alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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1<br />
<strong>2013</strong><br />
Besucher erwünscht:<br />
Die Uni und ihre Gäste<br />
Georg-Forster-Haus füllt sich mit Leben<br />
Kustos Ralf-Torsten Speler als Gästeführer<br />
Alumni-Verein hilft im Sudan<br />
www.<strong>alumni</strong>.uni-halle.de<br />
DAS ALUMNI MAGAZIN DER MARTIN LUTHER UNIVERSITÄT HALLE WITTENBERG
2 forschen und publizieren <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Aula der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Universität</strong>splatz<br />
Eintritt: 10 €, ermäßigt 5 €<br />
Abendkasse: 1 Stunde vor Beginn<br />
Kartenvorverkauf:<br />
KULTURINSEL<br />
Theater- und Konzertkasse<br />
Große Ulrichstraße 51<br />
06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon 0345 2050-222<br />
Fax 0345 2050-237<br />
Mo–Sa 10–20 Uhr<br />
Uni-Shop der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong><br />
Marktplatz 13 (Marktschlösschen)<br />
06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon 0345 2036702<br />
www.aula-konzerte.uni-halle.de<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
der itCampus Software- und<br />
Systemhaus GmbH.<br />
Hauptsponsoren:<br />
Pockrandt<br />
MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT<br />
HALLE-WITTENBERG
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> editorial<br />
3<br />
Liebe Alumni, liebe Freunde<br />
und Förderer,<br />
die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> ist ein offenes Haus.<br />
Besucher sind immer willkommen, egal ob es sich<br />
dabei um Prominente oder einfach um interessierte<br />
Bürger handelt. Sie alle sind wichtig. Wenn sie sich<br />
während ihres Aufenthaltes gut betreut fühlen, ist<br />
das auch ein Vorteil für die Alma mater halensis. Im<br />
günstigen Fall werden die Besucher so zum Werbeträger.<br />
Nämlich dann, wenn sie die Kunde in die Welt<br />
tragen, dass es sich in <strong>Halle</strong> hervorragend leben<br />
und an der hiesigen Uni ebenso gut studieren lässt.<br />
Aus diesem Grund steht das Thema Besuch mit all<br />
seinen Facetten im Mittelpunkt dieses Hefts. Wir<br />
wollen Ihnen zeigen, was an der MLU alles für Besucher<br />
und Gäste getan wird. Im Interview spricht<br />
Kustos Ralf Torsten Speler über seine Erlebnisse als<br />
Gästeführer. Schließlich hat er in den vergangenen<br />
Jahren regelmäßig Prominente auf Entdeckungstour<br />
an der Uni begleitet (Seite 12). Darüber hinaus informieren<br />
wir über die Angebote für Schüler, Eltern<br />
und andere Interessierte. Auch für sie werden maßgeschneiderte<br />
Besuchsprogramme gefertigt (Seite<br />
15). Und schließlich stellen wir das Georg-Forster-<br />
Haus im Herzen der Innenstadt vor. Dort können<br />
Gastwissenschaftler während ihres Aufenthalts in<br />
<strong>Halle</strong> leben und mit anderen Menschen in Kontakt<br />
treten (Seite 16).<br />
Auch über die Aktivitäten von Alumni wird in dieser<br />
Ausgabe wieder zu lesen sein. Auf Seite 18 erfahren<br />
Sie, wie ein Alumni-Verein aus dem Bereich<br />
Erziehungswissenschaften im Sudan Hilfe vor Ort<br />
leistet. Bereits im vergangenen Jahr startete der<br />
Alumni-Erziehungswissenschaften <strong>Halle</strong> (Saale) e.V.<br />
einen Spendenaufruf. Es ging um Wasser für Wun-<br />
Cuei, einem Dorf im Südsudan, das keinen Zugang zu<br />
sauberem Trinkwasser hat. Aus diesem Grund wollte<br />
man eine Wasserpumpe für die dortige Grundschule<br />
anschaffen. Organisiert wird diese Hilfe von Gregory<br />
Goc, der selbst Mitglied im Alumni-Verein ist und<br />
seit vielen Jahren in Deutschland lebt.<br />
Hinweisen möchten wir auch auf die Aktivitäten der<br />
Vereinigung der Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> e.V. (VFF). Einer<br />
der Höhepunkte ist wie immer das Jahresfest,<br />
das für November terminiert ist. Es steht diesmal<br />
ganz im Zeichen der zu dieser Zeit ebenfalls in <strong>Halle</strong><br />
stattfindenden Ehrung Johann-Christian Reils. Der<br />
Grund: der Todestag des einstigen Stadtphysicus<br />
und Gelehrten Reil jährt sich dann zum 200. Mal. Die<br />
Vorbereitungen für die Veranstaltung sind bereits<br />
angelaufen. Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre<br />
dieses Hefts viel Spaß. Noch ein Hinweis in eigener<br />
Sache: die nächste Ausgabe von <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong><br />
erscheint zum Jahresende.<br />
Jana Wiedemann<br />
Alumni-Beauftragte<br />
Jana Wiedemann<br />
(Foto: Michael Deutsch)<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong><br />
Alumni-Magazin<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> (MLU)<br />
Ausgabe 1/13, 3. Jahrgang<br />
erscheint zweimal im Jahr<br />
sowie im Internet:<br />
www.<strong>alumni</strong>.uni-halle.de<br />
Herausgeber:<br />
Rektor der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />
Redaktion:<br />
Manuela Bank-Zillmann (V.i.S.d.P.) (mab)<br />
Jana Wiedemann (jw)<br />
Ines Godazgar (igo)<br />
Anja Falgowski (af )<br />
Kontakt:<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />
Stabsstelle des Rektors / Alumni<br />
<strong>Universität</strong>splatz 9, 06108 <strong>Halle</strong> (S.)<br />
Telefon: 0345 55 21458<br />
Fax: 0345 55 27066<br />
E-Mail: <strong>alumni</strong>@uni-halle.de<br />
Satz & Gesamtherstellung:<br />
Digital Druckservice <strong>Halle</strong> GmbH<br />
Telefon: 0345 47 88 601<br />
E-Mail: info@digitaldruck-halle.de<br />
www.digitaldruck-halle.de<br />
Anzeigenkoordination: Jana Sülzner<br />
Druck:<br />
Druckhaus Dresden GmbH<br />
www.druckhaus-dresden.de<br />
Grafik-Design:<br />
Sisters of Design,<br />
www.sistersofdesign.de<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
geben die Meinung der Autoren<br />
wieder. Bei unverlangt eingesandten<br />
Texten/Fotos besteht keine Gewähr für<br />
einen Abdruck.<br />
Die Redaktion behält sich Änderungen<br />
eingesandter Texte vor. Der Nachdruck<br />
von Artikeln ist bei Angabe der Quelle<br />
gestattet. Die Redaktion bittet um ein<br />
Belegexemplar.<br />
Titelbild:<br />
Kustos Ralf-Torsten Speler rollt auf dem<br />
<strong>Universität</strong>splatz symbolisch den roten<br />
Teppich für hohe Gäste aus. (Foto: Michael<br />
Deutsch)
4 inhaltsverzeichnis <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
V<br />
Digitalisierte Drucke {6}<br />
Mehr als 50.000 Drucke sind an<br />
der <strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek<br />
inzwischen digitalisiert<br />
worden. Die Rekordmarke wurde<br />
bereits im Dezember 2012 erreicht.<br />
Der Jubiläumsdruck ist mehr als<br />
200 Jahre alt und stammt aus der<br />
Feder eines Alumnus.<br />
(Foto: Maike Glöckner)<br />
A<br />
Seitenwechsel {20}<br />
Der Journalist Drago Bock ist<br />
<strong>Halle</strong>s neuer Stadtsprecher. Der<br />
Saalestädter hat zu Wendezeiten an<br />
der Uni <strong>Halle</strong> studiert und dann<br />
lange als Journalist gearbeitet. In<br />
seinem neuen Amt will er helfen,<br />
die überregionale Wahrnehmung<br />
seiner Heimat zu verbessern.<br />
(Foto: Ines Godazgar)<br />
Besucher erwünscht:<br />
Die Uni und ihre Gäste {12}<br />
Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> gibt sich gastfreundlich.<br />
Dass Besucher hier herzlich willkommen sind, davon zeugen<br />
viele Angebote, die eigens auf diese Zielgruppe zugeschnitten<br />
sind. So wurde erst vor kurzem das neu gebaute internationale<br />
Begegnungszentrum im Herzen der Altstadt fertiggestellt,<br />
in dem zum Beispiel Gastwissenschaftler eine Bleibe<br />
und Kontaktmöglichkeiten finden können.<br />
Ebenfalls ein Pluspunkt für die Gäste ist der Besucherservice,<br />
der allen Interessierten offen steht. Wenn sich hingegen<br />
Staatsmänner und andere Prominente ansagen, dann<br />
werden sie auch von Kustos Ralf-Torsten Speler betreut, der<br />
sich inzwischen auch einen Ruf als kurzweiliger Gästeführer<br />
erworben hat. (Foto: Michael Deutsch)
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> inhaltsverzeichnis<br />
5<br />
inhalt<br />
C<br />
VARIA<br />
6 Jubiläumsdruck stammt<br />
von einem Alumnus<br />
An der ULB werden historische<br />
Drucke digitalisiert<br />
8 Rückkehr in die Heimat<br />
Die menschlichen Überreste<br />
australischer Ureinwohner werden<br />
aus hallescher Sammlung<br />
zurückgeführt<br />
10 Gute Laune zum Abschluss<br />
Wie die Physiker ihre Absolventen<br />
verabschieden<br />
11 Reil-Jubiläum wirft<br />
erste Schatten voraus<br />
Jahresfest der VFF steht im Zeichen<br />
des großen Gelehrten<br />
TITELTHEMA<br />
12 Ansteckende Begeisterung<br />
Interview mit Ralf Torsten Speler<br />
über das Rahmenprogramm<br />
für Hohen Besuch<br />
15 Maßgeschneidertes Programm<br />
Besucherservice für Interessierte<br />
16 Ein Klavier im Gartenpavillion<br />
Das Georg-Forster-Haus<br />
nimmt Gäste auf<br />
CAMPUS & KARRIERE<br />
24 Vorgestellt: der Emeritus<br />
Prof. Everhard Holtmann<br />
26 Geldsegen von den Alumni<br />
Katharina Simon erhält erstes<br />
Deutschlandstipendium, das von<br />
Alumni gespendet wurde<br />
UNIKATE<br />
28 Die Kammer der Wunder<br />
Die barocke Sammlung in den<br />
Franckeschen Stiftungen ist im<br />
Jubiläumsjahr besonders<br />
zu empfehlen<br />
30 Serviceseiten<br />
Geldsegen von den Alumni<br />
{26}<br />
Das Deutschlandstipendium ist<br />
unter Studenten sehr beliebt. Inzwischen<br />
wurde an der Uni <strong>Halle</strong><br />
erstmals eines vergeben, das von<br />
Alumni gespendet worden ist.<br />
Lehramtsstudentin Katharina Simon<br />
hat es erhalten und sich riesig<br />
darüber gefreut. (Foto: Michael Deutsch)<br />
U<br />
ALUMNI<br />
18 Trinkwasser ist Mangelware<br />
Alumni-Verein der Erziehungswissenschaftler<br />
hilft im Sudan<br />
20 Ein Journalist wechselt die Seiten<br />
Alumnus Drago Bock<br />
ist jetzt Stadtsprecher<br />
22 Vermittlerin zwischen den<br />
Kulturen<br />
Alumna Sara Binay hat<br />
eine Firma gegründet<br />
Wundervolle Wunderkammer<br />
{28}<br />
Vor 350 Jahren wurde der Pietist<br />
August Hermann Francke geboren.<br />
Die von ihm einst initiierte Kunstund<br />
Naturaliensammlung gilt als<br />
Anziehungspunkt für Besucher. Die<br />
barocke Schau widerspiegelt den<br />
Makrokosmos im Kleinen.<br />
(Foto: Klaus E. Göltz)
6 varia <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
varia<br />
Jubiläumsdruck stammt<br />
von einem Alumnus<br />
Seit 2007 werden an der <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> historische Drucke digitalisiert. Dadurch sind die oft wertvollen<br />
Originale für Forschung und Lehre, aber auch für ein breites Publikum in aller Welt leichter zugänglich. Inzwischen<br />
ist eine Rekordmarke erreicht: Der 50.000. Druck ging kürzlich online. Das Werk ist mehr als 200<br />
Jahre alt und stammt ausgerechnet aus der Feder eines Alumnus der halleschen <strong>Universität</strong>.<br />
Mit Hochsleistungsscannern<br />
werden die Drucke in der<br />
ULB Seite für Seite fotografiert.<br />
(Foto: Michael Deutsch)<br />
Eher unscheinbar wirkt es von außen, das historische<br />
Büchlein, das an der <strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek<br />
(ULB) in <strong>Halle</strong> einen Rekord markiert:<br />
Das Werk mit dem Titel „<strong>Universität</strong>en Revolution“,<br />
herausgegeben im Jahr 1794 in Köthen, ist der<br />
50.000. Druck, der bisher an der ULB digitalisiert<br />
worden ist und somit nun einer breiten Öffentlichkeit<br />
online zur Verfügung steht. Sein Autor, Carl<br />
Schlüter, „Doctor der Weltweisheit“, schenkte seiner<br />
Alma mater damit „einen Glückwunsch für die<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> zu ihrem ersten Jubelfeste“, wie<br />
es auf der Titelseite heißt. Wer dieses Buch künftig
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> varia<br />
7<br />
einsehen will, muss weder – wie bisher bei besonders<br />
wertvollen Büchern üblich – einen Nachweis<br />
der wissenschaftlichen Notwendigkeit erbringen,<br />
noch muss er dazu auch nur die ULB betreten. Es<br />
genügt eine Online-Recherche, und schon taucht<br />
das Werk in digitalisierter Form auf dem Bildschirm<br />
auf. „In einigen Fällen ist diese Version sogar besser<br />
lesbar als das Original“, sagt Dr. Dorothea Sommer,<br />
stellvertretende Direktorin der ULB, die für die Leitung<br />
und Koordination der Digitalisierungsprojekte<br />
verantwortlich ist.<br />
„Die ULB verfügt über einen hervorragenden Altbestand<br />
an historischen Büchern, der im Krieg nicht<br />
zerstört wurde“ erklärt Sommer. Er ist in der Größenordnung<br />
und Qualität vergleichbar mit anderen<br />
bekannten deutschen Forschungsbibliotheken wie<br />
z.B. der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.<br />
Um die historischen Bestände möglichst breit zugänglich<br />
