und somit<br />
l pq = x pq sin α − y pq cos α; s pq = |l pq | (2.5)<br />
F x = F cos α; F y = F sin α (2.6)<br />
|M p,z | = |F y x pq − F x y pq | = |F sin αx pq − F cos αy pq | = ||⃗F|| · |l pq | = ||⃗F|| · s pq (2.7)<br />
Beispiel 2.3<br />
Moment einer Einzelkraft<br />
Eine einzelne Kraft ⃗F greift im Punkt Q an. Wie groß ist ihr Moment ⃗M 0 bezogen auf den<br />
Ursprung?<br />
Gegeben seien dabei:<br />
⎡ ⎤<br />
⎡ ⎤<br />
2<br />
0<br />
⃗F = 3<br />
⎢⎣ ⎥⎦ [kN]; ⃗r q = 1<br />
⎢⎣ ⎥⎦ [m]<br />
4<br />
−2<br />
Hier ist ⃗r p = ⃗0 und somit<br />
⎡ ⎤ ⎤<br />
⎤ ⎤<br />
0 2 1 · 4 + 2 · 3 10<br />
⃗M 0 = ⃗r q × ⃗F = 1<br />
⎢⎣ ⎥⎦<br />
⎡⎢ × 3 ⎣ ⎥⎦<br />
⎡⎢ = −0 · 4 − 2 · 2<br />
⎣ ⎥⎦<br />
⎡⎢ = −4 ⎣ ⎥⎦ [kNm]<br />
−2 4 0 · 3 − 1 · 2 −2<br />
2.3 Resultierende allgemeiner Kraftsysteme<br />
An einem starren Körper angreifende Kräfte können entlang ihrer Wirkungslinie (``Kraftrichtung’’)<br />
beliebig verschoben werden, ohne dass sich die Wirkung auf den Körper ändert.<br />
(Dies gilt i.a. nicht für deformierbare Körper!)<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
2 Kraftsysteme<br />
starr<br />
verformbar<br />
Abbildung 2.6<br />
Verschiebung einer Kraft an starrem bzw. verformbarem<br />
Körper<br />
Für Kräfte, deren Resultierende Null ist, verbleibt i.a. ein von Null verschiedenes resultierendes<br />
Moment.<br />
⃗R = ⃗F + (−⃗F) = ⃗0<br />
x<br />
z<br />
Abbildung 2.7<br />
der Ebene<br />
⃗M rs = ⃗r sp × ⃗F +⃗r sq × (−⃗F) = (⃗r sp −⃗r sq ) × ⃗F = ⃗r qp × ⃗F<br />
−⃗F<br />
⃗r qp<br />
Das resultierende Moment eines Kräftepaars ist<br />
P<br />
Q unabhängig vom Bezugspunkt S und wird daher<br />
y<br />
als freies Moment bezeichet.<br />
⃗r sq<br />
⃗r sp<br />
Die resultierende Wirkung eines allgemeinen<br />
S<br />
(nicht zentralen) Kraftsystems von n Kräften ⃗F k<br />
⃗F<br />
auf einen starren Körper wird beschrieben durch<br />
Moment eines Kräftepaars in die resultierende Kraft ⃗R und das resultierende<br />
Moment ⃗M p bezogen auf einen beliebigen Punkt<br />
P:<br />
n∑<br />
n∑<br />
⃗R = ⃗F k ; ⃗M p = ⃗r pk × ⃗F k (2.8)<br />
k=1<br />
Zwei Kraftsysteme heißen äquivalent, wenn ⃗R und ⃗M p übereinstimmen.<br />
Beispiel B: nicht abgedruckt.<br />
2.4 Gleichgewicht<br />
Ein Kraftsystem befindet sich im Gleichgewicht, wenn sowohl die Resultierende ⃗R als auch<br />
das resultierende Moment ⃗M p bezogen auf einen beliebigen Punkt P verschwindet. Im Raum<br />
sind dies 6 Bedingungsgleichungen:<br />
n∑<br />
n∑<br />
n∑<br />
F kx = 0; F ky = 0; F kz = 0<br />
k=1<br />
n∑<br />
M pkx = 0;<br />
k=1<br />
k=1<br />
k=1<br />
n∑<br />
M pky = 0;<br />
k=1<br />
k=1<br />
n∑<br />
M pkz = 0<br />
Für ein Kraftsystem in der x − y-Ebene verbleiben davon noch 3 Bedingungen:<br />
n∑<br />
n∑<br />
n∑<br />
F kx = 0; F ky = 0; M pkz = 0 (2.9)<br />
k=1<br />
k=1<br />
Eine Grundaufgabe der Statik ist es, zu einem bestehenden Kraftsystem solche Kräfte hinzuzufügen,<br />
dass Gleichgewicht eintritt.<br />
k=1<br />
k=1<br />
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2 Kraftsysteme <strong>Mechanik</strong> 1<br />
P<br />
⃗ Fk<br />
⃗r pk<br />
⃗r qp<br />
k<br />
Q<br />
⃗r qk<br />
Abbildung 2.8<br />
Veränderung<br />
des Bezugspunktes<br />
Wenn ein Kraftsystem sich im Gleichgewicht befindet, verschwindet das resultierende<br />
Moment um jeden beliebigen Punkt Q (siehe dazu auch Abb. 2.8):<br />
⃗M q =<br />
n∑<br />
⃗r qk × ⃗F k =<br />
k=1<br />
n∑<br />
(⃗r pk +⃗r pq ) × ⃗F k =<br />
k=1<br />
= ⃗o +⃗r qp × ⃗o = ⃗o q.e.d.<br />
n∑<br />
⃗r pk × ⃗F k +⃗r qp ×<br />
k=1<br />
n∑<br />
⃗F k<br />
k=1<br />
Beispiel 2.4<br />
a<br />
L<br />
⃗G<br />
⃗F 1<br />
⃗F 2<br />
Quadratischer Block<br />
b<br />
L<br />
Eine quadratische Scheibe (L × L) mit dem Gewicht ⃗G soll durch<br />
zwei Kräfte ⃗F 1 und ⃗F 2 gehalten werden (siehe Skizze). Wie groß<br />
müssen diese Kräfte sein? Dies ist ein ebenes Problem, es müssen<br />
daher 3 Gleichgewichtsbedingungen formuliert werden.<br />
∑<br />
I : F k,x = 0 ̌<br />
∑<br />
II : M bk,z = −F 1 · L + F 2 · 0 + G · L<br />
2 = 0<br />
∑<br />
II : M ak,z = F 1 · 0 + F 2 · L − G · L<br />
2 = 0<br />
aus II folgt F 1 = G 2 und aus III: F 2 = G 2 .<br />
Die resultierende Vertikalkraft muss ebenfalls Null werden. Dies kann als Kontrolle eingesetzt<br />
werden:<br />
∑<br />
F k,y = F 1 + F 2 − G = 0 ̌<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
3 Spannungen<br />
3 Spannungen<br />
3.1 Definitionen<br />
Werkstoffe sind mikroskopisch gesehen unregelmäßig aufgebaut. Bei Betrachtung aus größerer<br />
Distanz wirken sie hingegen gleichmäßig (homogen).<br />
Abbildung 3.1<br />
Homogenisierung<br />
eines realen Körpers<br />
Wir nehmen an, dass die Werkstoffeigenschaften über ein repräsentatives Volumen gemittelt<br />
werden können und sprechen dann von einem Kontinuum. Sind diese Eigenschaften im<br />
gesamten betrachteten Gebiet (Körper) konstant, so ist der Werkstoff homogen.<br />
Viele wichtige Werkstoffeigenschaften betreffen das Verformungsverhalten unter Beanspruchungen.<br />
Ist das Verhalten richtungsunabhängig, so wird der Werkstoff diesbezüglich als<br />
isotrop bezeichnet, im gegenteiligen Fall als anisotrop.<br />
Bei der Beschreibung der Verformung eines Körpers verfolgen wir die Bewegung einzelner<br />
Punkt P.<br />
z<br />
⃗r p<br />
P<br />
P ∗<br />
⃗r p<br />
∗<br />
x<br />
Abbildung 3.2<br />
einem Körper<br />
Bewegung eines Punktes in<br />
y<br />
Wir beschreiben die ’’neuen’’ Koordinaten x ∗ , y ∗ , z ∗ des Punktes P ∗ als Funktionen der ’’alten’’<br />
Koordinaten x, y, z des Punktes P (Lagrange’sche 1 Betrachungsweise)<br />
3.2 Spannungsbegriff<br />
x ∗ = x ∗ (x, y, z)<br />
y ∗ = y ∗ (x, y, z) (3.1)<br />
z ∗ = z ∗ (x, y, z)<br />
Wir betrachten einen im Gleichgewicht befindlichen Körper<br />
1 Joseph-Louis Lagrange, *1736 Torino, +1813 Paris.<br />
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3 Spannungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
⃗ F1<br />
⃗ Fk<br />
⃗ Fk<br />
⃗ F2<br />
⃗ F1<br />
A<br />
∆A<br />
∆⃗ F<br />
⃗t<br />
⃗n<br />
Abbildung 3.3<br />
Schnitt durch einen Körper<br />
∆⃗F<br />
⃗t = lim<br />
∆A→0 ∆A = d ⃗F<br />
dA<br />
(3.2)<br />
Dieser Vektor kann in eine Komponente ⃗σ normal zur Schnittebene (Normalspannung) und<br />
eine Komponente ⃗τ in der Schnittebene (Schubspannung) zerlegt werden.<br />
⃗τ<br />
⃗t<br />
⃗σ<br />
⃗n<br />
σ = ⃗t · ⃗n<br />
⃗σ = σ⃗n (3.3)<br />
⃗τ = ⃗t − ⃗σ<br />
Ein gedanklicher Schnitt durch den Körper setzt innere Kraftgrößen (die sogenannten<br />
Schnittgrößen) frei. Wir wollen nun wissen, wie die Beanspruchungen aus den Schnittgrößen<br />
innerhalb der Schnittfläche A verteilt sind. Auf ein Flächenelement ∆A entfällt ein Schnittkraftanteil<br />
∆⃗F. Der Spannungsvektor auf diesem Flächenelement entsteht durch den Grenzübergang<br />
Abbildung 3.4<br />
Dabei ist ⃗n der Normaleneinheitsvektor. Wird die Schnittebene gedreht, so<br />
Zerlegung des<br />
ändert sich i.a. der Spannungsvektor ⃗t und damit sowohl Normal- als auch<br />
Spannungsvektors<br />
Schubspannungen.<br />
Beispiel C: nicht abgedruckt.<br />
Der Spannungszustand in einem Punkt eines Körpers ist eindeutig festgelegt<br />
durch die Angabe der Spannungsvektoren in drei zueinander orthogonalen Schnittebenen.<br />
Dazu betrachten wir einen Quader mit infinitesimal kleinen Abmessungen dx dy dz.<br />
Auf allen Quaderflächen wirkt ein Spannungsvektor, den wir in Normal- und Schubspannungen<br />
zerlegen. Die Schubspannungen werden weiter in Komponenten nach den Koordinatenrichtungen<br />
zerlegt. (Bezeichnung: 1. Index - Flächennormale, 2. Index - Spannungsrichtung).<br />
Im Quadervolumen wirkt eine Volumenkraft ⃗ f (Fernwirkung, z. B. Gravitation) mit den Komponenten<br />
f x , f y , f z .<br />
Die Gleichgewichtsbedingung ∑ F y = 0 ergibt:<br />
(−σ yy + σ yy + dσ yy )dxdz + (−τ zy + τ zy + dτ zy )dxdy + (−τ xy + τ xy + dτ xy )dydz + f y dxdydz = 0<br />
Mit den Differentialen<br />
dσ yy = ∂σ yy<br />
∂y dy;<br />
dτ zy = ∂τ zy<br />
∂z dz;<br />
dτ xy = ∂τ xy<br />
∂x dx<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
3 Spannungen<br />
z<br />
σ yy<br />
z<br />
τ zy + dτ zy<br />
τ yz + dτ yz<br />
dz<br />
x<br />
dy<br />
dx<br />
y<br />
σ yy<br />
τ yz<br />
τ<br />
τ zy<br />
xy<br />
σ yy + dσ yy<br />
τ yx + dτ yx<br />
y<br />
y<br />
τ yx<br />
σ yy + dσ yy<br />
τ xy + dτ xy<br />
x<br />
Abbildung 3.5 Spannungen<br />
an einem infinitesimalen Quader<br />
folgt daraus<br />
∂σ yy<br />
∂y dV + ∂τ zy<br />
∂z dV + ∂τ xy<br />
∂x dV + f ydV = 0<br />
Analog folgt aus den Beziehungen ∑ F x = 0 und ∑ F z = 0:<br />
Die Momentenbedingung ∑ M x = 0 ergibt:<br />
∂σ xx<br />
∂x + ∂τ yx<br />
∂y + ∂τ zx<br />
∂z + f x = 0<br />
∂τ xy<br />
∂x + ∂σ yy<br />
∂y + ∂τ zy<br />
∂z + f y = 0 (3.4)<br />
∂τ xz<br />
∂x + ∂τ yz<br />
∂y + ∂σ zz<br />
∂z + f z = 0<br />
(τ yz + τ yz + dτ yz ) dy<br />
2 dxdz − (τ zy + τ zy + dτ zy ) dz<br />
2 dxdy = 0<br />
→ τ yz − τ zy = 0<br />
Aus den anderen Momentengleichungen folgt analog:<br />
τ xy = τ yx τ xz = τ zx τ yz = τ zy (3.5)<br />
Der Spannungsvektor ⃗t auf einer Fläche, deren Orientierung durch den Normaleneinheitsvektor<br />
⃗n gegeben ist, wird berechnet aus:<br />
⎡ ⎡<br />
⎡<br />
t x σ xx τ xy τ xz n x<br />
⃗t = t y ⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
= τ xy σ yy τ yz<br />
⎦ ⎢⎣<br />
⎤⎥ · n y ⎦ ⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
= [S] · ⃗n (3.6)<br />
⎦<br />
t z τ xz τ yz σ zz n z<br />
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3 Spannungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
z<br />
⃗n<br />
⃗t<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 3.6<br />
Spannungsvektor auf beliebig<br />
orientierter Fläche<br />
Die symmetrische 3 × 3-Matrix [S] heißt Spannungstensor. Die Einheit der Spannung ist ein<br />
Pascal 2 , 1 Pa = 1 N/m 2 .<br />
Ein spezieller Spannungszustand ist der ebene Spannungszustand mit τ xz = τ yz = σ zz = 0. In<br />
diesem Fall reduziert sich der Spannungstensor auf<br />
[ ]<br />
σxx τ<br />
[S] = xy<br />
τ xy σ yy<br />
Beispiel D: nicht abgedruckt.<br />
3.3 Verzerrungen<br />
Unter einer Belastung erfährt jeder Punkt im Kontinuum eine Lageänderung. Zueinander<br />
benachbarte Punkte P und Q bewegen sich in veränderte Positionen P ∗ und Q ∗ . Dabei ändert<br />
sich i.a. auch der Abstand der beiden Punkte zueinander.<br />
z<br />
⃗r<br />
Q<br />
d⃗r<br />
P<br />
⃗r ∗<br />
⃗u + d⃗u<br />
⃗u<br />
P ∗<br />
d⃗r ∗<br />
Q ∗<br />
x<br />
Abbildung 3.7<br />
Bewegung benachbarter Körperpunkte<br />
y<br />
Der Verschiebungsvektor des Punktes P ist ⃗u. Die Relativverschiebung der Punkte zueinander<br />
ist durch den Vektor d⃗u gegeben. Die Komponenten dieses Vektors werden aus den<br />
Verschiebungen berechnet (Taylor-Reihe, linearisiert)<br />
du = ∂u ∂u ∂u<br />
dx + dy +<br />
∂x ∂y ∂z dz<br />
dv = ∂v<br />
∂x<br />
dw = ∂w<br />
∂x<br />
dx +<br />
∂v<br />
∂y<br />
∂v<br />
dy + dz (3.7)<br />
∂z<br />
∂w ∂w<br />
dx + dy +<br />
∂y ∂z dz<br />
2 Blaise Pascal, *1623 Clermont, +1662 Paris<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
3 Spannungen<br />
Dies ist eine Matrix-Vektor-Multiplikation<br />
⎡<br />
d⃗u =<br />
⎢⎣<br />
∂u<br />
∂x<br />
∂v<br />
∂x<br />
∂w<br />
∂x<br />
∂u<br />
∂y<br />
∂v<br />
∂y<br />
∂w<br />
∂y<br />
∂u<br />
∂z<br />
∂v<br />
∂z<br />
∂w<br />
∂z<br />
⎤<br />
⎥⎦<br />
d⃗r = [A]d⃗r (3.8)<br />
Die Matrix [A] heißt Deformationsgradient. Ihr symmetrischer Anteil [V] wird als Verzerrungstensor<br />
bezeichnet.<br />
⎡<br />
1 1<br />
[V] = 1 ( ) ε xx 2<br />
γ xy 2<br />
γ xz<br />
[A] + [A]<br />
T 1<br />
=<br />
2<br />
2<br />
⎢⎣<br />
γ 1<br />
xy ε yy 2<br />
γ yz<br />
(3.9)<br />
⎤⎥<br />
1<br />
2 γ 1 ⎦<br />
xz 2 γ yz ε zz<br />
Die Größen ε ii heißen Dehnungen, die Größen γ ik heißen Gleitungen. Diese Größen können<br />
geometrisch als Längen- bzw. Winkeländerungen interpretiert werden.<br />
y<br />
y<br />
β<br />
dy<br />
P<br />
P ∗<br />
⃗u<br />
dx<br />
x<br />
dy<br />
P<br />
P ∗<br />
⃗u<br />
dx<br />
α<br />
x<br />
Abbildung 3.8<br />
Dehnungen<br />
und Gleitungen in einem Körper<br />
Für kleine Verformungen gilt offensichtlich, dass die gesamte Änderung des rechten Winkels<br />
