alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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22 alumni alumni halenses 1/2013 Vermittlerin zwischen den Kulturen Nach ihrem Arabistikstudium hat Dr. Sara Binay ein eigenes Unternehmen gegründet. Für Geisteswissenschaftler ist das noch immer ein ungewöhnlicher Werdegang. Doch die junge Frau zeigt, dass es funktionieren kann. Die Vermittlung interkultureller Kommunikation ist Hauptaufgabe der kleinen Firma. Als Spezialistin für den arabischen Raum ist Sara Binay vor allem gefragt, wenn es um Geschäfte geht. Das arabische Wort für „Literatur“ schreibt Sara Binay an das Flipchart. Die junge Unternehmerin ist Spezialistin für den arabischen Raum. (Foto: Michael Deutsch) Ein wenig ungewöhnlich ist es schon, als Geisteswissenschaftlerin ein Unternehmen zu gründen und immer noch, nach mehr als drei Jahren, am Markt zu sein. Und gefragt zu sein, sollte man hinzufügen. Sara Binay hat damit, als sie sich 2009 mit „Dr. Sara Binay – Training & Consulting“ selbständig machte, nicht unbedingt gerechnet. Trotzdem ist sie damals diesen Weg gegangen, weil sie keine Lust mehr hatte auf den wissenschaftlichen Betrieb und auf eine Habilitation auch nicht. „Ein wichtiger Grund für diesen Schritt liegt auch im deutschen Hochschulsystem. Das ist eine Einbahnstraße und für Leute, die zwar habilitieren, aber danach keine Professur erreichen, aus meiner Sicht sogar eine Sackgasse.“
alumni halenses 1/2013 alumni 23 Sara Binay findet die Perspektive, die den Wissenschaftlerinnen in Deutschland geboten wird, nicht sehr freundlich. „Entweder frau schafft es auf eine Professur, oder sie lebt und arbeitet bis zur Rente auf befristeten Stellen.“ Dass dieser Weg nicht ihrer sein würde, war Sara Binay bald klar. Als sie ihr Studium begann, wusste sie nicht, wie lebensprägend es sein würde. „Eigentlich sollte es Judaistik werden, aber dann bin ich in die Arabistik abgewandert. Ich wollte eine außereuropäische Kultur studieren. Es hätte auch Indologie oder Japanologie sein können, die Arabistik war eher Zufall.“ Am traditionsreichen Orientalischen Institut der halleschen Universität, das viele berühmte Gelehrte hervorgebracht hat, bekam sie ausgiebig Arabisch- Unterricht und fühlte sich nach ihrem Grundstudium gerüstet für den Gang nach Damaskus, wo sie für ein Jahr an einem französischen Forschungsinstitut arbeitete. Nach ihrer Rückkehr beendete sie ihr Studium in Halle und promovierte über „Das Bild des Beduinen in der klassischen arabischen Literatur“ und ging dann für drei Jahre in den Libanon an das Orientinstitut Beirut, einer Art Außenstelle der deutschen Orientalistik. Begann dort noch ein Fernstudium zur Interkulturellen Trainerin. Betrieb Humorforschung. Und dann, zurück in Deutschland, stellte sich die Frage: Was nun? Nach einer kurzen Zeit als Trainerin gründete Sara Binay dann ihr Unternehmen. „Der Schwerpunkt ist das Heranführen an interkulturelle Kommunikation auf zwei Wegen. Entweder man stärkt die interkulturelle über die allgemeine Kompetenz, oder man geht speziell auf die Zielkultur ein.“ Wobei Kultur hier eine Frage der Definition sei. Die meisten Menschen dächten dabei an fremde Länder. Gemeint sein könne aber auch ein Team, das sich aus unterschiedlichen Menschen zusammensetze. Oder einfach eine Familie. „Und wie gut die Kommunikation läuft, hat mit der kulturellen Verständigung zu tun.“ Nicht nur sich selbst als „normal“ zu betrachten, gehöre dazu, so Sara Binay. Und natürlich, fremde Gepflogenheiten zu kennen. Beispiel Sprache: Häufig verunsichert uns eine andere als die gewohnte Sprechgeschwindigkeit oder Lautstärke. Im Deutschen lässt man einander ausreden, in anderen Sprachen aber überlappen sich die Reden, oder aber es gäbe große Pausen dazwischen wie im Finnischen. Das Wissen darüber helfe, Unhöflichkeiten zu vermeiden. Oder zu verstehen: So wirken Araber häufig in unseren Augen aufgebracht, weil sie laut und scheinbar erregt sprechen. Dabei handelt es sich nicht um emotionale Labilität, sondern schlicht um ein sprachliches Phänomen. Wahrnehmen, Wissen, Handeln; nur zusammen ergibt sich daraus interkulturelle Kompetenz, hat Sara Binay erkannt. Dieses vermittelt sie nun vielfältig. Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer zum Beispiel in einem Kurs für Mitarbeitende des KSB Halle und viel beschäftigt in arabischen Ländern. In einer Schulung im Dorint-Hotel hat Sara Binay über den Umgang mit arabischen Gästen gesprochen. Sie bietet interkulturelle Mediation an, Stichwort binationale Ehen; moderiert Podiumsveranstaltungen und Konferenzen, begleitet Geschäftsleute zu Terminen, berät hinsichtlich der Zielkultur beim Entwurf von Produkten. In Heilbronn hat sie zudem einen Lehrauftrag an der dortigen Hochschule („Internationale Betriebswirtschaft Osteuropa“), in Magdeburg arbeitet sie für die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V. als Trainerin und Beraterin. Verwiesen sei hier auf ihren Internetauftritt „www.binay-training.de“, denn alle Leistungen aufzuführen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Besonders beim Start ihres Unternehmens hat Sara Binay von der Martin-Luther-Universität viel Unterstützung erhalten. Kurse bei Univations, dem Gründernetzwerk der Uni, haben ihr geholfen, von An-Instituten bekam sie Aufträge. Sie würde, sagt Sara Binay, den Schritt in die Selbständigkeit wieder gehen, sie genießt die Unabhängigkeit. Und zu gern würde sie nochmal ins Ausland gehen. Wenn sie Zeit hat. Anja Falgowski Kontakt: Dr. Ulf-Marten Schmieder UNIVATIONS Telefon: 0345 13 142700 E-Mail: schmieder@univations.de
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