zu machen, aber auch, um sie zu schützen,<br />
führt die ULB seit 2007 umfangreiche Retrodigitalisierungsprojekte<br />
durch. Sie wurden von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) bisher mit<br />
knapp drei Millionen Euro gefördert.<br />
Im Ergebnis dieser Projekte sind viele historische<br />
Drucke nun wesentlich einfacher zugänglich als bisher.<br />
Die Drucke werden während der Digitalisierung<br />
komplett mit Vorder- und Rückdeckel gescannt.<br />
Dadurch erhält der Nutzer einen originalgetreuen<br />
Eindruck vom Buch, das er am Bildschirm lesen,<br />
aber sich auch als PDF-Datei herunterladen kann.<br />
„Wir verzeichnen erfreulich hohe und steigende Zugriffszahlen<br />
auf die Webseiten der digitalen Sammlungen“,<br />
sagt Dr. Sommer. Analysen zur Herkunft<br />
der Online-Nutzer haben zudem gezeigt, dass sie<br />
aus aller Welt stammen. Unter ihnen sind sowohl<br />
interessierte Laien als auch Wissenschaftler, die<br />
die historischen Drucke in ihre Lehrveranstaltungen<br />
einbinden.<br />
Ein Schwerpunkt der Digitalisierungsarbeiten war in<br />
den vergangenen drei Jahren die Pilotphase des sogenannten<br />
VD 18, der deutschen Nationalbibliographie<br />
und digitalen Bibliothek des 18. Jahrhunderts,<br />
die derzeit im Aufbau ist. Sie entsteht zunächst als<br />
Gemeinschaftsprojekt von fünf großen Bibliotheken<br />
in Deutschland. Die ULB hat die Pilotphase des<br />
Projekts federführend betreut und für die digitale<br />
Nationalbibliographie insgesamt 20.000 Drucke<br />
digitalisiert und mit Strukturdaten erschlossen. Die<br />
Arbeiten werden mit hoher Effizienz und in guter<br />
Qualität durchgeführt. Dazu sitzen täglich mehrere<br />
Mitarbeiter an Hochleistungsscannern, um die<br />
alten Bücher Seite für Seite zu scannen. Eine von<br />
ihnen ist Karin Häberle. Obwohl sie zum Scannen<br />
in einem stark abgedunkelten Raum sitzen muss,<br />
macht ihr die Arbeit nach eigenem Bekunden viel<br />
Spaß. Aufgrund der guten Technik funktionieren<br />
diese Arbeiten schonend, soll heißen: Die Bücher<br />
werden in einem geringen Öffnungswinkel in das<br />
Gerät eingelegt, um z.B. zu enge Bindungen nicht<br />
zu gefährden, die zu einem Bruch des Buchrückens<br />
führen können.<br />
Bereits im Februar startete an der ULB ein weiteres<br />
großes Digitalisierungsprojekt, für das die DFG<br />
im Dezember finanzielle Mittel bewilligt hat. Im<br />
Rahmen des Pilotprojekts sollen im Verbund mit<br />
anderen Bibliotheken Verfahren der Digitalisierung<br />
und Präsentation historischer Zeitungen erprobt<br />
werden. Der Grund: Die ULB verfügt über die drittgrößte<br />
Zeitungssammlung in Deutschland nach den<br />
Staatsbibliotheken in Berlin und München. In den<br />
vergangenen Jahren ist dieser Bestand sortiert und<br />
erschlossen worden. Zunächst soll mit der Digitalisierung<br />
des Hallischen Patriotischen Wochenblatts<br />
(später Hallisches Tageblatt) begonnen werden, das<br />
von den Anfängen im Jahr 1799 lückenlos in den<br />
Beständen der ULB vorhanden ist.<br />
Letztlich, so meint Dr. Sommer, sind sämtliche Digitalisierungsprojekte<br />
auch ein Beitrag zur Pflege<br />
des kostbaren Sammlungsbestands der ULB. Diese<br />
Arbeiten sind zwar kostenintensiv, jedoch von großer<br />
Bedeutung: „Wenn man die Erschließung der<br />
Drucke und ihre Bestandspflege nicht ernst nimmt,<br />
dann gibt es auch keine kulturelle Überlieferung.“<br />
Ines Godazgar<br />
Kontakt: Dr. Dorothea Sommer<br />
<strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt<br />
Telefon: 0345 55 22000<br />
E-Mail: direktion@bibliothek.uni-halle.de<br />
Dr. Dorothea Sommer<br />
(Foto: Michael Deutsch)
8 varia <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Späte Rückkehr<br />
in die alte Heimat<br />
Mehr als 8000 Exponate sind in den Meckelschen Sammlungen im Dachgeschoss des Institutes für Anatomie<br />
und Zellbiologie der <strong>Universität</strong> untergebracht. Die Exposition gehört zu den umfangreichsten ihrer Art in<br />
Europa. Sie enthält medizinhistorisch und präparationstechnisch ausgesprochen wertvolle Stücke. Einige sind<br />
seit geraumer Zeit verhüllt. Es sind menschliche Überreste australischer Ureinwohner. Jetzt soll ihre genaue<br />
Herkunft geklärt werden, damit sie in ihrer Heimaterde bestattet werden können.<br />
Prof. Dr. Dr. Bernd Fischer<br />
(Foto: Maike Glöckner)<br />
Diverse Tücher verdecken derzeit vier Skelette<br />
und drei Schädel im Dachgeschoss des Instituts für<br />
Anatomie und Zellbiologie am Steintor in <strong>Halle</strong>. Auf<br />
diese Weise sollen sie vor Blicken geschützt werden.<br />
Bei den Exponaten handelt es sich um menschliche<br />
Überreste australischer Ureinwohner. Bislang gehörten<br />
sie in den Fundus der berühmten Meckelschen<br />
Sammlungen der MLU.<br />
Doch das könnte sich nun bald ändern. Grund dafür<br />
ist das offizielle Ansinnen der australischen Regierung<br />
deren Rückgabe zu erreichen. - Ein Wunsch,<br />
auf den Prof. Dr. Dr. Bernd Fischer, Leiter des Anatomischen<br />
Instituts, und Prof. Dr. Rüdiger Schultka,<br />
Chef der Meckelschen Sammlungen, ohne Zögern<br />
reagierten.<br />
Im Jahr 2008 hatte der damalige australische Premierminister<br />
Kevin Rudd die Ureinwohner erstmals<br />
für das an ihnen begangene Unrecht offiziell um<br />
Verzeihung gebeten. In diesem Zusammenhang, erläutert<br />
Bernd Fischer, hätte eine eigens gegründete<br />
Regierungsbehörde wissenschaftliche Sammlungen<br />
und Museen auf der ganzen Welt kontaktiert, um<br />
dafür zu sorgen, dass eventuell vorhandene sterbliche<br />
Überreste von Aborigines traditionell in ihrer<br />
Heimaterde bestattet werden können.<br />
Auch an das hiesige Institut wandte man sich, und<br />
die <strong>Halle</strong>nser um Bernd Fischer und Rüdiger Schultka<br />
sicherten sofort „maximale Unterstützung“ zu.<br />
„Vor zwei Jahren kam die Anfrage, und im Juli<br />
vergangenen Jahres wurde das Ganze auf eine juristisch<br />
eindeutige Grundlage gestellt. Es musste zum<br />
Beispiel festgehalten werden, dass wir die Kosten<br />
für die Rückführung nicht übernehmen können“,<br />
so Bernd Fischer. Der australische Botschafter und<br />
später eine fünfköpfige Delegation, darunter ein<br />
Aborigine, kamen im vergangenen Jahr nach <strong>Halle</strong>,<br />
um die Exponate in Augenschein zu nehmen.<br />
Man musste nicht lange suchen, um fündig zu werden<br />
im sorgfältig geführten Archiv den Meckelschen<br />
Sammlungen. Wo genau die Knochen der Ureinwohner<br />
herstammen, ist noch unklar. Zumindest bei<br />
einem Skelett haben die Recherchen aber bereits<br />
Klarheit gebracht: Es handelt sich um einen Mann,<br />
der im 19. Jahrhundert auf einem Schiff nach Europa<br />
mitgenommen und auf Jahrmärkten als so genannter<br />
„Australneger“ zur Schau gestellt wurde.<br />
Wie genau die bisherigen Ausstellungsstücke im<br />
19. und Anfang des 20. Jahrhunderts überhaupt<br />
nach <strong>Halle</strong> gekommen sind, ist bisher erst zum Teil<br />
geklärt. Die Wege sind, wie so oft in solchen Fällen,<br />
verschlungen. Die meisten der Knochen jedenfalls<br />
wurden zur damaligen Zeit legal in einem Auktionshaus<br />
in London ersteigert, was der australischen<br />
Botschaft sogar bekannt war. „Die australische<br />
Behörde kennt dieses Auktionshaus gut und hat<br />
Unterlagen sichten können.“ An welchen Orten die<br />
australischen Ureinwohner jedoch genau gelebt<br />
hätten, müsse erforscht werden, sagt Bernd Fischer.<br />
Damit befasse sich die australische Behörde, in<br />
<strong>Halle</strong> warte man nun auf die Ergebnisse. Sollte die
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> varia<br />
9<br />
Herkunft nicht geklärt werden können, verbleiben<br />
die Knochen in <strong>Halle</strong>.<br />
Die menschlichen Überreste, um die es aktuell geht,<br />
können seit Beginn der Untersuchung nicht mehr<br />
besichtigt werden. Weil sie nach dem Glauben der<br />
Aborigines nicht öffentlich betrachtet werden dürfen,<br />
können auch in diesem Magazin keine Fotos von<br />
ihnen gezeigt werden. Die kultische Bestattung der<br />
Knochen soll nach altem Brauch in ihrer Heimaterde<br />
erfolgen, im Beisein eines Stammesgeistlichen.<br />
Wie ein solches Ritual abläuft, das konnten sich die<br />
halleschen Anatomen in einem Film ansehen, den<br />
die australische Botschaft geschickt hat. Gezeigt<br />
wurde darin das Begräbnis von Überresten australischer<br />
Ureinwohner, die bis zu ihrer Rückführung in<br />
der Ausstellung der Berliner Charité zu sehen waren.<br />
Für die Meckelschen Sammlungen wäre es nicht das<br />
erste Mal, dass einzelne Exponate entfernt werden.<br />
Vor geraumer Zeit schon ging es um die Frage, ob<br />
sich im Fundus Überreste von Menschen befinden,<br />
die im Dritten Reich aus politischen Gründen hingerichtet<br />
wurden. Fischer: „Wir haben zusammen<br />
mit der Gedenkstätte ,Roter Ochse’ intensiv recherchiert,<br />
weshalb die Menschen in diesem Gefängnis<br />
zu Tode gekommen sind.“ Schließlich seien dort<br />
Terrorurteile gefällt worden. „Wenn wir nicht mit<br />
letzter Sicherheit sagen konnten, warum jemand<br />
verurteilt wurde, haben wir die Skelette aus den<br />
Sammlungen genommen und im Rahmen einer<br />
Trauerfeier beigesetzt.“ Anja Falgowski<br />
Kontakt: Prof. Dr. Dr. Bernd Fischer<br />
Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />
Telefon: 0345 55 71701<br />
E-Mail: bernd.fischer@medizin.uni-halle.de<br />
Die Meckelschen Sammlungen<br />
umfassen mehr als<br />
8.000 Exponate.<br />
(Foto: Corinna Bertz)
10 varia <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Gute Laune zum Abschluss<br />
Die Absolventen des Fachs Physik werden auf unterhaltsame Weise aus dem Studentendasein verabschiedet<br />
Fernsehphysiker Harald Lesch<br />
(Fotos: Uni <strong>Halle</strong>/Grätz)<br />
Abschlussfeiern müssen nicht langweilig sein. Das<br />
beweisen <strong>Halle</strong>s Physiker. Sie sind besonders einfallsreich<br />
bei der Verabschiedung ihrer Absolventen.<br />
Der Grund ist pragmatischer Natur: Bei der<br />
Urkundenübergabe sind in aller Regel nicht nur die<br />
frischgebackenen Physiker selbst, sondern auch<br />
Eltern und Großeltern zu Gast. Und die wollen gut<br />
unterhalten werden. Deshalb setzt man bei den<br />
Festvorträgen auf kurzweilige Themen und große<br />
Namen. „Fußball aus statistischer Sicht: Mythen,<br />
Zufall und Vorhersage“ von Prof. Dr. Andreas Heuer<br />
aus Münster wurde bereits gehört; vor zwei<br />
Jahren sprach Prof. Dr. Metin Tolan aus Dortmund<br />
über „Geschüttelt, nicht gerührt! James Bond im<br />
Visier der Physik.“ Die Gäste waren begeistert. Im<br />
vergangenen Jahr dann, als vorläufiges Highlight,<br />
war Prof. Dr. Harald Lesch zu erleben. Der Astrophysiker,<br />
Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist,<br />
Fernsehmoderator und Professor für Physik ist auch<br />
Nicht-Physikern hinlänglich aus dem Fernsehen bekannt.<br />
In <strong>Halle</strong> hielt er den Vortrag „Wir irren uns<br />
empor – warum ist die Physik so erfolgreich?“ Mit<br />
durchschlagendem Erfolg. Dr. Helmut Grätz, mitverantwortlich<br />
für die Organisation der Veranstaltung,<br />
hat selber nicht so recht daran geglaubt, dass Lesch<br />
überhaupt nach <strong>Halle</strong> kommen würde. Den Vortrag,<br />
sagt er, hätte der Physiker in seinem Stil gehalten,<br />
er sei sehr sympathisch gewesen.<br />
Die diesjährige Urkundenübergabe wird übrigens<br />
am Nikolaustag stattfinden. Helmut Grätz ist es<br />
gelungen, dafür die heiß begehrte Aula zu belegen.<br />
Den Festvortrag wird dann auf Einladung des<br />
Institutsdirektors der ebenfalls bekannte Physiker<br />
Prof. Dr. Thomas Vilgis zur „Molekularküche – physikalische<br />
Aspekte des Essens“ halten. Das Thema<br />
dieser Art des Kochens hat es ihm angetan, am<br />
Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz<br />
forscht er über die physikalischen Eigenschaften<br />
von Lebensmitteln und ist unter anderem Mitglied<br />
der Deutschen Akademie für Kulinaristik. „Ich bin in<br />
der großartigen Lage, fast nur über Essen nachdenken<br />
zu dürfen“, hat Vilgis einmal gesagt.<br />
Auch die noch für <strong>2013</strong> vorgeschlagenen Vorträge<br />
könnten unterhaltsam werden. „Wie lang ist ein<br />
Meter?“ fragt Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von<br />
Klitzing vom MPI Stuttgart, oder über „Fast lichtschnell<br />
durch die Stadt“ referiert Prof. Dr. Ute Kraus<br />
aus Hildesheim. Für Spaß und Spannung sorgt übrigens<br />
auch Helmut Grätz gern. „Wann landen wir<br />
auf dem Mars?“ lautete sein Thema bei der Langen<br />
Nacht der Wissenschaften des vergangenen Jahres.<br />
Anja Falgowski<br />
Die Physikabsolventen werden<br />
mit Blumen und Humor<br />
verabschiedet.