bei P ∗ gegeben ist durch β + α, und dies wiederum durch ∂u<br />
∂y + ∂v<br />
∂x = γ xy (siehe Abb. 3.8).<br />
Die Längenänderung in Richtung der x-Achse ist gegeben durch ∂u<br />
∂x = ε xx, und die Längenänderung<br />
in Richtung der y-Achse ist ∂v<br />
∂y = ε yy. Analoge Aussagen gelten für die verbleibenden<br />
Terme des Verzerrungstensors.<br />
Der antimetrische Anteil des Deformationsgradienten<br />
[R] = 1 2<br />
(<br />
[A] − [A]<br />
T )<br />
beschreibt eine verzerrungsfreie Starrkörperdrehung des Körpers. Für die Beanspruchungen<br />
des Werkstoffs ist diese Art der Bewegung unerheblich.<br />
Ein spezieller Verzerrungszustand ohne Gleitungen ist ein Zustand reiner Volumenänderung<br />
ohne Gestaltsänderung beschrieben durch einen Verzerrungstensor (Kugeltensor)<br />
⎡<br />
ε 0 0 0<br />
[V] = 0 ε 0 0<br />
⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
(3.10)<br />
⎦<br />
0 0 ε 0<br />
Derartige Verzerrungen treten beispielsweise durch Temperaturänderungen ein:<br />
ε 0 = α T ∆T (3.11)<br />
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3 Spannungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Darin ist α T der Wärmeausdehnungskoeffizient und ∆T die Temperaturänderung.<br />
Ein weiterer spezieller Verzerrungszustand ist der ebene Verzerrungszustand. In diesem Fall<br />
sind alle Dehnungen und Gleitungen bezüglich einer Achse (z. B. z-Achse) Null. Es verbleibt<br />
dann der Verzerrungstensor<br />
⎡<br />
ε xx<br />
1<br />
2<br />
γ xy<br />
[V] = ⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
1 ⎦<br />
2 γ (3.12)<br />
xy ε yy<br />
Im allgemeinen können ein ebener Spannungszustand und ein ebener Verzerrungszustand<br />
nicht gleichzeitig eintreten.<br />
Beispiel E: nicht abgedruckt.<br />
3.4 Elastizitätsgesetz<br />
In einem linear-elastischen Werkstoff sind die Spannungen und Verzerrungen linear miteinander<br />
verknüpft. Dabei ist zu beachten, dass Dehnungen in eine Richtung oft mit negativen<br />
Dehnungen in Richtungen quer dazu verbunden sind (Querkontraktion).<br />
⃗ F<br />
⃗ F<br />
Abbildung 3.9<br />
einem Zugstab<br />
Längs- und Querdehnungen in<br />
Für einen homogenen, isotropen Werkstoff lautet das Elastizitätsgesetz (auch Hooke’sches 3<br />
Gesetz genannt).<br />
ε xx = 1 [<br />
σxx − ν(σ yy + σ zz ) ] + α T ∆T<br />
E<br />
ε yy = 1 [<br />
σyy − ν(σ xx + σ zz ) ] + α T ∆T (3.13)<br />
E<br />
ε zz = 1 E<br />
[<br />
σzz − ν(σ xx + σ yy ) ] + α T ∆T<br />
γ xy = 1 G τ xy γ xz = 1 G τ xz γ yz = 1 G τ yz<br />
In dieser Gleichung ist E der Elastizitätsmodul, ν die Querkontraktionszahl (Poisson’sche 4 Zahl)<br />
und G der Schubmodul. Dieser kann aus E und ν berechnet werden:<br />
G =<br />
E<br />
2(1 + ν)<br />
(3.14)<br />
3 Robert Hooke, *1635 Freshwater, +1703 London<br />
4 Siméon Denis Poisson, *1781 Pithiviers, +1840 Sceaux<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
3 Spannungen<br />
Für den speziellen Fall eines ebenen Spannungszustandes mit σ zz = τ xz = τ yz = 0 und ohne<br />
Temperatureinfluss reduzieren sich diese Beziehungen auf<br />
ε xx = 1 E (σ xx − νσ yy );<br />
ε yy = 1 E (σ yy − νσ xx ); (3.15)<br />
ε zz = − ν E (σ xx + σ yy );<br />
γ xy = 1 G τ xy<br />
Es entsteht also für ν ≠ 0 kein ebener Verzerrungszustand.<br />
Beispiel 3.1<br />
Ebener Verzerrungszustand<br />
Gegeben sei ein elastischer Werkstoff mit dem E-Modul E = 210 GPa und der Querkontraktionszahl<br />
ν = 0.3. Es sei ein ebener Verzerrungszustand mit konstanten Dehnungen<br />
ε xx =0.001, ε yy = 0.002, γ xy = 0 vorgegeben. Bestimmen Sie den Spannungszustand.<br />
Lösung: Aus der 3. Gl.(3.13) folgt<br />
σ zz = ν(σ xx + σ yy )<br />
und damit durch Umformen aus den ersten beiden Gl.(3.13):<br />
Schließlich ergibt sich daraus<br />
σ xx =<br />
σ yy =<br />
ε xx = 1 − ν2<br />
E σ xx −<br />
ε yy = 1 − ν2<br />
E σ yy −<br />
ν(1 + ν)<br />
σ yy<br />
E<br />
ν(1 + ν)<br />
σ xx<br />
E<br />
E [ ]<br />
(1 − ν)εxx + νε yy<br />
(1 + ν)(1 − 2ν)<br />
E [ ]<br />
(1 − ν)εyy + νε xx<br />
(1 + ν)(1 − 2ν)<br />
mit den Zahlenwerten σ xx = 525 MPa, σ yy = 685.5 MPa und σ zz =363.5 MPa.<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
4.1 Tragwerksidealisierungen<br />
Ausgehend von der Vorstellung des starren Körpers werden weitere Vereinfachungen vorgenommen.<br />
B<br />
H<br />
L<br />
Abbildung 4.1<br />
Stabförmige Tragwerksteile<br />
Wenn an einem Bauteil (Tragwerksteil) eine Längenabmessung deutlich dominiert (L >><br />
B, H), so kann dieser Teil als Stab idealisiert werden. In der Systemskizze wird ein Stab durch<br />
seine Längsachse (das ist i.a. die Verbindungslinie der Querschnittsmittelpunkte) dargestellt.<br />
Stäbe, die quer zu ihrer Achse belastet werden, heißen Balken. Gekrümmte Balken werden als<br />
Bogen bezeichnet. Stellen, an denen ein Tragwerk unterstützt wird und Kräfte an die Umgebung<br />
überträgt, heißen Lager (bzw. Auflager).<br />
Abbildung 4.2<br />
Systemskizze eines Stabes<br />
In einer Systemskizze wird der oben dargestellte Stab symbolisiert sie in Abb. 4.2 dargestellt.<br />
Lager werden eingeteilt nach der Art und der Anzahl der aufgenommenen Kräfte und<br />
Momente.<br />
Bewegliches Lager (Gleitlager):<br />
überträgt nur eine vertikale Kraft.<br />
Abbildung 4.3<br />
Horizontal bewegliches Lager<br />
Festes Lager:<br />
überträgt horizontale und vertikale Kraft.<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Abbildung 4.4<br />
Festes Lager<br />
Einspannung:<br />
überträgt horizontale und vertikale Kraft sowie Moment.<br />
Abbildung 4.5<br />
Einspannung<br />
Lager können auch durch Einzelstäbe realisiert werden (vgl. Abb. 4.6).<br />
Abbildung 4.6<br />
Stützstäbe<br />
Die in den Lagern übertragenen Kräfte und Momente heißen Lagerreaktionen oder Stützkräfte.<br />
Stellen, an denen Stäbe gegeneinander drehbar verbunden sind, heißen Gelenke. Nicht drehbare<br />
Verbindungen heißen biegesteif. Diese Verbindungen werden oft gesondert gekennzeichnet,<br />
um sie von Gelenken zu unterscheiden.<br />
4.2 Belastungsarten<br />
Entsprechend den Tragwerksidealisierungen können auch Belastungsgrößen (Einwirkungen)<br />
idealisiert werden. Grundsätzlich existieren Volumenlasten und Flächenlasten.<br />
Ein Beispiel für Volumenlasten ist das Eigengewicht: Jedes Masseteilchen im Volumen trägt<br />
zum Eigengewicht bei. Ein Beispiel für Flächenlasten ist Wasserdruck: Jedes Flächenteilchen<br />
der Oberfläche ist belastet.<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
biegesteif<br />
Gelenk<br />
Abbildung 4.7<br />
Gelenkträger<br />
Durch Idealisierung entsteht daraus eine Linienlast (Abb. 4.8) oder eine Punktlast (Einzellast,<br />
Abb. 4.9).<br />
Abbildung 4.8<br />
(eigentlich Volumenlast)<br />
Eigengewicht eines Balkens<br />
Abbildung 4.9<br />
Radlast eines LKW (eigentlich<br />
Flächenlast)<br />
4.3 Schnittprinzip<br />
Denkt man sich aus einem Tragwerk Teile herausgeschnitten, so kann Gleichgewicht dieser<br />
Teile dadurch erreicht werden, dass an der Schnittstelle Kräfte und Momente angesetzt<br />
werden (vgl. Abb. 4.10).<br />
⃗F 1<br />
⃗F 2<br />
Schnitt<br />
⃗F 1<br />
⃗F 2<br />
M<br />
M<br />
Q<br />
Q<br />
N N<br />
Abbildung 4.10<br />
Schnittprinzip<br />
Die Schnittkraft in Richtung der Stabachse heißt Normalkraft (bzw. Längskraft) N, die Schnittkraft<br />
quer zur Stabachse heißt Querkraft Q und das Schnittmoment heißt Biegemoment M. Die<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
an gegenüberliegenden Schnittufern wirkenden Schnittgrößen M, Q und N sind im Gleichgewicht.<br />
Die Schnittgrößen sind ein Maß für die Beanspruchung des Werkstoffs.<br />
4.4 Statische Bestimmtheit<br />
Ein Tragwerk heißt statisch bestimmt gelagert, wenn die Lagerreaktionen eindeutig aus den<br />
Gleichgewichtsbedingungen bestimmbar sind. Für einen einfachen Balken bedeutet dies,<br />
dass die Anzahl r der Lagerreaktionen gleich der Anzahl der Gleichgewichtsbedingungen<br />
sein muss, d.h. r = 3. Allgemein heißt ein Tragwerk m-fach statisch unbestimmt, wenn die<br />
Anzahl der unbekannten Lagerreaktionen um m größer ist als die Anzahl der Gleichgewichtsbedingungen.<br />
Bei mehrteiligen (zusammengesetzten) Systemen bestehend aus n Teilkörpern<br />
(Teilstäben) ist die notwendige Bedingung für statische Bestimmtheit:<br />
r + v − 3n = 0 (4.1)<br />
Darin ist r die Anzahl der Lagerreaktionen und v die Anzahl der Bindungskräfte zwischen<br />
den Teilen. Die Bedingung 4.1 ist nicht hinreichend, d.h. es gibt Systeme, die die Bedingung<br />
(4.1) zwar erfüllen, aber nicht statisch bestimmt sind.<br />
Beispiel 4.1<br />
Dreigelenkbogen<br />
Das dargestellte System besteht aus 2 miteinander<br />
gelenkig verbundenen Teilsystemen. In diesem<br />
Gelenk werden 2 unabhängige Verbindungskräfte<br />
übertragen, das Moment aufgrund der Drehbarkeit<br />
kann nicht übertragen werden. Die Lager sind fest<br />
und können zwei unabhängige Kraftgrößen aufnehmen.<br />
Daher ist hier n = 2, r = 4, v = 2 und somit m = r + v − 3n = 4 + 2 − 3 · 2 = 0 ̌<br />
Beispiel 4.2<br />
Ausnahmefall<br />
Hier ist n = 1, r = 3, v = 0 und somit m = r + v − 3n =<br />
3 + 0 − 3 · 1 = 0. Dennoch ist das Tragwerkssystem nicht<br />
statisch bestimmt (es ist horizontal beweglich).<br />
Beispiel 4.3<br />
Gelenkträger<br />
einfach statisch unbestimmt.<br />
Hier ist n = 2, r = 5, v = 2 und somit m = r + v −<br />
3n = 5 + 2 − 3 · 2 = 1. Das Tragwerkssystem ist<br />
Beispiel F: nicht abgedruckt.<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
4.5 Lagerreaktionen<br />
4.5.1 Einzelstäbe<br />
y<br />
⃗ F1<br />
⃗ F2<br />
⃗ Fn<br />
b<br />
y b<br />
A a<br />
H x<br />
B V<br />
x b<br />
A V<br />
Abbildung 4.11<br />
Lagerreaktionen des Einzelstabs<br />
Ein allgemeiner Träger auf zwei Stützen ist in Abb. 4.11 dargestellt. Mögliche Lagerreaktionen:<br />
A H , A V , B V (r = 3). Die verfügbaren Gleichgewichtsbedingungen können beispielsweise<br />
folgendermaßen formuliert werden:<br />
∑<br />
F x = 0 : A H +<br />
∑<br />
F y = 0 : A V + B V +<br />
∑<br />
M a = 0 : A V 0 + B V x b +<br />
n∑<br />
F kx = 0<br />
k=1<br />
n∑<br />
F ky = 0 (4.2)<br />
k=1<br />
n∑<br />
(F ky x k − F kx y k ) = 0<br />
Dies sind drei lineare Gleichungen für die unbekannten Lagerreaktionen A H , A V , B V .<br />
Beispiel 4.4<br />
Abgewinkelter Einzelstab<br />
Gegeben sind F = 2 kN und p = 0.5 kN/m sowie die Systemgeometrie lt. der dargestellten<br />
Skizze. Gesucht sind die Lagerreaktionen in den Punkten a und b.<br />
F<br />
y<br />
p<br />
b<br />
k=1<br />
F<br />
p<br />
a<br />
x<br />
3.0<br />
A H<br />
A V<br />
B V<br />
3.0 6.0<br />
[m]<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
∑<br />
√ √<br />
2<br />
2<br />
F x = 0 = A H + F<br />
2 → A H = −<br />
2 F = −1.414kN<br />
∑<br />
M a = 0 = B V ·9.0−p·6.0·6.0−F·3.0·√2<br />
→ B V = 1 ( √ )<br />
p · 6.0 · 6.0 + F · 3.0 · 2 = 2.943kN<br />
9.0<br />
∑<br />
M b = 0 = −A V · 9.0 + A H · 3.0 + F · 3.0 · √2<br />
+ p · 6.0 · 3.0<br />
→ A V = 1 (<br />
AH · 3.0 + F · 3.0 · √2<br />
+ p · 6.0 · 3.0 ) = 1.471kN<br />
9.0<br />
Kontrolle:<br />
∑<br />
√ √<br />
2<br />
2<br />
F y = A V + B V − F<br />
2 − p · 6.0 = 1.471 + 2.943 − 2 2 − 3.0 = −2.1 · 10−4 ̌<br />
4.5.2 Zusammengesetzte Tragwerke<br />
Hier sind zunächst die Einzelteile freizuschneiden und die Verbindungskräfte (Gelenkskräfte)<br />
mit als Unbekannte anzusetzen. Für jedes Teilsystem und für das Gesamtsystem sind<br />
die Gleichgewichtsbedingungen zu erfüllen.<br />
Beispiel 4.5<br />
Dreigelenksystem<br />
F<br />
y<br />
p<br />
b<br />
3.0<br />
Gegeben sind F = 10 kN und p = 2 kN/m sowie die<br />
Systemgeometrie lt. Skizze. Gesucht sind die Lagerreaktionen<br />
in den Punkten a und b.<br />
a<br />
x<br />
g<br />
3.0<br />
3.0<br />
F<br />
3.0<br />
3.0<br />
[m]<br />
B H<br />
A V<br />
B V<br />
A H<br />
p<br />
Unbekannte Kraftgrößen am Gesamtsystem:<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
F<br />
B H<br />
A V G<br />
II<br />
H<br />
B V<br />
G H<br />
I<br />
A H<br />
G V<br />
G V<br />
p<br />
Unbekannte Kraftgrößen<br />
an den Teilsystemen:<br />
Zunächst werden die Lagerreaktionen B V und B H durch Auswahl geeigneter Gleichgewichtsbedingungen<br />
berechnet. Am Gesamtsystem:<br />
∑<br />
M a = 0 = B v · 9.0 + B H · 6.0 − F · 3.0 · √2<br />
− p · 3.0 · 7.5<br />
Am Teilsystem II:<br />
∑<br />
M II<br />
g = 0 = B V · 3.0 + B H · 3.0 − p · 3.0 · 1.5<br />
Dies sind zwei lineare Gleichungen für B H und B V :<br />
9B V + 6B H = 87.4254<br />
3B V + 3B H = 9.0000<br />
→ B V = 23.1421 kN, B H = −20.1421 kN<br />
Im nächsten Schritt werden in analoger Weise die Lagerreaktionen A V und A H bestimmt.<br />
Am Gesamtsystem:<br />
∑<br />
M b = 0 = A H · 6.0 − A V · 9.0 + F · 4.5 · √2<br />
+ p · 3.0 · 1.5<br />
Am Teilsystem I:<br />
∑<br />
M I g = 0 = A H · 3.0 − A V · 6.0 + F · 1.5 · √2<br />
Dies ist wiederum ein lineares Gleichungssystem:<br />
6A H − 9A V = −72.6396<br />
3A H − 6A V = −21.2132| · (−2)<br />
A H = 2A V − 21.2132<br />
3<br />
3A V = −30.2132<br />
A V = −10.0711 kN<br />
= −27.2132 kN<br />
Als Kontrolle werden schließlich die Kräfte am Gesamtsystem überprüft:<br />
∑<br />
√ √<br />
2<br />
2<br />
F x = A H + F<br />
2 − B H = −27.2132 + 10<br />
2 + 20.1421 = −3.2 · 10−5 ̌<br />
∑<br />
√ √<br />
2<br />
2<br />
F y = A V − F<br />
2 − p · 3.0 + B V = −10.0711 − 10<br />
2 − 6.0 + 23.1421 = −6.8 · 10−5 ̌<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Beispiel 4.6<br />
Komplexes System<br />
Gegeben ist ein komplex aufgebautes System lt. Skizze. Gesucht ist eine Zerlegung in Teilsysteme<br />
und die Entwicklung eines geeigneten Berechnungsablaufs.<br />
III<br />
I<br />
II<br />
IV<br />
V<br />
6,7<br />
III<br />
12,13<br />
I<br />
2,3<br />
II<br />
8,9<br />
IV<br />
V<br />
1<br />
4,5<br />
10,11<br />
14,15<br />
Durch das Zerlegen des Systems an den Gelenken erkennt man, dass es insgesamt 15 unbekannte<br />
Lagerreaktionen und Verbindungskräfte besitzt. Das Gesamtsystem besteht aus 5<br />
Teilsystemen. Wegen m = r + v − 3n = 15 − 3 · 5 = 0 ist das System statisch bestimmt. Eine<br />
sinnvolle Vorgehensweise der Berechnung ergibt sich aus folgenden Fragestellungen:<br />
• Gibt es Teilsysteme, deren Lagerreaktionen und Verbindungskräfte einzeln berechenbar<br />
sind? → Teilsystem I<br />
• Gibt es Teilsysteme, deren Lagerreaktionen und Verbindungskräfte paarweise berechenbar<br />
sind? → Teilsysteme IV und V<br />
• danach → Teilsysteme II und III<br />
Es zeigt sich, dass der Berechnungsablauf genau umgekehrt verläuft wie der Aufbau der<br />
Konstruktion.<br />
4.6 Schnittgrößen<br />
4.6.1 Zusammenhang zwischen Belastung und Schnittgrößen an geraden Balken<br />
Wir betrachten ein kleines Element der Länge ∆x, das aus dem Balken an einer beliebigen<br />
Stelle x herausgeschnitten wird.<br />
[ ]<br />
px (x)<br />
⃗p(x) =<br />
(4.3)<br />
p z (x)<br />
In diesem Zusammenhang ist der Begriff der Kennfaser von Bedeutung. Ein Moment M wird<br />
dann als positiv bezeichnet, wenn die Seite, an der sich die Kennfaser befindet, gezogen wird.<br />
Taylorreihe:<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
⃗p(x)<br />
x<br />
z<br />
Kennfaser<br />
⃗p(x)<br />
N<br />
M<br />
Q<br />
∆x<br />
M + ∆M<br />
Q + ∆Q<br />
N + ∆N<br />
Abbildung 4.12<br />
Schnittgrößen am geraden Stab<br />
Linearisiert für kleine Änderung von x:<br />
N(x + ∆x) = N(x) + dN<br />
dx ∆x + 1 d 2 N<br />
2 dx 2 ∆x2 + . . . (4.4)<br />
dN = dN<br />
dx ∆x;<br />
dQ<br />
dQ =<br />
dx ∆x;<br />
dM<br />
dM = ∆x (4.5)<br />
dx<br />
Gleichgewicht am infinitesimal kleinen Element (∆x → 0):<br />
∑<br />
F x = 0 : −N + N + ∆N + p x (x)∆x = 0 (4.6)<br />
dN<br />
dx = −p x(x) (4.7)<br />
∑<br />
F z = 0 : −Q + Q + ∆Q + p z (x)∆x = 0 (4.8)<br />
∑<br />
M y = 0(rechts) :<br />
dQ<br />
dx = −p z(x) (4.9)<br />
− M + M + dM − Q∆x + p z (x)∆x ∆x<br />
2 = 0 (4.10)<br />
linearisiert : dM − Qdx = 0 (4.11)<br />
Aus (4.9) und (4.12) folgt<br />
dM<br />
dx<br />
= Q(x) (4.12)<br />
d 2 M<br />
dx 2 = −p z(x) (4.13)<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Beispiel 4.7<br />
Träger unter Gleichlast<br />
x<br />
L<br />
p<br />
Wir betrachten einen Träger mit der Länge<br />
L unter einer gleichförmigen Linienlast p<br />
wie in der Skizze gezeigt gezeigt. Gesucht<br />
sind die Schnittgrößenfunktionen N(x),<br />
Q(x) und M(x).<br />
Aus Gl. 4.7 folgt:<br />
N ′ = 0 → N = C 1<br />
Mit der Randbedingung N(L) = 0 folgt C 1 = 0 und daher N(x) ≡ 0. Aus Gl. 4.9 ergibt sich<br />
Q ′ = −p → Q = −px + C 2<br />
Eine geeignete Randbedingung für Q ist nicht unmittelbar verfügbar. Aus Gl. 4.12 folgt<br />
weiter:<br />
M ′ = Q = −px + C 2 → M = −p x2<br />
2 + C 2x + C 3<br />
Für M sind zwei Randbedingungen verfügbar, und zwar<br />
M(0) = 0 = −p 02<br />
2 + C 2 · 0 + C 3 → C 3 = 0<br />
M(L) = 0 = −p L2<br />
2 + C 2L → C 2 = pL 2<br />
Q<br />
pL<br />
2<br />
+<br />
−<br />
− pL 2<br />
Damit sind die Schnittgrößenfunktionen<br />
(vgl. Skizze)<br />
Q(x) = −px + pL 2<br />
M<br />
+<br />
pL 2<br />
8<br />
M(x) = −p x2<br />
2 + pL 2 x = px (L − x)<br />
2<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 4.8<br />
Kragbalken unter Gleichlast<br />
x<br />
p<br />
Wir betrachten einen links eingespannten mit der Länge<br />
L unter einer gleichförmigen Linienlast p. Gesucht sind<br />
die Schnittgrößenfunktionen Q(x) und M(x).<br />
Aus Gl. (4.9) ergibt sich wieder<br />
L<br />
Q ′ = −p → Q = −px + C 2<br />
Eine Randbedingung für Q ist<br />
Aus Gl. 4.12 folgt weiter:<br />
Q(L) = 0 = −pL + C 2 → C 2 = pL<br />
M ′ = Q = −px + pL → M = −p x2<br />
2 + pLx + C 3<br />
Die Randbedingung für M am freien Ende ist<br />
M(L) = 0 = −p L2<br />
2 + pL2 → C 2 = − pL2<br />
2<br />
Q<br />
pL<br />
+<br />
Damit ergeben sich die Schnittgrößenfunktionen<br />
zu (vgl. Skizze)<br />
M<br />
− pL2<br />
2<br />
−<br />
pL 2<br />
8<br />
Q(x) = −px + pL = p(L − x)<br />
M(x) = −p x2<br />
2<br />
+ pLx −<br />
pL2<br />
2<br />
= −p(L − x)2<br />
Beispiel G: nicht abgedruckt.<br />
4.6.2 Schnittgrößenverlauf am geraden Balken<br />
Aus den Gleichungen (4.7) - (4.13) folgt:<br />
• in unbelasteten Bereichen eines Balkens sind N und Q konstant.<br />
• in unbelasteten Bereichen eines Balkens hat M einen linearen Verlauf<br />
• an der Stelle von Einzellasten besitzen die Verläufe von N und Q einen Sprung.<br />
• an der Stelle von Einzellasten besitzt der Verlauf von M einen Knick.<br />
• In Bereichen von Gleichlasten sind die Verläufe von N und Q linear, der Verlauf von M<br />
ist eine quadratische Parabel.<br />
Mit diesem Wissen kann häufig die Berechnung von M, Q, und N auf wenige Punkte reduziert<br />
werden.<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Beispiel 4.9<br />
Zusammenhang Belastung - Querkraft - Biegemoment<br />
Gegeben ist für einen Träger auf zwei Stützen (siehe Skizze) der Verlauf der Querkraft<br />
Q. Daraus sollen die Querbelastung und der Momentenverlauf qualitativ rekonstruiert<br />
werden.<br />
p z<br />
Q<br />
M<br />
Knick<br />
Maximum<br />
Beispiel H: nicht abgedruckt.<br />
Beispiel 4.10<br />
Träger mit Einzellast und Gleichlast<br />
F<br />
60 ◦<br />
a<br />
b<br />
B H<br />
c d<br />
A<br />
3.0 3.0 6.0<br />
V B V<br />
p<br />
Gegeben ist ein Träger auf zwei Stützen lt. Skizze mit der Belastung F = 20 kN und p = 4<br />
kN/m. Gesucht sind die Auflagerreaktionen in den Punkten a und b sowie die Schnittgrößenverläufe<br />
N, Q und M.<br />
a) Lagerreaktionen<br />
∑<br />
M a = 0 = B V ·12.0−p·6.0·9.0−F·sin 60 ◦ ·3.0 → B V = 1<br />
12<br />
(<br />
√ )<br />
3<br />
4 · 6 · 9 + 20 · 3 = 22.33 kN<br />
2<br />
∑<br />
M b = 0 = −A V ·12.0+F·sin 60 ◦·9.0+p·6.0·3.0 → A V = 1<br />
( √ )<br />
3<br />
20 · 9<br />
12 2 + 4 · 6 · 3 = 18.99 kN<br />
∑<br />
H = 0 = F · cos 60 ◦ − B H → B H = 20 1 2<br />
= 10.00 kN<br />
Kontrolle:<br />
∑<br />
√<br />
3<br />
V = A V + B V − F sin 60 ◦ − p · 6.0 = 18.99 + 22.33 − 20<br />
2 − 4 · 6 = 0.5 · 10−4 ̌<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
b) Schnittgrößen<br />
Im Folgenden werden die Schnittgrößen in ausgewählten Punkten durch Schnitte berechnet.<br />
Die Verläufe werden unter Ausnutzung der allgemeinen Zusammenhänge zwischen<br />
der Belastung und den Schnittgrößen konstruiert.<br />
• Punkt a (unmittelbar rechts davon)<br />
M a<br />
a<br />
A V − Q a = 0 → Q a = A V = 18.99 kN<br />
N a<br />
Q a<br />
A N a = 0<br />
V<br />
• Punkt c (unmittelbar links davon)<br />
M a = 0<br />
a<br />
M l c<br />
N l c<br />
A V − Q l c = 0<br />
→ Ql c = A V = 18.99 kN<br />
A V<br />
3.0<br />
Q l c<br />
N l c = 0<br />
• Punkt c (unmittelbar rechts davon)<br />
−A V·3.0+M l c = 0<br />
→ Ml c = A V·3.0 = 56.97 kNm<br />
F<br />
M r c<br />
A V −F·sin 60 ◦ −Q r c = 0<br />
→ Qr c = A V−F·sin 60 ◦ = 1.67 kN<br />
a<br />
N r c<br />
F cos 60 ◦ +N r c = 0<br />
→ Nr c = −F cos 60◦ = −10 kN<br />
A V<br />
3.0<br />
Q r c<br />
−A V·3.0+M r c = 0<br />
→ Mr c = A V·3.0 = 56.97 kNm<br />
• Punkt d<br />
F<br />
a<br />
A V 3.0 3.0<br />
M d<br />
Q d<br />
N d<br />
A V − F · sin 60 ◦ − Q d = 0<br />
→ Q d = A V − F · sin 60 ◦ = 1.67 kN<br />
F cos 60 ◦ +N d = 0 → N d = −F cos 60 ◦ = −10 kN<br />
− A V · 6.0 + F · sin 60 ◦ · 3.0 + M d = 0<br />
→ M d = A V · 6.0 − F · sin 60 ◦ · 3.0 = 61.98 kNm<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
• Punkt b (unmittelbar links davon)<br />
Q b<br />
B H<br />
Q b + B V = 0 → Q b = −B V = −22.33 kN<br />
N b<br />
Mb<br />
−N b − B H = 0 → N b = −B H = −10 kN<br />
B V<br />
M b = 0<br />
c) Skizzen<br />
N<br />
−<br />
[kN]<br />
18.99<br />
-10.00<br />
Q<br />
+<br />
1.67<br />
−<br />
-22.33<br />
[kN]<br />
x m<br />
M<br />
+<br />
[kNm]<br />
56.97<br />
61.98 62.33<br />
x m =<br />
22.33<br />
22.33 + 1.67 ·6.0 = 5.58 m; M max = B V·x m −p· x2 m<br />
2<br />
= 22.33·5.58−4· 5.582<br />
2<br />
= 62.33 kNm<br />
Beispiel I: nicht abgedruckt.<br />
4.7 Spezielle Tragwerkstypen<br />
4.7.1 Fachwerke<br />
Obergurtstab<br />
Diagonalstab<br />
Vertikalstab<br />
Knoten<br />
Untergurtstab<br />
Abbildung 4.13<br />
Fachwerk<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Als Fachwerke werden Systeme bezeichnet, die nur aus miteinander gelenkig verbundenen<br />
geraden Stäben bestehen. Alle Lasten und Lagerreaktionen werden an den Verbindungsstellen<br />
(Knoten) eingeleitet. Unter diesen Voraussetzungen entstehen in den Stäben lediglich<br />
Normalkräfte (Zug oder Druck) und keine Querkräfte bzw. Biegemomente (vgl. Gl.(4.13)<br />
und das Beispiel danach).<br />
Schneidet man aus einem Fachwerk einen Knoten frei, so bilden die Schnittkräfte ein zentrales<br />
Kraftsystem. Es stehen somit an jedem Knoten zwei Gleichgewichtsbedingungen zur<br />
Verfügung. Damit ist die notwendige Bedingung dafür, dass ein Fachwerk mit k Knoten statisch<br />
bestimmt ist:<br />
s + r − 2k = 0 (4.14)<br />
r ist darin die Anzahl der Lagerreaktionen, und s ist die Anzahl der Stäbe.<br />
Beispiel 4.11<br />
Fachwerk<br />
Wir betrachten das in der Skizze gezeigte<br />
Fachwerk. Es gilt<br />
r = 3, s = 13, k = 8 → m = 13+3−2·0 = 0 ̌<br />
Beispiel 4.12<br />
Unbestimmtes Fachwerk<br />
Wir betrachten das in der Skizze gezeigte<br />
Fachwerk.<br />
r = 3, s = 8, k = 5 → m = 8 + 3 − 2 · 5 = 1<br />
Die rechnerische Ermittlung der Stabkräfte erfolgt durch Rundschnitt (Freischneiden eines<br />
Knotens) oder Ritterschnitt 5 (Schnitt durch 3 Stäbe, deren Verlängerungen sich nicht in einem<br />
Punkt schneiden).<br />
5 Georg Dietrich August Ritter, *1826 Lüneburg, +1908 ebd.<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Beispiel 4.13<br />
Rundschnitt<br />
Wir betrachten das in der Skizze gezeigte Fachwerk. Die Belastung F und die Länge L sind<br />
gegeben.<br />
F F F<br />
d O 1 e O 2 f<br />
V 2<br />
V 1 D 1<br />
V<br />
D 3 2<br />
a<br />
U 1<br />
c<br />
U 2<br />
b<br />
L<br />
A H<br />
A V B V<br />
L<br />
L<br />
Die Lagerreaktionen sind einfach zu bestimmen und ergeben sich zu<br />
A V = B V = 3F 2 ; A H = 0<br />
Knoten a<br />
V 1<br />
A V<br />
U 1<br />
∑<br />
H = 0 = U 1 → U 1 = 0<br />
∑<br />
V = 0 = A V +V 1 → V 1 = −A V = − 3F 2<br />
Knoten d<br />
F<br />
∑<br />
√<br />
2<br />
V = 0 = −F−V 1 −D 1<br />
O 1<br />
2<br />
V 1<br />
D 1<br />
Knoten e<br />
→ D 1 = √ 2(−F−V 1 ) =<br />
∑<br />
H = 0 = D 1<br />
√<br />
2<br />
2 +O 1 → O 1 = −D 1<br />
√<br />
2<br />
2 = −F 2<br />
√<br />
2F<br />
2<br />
F<br />
∑<br />
V = 0 = −F − V 2<br />
→ V 2 = −F<br />
O 1<br />
V 2<br />
O 2<br />
∑<br />