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> varia<br />
11<br />
Reil-Jubiläum wirft erste Schatten voraus<br />
Jahresfest der VFF steht im Zeichen des großen Gelehrten<br />
März – September – November – diese drei Monate<br />
sind in diesem Jahr für den Verein der Freunde und<br />
Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> (VFF) besonders<br />
wichtig. Dann nämlich finden jeweils große und<br />
vom VFF mitorganisierte Veranstaltungen statt, was<br />
dazu führt, dass Geschäftsführerin Ramona Mitsching<br />
bereits jetzt alle Hände voll zu tun.<br />
Auch die größte davon, das traditionelle Jahresfest<br />
der Vereinigung, wirft inzwischen erste Schatten<br />
voraus: Die traditionelle Veranstaltung findet in<br />
diesem Jahr in einem ganz besonderen Rahmen<br />
statt, schließlich wird sie in die Feierlichkeiten zur<br />
Ehrung von Johann-Christian Reil eingebunden sein.<br />
Der Todestag von <strong>Halle</strong>s einstigem Stadtphysikus<br />
(vergleichbar mit dem heutigen Amtsarzt) jährt sich<br />
am 22. November zum 200. Mal, und sowohl Stadt<br />
als auch Moritzburg, Nationale Akademie der Wissenschaften<br />
Leopoldina und die <strong>Universität</strong> werden<br />
Reil aus diesem Grund jeweils in unterschiedlicher<br />
Form gedenken.<br />
So wird zum Beispiel am Abend des 21. November,<br />
dem Termin für das Jahresfest des VFF, im <strong>Universität</strong>smuseum<br />
eine Ausstellung eröffnet, die Reil<br />
in seiner Funktion als Gelehrter genauer unter die<br />
Lupe nehmen wird. Analog dazu beschäftigt sich<br />
eine Schau im Kunstforum ebenfalls mit Reil, jedoch<br />
in seiner Funktion als Stadtphysicus. Und natürlich<br />
fungiert der große Gelehrte in diesem Jahr auch als<br />
Mottogeber für das gesamte Jahresfest. „Das wird<br />
ein Höhepunkt für uns“, sagt Ramona Mitsching.<br />
Bereits im September unterstützt die Vereinigung<br />
übrigens zum wiederholten Mal eine wissenschaftliche<br />
Veranstaltung: die internationale Aging-Konferenz,<br />
die alle zwei Jahre in <strong>Halle</strong> veranstaltet<br />
wird und die von Studierenden kostenfrei besucht<br />
werden kann.<br />
Nicht unerwähnt soll der Höhepunkt bei den VFF<br />
sein, der bereits Ende März im Kunstforum erfolgreich<br />
über die Bühne gegangen ist: Den zweiten<br />
Vortrag im Rahmen der Reihe „wissenschafthören“<br />
bestritt Prof. Dr. Jürgen Hanneder, ein in Marburg<br />
lehrender Indologe, der das Auditorium auf unterhaltsame<br />
Weise in sein Fach einführte und im Auditorium<br />
für große Erheiterung sorgte. „Ich freue<br />
mich über den Erfolg dieses Veranstaltungsformats.<br />
Damit wollen wir die VFF nicht zuletzt den <strong>Halle</strong>nsern<br />
ein Stück näher bringen“, sagt Ramona Mitsching,<br />
die diese Veranstaltungsreihe gemeinsam<br />
mit der Steuerberatungskanzlei „Consulere“ und<br />
dem <strong>Universität</strong>sverlag <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> bestreitet.<br />
Sicher scheint bereits jetzt, dass die Akteure beim<br />
nächsten Mal in ein größeres Veranstaltungslokal<br />
umziehen müssen, denn die rund 50 Plätze waren<br />
alle besetzt. Ines Godazgar<br />
Kontakt: Ramona Mitsching<br />
Vereinigung der Freunde und Förderer der MLU<br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> e.V.<br />
Telefon: 0345 55 22912<br />
E-Mail: ramona.mitsching@vff.uni-halle.de<br />
Johann Christian Reil<br />
(1759–1813)<br />
(Bild: Uniarchiv <strong>Halle</strong>,<br />
Rep 40-1, Nr. R2)
12 titelthema <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
titelthema<br />
Der Mann mit der<br />
ansteckenden Begeisterung<br />
Um Besuch muss man sich kümmern. Ganz gleich, ob Staatsoberhaupt, Politiker oder berühmter Künstler.<br />
Wann immer es Repräsentanten des öffentlichen Lebens an die MLU verschlägt, wird ihnen ein individuelles<br />
Besichtigungsprogramm zuteil. Kein anderer ist geeigneter, es durchzuführen, als Kustos Ralf-Torsten Speler.<br />
Die Hamburger Verlegerin<br />
Friede Springer gehört zu den<br />
Gästen, die an der Uni <strong>Halle</strong><br />
zu Besuch waren. Neben<br />
Rektor Prof. Udo Sträter traf<br />
sie dabei auch Kustos Ralf-<br />
Torsten Speler.<br />
(Foto: Maike Glöckner)<br />
Wenn sich hoher Besuch ansagt, dann sind Sie in<br />
aller Regel in das Rahmenprogramm eingebunden.<br />
Warum ist dieses Angebot eigentlich so wichtig?<br />
Speler: Die Leute sind meistens nur kurz in der Stadt<br />
und wollen sich einen Überblick verschaffen. Ich<br />
erlebe oft, dass sie keine besondere Erwartung an<br />
<strong>Halle</strong> und die Uni haben. Und es gibt vereinzelt sogar<br />
Vorurteile. Deshalb ist es mir sehr wichtig, den<br />
Gästen zu zeigen, wie alt und traditionsreich Uni und<br />
Stadt sind. Oft sind sie zum Beispiel erstaunt, wenn<br />
sie erfahren, wie alt die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
schon ist. Das ist auch eine Chance, uns positiv zu<br />
präsentieren. Und oft sind Gäste begeistert, wenn<br />
sie sehen, was es bei uns alles gibt.