H = 0 = O 2 − O 1 → O 2 = O 1 = − F 2<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 4.14<br />
Ritterschnitt<br />
Wir betrachten wieder das im vorangehenden Beispiel gezeigte Fachwerk.<br />
F<br />
d<br />
A V<br />
a<br />
O 1<br />
D 1<br />
c<br />
U 1<br />
∑<br />
M d = U 1 · L → U 1 = 0<br />
∑<br />
M c = 0 = F·L−A V·L−O 1·L → O 1 = F−A V = − F 2<br />
Beispiel K2: nicht abgedruckt.<br />
∑<br />
V = 0 = A V −F−D 1<br />
√<br />
2<br />
2<br />
→ D 1 = √ 2(A V −F) =<br />
√<br />
2<br />
2 F<br />
4.7.2 Dreigelenksysteme<br />
Systeme bestehend aus zwei miteinander gelenkig verbundenen Körpern auf zwei festen<br />
Lagern heißen Dreigelenksysteme. Dabei werden die Lager als Gelenke gezählt. Die drei<br />
Gelenke dürfen nicht auf einer Geraden liegen (Beweglichkeit).<br />
Dreigelenkrahmen<br />
Dreigelenkbogen<br />
Abbildung 4.14<br />
Dreigelenksysteme<br />
Die Bestimmung der Lagerreaktionen erfolgt bei Dreigelenksystemen durch Aufstellen<br />
und Lösen von Gleichgewichtsbedingungen am Gesamtsystem und an Teilsystemen (vgl.<br />
Abschnitt 4.5.2).<br />
Beispiel K: nicht abgedruckt.<br />
Für die Verläufe der Schnittgrößen M, Q und N sind Besonderheiten an den Rahmenecken<br />
zu beachten. Dies soll an einem Beispiel gezeigt werden.<br />
Rahmenecke mit beliebigem Winkel α<br />
Die Gleichgewichtsbedingungen eines infinitesimal kleinen Rahmenstücks um den Knoten<br />
k sind:<br />
∑<br />
M k = 0 : M r − M l = 0 → M r = M l<br />
∑<br />
F x<br />
′ = 0 : −N l + N r cos α − Q r sin α = 0 → N l = N r cos α − Q r sin α<br />
∑<br />
F z<br />
′ = 0 : −Q l + Q r cos α + N r sin α = 0 → Q l = N r sin α + Q r cos α<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
N l<br />
Q l<br />
M l<br />
k<br />
M r<br />
x ′<br />
α<br />
z ′<br />
Q r<br />
N r<br />
Abbildung 4.15<br />
Rahmenecke<br />
Dies lässt sich in Matrix-Vektor-Form anschreiben<br />
[ ] [ ] [ ]<br />
Nl cos α − sin α Nr<br />
=<br />
· = [ T ][ ]<br />
N r<br />
;<br />
Q l sin α cos α Q r Q r<br />
[<br />
T<br />
]<br />
. . .Drehmatrix (4.15)<br />
bzw. als inverse Beziehung<br />
[ ]<br />
Nr<br />
= [ T ] [ ] [<br />
−1 Nl cos α<br />
=<br />
Q r Q l − sin α<br />
]<br />
sin α<br />
·<br />
cos α<br />
[ ]<br />
Nl<br />
Q l<br />
(4.16)<br />
Diese Gleichungen gelten in dieser Form nur, wenn auf den Knoten k keine konzentrierten<br />
Lasten (Einzellasten) wirken.<br />
Beispiel 4.15<br />
Dreigelenkrahmen<br />
Wir untersuchen die Lagerreaktionen und Schnittgrößenverteilungen für das in der Skizze<br />
dargestellte System. Die Zahlenwerte für die Belastungsgrößen sind F = 20 kN, p = 1 kN/m.<br />
F<br />
c<br />
g<br />
d<br />
p 4.0<br />
b<br />
A H<br />
B H<br />
4.0<br />
a<br />
B V<br />
4.0 4.0<br />
[m]<br />
A V<br />
a) Lagerreaktionen<br />
∑<br />
M b = 0 = A H · 4.0 − A V · 8.0 + p · 8.0 · 0 + F · 4.0<br />
I : A H − 2A V = −F = −20<br />
∑<br />
M (l)<br />
g = 0 = A H · 8.0 − A V · 4.0 + p · 8.0 · 4.0<br />
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N a<br />
M a = 0<br />
4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
II :<br />
I − 2 · II :<br />
II :<br />
2A H − A V = −p · 8.0 = −8<br />
− 3A H = −20 + 16 = 4 → A H = 4 3 = 1.33kN<br />
A V = 2A H + 8 = 10.67kN<br />
b) Schnittgrößen<br />
Punkt a<br />
A H<br />
a<br />
Q a<br />
Q a = −A H = −1.33kN<br />
N a = −A V = −10.67kN<br />
A V<br />
Punkt c (l)<br />
p<br />
M (l)<br />
c<br />
N (l)<br />
c<br />
Q (l)<br />
c<br />
M (l)<br />
c<br />
= −A H · 8.0 − p · 8.0 · 4.0 = −42.64kNm<br />
Q (l)<br />
c<br />
= −A H − p · 8.0 = −9.33kN<br />
N (l)<br />
c<br />
= −A V = −10.67kN<br />
a<br />
A H<br />
A V<br />
Punkt c (r)<br />
p<br />
c<br />
M (r)<br />
c<br />
Q (r)<br />
c<br />
N (r)<br />
c<br />
M (r)<br />
c<br />
Q (r)<br />
c<br />
= M (l)<br />
c<br />
N (r)<br />
c<br />
= −N (l)<br />
c<br />
= Q (l)<br />
c<br />
= −42.64kNm<br />
= 10.67kN<br />
= −9.33kN<br />
a<br />
A H<br />
A V<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Punkt d (l)<br />
F<br />
p<br />
c<br />
g<br />
M d<br />
Q (l)<br />
d<br />
N (l)<br />
d<br />
M d = A V · 8.0 − A H · 8.0 − p · 8.0 · 4.0 − F · 4.0 =<br />
Q (l)<br />
d<br />
− 37.28kNm<br />
= A V − F = −9.33kN<br />
N (l)<br />
d<br />
= −A H − p · 8.0 = −9.33kN<br />
a<br />
A H<br />
A V<br />
Punkt d (r)<br />
N (l)<br />
d<br />
Q (l)<br />
d<br />
Q (r)<br />
d<br />
Q (r)<br />
d<br />
N (r)<br />
d<br />
= −N(l) d<br />
= Q (l)<br />
d<br />
= 9.33kN<br />
= −9.33kN<br />
N (r)<br />
d<br />
c) Skizzen<br />
-9.33<br />
10.67<br />
-10.67<br />
-9.33<br />
-9.33<br />
Q<br />
kN<br />
9.33<br />
N<br />
kN<br />
-9.33<br />
-1.33<br />
-42.64<br />
-37.32<br />
M<br />
kNm<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 4.16<br />
Parabelbogen unter Gleichlast<br />
z<br />
g<br />
p<br />
H<br />
Ein Dreigelenkbogen (siehe Skizze) in der<br />
Form einer quadratischen Parabel<br />
( )<br />
z(x) = H 1 − x2<br />
L 2<br />
unter einer vertikalen Gleichlast p wird<br />
untersucht.<br />
a<br />
b<br />
x<br />
L<br />
L<br />
a) Lagerreaktionen<br />
A H<br />
p<br />
g<br />
a<br />
b B H<br />
A V B V<br />
∑<br />
M b = 0 = p · 2L · L − A V · 2L<br />
A V = pL<br />
∑<br />
M (l)<br />
g = 0 = p · L · L<br />
2 + A H · H − A V · L<br />
A H = 1 (<br />
)<br />
A V · L − p · L2<br />
= pL2<br />
H<br />
2 2H<br />
Aus Symmetriegründen gilt B V = A V und B H = A H .<br />
b) Schnittgrößen<br />
∑<br />
M<br />
p<br />
s = 0 = M + A H · z − A V · (L + x) +<br />
+ p · (L + x) L + x<br />
g<br />
M<br />
2<br />
( )<br />
s<br />
M = −A H H − H x2<br />
α<br />
L 2 + A V (L + x) −<br />
Q<br />
z<br />
A H a<br />
− p N<br />
2 (L2 + 2Lx + x 2 ) =<br />
A V<br />
L<br />
x<br />
= − pL2<br />
2 + pL2<br />
2H H x2<br />
L 2 + pL2 + pLx −<br />
− pL2<br />
2<br />
− pLx −<br />
px2<br />
2 = 0<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Zur Berechnung von Normalkraft und Querkraft ist es vorteilhaft, zunächst Hilfsgrößen<br />
H s und V s zu definieren, die in die Richtung der Koordinatenachsen zeigen, und dann das<br />
Koordinatensystem um den Winkel α zu drehen.<br />
p<br />
g<br />
s<br />
α<br />
H s<br />
N<br />
Q<br />
H s<br />
A H<br />
a<br />
α<br />
V s<br />
A V<br />
L<br />
x<br />
V s<br />
∑<br />
V = 0 = A V − V s − p(L + x)<br />
V s = A V − p(L + x) = pL − pL − px = −px<br />
∑<br />
H = 0 = A H + H s<br />
H s = −A H = − pL2<br />
2H<br />
Der Neigungswinkel α an der Stelle s ist bestimmt durch tan α = − dz<br />
dx = 2Hx . Die gesuchten<br />
L 2<br />
Schnittgrößen N und Q sind durch Anwendung einer Drehung leicht bestimmbar (vgl.<br />
Gl. 4.15):<br />
[ ] [ ][ ] [ ] [<br />
][ ]<br />
Hs cos α − sin α N N cos α sin α Hs<br />
=<br />
→ =<br />
V s sin α cos α Q Q − sin α cos α V s<br />
und somit<br />
N = − pL2 cos α − px sin α<br />
2H<br />
Q =<br />
pL2 sin α − px cos α<br />
2H<br />
Aus den bekannten Beziehungen für trigonometrische Funktionen erhalten wir<br />
und<br />
sin 2 α =<br />
Damit ergeben sich N und Q als<br />
cos 2 α =<br />
1<br />
1 + tan 2 α = 1<br />
1 + 4H2 x 2<br />
L 4<br />
tan2 α<br />
1 + tan 2 α = 4H 2 x 2 ( ) 2Hx 2<br />
L ( ) = cos 2<br />
4 1 + 4H2 x 2 L 2 α<br />
L 4<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
N = −<br />
( pl<br />
2<br />
)<br />
2H + 2px2 H<br />
L 2<br />
1<br />
√ ; Q = 0<br />
1 + 4H2 x 2<br />
L 4<br />
Der Parabelbogen unter Gleichlast hat somit weder Querkräfte noch Biegemomente, lediglich<br />
Normalkräfte (Druck).<br />
4.8 Räumliche Schnittgrößen<br />
4.8.1 Lager und Gelenke<br />
An einer räumlichen Einspannung (Abb. 4.16) werden 3 Momente und 3 Kräfte aufgenommen,<br />
an einem räumlichen Geitlager (Abb. 4.17) wird eine Kraft aufgenommen<br />
y<br />
z<br />
M ax<br />
M ay<br />
x<br />
A x<br />
A y<br />
a<br />
A z<br />
x<br />
y<br />
z<br />
Abbildung 4.17<br />
a<br />
A z<br />
Räumliches Gleitlager<br />
M az<br />
Abbildung 4.16<br />
Räumliche Einspannung<br />
Gelenkige Verbindungen können unterschiedlich ausgebildet sein, und entsprechend verschieden<br />
viele Kraftgrößen übertragen.<br />
Abbildung 4.18<br />
Räumliche Gelenke (links:<br />
Scharniergelenk, recht: Kugelgelenk)<br />
Scharniergelenk (Abb. 4.18, links): Es werden 2 Momente und 3 Kräfte übertragen.<br />
Kugelgelenk (Abb. 4.18, rechts): Es werden 3 Kräfte (und keine Momente) übertragen.<br />
Statische Bestimmtheit:<br />
Bei zusammengesetzten Systemen bestehend aus n Teilkörpern gibt es 6 · n unabhängige<br />
Gleichgewichtsbedingungen. Die notwendige Bedingung für statische Bestimmtheit ist<br />
daher:<br />
m = r + v − 6 · n = 0 (4.17)<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Beispiel 4.17<br />
Räumlicher Gelenkträger<br />
r = 6 + 1 = 7<br />
v = 5<br />
n = 2<br />
m = 7 + 5 − 6 · 2 = 0<br />
Beispiel 4.18<br />
Räumlicher Träger auf zwei Stützen<br />
r = 3 + 1 = 4<br />
v = 0<br />
n = 1<br />
m = 4 + 0 − 6 · 1 = −2<br />
Das System ist beweglich! Resultate ebener Statik können nicht immer unmittelbar ins<br />
Räumliche übertragen werden.<br />
4.8.1 Schnittgrößen<br />
Räumliche Schnittgrößen werden sinnvollerweise auf ein lokales Koordinatensystem in den<br />
betrachteten Stäben bezogen. Dabei wird die in Abb. 4.19 dargestellte Vorzeichenkonvention<br />
zugrunde gelegt.<br />
y<br />
z<br />
x<br />
N<br />
Q y<br />
Q z<br />
M x<br />
M y<br />
M z<br />
Abbildung 4.19<br />
Räumliche Schnittgrößendefinitionen<br />
Die Schnittgrößen Q y und Q z sind Querkräfte, die Größen M y und M z sind Biegemomente<br />
und M x heißt Torsionsmoment.<br />
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4 Statik einfacher Tragwerke <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 4.19<br />
Räumlicher Kragträger<br />
Ein räumlicher Kragträger wie in der Skizze dargestellt wird durch eine horizontale Last<br />
H in x-Richtung und eine vertikale Last V in z-Richtung belastet.<br />
V<br />
y<br />
z<br />
x<br />
a<br />
c<br />
H<br />
B<br />
L<br />
b<br />
Die Belastung und die Längenabmessungen L, B sind gegeben. Gesucht sind die Schnittgrößen<br />
im Träger.<br />
a) Lagerreaktionen<br />
− A z + V = 0 A z = V<br />
V<br />
M ax<br />
A x + H = 0 A x = −H<br />
A x<br />
a<br />
H<br />
A y = 0<br />
M<br />
A ax − V · B = 0 M ax = V · B<br />
y<br />
A<br />
M z<br />
ay<br />
M ay + V · L = 0 M ay = −V · L<br />
M az<br />
M az − H · B = 0<br />
M az = H · B<br />
b) Schnittgrößen<br />
M ax<br />
A x<br />
a<br />
A y<br />
A<br />
M z<br />
ay<br />
Q y<br />
M az<br />
Q z<br />
M z − M az + A y · x = 0 M z = H · B<br />
N + A x = 0 N = −A x = H<br />
− Q y + A y = 0 Q y = A y = 0<br />
Q z − A z = 0 Q z = A z = V<br />
M x + M ax = 0 M x = −M ax = −V · B<br />
N<br />
M y − M ay − A z · x = 0 M y = V(x − L)<br />
x<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
4 Statik einfacher Tragwerke<br />
Abschnitt b − c mit verändertem Koordinatensystem:<br />
z<br />
x<br />
y<br />
M y<br />
M x<br />
Q y<br />
M z<br />
Q z<br />
N<br />
x<br />
V<br />
B − x<br />
H<br />
N = 0<br />
− Q y + H = 0 Q y = H<br />
− Q z + V = 0 Q z = V<br />
M x = 0<br />
− M y − V(B − x) = 0 M y = V(x − B)<br />
− M z + H(B − x) = 0 M z = H(B − x)<br />
c) Skizzen<br />
N<br />
M x<br />
H<br />
H<br />
−V · B<br />
Q y<br />
V<br />
M y<br />
−V · L<br />
Q z<br />
M z<br />
H · B<br />
−V · B<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
5.1 Kinematik des Massenpunktes<br />
Der Begriff Massenpunkt beschreibt idealisierend einen Körper mit Masse m, dessen räumliche<br />
Ausdehnung als vernachlässigbar gering angenommen wird. Die Lage eines Massenpunktes<br />
P im Raum ist eindeutig durch die Angabe von drei kartesischen Koordinaten x,<br />
y und z festgelegt. Dabei können diese Positionen Funktionen der Zeit t sein. Eine darüber<br />
hinausgehende Festlegung (z.B. von Winkeln) ist aufgrund der vernachlässigten räumlichen<br />
Ausdehnung nicht möglich.<br />
z<br />
P(t)<br />
P(t + ∆t)<br />
s<br />
⃗r<br />
⃗r + ∆⃗r<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 5.1<br />
Räumliche<br />
Bewegung eines Massenpunktes<br />
Der Positionsvektor (Ortsvektor) ⃗r ist von der Zeit abhängig. Durch ⃗r(t) wird eine Kurve im<br />
Raum beschrieben, deren Bogenlänge durch die Größe s bezeichnet wird. Die Kinematik<br />
eines Massenpunktes wird beschrieben durch die zeitlichen Ableitungen des Positionsvektors<br />