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> titelthema<br />
13<br />
Sie sind bekannt dafür, dass Sie gern mit Menschen<br />
ins Gespräch kommen. Bereiten Sie sich darauf<br />
vor, wenn Sie hohen Besuch durch Uni und Stadt<br />
führen sollen?<br />
Speler: Natürlich. Es ist dann einfacher, mit dem<br />
Gast in Kontakt zu kommen, wenn man schon etwas<br />
über ihn weiß. Nehmen wir zum Beispiel den<br />
ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und<br />
einstigen Präsidenten der EU-Kommission Romano<br />
Prodi, der im November 2012 mit seiner Gattin zu<br />
Besuch war. Ich hatte vorab erfahren, dass er Frühaufsteher<br />
ist und gern spazieren geht. Also habe ich<br />
ihm einen morgendlichen Rundgang offeriert.<br />
Hat er Ihr Angebot genutzt?<br />
Speler: Ja. Er war begeistert. Ich habe ihn morgens<br />
um halb acht im Hotel abgeholt. Wir haben einen<br />
Rundgang über den Markt, das Händelhaus, die Moritzburg,<br />
die Franckeschen Stiftungen bis zur Uni gemacht.<br />
Ich habe ihm die Universitären Sammlungen<br />
und mein Arbeitszimmer gezeigt. Diese Zweierkonstellation,<br />
auf die er dabei reduziert war, hat viele<br />
Vorteile, denn sie sorgt für eine lockere Atmosphäre.<br />
Das kann mitunter sehr hilfreich sein. Ein Beispiel:<br />
Herr Prodi hatte kurz vor dem offiziellen und<br />
sehr förmlichen Teil des Programms, an dem auch<br />
Ministerpräsident Haseloff, die damalige Ministerin<br />
Birgitta Wolff und der Rektor teilnehmen wollten,<br />
ein Problem mit dem Reißverschluss an seiner Jacke.<br />
Weil wir uns während des Spaziergangs schon sehr<br />
angeregt unterhalten hatten, war es für ihn dann<br />
auch kein großes Problem, dass wir uns in meinem<br />
Arbeitszimmer darum gekümmert haben. Während<br />
meine Mitarbeiter den Reißverschluss reparierten,<br />
haben wir ihm eine Tasse Kaffee serviert.<br />
Man gewinnt den Eindruck, dass auch die Gäste<br />
diese individuelle Form der Betreuung sehr begrüßen.<br />
Ist das so?<br />
Speler: Auf jeden Fall. Sie ist quasi eine wichtige Ergänzung<br />
zum oft anstrengenden und langwierigen<br />
offiziellen Teil des Besuchs. Im Februar stand zum<br />
Beispiel eine eher schüchtern wirkende Dame in<br />
meinem Sekretariat und schaute sich um. Sie hatte<br />
gerade an einer offiziellen Veranstaltung teilgenommen.<br />
Genauer: Es war an der Juristischen Fakultät,<br />
wo sie gerade eine Professur gestiftet hatte. Es<br />
war Friede Springer. Und weil sie vorher noch nie<br />
in an der Uni war, wollte sie den <strong>Universität</strong>splatz<br />
besichtigen. Diesem Wunsch bin ich natürlich gern<br />
nachgekommen. Sie war sehr angetan vom Hauptgebäude<br />
und der ganzen Szenerie. Das finde ich<br />
enorm wichtig, denn diese Eindrücke nimmt sie nun<br />
mit zurück in ihre Heimat.<br />
Bundestagspräsident Norbert<br />
Lammert (rechts) hielt sich<br />
im März auf Einladung des<br />
Rotary-Clubs an der <strong>Universität</strong><br />
auf.<br />
(Foto: Michael Deutsch)<br />
Haben Sie Berührungsängste, wenn Staatsmänner<br />
zu Besuch kommen?<br />
Speler: Eigentlich nicht, denn auch sie sind doch<br />
froh, wenn man ihnen unterhaltsame Kost bietet.<br />
Das habe ich mir auch beim damaligen slowakischen<br />
Staatspräsidenten Mikulas Dzurinda zu eigen gemacht.<br />
Er war im Jahr 2004 anlässlich der Einweihung<br />
des Ludwig-Stur-Denkmals in <strong>Halle</strong>. Stur war<br />
Slowake, der in <strong>Halle</strong> studiert hat. Also habe ich mir<br />
vorher im <strong>Universität</strong>sarchiv einige seiner Studienunterlagen<br />
beschafft, um sie Dzurinda zu zeigen.<br />
Er war auch sofort begeistert, denn als Landsmann<br />
Der ehemalige italienische<br />
Ministerpräsident und<br />
einstige Präsident der EU-<br />
Kommission Romano Prodi<br />
kam im vergangenen Jahr<br />
gemeinsam mit seiner Frau<br />
nach <strong>Halle</strong>. An der <strong>Universität</strong><br />
wurde ihm die Ehrendoktorwürde<br />
verliehen.<br />
(Foto: Maike Glöckner)
14 titelthema <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Ich erinnere mich zum Beispiel an den Botschafter<br />
aus Großbritannien. Der ganze <strong>Universität</strong>splatz<br />
war damals voll von unauffälligen Personen. Alles<br />
lief natürlich viel steifer ab, so dass es auch weniger<br />
Gelegenheiten für eine persönliche Ansprache gab.<br />
Wo haben Sie eigentlich ihre Qualitäten als Gästeführer<br />
gelernt?<br />
Speler: Schon als Student habe ich damit angefangen.<br />
Damals habe ich Wissenschaftler geführt, die<br />
zu Gast bei der Nationale Akademie der Wissenschaften<br />
Leopoldina waren. Und irgendwie kommt<br />
diese Tätigkeit natürlich auch meinem Wesen entgegen.<br />
Ich mache das gern, und ich glaube, die Leute<br />
nehmen mir auch meine Begeisterung ab, wenn ich<br />
Ihnen was erzähle, und das ist oft ansteckend.<br />
Dr. Ralf-Torsten Speler zeigt<br />
den Gästen viele Schätze aus<br />
dem Fundus der <strong>Universität</strong>.<br />
(Foto: Maike Glöckner)<br />
hatte er einen inneren Bezug zu Stur, den ich mir so<br />
zunutze machen konnte. Dadurch bricht das Eis viel<br />
schneller, als man denkt. Und außerdem: Staatsmänner<br />
sind doch auch nur Menschen.<br />
Sie sind seit 1983 Kustos. Seitdem haben Sie hunderte<br />
Gäste durch die Uni geführt. Können Sie noch<br />
einige klangvolle Namen nennen?<br />
Speler: Zu den wichtigsten zählten nach der Wende<br />
sicher Richard von Weizsäcker und Roman Herzog.<br />
Aber auch vor der Wende kam schon hoher Besuch.<br />
Bekommen Sie Rückmeldungen?<br />
Speler: Ja, die Dekane haben mir versichert, dass<br />
das Programm bei den Gästen gut ankommt.<br />
Darüber freue ich mich natürlich. Und ich könnte<br />
mir sogar vorstellen, dass ich diesen Service sogar<br />
dann noch anbieten würde, wenn ich mich im kommenden<br />
Jahr endgültig ins Rentenalter verabschieden<br />
werde. Interview: Ines Godazgar<br />
Kontakt: Dr. Ralf-Torsten Speler<br />
Zentrale Kustodie der MLU<br />
Telefon: 0345 55 21732<br />
E-Mail: kustodie@uni-halle.de<br />
Hüter bedeutender Kunstschätze<br />
Als Kustos der <strong>Universität</strong> ist Dr. Ralf-Torsten Speler, wenn man so will, der Hüter sämtlicher<br />
Kulturschätze der Hochschule. Die zentrale Kustodie wurde 1979 gegründet. Seither fungiert sie<br />
als kunsthistorisch-museologische Forschungs- und Verwaltungsstelle. Die dortige Kunst- und<br />
Medaillensammlung wurde aus verschiedenen universitären Einrichtungen zusammengetragen.<br />
Heute ist die Kustodie ein wichtiger Partner für das Rektorat und viele Institute. Dies kommt<br />
auch zum Tragen, wenn sich hoher Besuch an der <strong>Universität</strong> angesagt hat. Gäste haben dann<br />
auch die Möglichkeit, sich von Ralf-Torsten Speler die Schätze der <strong>Universität</strong> zeigen zu lassen.
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> titelthema<br />
15<br />
Maßgeschneidertes Besuchsprogramm<br />
Wer sich für die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> interessiert,<br />
dem stehen alle Türen offen: Eigens für<br />
Wissbegierige wurde 2008 der so genannte Besucherdienst<br />
ins Leben gerufen. Das Angebot: Ganz<br />
gleich, ob Studieninteressierte, deren Eltern oder<br />
Lehrer, sie alle können sich an <strong>Halle</strong>s Alma mater<br />
umschauen. Dafür werden in der Abteilung Hochschulmarketing<br />
für sie je nach Wünschen ganz individuelle<br />
Programme zusammengestellt. Führungen,<br />
Informationsveranstaltungen, Schnupperkurse sowohl<br />
für Gruppen als auch für Einzelpersonen.<br />
Allein etwa 600 bis 800 Schüler machen alljährlich<br />
davon Gebrauch. Und das ist gut so, denn nicht<br />
selten entsteht aus diesem ersten Kontakt mit der<br />
Uni <strong>Halle</strong> größeres Interesse, das im Idealfall darin<br />
mündet, dass sich ein Abiturient für ein Studium in<br />
<strong>Halle</strong> entscheidet.<br />
Viele Gruppen, ja sogar ganze Klassen reisen inzwischen<br />
in <strong>Halle</strong> zur universitären Besichtigungstour<br />
an. Darunter ist regelmäßig der 11. Jahrgang des<br />
Gymnasiums im hessischen Rotenburg. Da bereits<br />
auch Absolventen dieser Schule in <strong>Halle</strong> studieren,<br />
werden sie in das Besuchsprogramm kurzerhand<br />
mit einbezogen. Oft kennen sie die Schüler noch aus<br />
ihrer eigenen Schulzeit, außerdem liefern sie Informationen<br />
aus erster Hand. „Ein Effekt, der nicht zu<br />
unterschätzen ist“, sagt Torsten Evers. Und so ist es<br />
auch nicht verwunderlich, dass sich alljährlich zwei<br />
bis vier Schüler aus Rotenburg tatsächlich an der Uni<br />
<strong>Halle</strong> bewerben oder einschreiben.<br />
Torsten Evers setzt dabei auf die persönliche Betreuung<br />
der Gäste. Schließlich, so meint er, „ist<br />
der persönliche Eindruck, den die Leute vor Ort<br />
bekommen, entscheidend.“ Einerseits gehe es ihm<br />
darum, Berührungsängste abzubauen, andererseits<br />
sei die Arbeit des Besucherdienstes wichtig zur<br />
Vermittlung eines positiven Eindrucks, der letztlich<br />
der Imagepflege dient. Evers: „Oft haben die Gäste<br />
keine oder eine falsche Vorstellung davon, was sie<br />
in <strong>Halle</strong> erwartet. Dort setzen wir an.“ Dabei kann<br />
er sich auch auf die Unterstützung der sogenannten<br />
Studienbotschafter stützen, jenen Studenten, die<br />
ganz offiziell für die Uni <strong>Halle</strong> werben.<br />
Die Angebote des Besucherdienstes stehen jedoch<br />
nicht nur Studieninteressierten offen, letztlich<br />
kann sich jeder melden. Auch für Absolventen<br />
werden spezielle Touren geplant. Verantwortlich<br />
dafür zeichnet die Alumnibeauftragte Jana Wiedemann.<br />
Auch sie bietet maßgeschneiderte Touren<br />
an. Wiedemann: „Schließlich freuen wir uns über<br />
das Interesse ehemaliger Studenten. Der Kontakt<br />
zu den Alumni ist für uns überdies sehr wichtig.“<br />
Ines Godazgar<br />
Weitere Informationen<br />
unter www.besucherdienst.<br />
uni-halle.de<br />
Die Schüler des Gymnasiums<br />
im hessischen Rotenburg<br />
sind alljährlich gern gesehene<br />
Besucher an der <strong>Universität</strong>.<br />
(Foto: Maike Glöckner)
16 titelthema <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Ein Klavier im<br />
Gartenpavillon<br />
Seit einem halben Jahr ist das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) von <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> und<br />
Nationaler Akademie der Wissenschaften Leopoldina im Herzen von <strong>Halle</strong>s City geöffnet. Wissenschaftler aus<br />
aller Welt können sich dort begegnen, austauschen und in einem der 19 Apartements wohnen. Namenspatron<br />
des architektonisch ansprechenden Gebäudes ist der Naturforscher Georg Forster (1754 bis 1794), einer der bedeutendsten<br />
deutschen Universalgelehrten und Schriftsteller der Spätaufklärung.<br />
Immer lebendiger geht es zu im Georg-Forster-Haus<br />
in der halleschen Emil-Abderhalden-Straße. Ruhig<br />
hatte es begonnen, eine italienische Ärztin und ein<br />
brasilianischer Naturwissenschaftler machten den<br />
Anfang, dann kamen Gäste aus Äthiopien, Armenien,<br />
Thailand, Spanien, Amerika. Und jetzt, im Juni,<br />
ist das Haus voll mit 28 Leuten aus zehn Ländern.<br />
Im Juli kommen noch zwei Familien aus Russland<br />
mit sechs Kindern dazu. Sie alle werden in <strong>Halle</strong><br />
leben und sich begegnen, könnte man sagen. Denn<br />
dafür ist das IBZ gedacht. Natürlich, es gibt die 19<br />
Appartements. Drei Drei-, acht Zwei- und sieben<br />
Einraumwohnungen. Es gibt aber auch eine große<br />
so genannte Lichthalle, in der Veranstaltungen<br />
stattfinden werden, ab Herbst sogar geschmückt<br />
mit einem von Studenten der Burg Giebichenstein<br />
entworfenen Mosaik und mit wechselnden Ausstellungen.<br />
Es gibt außerdem einen Seminarraum<br />
mit bis zu 60 Plätzen, der auch von der <strong>Universität</strong><br />
mitgenutzt wird. Und dann ist da der ehemalige<br />
Gartenpavillon im kleinen Park des angrenzenden<br />
früheren Oberbergamtes <strong>Halle</strong>. Der Pavillon wurde<br />
zur Lounge umfunktioniert.<br />
In dem kleinen, quadratischen Backsteingebäude<br />
mit großer Fensterfront stehen Polstergruppen und<br />
ein Klavier, und hier soll man sich treffen können<br />
nach Feierabend. Wie auch im Aufenthaltsraum,<br />
ausgestattet ebenfalls mit gemütlichen Sitzmöbeln,<br />
Tischen und einem Fernseher. Genug Platz<br />
also für die Bewohner des Georg-Forster-Hauses.<br />
Sie alle sind Wissenschaftler, das ist Bedingung. Bei<br />
Ihrer Bewerbung um einen Wohnplatz müssen sie<br />
Professoren oder Kooperationspartner an der MLU<br />
oder Partnereinrichtungen benennen. Entgegen den<br />
ursprünglichen Plänen ist der Kreis der potentiellen<br />
Gäste nun auch auf Doktoranden ausgeweitet worden.<br />
„Es gibt viele Interessenten, die über 30 Jahre<br />
alt sind und nicht mehr durch das Studentenwerk<br />
untergebracht werden können.“ Petra Lohse, Referentin<br />
im International Office und, einfach ausgedrückt,<br />
praktisch Managerin des IBZ, betont aber,<br />
dass das Haus nicht für Studenten geöffnet werden<br />
kann. Sie ist von der ersten Stunde an dabei. Ursprünglich<br />
sollte sich das International Office (IO)<br />
nur um die Belegung kümmern, inzwischen betreut<br />
es aber die Begegnungsstätte komplett. Das hat den<br />
Vorteil, dass die Gäste nicht noch einmal extra im<br />
IO erscheinen müssen, um ihre Angelegenheiten zu<br />
klären, sondern dies vor Ort tun können.<br />
Um die Unterkünfte überhaupt vermieten zu können,<br />
brauchte es viele Hände und Organisationstalent.<br />
Es musste etliches geordert werden: Geschirr,<br />
Teekannen, Leitern, Regale für Waschpulver, Wischeimer.<br />
Nach und nach brachte Petra Lohse mit Hilfe<br />
von Kollegen Ordnung ins Haus. Außerdem musste<br />
eine Hausordnung aufgestellt werden, Mietverträge<br />
verfasst, in Deutsch und Englisch. „Alle Dokumente<br />
müssen zweisprachig geschrieben sein, außer bei
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> titelthema<br />
17<br />
Zu den ersten Gästen im<br />
IBZ gehören Mauricio Lecón<br />
Rosales und Cecilia Coronado<br />
Angulo aus Mexiko. Die beiden<br />
fühlen sich in dem neuen<br />
Haus wohl.<br />
(Foto: Michael Deutsch)<br />
unseren Waschmaschinen. Die können jede Sprache.“<br />
Alle IBZ-Mitstreiter hätten üben, erfahren und<br />
lernen müssen, schließlich seien sie keine ausgebildeten<br />
Hotelfachleute. Und die Gäste sollten sich<br />
schließlich um nichts anderes als um ihr eigenes<br />
Essen und ihre Hygieneartikel kümmern müssen.<br />
„Die Appartements und Küchen sind jetzt voll ausgestattet<br />
mit Bettwäsche, Handtüchern und Geschirr.<br />
Niemand möchte gern seinen halben Hausrat<br />
mitbringen müssen.“ Auch ein Reinigungsservice,<br />
sagt Petra Lohse, stünde zur Verfügung.<br />
Die Unterkünfte selbst sind nüchtern, aber freundlich<br />
eingerichtet. Helle Möbel stehen auf farbigem<br />
Fußboden, in manchen gibt es einen kleinen Erker,<br />
ein Schreibtisch ist Standard. Ab mindestens vier<br />
Wochen kann gemietet werden, bis zu zwei Jahren<br />
höchstens, dann helfe man bei der Wohnungssuche.<br />
„Die meisten Gäste bleiben etwa ein halbes Jahr“,<br />
erklärt Petra Lohse. Die Appartements werden zu<br />
ortsüblichen Preisen vermietet. „Es gibt jedenfalls<br />
viele Anfragen, momentan sogar mehr, als Appartements<br />
zur Verfügung stehen“, so Dr. Manja Hussner,<br />
Leiterin des International Office.<br />
Dass eine Stadt der Wissenschaft wie <strong>Halle</strong> ein solches<br />
Haus braucht, stand schon lange fest. Magdeburg<br />
hat ein Gästehaus, Leipzig hat eines, Jena hat<br />
drei. 2003 begannen die Planungen, 2010 die Bauarbeiten,<br />
im November letzten Jahres dann war die<br />
Eröffnung. 3,4 Millionen Euro hat das IBZ gekostet,<br />
den größten Anteil hat das Land Sachsen-Anhalt aus<br />
den Mitteln des Hochschulbaus gezahlt. Die Leopoldina<br />
hat zudem von der Alfred Krupp von Bohlen<br />
und Halbach-Stiftung 800.000 Euro eingeworben.<br />
Für den Neubau auf dem Gelände des alten Oberbergamtes,<br />
in dessen ehemaligen Räumen heute die<br />
Verwaltung der <strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek<br />
untergebracht ist, wurde ein altes Magazin abgerissen.<br />
Derzeit laufen die Planungen für den Bau<br />
eines kleinen Spielplatzes auf dem Außengelände.<br />
Auch Wissenschaftler haben schließlich Kinder.<br />
Anja Falgowski<br />
Kontakt: Petra Lohse<br />
International Office<br />
Telefon: 0345 55 21536<br />
E-Mail: Petra.Lohse@international.uni-halle.de
18 <strong>alumni</strong> <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
<strong>alumni</strong><br />
Sauberes Trinkwasser ist<br />
im Sudan Mangelware<br />
Im vergangenen Jahr hat der Alumni Erziehungswissenschaften <strong>Halle</strong> (Saale) e. V. einen Spendenaufruf gestartet.<br />
Es ging um „Wasser für Wun-Cuei“. Die Menschen dieses Dorfes im Südsudan haben keinen Zugang<br />
zu sauberem Trinkwasser, deshalb sollte eine Wasserpumpe für die Grundschule angeschafft werden. Gregory<br />
Goc, Mitglied im Alumni-Verein und Gründer von „Sudan Face e.V.“ organisiert diese Hilfsaktion. Denn<br />
obwohl er bereits seit vielen Jahren in Deutschland lebt, sorgt sich Goc weiterhin um seine Heimat.<br />
Die Hilfsprojekte des Vereins<br />
„Sudan Face e.V.“ kommen<br />
unter anderem dieser Grundschule<br />
im Sudan zu Gute.<br />
(Foto: privat)<br />
Gregory Goc kam 1991 nach Deutschland. Seine<br />
Heimat, der Südsudan, befand sich damals bereits<br />
seit vielen Jahren im Bürgerkrieg. Und obwohl<br />
2005 ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde,<br />
kommt es immer wieder zu ethnischen Konflikten.<br />
„Im Bundesstaat Bahr El Ghazal kam es beispielsweise<br />
im vergangenen Dezember zu einem Massaker,<br />
bei dem viele Menschen ihr Leben verloren.<br />
Hinzu kommt auch, dass zwischen Nord und Süd<br />
grundlegende Fragen noch ungeklärt sind wie zum
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>alumni</strong><br />
19<br />
Beispiel die Aufteilung der Einnahmen aus den<br />
Öl-Ressourcen zwischen beiden Staaten und der<br />
genaue Grenzverlauf zwischen Nord und Süd. Und<br />
seit Anfang 2011 kommt es im Südsudan verstärkt<br />
zu Auseinandersetzungen zwischen der südsudanesischen<br />
Armee und oppositionellen Milizgruppen.“<br />
Gregory Goc verfolgt mit Sorge die Entwicklung in<br />
seiner Heimat.<br />
Vor allem aber sorgt er sich um die Kinder. Und<br />
so gründete er 2005 den Verein „Sudan Face“, der<br />
heute 24 Mitglieder hat und bislang im Rahmen des<br />
Projektes „Bildung im Südsudan“ Spenden sammelte,<br />
um zu helfen: Schulbänke, Hefte, Stühle, Kreide<br />
– vieles von dem, was eine Schule braucht, konnte<br />
die neu errichtete Schule in Wun-Cuei anschaffen.<br />
Auch der Grundschule in Akoc, dem Heimatdorf des<br />
Vereinsgründers, konnte schon mit einer Spende<br />
geholfen werden.<br />
Erschwert wird die Arbeit durch widrige Umstände:<br />
„Ein Großteil des Südsudans ist sumpfig, das<br />
Straßennetz ist schlecht oder gar nicht existent.<br />
Wenn im Mai die Regenzeit beginnt, werden jedes<br />
Jahr große Bereiche komplett von der Außenwelt<br />
abgeschnitten. All diese Probleme erschwerten die<br />
Arbeit des Vereins vor Ort, zudem ist die Tätigkeit<br />
des Vereins nur von Januar bis Ende April möglich“,<br />
erzählt Gregory Goc.<br />
Aber er lässt sich nicht bremsen in seinem Tatendrang,<br />
das aktuelle Projekt des Vereins ist eine Wasserpumpe<br />
für das Dorf Wun-Cuei. Die Wasserversorgung,<br />
sagt Goc, sei vielerorts Mangelware. Vor<br />
allem die ländliche Bevölkerung habe kaum Zugang<br />
zu sauberem Trinkwasser. „Regenwasser ist hier<br />
eine äußerst unzuverlässige Quelle. Frauen müssen<br />
mehrere Kilometer mit Kanistern auf dem Kopf zu<br />
Fuß laufen, um sich mit Wasser zu versorgen. Die<br />
andauernde Mangelversorgung mit Trinkwasser hat<br />
zu katastrophalen Durchfallerkrankungen bis hin zu<br />
Cholera geführt. Für die Bevölkerung stehen keine<br />
sanitären Anlagen zur Verfügung.“<br />
Vor zwei Jahren war Goc in Akoc, und damals war<br />
die Situation sehr kritisch. Es hatte lange nicht geregnet,<br />
und die Leute konnten nicht mit dem Anbau<br />
von Hirse und Mais beginnen. Ende Mai dann begann<br />
es zu regnen, Dörfer wurden überflutet. Und<br />
so reifte der Plan in Gregory Goc, eine Wasserpumpe<br />
zu installieren, um die Haushalte mit gefiltertem<br />
Wasser versorgen zu können. 9.500 Euro kosten Anschaffung<br />
und Anschluss einer solche Pumpe. 7.500<br />
konnte der Sudan-Face-Verein gemeinsam mit der<br />
Diakonie-Katastrophenhilfe bis Ende letzten Jahres<br />
sammeln. Der Rest kommt fast komplett aus <strong>Halle</strong>.<br />
Gregory Goc, der heute in München lebt und im<br />
Sozialreferat der Stadt arbeitet, hat an der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> studiert, ist Alumnus der Philosophischen<br />
Fakultät und als solcher Mitglied des<br />
Vereins Alumni Erziehungswissenschaften <strong>Halle</strong>.<br />
Vorstandsmitglied Tobias Kolasinski erzählt, dass<br />
der Entschluss zu helfen sehr schnell gefasst war.<br />
„Es wurde im Vorstand diskutiert, nachdem Gregory<br />
Goc angefragt hatte. Und es herrschte schnell<br />
Konsens. Dass es so schnell ging, hat selbst Gregory<br />
gewundert.“ Die Weihnachtsfeier des Alumni Erziehungswissenschaften<br />
<strong>Halle</strong> (Saale) e. V. wurde kurzerhand<br />
genutzt, um den Spendenaufruf zu starten.<br />
Professor Harald Schwillus übernahm die Schirmherrschaft.<br />
„Als Dekan ist es mir eine besondere Ehre,<br />
Herrn Gregory Goc als internationalen Alumnus<br />
unserer Fakultät und Vorsitzenden von Sudan Face<br />
e. V. dabei zu unterstützen, die elementare Wasserversorgung<br />
für eine Grundschule im jüngsten<br />
Staat dieser Welt, im Südsudan, durch einen eigenen<br />
Brunnen zu ermöglichen“, so Harald Schwillus.<br />
Insgesamt konnten 1222 Euro gesammelt werden.<br />
Auch eine Privatspende von 500 Euro sei darunter<br />
gewesen, erzählt Tobias Kolasinski. Das Geld wurde<br />
Gregory Goc übergeben, die Wasserpumpe wird<br />
nun in kurzer Zeit gekauft werden können.<br />
„Wir als Verein können uns auch für die Zukunft<br />
vorstellen, das Engagement unserer Alumni zu<br />
unterstützen“, sagt Tobias Kolasinski. Warum auch<br />
nicht? Ehemalige und auch jetzige Studierende<br />
könnten sich an den Verein wenden, um sich zu<br />
engagieren oder Hilfe für bestimmte Projekte zu<br />
bekommen. Bislang war dies eine Einzelaktion des<br />
Alumnivereins, aber das muss ja nicht so bleiben.<br />
Kapazitäten wären zweifellos vorhanden, wenngleich<br />
der Verein bereits seit Jahren vielbeachtete<br />
Projekte durchführt. „Unsere Sommertagung zum<br />
Beispiel. Oder die Veranstaltungsreihe ,Zu Gast<br />
bei ...’, zu der einzelne Professoren einladen, um<br />
in persönlicher Atmosphäre fachliche Gespräche<br />
zu führen“, sagt Kolasinski. Über einen Zuwachs an<br />
Mitstreitern würden sich die bislang 37 Mitglieder<br />
übrigens freuen. Wie beim Spendensammeln gilt<br />
auch hier: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Anja Falgowski<br />
Weitere Informationen<br />
unter www.philfak3.unihalle.de/<strong>alumni</strong>/verein
20 <strong>alumni</strong> <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Ein Journalist<br />
wechselt die Seiten<br />
Drago Bock von den Vorzügen <strong>Halle</strong>s zu überzeugen, hieße Eulen nach Athen tragen. Denn auch so weiß der<br />
Alumnus der MLU die Stadt sehr zu schätzen: ihre reichhaltige Lebendigkeit, gepaart mit einer angenehmen<br />
Überschaubarkeit, wie sie eben nur eine kleinere Großstadt zu bieten hat. „Wo gibt es das sonst in dieser gelungenen<br />
Mischung“, fragt der gebürtige Saalestädter. Seine Begeisterung für <strong>Halle</strong> hat Bock vor einem halben<br />
Jahr gewissermaßen zum Beruf gemacht. Als Pressesprecher der Stadtverwaltung will er die überregionale<br />
Wahrnehmung <strong>Halle</strong>s verbessern helfen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Kraft kostet, aber auch Spaß macht.<br />
Es sind Artikel wie jener, der vor ein paar Monaten<br />
im „Spiegel“ erschien, die Drago Bock in Bewegung<br />
bringen. Damals hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin<br />
über den aus dem Sudan stammenden<br />
Stadtrat Karamba Diaby berichtet und in diesem<br />
Zusammenhang <strong>Halle</strong> als „Hochburg der Rechtsradikalen“<br />
bezeichnet. Ein Sturm der Entrüstung wehte<br />
als Reaktion durch die Stadt, die sozialen Medien<br />
und den lokalen Blätterwald. Jedoch der Spiegel<br />
blieb weitestgehend stumm, als er mit den verärgerten<br />
Kommentaren der <strong>Halle</strong>nser konfrontiert<br />
wurde. „Überregional bleibt oft etwas von solchen<br />
Artikeln hängen“, sagt Drago Bock und ergänzt:<br />
„Emotionen sind da allerdings wenig hilfreich. Vielmehr<br />
gilt es, professionell, sachlich und ruhig auf so<br />