⎡ ⎤<br />
x<br />
⃗r = y<br />
(5.1)<br />
⎢⎣ ⎥⎦<br />
z<br />
Die erste Ableitung<br />
⎤<br />
⃗v = ˙⃗r = d⃗r ẋ<br />
dt<br />
⎡⎢ = ẏ ⎣ ⎥⎦<br />
ż<br />
(5.2)<br />
ist die (vektorielle) Geschwindigkeit, Die Richtung des Geschwindigkeitsvektors fällt mit der<br />
Richtung der Tangente an die Bahnkurve zusammen. Die Ableitung des zurückgelegten<br />
Weges s nach der Zeit heißt Bahngeschwindigkeit. Es gilt<br />
Die zweite Ableitung<br />
v = ||⃗v|| = | || | ds<br />
dt<br />
| (5.3)<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
⎤<br />
⃗a = ¨⃗r<br />
ẍ<br />
= d2 ⃗r<br />
dt<br />
⎡⎢ 2 = ÿ<br />
(5.4)<br />
⎣ ⎥⎦<br />
¨z<br />
ist die Beschleunigung des Massenpunktes. Ihre Richtung ist i. A. nicht mit der Richtung der<br />
Tangente an die Bahnkurve identisch.<br />
Beispiel L: nicht abgedruckt.<br />
Wird ein Massenpunkt, auf den eine Kraft ⃗F einwirkt, entlang eines Weges verschoben, so<br />
wird dabei mechanische Arbeit verrichtet.<br />
z<br />
⃗F<br />
s<br />
⃗dr<br />
⃗r 1<br />
⃗r 2<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 5.2<br />
einen Massenpunkt<br />
Einwirkung einer Kraft auf<br />
Entlang eines infinitesimalen Wegstückes d⃗r ist die verrichtete infinitesimale Arbeit<br />
Definition:<br />
Die Größe<br />
dA = ⃗F T ⃗ dr (5.5)<br />
A 1,2 =<br />
∫ ⃗r 2<br />
⃗r 1<br />
⃗F T d⃗r (5.6)<br />
heißt Arbeit der Kraft ⃗F entlang des Weges von P 1 nach P 2 . Dabei kann ⃗F von ⃗r abhängig<br />
sein. Wenn in (5.6) das Ergebnis der Integration vom gewählten Weg zwischen P 1 und P 2<br />
unabhängig ist, so heißt die Kraft ⃗F konservativ. Zur Bewegung entlang einer geschlossenen<br />
Kurve (⃗r 1 = ⃗r 2 ) ist in konservativen Kraftfeldern keine Arbeit erforderlich. (A = 0).<br />
5.2 Kinematik des starren Körpers<br />
5.2.1 Allgemeines<br />
Wir betrachten einen starren Körper zu zwei aufeinanderfolgenden Zeitpunkten t und t + ∆t:<br />
Die Bewegung ist beschreibbar durch unendlich viele Bahnkurven. Diese sind aber durch<br />
die Bedingung der starren Körperform miteinander verknüpft.<br />
Die Position und Lage des Körpers zum Zeitpunkt t + ∆t kann eindeutig festgelegt werden<br />
durch die Verschiebung (Translation) eines beliebigen Punktes P 0 und die Drehung (Rotation)<br />
um eine Achse durch diesen Punkt.<br />
Für den Geschwindigkeitsvektor ⃗v(r, t) eines beliebigen Körperpunktes P mit dem Ortsvektor<br />
r gilt dann allgemein<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
z<br />
P(t)<br />
P(t + ∆t)<br />
P 0 (t)<br />
P 0 (t + ∆t)<br />
⃗r 0 ⃗r 0 + ∆⃗r 0<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 5.3<br />
Räumliche<br />
Bewegung eines starren Körpers<br />
⃗v(⃗r, t) = ⃗v 0 (t) + ⃗ω(t) × [ ⃗r(t) −⃗r 0 (t) ] (5.7)<br />
Darin ist ⃗v 0 (t) der Geschwindigkeitsvektor des Punktes P 0 und ⃗ω(t) der Winkelgeschwindigkeitsvektor.<br />
Bedeutung von ⃗ω:<br />
Die Richtung von ⃗ω definiert die Drehachse, die Länge (Norm) ω = ||⃗ω|| definiert die Winkelgeschwindigkeit<br />
der Rotation.<br />
Sonderfälle<br />
• Reine Translation: ω = 0<br />
• Rotation um eine feste Achse durch P 0 :<br />
5.2.1 Momentanpol<br />
→ ⃗v(⃗r, t) = ⃗v 0 (t)<br />
→ ⃗v(⃗r, t) = ⃗ω(t) × [ ⃗r −⃗r 0<br />
]<br />
Für den Sonderfall der ebenen Bewegung (alle Geschwindigkeitsvektoren sind parallel zu<br />
einer Ebene) kann jeder Bewegungszustand als reine Rotation um eine Achse normal zu dieser<br />
Ebene beschrieben werden:<br />
→ ⃗v(r, t) = ⃗ω × [ ⃗r −⃗r m<br />
]<br />
(5.8)<br />
Dabei ist ⃗r m der Ortsvektor eines noch zu bestimmenden Punktes M aus dieser Ebene. Er<br />
muss so gewählt werden, dass<br />
⃗v = ⃗v 0 + ⃗ω × [ ⃗r −⃗r 0<br />
] != ⃗ω ×<br />
[ ⃗r −⃗rm<br />
]<br />
Wendet man Gl. (5.8) auf den Punkt P 0 an, so folgt<br />
(5.9)<br />
⃗v 0 = ⃗ω × (⃗r 0 −⃗r m ) (5.10)<br />
48 © 2007 - 2013 Christian Bucher. All rights reserved.
<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
und daraus<br />
⃗ω × ⃗v 0 = ⃗ω × [ ⃗ω × (⃗r 0 −⃗r m ) ] = ⃗ω ⃗ω T (⃗r 0 −⃗r m ) −(⃗r<br />
} {{ } 0 −⃗r m )}{{}<br />
⃗ω T ⃗ω<br />
(5.11)<br />
=ω 2<br />
Der erste Term ist Null, wenn wir M in der Ebene normal auf ⃗ω durch P 0 wählen.<br />
Dann ergibt sich<br />
=0<br />
⃗r M = ⃗r 0 + 1 ω 2 (⃗ω × ⃗v 0) (5.12)<br />
Der Punkt M wird als Momentanpol bezeichnet. Seine Lage ist i.a. zeitabhängig und nicht an<br />
den Körper gebunden.<br />
Aus der Darstellung Gl. (5.9) folgt, dass der Vektor vom Momentanpol zu einem beliebigen<br />
Punkt P mit dem Geschwindigkeitsvektor dieses Punktes einen rechten Winkel einschließt.<br />
Rotation in der Ebene<br />
P 1<br />
P 2<br />
⃗v 1<br />
⃗v 2<br />
ω<br />
M<br />
ω<br />
Abbildung 5.4<br />
Ebene Rotation<br />
Die Geschwindigkeiten ⃗v 1 und ⃗v 2 können nicht beliebig vorgegeben werden!<br />
Beispiel M: nicht abgedruckt.<br />
5.3 Kinematische Ketten<br />
Eine Anordnung von beweglich miteinander verbundenen starren Körpern wird als kinematische<br />
Kette bezeichnet.<br />
II<br />
III<br />
I<br />
Abbildung 5.5<br />
Kinematische<br />
Kette mit einem Freiheitsgrad<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Durch die Verbindung der Körper in den Gelenken ergeben sich kinematische Kopplungen,<br />
also ein Zusammenhang zwischen den Geschwindigkeiten der einzelnen Körper. Dieser<br />
Zusammenhang wird ersichtlich, wenn die Momentanpole der Körper bekannt sind.<br />
Beispiel 5.1<br />
Viergelenk<br />
a<br />
M<br />
ω 2 ω 2<br />
c<br />
v d<br />
II d<br />
v c<br />
I<br />
III<br />
ω 3<br />
ω 1<br />
b<br />
Wir betrachten ein System aus 4 miteinander<br />
gelenkig verbundenen geraden<br />
starren Stäben. Wir geben die Winkelgeschwindigkeit<br />
des Stabes I als ω 1 vor. Da<br />
der Stab I im Auflager a gehalten wird,<br />
liegt sein Momentanpol in diesem Punkt.<br />
Ebenso liegt der Momentanpol des Stabes<br />
III im Lagerpunkt b. Der Gelenkpunkt<br />
muss sich bei einer Drehung des Stabes I<br />
auf einer Bahn normal auf die Richtung<br />
zu a bewegen, der Gelenkpunkt d kann<br />
sich nur normal auf die Richtung zu b<br />
bewegen.<br />
Sowohl c als auch d liegen aber auch auf dem Stab II. Da ihre Bewegungsrichtungen normal<br />
auf die Richtung zum Momentanpol m sein müssen, folgt daraus, dass M im Schnittpunkt<br />
der Normalen auf die Richtungen der Geschwindigkeiten liegen muss (im weiteren Bewegungsablauf<br />
verändert sich dessen Lage). Die Größe der Winkelgeschwindigkeit ω 2 folgt<br />
unmittelbar aus v c und ω 1 , analog ω 3 .<br />
In einer kinematischen Kette heißen Punkte, um die sich ein Körper relativ zum ruhenden<br />
Bezugssystem dreht Hauptpole und Punkte, um die sich zwei Körper relativ zueinander drehen<br />
Nebenpole. Feste Lager sind stets Hauptpole, Verbindungsgelenke sind Nebenpole.<br />
Satz<br />
Die Hauptpole und der Nebenpol zweier zueinander beweglicher Körper liegen stets auf<br />
einer Geraden.<br />
Satz<br />
Die Nebenpole dreier zueinander beweglicher Körper liegen stets auf einer Geraden.<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
Beispiel 5.2<br />
Viergelenk<br />
I<br />
(1, 2) (2, 3)<br />
II<br />
III<br />
(0, 1) (0, 3)<br />
(0, 2) (0, 1). . .Hauptpol von I<br />
(1, 2). . .Nebenpol von I und II<br />
→ (0, 2) muss auf einer Geraden durch<br />
(0, 1) und (0, 2) liegen.<br />
Analog: (0, 2) muss auf einer Geraden<br />
durch (0, 2) und (2, 3) liegen.<br />
Beispiel 5.3<br />
Dreigelenk<br />
I<br />
(1,2) Haupt- und Nebenpole liegen nicht auf<br />
einer Geraden → System ist nicht beweglich.<br />
II<br />
(0,1) (0,2)<br />
Beispiel 5.4<br />
Bewegliches Lager<br />
(1,2)<br />
(0,2)<br />
Wegen der horizontalen Verschieblichkeit<br />
des Gleitlagers liegt der Hauptpol von<br />
II auf einer vertikalen Linie durch den<br />
Lagerpunkt.<br />
I<br />
II<br />
(0,1)<br />
Beispiel 5.5<br />
Fachwerk<br />
I<br />
(2, 4)<br />
IV<br />
II<br />
V<br />
(2, 5)<br />
III<br />
(2, 4), (2, 5) und (4, 5) liegen nicht auf<br />
einer Geraden → II, IV und V sind nicht<br />
relativ zueinander beweglich (wohl aber<br />
gemeinsam!).<br />
(4, 5)<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel N: nicht abgedruckt.<br />
5.4 Bestimmung von Lagerreaktionen und Schnittgrößen<br />
Definition<br />
Eine virtuelle Verschiebung δ⃗r eines Körperpunktes ist eine gedachte, bei festgehaltener Zeit<br />
ausgeführte, mit den kinematischen Bindungen verträgliche und infinitesimal kleine Verschiebung,<br />
bei sich die auf den Körper einwirkenden Kräfte nicht ändern.<br />
Bei starren Körpern lassen sich virtuelle Verschiebungen immer auf eine virtuelle Translation<br />
δ⃗r 0 und eine virtuelle Rotation δ⃗ϕ zurückführen (vgl. Gl. 5.7):<br />
δ⃗r = δ⃗r 0 + δ⃗ϕ × (⃗r −⃗r 0 ) (5.13)<br />
Die virtuelle Arbeit δW i einer am Körperpunkt ⃗r i angreifenden Kraft ⃗F i ist definiert durch<br />
Die virtuelle Arbeit δW k eines Moments ⃗M k ist definiert durch<br />
δW i = ⃗F T i δ⃗r i (5.14)<br />
δW k = ⃗M T k δ⃗ϕ k (5.15)<br />
⃗M k<br />
δ⃗φ k<br />
δ⃗r i<br />
z⃗r k<br />
⃗r i<br />
⃗F i<br />
x<br />
y<br />
Abbildung 5.6<br />
virtuelle Drehung<br />
Virtuelle Verschiebung und<br />
Satz<br />
(Prinzip der virtuellen Arbeit in der Form virtueller Verschiebungen): Bilden die an einem<br />
starren Körper angreifenden Kräfte ⃗F i ; i = 1. . .n und Momente ⃗M k ; k = 1. . .m eine Gleichgewichtsgruppe,<br />
so verschwindet die virtuelle Arbeit dieses Kräftesystems für jede beliebig<br />
gewählte virtuelle Verschiebung:<br />
n∑<br />
m∑<br />
δW = ⃗F T i δ⃗r i + ⃗M T k δ⃗ϕ k = 0 (5.16)<br />
i=1<br />
Verschwindet die virtuelle Arbeit eines an einem starren Körper angreifenden Kräftesystems<br />
für jede beliebige virtuelle Verschiebung, so befindet sich dieses Kräftesystem im Gleichgewicht.<br />
Satz<br />
Wenn zur Einleitung virtueller Verschiebungen kinematische Bindungen gelöst werden<br />
(’’Schnitt’’), so sind die virtuellen Arbeiten der an diesen Stellen wirkenden Schnittgrößen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Beispiel P: nicht abgedruckt.<br />
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k=1
<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
Beispiel 5.6<br />
Biegemoment eines Trägers auf zwei Stützen<br />
p<br />
Geg: p, L<br />
Ges.: M(x)<br />
x<br />
L<br />
δφ 1 δφ 2 aus<br />
Um das System beweglich zu machen,<br />
p<br />
muss eine kinematische Bindung gelöst<br />
M M<br />
werden. Um das Biegemoment an einer<br />
beliebigen Stelle x bestimmen zu können,<br />
x<br />
L −x<br />
muss dieses Biegemoment virtuelle<br />
Arbeit leisten. Es wird daher an der Stelle<br />
px<br />
p(L −x)<br />
x ein Gelenk eingeführt und die dabei<br />
M M<br />
freigesetzten Schnittgrößen als Kraftwirkung<br />
mit angesetzt.<br />
Die Relation zwischen δϕ 1 und δϕ 2 folgt<br />
x<br />
L −x<br />
x · δϕ 1 = (L − x)δϕ 2 → δϕ 2 =<br />
x<br />
L − x δϕ 1<br />
Damit wird die gesamte virtuelle Arbeit<br />
zu:<br />
δW = px x 2 δϕ 1 + p(L − x) L − x<br />
2 δϕ 2 − Mδϕ 1 − Mδϕ 2 =<br />
[<br />
= px x − x x<br />
+ p(L − x)L<br />
2 2 L − x − M − M x ]<br />
δϕ 1 = 0<br />
L − x<br />
→ M(x) = p x(L − x)<br />
2<br />
Beispiel 5.7<br />
Querkraft eines Trägers auf zwei Stützen<br />
px<br />
δφ<br />
x<br />
Q<br />
Q<br />
L −x<br />
p(L −x)<br />
δφ<br />
δW = px x − x<br />
δϕ − p(L − x)L<br />
2 2 δϕ +<br />
+ Qxδϕ + Q(L − x)δϕ =<br />
]<br />
=<br />
[− pL2<br />
2 + pLx + QL δϕ = 0<br />
→ Q(x) = p (L − 2x)<br />
2<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 5.8<br />
Stabkräfte in einem Fachwerk<br />
F F F<br />
D3 V 3<br />
c<br />
L L L L<br />
F F F<br />
(1,4)<br />
IV<br />
I<br />
V 3<br />
(0,1) (0,3)<br />
(1,2) II III (0,4)<br />
(0,2)<br />
V 3<br />
L<br />
Für das dargestellte Fachwerk mit 13 Stäben<br />
sollen die Stabkräfte V 3 und D 3 mit<br />
Hilfe des Prinzips der virtuellen Verschiebungen<br />
berechnet werden.<br />
Um die Stabkräfte berechnen zu können,<br />
müssen Schnitte eingeführt werden,<br />
die eine Längsverschieblichkeit der Stäbe<br />
ermöglichen. Da ein einem Fachwerk keine<br />
Querkräfte und Biegemomente vorhanden<br />
sind, können die Stäbe auch einfach<br />
entfernt werden, wenn die Stabkräfte auf<br />
die jeweiligen Knoten angesetzt werden.<br />
a) V 3 Die Pole (0, 1), (0, 4) und (1, 4) liegen<br />
nicht auf einer Geraden. Daher sind I<br />