etwas zu reagieren.“<br />
Als Stadtsprecher agiert er quasi als Stimme des<br />
Oberbürgermeisters und der Verwaltung. Grundsätzlich<br />
geht es ihm in seinem Amt vor allem um<br />
den Ruf der Saalestadt. „<strong>Halle</strong> braucht mehr Lobbyarbeit<br />
in eigener Sache. Da sind nicht zuletzt die<br />
<strong>Halle</strong>nserinnen und <strong>Halle</strong>nser selbst gefragt – aber<br />
auch die Stadtverwaltung als Serviceeinrichtung<br />
für den Bürger“, sagt Bock. Schließlich gebe es vor<br />
Ort so viel historisch Bedeutsames, meint er auch<br />
mit Blick auf die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, an der<br />
er von 1990 bis 1996 selbst studiert hat. Geografie,<br />
Geologie und Politik waren seine Fächer, und so<br />
meint er, „ich habe eine gute Erinnerung an diese<br />
Zeit. Vieles war damals im Umbruch möglich. Allein<br />
der Standort der Geowissenschaften in der Alten<br />
Residenz war beneidenswert schön. Studieren in<br />
historischen Gemäuern und noch dazu mitten in der<br />
Stadt. Das hat mir gefallen.“<br />
Auch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen beim<br />
Studium in <strong>Halle</strong> liegt ihm eine enge Verbindung zwischen<br />
Uni und Stadt sehr am Herzen. „Die Uni ist für<br />
die Stadt von enormer Bedeutung“, sagt Bock. Ein<br />
„entscheidender Mosaikstein“ für das Wohlergehen<br />
der Region sei sie daher, denn aus ihr kommen viele<br />
intellektuelle Impulse. Mit Blick auf die aktuell geführte<br />
Strukturdiskussion im Land meint er: „Eine<br />
Spardebatte ist unumgänglich. Die Zahlen müssen<br />
ungeschönt auf den Tisch. Aber am Ende muss <strong>Halle</strong><br />
als Volluniversität erhalten bleiben.“<br />
Seit nunmehr einem halben Jahr ist Drago Bock<br />
als Stadtsprecher im Amt. Sein Einstieg bedeutete<br />
für ihn zugleich einen Seitenwechsel. Denn zuvor<br />
war er zwei Jahre als Redakteur für das städtische<br />
Amtsblatt und außerdem mehr als zehn Jahre als<br />
Redakteur für die Leipziger Volkszeitung tätig. Weil<br />
er nun beide Seiten kennt, weiß er sehr gut, was die<br />
Journalistenkollegen von ihm erwarten. „Das ist ein<br />
Vorteil“, sagt er. Zum Wesen seiner neuen Aufgabe<br />
gehöre natürlich nicht nur, das Bild <strong>Halle</strong>s nach außen<br />
zu verbessern. Auch die bessere Information<br />
und die Beteiligung der Bürger seien für ihn wichtige<br />
Punkte. „Es passieren so viele Dinge, gute und we-
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>alumni</strong><br />
21<br />
Der gebürtige <strong>Halle</strong>nser<br />
Drago Bock ist neuer Stadtsprecher.<br />
Der Journalist lebt<br />
gern in der Saalestadt.<br />
(Foto: Ines Godazgar)<br />
niger gute. Oft erfahren die Bürger davon noch zu<br />
wenig. Es ist aber wichtig, die Leute mitzunehmen<br />
und ihnen die Vorgänge in ihrer Stadt zu erklären.“<br />
Eigentlich wollte Drago Bock nie Journalist werden.<br />
Aber wie es so ist, wenn sich das Wörtchen „eigentlich“<br />
in einen Lebenslauf schleicht, kommt es<br />
oft anders als geplant. Als Student jobbte er kurz<br />
nach der Wende in der Sportredaktion des damals<br />
noch erscheinenden <strong>Halle</strong>schen Tageblatts, um sich<br />
ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Später kam das<br />
Jobangebot von der Leipziger Volkszeitung, wo er<br />
auch ein Volontariat absolviert hat. Während all<br />
der Jahre hat Drago Bock immer in <strong>Halle</strong> gelebt.<br />
Er kennt die Stadt und wird von vielen <strong>Halle</strong>nsern<br />
gekannt. Bereut er es, niemals woanders gelebt zu<br />
haben? „Manchmal ja. Aber irgendwie hat es mich<br />
nie richtig weggetrieben. Zumal gerade die ersten<br />
Jahre nach der Wende eine spannende Zeit im Osten<br />
waren.“<br />
Die anfangs eher pragmatisch motivierte Entscheidung<br />
für den Journalistenberuf hat der <strong>Halle</strong>nser,<br />
der übrigens Teil eines eineiigen Zwillingspaares<br />
ist, nie bereut. Und das, obwohl er in seinem neuen<br />
Amt keinen normalen Acht-Stunden-Job hat. „Alles<br />
ist sehr dynamisch, aber wenn das Team stimmt,<br />
empfindet man den durchaus vorhandenen Stress<br />
anders“, meint der 44-Jährige. Apropos Stress: Der,<br />
so meint Drago Bock, lässt sich hervorragend mit<br />
Sport abbauen. Davon treibt er reichlich. Rennradfahren<br />
und Wasserball sind seine Leidenschaften.<br />
Zu besonderen Anlässen holt der Vater eines 17-Jährigen<br />
Sohnes außerdem gern seinen Mercedes-<br />
Oldtimer aus der Garage und fährt mit ihm auch<br />
durch den Ort, den er ohnehin am besten kennt:<br />
seine Heimatstadt <strong>Halle</strong>. Bock: „Es ist gut, wenn der<br />
Stadtsprecher selbst vor Ort wohnt. So bekommt er<br />
viel mit.“ Ines Godazgar
22 <strong>alumni</strong> <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Vermittlerin zwischen<br />
den Kulturen<br />
Nach ihrem Arabistikstudium hat Dr. Sara Binay ein eigenes Unternehmen gegründet. Für Geisteswissenschaftler<br />
ist das noch immer ein ungewöhnlicher Werdegang. Doch die junge Frau zeigt, dass es funktionieren<br />
kann. Die Vermittlung interkultureller Kommunikation ist Hauptaufgabe der kleinen Firma. Als Spezialistin<br />
für den arabischen Raum ist Sara Binay vor allem gefragt, wenn es um Geschäfte geht.<br />
Das arabische Wort für „Literatur“<br />
schreibt Sara Binay<br />
an das Flipchart. Die junge<br />
Unternehmerin ist Spezialistin<br />
für den arabischen Raum.<br />
(Foto: Michael Deutsch)<br />
Ein wenig ungewöhnlich ist es schon, als Geisteswissenschaftlerin<br />
ein Unternehmen zu gründen und<br />
immer noch, nach mehr als drei Jahren, am Markt<br />
zu sein. Und gefragt zu sein, sollte man hinzufügen.<br />
Sara Binay hat damit, als sie sich 2009 mit „Dr. Sara<br />
Binay – Training & Consulting“ selbständig machte,<br />
nicht unbedingt gerechnet. Trotzdem ist sie damals<br />
diesen Weg gegangen, weil sie keine Lust mehr hatte<br />
auf den wissenschaftlichen Betrieb und auf eine<br />
Habilitation auch nicht. „Ein wichtiger Grund für<br />
diesen Schritt liegt auch im deutschen Hochschulsystem.<br />
Das ist eine Einbahnstraße und für Leute,<br />
die zwar habilitieren, aber danach keine Professur<br />
erreichen, aus meiner Sicht sogar eine Sackgasse.“
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>alumni</strong><br />
23<br />
Sara Binay findet die Perspektive, die den Wissenschaftlerinnen<br />
in Deutschland geboten wird, nicht<br />
sehr freundlich. „Entweder frau schafft es auf eine<br />
Professur, oder sie lebt und arbeitet bis zur Rente<br />
auf befristeten Stellen.“ Dass dieser Weg nicht ihrer<br />
sein würde, war Sara Binay bald klar.<br />
Als sie ihr Studium begann, wusste sie nicht, wie<br />
lebensprägend es sein würde. „Eigentlich sollte es<br />
Judaistik werden, aber dann bin ich in die Arabistik<br />
abgewandert. Ich wollte eine außereuropäische<br />
Kultur studieren. Es hätte auch Indologie oder Japanologie<br />
sein können, die Arabistik war eher Zufall.“<br />
Am traditionsreichen Orientalischen Institut der<br />
halleschen <strong>Universität</strong>, das viele berühmte Gelehrte<br />
hervorgebracht hat, bekam sie ausgiebig Arabisch-<br />
Unterricht und fühlte sich nach ihrem Grundstudium<br />
gerüstet für den Gang nach Damaskus, wo sie für<br />
ein Jahr an einem französischen Forschungsinstitut<br />
arbeitete.<br />
Nach ihrer Rückkehr beendete sie ihr Studium in<br />
<strong>Halle</strong> und promovierte über „Das Bild des Beduinen<br />
in der klassischen arabischen Literatur“ und ging<br />
dann für drei Jahre in den Libanon an das Orientinstitut<br />
Beirut, einer Art Außenstelle der deutschen<br />
Orientalistik. Begann dort noch ein Fernstudium zur<br />
Interkulturellen Trainerin. Betrieb Humorforschung.<br />
Und dann, zurück in Deutschland, stellte sich die<br />
Frage: Was nun?<br />
Nach einer kurzen Zeit als Trainerin gründete Sara<br />
Binay dann ihr Unternehmen. „Der Schwerpunkt ist<br />
das Heranführen an interkulturelle Kommunikation<br />
auf zwei Wegen. Entweder man stärkt die interkulturelle<br />
über die allgemeine Kompetenz, oder man<br />
geht speziell auf die Zielkultur ein.“ Wobei Kultur<br />
hier eine Frage der Definition sei. Die meisten Menschen<br />
dächten dabei an fremde Länder. Gemeint<br />
sein könne aber auch ein Team, das sich aus unterschiedlichen<br />
Menschen zusammensetze. Oder einfach<br />
eine Familie. „Und wie gut die Kommunikation<br />
läuft, hat mit der kulturellen Verständigung zu tun.“<br />
Nicht nur sich selbst als „normal“ zu betrachten,<br />
gehöre dazu, so Sara Binay. Und natürlich, fremde<br />
Gepflogenheiten zu kennen.<br />
Beispiel Sprache: Häufig verunsichert uns eine andere<br />
als die gewohnte Sprechgeschwindigkeit oder<br />
Lautstärke. Im Deutschen lässt man einander ausreden,<br />
in anderen Sprachen aber überlappen sich die<br />
Reden, oder aber es gäbe große Pausen dazwischen<br />
wie im Finnischen. Das Wissen darüber helfe, Unhöflichkeiten<br />
zu vermeiden. Oder zu verstehen: So<br />
wirken Araber häufig in unseren Augen aufgebracht,<br />
weil sie laut und scheinbar erregt sprechen. Dabei<br />
handelt es sich nicht um emotionale Labilität, sondern<br />
schlicht um ein sprachliches Phänomen.<br />
Wahrnehmen, Wissen, Handeln; nur zusammen ergibt<br />
sich daraus interkulturelle Kompetenz, hat Sara<br />
Binay erkannt. Dieses vermittelt sie nun vielfältig.<br />
Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer zum<br />
Beispiel in einem Kurs für Mitarbeitende des KSB<br />
<strong>Halle</strong> und viel beschäftigt in arabischen Ländern. In<br />
einer Schulung im Dorint-Hotel hat Sara Binay über<br />
den Umgang mit arabischen Gästen gesprochen.<br />
Sie bietet interkulturelle Mediation an, Stichwort<br />
binationale Ehen; moderiert Podiumsveranstaltungen<br />
und Konferenzen, begleitet Geschäftsleute<br />
zu Terminen, berät hinsichtlich der Zielkultur beim<br />
Entwurf von Produkten.<br />
In Heilbronn hat sie zudem einen Lehrauftrag an<br />
der dortigen Hochschule („Internationale Betriebswirtschaft<br />
Osteuropa“), in Magdeburg arbeitet sie<br />
für die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V.<br />
als Trainerin und Beraterin. Verwiesen sei hier<br />
auf ihren Internetauftritt „www.binay-training.de“,<br />
denn alle Leistungen aufzuführen, würde an dieser<br />
Stelle zu weit führen. Besonders beim Start ihres<br />
Unternehmens hat Sara Binay von der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
viel Unterstützung erhalten. Kurse<br />
bei Univations, dem Gründernetzwerk der Uni,<br />
haben ihr geholfen, von An-Instituten bekam sie<br />
Aufträge. Sie würde, sagt Sara Binay, den Schritt in<br />
die Selbständigkeit wieder gehen, sie genießt die<br />
Unabhängigkeit.<br />
Und zu gern würde sie nochmal ins Ausland gehen.<br />
Wenn sie Zeit hat. Anja Falgowski<br />
Kontakt: Dr. Ulf-Marten Schmieder<br />
UNIVATIONS<br />
Telefon: 0345 13 142700<br />
E-Mail: schmieder@univations.de
24 campus & karriere <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
campus & karriere<br />
Keine Ruhe<br />
im Ruhestand<br />
Was machen <strong>Halle</strong>s Professoren nach ihrer Emeritierung? Diese Frage dürften sich viele Studenten und Ehemalige<br />
stellen, wenn sich ein Hochschullehrer in den Ruhestand verabschiedet. Aus diesem Grund besucht das<br />
Alumni-Magazin künftig Emeriti nach ihrem Ausscheiden aus der <strong>Universität</strong>. In dieser Ausgabe erzählt der<br />
Politikwissenschaftler Prof. Dr. Everhard Holtmann über seine neue Tätigkeit als Forschungsdirektor am Zentrum<br />
für Sozialforschung in <strong>Halle</strong>.<br />
Vorlesungen an seinem einstigen<br />
Institut will Prof. Dr.<br />
Everhard Holtmann nach seiner<br />
Emeritierung nicht mehr<br />
halten. Zur Ruhe gesetzt hat<br />
er sich dennoch nicht.<br />
(Foto: Maike Glöckner)<br />
Dass er sich als Emeritus tatsächlich zur Ruhe setzen<br />
würde, kam für Everhard Holtmann nicht in Frage.<br />
Nie habe er auch nur darüber nachgedacht, nichts zu<br />
tun, sagt er. „Eine Ersatzbeschäftigung wie Rosenzüchten<br />
oder ähnliches war nicht denkbar für mich.“<br />
Und warum auch nicht weiterarbeiten? „Durch den<br />
demografischen Wandel“, sagt Holtmann, „ist nicht<br />
nur das Durchschnittsalter signifikant gewachsen,<br />
sondern auch die Lebensfähigkeit, und das bezieht<br />
sich auch auf die Arbeit.“ Als Hochschullehrer habe<br />
man es sogar relativ einfach: Man könne weitermachen<br />
ohne großen Kraftaufwand.
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> campus & karriere<br />
25<br />
Zum 1. Oktober letzten Jahres wurde Everhard<br />
Holtmann entpflichtet von seinen Aufgaben an der<br />
<strong>Universität</strong>. Das große Loch, in das auch der Politologe<br />
schon einige Ruheständler hat stürzen sehen,<br />
tat sich vor ihm nicht auf. Nahtlos war der Übergang<br />
in seine neue Beschäftigung als Forschungsdirektor<br />
des Zentrums für Sozialforschung <strong>Halle</strong> (ZSH).<br />
Im Grunde arbeitet er weiter an der <strong>Universität</strong>,<br />
handelt es sich beim ZSH doch um ein An-Institut.<br />
Derzeit sind 17 Wissenschaftler dort beschäftigt.<br />
Die Ergebnisse ihrer im Auftrag durchgeführten<br />
Forschungsprojekte gehen in wissenschaftliche<br />
Diskussionen ein oder werden von Politik und Wirtschaft<br />
genutzt.<br />
Als vor drei Jahren der – kürzlich verstorbene – Leiter<br />
des ZHS, Burkhart Lutz, anfragte, ob er nicht<br />
seine Nachfolge übernehmen wolle, musste Holtmann<br />
nicht lange überlegen. Gemeinsam mit dem<br />
ebenfalls emeritierten Wolfhard Kohte, Jurist, leitet<br />
er nun das ZHS. Ihrem Vorgänger ist es auch noch<br />
zu verdanken, dass zum ZSH-Schwerpunkt „Arbeitsmarkt“<br />
mit der Amtsübernahme zwei weitere Themenbereiche<br />
hinzugekommen sind: „Arbeits- und<br />
Sozialrecht“ und „Demokratie und Partizipation“,<br />
letzterer geleitet von Everhard Holtmann. Damit<br />
konnte er seinen bisherigen Forschungsbereichen<br />
im Bereich Parteien, Transformation, Demokratie<br />
und lokaler Politik treu bleiben.<br />
Nicht nur im ZSH im Übrigen. Everhard Holtmann<br />
arbeitet unter anderem in verschiedenen Initiativen<br />
für politische Bildung; er arbeitet am Sachsen-Anhalt-Monitor<br />
mit; und er hat maßgeblich mitgewirkt<br />
am „Sonderforschungsbereich 580 <strong>Halle</strong>/Jena“,<br />
das sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen nach<br />
dem Systemumbruch in Deutschland beschäftigt.<br />
Die dort gewonnenen Erkenntnisse sollen übrigens<br />
nun einem Land zugute kommen, das im Gegensatz<br />
zu Deutschland ein wenig Zeit hat, sich auf die Wiedervereinigung<br />
vorzubereiten: Südkorea. Holtmann<br />
hält dort Vorträge an <strong>Universität</strong>en und interessierten<br />
Bürgern. Außerdem berät er, gemeinsam mit<br />
anderen Wissenschaftlern, beim Entwurf von Szenarien<br />
einer möglichen Wiedervereinigung.<br />
Von Ruhe im Ruhestand also keine Spur. Mehr Zeit<br />
als früher habe er eigentlich nicht, sagt Holtmann,<br />
aber er könne sie jetzt flexibler einteilen. Seine<br />
Studenten fehlen ihm ein bisschen, er hat gerne<br />
gelehrt. „Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen<br />
wollte, dass ich Entzugserscheinungen hätte.“ Zudem<br />
bestünde vielleicht die Gelegenheit, Gastvorlesungen<br />
im Ausland zu halten. Dass es Everhard<br />
Holtmann so lange in <strong>Halle</strong> halten würde, hat er<br />
vermutlich 1992 nicht geahnt. Er wurde damals als<br />
Professor an das noch in Gründung befindliche politikwissenschaftliche<br />
Institut berufen. „<strong>Halle</strong> war<br />
zerstört damals, baulich. Ich glaube, das hat sich<br />
dämpfend auf die Grundstimmung in der Stadt ausgewirkt.“<br />
Holtmann erinnert sich aber auch daran,<br />
dass schnell daran gegangen wurde, die Möglichkeiten<br />
und die finanziellen Mittel zu nutzen, etwas<br />
aus der Stadt zu machen. Seit 1994 hat er nun seinen<br />
Lebensmittelpunkt in <strong>Halle</strong>, hat aber immer<br />
schon eine Pendelexistenz geführt, wie er sagt. Seine<br />
Frau ist ebenfalls Politikwissenschaftlerin, aber<br />
nicht in <strong>Halle</strong>. Noch nie haben beide gleichzeitig an<br />
derselben <strong>Universität</strong> gelehrt, auch inhaltlich gäbe<br />
es wenig Schnittstellen, das sei eine ganz bewusste<br />
Entscheidung gewesen, so Holtmann.<br />
Die Entwicklung, die die MLU seit seinem Antritt<br />
genommen hat, sieht Holtmann überaus positiv.<br />
„Als ich herkam, war die Situation recht unübersichtlich.<br />
Es gab Fluktuation, es herrschte Verunsicherung<br />
auch im nichtwissenschaftlichen Bereich,<br />
es gab Umstrukturierungen. Das alles hat hohe Anpassungsleistungen<br />
verlangt.“ Fehlentscheidungen<br />
seien getroffen worden, aber auch hellsichtige, der<br />
Aufbau der sozialwissenschaftlichen Fächer zum<br />
Beispiel. Und inzwischen sei die Uni deutlich gewachsen,<br />
an Studenten und an Bauten. Strukturen<br />
und Fächerreichtum seien positiv. Die Aufnahme<br />
der <strong>Universität</strong> in die Exzellenzinitiative wäre schön<br />
gewesen, sagt Everhard Holtmann.<br />
Er wird die MLU nun noch einige weitere Jahre beobachten<br />
und begleiten. Das Rosenzüchten überlässt<br />
er anderen. Anja Falgowski<br />
Kontakt: Everhard Holtmann<br />
Zentrum für Sozialforschung (ZSH)<br />
Telefon: 0345 96 39600<br />
E-Mail: everhard.holtmann@zsh.uni-halle.de
26 campus & karriere <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Hessin freut sich über<br />
Geldsegen von den Alumni<br />
300 Euro jeden Monat zusätzlich, das ist ein echter Geldsegen für den schmalen Geldbeutel von Studierenden.<br />
„Für mich bedeutet das eine grosse Entlastung“, sagt Katharina Simon. Sie studiert an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> auf das Lehramt an Förderschulen und ist die erste, die in den Genuss eines Deutschlandstipendiums<br />
kommt, das ausschließlich von Alumni finanziert worden ist.<br />
„Ich habe mich riesig darüber gefreut“, sagt die<br />
23-Jährige, die aus Nordhessen stammt und seit<br />
2010 in <strong>Halle</strong> lebt. Von dem Stipendium profitiert<br />
nun nicht nur sie selbst, sondern in gewisser Weise<br />
ihre ganze Familie.<br />
Die Simons sind bereits vor Katharinas Geburt aus<br />
Tatschikistan eingewandert und leben heute gemeinsam<br />
mit der zehnjährigen Schwester in Korbach,<br />
einer beschaulichen Stadt im Kreis Waldeck-<br />
Frankenberg in Nordhessen. „Meine Eltern unterstützen<br />
mein Studium zwar auch finanziell, aber so<br />
leicht fällt es ihnen nicht“, sagt Katharina Simon.<br />
Deshalb freut sie sich, dass sie ihre Eltern nun ein<br />
wenig entlasten kann.<br />
Von der Existenz der Deutschlandstipendien erfuhr<br />
sie eher durch Zufall. Ein Dozent sprach sie und<br />
ihre Kommilitonen nach der Vorlesung an und gab<br />
ihr den Tipp, sich zu bewerben. Sie benötigte zwei<br />
Anläufe, bis sie tatsächlich ausgewählt wurde. Belohnt<br />
werden soll sie damit nicht nur für ihre guten<br />
Leistungen, sondern auch für ihr Engagement im<br />
Fachschaftsrat. Von der ersten Zahlung hat sie sich<br />
zunächst einmal eine Bahncard angeschafft, um alte<br />
Freunde und vor allem die Familie in der alten Heimat<br />
bequem besuchen zu können. Seither versucht<br />
sie konsequent, einen Teil des Geldes zu sparen.<br />
Warum? „Ich möchte ein Praktikum in Schweden<br />
machen“, erzählt die junge Frau. Dort interessiert<br />
sie vor allem das Bildungssystem, das sie sich als<br />
Lehramtsstudentin natürlich genauer und in der<br />
Praxis ansehen möchte.<br />
Mit ihrer Studienwahl ist Katharina Simon mehr als<br />
zufrieden. Und das, obwohl sie eher spät auf den<br />
Lehrerberuf gekommen ist. „Als ich noch in der<br />
Schule war, wollte ich immer Ärztin werden“, erzählt<br />
sie. Nachdem sie keinen Studienplatz bekam, absolvierte<br />
sie in Hessen ein Freiwilliges Soziales Jahr in<br />
einer Schule für geistig und körperlich Behinderte.<br />
„Ich hatte vorher keine Erfahrungen, aber diese Arbeit<br />
hat mir spontan sehr gut gefallen“, erinnert sie<br />
sich. Und auch die Berufschancen sind inzwischen<br />
sehr gut.<br />
Lehrer mit ihrer speziellen Ausrichtung auf Förderschulen<br />
sind inzwischen überall gefragt, nicht zuletzt<br />
wegen der in der Gesellschaft zunehmenden Forderung<br />
nach Inklusion, also der Anerkennung von<br />
Vielfalt und Erziehung und der damit verbundenen<br />
gemeinsamen Schulbesuchs von Behinderten und<br />
Nichtbehinderten. Bevor sie nach dem Ende ihres<br />
Studiums jedoch mit dem Referendariat beginnt,<br />
möchte sie noch einen anderen großen Plan in die<br />
Tat umsetzen: eine Reise um die Welt. Deshalb spart<br />
sie schon jetzt einen Teil ihres Geldes für ein spezielles<br />
Around-the-world-Flugticket.<br />
Bis es soweit ist, fühlt sie sich jedoch auch in ihrer<br />
Wahlheimat <strong>Halle</strong> sichtlich wohl. „Die Stadt gefällt<br />
mir sehr gut. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein,<br />
und sie hat viel Kultur und Grün zu bieten. Das weiß<br />
ich sehr zu schätzen.“<br />
An die Saale kam sie eigentlich eher durch Zufall.<br />
Nach dem Abitur, das sie mit der Note 1,9 abschloss,<br />
schaute sie sich nach einem geeigneten Studienort
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> campus & karriere<br />
27<br />
um. Dabei wählte sie einen eher pragmatischen Ansatz:<br />
Sie nahm alle Hochschulstandorte unter die Lupe,<br />
die in einem Radius von etwa drei Autostunden<br />
um ihren Wohnort liegen. „Da Nordhessen so ziemlich<br />
in der Mitte Deutschlands liegt, war das überhaupt<br />
kein Problem. Viele Unis kamen in Frage.“<br />
Dass <strong>Halle</strong> schließlich das Rennen gemacht hat, lag<br />
auch an den guten Studienbedingungen vor Ort.<br />
Würde sie später auch Geld für ein Deutschlandstipendium<br />
geben? „Auf jeden Fall. Denn es ist eine<br />
gute Investition. Außerdem würde ich gern etwas<br />
zurückgeben, wenn ich später im Beruf stehe und<br />
finanziell unabhängig bin.“ Ines Godazgar<br />
Katharina Simon studiert auf<br />
das Lehramt. Das Deutschlandstipendium<br />
entlastet für<br />
ein Jahr ihren Geldbeutel und<br />
auch ihre Eltern, von denen<br />
sie bisher unterstützt wird.<br />
(Fotos: Michael Deutsch)<br />
Spender erwünscht<br />
Alumni, die für ein Deutschandstipendium spenden möchten, können sich an die Alumnibeauftragte<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> Jana Wiedemann wenden. Sie ist unter der Rufnummer<br />