und IV nicht beweglich. Der Pol (0, 2) liegt<br />
daher im Pol (1, 2).<br />
Von allen Kräften leistet nur V 3 virtuelle<br />
Arbeit:<br />
δW = V 3 Lδϕ = 0 → V 3 = 0<br />
(0,1)<br />
δφ<br />
I<br />
(1,3)<br />
0,2<br />
(1,2)<br />
D 3<br />
II<br />
D 3<br />
(0,3)<br />
III<br />
(0,2)<br />
2,3 2,3<br />
0,3<br />
D 3<br />
3δφ<br />
(2,4)<br />
IV<br />
(3,4)<br />
0,2<br />
δφ<br />
(0,4)<br />
0,3<br />
V 3 ist also ein Nullstab.<br />
b) D 3 Aus (0, 1) und (1, 2) folgt eine<br />
Richtung zu (0, 2), ebenso aus (0, 4) und<br />
(2, 4). Damit liegt der Hauptpol (0, 2) fest.<br />
Für den Hautpol (0, 3) ist zunächst nicht<br />
genügend Information verfügbar. Dazu<br />
wird der Nebenpol (2, 3) benötigt. Aus<br />
(1, 2) und (1, 3) ergibt sich eine Richtung<br />
zu (2, 3), ebenso aus (2, 4) und (3, 4). Beide<br />
Richtungen sind parallel, der Nebenpol<br />
(2, 3) liegt also im Unendlichen. Verbindet<br />
man (0, 2) mit (2, 3) so ergibt sich<br />
eine Richtung zu (0, 3), ebenso aus (0, 1 =<br />
und (1, 3). Damit liegt auch der Hauptpol<br />
(0, 3 = fest.<br />
Die virtuelle Arbeit aller Kräfte ist:<br />
δW = −F · Lδϕ − F · 2Lδϕ + F · Lδϕ +<br />
+ D 3 · L √ 2δϕ + D 3 · L √ 2δϕ = 0<br />
Daraus ergibt sich<br />
D 3 = F √<br />
2<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
Beispiel 5.9<br />
Dreigelenkrahmen<br />
Wir untersuchen ausgewählte Lagerreaktionen und Schnittgrößen für das dargestellte System.<br />
Die Zahlenwerte für die Belastungsgrößen sind F = 20 kN, p = 1 kN/m.<br />
F<br />
c<br />
g<br />
d<br />
p 4.0<br />
b<br />
A H<br />
B H<br />
4.0<br />
a<br />
B V<br />
4.0 4.0<br />
[m]<br />
A V<br />
a) A V<br />
(1,2)<br />
c<br />
F<br />
d<br />
(0,1)<br />
F<br />
p<br />
b) A H<br />
A H<br />
A V<br />
( ) F · 8 − p · 32 = 10.667kN<br />
A H = 1 ( ) F · 4 − p · 64 = 1.333kN<br />
12<br />
(1,2)<br />
(0,2)<br />
p<br />
(0,2)<br />
(0,1)<br />
δW = A V · 12 · δϕ − F · 8 · δϕ + p · 8 · 4 · δϕ = 0<br />
A V = 1<br />
12<br />
δW = A H · 12 · δϕ − F · 4 · δϕ + p · 8 · 8 · δϕ = 0<br />
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5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers <strong>Mechanik</strong> 1<br />
c) M c<br />
(1,2)<br />
p<br />
d) Q l c<br />
(0,3)<br />
F<br />
M c<br />
(2,3)<br />
M c<br />
p<br />
(0,2)<br />
(0,1)<br />
− p · 8 · 4 · δϕ = 0<br />
( ) −F · 8 + p · 32 = −42.667kNm<br />
δW = M c δϕ + M c · 2δϕ + F · 4 · 2δϕ<br />
M c = 1 3<br />
(0,3)<br />
F<br />
Q c<br />
Q c<br />
(0,2)<br />
(0,1)<br />
δW = Q c · 8 · δϕ + Q c · 4 · δϕ + F · 4 · δϕ<br />
+ p · 8 · 4 · δϕ = 0<br />
Q c = 1 ( ) −F · 4 − p · 32 = −9.333kN<br />
12<br />
Beispiel 5.10 Zugbrücke<br />
Eine Zugbrücke (homogener Balken mit Masse m) wird im Schwerefeld (g) über ein masseloses<br />
Seil (umgelenkt über eine sehr kleine Rolle) durch eine Masse m 2<br />
im Gleichgewicht<br />
gehalten. Welcher Winkel ϕ stellt sich ein?<br />
Wir wählen als virtuelle Verrückung eine infinitesimal<br />
kleine Verdrehung δϕ der Brücke. Dabei senkt sich der<br />
m<br />
2<br />
φ<br />
m<br />
Brückenschwerpunkt um<br />
δr 1 = L δϕ sin ϕ<br />
2<br />
ab. Das Gegengewicht hebt sich um den Betrag δr 2 . Dies<br />
entspricht der Verlängerung δs des Seils zwischen Brücke<br />
und Rolle. Die Seillänge s abhängig vom Winkel ϕ ist<br />
s<br />
gegeben durch<br />
L<br />
L<br />
s = 2L sin ϕ 2<br />
φ<br />
2<br />
δφ<br />
Daraus erhält man durch Taylorentwicklung<br />
δs = ds<br />
dϕ δϕ = L cos ϕ 2 δϕ<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
5 Kinematik des Punktes und des starren Körpers<br />
Somit ist die virtuelle Arbeit<br />
Daraus folgt<br />
δW = mgδr 1 − mg<br />
2 δr 2 =<br />
(<br />
mg L mg<br />
sin ϕ −<br />
2 2 L cos ϕ )<br />
δϕ = 0<br />
2<br />
sin ϕ − cos ϕ 2 = 0 → ϕ = 60◦<br />
Beispiel 5.11<br />
Fachwerk<br />
F<br />
L<br />
S 2<br />
S 1<br />
L<br />
L<br />
L<br />
L<br />
Gegeben sind F und L, gesucht sind die Stabkräfte S 1 und<br />
S 2 mittels Ritterschnitt und virtueller Arbeit.<br />
Der Stab S 1 wird durch einen Dreistäbeschnitt leicht<br />
berechnet:<br />
∑<br />
M c = 0 = S 1 · L √ 2 − FL → S 1 = F √<br />
2<br />
c<br />
Für den Stab S 2 läßt sich kein Ritterschnitt finden.<br />
Mit Hilfe des Prinzips der virtuellen Arbeit berechnet<br />
man die Stabkraft S 1 nach:<br />
S 1<br />
S 1<br />
δW = FLδϕ − S 1 · 2Lδϕ<br />
√<br />
2<br />
2 = 0 → S 1 = F √<br />
2<br />
F<br />
und die Stabkraft S 2 folgt aus<br />
δφ<br />
δW = F · Lδϕ − S 2 L √ 2δϕ = 0 → S 2 = F √<br />
2<br />
S 2<br />
F<br />
S 2<br />
δφ<br />
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6 Flächenmomente <strong>Mechanik</strong> 1<br />
6 Flächenmomente<br />
Für die nachfolgenden Abschnitte benötigen wir einige Integrale, die als Flächenmomente<br />
bezeichnet werden.<br />
y<br />
η<br />
dA<br />
z −z p<br />
Abbildung 6.1<br />
r p<br />
y −y p<br />
z p P<br />
y p<br />
ζ<br />
z<br />
A<br />
Fläche in der y −<br />
z-Ebene (z.B. Querschnittsfläche eines<br />
Stabes)<br />
Als Integral lässt sich der Flächeninhalt A eines Querschnittes<br />
das Flächenmoment 0. Ordnung) berechnen<br />
nach<br />
∫ ∫ ∫ ∫<br />
A = dA = dydz (6.1)<br />
A<br />
Die statischen Momente bezogen auf Achsen η und ζ parallel<br />
zu y und z durch den Punkt P (Flächenmomente 1.<br />
Ordnung) sind:<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
S ζ = S p,z = η dydz = (y − y p ) dydz;<br />
A<br />
∫ ∫<br />
S η = S p,y =<br />
A<br />
A<br />
A<br />
∫ ∫<br />
ζ dydz =<br />
A<br />
(z − z p ) dydz<br />
Der Flächenschwerpunkt S ist dadurch gekennzeichet, dass die statischen Momente verschwinden,<br />
d.h. S s,y = S s,z = 0. Die Flächenträgheitsmomente (Flächenmomente 2. Ordnung)<br />
sind:<br />
∫ ∫<br />
I p,zz = (y − y p ) 2 dydz;<br />
A<br />
∫ ∫<br />
I p,yz = I p,zy = −<br />
(y − y p )(z − z p ) dydz; (6.2)<br />
∫ ∫<br />
I p,yy =<br />
A<br />
(z − z p ) 2 dydz<br />
A<br />
Das sogenannte polare Flächenträgheitsmoment I p,p ist<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
I p,p = I p,zz + I p,yy = (y − y p ) 2 dydz + (z − z p ) 2 dydz =<br />
r 2 p dydz (6.3)<br />
A<br />
A<br />
A<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
6 Flächenmomente<br />
Beispiel 6.1<br />
Flächenmomente eines Kreises<br />
Die Integration erfolgt in diesem Fall einfacher durch<br />
Polarkoordinaten.<br />
y<br />
φ<br />
r<br />
dA<br />
M<br />
R<br />
A =<br />
∫ 2π ∫ R<br />
0<br />
0<br />
rdrdϕ =<br />
∫ 2π<br />
0<br />
∫ R<br />
dϕ<br />
0<br />
rdr = 2π R2<br />
2 = R2 π<br />
Das statische Moment S m,z bezogen auf den Kreismittelpunkt<br />
M ist gegeben durch<br />
dA<br />
rdφ<br />
dr<br />
z<br />
∫ 2π ∫ R ∫ 2π ∫ R<br />
S m,z = yr drdϕ =<br />
0 0<br />
0 0<br />
∫ 2π ∫ R<br />
= cos ϕ dϕ r 2 dr = 0<br />
r 2 cos ϕ drdϕ<br />
Analog gilt S m,y = 0. Das Flächenträgheitsmoment I m,zz ist:<br />
I m,zz =<br />
∫ 2π ∫ R<br />
0<br />
0<br />
y 2 r drdϕ =<br />
∫ 2π ∫ R<br />
0<br />
0<br />
0<br />
r 3 cos 2 ϕ drdϕ =<br />
0<br />
∫ 2π<br />
0<br />
∫ R<br />
cos 2 ϕ dϕ<br />
0<br />
r 3 dr = π R4<br />
4<br />
Es gilt I m,yy = I m,zz und I m,yz = 0.<br />
Einfacher läßt sich das Flächenträgheitsmoment I m,zz aus dem polaren Flächenträgheitsmoment<br />
I m,p berechnen. Wegen der Symmetrie des Kreises gilt ja I m,yy = I m,zz und daher<br />
I m,yy = 1 2 I m,p = 1 2<br />
∫ 2π ∫ R<br />
0 0<br />
r 2 r drdϕ = 1 2 2πR4 4 = πR4 4<br />
Sind die Flächenträgheitsmomente bezüglich des Schwerpunktes S bekannt, so können die<br />
Flächenträgheitsmomente bezüglich eines beliebigen anderen Punktes P nach folgenden Formeln<br />
berechnet werden (Steiner’scher 6 Satz):<br />
Beweis:<br />
Nach Gl. (6.2) gilt<br />
I p,zz = I s,zz + (y p − y s ) 2 · A<br />
I p,yz = I s,yz − (y p − y s )(z p − z s ) · A<br />
I p,yy = I s,yy + (z p − z s ) 2 · A<br />
6 Jakob Steiner, *1796 Utzenstorf, +1863 Bern<br />
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6 Flächenmomente <strong>Mechanik</strong> 1<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
I p,zz = (y − y p ) 2 dydz = (y − y s + y s − y p ) 2 dydz<br />
A<br />
∫ ∫<br />
=<br />
A<br />
[(y − y s ) 2 + 2(y − y s )(y s − y p ) + (y s − y p ) 2 ] dydz<br />
A<br />
∫ ∫<br />
=<br />
∫ ∫<br />
(y − y s ) 2 dydz + 2(y s − y p )<br />
(y − y s ) dydz + (y s − y p ) 2 ∫ ∫<br />
dydz<br />
A<br />
= I s,zz + 2(y s − y p )S s,z + (y s − y p ) 2 · A. q.e.d.<br />
A<br />
A<br />
Die Beweise für I p,yz und I p,yy verlaufen analog.<br />
Die Flächenträgheitsmomente lassen sich in einer symmetrischen Matrix der Größe 2 × 2<br />
anordnen:<br />
[ ]<br />
Ip,yy I<br />
[I p ] =<br />
p,yz<br />
(6.4)<br />
I p,yz I p,zz<br />
Dieser Trägheitstensor besitzt analog zum Spannungstensor des ebenen Spannungszustandes<br />
zwei Eigenwerte (Hauptträgheitsmomente) I p,1 und I p,2 die aus<br />
⎡<br />
⎤<br />
I p,yy − λ I p,yz<br />
det ⎢⎣<br />
⎥⎦<br />
I p,zz − λ<br />
= (I p,yy − λ)(I p,zz − λ) − Ip,yz 2 =<br />
I p,yz<br />
= λ 2 − (I p,yy + I p,zz )λ + I p,yy I p,zz − I 2 p,yz = 0<br />
Die Lösungen dieser quadratischen Gleichung sind<br />
I p,1,2 = I √<br />
p,yy + I p,zz (Ip,yy − I p,zz ) 2<br />
±<br />
+ Ip,yz 2 (6.5)<br />
2<br />
4<br />
Die zugehörigen Hauptträgheitsachsen definiert die Winkel ϕ 1 und ϕ 2 ergeben sich aus den<br />
Gleichungen<br />
[ ][ ] [ ]<br />
Ip,yy − λ I p,yz cos ϕ 0<br />
=<br />
(6.6)<br />
I p,zz − λ sin ϕ 0<br />
I p,yz<br />
Da diese Gleichungen linear abhängig sind, kann beispielsweise die erste Gleichung verwendet<br />
werden:<br />
Durch Einsetzen der beiden Eigenwerte ergibt sich daraus:<br />
(I p,yy − λ) cos ϕ + I p,yz sin ϕ = 0 (6.7)<br />
tan ϕ 1,2 = I p,1,2 − I p,yy<br />
I p,yz<br />
(6.8)<br />
Alternativ können diese Winkel auch ohne Kenntnis der Hauptträgheitsmomente aus<br />
berechnet werden.<br />
tan 2ϕ 1,2 =<br />
2I p,yz<br />
I p,yy − I p,zz<br />
(6.9)<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
6 Flächenmomente<br />
Beispiel 6.2<br />
Zusammengesetzter Querschnitt<br />
Der Querschnitt besteht aus zwei Rechtecken. Es sollen die Flächenmomente 2. Ordnung<br />
bezogen auf den gemeinsamen Schwerpunkt S und die Haupträgheitsachsen berechnet<br />
werden.<br />
y<br />
A<br />
2 1 Die Berechnung erfolgt getrennt für die beiden Rechtecke.<br />
Der Schwerpunkt der Fläche A liegt bei (1.5, 0.5),<br />
[m]<br />
S A<br />
z p 1 der Schwerpunkt der Fläche B bei (0.5, 2.0). Der Gesamtschwerpunkt<br />
S hat die Koordinaten<br />
S y p<br />
2<br />
S B<br />
1.5A + 0.5B<br />
y s = = 1.10m<br />
A + B<br />
B<br />
z<br />
z s =<br />
0.5A + 2B<br />
A + B<br />
= 1.10m<br />
Die Flächenträgheitsmomente der Fläche A bezogen auf Achsen durch ihren eigenen<br />
Schwerpunkt sind<br />
I yy,A = 1<br />
12 13 · 3 = 0.25m 4 , I zz,A = 1<br />
12 1 · 33 = 2.25m 4 , I yz,A = 0<br />
die der Fläche B bezogen auf Achsen durch ihren eigenen Schwerpunkt sind<br />
I yy,B = 1<br />
12 23 · 1 = 0.67m 4 , I zz,B = 1<br />
12 2 · 13 = 0.17m 4 , I yz,B = 0<br />
Mit Anwendung des Steiner’schen Satzes Gl. (??) ergibt sich:<br />
I s,yy = I yy,A + A · (1.10 − 0.50) 2 + I yy,B + B · (1.10 − 2.00) 2 = 3.62m 4<br />
I s,yz = I yz,A − A · (1.10 − 0.50)(1.10 − 1.50) + I yz,B − B · (1.10 − 2.00)(1.10 − 0.50) = 1.80m 4<br />
I s,zz = I zz,A + A · (1.10 − 1.50) 2 + I zz,B + B · (1.10 − 0.50) 2 = 3.62m 4<br />
Damit ergeben sich die Haupträgheitsmomente zu<br />
{ 5.42<br />
I p,1,2 = 3.62 ± 1.80 =<br />
1.82<br />
Die zugehörigen Richtungen sind nach Gl. (6.8) gegeben durch<br />
m 4<br />
tan ϕ 1 =<br />
5.42 − 3.62<br />
1.80<br />
bzw. nach der alternativen Formel (6.9)<br />
tan 2ϕ 1,2 =<br />
= 1; tan ϕ 2 =<br />
1.82 − 3.62<br />
1.80<br />
{<br />
2 · 1.80<br />
π43π4<br />
3.62 − 3.62 = ∞ → ϕ 1,2 =<br />
= −1<br />
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7 Hydrostatik <strong>Mechanik</strong> 1<br />
7 Hydrostatik<br />
7.1 Spannungszustand<br />
Eine wesentliche Eigenschaft von Flüssigkeiten ist, dass sie im Ruhezustand keine<br />
Schubspannungen aufnehmen können. Der Spannungstensor ist somit nur auf der Hauptdiagonalen<br />
belegt:<br />
⎡<br />
σ xx 0 0<br />
[S] = 0 σ yy 0<br />
⎢⎣<br />
⎤⎥<br />
(7.1)<br />
⎦<br />
0 0 σ zz<br />
Da aber die Schubspannungen bezogen auf jedes beliebige Paar von orthogonalen Achsen<br />
verschwinden muss, ist Spannungsvektor⃗t auf einer beliebigen Ebene mit Normaleneinheitsvektor<br />
⃗n (vgl. Gl. 3.6) parallel zum Normalenvektor (sonst hätte er ja Schubspannungsanteile)<br />
und es gilt somit:<br />
⎡<br />
σ xx 0 0<br />
⃗t = 0 σ yy 0<br />
⎢⎣<br />
⎤⎥ · ⎦<br />
0 0 σ zz<br />
Offensichtlich ist dies nur möglich, wenn<br />
⎡<br />
⎢⎣<br />
cn x<br />
n y<br />
n z<br />
⎤⎥ ⎦<br />
=<br />
⎡<br />
σ xx n x n x<br />
!<br />
σ yy n y ⎢⎣<br />
⎤⎥ = a · ⎦<br />
⎡⎢<br />
n y ⎣<br />
⎤⎥<br />
; a ≠ 0 (7.2)<br />
⎦<br />
σ zz n z n z<br />
σ xx = σ yy = σ zz = −p (7.3)<br />
also alle Normalspannungen identisch sind. Hier ist p der Druck. Aus den Gleichgewichtsbedingungen<br />
(3.4) ergibt sich nunmehr<br />
Im Schwerefeld gilt<br />
und somit aus Gl. (7.4) unmittelbar<br />
⃗ f − ∇p = ⃗0 (7.4)<br />
f x = 0; f y = 0; f z = −ρg (7.5)<br />
p(x, y, z) = −ρgz + C (7.6)<br />
Der Druck in einer ruhenden Flüssigkeit im Schwerefeld ist nur von der Höhe z abhängig.<br />
Die Konstante C ergibt sich durch Vorgabe des Drucks p 0 in einer Referenzhöhe z 0 . Oft wird<br />
p 0 als Luftdruck gewählt.<br />
7.2 Auftrieb<br />
Wir betrachten einen allseitig von Flüssigkeit umgebenen Körper (vgl. Abb. 7.1)<br />
Auf die Oberfläche dieses Körpers wirkt ein von der Höhe z abhängiger Druck p(z). Die resultierende<br />
Kraftwirkung der Flüssigkeit auf den Körper kann mit Hilfe einer einfachen Überlegung<br />
bestimmt werden. Der eingetauchte Körper verdrängt insgesamt soviel Flüssigkeit wie<br />
in seinem Volumen V D enthalten wäre. Die resultierende Kraft auf dieses Flüssigkeitsvolumen<br />
wäre gleich der Gewichtskraft G K der Flüssigkeit in diesem Volumen, da die Flüssigkeit<br />
sich ja im Gleichgewicht befindet. Somit übt die Flüssigkeit insgesamt eine resultierende<br />
Kraft von<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
7 Hydrostatik<br />
F S<br />
z<br />
S D<br />
S K<br />
V D<br />
G K<br />
Abbildung 7.1<br />
Von Flüssigkeit umgebener Körper<br />
F S = G K = ρgV D (7.7)<br />
auf den Körper aus. Diese Kraft wird als Auftriebskraft bezeichnet. Im Gleichgewicht befindet<br />
sich der Körper, wenn sein Gewicht G K gerade gleich dem Auftrieb ist. Die Lage, die<br />
ein getaucht schwebender Körper einnimmt, wird durch die Lage des Körperschwerpunktes<br />
S K und die Lage des Schwerpunktes S D des verdrängten Flüssigkeitsvolumens bestimmt. Es<br />
stellt sich eine Lage ein, dass die beiden Schwerpunkte auf einer vertikalen Linie liegen, und<br />
dabei S K tiefer als S D liegt.<br />
Bei schwimmenden Körpern stellt sich die Eintauchtiefe so ein, dass die Auftriebskraft F S<br />
wiederum gleich dem Gewicht G K des Körpers ist (Auftrieb in Luft ist hier vernachlässigt).<br />
F S<br />
z<br />
S D<br />
SK<br />
V D<br />
G K<br />
Abbildung 7.2<br />
In Flüssigkeit<br />
schwimmender Körper<br />
Anders als beim schwebenden Körper kann auch eine Lage, bei der S K oberhalb von S D liegt,<br />
stabil sein. Dies wird am Beispiel eines Quaders gezeigt.<br />
Für einen homogenen Körper mit Dichte ρ k in einer Flüssigkeit mit Dichte ρ ist eine Gleichgewichtslage<br />
durch t = ρ K<br />
ρ H gegeben. Selbstverständlich ist hier ρ > ρ K vorausgesetzt.<br />
Zur Feststellung der Stabilität der gezeichneten Lage untersuchen wir eine um den kleinen<br />
Winkel ϕ verdrehte Lage (siehe Abb. 7.3, rechtes Bild). Da auch in der gedrehten Lage die<br />
Summe der Kräfte verschwinden muss, bleibt die Größe von F S dabei unverändert. Allerdings<br />
verschiebt sich der Angriffspunkt der Auftriebskraft hin zu S ′ . Dadurch entsteht eine<br />
D<br />
Momentendifferenz<br />
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7 Hydrostatik <strong>Mechanik</strong> 1<br />
M<br />
M<br />
z<br />
t<br />
G K<br />
S K<br />
G K F S<br />
S D<br />
F S<br />
e<br />
H<br />
S K<br />
S D<br />
S ′ D<br />
φ<br />
S D<br />
S K<br />
h M<br />
e<br />
L<br />
∆y<br />
∆y<br />
y<br />
Abbildung 7.3<br />
In Flüssigkeit schwimmender quaderförmiger Körper<br />
∆M = F S · ∆y (7.8)<br />
∆y ist die horizontale Verschiebung des Angriffspunkts der Auftriebskraft. Das Moment ∆M<br />
kommt durch die Hinzunahme bzw. Wegnahme von Flüssigkeitskraftwirkungen im Bereich<br />
des Flüssigkeitsspiegels zustande:<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
∆M = yρgy ϕ dA = ρgϕ y 2 dA = ρgϕI xx (7.9)<br />
A<br />
Darin ist A die Schwimmfläche und I xx das Flächenträgheitsmoment der Schwimmfläche<br />
bezogen auf die Drehachse (hier: x-Achse). Der Schnittpunkt M der Wirkungslinie des Auftriebs<br />
F S mit der Verbindungslinie von S D und S K wird als Metazentrum bezeichnet. Seine<br />
Lage wird durch die metazentrische Höhe h M beschrieben (siehe Abb. 7.3, rechts). Es gilt nach<br />
Abb. 7.3 für kleine Drehwinkel ϕ:<br />
und weiter aus Gl. (7.9)<br />
A<br />
∆y = (h M + e)ϕ (7.10)<br />
(h M + e)ϕ = ∆M<br />
F S<br />
= ρgI xx<br />
ρgtA ϕ = I xx<br />
V D<br />
ϕ → h M = I xx<br />
V D<br />
− e (7.11)<br />
Das Vorzeichen von h M bestimmt das Vorzeichen des resultierenden Moments M des Kräftepaars<br />
G K und F S . Wenn h M positiv ist, so entsteht bei Neigung des Körpers ein rückdrehendes<br />
Moment, der Körper dreht sich wieder in die Ausgangslage zurück. Somit ist die Ausgangslage<br />
stabil. Ist hingegen h M negativ, so ist die Ausgangslage instabil.<br />
Konkret gilt für den Quader<br />
und weiter:<br />
e = 1 2 (H − t) = 1 ρ − ρ K<br />
H; I xx = AL2<br />
2 ρ<br />
12 ; V D = At = ρ K<br />
HA (7.12)<br />
ρ<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
h M<br />
H = 1 L 2 ρ<br />
12 H 2 − 1 (<br />
1 − ρ )<br />
K<br />
ρ K 2 ρ<br />
7 Hydrostatik<br />
(7.13)<br />
Für den Sonderfall ρ k = 0.5ρ ergibt sich die Stabilitätsgrenze<br />
h M<br />
H = 1 6<br />
L 2<br />
H 2 − 1 √<br />
3<br />
4 > 0 → L > H = 1.225H (7.14)<br />
2<br />
Ein Würfel (H = L) schwimmt in der angegebenen Lage stabil, wenn s = ρ K<br />
ρ<br />
erfüllt. Dies ist äquivalent zu<br />
die Bedingung<br />
1<br />
12s − 1 2 (1 − s) > 0 → 6s2 − 6s + 1 > 0 (7.15)<br />
(s − s 1 ) · (s − s 2 ) > 0 mit s 1,2 = 1 2 ± √<br />
3<br />
6 = { 0.7887<br />
0.2113<br />
Dies bedeutet dass entweder s > 0.7887 oder s < 0.2113 sein muss.<br />
7.3 Flüssigkeitsdruck<br />
7.3.1 Ebene Flächen<br />
Wir betrachten eine beliebig berandete ebene Fläche A, die sich vollständig unterhalb des<br />
Flüssigkeitsspiegels befindet (siehe Abb. 7.4).<br />
z<br />
F D<br />
α<br />
p<br />
S<br />
dA<br />
D<br />
A<br />
y<br />
z s<br />
z d<br />
A<br />
y yd s<br />
S<br />
D<br />
y<br />
dA<br />
x<br />
Abbildung 7.4<br />
Flüssigkeitsdruck auf eine ebene Fläche<br />
Der Druck auf ein Flächenelement dA ist durch die Flüssigkeitshöhe z bestimmt. Wegen z =<br />
y sin α gilt für die resultierende Kraft F D des Wasserdrucks auf die Fläche A:<br />
∫ ∫ ∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
F D = pdA = ρgzdA = ρg sin α y dA (7.16)<br />
A<br />
A<br />
Das letzte Integral ist das statische Moment S x der Fläche A um die x-Achse. Es gilt dabei,<br />
dass S x = A · y s . Somit folgt<br />
F D = ρg sin αy s A = ρgz s A = p s A (7.17)<br />
Die resultierende Druckkraft F D ergibt sich daher als Produkt des Drucks p s im Flächenschwerpunkt<br />
S und der Größe der Fläche A. Die Lage der Wirkungslinie von F D ergibt sich<br />
aus einer Momentenbedingung. Das Moment M x des Wasserdrucks auf A bezüglich der<br />
x-Achse ist<br />
A<br />
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7 Hydrostatik <strong>Mechanik</strong> 1<br />
∫ ∫<br />
M x =<br />
A<br />
∫ ∫<br />
pydA = ρg sin α<br />
A<br />
y 2 dA (7.18)<br />
Das Integral in dieser Gleichung ist das Flächenträgheitsmoment I xx bezogen auf die x-Achse.<br />
Die Lage y d des Angriffspunkts D der resultierenden Druckkraft ist somit gegeben durch<br />
y d = M x<br />
F D<br />
= I xx<br />
S x<br />
(7.19)<br />
Analog kann die Position x d bezüglich der y-Achse bestimmt werden.<br />
Anmerkung:<br />
Der Luftdruck p 0 wurde in diesen Überlegungen nicht berücksichtigt. Da für die meisten<br />
Anwendungen der Luftdruck auf beiden Seiten der betrachteten Flächen wirkt, ergibt sich<br />
daraus keine resultierende Kraftwirkung.<br />
Beispiel 7.1<br />
Druck auf eine kreisförmige Klappe<br />
Eine Klappe mit Radius R befindet sich mit ihrem Schwerpunkt in der Höhe H in einer<br />
Flüssigkeit. Es soll die Größe der resultierenden Wasserdruckkraft F D und die Lage y D<br />
ihres Angriffspunktes bestimmt werden.<br />
Nach Gl. 7.17 gilt<br />
H<br />
F D = ρgHR 2 π<br />
2R<br />
und aus Gl. 7.19 ergibt sich<br />
7.3.1 Gekrümmte Flächen<br />
( )<br />
S x = HR 2 π; I xx = R4 π<br />
R<br />
4 + H2 R 2 2<br />
π =<br />
4 + H2 R 2 π → y D = R2<br />
4H + H<br />
Wir betrachten eine beliebig berandete gekrümmte Fläche A, die sich vollständig unterhalb<br />
des Flüssigkeitsspiegels befindet (siehe Abb. 7.5).<br />
dV<br />
z<br />
dF<br />
α<br />
A<br />
dA<br />
dA ∗ A ∗ dA<br />
α<br />
dA cos α<br />
dA sin α<br />
Abbildung 7.5<br />
Flüssigkeitsdruck auf eine gekrümmte Fläche<br />
Auf ein Flächenelement dA in der Tiefe z wirkt die Kraft dF = p dA. Die Zerlegung dieser<br />
Kraft in eine vertikale und eine horizontale Komponente ergibt<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
7 Hydrostatik<br />
dF V = p dA cos α = ρgz dA cos α = ρg dV<br />
dF H = p dA sin α = p dA ∗<br />
Integration ergibt<br />
∫ ∫ ∫<br />
F V =<br />
ρg dV = ρgV<br />
V<br />
∫ ∫<br />
F H =<br />
∫ ∫<br />
p dA ∗ = ρg<br />
z dA ∗ = p s A ∗<br />
A ∗<br />
Die resultierende Vertikalkraft ist also gleich dem Gewicht der Flüssigkeit über der Fläche A<br />
und die resultierende Horizontalkraft ist gleich dem Produkt aus der in die Vertikale projizierten<br />
Fläche a ∗ und dem Druck im Schwerpunkt dieser Fläche.<br />
A ∗<br />
Beispiel 7.2<br />
Gekrümmte Staumauer<br />
M<br />
R<br />
C<br />
A ∗<br />
Das Volumen der über der Fläche A liegenden<br />
Flüssigkeit ist ein Viertelzylinder<br />
mit Radius R und Länge L. Daher ist die<br />
resultierende Vertikalkraft<br />
A<br />
F V = ρg R2 π<br />
4 L<br />
B<br />
L<br />
Die Projektion des Zylindermantels in die Vertikale ergibt als Fläche A ∗ ein Rechteck mit<br />
der Breite R und der Länge L. Der Flächenschwerpunkt S ∗ liegt in einer Tiefe von R 2 . Damit<br />
ist die resultierende Horizontalkraft<br />
F H = ρg R 2 RL<br />
Als Folge der Kreisgeometrie bilden alle Kraftwirkungen des Wasserdrucks in der Ebene<br />
ein zentrales Kraftsystem dessen Resultierende durch den Kreismittelpunkt M geht.<br />
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8 Formänderungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
8 Formänderungen<br />
8.1 Dehnungs- und Spannungsverteilung bei reiner Balkenbiegung<br />
Es wird angenommen, dass im Querschnitt nur die Schnittgrößen<br />
M y und M z vorhanden sind (reine Biegung, keine Normal- bzw.<br />
verformt<br />
unverformt<br />
Querkräfte, keine Torsion). Für die Formänderungen infolge Biegung<br />
wird angenommen, dass die Querschnitte des Balkens auch<br />
nach der Deformation infolge der Biegemomente eben bleiben (Bernoulli’sche<br />
Abbildung 8.1 Bernoulli-<br />
7 Hypothese).<br />
Hypothese<br />
Aus dieser Hypothese folgt, dass die Dehnungen ε xx linear über den<br />
Querschnitt verteilt sind. Nimmt man ferner einen linear-elastischen<br />
Werkstoff an, so sind auch die Normalspannungen σ xx linear über den Querschnitt verteilt<br />
σ xx = C 1 + C 2 y + C 3 z (8.1)<br />
S<br />
A<br />
y<br />
x<br />
z<br />
σ xx<br />
Abbildung 8.2<br />
Lineare Verteilung der Normalspannung<br />
σ xx<br />
Die Resultierenden der Spannungsverteilung müssen den vorgegebenen Schnittgrößen entsprechen:<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
∫ ∫<br />
N = σ xx dydz = 0, M y = zσ xx dydz, M z = − yσ xx dydz (8.2)<br />
A<br />
A<br />
Mit Berücksichtigung der angenommenen Spannungsverteilung (8.1) wird daraus ein Gleichungssystem<br />
für die drei Koeffizienten C 1 , C 2 und C 3 :<br />
∫ ∫<br />
(C 1 + C 2 y + C 3 z)dydz = C 1 A + C 2 S s,z + C 3 S s,y = N = 0<br />
A<br />
∫ ∫<br />
A<br />
∫ ∫<br />
A<br />
mit den Lösungen<br />
z(C 1 + C 2 y + C 3 z)dydz = C 1 S s,y − C 2 I s,yz + C 3 I s,yy = M y<br />
y(C 1 + C 2 y + C 3 z)dydz = C 1 S s,z + C 2 I s,zz − C 3 I s,yz = −M z<br />
A<br />
7 Jacob Bernoulli, *1654 Basel, +1705 Basel<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
8 Formänderungen<br />
C 1 = 0;<br />
C 2 = M yI s,yz − M z I s,yy<br />
I s,yy I s,zz − Is,yz<br />
2 ; C 3 = M yI s,zz − M z I s,yz<br />
I s,yy I s,zz − Is,yz<br />
2<br />
(8.3)<br />
Rückeinsetzen in Gl. (8.1) und Umordnen ergibt die Swain’sche Formel<br />
σ xx (y, z) =<br />
1<br />
I s,yy I s,zz − I 2 s,yz<br />
[<br />
My (y I s,yz + z I s,zz ) − M z (y I s,yy + z I s,yz ) ] (8.4)<br />
Die Gerade, auf der die Spannung σ xx zu Null wird, heißt Nullinie.<br />
Sind die y- und z-Achsen Hauptträgheitsachsen, so vereinfacht sich diese Formel zu<br />
σ xx (y, z) = M y<br />
I s,yy<br />
z − M z<br />
I s,zz<br />
y (8.5)<br />
Für gerade (achsrechte) Biegung um die y-Achse verbleibt dann noch<br />
σ xx (z) = M y<br />
I s,yy<br />
z (8.6)<br />
In diesem Fall ist die Nullinie eine Gerade parallel zur y-Achse durch den Flächenschwerpunkt.<br />
Die maximalen Spannungen im Querschnitt treten an den Punkten auf, die den größten Normalabstand<br />
von der Nullinie besitzen. Im Falle der Biegung um die y-Achse sind dies die<br />
Punkte mit dem betragsgrößten Abstand von der y-Achse.<br />
y<br />
z o<br />
σ o<br />
−<br />
z<br />
z u<br />
+<br />
σ u<br />
Abbildung 8.3<br />
Verteilung der Normalspannung<br />
σ xx bei achtechter Biegung<br />
Die Größen<br />
W o = | I s,yy<br />
z o<br />
|;<br />
W u = | I s,yy<br />
z u<br />
| (8.7)<br />
werden als Widerstandmomente bezeichnet. Damit ergeben sich die maximalen Biegespannungen<br />
in einem Querschnitt einfach zu<br />
|σ o,u | = M<br />
W o,u<br />
(8.8)<br />
Das Vorzeichen ist in dieser Formel anhand des Vorzeichens des Biegemoments zu wählen.<br />
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8 Formänderungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 8.1<br />
Dimensionierung auf Biegespannungen<br />
200 -σ [N/mm 2 ]<br />
L<br />
2<br />
150<br />
0<br />
-150<br />
F<br />
L<br />
2<br />
H<br />
t<br />
-300<br />
0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />
H [m]<br />
B<br />
t<br />
t<br />
Die Höhe des Querschnitts eines Trägers<br />
auf zwei Stützen unter einer Einzellast<br />
soll so dimensioniert werden, dass der<br />
Betrag der maximalen Biegespannung den<br />
Wert σ max = 200 N/mm 2 nicht überschreitet.<br />
Gegeben sind: F = 5 kN, L = 20.0 m, B =<br />
100 mm, t = 5 mm.<br />
Lösung: Die maximale Biegespannung<br />
tritt in der Trägermitte auf. Dort ist das<br />
Biegemoment M = FL<br />
4<br />
. Das Flächenträgkeitsmoment<br />
I s,yy berechnet sich nach:<br />
I s,yy = 2 Bt3<br />
12<br />
+ 2Bt(H<br />
− t)2<br />
4<br />
+<br />
t(H − 2t)3<br />
12<br />
und das Widerstandsmoment W = 2I s,yy<br />
H<br />
. Die Größe σ−σ max =<br />
4W FL −σ max ist in obenstehender<br />
Skizze als Funktion der Querschnitthöhe H dargestellt. Die Nullstelle liegt bei H = 0.2 m.<br />
Ein Querschnitt mit der Höhe H > 200 mm erfüllt also die Spannungsrestriktion.<br />
8.2 Biegelinie<br />
Ausgehend von der Bernoulli-Hypothese ergibt sich bei gerader Biegung um die y-Achse<br />
eine relative Verdrehung benachbarter Querschnitte (Abstand dx) um den Winkel dϕ. Daraus<br />
folgt eine Änderung der Neigung der Balkenachse um denselben Winkel. Der Zusammenhang<br />
zwischen dϕ und dx wird durch den Krümmungsradius R hergestellt:<br />
dx = R dϕ (8.9)<br />
Andererseits kann die Neigungsänderung auch aus der Dehnungsdifferenz zwischen dem<br />
unteren und oberen Querschnittrand bestimmt werden:<br />
dϕ = ε u − ε o<br />
z u − z o<br />
dx (8.10)<br />
R<br />
dφ<br />
x<br />
z, w<br />
Abbildung 8.4<br />
dx<br />
Neigungszuwachs dϕ<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
8 Formänderungen<br />
Nimmt man ferner einen einachsigen Spannungszustand und lineares Werkstoffverhalten<br />
an, so folgt<br />
1<br />
R = dϕ<br />
dx =<br />
σ (<br />
u − σ o M<br />
E(z u − z o ) = zu<br />
− M z )<br />
o<br />
I s,yy I s,yy<br />
1<br />
E(z u − z o ) =<br />
Die hier auftretende Größe EI s,yy heißt Biegesteifigkeit des Querschnitts.<br />
M<br />
EI s,yy<br />
(8.11)<br />
w<br />
x<br />
z, w<br />
Abbildung 8.5<br />
Verformung der Stabachse<br />
Es gilt ferner tan ϕ = − dw<br />
dx<br />
aus Gl.(8.11):<br />
und daher für kleine Verformungen ϕ = −<br />
dw<br />
dx<br />
sowie daraus und<br />
d 2 w<br />
dx 2 = − M<br />
(8.12)<br />
EI s,yy<br />
Berücksichtigt man ferner die aus der Statik bekannten Beziehungen<br />
Q = dM<br />
dx ; p z = − dQ<br />
dx<br />
so ergibt sich als Differentialgleichung der Biegelinie<br />
(<br />
p z = d2 d 2 )<br />
w<br />
dx 2 EI s,yy<br />
dx 2<br />
(8.13)<br />
Für Stäbe mit konstanter Biegesteifigkeit vereinfacht sich dies zu<br />
w IV =<br />
p z<br />
EI s,yy<br />
(8.14)<br />
Rechnerisch ergeben sich für positive Biegemomente negative Krümmungen und umgekehrt<br />
(siehe Abb. 8.6).<br />
M<br />
M<br />
x<br />
M<br />
M<br />
x<br />
z, w z, w<br />
Abbildung 8.6<br />
Biegemoment<br />
Krümmung des Stabes bei positivem und negativem<br />
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8 Formänderungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Beispiel 8.2<br />
Durchbiegung eines Kragträgers<br />
Ein Kragbalken aus Stahl mit der Spannweite<br />
L = 5 m, mit einem quadratischen Querschnitt<br />
50×50 mm wird durch sein Eigengewicht<br />
belastet. Bestimmen Sie die Durchbiegung<br />
w am rechten Trägerende.<br />
L<br />
p<br />
Lösung: Die Biegesteifigkeit ist EI = 2.1 · 1011 0.054<br />
12<br />
= 109375 Nm 2 . Die Querbelastung ist<br />
p = 7800 · 0.05 2 · 9.81 = 191.3 N/m. Die Differentialgleichung der Biegelinie wird durch<br />
Integration gelöst. Es gelten am linken Lager die Randbedingungen w(0) = 0 und w ′ (0) = 0.<br />
Am rechten Trägerende gelten die Randbedingungen M(L) = 0 und Q(L) = 0. Aus w IV = p EI<br />
folgt<br />
w ′′′ = p EI x + C 1;<br />
w ′′ = p EI<br />
w = p EI<br />
x 2<br />
2 + C 1x + C 2 ; w ′ = p x 3<br />
EI 6 + C x 2<br />
1<br />
2 + C 2x + C 3 ;<br />
x 4<br />
24 + C x 3<br />
1<br />
6 + C x 2<br />
2<br />
2 + C 3x + C 4 ;<br />
Aus der RB w(0) = 0 folgt C 4 = 0 und aus der RB w ′ (0) = 0 folgt dann C 3 = 0. Die Randbedingung<br />
M(L) = 0 is äquivalent zu w ′′ (L) = 0 (siehe Gl. 8.14) und Q(L) = 0 ist äquivalent<br />
zu w ′′′ (L) = 0. Damit ergeben sich<br />
C 1 = − p EI L;<br />
C 2 = − p EI<br />
Die Durchbiegung am rechten Trägerende ist somit<br />
w(L) = p EI<br />
Der Zahlenwert ist w(L) = 191.3·54<br />
8·109375<br />
L 2<br />
2 − C 1L = p L 2<br />
EI 2<br />
L 4<br />
24 − p EI LL3 6 + p L 2 L 2<br />
EI 2 2 = pL4<br />
8EI<br />
= 0.137 m.<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
8 Formänderungen<br />
Beispiel 8.3<br />
Durchbiegung eines beidseitig eingespannten Balkens<br />
Der dargestellte beidseitig eingespannte Balken<br />
unter Gleichlast p wird untersucht. Die<br />
Integration der Biegelinie ergibt wie oben eine<br />
Parabel 4. Ordnung.<br />
L<br />
p<br />
Die Randbedingungen w(0) = w ′ (0) = 0 ergeben C 3 = 0 und C 4 = 0. Am rechten Ende<br />
gelten die Randbedingungen w(L) = w ′ (L) = 0. Daraus folgt<br />
C 1 = − pL<br />
2EI ;<br />
C 2 = pL2<br />
12EI<br />
Durch Einsetzen in die zweite Ableitung w ′′ (0) ergibt sich damit das Einspannmoment<br />
M(0) = − pL2<br />
12 .<br />
8.3 Formänderungsenergie und Arbeitssatz<br />
Als einfachsten Beanspruchungszustand betrachten wir den einachsigen Spannungszustand<br />
wie er bei einer reinen Normalkraftbeanspruchung eines Zugstabes auftritt.<br />
L<br />
F<br />
F<br />
N<br />
EA<br />
¯F<br />
dx<br />
du = du dx = εdx<br />
dx<br />
u<br />
ū<br />
u<br />
u<br />
N<br />
dū<br />
Abbildung 8.7<br />
Beanspruchung eines Zugstabes<br />
An diesem Stab wirkt eine Kraft ¯F, die langsam aufgebracht, d.h. vom Wert 0 auf den Wert F<br />
vergrößert wird. Entsprechend verlängert sich der Stab und der Lastangriffspunkt verschiebt<br />
sich um den Weg ū nach unten. Die äußere Kraft leistet also eine Arbeit<br />
W =<br />
∫ u<br />
¯Fdū (8.15)<br />
0<br />
Bei Annahme linear-elastischen Verhaltens ist der Zusammenhang zwischen Kraft und Verschiebung<br />
linear (vgl. Abb. 8.7), also<br />
¯F = F uū (8.16)<br />
Damit ergibt sich die Arbeit W der Last F zu<br />
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8 Formänderungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
W =<br />
∫ u<br />
0<br />
¯Fdū = W =<br />
∫ u<br />
0<br />
F<br />
uūdū = F ∫ u<br />
u<br />
0<br />
ūdū = F u 2<br />
u 2 = Fu<br />
2<br />
(8.17)<br />
Die Arbeit der inneren Kräfte (Spannungen) kann wie folgt ermittelt werden: Die Normalkraft<br />
N (vgl. Abb. 8.7, rechts) in einem differentiellen Stück des Stabes mit Länge dx leistet<br />
die Arbeit<br />
Mit Anwendung des Elastizitätsgesetzes<br />
dU = 1 2 Ndu = 1 Nεdx (8.18)<br />
2<br />
ε = σ E = N EA<br />
(8.19)<br />
folgt durch Integration über die Stablänge L<br />
U = 1 2<br />
∫ L<br />
0<br />
N 2<br />
dx (8.20)<br />
EA<br />
Für Stäbe mit konstante Normalkraft N = F und konstanter Dehnsteifigkeit ergibt dies<br />
N 2 ∫ L<br />
U = 1 2 EA<br />
0<br />
dx = 1 N 2 L<br />
2 EA<br />
Aus Gl. 8.19 ergibt sich die Verschiebung des Kraftangriffspunktes zu<br />
Im Vergleich mit Gl. (8.17) erkennt man<br />
u = Lε = NL<br />
EA<br />
(8.21)<br />
(8.22)<br />
U = Nu<br />
2 = Fu<br />
2 = W (8.23)<br />
Diese grundlegende Aussage (Arbeitssatz) gilt in allen elastischen Systemen.<br />
Für Kräfte berechnet sich die äußere Arbeit W aus dem Produkt von Kraft und Verschiebung<br />
des Kraftangriffspunktes, für Momente berechnet sich die äußere Arbeit aus dem Produkt<br />
von Moment und Drehwinkel am Momentenangriffspunkt.<br />
M dφ<br />
M<br />
x<br />
dx<br />
Abbildung 8.8 Verformung eines Balkens<br />
infolge Biegung<br />
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<strong>Mechanik</strong> 1<br />
8 Formänderungen<br />
Die innere Arbeit U ist je nach Beanspruchungsart unterschiedlich zu berechnen. Für Biegung<br />
erfolgt die Berechnung am differentiellen Element aus der gegenseitigen Verdrehung<br />
benachbarter Querschnitte<br />
dU = 1 2 Mdϕ = 1 2 Mϕ′ dx<br />
Anwendung der Elastizitätsgesetzes M = EIϕ ′ (siehe Gl. 8.11) und Integration über die Stablänge<br />
L ergibt<br />
U = 1 2<br />
∫ L<br />
0<br />
M 2<br />
dx (8.24)<br />
EI<br />
Beispiel 8.4<br />
Kragbalken mit Einzellast<br />
Die Durchsenkung w e am Lastangriffspunkt<br />
soll mittels des Arbeitssatzes berechnet werden.<br />
Verformungsanteile aus Querkraftwirkung<br />
werden vernachlässigt. Es gilt<br />
x<br />
L<br />
EI<br />
F<br />
w e<br />
W = 1 2 F · w e; U = 1 2<br />
∫ L<br />
0<br />
M 2 (x)<br />
dx<br />
EI<br />
Darin ist die Momentenfunktion gegeben durch M(x) = −F(L − x). Somit<br />
U = 1 ∫ L<br />
2EI<br />
0<br />
F 2 (L 2 − 2Lx − x 2 )dx = F2 L 3<br />
6EI<br />
Aus U = W folgt somit<br />
w e = FL3<br />
3EI<br />
Beispiel 8.5<br />
Gekoppelte Federn<br />
Elastische Elemente lassen sich vereinfacht durch Federn mit einer Federsteifigkeit k repräsentieren.<br />
Dabei hängt der numerische Wert von k wesentlich von der Art der Beanspruchung<br />
des elastischen Elements ab (z.B Normalkraft oder Biegung). Die Beziehung zwischen<br />
Kraft F, Formänderungsarbeit U und Verformung w ist dann gegeben durch<br />
F = k · w;<br />
U = F2<br />
2k = kw2<br />
2<br />
Gekoppelte elastische Elemente lassen sich wiederum auf einfache Ersatzfedern zurückführen,<br />
deren Federsteifigkeit die Beziehung zwischen Kraft und Verformung beschreibt.<br />
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8 Formänderungen <strong>Mechanik</strong> 1<br />
Serienschaltung<br />
Die Kräfte sind in beiden Federn gleich. Daher<br />
gilt U = F2<br />
2k 1<br />
+ F2<br />
2k 2<br />
und mit W = 1 2 Fw e folgt daraus<br />
k 1<br />
( 1<br />
w e = F + 1 )<br />
k 2<br />
k 1 k 2<br />
bzw.<br />
1<br />
F<br />
F =<br />
1<br />
k 1<br />
+ 1 w e = k ersatz w e<br />
k 2<br />
w e<br />
Parallelschaltung<br />
Hier sind beide Federverformungen gleich,<br />
also U = k 1w 2 e<br />
2<br />
+ k 2w 2 e<br />
2<br />
. Es folgt unmittelbar<br />
F = (k 1 + k 2 ) w e = k ersatz w e<br />
k 1 k 2<br />
F<br />
w e<br />
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