0345-5521458 oder per Mail unter jana.wiedemann@rektorat.uni-halle.de erreichbar. Auch<br />
kleinere Beträge helfen dabei, begabte und engagierte Studenten zu fördern. Ihnen stehen für<br />
jeweils zwölf Monate jeweils 300 Euro zu Verfügung, die überdies nicht auf Bafög-Zahlungen<br />
angerechnet werden.<br />
Die Deutschlandstipendien werden alljährlich durch eine Evaluierungskommission an der <strong>Universität</strong><br />
vergeben. Die Förderung ist inzwischen sehr begehrt. Rund 300 Bewebungen gibt es pro<br />
Runde allein an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Die Zahl der zu vergebenden Stipendien hängt<br />
jeweils von der Höhe der eingeworbenen Spenden ab.<br />
Weitere Informationen<br />
unter: www.uni-halle.de/<br />
deutschlandstipendium
28 unikate <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
unikate<br />
Die Kammer mit<br />
Franckes Wundern<br />
Die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen mit der von August Hermann Francke initiierten Kunstund<br />
Naturaliensammlung legt ein einzigartiges Zeugnis ab von der Aufgeschlossenheit des Pietismus. Die<br />
barocke Sammlung ist nicht spezialisiert auf bestimmt Themen, sondern widerspiegelt den Makrokosmos im<br />
Kleinen. Nicht nur die Ausstellungsstücke sind sehenswert, sondern auch ihre Präsentation.<br />
Die Wunderkammer trägt<br />
ihren Namen nicht ohne<br />
Grund. Viele Exponate<br />
bringen den Betrachter zum<br />
Staunen.<br />
(Foto: Thomas Meinicke)<br />
Wunderkammern bezeichneten, ganz allgemein,<br />
Sammlungen, die zur Zeit der Renaissance und des<br />
Barock aus früheren Kuriositäten- und Raritätenkabinetten<br />
hervorgingen. Und als solche hat die<br />
Kunst- und Naturaliensammlung der Franckeschen<br />
Stiftungen natürlich diesen Namen verdient. „Es<br />
ist die einzige erhaltene barocke Kunst- und Naturaliensammlung.“<br />
Dr. Claus Veltmann, Kustos der<br />
Stiftungen, kann viel erzählen über diese „Wiege<br />
des europäischen Museums“. Normalerweise, sagt<br />
er, hätten die Kammern Herrschern gehört, die<br />
mit ihnen ihre Macht über die Welt demonstrieren<br />
wollten, so wie das Grüne Gewölbe in Dresden zum<br />
Beispiel. „Francke hat mit seiner Sammlung aber<br />
weniger einen repräsentativen, sondern einen didaktischen<br />
Zweck verfolgt. Schüler haben mit den
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> unikate<br />
29<br />
Objekten gearbeitet. Der Realienunterricht hat einen<br />
breiten Raum eingenommen.“<br />
Die Wunderkammer ist heute im Zustand von 1741<br />
zu sehen. August Hermann Francke also hat sie so<br />
gar nicht mehr erlebt. Er starb 1727, sein jüngerer<br />
Sohn setzte seine Arbeit fort. Die Sammlung war zu<br />
Franckes Lebzeiten über weite Teile der Anstalten<br />
verteilt, und erst als 1734 die Waisenkinder in ein<br />
neues Domizil umzogen und der Schlafsaal im Dachgeschoss<br />
frei wurde, wurden alle Objekte in diesem<br />
Raum versammelt. Auf knapp 5000 Stück war die<br />
Sammlung damals angewachsen. Deren Anfänge<br />
werden auf 1698 datiert, Quelle ist ein Brief, den<br />
Francke an Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg<br />
schrieb und in dem er zum Besten der studierenden<br />
Jugend um Duplikate bittet. „Es ist erstaunlich, dass<br />
der Kurfürst überhaupt reagiert hat“, findet Claus<br />
Feldmann. Mehrere Walpenisse, der Zahn eines<br />
Flusspferdes und ein Straußenei wurden übersandt.<br />
Das waren die Anfänge. Franckes zahlreichen Kontakten,<br />
unter anderem zu Missionaren auf der<br />
ganzen Welt, ist der Umfang der Sammlung zu verdanken.<br />
3.500 Objekte sind erhalten, davon vielerlei<br />
Kuriositäten. Darunter ein mit Blumenornamenten<br />
tätowierter Fisch, ein chinesischer Talisman aus<br />
Tierhaut, eine Perücke aus Glasfasern, menschliche<br />
Föten, ein verziertes Straußenei.<br />
Ein weiterer Grund für den unbedingt empfehlenswerten<br />
Besuch der Kammer ist ihre Gestaltung,<br />
insbesondere der Vitrinenschränke. Entworfen und<br />
gebaut wurden sie von Gottfried August Gründler,<br />
einem Maler und Kupferstecher aus Altenburg, der<br />
mit der Ordnung und Katalogisierung der Kammer<br />
beauftragt wurde. Gründler ordnete die Naturalien<br />
im Südteil, die Arteficialia im Norden des Raumes.<br />
„Dieses Ordnungssystem ist ungewöhnlich, verweist<br />
aber auf die Zeit der Aufklärung“, sagt Veltmann.<br />
Von den 18 Schränken nun sind 14 kunstvoll bemalt,<br />
entsprechend ihrem Inhalt. Gründler überließ nichts<br />
dem Zufall, selbst die Illusion des Schattenwurfes<br />
der mit hochwertigen Farben aus der anstaltseigenen<br />
Apotheke gefertigten Malereien im Raum war<br />
geplant. Das auffälligste Möbelstück der Sammlung<br />
ist ein dreiflügliger Schrank, in dem sich „Sachen aus<br />
dem Thier-Reiche“ befinden. Mit Liebe zum Detail,<br />
aber auch mit viel Humor, hat Gründler den Giebel<br />
bemalt. In der Mitte findet sich ein grinsender<br />
Leopardenkopf, unter ihm reihen sich, scheinbar<br />
an einer Leine, verschiedenste Tiere aneinander.<br />
Die girlandenartige Darstellung wiederholt sich bei<br />
allen acht mehrflügligen Eckschränken, jeweils dem<br />
Inhalt entsprechend.<br />
Die Bekrönung des Schrankes, der den Landpflanzen<br />
gewidmet ist, ziert eine Blumengirlande mit einem<br />
Gesicht, das aus Pflanzenteilen zusammengesetzt<br />
ist. Wiederum ein Gesicht, zusammengesetzt aus<br />
Muscheln, ziert die Vitrine mit der Conchyliensammlung.<br />
Im Zentrum der Bekrönung des Möbels,<br />
das der Schreibkunst gewidmet ist und somit einen<br />
herausragenden Bezug zum <strong>Halle</strong>schen Pietismus<br />
herstellt, ist ein Runenkalender abgebildet. Besonders<br />
interessant ist der „Indienschrank“. Dessen<br />
Bekrönung zeigt einen Tamilen, der einen Text in ein<br />
Palmblatt einritzt. Selbst die Kerbe zum Festhalten<br />
des Stichels im Daumennagel des Mannes ist zu erkennen.<br />
Die Palmblattschriften waren beständiger<br />
als solche aus Papier und Tinte. Im Besitz der halleschen<br />
Sammlung sind knapp 300 solcher Schriften.<br />
„Das ist damit die größte Sammlung in Europa. Auch<br />
das Lukasevangelium gibt es auf Palmblättern“, erzählt<br />
Veltmann.<br />
Gründler hat, auch das war sein Auftrag, ein mehrteiliges<br />
Inventarverzeichnis angefertigt und einen<br />
Gesamtkatalog, der noch erhalten ist. Damals ersetzte<br />
dieser die Beschriftung der einzelnen Ausstellungsstücke,<br />
auf die auch heute bewusst verzichtet<br />
wird, um den Charakter der Sammlung zu erhalten.<br />
Insofern empfiehlt sich für Besucher eine Führung,<br />
die auch in englischer Sprache angeboten wird. Die<br />
Wunderkammer ist dienstags bis sonntags von 10<br />
bis 17 Uhr geöffnet. Anja Falgowski<br />
Details wie diese Pflanzenschrank-Bekrönung<br />
faszinieren<br />
die Besucher der Wunderkammer.<br />
(Foto: Klaus E. Göltz)<br />
Veranstaltungshinweise im<br />
Jubiläumsjahr auf<br />
www.francke-halle.de<br />
Franckesche Stiftungen<br />
Franckeplatz 1<br />
06110 <strong>Halle</strong> an der Saale
30 service <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
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Franckesche Stiftungen zu <strong>Halle</strong><br />
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www.veranstaltungskalender.halle.de<br />
Kulturkalender <strong>Halle</strong><br />
www.kulturfalter.de<br />
Stiftung Moritzburg <strong>Halle</strong><br />
www.stiftung-moritzburg.de
<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> service<br />
31<br />
Kontaktadressen für Alumni in den Fachbereichen<br />
Theologie<br />
Freundeskreis der Theologischen Fakultät<br />
der MLU e. V.<br />
Internet: www.theologie.uni-halle.de/freundeskreis<br />
E-Mail: goetz-olaf.wolff@bibliothek.uni-halle.de<br />
Soziologie<br />
Alumni der <strong>Halle</strong>schen Soziologie<br />
Internet: www.soziologie.uni-halle.de/<strong>alumni</strong>/<br />
index.html<br />
E-Mail: absolventenring@soziologie.uni-halle.de<br />
Jura<br />
Freundeskreis der Juristischen Fakultät e. V.<br />
an der MLU<br />
Internet: freundeskreis.jura.uni-halle.de/<br />
E-Mail: freundeskreis@jura.uni-halle.de<br />
Wirtschaftsrecht<br />
Alumni und Freunde des Instituts für<br />
Wirtschaftsrecht e. V.<br />
Internet: institut.wirtschaftsrecht.uni-halle.de/de/<br />
<strong>alumni</strong>-und-freundesverein<br />
E-Mail: ecohal@jura.uni-halle.de<br />
Medien- und<br />
Kommunikationswissenschaften<br />
Department für Medien- und Kommunikationswissenschaften<br />
Internet: www.medienkomm.uni-halle.de/<br />
<strong>alumni</strong>_information<br />
E-Mail: sebastian.pfau@medienkomm.uni-halle.de<br />
Erziehungswissenschaften<br />
Alumni Erziehungswissenschaften <strong>Halle</strong> e. V.<br />
Internet: www.philfak3.uni-halle.de/<strong>alumni</strong>/verein<br />
E-Mail: <strong>alumni</strong>-verein@paedagogik.uni-halle.de<br />
Medizin-Ethik-Recht<br />
meris e. V.<br />
Internet: www.meris.uni-halle.de<br />
E-Mail: meris@jura.uni-halle.de<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Insitu e. V.<br />
Internet: insitu.wiwi.uni-halle.de/<br />
E-Mail: erhard.kinzel@wiwi.uni-halle.de<br />
Medizin<br />
Mathematik und Informatik<br />
Georg-Cantor-Vereinigung der Freunde und Förderer<br />
von Mathematik und Informatik e. V.<br />
Internet: www.mathematik.uni-halle.de/~cantorev<br />
E-Mail: juergen.bruder@mathematik.uni-halle.de<br />
Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />
Gesellschaft zur Förderung der Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />
an der MLU e. V.<br />
Internet: www.landw.uni-halle.de/freundesgesellschaftagrar<br />
E-Mail: freunde@landw.uni-halle.de<br />
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />
Internet: www.medizin.uni-halle.de/<br />
pflegewissenschaft/index.php?id=361<br />
E-Mail: johann.behrens@medizin.uni-halle.de
32 forschen und publizieren <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong>