Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25
Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25 Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25
Implementierung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Integrierte Modellierung von Flusseinzugsgebieten - Stoffeintrag, Strömung und Transport Aufbau eines integrierten Oberflächen- Grundwassermodells Schwerpunktgebiet Obere Lethe im Rahmen des Modellprojektes Hunte 25 Endbericht - März 2009
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Implementierung<br />
der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
Integrierte Modellierung von Flusseinzugsgebieten -<br />
Stoffeintrag, Strömung und Transport<br />
Aufbau eines integrierten Oberflächen-<br />
Grundwassermodells<br />
Schwerpunktgebiet Obere <strong>Lethe</strong><br />
im Rahmen des Modellprojektes <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong><br />
Endbericht - März 2009
Inhalt<br />
1 ALLGEMEINE PROJEKTBESCHREIBUNG.......................................................................................................................5<br />
2 VORBEMERKUNGEN ..................................................................................................................................................7<br />
2.1 Veranlassung und Träger der Maßnahme ..............................................................................................................7<br />
2.2 Das <strong>Lethe</strong>projekt ...................................................................................................................................................8<br />
3 PROJEKTGEBIET .........................................................................................................................................................9<br />
3.1 Allgemeines...........................................................................................................................................................9<br />
3.2 Geologie..............................................................................................................................................................11<br />
3.3 Bodenbedeckung und Landnutzung.....................................................................................................................12<br />
3.4 Klima...................................................................................................................................................................12<br />
3.4.1 Niederschlag .......................................................................................................................................................12<br />
3.4.2 Lufttemperatur ...................................................................................................................................................13<br />
3.4.3 Evapotranspiration .............................................................................................................................................13<br />
3.5 Gewässer.............................................................................................................................................................14<br />
3.6 Verockerung an der <strong>Lethe</strong> – Status Quo...............................................................................................................15<br />
3.7 Welche Arbeiten sind generell notwendig um eine Quantifizierung der Ockerproblematik zu erreichen?............18<br />
3.8 Arbeitsplan..........................................................................................................................................................21<br />
3.9 Verwendete Software..........................................................................................................................................22<br />
3.9.1 MIKE BASIN .........................................................................................................................................................23<br />
3.9.2 MIKE 11...............................................................................................................................................................23<br />
3.9.3 MIKE SHE.............................................................................................................................................................23<br />
3.9.4 Kopplung MIKE SHE und MIKE 11 .......................................................................................................................23<br />
3.9.5 EcoLAB ................................................................................................................................................................24<br />
3.9.6 PHREEQC.............................................................................................................................................................24<br />
4 VEROCKERUNG – ENTSTEHUNG, ABBILDUNG IM UNTERSUCHUNGSGEBIET BEWERTUNG &<br />
GEFÄHRDUNGSKRITERIEN................................................................................................................................................26<br />
4.1 Verockerung – Wo kommt das Eisen her? Wo kommt der Ocker her?..................................................................26<br />
4.2 Wie schadet Ocker...............................................................................................................................................41<br />
4.3 Bekämpfung von Verockerung.............................................................................................................................44<br />
4.4 Eisen in der Landschaft ........................................................................................................................................49<br />
Endbericht - März 2009 2
4.5 Regionale Betrachtung ........................................................................................................................................51<br />
4.5.1 Grundwasserbeschaffenheit...............................................................................................................................51<br />
4.5.2 Gesteinsparameter .............................................................................................................................................57<br />
4.5.3 Abbau von Nitrat.................................................................................................................................................58<br />
5 METHODEN .............................................................................................................................................................61<br />
5.1 Modellvorstellung ...............................................................................................................................................61<br />
5.2 Ermittlung von Gewässer- und Gesteinsparametern............................................................................................62<br />
5.2.1 Monitoringprogramm - Zusammenstellung........................................................................................................62<br />
5.2.2 Monitoring - Gestein...........................................................................................................................................67<br />
5.2.3 Monitoringprogramm - Wasser ..........................................................................................................................68<br />
5.2.4 Monitoringprogramm – Obere <strong>Lethe</strong> – Ortsfeste Messstellen...........................................................................73<br />
6 ERGEBNISSE DER FELD- UND LABORUNTERSUCHUNGEN..........................................................................................77<br />
6.1 Gestein................................................................................................................................................................77<br />
6.1.1 Bachsedimente ...................................................................................................................................................77<br />
6.1.2 Boden und Grundwasserleiter ............................................................................................................................81<br />
6.2 Gewässer.............................................................................................................................................................90<br />
6.2.1 <strong>Lethe</strong> ...................................................................................................................................................................90<br />
6.2.2 Grundwasser.......................................................................................................................................................95<br />
6.2.3 Bodenwasser.....................................................................................................................................................104<br />
7 EISENTRANSPORT IN DER LETHE ............................................................................................................................110<br />
7.1 Hydraulisches Modell ........................................................................................................................................110<br />
7.2 Modell Ecolab....................................................................................................................................................113<br />
7.2.1 Überblick...........................................................................................................................................................113<br />
7.2.2 Ocker-Modul (MIKE 11) ....................................................................................................................................114<br />
7.2.3 Modellinput ......................................................................................................................................................117<br />
7.3 Berechnungen – Ergebnisse...............................................................................................................................118<br />
8 DISKUSSION DER ZUKÜNFTIGEN WASSERQUALITÄT ..............................................................................................126<br />
8.1 Die zukünftige Wasserqualität...........................................................................................................................127<br />
8.2 Verockerung – wie lange noch? .........................................................................................................................128<br />
8.3 Bewertung der Dauer der Ockerbelastung.........................................................................................................140<br />
9 MAßNAHMEN GEGEN VEROCKERUNG...................................................................................................................145<br />
Endbericht - März 2009 3
9.1 Zusammenstellung möglicher Maßnahmen .......................................................................................................146<br />
9.2 Vorgeschlagene Maßnahmen ............................................................................................................................147<br />
10 ÜBERTRAGBARKEIT DER METHODEN & ERGEBNISSE .........................................................................................151<br />
10.1 Einleitung ......................................................................................................................................................152<br />
10.2 Methoden – Werkzeuge – Modelle - Programme ..........................................................................................152<br />
10.2.1 Programme .......................................................................................................................................................152<br />
10.2.2 Modelle.............................................................................................................................................................152<br />
10.2.3 Werkzeuge ........................................................................................................................................................152<br />
10.2.4 Methoden .........................................................................................................................................................152<br />
10.3 Gemeinsame Betrachtung – Handlungsanweisung ........................................................................................153<br />
10.4 Übertragbarkeit von Ergebnissen ..................................................................................................................157<br />
11 ZUSAMMENFASSUNG........................................................................................................................................158<br />
12 LITERATUR.........................................................................................................................................................161<br />
Endbericht - März 2009 4
1 Allgemeine Projektbeschreibung<br />
DHI Wasser & Umwelt hat im Auftrag des OOWV die Phase I des Projektes Grossenkneten<br />
– Modellprojekt <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> – Obere <strong>Lethe</strong><br />
Nachbildung der hydrologischen und hydraulischen Wechselwirkungen zwischen<br />
Oberflächenwasser (<strong>Lethe</strong>, <strong>Hunte</strong>, Ahlhorner Fischteiche, etc.) ungesättigter<br />
Zone und Grundwasser<br />
mit der Erstellung des integrierten Grundwasser-Oberflächenwassermodells der<br />
Oberen <strong>Lethe</strong> abgeschlossen.<br />
In dieser Phase I wurde, unter Anwendung der wasserwirtschaftlichen Programme<br />
von DHI MIKE SHE & MIKE 11, für das Einzugsgebiet der Oberen <strong>Lethe</strong> auf den<br />
Grundlagen der vorhandenen Daten (Geologisches Strukturmodell, Wetterdaten,<br />
Abflussdaten, Bodendaten etc.) ein gekoppeltes Oberflächen- Grundwassermodell<br />
aufgebaut. Damit konnten die hydraulischen Beziehungen der vorhandenen Wasserkörper<br />
untersucht und abgebildet werden.<br />
Für die Phase II waren folgende Ziele vorgegeben:<br />
• Aufstellung einer ganzheitlichen Gütebewirtschaftung von Oberflächen- und<br />
Grundwasser<br />
• Klärung der Prozesse der Verockerung im Gewässer und Grundwasser<br />
• Maßnahmenplanung (im Rahmen einer Konzeptplanung) und Priorisierung<br />
der Umsetzung<br />
Zur Erreichung dieser Ziele wurden im Angebot vom 16. März 2007 die Arbeiten<br />
für die Phase II angeboten:<br />
a) Nachbildung der stofflichen Wechselwirkungen zwischen Oberflächenwasser<br />
(<strong>Lethe</strong>, <strong>Hunte</strong>, Ahlhorner Fischteiche, etc.) ungesättigter Zone und Grundwasser<br />
mit besonderem Fokus auf die Verockerungsproblematik<br />
b) Realisierung von Monitoringplänen – mit Schwerpunkt Verockerung<br />
c) Ausführung von Berechnungsszenarien zur Vorhersage des zukünftigen Verhaltens<br />
der Systeme (Bach, Teiche, Grundwasserleiter).<br />
d) Aufstellung von Maßnahmenplänen – mit Schwerpunkt Verockerung<br />
Endbericht - März 2009 5
Diese Arbeiten bauen auf den Ergebnissen der Phase I des Projektes unmittelbar<br />
auf.<br />
Die zu bearbeitenden Aufgaben wurden in Arbeitspakete AP aufgeteilt. Als Arbeitspaket<br />
(AP) wird die unterste Ebene in der Projektstruktur bezeichnet. Jedes Arbeitspaket<br />
ist eine klar abgegrenzte und in sich geschlossene Einheit. Die Arbeitspakete<br />
bilden die Basis für die weitere Projektbearbeitung. Die Bezeichnung der<br />
Arbeitspakete erfolgte fort laufend, beginnend mit Nummerierung AP1:<br />
AP1<br />
Stickstofftransport an ausgesuchten Lokationen im Untersuchungsgebiet<br />
AP2<br />
Feld- und Laboruntersuchungen zur Verockerung für 3 Querschnitte<br />
AP3<br />
Modellaufbau Verockerung für 3 Querschnitte<br />
AP4<br />
Maßnahmenplanung und Priorisierung der Umsetzung; Szenarienrechnung<br />
AP5<br />
Bericht & Ergebnispräsentation<br />
Endbericht - März 2009 6
2 Vorbemerkungen<br />
2.1 Veranlassung und Träger der Maßnahme<br />
Als Auftakt zur regionalen Umsetzung der europäischen Wasserrahmenlichtlinie<br />
(EU-WRRL) in Niedersachsen kommen im Bearbeitungsgebiet <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> drei Modellprojekte<br />
zur Ausführung. Träger der vom Land Niedersachsen geförderten<br />
Maßnahme ist die <strong>Hunte</strong> Wasseracht.<br />
Das Modellprojekt <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> umfasst drei Teilregionen mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunktthemen:<br />
• <strong>Hunte</strong> von Diepholz bis Oldenburg und kleinere Nebengewässer: Exemplarische<br />
Auswahl von Maßnahmenvorschlägen zur Strukturverbesserung, insbesondere<br />
aus den Gewässerentwicklungsplänen, die eine hohe Wirksamkeit bzgl. der Verbesserung<br />
des ökologischen Zustands der <strong>Hunte</strong> und ihrer Nebengewässer erwarten<br />
lassen: Planung, Umsetzung, maßnahmenbezogenes Monitoring.<br />
• Haaren und ihre Zuflüsse: Umsetzung der Ziele der WRRL im städtischen Raum.<br />
Untersuchung der immissionsorientierte Anforderungen an Mischwasser- und Niederschlagswassereinleitungen<br />
auf Basis des BWK – Merkblattes M3.<br />
• Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer: Das <strong>Teilprojekt</strong> befasst sich mit der Aufstellung<br />
einer ganzheitlichen Mengen- und Gütebewirtschaftung von Oberflächengewässer<br />
und Grundwasser unter Einbeziehung der Verockerungsproblematik. Ferner wird<br />
der Aufbau und Betrieb eines integralen Monitoringnetzwerkes zur Verifizierung<br />
der Zieldefinitionen und Identifizierung von Maßnahmen erarbeitet. Darauf aufbauend<br />
erfolgt die Entwicklung eines Maßnahmenplanes mit Prioritätensetzung.<br />
Die Laufzeit des Modellprojektes umfasst den Bearbeitungszeitraum von 2006 bis<br />
2008.<br />
Endbericht - März 2009 7
2.2 Das <strong>Lethe</strong>projekt<br />
Das <strong>Lethe</strong>projekt – Aufbau eines Transportmodells – wurde entsprechend der<br />
grundsätzlichen Fragestellungen<br />
• Was ist über das Thema Verockerung bereits bekannt?<br />
• Wie sind die bereits bekannten Fakten zu beurteilen?<br />
• Ist die anfängliche Zielsetzung noch sinnvoll?<br />
ausgeführt.<br />
Im Verlaufe des Projektes fand dabei eine Verschiebung der Fragestellung vom<br />
Nährstofftransport hin zum Vorkommen und Transport von Eisen in den Kompartimenten<br />
Oberflächenwasser, ungesättigte Zone und gesättigte Zone statt.<br />
Daher wurden im Verlauf der Untersuchungen der Umfang und/oder das Augenmerk<br />
der Arbeiten verändert, d.h. die in den Arbeitspaketen der Angebotsphase<br />
vorgesehenen Arbeiten wurden zum Teil an die vor Ort gefundenen Gegebenheiten<br />
angepasst. Wo dies passiert ist, werden die Gründe und die sich daraus ergebenden<br />
Änderungen dargestellt.<br />
Die Darstellung der Vorgehensweise und die Veröffentlichung der Ergebnisse folgt<br />
in der Regel den einzelnen Arbeitspaketen.<br />
Generell werden zum besseren Verständnis der Materie, dort wo es den Autoren<br />
notwendig erscheint, im Text Info-Boxen platziert.<br />
BOX A: Dies ist eine Info-Box. Hier kann man lesen:<br />
Literaturzitate, eigene Literaturanalyse oder Ergebnisse der Untersuchungen zum Gegenstand der Untersuchungen.<br />
In diesen steht eine Information, die eine Literaturzusammenfassung, ein Zitat aus<br />
der Literatur oder ein konkretes Ergebnis der eigenen Untersuchungen sein kann.<br />
Die Info-Boxen sind farbig unterlegt. Sie müssen nicht gelesen werden, der nachfolgende<br />
Text enthält die wichtigen Informationen ausführlich und mit konkreten<br />
Zahlen belegt.<br />
Endbericht - März 2009 8
3 Projektgebiet<br />
3.1 Allgemeines<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt im Gebiet des Wasserkörpers Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer<br />
(Abb. 3.1).<br />
Abb. 3-1. Untersuchungsgebiet Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer<br />
Endbericht - März 2009 9
Die Abbildung 3-2 zeigt in einer Übersichtsskizze das Untersuchungsgebiet mit den<br />
im Text immer wieder angesprochenen Landmarken, wie den Ahlhorner Teichen,<br />
der Messstelle Bissel, dem Gut <strong>Lethe</strong>, etc..<br />
Abb. 3-2. Übersichtsskizze des Arbeitsgebietes<br />
Endbericht - März 2009 10
Das Untersuchungsgebiet liegt südlich von Großenkneten und östlich von Ahlhorn<br />
im Landkreis Oldenburg.<br />
Geographisch liegt es in der Ems-<strong>Hunte</strong>-Geest und der Dümmer-Geestniederung<br />
und wurde maßgeblich durch die glazialen Gletschervorstöße von Norden (Skandinavien)<br />
geprägt.<br />
Im Untersuchungsgebiet wird aus den drei Wassergewinnungsanlagen Hagel, Sage<br />
und Baumweg Grundwasser aus insgesamt 56 Förderbrunnen gefördert (Hagel mit<br />
28 Förderbrunnen, Sage mit 13 Förderanlagen und Baumweg mit 17 Förderbrunnen).<br />
Die Entnahmebrunnen sind zum größten Teil in einer Tiefe zwischen 30 und<br />
70 m unterhalb der Geländeoberkante (uGOK) verfiltert. Die Förderleistung der<br />
Brunnen liegt bei rund 60 m³/h je Brunnen.<br />
Eine Besonderheit im Untersuchungsgebiet stellen die Ahlhorner Fischteiche dar,<br />
die ab 1884 angelegt wurden. Etwa 60 Teiche unterschiedlicher Größe sind auf ca.<br />
150 ha innerhalb eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete, dem Waldgebiet<br />
Baumweg, verteilt (vgl. Abb 3-2). In den Ahlhorner Fischteichen werden<br />
Besatzfische für Gewässer und Speisefische herangezogen (~ 30 t/a). 1993 wurde<br />
ein Gebiet von ~ 437 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />
Der Hauptwasserlieferant für die Ahlhorner Fischteiche ist die <strong>Lethe</strong>, ein linksseitiger<br />
Nebenfluss der <strong>Hunte</strong>.<br />
Für die Fragestellung der Bewirtschaftung sind die einströmenden / ausströmenden<br />
Bedingungen (Zufluss in den Grundwasserleiter / aus dem GWL) von Bedeutung.<br />
Je nach Abflusssituation kann der Teichbetrieb einen großen Teil des durchschnittlichen<br />
Abflusses der <strong>Lethe</strong> aufnehmen. Eine Auswertung der vorhandenen Grundwassergleichenpläne<br />
zeigt, dass die Teiche durch den sandigen Untergrund sowohl<br />
in den Grundwasserkörper versickern, wie auch, jedoch an anderer Lokation, aus<br />
dem Grundwasser gespeist werden können.<br />
3.2 Geologie<br />
Geologisch ist das Gebiet von tertiären und quartären Ablagerungen geprägt (diese<br />
und nachfolgende Angaben zur Geologie aus: GEOINFOMETRIC, 2005). An der Basis<br />
befinden sich kreidezeitliche Gesteine. Das tonig-schluffig ausgeprägte Miozän<br />
(Tertiär) wird nur in wenigen Bohrungen aufgeschlossen. Im Hangenden folgen<br />
fein- bis mittelsandige Sedimente des Pliozäns (Tertiär) mit tonig-schluffige Einlagerungen<br />
(örtlich) erbohrt worden. Zum Hangenden sind zudem vermehrt sandig<br />
bis kiesige Lagen eingeschaltet. Im Sediment konnten Braunkohlereste, Glaukonit,<br />
Glimmer und Kaolinit nachgewiesen werden.<br />
Darüber folgen die Ablagerungen der Elster-Eiszeit (Quartär) mit feinsandigen<br />
bis feinkiesigen Mittel- bis Grobsanden und kiesigen Ablagerungen, in denen<br />
schluffig-tonige, humose bis torfige Linsen eingeschaltet sind.<br />
In der Drenthe-Eiszeit (Quartär) war das Gebiet weitgehend eisfrei, es kam lediglich<br />
während des Saale-Stadiums zu einem Gletschervorstoß. Dies führte zur<br />
Endbericht - März 2009 11
Schüttung glazifluviatiler, fein- bis mittelsandiger Sedimente an der Basis, sowie<br />
darüber zur Ablagerung von Abfolgen von Geschiebemergel. Sie liegen heute allerdings<br />
nur noch an wenigen geschützten Lagen (z.B. Talungen) vor. Während der<br />
Weichsel-Eiszeit (Quartär) wurde auf den saalezeitlichen Sedimenten Löss abgelagert<br />
und anschließend zum Teil wieder erodiert.<br />
Während des Holozäns wurden Sande mit schluffig-tonig-humosen bzw. kiesigen<br />
Einlagerungen in den Talauen abgelagert und Niedermoore gebildet.<br />
Über den Schmelzwassersedimenten des Pleistozäns haben sich als Bodenarten<br />
Podsol-Braunerden und Podsol ausgebildet. Daneben treten in den Niederungen<br />
Aueböden, Gleye und Niedermoorböden auf.<br />
3.3 Bodenbedeckung und Landnutzung<br />
Die Bodenbedeckung des Untersuchungsgebietes ist, aufgrund der Topographie,<br />
sehr unterschiedlich. Das Untersuchungsgebiet ist hauptsächlich durch Landbewirtschaftung<br />
mit Ackerbau und Grünlandnutzung geprägt. Die Verteilung der Bodennutzungsstrukturen<br />
kann in Anlehnung an [NLWKN, 2005] zu etwa:<br />
Acker (~62 %)<br />
Grünland (~15 %)<br />
Wald (~10 %)<br />
Siedlungen, Verkehrsflächen etc. (~ 5 %)<br />
Feuchtflächen (~ 5 %)<br />
Gewässer (< 1 %)<br />
abgeschätzt werden.<br />
Versiegelte Flächen finden sich hauptsächlich in den Gemeinden des Untersuchungsgebietes.<br />
Dort können sie das Abflussverhalten und insbesondere die Versickerung<br />
von Niederschlagswasser beeinträchtigen. Als weitere versiegelte Flächen<br />
sind die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Straßen zu nennen. Mit einem Anteil<br />
von weniger als 5 % ist ihr Anteil im Untersuchungsbiet gering.<br />
3.4 Klima<br />
3.4.1 Niederschlag<br />
Bei den Daten der vorhandenen Niederschlagsstationen handelt es sich um Tagesdaten.<br />
Der durchschnittliche jährliche Niederschlag im Untersuchungsgebiet beträgt<br />
750 mm/a [OOWV, 2006].<br />
Dabei können in feuchten Jahren auch über 1100 mm als Niederschlag auftreten.<br />
In Abb. 3-3 ist die Niederschlagsganglinie - Gebietsniederschlag 1 m üGOK - dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 12
70<br />
60<br />
Niederschlag [mm/d]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
01.11.79<br />
01.11.80<br />
01.11.81<br />
01.11.82<br />
01.11.83<br />
01.11.84<br />
01.11.85<br />
01.11.86<br />
01.11.87<br />
01.11.88<br />
01.11.89<br />
01.11.90<br />
01.11.91<br />
01.11.92<br />
01.11.93<br />
01.11.94<br />
01.11.95<br />
01.11.96<br />
01.11.97<br />
01.11.98<br />
01.11.99<br />
01.11.00<br />
01.11.01<br />
01.11.02<br />
Datum<br />
Abb. 3-3. Gebietsniederschlag Grossenkneten [OOWV, 2006]<br />
3.4.2 Lufttemperatur<br />
Aus den Messungen Ahlhorn ergibt sich eine durchschnittliche Temperatur von<br />
11.1 °C für den Zeitraum 1991-2003 [OOWV, 2006].<br />
3.4.3 Evapotranspiration<br />
Über die Evapotranspiration lagen keine Daten vor. Die in den Berechnungen verwendeten<br />
Daten und deren Verteilung über das Jahr, stammen aus Angaben im<br />
Hydrologischen Atlas Deutschland [HAD, 2000]. Die Höhe der Evapotranspiration<br />
ist u.a. abhängig vom Wasserdargebot und von der Bodenbedeckung. Sie lässt sich<br />
nur schwer bestimmen und setzt sich zusammen aus der Transpiration, welche mit<br />
zunehmender Höhe, durch die Verringerung der Pflanzendecke, abnimmt und der<br />
Evaporation, welche u.a. von der Strahlung abhängig ist. Die im HAD angegebene<br />
potenzielle Verdunstung liegt im Bereich des Untersuchungsgebietes zwischen 450<br />
und etwa 550 mm/a.<br />
Endbericht - März 2009 13
3.5 Gewässer<br />
Im Untersuchungsgebiet haben mehrere Bäche ihr Quellgebiet. Sie sind in Abbildung<br />
3-4 dargestellt, gemeinsam mit ihren Einzugsgebieten, die der hydrographischen<br />
Karte entnommen wurden [NLWKN, 2006].<br />
Abb. 3-4 Gewässernetz des Untersuchungsgebiets.<br />
Für die <strong>Lethe</strong> und den Hageler Bach standen Pegelaufzeichnungen zur Verfügung.<br />
Verwendet wurden dabei sowohl die Daten aus den Pegeln Gut <strong>Lethe</strong> (<strong>Lethe</strong>) und<br />
Heinefelde (Hageler Bach) (Messstellen Nr. 4966102 & 4965136, NLWKN Cloppenburg),<br />
sowie die zur Verfügung gestellten Ergebnisse von Pegelaufzeichnungen aus<br />
dem Projekt Farmers 4 Nature – VdM <strong>Lethe</strong> [OOWV, 2006B], Tab.3.1.<br />
Tab. 3-1 Pegelbezeichnungen, die genutzten Zeiträume der Wasserstands- und<br />
Abflussmessungen und die verwendete Messfrequenz (d=täglich, m=monatlich).<br />
Messstelle Wasserstand Messfrequenz<br />
Abfluss<br />
Messfrequenz<br />
Gut <strong>Lethe</strong> - <strong>Lethe</strong> 1.11.1973-<br />
d, m 1.11.1973-1.10.2003 d,m<br />
1.10.2003<br />
Heinefeld - Hageler 1.11.1976-<br />
m 1.11.1976-1.10.2003 m<br />
Bach<br />
1.10.2003<br />
VdM <strong>Lethe</strong> 1, 2, 4 2.12.2005-<br />
29.8.2006<br />
m 2.12.2005-29.8.2006 m<br />
Endbericht - März 2009 14
3.6 Verockerung an der <strong>Lethe</strong> – Status Quo<br />
Ausgangspunkt für die Initiierung der nachfolgenden Arbeiten waren u.a. die im<br />
Bericht zur Wassergüte (EG-WRRL Bericht 2005, Flussgebiet Weser, Bearbeitungsgebiet<br />
<strong>Hunte</strong> [1 - S.19; S.<strong>25</strong>]) festgestellten anthropogenen Belastungen<br />
und der daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gewässergüte. Ortsbegehungen<br />
im Frühjahr 2007, bei denen ebenfalls starke Verockerungserscheinungen entlang<br />
der Oberen <strong>Lethe</strong> festgestellt wurden, bestätigten diese Belastungen.<br />
Für die <strong>Lethe</strong> mit Zuflüssen wurde im o.a. Bericht hierzu festgestellt:<br />
„Die Defizite besonders in den Nebengewässern und der Unteren <strong>Lethe</strong> sind<br />
neben Auswirkungen der Intensiven Nutzung im Einzugsgebiet nicht zuletzt<br />
auch auf strukturelle Mängel (Ausbau, Unterhaltung mit Mähkorb)) und starke<br />
Verockerung rückführbar.“<br />
„Die <strong>Lethe</strong>-Wasserkörper zeigen deutliche, die übrigen Wasserkörper der<br />
Gruppe erhebliche Defizite ihrer Fließwasserbiozönosen. Ursächlich sind in der<br />
<strong>Lethe</strong> unterhalb der Ahlhorner Fischteich vor allem die starke Verockerung<br />
(…).“<br />
Eine Begehung der <strong>Lethe</strong> zwischen den beiden Quellflüssen im <strong>Lethe</strong>schuh (<strong>Lethe</strong><br />
und Totengrund) und der <strong>Lethe</strong> bis zur Höhe Straßenbrücke Bissel hat diese Beurteilung<br />
augenscheinlich bestätigt. Im Folgenden werden Bilder vom Verlauf der<br />
<strong>Lethe</strong> gezeigt, die zu Beginn des Projektzeitraumes aufgenommen wurden (Abb. 3-<br />
5).<br />
Die Begehung ergab zusammenfassend den Eindruck, dass Verockerungserscheinungen<br />
im Bachverlauf unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre beginnen. Ab hier sind in der<br />
Landschaft vermehrt und starke Verockerungserscheinungen zu beobachten. Vorher<br />
sind in der Landschaft i.d.R. keine oder nur vereinzelt und vergleichbar<br />
geringe Verockerungserscheinungen sichtbar.<br />
In den zahlreichen Drainagerohren, die in Zuleitungsgräben münden, ist Verockerung<br />
zu beobachten. Hier sind sowohl die Drainagerohre sowie die Zuleitungsgräben<br />
stark verockert (siehe Abb. 3-5).<br />
Endbericht - März 2009 15
Verockerungserscheinung in der<br />
ungesättigten Uferzone<br />
- Straßenbrücke Bissel<br />
Verockerungserscheinung am<br />
Ufer<br />
Verockerungserscheinung im<br />
Sediment<br />
Flächige Verockerungserscheinungen<br />
in Ufernähe<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Verockerung rund<br />
um Drainagerohr<br />
Verockerungserscheinung am Ufer<br />
Abb. 3-5. Verockerungserscheinungen entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 16
Die Ergebnisse der Betrachtungen zur Verockerung vor der Aufnahme der Arbeit<br />
am Projekt zeigen, dass Oberflächengewässer im Gebiet einer chemischbiologischen<br />
Verockerung ausgesetzt sind. Die sichtbare Verockerung und das in<br />
der Landschaft vorhandene Verockerungspotential beeinflussen wiederum sichtbar<br />
und wie im Bericht [1] dargestellt, die Gewässergütesituation. Im Bericht [1, Seite<br />
14ff.] ist die Obere <strong>Lethe</strong> nach der Bewertungsskala für die Gewässergüte (Saprobie)<br />
fast vollständig in Güteklasse II eingestuft und die Zielerreichung unklar.<br />
Nach [1, Seite 19] sind die Defizite in der <strong>Lethe</strong> „neben Auswirkungen der Intensiven<br />
Nutzung im Einzugsgebiet nicht zuletzt auch auf strukturelle Mängel (Ausbau,<br />
Unterhaltung mit Mähkorb)) und starke Verockerung rückführbar.“<br />
„Die <strong>Lethe</strong>-Wasserkörper zeigen deutliche, (…) erhebliche Defizite ihrer Fließwasserbiozönosen.<br />
Ursächlich sind in der <strong>Lethe</strong> unterhalb der Ahlhorner Fischteich vor<br />
allem die starke Verockerung sowie besonders oberhalb der Teiche (…) auch strukturelle<br />
Mängel.“<br />
„Viele Wasserkörper des Gebietes werden auch durch Verockerungserscheinungen<br />
beeinträchtigt, die zumindest im heutigen Umfang primär eine Folge der großräumigen<br />
Intensivierung der Entwässerung der Landschaft sind. In vielen Gewässern<br />
scheint dieses Problem noch zuzunehmen. Die Verockerung schädigt einerseits die<br />
Organismen direkt (z.B. Behinderung der Atmung durch Bildung von Eisenkrusten<br />
auf den Atmungsorganen) und führt andererseits zu einer Schädigung wichtiger<br />
Struktur-Elemente (z.B. Verstopfung bis hin zur Versiegelung des Lückensystems<br />
von Kies- und Sandsubstraten, Bildung von Überzügen aus Ausfällungsprodukten<br />
des Eisens auf Totholz und Wurzelwerk).“<br />
Zusammengefasst wird festgestellt, dass die Gewässer im Untersuchungsgebiet<br />
entsprechend der Bewertung aus Bericht 2005 deutlich bis stark überformt sind<br />
und stoffliche Einträge aus der Landwirtschaft, sowie die Verockerungsproblematik,<br />
zur Entwertung und teilweisen funktionalen Zerstörung wichtiger Lebensraumstrukturen<br />
geführt hat und weiterhin führt.<br />
Die Ausprägung der Verockerungsproblematik in der Oberen <strong>Lethe</strong> beruhte bislang<br />
nur auf punktuellen Untersuchungen des Gewässers auf Eisengehalte.<br />
Im Verlauf des Projektes wurden daher ausgewählte Strecken in ein Monitoringund<br />
Versuchsprogramm einbezogen, mit dem Ziel den Verockerungsweg nachzuzeichnen,<br />
Gegenmaßnahmen zu entwickeln sowie einen Prioritätenplan für deren<br />
Umsetzung aufzustellen. Insbesondere wurden die Interaktionen zwischen Grundwasser,<br />
ungesättigter Zone und Gewässer berücksichtigt.<br />
Unklar waren die Emissionen und Immissionen im Bereich der Ahlhorner Fischteiche.<br />
Hier wurden ebenfalls Monitoringuntersuchungen ausgeführt.<br />
Generell ist als ein Problemfeld der Eintrag und die Umsetzung von Stickstoff, das<br />
Umsatzpotential und die Verteilung reaktiven Materials im Untergrund, sowie in<br />
Endbericht - März 2009 17
diesem Zusammenhang das Auftreten von Ocker in der Landschaft zu betrachten.<br />
Hier sind bislang keine handhabbaren Ansätze zur Quantifizierung gegeben. Damit<br />
ist auch eine entsprechende Steuerung mit dem Ziel einer ganzheitlichen Mengenund<br />
Gütebewirtschaftung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.<br />
3.7 Welche Arbeiten sind generell notwendig um eine<br />
Quantifizierung der Ockerproblematik zu erreichen?<br />
Im Zentrum der Arbeiten standen Feld- und Laboruntersuchungen. Erst sie konnten<br />
die notwendigen Ergebnisse liefern, die einen Einsatz von Modellen sinnvoll<br />
machen.<br />
Was ist ein Modell?<br />
Die Begriffe System, Modell und Simulationsprogramm werden oft nicht klar genug<br />
unterschieden. Insbesondere wird ein Simulationsprogramm oft als «Modell» oder<br />
«Computermodell» bezeichnet. Es ist aber oft nützlich, z.B. das Modell begrifflich<br />
vom Programm zu trennen.<br />
In der Literatur wird eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil konkurrierender Definitionen<br />
genannt (zusammenfassend in MATTHIES, 2002). In der vorliegenden<br />
Arbeit wird auf die unterschiedlichen Definitionen und Begrifflichkeiten nicht eingegangen.<br />
Es werden, der Übersicht halber, nur Definitionen aus der Arbeit von MAT-<br />
THIES verwendet.<br />
System:<br />
Ein System bezeichnet ein Gebilde, das aus Elementen (Teilsystemen) aufgebaut<br />
ist, zwischen denen Beziehungen bestehen. Die Elemente sind einer Wechselwirkung<br />
ausgesetzt. Offene Systeme (lebende Systeme) müssen sich zur Aufrechterhaltung<br />
ihrer Lebensfunktionen mit ihrer Umgebung bzgl. der Aufnahme von Materie<br />
oder Materie und Energie austauschen. Sie wechselwirken mit ihrer Umgebung<br />
und verändern dadurch ihren Zustand.<br />
Das Gesamtsystem „natürliche Umwelt“ lässt sich z.B. in den Teilsystemen, seinen<br />
Kompartimenten, Wasser, Boden und Luft getrennt voneinander untersuchen und<br />
beschreiben. Man betrachtet zunächst die Teilsysteme und analysiert deren Wirkungsstruktur,<br />
um anschließend das Verhalten des Gesamtsystems als Zusammenspiel<br />
der Teilsysteme zu verstehen.<br />
Bei der Systemanalyse konstruiert der Betrachter der Systeme ein Modell. Der Bearbeiter<br />
entscheidet darüber, welche relevanten Elemente und Beziehungen des<br />
Systems er im Modell abbilden möchte.<br />
Modell:<br />
Modelle sind vereinfachte Ausschnitte der Wirklichkeit oder Möglichkeit. Das erstellte<br />
Modell ist immer ein begrenztes, verkürztes, abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit,<br />
das nur diejenigen Inhalte des Originals erfasst, die dem Modellnutzer für<br />
Endbericht - März 2009 18
seine erwünschte Anwendung nützlich erscheint. Das Modell ist eine konzeptionelle<br />
Vorstellung über ein System, das möglicherweise, aber nicht notwendigerweise<br />
mathematisch formuliert ist (mathematisches Modell). Das Modell muss auf seine<br />
Plausibilität geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die Verhaltensgültigkeit und<br />
die Anwendungsgültigkeit muss erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben,<br />
können mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />
Simulationsprogramm:<br />
Computerprogramm, das die Gleichungen eines vorgegebenen oder eines benutzerdefinierten<br />
Modells lösen und die Szenarien geeignet darstellen kann.<br />
Bei der Simulation werden Experimente an einem Modell durchgeführt, um Erkenntnisse<br />
über das reale System zu gewinnen.<br />
Prozess:<br />
In der Systemtheorie wird als Prozess eine dynamische Aufeinanderfolge von verschiedenen<br />
Zuständen eines Systems bezeichnet.<br />
Der direkte Weg, ein System zu beschreiben, ist die Beobachtung der interessierenden<br />
Parameter und Zustände. Für den Fall eines Grundwasserkörpers ist dies<br />
häufig jedoch nicht möglich, weil Messzeiträume zu lang und zu kostenintensiv<br />
sind, die interessierenden Horizonte nicht eindeutig im Voraus lokalisierbar sind,<br />
das System zerstört würde, oder die Beobachtung technisch nicht durchführbar ist.<br />
Als Alternative kommt eine mathematische Modellbildung in Betracht. Das reale<br />
System wird dabei immer vereinfacht und abstrahiert dargestellt.<br />
Ein Modell ist, wie diese Begriffsklärung darlegt, ein Ausschnitt aus der wirklichen<br />
Welt. Mit einem Modell versucht man der Realität nahe zu kommen, so gut das<br />
eben möglich ist. Man erhält ein genaueres Abbild der realen Umwelt, je mehr man<br />
experimentell darüber in Erfahrung bringt. Unter dem Ausdruck „Experiment“ wird<br />
hier auch verstanden:<br />
• die Erkundung durch Bohrungen,<br />
• Probenahmen und<br />
• Analysen von Wasser und Gestein.<br />
Das einfachste Modell ist das aus der visuellen Betrachtung entstehende.<br />
Ein solches war bis zu diesem Projekt für die Verockerungserscheinungen an der<br />
<strong>Lethe</strong> vorhanden. Zudem gab es vereinzelte Messungen der Wasserqualität. Der<br />
Status war: es gibt Verockerung und sie scheint so stark zu sein, dass sich das<br />
ausfallende Ocker als Überzug auf Steinen, der Flusssohle und Pflanzen legt und<br />
somit die Biozönose nachhaltig und empfindlich stört und teilweise sogar zerstört.<br />
Endbericht - März 2009 19
Für die wissenschaftliche, d.h. forschende Betrachtung dieses Phänomens ist eine<br />
derartige Einschätzung nicht ausreichend.<br />
Will man den Prozess verstehen und eventuell sogar in einem Modell oder gar numerischen<br />
Modell abbilden, ist die Aufnahme des Status Quo in allen Kompartimenten<br />
nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Demnach ist die Aufnahme<br />
von Daten im Flusssediment, Wasser, Bodenwasser, und Gesteinsmaterial des<br />
Grundwasserleiters notwendig.<br />
Die Aussage, dass die Betrachtung an dem Übergang des Eisens in den Fluss beendet<br />
werden könne, also eben keine Untersuchungen im Sediment und im Flusswasser<br />
mehr notwendig seien, geschweige denn ein beschreibendes Modell, ist vor<br />
diesem Hintergrund nicht ausreichend. Hier reicht also ein einfaches, aus der visuellen<br />
Betrachtung und ein paar wenigen Beschaffenheitswerten abgeleitetes Modell<br />
eben nicht mehr aus.<br />
Eine Modellierung des Verhaltens des Eisens im Fluss ist nach den Erfahrungen und<br />
den Kenntnissen der Autoren des vorliegenden Berichtes daher nicht sekundär und<br />
somit nicht überflüssig.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde von DHI der im nachfolgenden Kapitel dargestellte<br />
Arbeitsplan aufgestellt.<br />
Endbericht - März 2009 20
3.8 Arbeitsplan<br />
Aus den Arbeitspaketen AP1 bis AP 6 wurde die nachfolgend beschriebene Vorgehensweise<br />
abgeleitet.<br />
Tab. 3.2. Arbeitsplan mit den Arbeitspaketen AP 1 bis 6<br />
AP Ziel Weg / Maßnahmen / Arbeiten Ergebnis<br />
1 Abbildung von Nitratkonzentrationen<br />
im Grundwasser bei<br />
unterschiedlicher Landnutzung<br />
• Festlegung Aussagegebiet<br />
• Installation der Gewässermessstelle<br />
Obere <strong>Lethe</strong> (Multi-Parameter-Sonde)<br />
• Messdaten aus Farmers4Nature<br />
- Projekt<br />
• Installation von GW-<br />
Messstellen<br />
• Probenahme und Analyse von<br />
Wasserproben aus ungesättigter<br />
und gesättigter Zone<br />
Stickstoffkonzentrationen in ungesättigter<br />
und gesättigter Zone<br />
entlang einer Stromröhre in einer<br />
gekoppelten Grundwasser-<br />
Oberflächenwasser-Umgebung<br />
2 Feld- und Laboruntersuchungen<br />
zur Verockerung – Abbildung<br />
der Prozesse, die im<br />
Untersuchungsgebiet ablaufen<br />
und zur Verockerung der<br />
Oberflächengewässer führen<br />
3 Aufbau eines Verockerungsmodells<br />
zur Abbildung der<br />
Verockerungsprozesse im Fluss<br />
• Ausführung von Bohrungen<br />
und Ausbau zur GW-<br />
Messstelle zur Gewinnung<br />
von Gesteins- und Wasserproben<br />
(wie unter AP 1)<br />
• Analyse der Gesteins- und<br />
Wasserchemie (ausgewählte<br />
Parameter)<br />
• Kopplung von MIKE 11 und<br />
ECOlab<br />
• Geochemische und hydrochemische<br />
Beschreibung<br />
der Untersuchungsstreifen<br />
• Abbildung der Prozesse,<br />
die zur Verockerung führen<br />
Verockerungsmodell im Längsschnitt<br />
des Flusses<br />
4 Abbildung der Eisenfreisetzung<br />
im Grundwasser – Modellbildung<br />
Eisentransport zum<br />
Gewässer<br />
• Massenbilanzierung aus den<br />
gewonnenen Daten zur wasser-<br />
und Gesteinschemie<br />
Prognose des Eisentransportes auf<br />
der Basis von Massenbilanzen<br />
5 Abbildung der Eisenfreisetzung<br />
im Grundwasser – Modellbildung<br />
Eisentransport zum<br />
Gewässer<br />
• Ansatz des geochemischen Modells<br />
PHREEQC<br />
Abbildung des Eisentransportes im<br />
Grundwasser in 3 Transekten auf<br />
der Basis von AP1-AP4<br />
6 Zusammenstellung möglicher<br />
Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
der Verockerung und Priorisierung<br />
hinsichtlich Wirksamkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit<br />
• Auswertung der Ergebnisse aus<br />
AP1 bis AP5<br />
Maßnahmepläne mit Schwerpunkt<br />
Verockerung<br />
Endbericht - März 2009 21
3.9 Verwendete Software<br />
Zur Berechnung der in Arbeitspaket AP3 geforderten Ziele wurde die nachfolgend<br />
beschriebene Software verwendet.<br />
Die numerische Modellierung der hydraulischen und chemischen Vorgänge war ein<br />
Fokus der Arbeit im vorliegenden Projekt. In der nachfolgenden Tabelle ist erläutert,<br />
welche Software mit welchem Ziel verwendet wurde.<br />
Tab. 3.3. Verwendete Software und Begründung<br />
Medium Modellbetrachtung - Hydraulik Software Begründung<br />
Grundwasser Aus den vorhandenen geologischen<br />
Daten, den eigenen Gesteinsuntersuchungen<br />
sowie in der Literatur vorhandenen<br />
Informationen wurde ein konzeptionelles<br />
Modell des Grundwasserleiters<br />
erstellt. Dieses konzeptionelle Modell<br />
wurde in ein numerisches überführt, um<br />
Aussagen zum zukünftigen Verhalten des<br />
Systems, zunächst in hydraulischer<br />
Hinsicht, ableiten zu können.<br />
MIKE SHE Für die<br />
Abbildung der Fließwege, sowie<br />
insbesondere zur Abbildung der<br />
Interaktion zwischen Grund- und<br />
Oberflächenwasser, ist ein<br />
numerisches Modell geeignet.<br />
Oberflächenwasser<br />
Aus den Daten zum hydraulischen Regime<br />
der <strong>Lethe</strong>, sowie aus einer von DHI<br />
ausgeführten Vermessung von Flussprofilen,<br />
kann ein numerisches, hydraulisches<br />
Wasserspiegellagenmodell aufgebaut<br />
werden. Dieses Modell ist notwendig,<br />
um eine integrative Betrachtung<br />
zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser<br />
zu ermöglichen.<br />
MIKE 11<br />
Für die Abbildung der Interaktion<br />
zwischen Grund- und Oberflächenwasser<br />
ist neben einem<br />
Grundwassermodell ein Flusswassermodell<br />
erforderlich.<br />
Modellbetrachtung - Transport<br />
Grundwasser<br />
Aus den erhobenen Daten zur Hydround<br />
Geochemie der Untersuchungstransekten<br />
1 bis 3 wurde ein konzeptionelles<br />
Modell aufgebaut, dass die Prozesse, die<br />
zur Eisenfreisetzung im Grundwasser<br />
führen, abbilden kann. Mit der Überführung<br />
in ein numerisches Modell kann die<br />
hydrogeochemische Situation im Grundwasser<br />
analysiert und interpretiert werden.<br />
Zudem sind Prognosen auf Grund<br />
der gefundenen Daten möglich.<br />
PHREEQC<br />
Die hydrogeochemische Modellierung<br />
ergibt Hinweise auf die<br />
vertikale und horizontale Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
von<br />
Nitrat und damit auch von den<br />
während des Umsetzungsprozesses<br />
entstandenen Stoffen.<br />
Oberflächenwasser<br />
Für den Transport von Eisen II aus dem<br />
Grundwasser in die <strong>Lethe</strong> wurde mit den<br />
Daten aus dem hydraulischen Modell<br />
(Zuflüsse zur <strong>Lethe</strong> aus dem Grundwasser)<br />
und den Daten aus Gesteins- und<br />
Gewässeruntersuchungen das Transportmodell<br />
Ecolab verwendet<br />
MIKE 11 -<br />
ECOLAB<br />
Die chemische Modellierung des<br />
in den Fluss transportierten<br />
Eisens gibt Aufschluss über den<br />
Umbau von Eisen im Übergang<br />
vom Grundwasser zum Flusswasser.<br />
Endbericht - März 2009 22
3.9.1 MIKE BASIN<br />
MIKE BASIN (Version 2004) wurde im Projekt zur Ausweisung der oberirdischen<br />
Einzugsgebiete über das digitale Geländemodell verwendet.<br />
3.9.2 MIKE 11<br />
Mit dem eindimensionalen Flussmodell MIKE 11 wurden die Strömung und die<br />
Wasserspiegellagen im Gewässer simuliert. Die Software MIKE 11l ist modular aufgebaut.<br />
Im Bericht zum Strömungsmodell sind die im Projekt verwendeten Module<br />
bereits erläutert worden, daher wird an dieser Stelle darauf verzichtet (siehe Bericht<br />
von DHI zum Strömungsmodell Obere <strong>Lethe</strong>).<br />
3.9.3 MIKE SHE<br />
Mit dem modular aufgebauten, integrierten Finite Differenzen Modell MIKE SHE<br />
wurden die Grundwasserströmungen und die gekoppelten Prozesse in der ungesättigten<br />
Zone – der gesättigten Zone und des Oberflächenwassers abgebildet.<br />
Der Austausch zwischen den Modulen fand über die Randbedingungen der einzelnen<br />
Module statt. Somit war eine dynamische Rückkopplung der einzelnen Prozesse<br />
möglich. Die mathematischen Grundlagen der einzelnen Module wurden bereits<br />
im vorangegangenen Bericht kurz erläutert (vgl. MIKE SHE Handbuch [DHI,<br />
2004c]), daher wird an dieser Stelle darauf verzichtet.<br />
3.9.4 Kopplung MIKE SHE und MIKE 11<br />
Das eindimensionale Flussmodell MIKE 11 wurde in MIKE SHE sowohl mit der ungesättigten<br />
und gesättigten Zone, als auch mit dem oberirischen Abfluss gekoppelt<br />
([2]: GRAHAM UND LARSEN, 2002). Dazu wurde das Flussnetz ("river net") in MI-<br />
KE SHE zunächst als Linie zwischen den Gitterzellen generiert. Der Austausch mit<br />
dem Aquifer erfolgte auf beiden Seiten des Flusses in Abhängigkeit vom Wasserstand.<br />
Die Höhe des infiltrierbaren Wasservolumens wurde durch die Menge des gespeicherten<br />
Wasservolumens begrenzt.<br />
Der Wasserfluss zwischen Aquifer und Fließgewässer wurde über die Leitfähigkeit<br />
des Flussbett- und Aquifermaterials bzw. nur über die Leitfähigkeit des Flussbettes<br />
und der Differenz des Wasserstandes berechnet.<br />
Die Leitfähigkeit als Austauschparameter ist als Kalibrierungsparameter angesetzt<br />
worden, da sie sonst nur durch aufwendige Felduntersuchungen ermittelt werden<br />
kann. Diese Möglichkeit war im Projekt nicht gegeben. Grundsätzlich kann der Austausch<br />
zwischen Fluss und Grundwasser unterschiedlich berechnet werden:<br />
Wird keine Leitfähigkeit verwendet, steht der Aquifer in vollem Kontakt mit dem<br />
Fluss. Dieser Ansatz wurde so in den Berechnungen verwendet.<br />
Endbericht - März 2009 23
3.9.5 EcoLAB<br />
EcoLAB wurde entwickelt, um chemische, biologische und ökologische Prozesse<br />
und Wechselwirkungen zwischen Zustandsgrößen beschreiben zu können. Physikalische<br />
Prozesse, wie z.B. die Sedimentation, können beschrieben werden. In ECOlab<br />
enthaltene Zustandsgrößen können entweder durch - auf Hydrodynamik basierenden<br />
- Advektions-Dispersions-Prozessen transportiert werden oder sie sind von<br />
ortsfester Natur, z.B. die Sedimentation und Rücklösung in stehenden Gewässern.<br />
ECOlab ist integriert in DHI’s hydrodynamische Modellierungssoftware MIKE 11,<br />
MIKE 21 und MIKE 3.<br />
Typische Anwendungsgebiete von ECO Lab umfassen die Beschreibung der Wasserqualität<br />
und ökologische Fragestellungen bei Flüssen, Überschwemmungsflächen,<br />
Seen, Talsperren, Küstengewässern und im marinen Bereich. Insbesondere<br />
sind Vorhersagen beschreibbarer Ökosystemreaktionen sowie Wirkungs- und Sanierungsstudien<br />
und Gewässergütevorhersagen möglich.<br />
In der Version 2 des vorliegenden Berichtes ist die Simulation des Eisentransportes<br />
in der <strong>Lethe</strong> enthalten, obwohl sie entsprechend einer schriftlichen Mitteilung des<br />
NLWKN (Suhrhoff, 2008)“ allenfalls sekundär“ sei. Die Autoren des vorliegenden<br />
Berichtes stimmen dieser Einschätzung nicht zu, wie bereits weiter oben erläutert.<br />
3.9.6 PHREEQC<br />
PHREEQC ist ein sogenanntes hydrogeochemisches Simulationsprogramm. Dies<br />
sind numerische Werkzeuge, um wasserchemische Analysen zu interpretieren und<br />
geogene sowie anthropogen beeinflusste aquatische Systeme zu analysieren.<br />
Als Eingangsgrößen werden in der Regel thermodynamische Daten und möglichst<br />
vollständige wasserchemische Analysen benötigt. Die thermodynamischen Daten<br />
stehen - soweit es sich um Komplexbildungskonstanten und Löslichkeitsprodukte<br />
handelt - in Form von Standard-Datensätzen (Datenbanken) für die jeweiligen<br />
Programme zur Verfügung. Die Daten zur Beschreibung oberflächenkontrollierter<br />
Reaktionen müssen durch eigene experimentelle Befunde ergänzt werden. Im Gegensatz<br />
zu Grundwasserströmungs- und Transportmodellen bedürfen hydrogeochemische<br />
Modelle an sich keiner Kalibrierung. Bei Berücksichtigung oberflächenkontrollierter<br />
Reaktionen und kinetisch kontrollierter Reaktionen müssen aber auch<br />
hydrogeochemische Modelle kalibriert werden.<br />
Der Aufbau hydrogeochemischer Modellierungsprogramme besteht aus Input,<br />
Output sowie der Rechengrundlage, d.h. einer Datenbank, in der thermodynamische<br />
Parameter wie Löslichkeitskonstanten für bestimmte Reaktionsgleichungen<br />
definiert sind.<br />
Endbericht - März 2009 24
Input<br />
Als Eingabeparameter aller hydrogeochemischen Modellierungen bedarf es einer<br />
möglichst vollständigen und exakten wasserchemischen Analyse.<br />
Datenbanken<br />
In der Regel greift man auf bestehende Datensätze (z.B. in PhreeqC auf wateq4f.dat)<br />
zurück, da das Erstellen einer eigenen Datenbank mit sehr großem Aufwand<br />
verbunden ist und große Sorgfalt erfordert. Beim Vergleich von Löslichkeitsprodukten<br />
aus verschiedenen Datenbanken muss beachtet werden, ob dieselben<br />
Reaktionsgleichungen zugrunde liegen. Unterschiedliche Reaktionsgleichungen für<br />
die Bildung desselben Minerals liefern unterschiedliche Löslichkeitsprodukte. Deshalb<br />
müssen Löslichkeitsprodukte und Komplexbildungskonstanten stets eindeutig<br />
mit einer Reaktionsgleichung verknüpft sein. Außerdem muss man sich bewusst<br />
sein, dass bei der Zusammenstellung von Löslichkeitsprodukten und Komplexbildungskonstanten<br />
aus der Literatur eine gewisse Inkonsistenz der Daten resultiert,<br />
diese meist unter unterschiedlichen experimentellen Randbedingungen und mit<br />
Hilfe unterschiedlichen Berechnungsmethoden ermittelt wurden.<br />
Output<br />
Ausgabe der Ergebnisse im Programm selbst oder definierter Ergebnisse in einem<br />
speziellen Ausgabefile (PhreeqC – SELECTED_OUTPUT). Neben den Ergebnissen<br />
sind aber auch Daten zur Ausgangswasseranalyse ersichtlich (PhreeqC - Initial solution).<br />
Die Resultate können je nach verwendeter Software auch als Graphik im<br />
Programm ausgegeben werden (PhreeqC - Chart).<br />
Für die geochemischen Berechnungen wurde die aktuelle Version PHREEQC for<br />
WINDOWS, 2.15.07 verwendet.<br />
Endbericht - März 2009 <strong>25</strong>
4 Verockerung – Entstehung, Abbildung im Untersuchungsgebiet Bewertung<br />
& Gefährdungskriterien<br />
4.1 Verockerung – Wo kommt das Eisen her? Wo kommt der<br />
Ocker her?<br />
INFOBOX A: - Verockerung<br />
Zitiert aus:<br />
[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />
Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />
46-0;<br />
Der in den Bächen sichtbare rote Ocker stammt aus einem Stoff im Boden, der Pyrit<br />
genannt wird. Es handelt sich um eine Verbindung von Eisen und Schwefel.<br />
Pyrit kann Tausende von Jahren unverändert in der Erde liegen, so lange es sich um ein<br />
sauerstofffreies Milieu handelt – zum Beispiel in einer Feuchtwiese.<br />
Aber sobald Sauerstoff hinzu tritt, trennen sich der Schwefel und das Eisen. Dies geschieht<br />
wenn der Grundwasserstand sinkt, zum Beispiel nach einer Gewässervertiefung,<br />
verbunden mit dem Dränieren des Geländes. Der Schwefel wird oxidiert und als verdünnte<br />
Schwefelsäure in die Gewässer gespült, das Eisen folgt in seiner Form als Ferro-<br />
Eisen (Fe 2+ ). Dies ist giftig und farblos, also im Wasser unsichtbar gelöst. Im weiteren<br />
Text wird es als „gelöstes Eisen“ bezeichnet. Das Eisen bleibt in Lösung, so lange das<br />
Wasser angesäuert ist. Dies ist eine Ursache dafür, dass die Ockerverunreinigung in<br />
solchen Gebieten am schlimmsten ist, die in der letzten Eiszeit eisfrei geblieben sind.<br />
Hier ist der Boden kalkarm und kann deshalb saure Wässer schlecht neutralisieren.<br />
Wenn das saure Wasser neutralisiert und verdünnt wird auf seinem Weg durch den<br />
Auenboden, geschieht etwas mit dem gelösten Eisen. Es verbindet sich mit im Wasser<br />
gelöstem Sauerstoff und bildet den roten Ocker. Dieser mikrobiologisch-chemische<br />
Prozess bewirkt also eine Sauerstoffzehrung. Gleichzeitig werden dabei auch Säurebildner<br />
frei gesetzt. Beim Übergang zwischen diesen beiden Eisen-Formen wird das Wasser<br />
fahl, opak und es kann sich ein dünner, ölartiger Film auf der Wasseroberfläche bilden.<br />
Der rote Ocker ist nicht giftig, schadet aber auf andere Weise. Dieses Wissen ist nützlich,<br />
wenn wir die Ockerverunreinigung bekämpfen wollen. Die Ockerverunreinigung<br />
kann also minimiert werden, indem der Zutritt von Sauerstoff ausgeschlossen wird.<br />
Dann liegt das Eisen fest, sozusagen „in Fesseln“. Sauerstoff kann fern gehalten werden,<br />
indem man den Boden oberhalb des Pyrits feucht hält.<br />
Oder wir beschränken uns darauf, Symptome zu behandeln. Das Eisen kann in teichartigen<br />
Ockerreinigungsanlagen belüftet werden, die mit Pflanzenmassen besiedelt sind.<br />
Eisen ist mit einer Häufigkeit von 4,7 % das vierthäufigste Element der Erdkruste.<br />
Im Boden liegt Eisen vorwiegend in gebundener Form vor, wobei die Eisen-<br />
Konzentrationen in der Bodenlösung i.A. gering sind. Die ersten Vorkommen, die<br />
abgebaut wurden, waren Raseneisenstein und offen liegende Erze. Eisenerze findet<br />
man vergleichsweise häufig, wichtige Beispiele sind Magnetit (Fe 3 O 4 ),<br />
Roteisenstein, Hämatit (Fe 2 O 3 ), Brauneisenstein (Fe 2 O 3 n H 2 O), Siderit (Fe-<br />
CO 3 ), Magnetkies (FeS) und Pyrit (Eisenkies, FeS 2 ).<br />
Das Mineral Pyrit (FeS 2 ) wird als das für die Verockerung bestimmende Mineral<br />
genannt. Es gilt als das meistverbreitete Sulfidmineral und ist Bestandteil der<br />
meisten Sulfidlagerstätten. Es tritt auch in Sedimentgesteinen auf; die Bildung erfolgte<br />
z.B. durch die Pyritisierung, d.h. unter entsprechenden Bedingungen werden<br />
die harten Teile der Lebewesen nicht durch Stein, sondern durch Pyrit ersetzt.<br />
Sie sind nur unter reduzierenden Bedingungen stabil. Werden sie Sauerstoff ausgesetzt,<br />
verwittern sie zu Eisenhydroxid, wie z.B. Limonit.<br />
Endbericht - März 2009 26
Man kann zudem davon ausgehen, dass auch Grundwasserleiter immer partikuläre<br />
organische Substanzen, meist in Form von Braunkohle, enthalten. Eisendisulfide<br />
(z.B. Pyrit) sind Begleitsubstanzen der Braunkohle. Man findet die Braunkohle<br />
meist mehr oder weniger stark geschichtet in den tieferen Bereichen des Aquifers.<br />
Ein Kennzeichen für das Vorhandensein von Braunkohle sind die im sandigen Untergrundmaterial<br />
zu findenden kleinen schwarzen Holzkohleteilchen. Diese partikuläre<br />
organische Substanz entstammt organischen Rückständen früherer Lebewesen<br />
und Pflanzen, die, eingebettet in Sedimenten diagenetisch umgewandelt, überliefert<br />
und letztlich durch Ablagerungs- und Überformungsprozesse im Grundwasserleiter<br />
fein verteilt wurden. Vergesellschaftet mit organischer Substanz treten häufig<br />
Schwefelspezies (also auch Pyrit) auf, ihr Vorkommen korreliert häufig miteinander<br />
(VAN DER VEEN 2003, pers. Mitteilung:in [4] PÄTSCH, 2007).<br />
Unter Sauerstoffeinfluss an der Erdoberfläche verwittert Pyrit über mehrere Zwischenstufen<br />
zu Eisenhydroxid (Limonit oder Brauneisenerz).<br />
Dieser Sauerstoffzutritt kann z.B. durch eine Absenkung des Grundwasserstandes<br />
eintreten, die infolge einer Dränung oder infolge einer Vertiefung des Flussbettes<br />
oder Verringerung des Abflusses und damit Erniedrigung des Wasserstandes im<br />
Bach auftreten kann (vgl. Abb. 4-1).<br />
Sauerstoff<br />
Grundwasserspiegel<br />
pyrithaltiger Boden<br />
klares Bachwasser<br />
Ohne Drainung<br />
Grundwasserspiegel<br />
vor Drainung<br />
Drainrohr<br />
Grundwasserspiegel<br />
nach Drainung<br />
pyrithaltiger Boden<br />
Oxidation von Pyrit<br />
Ferro-Eisen &<br />
Schwefelsäure<br />
Folgen der Drainung<br />
Ferro-Eisen<br />
oxidiert zu Ocker<br />
Abb. 4-1. Beispiel der Folgen einer Dränung auf den Zutritt von Eisen (Fe 2+ ) in<br />
Oberflächengewässer ([5]: MADSEN & TENT, 2000).<br />
Endbericht - März 2009 27
So gelangt Sauerstoff an das, unter anaeroben Bedingungen stabile, Pyrit und es<br />
entsteht über die Reaktionsgleichung<br />
FeS 2 + 7/2 O 2 + H 2 O = Fe 2+ + 2 SO 4 2- + 2 H + Gl. 4.1.1.<br />
im Boden reduziertes Eisen (Fe 2+ ), Sulfat (SO 4 2- ) und Säure (H + ).<br />
Diese reduzierte Form des Eisens kann nun über den Transport in der ungesättigten<br />
Zone oder über den Ablauf als Oberflächenabfluss in das Gewässer gelangen.<br />
In Anwesenheit von Sauerstoff im Gewässer kann nun Eisen II (Fe 2+ ) nach den<br />
Reaktionsgleichungen<br />
Fe 2+ + 1/4 O 2 + H + = Fe 3+ + ½ H 2 O Gl. 4.1.2<br />
Fe 3+ + 3 H 2 O = Fe(OH) 3 + 3 H + Gl. 4.1.3<br />
in Eisenhydroxid (Fe(OH) 3 ) überführt werden (vgl. Abbildung über den Eisenkreislauf<br />
unter Sauerstoffzutritt - Abb. 4-2). Dieses fällt als Ocker im Gewässer aus,<br />
sedimentiert und legt sich als brauner Film oder braune Schicht auf den Gewässergrund<br />
und auf Wasserpflanzen.<br />
Abb. 4-2. Eisenkreislauf bei Pyrit (FeS 2 ) - Verwitterung<br />
Unter sauerstofffreien Verhältnissen kann Nitrat die Funktion des Oxidationsmittels<br />
für die Pyritverwitterung übernehmen.<br />
Verantwortlich für das Vorkommen von Nitrat im Grundwasser sind überwiegend<br />
flächenhafte Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft. Sie resultieren aus dem<br />
Düngemitteleinsatz sowie der Verbringung von Nährstoffüberschüssen aus der<br />
Endbericht - März 2009 28
Veredelungswirtschaft. Als Düngemittel gelten alle mineralischen und organischen<br />
Stoffe, die auf den Boden aufgebracht werden, um die Erträge oder die Qualität<br />
angebauter Nutzpflanzen zu erhöhen. Düngemittel lassen sich in mineralischen<br />
Dünger (Stickstoffverbindungen, Phosphate, Kalisalze, Kalk, etc.), organischen<br />
oder Wirtschaftsdünger (Flüssigmist, Jauche, Stallmist) und Gründünger (Unterpflügung<br />
von Grünpflanzen oder Aufbringung von Kompostmaterial) unterscheiden.<br />
Zwischen den Wirtschaftsjahren 1949/50 (1. Juli 1949 bis 30. Juni 1950) und<br />
1999/2000 hat sich der Absatz bei mineralischen Stickstoffdüngern um 293 % erhöht<br />
([6]: STATISTISCHES BUNDESAMT, 2000). Die Aufbringung je Hektar landwirtschaftlich<br />
genutzter Fläche wurde bei Stickstoffdüngern in diesem Zeitraum<br />
von <strong>25</strong> auf 117 kg N gesteigert. Gleichzeitig ist bei der seit den 50er Jahren aufgebrachten<br />
Stickstoffmenge aus Wirtschaftsdünger ebenfalls ein Anstieg verzeichnet<br />
werden (von 1949/50 ca. 30 kg N auf ca. 75 kg N im Wirtschaftsjahr 1979/80 je<br />
Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche; [7]: ROHMANN & SONTHEIMER, 1985).<br />
Im Dezember 2002 wurden die Ergebnisse der Studie „Umsetzungsdefizite bei der<br />
Reduzierung der Nitratbelastung des Grundwassers“ ( [8]: FLAIG, H. ET AL., 2002<br />
– in der Kurzfassung vom DVGW, 2002) veröffentlicht. Danach hat sich trotz zahlreicher<br />
Programme und finanzieller Aufwendungen die Belastungssituation des<br />
Grundwassers durch Nitrat in den vergangenen 15 Jahren nicht verbessert ([9]:<br />
DVGW, 2002). Die Stickstoffüberschüsse, die heute immer noch jährlich ca. 80 bis<br />
100 kg N pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche betragen, verursachen eine<br />
Nitratbelastung des Grundwassers, die weiterhin zu hoch ist.<br />
Die Hauptbelastung der Grundwässer mit Stickstoffverbindungen liegt nahezu vollständig<br />
auf Seiten des Nitrats.<br />
Im Grundwasser ist die Denitrifikation die wirksamste bekannte Senke für<br />
Nitrat (in Pätsch, 2006).<br />
In den quartären Porengrundwasserleitern Norddeutschlands, den Niederlanden<br />
und Dänemarks konnte der an die Oxidation von Eisendisulfiden gekoppelte Abbau<br />
von Nitrat (autotrophe Denitrifikation) häufig als der dominierende Umsatzprozess<br />
festgestellt werden (zitiert in [4]: KÖLLE ET AL., 1983, VAN BEEK ET AL., 1988,<br />
1990, POSTMA ET AL., 1991).<br />
Für den Ablauf der Denitrifikation müssen neben Nitrat im Grundwasserleiter<br />
• die Reduktionsmittel hydraulisch und biologisch verfügbar sein, SCHEFFER &<br />
SCHACHTSCHABEL (1998), KÖLLE (1999). Dies können Sulfide (chemolithotrophe<br />
Denitrifikation) oder organischer Kohlenstoff beispielsweise als<br />
partikulärer (TOC) oder gelöster (DOC) Kohlenstoff (chemo-organotrophe Denitrifikation)<br />
sein. Nach KÖLLE et al. (1987) und MEHRANFAR (2003) sind<br />
häufig maximal 50% des vorhandenen Sulfids und 2 – 10% des C org ., biologisch<br />
verfügbar.<br />
Endbericht - März 2009 29
• Eine weitere Voraussetzung ist eine aktive Bioszönose. Die beteiligten Mikroorganismen<br />
bewegen sich dabei mit dem nitrathaltigen Wasser von oberflächennahen<br />
Zonen mit dem Wassertransport in die Tiefe.<br />
• Nitratsauerstoff wird nur bei Abwesenheit, bzw. sehr geringen Gehalten an<br />
gelöstem Sauerstoff veratmet<br />
• Weitere Faktoren sind die Temperatur und der pH-Wert:<br />
- Die Angaben zur Temperatur, ab der Denitrifikation stattfinden kann<br />
sind unterschiedlich und liegen zwischen 2°C und 5°C, MEHRANFAR<br />
(2003)<br />
- Unterschiedlich sind auch die Angaben zum pH-Bereich, wobei ab pH<br />
= 3,5 Denitrifikation messbar ist, MEHRANFAR (2003).<br />
Die Energiefreisetzung ist für den Ablauf der chemo-organotrophen Denitrifikation<br />
höher als für die chemo-lithotrophe Denitrifikation (z.B. Appelo & Postma, 1999).<br />
Demnach ist der Ablauf der chemo-organotrophen Denitrifikation thermodynamisch<br />
begünstigt.<br />
In den pleistozänen Grundwasserleitern Norddeutschlands wird jedoch Nitrat bevorzugt<br />
von Eisensulfiden oxidiert, zum Beispiel APELLO & POSTMA (1996), KÖLLE<br />
et al. (1987), BÖTTCHER et al. (1991), VAN BEEK (2000).<br />
Die Einträge aus der Landwirtschaft erfolgen in oxidierter Form als Nitrat (NO - 3 )<br />
und Nitrit (NO - 2 ), sowie in reduzierter Form als Ammonium (NH + 4 ) und über Wirtschaftsdünger.<br />
Die Konzentration von Nitrat im Grundwasser ist dabei abhängig von der Mineralisation<br />
des organischen Stickstoffes und der Nitrifikation von Ammonium.<br />
Der Abbau von organischen Stickstoffverbindungen zu anorganischem Ammoniak<br />
(Ammonifizierung) verläuft nach [7] ROHMANN & SONTHEIMER (1985):<br />
R-NH 2 + H 2 O NH 3 + R-OH Gl. 4.1.4<br />
(R: organische Matrix)<br />
Das freigesetzte Ammoniak reagiert mit Wasser zu Ammonium:<br />
NH 3 + H 2 O NH 4 + + OH - Gl. 4.1.5<br />
Im zweiten Schritt wird Ammonium durch nitrifizierende Bakterien zu Nitrat oxidiert<br />
(Nitrifikation). Bei der zweistufigen Nitrifikation findet unter aeroben Bedingungen<br />
mit Hilfe von Bakterien der Gattung Nitrosomonas zunächst eine Umwandlung<br />
von Ammonium in Nitrit statt, welches dann mit Hilfe von Bakterien der Gattung<br />
Nitrobacter zu Nitrat umgewandelt wird.<br />
Endbericht - März 2009 30
NH 4 + + 1,5 O 2 NO 2 - + 2H + + H 2 O Gl. 4.1.6<br />
NO 2 - + 0,5 O 2 NO 3<br />
-<br />
Gl. 4.1.7<br />
Nitrat, das nicht von Pflanzen aufgenommen werden kann, wird ins Grundwasser<br />
ausgewaschen.<br />
Im Grundwasserleiter wird Nitrat teilweise Jahrzehnte lang transportiert,<br />
bis es durch geeignete Reaktionspartner im Porenraum deaktiviert oder<br />
abgebaut werden kann. Viele der geeigneten Reaktionspartner liegen nur<br />
mit geringen Gehalten vor, sie werden bei einer Reaktion mit Nitrat verbraucht.<br />
Der Grundwasserleiter verliert so unwiederbringlich seine Reaktionskapazität.<br />
Die Dauer, die ein Grundwasserleiter nitratfrei bleibt, ist<br />
abhängig vom Nitrateintrag, sowie der Verteilung und Verfügbarkeit des<br />
reaktiven Materials im Grundwasserleiter. Dabei können Zonen mit hoher<br />
und niedriger Reaktivität horizontal und vertikal wechseln.<br />
Eine vorhandene Reaktionskapazität eines Grundwasserleiters ist nicht nur positiv<br />
zu betrachten. Erstens kann eine vorhandene Kapazität bis auf Null abgebaut werden,<br />
zweitens können eventuelle Umwandlungs- und Folgeprodukte ebenfalls zu<br />
einer Veränderung der Wasserqualität beitragen, die wiederum die Nutzungsmöglichkeiten<br />
einschränkt.<br />
Tatsächlich sind es vielfältige Faktoren und Prozesse, die zur Grundwasserbeschaffenheit<br />
beitragen (Abb. 4-3).<br />
Endbericht - März 2009 31
Faktoren der Grundwasserbeschaffenheit<br />
Gesteinsbeschaffenheit<br />
Löslichkeit<br />
je nach Gestein und Temperatur<br />
der Grundwasserleiter<br />
unterschiedlich<br />
pH-Wert<br />
Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht<br />
Existenz von reaktivem Material<br />
organischer Kohlenstoff<br />
Pyrit<br />
Redox-Potential (Sauerstoff)<br />
Grundwassertypisierung<br />
Prozesse beim Grundwasserfließen<br />
Länge des Fließweges<br />
Zunahme und/oder Änderung des Lösungsinhaltes (Eintragssituation, Grundwasseralter)<br />
Adsorption, Desorption, Ionenaustausch<br />
Änderung der Ionenverteilung<br />
Redox-Prozesse<br />
Löslichkeitsänderung z.B. von Eisen und Mangan infolge<br />
Sauerstoffabnahme<br />
Mikrobiologische Prozesse<br />
Zersetzung organischer und anorganischer Verbindungen<br />
(Nitrat, Sulfat)<br />
Abb. 4-3. Auftretende Faktoren und Prozesse die zur Grundwasserbeschaffenheit<br />
beitragen (zitiert in [4]: WENDLAND & KUNKEL, 1999, verändert)<br />
Den mikrobiellen Prozessen kommt bei der Nitrateliminierung die größte Bedeutung<br />
zu. In Abb.4-4 sind die wichtigsten mikrobiologischen Abbauvorgänge im Untergrund<br />
dargestellt.<br />
N 2<br />
Nitratammonifikation<br />
NH 4<br />
+<br />
NO 2<br />
-<br />
NO 3<br />
-<br />
Nitrifikation<br />
Org. Substanz<br />
(Protein)<br />
Abb. 4-4. Biologischer Stickstoffkreislauf (in [4]: KLEMME, 1981)<br />
Endbericht - März 2009 32
Prinzipiell sind es fünf Prozesse (in [4]: TIEDJE, 1994), die Nitrat in einer Boden-,<br />
Gesteins- und Grundwasser- Umgebung mikrobiell reduzieren können (Tab. 4-1).<br />
Tab. 4-1. Prozesse, die Nitrat reduzieren und kennzeichnende Charakteristika<br />
(verändert nach TIEDJE, 1994 – ZITIERT IN [4])<br />
Prozess<br />
Produkte<br />
Energie<br />
liefernd<br />
reguliert durch Umgebungsbedingungen, die<br />
für den ablaufenden Prozess<br />
erfüllt sein müssen<br />
Assimilativ<br />
NH 4 + ,<br />
sehr geringer NH 4 + - Gehalt<br />
Assimilation NH 4<br />
+<br />
Nein<br />
organischer N<br />
Dissimilativ<br />
respiratorische<br />
Denitrifikation N 2 N 2O NO Ja O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />
dissimilative<br />
Nitrat-Reduktion<br />
zu Ammonium NH 4<br />
+<br />
N 2 N 2O gering O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />
Nitrat–Respiration NO 2<br />
-<br />
Ja O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />
Nicht-<br />
Respiratorische<br />
Denitrifikation N 2O Nein ? Aerobe Umgebung<br />
Als Denitrifikation wird im Folgenden die Nitratatmung von Bakterien bezeichnet,<br />
bei der unter anaeroben Bedingungen Nitrat über Nitrit und Distickstoffoxid zu<br />
Stickstoff reduziert wird. Die denitrifizierenden Bakterien verwenden in Abwesenheit<br />
von Sauerstoff Nitrat als Wasserstoff-Akzeptor für ihren Stoffwechsel. Für die<br />
Erhaltung des Lebens auf der Erde ist die Denitrifikation einer der wichtigsten Prozesse<br />
des Stickstoffkreislaufs. Sie ist der einzige bekannte biologische Prozess,<br />
welcher gebundenen Stickstoff wieder in molekularen Stickstoff (N 2 ) überführen<br />
kann. Ohne diese Rückführung würde es zu einer Anreicherung des Stickstoffs auf<br />
der Erdoberfläche und zu einer Verarmung in der Atmosphäre kommen. Die Auswirkungen<br />
auf die Flora und Fauna wäre verheerend, da den Primärproduzenten<br />
die Lebensgrundlage entzogen würde.<br />
Als Denitrifikation wird der mikrobielle Reduktionsprozess zur Energiekonservierung<br />
verstanden, bei dem Nitrat oder Nitrit durch denitrifizierende Bakterien veratmet<br />
und zu gasförmigen Verbindungen umgewandelt wird. Als Endprodukt der<br />
Endbericht - März 2009 33
Denitrifikation entsteht vor allem molekularer Stickstoff (N 2 ), aber auch Lachgas<br />
(Distickstoffmonoxid, N 2 O) und gelegentlich Stickstoffmonoxid (NO). Stickoxide<br />
entstehen meist nur, wenn Sauerstoff und Nitrat gleichzeitig veratmet werden (in<br />
[4]: ABOU SEADA & OTTOW, 1985).<br />
Etwa 1 – 10 % der Bodenbakterien (in [4]: OTTOW & FABIG, 1985) sind zur Denitrifikation<br />
befähigt. Einige der bekanntesten Vertreter dieser so genannten Denitrifikanten<br />
sind: Thiobacillus denitrificans, Pseudomonas denitrificans, Pseudomonas<br />
aeruginosa, Gallionella ferruginea, Bacillus licheniformis, Serratia liquefaciens<br />
(in [4] SCHLOE, 1996), Acidovorax-Gruppen sowie einige Pilze (u.a. Fusarium,<br />
Acremonium, Aspergillus) (in [4]: MALINOWSKY & OTTOW, 1985). Der Lebensbereich<br />
erstreckt sich sowohl auf den ungesättigten als auch auf den gesättigten<br />
Bereich des Untergrundes. Der größte Teil der Denitrifikanten haftet als Biofilm<br />
an der Bodenmatrix.<br />
Da alle bis heute bekannten Denitrifikanten fakultative Anaerobier sind, stellt die<br />
Denitrifikation eine ökologische Alternative zur Sauerstoffatmung dar (in [4]: OT-<br />
TOW & FABIG, 1985; KNOWLES, 1982). Das Nitrat als Sauerstoffspender ermöglicht<br />
somit den Bakterien auch bei vermindertem Sauerstoffpartialdruck oder Sauerstoffmangel<br />
ihren aeroben Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Die Denitrifikation<br />
ist folglich als Fortsetzung aerober Prozesse unter anaeroben Bedingungen zu sehen.<br />
Nitrat übernimmt bei der Denitrifikation die Funktion eines alternativen Wasserstoffakzeptors<br />
zur ATP-Bildung (Adenosintriphosphat).<br />
Bei einer vollständigen Denitrifikation unter Sauerstoff-Abschluss lautet die allgemeine<br />
bakterielle Umwandlungsformel:<br />
−<br />
2 NO<br />
3<br />
+ 10 (H) + 2 H + → N2 + 6 H 2 O Gl. 4.1.8<br />
ADP + P → ATP<br />
In der Mikrobiologie wird ein Reduktionsäquivalent als (H) dargestellt. Dies bedeutet,<br />
dass der aus dem organischen Substrat (seltener direkt aus H 2 ) stammende<br />
atomare Wasserstoff in den Zellen mit dem vom Nitrat stammenden Sauerstoff im<br />
Sinne einer „biochemischen Knallgasreaktion“ reagiert. Die dabei entstehende<br />
Energie wird zur Phosphoranlagerung an das ADP (Adenosindiphosphat) in der Zelle<br />
genutzt. Als Ergebnis entsteht der zentrale Energiespeicher aller Organismen:<br />
ATP (in [4]: nach SCHLEGEL, 1992 und CYPIONKA, 1999).<br />
Endbericht - März 2009 34
Die Reduktion von Nitrat zu molekularem Stickstoff erfolgt schrittweise durch die<br />
Enzyme Nitrat-Reduktase (NAR), Nitrit-Reduktase (NIR), Stickstoffmonoxid-<br />
Reduktase (NOR) und Distickstoffoxid-Reduktase (N 2 OR).<br />
NAR NIR NOR N 2 OR<br />
NO − 3 ⇒ NO − 2 ⇒ NO ⇒ N 2O ⇒ N 2<br />
Bei jeder Zwischenstufe erfolgt eine Elektronenübergabe, also ein Energiegewinn<br />
für die Zelle.<br />
ROHMANN & SONTHEIMER (1985) beschreiben, dass der gesamte Energiegewinn<br />
bei der Denitrifikation bis zum molekularen Stickstoff um etwa 5% niedriger ist als<br />
bei der aeroben Oxidation organischer Verbindungen. Die meisten denitrifizierenden<br />
Bakterien sind aber nur in der Lage, ein oder zwei Reaktionsschritte der gesamten<br />
Denitrifikation auszuführen (in [4]: GERMON, 1985).<br />
Die Kinetik der Denitrifikationsreaktion wird durch die im Untergrund vorherrschenden<br />
Milieubedingungen bestimmt. Von Bedeutung sind der pH-Wert, die Sauerstoffverhältnisse,<br />
die Temperatur, sowie die Art und Menge der als Wasserstoffund<br />
Kohlenstoffquelle erforderlichen Substrate.<br />
Nach dem heutigen Kenntnisstand lassen sich zwei nach ihrem Stoffwechsel verschiedene<br />
Prozesse der Denitrifikation unterscheiden:<br />
- die heterotrophe-chemoorganotrophe Denitrifikation<br />
- die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation.<br />
Im folgenden wird nur die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation<br />
weiter beschrieben, da nur sie eine Rolle bei der Verockerung spielt. Bei dieser Nitratreduktion<br />
handelt es sich um eine Denitrifikation durch Metallsulfide (z.B. durch<br />
Markasit (FeS 2 ), Phyrrotin (FeS), Pyrit (FeS 2 )), in den meisten bislang veröffentlichten<br />
Fällen jedoch überwiegend durch Pyrit.<br />
Es gibt für den Bereich Norddeutschlands bislang nur zwei Studien, die sich überhaupt<br />
mit der Verbreitung reaktiven Materials, seiner Verfügbarkeit und seiner Heterogenität<br />
befasst haben (Pätsch, 2006; Konrad, 2007).<br />
Die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation über Pyrit (FeS 2 ) ist in den<br />
quartären Lockergesteinsaquiferen des norddeutschen Raumes sowie den angrenzenden<br />
Ländern am häufigsten anzutreffen (in [2]: HOUBEN, 2000). Konrad weist<br />
darauf hin, dass für Untersuchungsgebiete im norddeutschen Raum die Ergebnisse<br />
von Laboruntersuchungen an reaktivem Material auf den Ablauf einer chemolithotrophen<br />
Denitrifikation schließen lassen. Pätsch findet dies ebenfalls. Mithin<br />
Endbericht - März 2009 35
gibt es weder in der Literatur noch aus dem Autor bekannten Schriften, noch aus<br />
der analysierten Wasserchemie in Großenkneten einen Hinweis darauf, dass heterotrophe<br />
Denitrifikation als relevante Quelle für einen Nitratabbau in Großenkneten<br />
Frage kommt. Daher wurde dies auch nicht weiter berücksichtigt.<br />
Bei Pyrit handelt es sich um eine Form des Eisendisulfids FeS 2 .<br />
Eisendisulfid kommt in zwei Formen vor:<br />
Markasit bildet orthorhombische Kristalle. Bei einer etwas geringeren Dichte<br />
(4,85 bis 4,9) hat es jedoch dieselbe Härte wie Pyrit. Markasit ist weniger<br />
stabil als Pyrit, daher kommt es weniger häufig vor.<br />
Pyrit bildet im Gegensatz zu Markasit kubische Kristalle und besitzt mit 4,95<br />
bis 5,2 eine höhere Dichte.<br />
Diese Art der Denitrifikation ist in den quartären Lockergesteinsaquiferen des<br />
norddeutschen Raumes sowie den angrenzenden Ländern am häufigsten anzutreffen<br />
(in [4]: HOUBEN, 2000).<br />
Man kann davon ausgehen, dass denitrifizierende Grundwasserleiter immer partikuläre<br />
organische Substanzen, meist in Form von Braunkohle, enthalten. Eisendisulfide<br />
(z.B. Pyrit) sind Begleitsubstanzen der Braunkohle. Man findet die Braunkohle<br />
meist mehr oder weniger stark geschichtet in den tieferen Bereichen des<br />
Aquifers.<br />
Unter dem Begriff „autotroph“ versteht man Mikroorganismen, die die Fähigkeit<br />
besitzen, ihren Zellkohlenstoff aus anorganischen Quellen zu beziehen. Als anorganische<br />
Kohlenstoffquelle dienen in den meisten Fällen Kohlendioxid (CO 2 ) und<br />
Hydrogencarbonat (HCO - 3 ). In Ausnahmefällen wird aber auch auf Kohlenmonoxid<br />
(CO) zurückgegriffen.<br />
Der Begriff „chemotroph“ bezeichnet die Art der Energiegewinnung über eine<br />
Redox-Reaktion, in diesem Fall den Abbau des Nitrates.<br />
Werden anorganische Stoffe (z.B. FeS 2 ) als Elektronendonatoren verwendet, so<br />
spricht man von „Lithotrophie“. Durch Oxidation dieser Elektronenlieferanten<br />
kann der Denitrifikant Energie gewinnen.<br />
Die Denitrifikation über Pyrit wird nur von wenigen speziellen Mikroorganismen<br />
durchgeführt. Thiobacillus denitrificans, der vor allem Schwefelverbindungen (Sulfide)<br />
reduziert, wird oft als Beispiel in der Literatur genannt (in [4]: KÖLLE, 1991;<br />
SCHLEGEL, 1992). Thiobacillus denitrificans ist obligat autotroph, es ist ihm nicht<br />
möglich, organische Kohlenstoffverbindungen zum Aufbau von zelleigenem Kohlenstoff<br />
zu nutzen.<br />
Endbericht - März 2009 36
Ein anderer Vertreter, der Bakterienstamm Gallionella ferruginea (in [4]: POSTMA,<br />
1990), bevorzugt dagegen zweiwertige Eisenverbindungen als Elektronendonatoren.<br />
Ausnahmen bilden lithotroph denitrifizierende Bakterienstämme, welche molekularen<br />
Wasserstoff (z.B. Paracoccus denitrificans) beziehungsweise Kohlenmonoxid<br />
(z.B. Pseudomonas carboxydovorans) benutzen ( in [4]: SCHLEGEL, 1992).<br />
Die allgemeine Denitrifikation über Pyrit verläuft nach den folgenden Reaktionsgleichungen<br />
(zweistufig):<br />
14 NO − 3 + 5 FeS 2 + 4 H + → 7 N 2 + 10 SO 2−<br />
4 + 5 Fe 2 + + 2 H 2 O Gl. 4.1.9<br />
NO − 3 + 5 Fe 2 + + 7 H 2 O → 0,5 N 2 + 5 FeOOH + 9 H + Gl. 4.1.10<br />
Mit dem ersten Reaktionsschritt nach Gleichung 4.1.9 wird Eisen in Form von Eisen(II)-Ionen<br />
aus dem Pyrit heraus mobilisiert. Diese Eisen(II)-Ionen werden wiederum<br />
durch Nitratreduktion zu Eisen(III)-Oxidhydrat umgewandelt, welches dann<br />
ausfällt (nach Gleichung 4.1.10).<br />
Aus den Gleichungen 4.1.9 und 4.1.10 ergibt sich:<br />
FeS 2 + 3 NO 3 - + HCO 3<br />
-<br />
2 SO 4 2- + FeOOH + 1,5 N 2 + CO 2 Gl. 4.1.11<br />
Grundwässer, die durch diese Reaktionen geprägt sind, weisen häufig hohe Sulfatund<br />
Eisen(II)-Konzentrationen auf. Bei sehr hohen Sulfid-Konzentrationen kann<br />
der Umbau auch nur bis zum Schwefel erfolgen, der dann in die Zellen eingelagert<br />
wird.<br />
Da insbesondere Pyrit eng mit einer Vielzahl an Spurenstoffen vergesellschaftet<br />
sein kann, geht eine Pyritoxidation meist mit einem Anstieg von Nickel-, Kobaltund<br />
Arsengehalten einher (in [4]: KÖLLE, 1988).<br />
Eine weitere wichtige Folgereaktion der Denitrifikation (Gleichung 4.1.9) ist die<br />
Desulfurikation. In vielen Versuchen und Grundwasserbeschaffenheitsanalysen<br />
konnte festgestellt werden, dass die zu erwartenden Sulfatkonzentrationen zum<br />
Teil viel niedriger ausfielen, als die Stöchiometrie vermuten ließ. Der Grund hierfür<br />
ist eine Sulfatreduktion durch sogenannte Desulfurikanten (z.B. Desulfovibrio-<br />
Stämme).<br />
Die Desulfurikation ist generell nach zwei vereinfachten Reaktionsgleichungen<br />
möglich:<br />
Endbericht - März 2009 37
SO 2−<br />
4 + 2 C + 2 H 2O → 2 HCO − 3 + H 2S Gl. 4.1.12<br />
4 H 2 + SO 2−<br />
4 → 2 H 2 O + OH − + H 2 S Gl. 4.1.13<br />
Diese Reaktionen können meist nur in tiefen Grundwasserleitern beobachtet werden,<br />
da sie einen vollständigen Ausschluss von Sauerstoff und Nitrat erfordern<br />
(anoxisches Milieu). Ausnahmen bilden z.B. Nadelwälder, da durch sehr geringe<br />
Nitratanlieferungen die Desulfurikationszone fast bis an die Grundwasseroberfläche<br />
reichen kann. Die Denitrifikation und die Desulfurikation laufen also in klar voneinander<br />
getrennten Tiefenbereichen des Grundwasserleiters ab und schließen einander<br />
aus.<br />
Die Desulfurikanten sind streng anaerobe Mikroorganismen, denen unter Sulfatatmung<br />
der partikuläre organische Kohlenstoff (C org ) aus dem Sediment als Energiequelle<br />
dient. Als Endprodukt entsteht Schwefelwasserstoff (H 2 S), der mit geogenem<br />
oder aus der Denitrifkationsreaktion (Gleichung 4.1.9) stammenden zweiwertigen<br />
Eisen (Fe 2+ ) reagiert. Das dabei entstehende Eisensulfid (FeS 2 ) und Eisenhydroxid<br />
(Fe(OH 2 )) wird ausgefällt. Dabei können Pyrit und / oder Markasit entstehen.<br />
Eisendisulfid-Ausfällungen sind als Schwarzfärbung im anaeroben Sediment zu erkennen.<br />
Die Sauerstoffzufuhr in die Verwitterungszone erfolgt vorzugsweise über den Luftpfad<br />
durch den witterungsbedingten Feuchtewechsel im Bodenprofil, durch barometrische<br />
Effekte sowie durch molekulare Gasdiffusion in der Bodenluft. Der Eintrag<br />
gelösten Sauerstoffs mit der Grundwasserneubildung spielt im Vergleich dazu<br />
mengenanteilig nur eine untergeordnete Rolle. Die Geschwindigkeit der Gasdiffusion<br />
ist vom luftgefüllten Porenanteil und vom Diffusionsweg abhängig. Die Verwitterungsgeschwindigkeit<br />
ist folglich oberflächennah am höchsten und wird mit zunehmender<br />
Tiefe gedämpft.<br />
Die diffusive Sauerstoffnachlieferung ist in den überwiegenden Fällen der umsatzlimitierende<br />
Teilprozess der Pyritverwitterung. Zahlreiche quantitative Modelle der<br />
Pyritverwitterung, z. B. (in [4]: PREIN 1994), bauen hierauf auf. Geht man davon<br />
aus, dass der Sauerstoffeintrag mit der Grundwasserneubildung bereits seit der<br />
Entstehung von Pyrit (10.000 vor unserer Zeit) stattfindet, wird deutlich, dass dieses<br />
Material in den oberen Gesteinsschichten, sofern keine undurchlässigen Deckschichten<br />
oder andere Sauerstoff zehrenden Prozesse dies verhindern, abgebaut<br />
sein wird.<br />
Endbericht - März 2009 38
Der Weg des Eisens aus dem Grundwasser in Oberflächengewässer ist in der folgenden<br />
Abbildung skizzenhaft dargestellt. Dabei wird von einer Interaktion zwischen<br />
dem Grundwasser und dem Oberflächengewässer ausgegangen. Praktisch<br />
ist eine derartige Interaktion immer vorhanden. Wird ein Oberflächengewässer<br />
vom Grundwasser gespeist, wird das im Grundwasser entstandene oder in das<br />
Grundwasser transportierte Eisen mit dem Grundwasserstrom dem Oberflächengewässer<br />
zugeleitet (Abb. 4-5).<br />
A<br />
aus GW gespeist<br />
B<br />
speisen GW<br />
Legende:<br />
Gelöstes Eisen<br />
Richtung der GW-Strömung<br />
A – Fluss wird aus Grundwasser gespeist (Infiltration)<br />
B – Fluss speist Grundwasser (Exfiltration)<br />
Abb. 4-5. Mögliche Interaktionen zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser<br />
(verändert nach WINTER et. Al, 1998).<br />
Die Abb. 4-5. A zeigt skizzenhaft, wie gelöstes Eisen mit der Richtung der Grundwasserströmung<br />
in das Oberflächengewässer eingeleitet wird. Dabei ist die hydraulische<br />
Interaktion über die Austauschrate charakterisiert. Diese Austauschrate<br />
hängt wiederum von vielen Faktoren ab ([10]: STAUFFER et al. 2008):<br />
• Hydrogeologischer Situation unter dem/beim Fluss,<br />
• Hydraulischen Eigenschaften unter dem/beim Fluss,<br />
• Räumlicher Verteilung der hydraulischen Eigenschaften,<br />
• Inhomogenitäten, Schichten, Linsen,<br />
• Eigenschaften der hyporheischen Zone,<br />
• Geometrie Flussbett, zeitabhängig,<br />
Endbericht - März 2009 39
• Ausbildung schwach-durchlässiger Schicht im Flussbett, Kolmatierung inf.<br />
Sedimentation/ phys./chem./biol. Prozesse, zeitabhängig.<br />
• Räumlich variabler Kolmatierung, kann von Infiltrations/ Exfiltrationsbedingungen<br />
abhängig sein,<br />
• Gesättigten und/oder ungesättigten Bedingungen unter dem Flussbett, zeitabhängig,<br />
• naher Vegetation,<br />
• Eingestaute / nicht-eingestaute Flussabschnitte,<br />
• Häufig lineare Beziehung zwischen Austauschrate und Wasserspiegeldifferenz<br />
zwischen Fluss und Grundwasser angenommen.<br />
• Wasserspiegeldifferenz schließt Effekt von vertikalen Flusskomponenten ein,<br />
• Beziehung kann nicht-linear sein (z.B. Rushton & Tomlinson, 1979),<br />
• Dupuit-Annahmen in 2D-Modellen,<br />
• Temperatureinfluss auf Austauschrate (z.B. Constantz et al., 1994),<br />
• Austauschrate kann lokal gemessen werden (z.B. Kaleris, 1998); schwierig,<br />
räumlich variabel,<br />
• Austauschrate kann durch Messung des Durchflusses über einen Flussabschnitt<br />
abgeschätzt werden; nicht immer machbar.<br />
Viele der oben genannten Charakteristika sind in Felduntersuchungen gar nicht<br />
oder nur unter hohem technischen und finanziellen Aufwand bestimmbar. Daher<br />
werden Austauschparameter gewöhnlich durch die Modellkalibrierung bestimmt.<br />
Dies ist auch im vorliegenden Modell aus wirtschaftlichen Gründen so gemacht<br />
worden.<br />
Die Aufzählung zeigt jedoch schon die Unsicherheiten bei der Festlegung der Austauschrate,<br />
wie auch den Bedarf nach weitergehenden Untersuchungen, um eben<br />
einen Teil dieser Unsicherheiten aufzuklären.<br />
Endbericht - März 2009 40
4.2 Wie schadet Ocker<br />
INFOBOX B: - Schädlichkeit von Eisen<br />
Zitiert aus:<br />
[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />
Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />
46-0;<br />
Das gelöste Eisen und das saure Wasser sind sowohl für Wirbellose als auch für Fische<br />
giftig. Je saurer das Wasser ist, desto gefährlicher ist das Eisen. In sehr saurem Wasser<br />
ist auch Aluminium gelöst, das noch giftiger wirkt. Je kälter das Wasser ist, desto<br />
schlechter ertragen Jungforellen das Eisen und die Versauerung. Dies ist ein unglücklicher<br />
Umstand, da gerade im Winter die höchsten Eisenkonzentrationen in den Fließgewässern<br />
zu finden sind. In Gewässern, die gesunde Populationen von Wirbellosen und<br />
Fischen aufweisen sollen, darf gelöstes Eisen nur in bestimmten, geringen Mengen vorkommen.<br />
Viele Wirbellose, Forellen-Eier und Jungfische können bei Konzentrationen<br />
über 0,5 mg/L nicht existieren – und diese Konzentration ist leicht erreicht. Ältere Forellen<br />
können etwas mehr ertragen. Gelöstes Eisen kann z.B. auf Fischkiemen oxidieren.<br />
So belegt es sie mit einer dichten Schicht und die Atmung wird gestört. Die Fische ersticken.<br />
Das geschieht so auch mit Wirbellosen, die oftmals fast einen „Ockerpanzer“ tragen.<br />
Der rote Ocker ist zwar nicht giftig, kann aber die Lebensbedingungen der Gewässerorganismen<br />
erheblich verschlechtern. Einige Wasserpflanzen können Ocker allerdings<br />
ertragen – und dies nutzt man zur Ockerreinigung in speziellen Anlagen. Aber die meisten<br />
Wasserpflanzen und Algen, von denen sich auch die Wirbellosen ernähren, fühlen<br />
sich in ockergetrübtem Wasser nicht wohl, unter anderem weil Lichtmangel herrscht.<br />
Auch kann unklares Wasser Fische darin beeinträchtigen, ihre Beute zu erkennen. Ocker<br />
kann die Vermehrung von Forellen unterbinden. Sie graben ihre Eier im Spätherbst in<br />
kiesigen Gewässergrund ein. Dort werden sie „ausgebrütet“, sie entwickeln sie sich über<br />
den Winter und die Forellenlarven schlüpfen im Frühjahr. Die Eier befinden sich also<br />
genau in der Zeit im Kiesbett, in der am meisten Sauerstoff im Wasser löslich ist. Damit<br />
die Eier „reifen“ können, muss während der gesamten Zeit sauerstoffreiches Wasser<br />
durch den Porenlückenraum des Kieses strömen. Ocker aber kann die feinen Poren<br />
verschließen, die Oxidation der Eisenverbindungen den Sauerstoffgehalt herab setzen.<br />
So sterben dann die Eier ab.<br />
Eisen ist ein wesentlicher Nährstoff für Pflanzen und Tiere. Ohne Eisen kann die<br />
Photosynthese der Pflanzen nicht ablaufen, ohne Eisen findet kein Sauerstofftransport<br />
Auch Fische und andere Wassertiere benötigen für ihre Stoffwechselvorgänge<br />
eine geringe Menge Eisen.<br />
Für den Menschen ist Eisen in Massenbereichen zwischen 1 bis 3 Gramm, je nach<br />
Lebensalter und Konstitution, toxisch. Die mit Trinkwasser i.d.R. aufgenommenen<br />
Massen liegen bei geringen vorhandenen Konzentrationen weit unterhalb dieser<br />
Werte. Der tägliche Bedarf eines Erwachsenen beträgt ca. 5 mg Eisen, wobei unlösliches<br />
Eisenoxid im Magen kaum resorbiert wird. In der TWV ist der Grenzwert<br />
für Trinkwasser für Eisen – Gesamt mit 0,2 mg/L niedrig festgelegt, da ab 0,3<br />
mg/L der Geschmack des Wassers beeinträchtigt wird.<br />
Endbericht - März 2009 41
Die Höhe der zu tolerierenden und tolerablen Eisenkonzentration in Fischgewässern<br />
ist in der Literatur nicht eindeutig festgelegt.<br />
INFOBOX C: – Zusammenstellung von<br />
Grenzwerten<br />
Fe 2+<br />
Konzentrationen<br />
in der Forellenzucht<br />
In ABWV (2004 – [13]) wird ein allgemeiner Emissionsgrenzwert für Eisen von 0,1<br />
bis 5 mg/L angegeben, SCHLAEGER (2003 – [14]) zeigt in einer Übersicht über die<br />
Zielvorgaben ausgewählter Bundesländer für Güteklasse II bis III, dass in Fließgewässern<br />
ein Immissionsgrenzwert von 1,5 bis 3 mg/L nicht überschritten werden<br />
sollte.<br />
Hohe Eisenkonzentrationen sind zudem für Wasserinsekten, Wirbellose<br />
und Fischeier schädlich.<br />
Neben dieser direkten Einwirkung von Eisen durch gelöstes Fe 2+ schädigt<br />
Eisen auch indirekt über die Fällung von Eisen-Ocker.<br />
Das durch den Ausfall von Eisen entstehende Ocker ist für die Organismen ungiftig.<br />
Es überzieht jedoch als Sediment den Boden der Gewässer mit einer sterilen<br />
Schicht und setzt als Gemisch mit Sand das Kieslückensystem zu (siehe Abb. 4-6).<br />
Stoffanlagerung<br />
Schwebstoffe<br />
Sedimentation<br />
Transport<br />
Stoffumwandlung<br />
Stofffreisetzung<br />
Schwebstoffe<br />
Konsolidierung<br />
sedimentierter Ocker + Sand<br />
Alterungs- und Abbauprozesse<br />
Erosion<br />
Abb. 4-6. Ocker-Transport als Schwebstoff und Sediment (verändert nach SCHON-<br />
LAU, 2007 [15])<br />
Dies führt zu verschlechterten Lebensbedingungen und wirkt sich negativ auf die<br />
Artenzusammensetzung der Gewässer aus. Die Assimilationsfähigkeit von Algen<br />
und Wasserpflanzen wird unterbunden und der Aufwuchs vernichtet. Infolge des<br />
Fehlens von Algen und Wasserpflanzen finden sich dann auch weniger Insekten.<br />
Für die Betrachtung der Gewässergüte, insbesondere der Entwicklung der Gewässergüte,<br />
sind die feinen Sedimente bzw. Schwebstoffe auf Grund ihrer großen spezifischen<br />
Oberfläche und der Fähigkeit von Sedimentation, Konsolidierung, Erosion<br />
und erneuter Transport in der Wassersäule besonders relevant für den partikulären<br />
Transportkreislauf (z.B. SCHNOOR (1996 – [16])).<br />
Endbericht - März 2009 43
4.3 Bekämpfung von Verockerung<br />
INFOBOX D: - Schädlichkeit von Eisen<br />
Zitiert aus:<br />
[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />
Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />
46-0;<br />
Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten diese Verunreinigung zu bekämpfen. Einerseits<br />
können wir vorbeugen, damit sie erst gar nicht entsteht, andererseits müssen wir<br />
die Folgen bekämpfen. Das ist genau so wie bei Gesundheit und Krankheit. Man kann<br />
gesund leben oder muss versuchen, Krankheiten mit Medizin in Schach zu halten, die<br />
die Symptome bekämpft, aber die Ursachen nicht entfernt.<br />
Die effektivste Methode der Ockerbekämpfung ist zu verhindern, dass Pyrit oxidiert<br />
wird. Er soll wieder so im Boden eingeschlossen sein, dass Sauerstoff nicht hinzu treten<br />
kann. Dies löst die Ockerverunreinigung an der Quelle, an der „Wurzel allen Übels“. In<br />
der Praxis bedeutet das, den Wasserstand anzuheben, so dass entwässerte, pyritreiche<br />
Feuchtwiesen wieder feucht werden. Von Bedeutung ist dies insbesondere<br />
in solchen Gebieten, die keinem hohen Nutzwert mehr besitzen. Diese Lösung kann<br />
allerdings in flächenhaft intensiv genutzten Bereichen vollkommen überteuert und unrealistisch<br />
werden. Eine andere Methode der Ockerbekämpfung ist die Reinigung des Wassers<br />
in einem Ockersee. Auf kurze Sicht ist dies die billigere Lösung, aber sie beseitigt<br />
die Probleme nicht. Der Einsatz ist langwierig, der See muss unterhalten werden. Er<br />
muss geleert werden, bevor er mit Ocker gefüllt ist. Allerdings erhält man „viel Umwelt<br />
für`s Geld“.<br />
Wie im vorangegangen Kapitel dargelegt wurde, sind die Transportpfade und die<br />
Herkunft der Eisenbelastung in Oberflächengewässern unterschiedlich. Grundsätzlich<br />
kann unterschieden werden zwischen dem Transport aus der ungesättigten<br />
Zone (der durch Grundwasserabsenkung freigelegten Zone) und dem Transport<br />
aus dem Grundwasser.<br />
Der Transport aus der ungesättigten Zone wird z.B. durch die Entwässerung (Drainage)<br />
ausgelöst. Dabei wird der Grundwasserstand abgesenkt und Pyrit aeroben<br />
Bedingungen ausgesetzt. Die hieraus entstehende Verockerung wird nachfolgend<br />
als autochthone Verockerung bezeichnet. Sie entsteht durch Umsetzungsprozesse<br />
direkt in einem Gebiet (lokal, z.B. Biotop), es gibt keine großen Transportwege,<br />
die Verockerung geschieht im unmittelbaren Einflussbereich einer auslösenden<br />
Veränderung, hier z.B. des Zutritts von Sauerstoff.<br />
Die autochthone Verockerung klingt nach 3 – 5 Jahren ab, da Dauer und Intensität<br />
vom Eisengehalt im durch die Drainage belüfteten Bereich des Bodens abhängen.<br />
Im Gegensatz dazu steht die allochthone Verockerung, die durch vom Bildungsort<br />
(also dem Gewässer) entferntes, durch Transportvorgänge in fremde Umgebung<br />
verbrachtes Eisen (Fe 2+ ) verursacht wird (regional).<br />
Die allochthone Verockerung ist durch den Transport von Fe 2+ mit dem Grundwasserstrom<br />
in das Oberflächengewässer ausgelöst. Sie hält an, solange im Grundwasserleiter<br />
Fe 2+ entsteht (z.B. durch Denitrifikation – vgl. Kapitel 4.1) und trans-<br />
Endbericht - März 2009 44
portiert wird. Die Intensität und die Lebensdauer dieses Prozesses ist nur grob abschätzbar.<br />
In Abb. 4-7 ist in Anlehnung an PRANGE (2007) ein Fließdiagramm dargestellt,<br />
dass unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung der Verockerung anbietet. Je<br />
nach Herkunft der Verockerung erweisen sich demnach unterschiedliche Maßnahmen<br />
als zielbewusst.<br />
Grundsätzlich sind zunächst Punkt- oder Linienquellen (Drainagen) von diffusen<br />
Quellen (nicht genau lokalisierbare bzw. flächenhafte Stoffeinträge in Gewässer<br />
stammen aus einer diffusen Quelle) zu unterscheiden.<br />
Verockerung<br />
diffuse Quellen<br />
Identifikation<br />
Punkt- / Linienquellen<br />
Landschaft<br />
Auetal<br />
Flaches Gelände<br />
Minderung diffuser Stoffeinträge<br />
Wiedervernässung<br />
Ufer-Randstreifen<br />
Sohlanhebung<br />
Umstellung Bewirtschaftung<br />
Auetal aufstauen<br />
Winter Ockersee<br />
Ockersee<br />
Umstellung Gewässer-Unterhaltung<br />
Abb. 4-7. Strategien zur Bekämpfung der Verockerung (verändert nach Prange,<br />
2007)<br />
Die Lösung des Ockerproblems ist dann gegeben, wenn kein Fe 2+ transportiert<br />
wird, Pyrit nicht mehr oxidiert werden kann, also kein Sauerstoff und kein Nitrat<br />
zur Verfügung stehen. Je nach Quelle der Verockerung sind unterschiedliche Lösungsstrategien<br />
möglich. Ockerseen sind z.B. dann eine Lösungsmöglichkeit, wenn<br />
es sich um Punkt- oder Linienquellen handelt. Bei diffus auftretender Verockerung<br />
ist die Ursachen- vor der Symptombekämpfung auszuführen. So kann in Auetälern<br />
durch die Erhöhung der Wasserstände eine Wiedervernässung erreicht werden, so<br />
dass Pyrit in angrenzenden Gebieten wieder unter anaeroben Bedingungen vorliegt.<br />
In flachem Gelände, in dem starke Interaktionen zwischen Grundwasser und<br />
Endbericht - März 2009 45
Oberflächenwasser vorliegen, könnten z.B. während der Wintermonate Nutzflächen<br />
überschwemmt werden. In PRANGE (2007) werden Beispiele für solche Vorgehensweisen<br />
dargestellt. Im Winter wird dadurch die Sedimentation von Ocker und<br />
Nährstoffen erreicht, so dass eine Auswaschung des Eisens vermindert wird. Das<br />
Problem ist die Flächenintensität solcher Maßnahmen. PRANGE (2007) berichtet<br />
von Größenordnungen bis zu 400 ha, die durch solche Maßnahmen betroffen sein<br />
können. Bei einer durchschnittlichen Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
aller Betriebe in Niedersachsen von etwa 50 ha (DIE LANDWIRTSCHAFT IN NIE-<br />
DERSACHSEN, 2006 – [18]) wird jedoch auch deutlich, dass derartige Maßnahmen<br />
häufig nicht praktikabel sein werden.<br />
Als generelle Maßnahme sollte eine Umstellung der Gewässerunterhaltung erwogen<br />
werden (PRANGE, 2007). Eine Unterhaltung mit Mähkorb kann sowohl bereits sedimentierten<br />
Ocker, als auch gelöstes Eisen aus unoxidierten Sedimentschichten<br />
freisetzen, was sich in der Folge wieder negativ auf das Gewässer auswirken kann.<br />
So kann infolge mehrmaliger manueller Pflanzenmahd pro Jahr bereits ein konstanterer<br />
Wasserstand erreicht und die Pyritoxidation verhindert werden (PRANGE,<br />
2007). Nach MADSEN UND TENT (2000 – [5]) können Mäandrierungen ebenfalls<br />
eine Verockerung verhindern. Sie berichten von einem Projekt in Dänemark, bei<br />
dem durch die Verlängerung der Fließstrecke eines 1800 m längen Gewässerabschnittes<br />
um 550 m die Konzentration gelösten Eisens um 75 % vermindert werden<br />
konnte.<br />
Als Ursachenbekämpfung kommt zudem die Verminderung der diffusen Stoffeinträge<br />
in Betracht. Hier ist im allgemeinen u.a. die Anlage von Uferrandstreifen zu<br />
sehen, die direkte Sediment- und Nährstoffeinträge in Gewässer verringern und<br />
bei mit Gehölz bestandenen Gewässerrandstreifen die Entwicklung einer naturnahen<br />
Ufermorphologie begünstigt. Beidseitig des Gewässers angelegte Randstreifen<br />
erzielen hier die größte Wirkung. Uferrandstreifen können nicht landwirtschaftlich<br />
oder anderweitig genutzt werden und der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln<br />
muss hier unterbleiben. Die Uferrandstreifen müssen in der Folge der natürlichen<br />
Sukzession überlassen werden. Beschränkt sich die Gewässerentwicklung<br />
auf Uferrandstreifen, ist davon auszugehen, dass Maßnahmen zur schonenden Gewässerunterhaltung<br />
weiterhin erforderlich sind. Die dauerhafte Anlage eines Gewässerrandstreifens<br />
setzt den Flächenerwerb z.B. durch den am Gewässer tätigen<br />
Wasser- und Bodenverband voraus.<br />
Für die Breite und Gestaltung der Uferrandzone existieren je nach Bundesland unterschiedliche<br />
Anforderungen. Die Auswirkungen und der Nutzen einer Randzone<br />
gleicher Breite können jedoch an unterschiedlichen Standorten stark voneinander<br />
abweichen. Die Effekte eines Uferrandstreifens (z.B. im Hinblick auf die Verockerung)<br />
sind von der Hydrologie der Umgebung – Interaktion Grundwasser-Gewässer<br />
– der Vegetation, dem Stoffdepot von oxidierbaren Eisenverbindungen (z.B. Pyrit)<br />
Endbericht - März 2009 46
sowie der Gewässerstruktur (Mäander, gerade Strecken) und naturgemäß der aktuellen<br />
Nutzung (Grünland, Acker) abhängig.<br />
In Abb. 4-8 ist ein Zusammenhang beispielhaft für 3 unterschiedliche Lokationen<br />
bei unterschiedlichen Eintragniveaus von Stickstoff dargestellt. Bei einer maximalen<br />
Breite des Uferrandstreifens ist innerhalb von 15 m ein Großteil des Stickstoffes<br />
umgewandelt worden.<br />
EINTRAG<br />
N-Gesamt [mg/L]<br />
GEWÄSSER<br />
Breite Uferrandstreifen in [m]<br />
Abb. 4-8. Wirkungsbreite von Uferrandstreifen unterschiedlicher Lokationen auf<br />
den Umsatz von Stickstoff (nach DOYLE, 1979 in MANDER, 2006)<br />
Ist der Gewässerzustand z.B. stark von allochthonen Beeinträchtigungen geprägt,<br />
wie bei der Verockerung durch den Transport von gelöstem Eisen (s.o. Fe 2+ ), sollten<br />
die oben beschriebenen Zusammenhänge untersucht werden, sowie in einem<br />
Monitoringprogramm der Erfolg von Maßnahmen nachgezeichnet werden. Insbesondere<br />
die Transformations- und Rückhaltevorgänge in der hyporheischen Zone<br />
sind bislang nicht ausreichend untersucht und häufig widersprüchlich (KOCH, 2007<br />
– [19]). Die Prozessdynamik, der Wasser- und Nährstoffhaushalt, präferentielle<br />
Fließwege von Wasser, Feststoffen und Nährstoffen ist in der Regel für Gewässerabschnitte<br />
nicht bekannt. Ebenso wenig bekannt sind die unterirdischen Wechselwirkungen<br />
zwischen Sickervorgängen in der ungesättigten Zone mit Grundwasser<br />
und Gewässer. KOCH (2007) stellte dar, dass der Rückhalt von lateral in die Uferzone<br />
eingetragenen Stoffen zu Anreicherung, Sedimentation und Zwischenspeicherung<br />
in der äußeren Uferzone führen kann. Die Bodeninfiltration – Sickerung in der<br />
ungesättigten Zone – und der Grundwasserabfluss sind hierbei dominante Prozesse.<br />
Präferentielle Wasserbewegungen zum Gewässer finden z.T. in größeren Tiefen<br />
unter den Uferzonen hindurch statt. Dadurch werden wiederum deren Rückhaltefunktion<br />
dem wassergebundenen Transport von Stoffen eingeschränkt.<br />
Endbericht - März 2009 47
Wenn, wie für die allochthone Verockerungsproblematik zu vermuten ist, diese<br />
Fließwege und hier insbesondere die Uferzone eine herausragende Rolle für die<br />
Transformationsprozesse und die Nährstoffdynamik spielen, besteht für deren Untersuchung<br />
generell ein hoher Forschungsbedarf.<br />
Insbesondere sind die folgenden Fragen zu stellen:<br />
• Welchen tatsächlichen Beitrag leistet die Uferzone an unterschiedlichen Lokationen<br />
im Gewässerverlauf zum Gewässerschutz?<br />
• Welche Prozesse dominieren beim Wasser- und Stofftransport in der Uferzone?<br />
• Wie intensiv, heterogen und variabel sind die Prozesse und Prozessregler?<br />
• Findet in Uferzonen prioritär Nährstoffanreicherung oder Reduktion statt?<br />
• Wie läuft die Nährstoffdynamik innerhalb der Uferzonen ab?<br />
• Durch welche einfachen Indikatoren werden komplexe Uferzonenprozesse<br />
angezeigt?<br />
• Können konkrete Empfehlungen zur landschaftsplanerischen Uferzonengestaltung<br />
gemacht werden?<br />
Im vorliegenden Projekt konnten nicht alle diese Fragen beantwortet<br />
werden, was in der thematischen Ausrichtung, sowie der zeitlichen und<br />
finanziellen Ausstattung begründet war. Das Projekt war jedoch auch als<br />
erster Schritt auf dem Weg zur Abbildung der Interaktion zwischen<br />
Grundwasser-Oberflächenwasser sowie der Verockerungsproblematik<br />
aufgelegt worden.<br />
Endbericht - März 2009 48
4.4 Eisen in der Landschaft<br />
Je nach Region hat jedes Grundwasser seine charakteristische Zusammensetzung,<br />
abhängig unter anderem von der Bodenbedeckung, den Untergrundverhältnissen,<br />
der Bodennutzung und den hydrologischen Einflüssen. Zusätzlich zu dieser „natürlichen“<br />
Beschaffenheit ist Grundwasser in der Region Cloppenburg durch die intensive<br />
landwirtschaftliche Nutzung auch unterschiedlich durch den Menschen beeinflusst.<br />
Eine Besonderheit des Untersuchungsgebietes ist das Vorkommen von hohen Eisenkonzentrationen<br />
im Boden. Hierzu berichtet GRAUPNER (1982 – [20]) in der<br />
Arbeit „Raseneisenstein in Niedersachsen – Entstehung, Vorkommen, Zusammensetzung<br />
und Verwendung“.<br />
Wie aus Abb. 4-9 ersichtlich, liegt das Untersuchungsgebiet der Oberen <strong>Lethe</strong> ungefähr<br />
ab Höhe der Talsperre <strong>Lethe</strong> im Bereich von Raseneisensteinvorkommen.<br />
Legende:<br />
Obere <strong>Lethe</strong><br />
Bereich der untersuchten <strong>Lethe</strong><br />
Talsperre <strong>Lethe</strong><br />
… w Weichseleiszeitliche Flussablagerungen (Sande<br />
und Kiese)-Niederterrasse Talsand* mit Raseneisenerz<br />
(hauptsächlich Festerz – dieses zumeist schon<br />
abgebaut<br />
* Der Talsand ist z.T. überdünt und enthält vertorfte Rinnen<br />
mit Raseneisenstein, weitgehend abgebaut.<br />
Abb. 4-9. Raseneisenstein – Vorkommen im Untersuchungsgebiet - Übersicht<br />
(verändert nach GRAUPNER, 1982)<br />
Raseneisenstein oder -erz entsteht in fein- bis mittelkörnigem Sand bzw. Torfen<br />
feuchter und sumpfiger Niederungen, die von eisenhaltigem Grundwasser durchströmt<br />
werden. Bodentypologisch handelt es sich um Gleye, die mehr oder weniger<br />
podsoliert oder auch vermoort sein können. Das mit dem Grundwasser geführte<br />
Eisen (sowie Mangan und Phosphor) fällt durch Oxidation oberflächennah aus und<br />
verfestigt sich nachträglich mit dem Mineralboden zu Raseneisenstein.<br />
In Abhängigkeit von der Art und Menge ihrer Zusammensetzung und der Verfestigung<br />
können krümelige bis sehr feste Aggregate auftreten.<br />
Endbericht - März 2009 49
Auf Grund klimatisch günstiger Verhältnisse lag die Hauptbildungsphase des Raseneisensteins<br />
zwischen dem Ende des Boreals und dem Beginn des Atlantikums<br />
(vor 9.000 bis 4.500 Jahren). Dieser Prozess ist auch heute noch nicht abgeschlossen.<br />
Raseneisenerz steht durchschnittlich 3 bis 6 dm unter der Rasensohle (daher<br />
der Name) in 2 bis 8 dm mächtigen Schichten an. Es kann in Form rundlicher Blöcke,<br />
schalenförmiger Bänke oder nesterförmig als kleine Knollen auftreten. Die<br />
Größe einzelner Lagerstätten schwankt zwischen 0,8 und 3 m³. Für den Bereich<br />
des Untersuchungsgebietes beschreibt GRAUPNER (1982) das Vorkommen von Raseneisenstein<br />
insbesondere am Oberlauf der <strong>Hunte</strong>, zwischen Großenkneten und<br />
Huntlosen, sowie in der Gegend um Friesoythe und Garrel. Insgesamt liegt nur eine<br />
geringe Anzahl von tatsächlich untersuchten Proben vor, insbesondere für das<br />
Untersuchungsgebiet lagen keine Zahlen vor.<br />
Legende<br />
Wassersystem<br />
wassersystem<br />
<br />
BEZEICHNUN<br />
Talsperren und Pumpstation<br />
Feldmühlenstau<br />
Forellentalsperre<br />
<strong>Lethe</strong>talsperre<br />
Sumpftalsperre<br />
Pumpstation<br />
Zuleiter zuleiter<br />
<strong>Lethe</strong> rivers_lethe<br />
Verbreitungsgrenze Raseneisenerzvorkommen<br />
nach Graupner 1982, siehe auch Abb. 4 - 9.<br />
Westlich von dieser Linie : Vorkommen<br />
Östlich von dieser Linie : kein Vorkommen<br />
<strong>Lethe</strong>talsperre<br />
Verbreitungsgrenze Raseneisenerzvorkommen<br />
nach Graupner 1982, siehe auch Abb. 4 - 9.<br />
Nördlich von dieser Linie : Vorkommen<br />
Südlich von dieser Linie : kein Vorkommen<br />
Forellentalsperre<br />
Feldmühlenstau<br />
0 240 480 960<br />
Meter<br />
Abb. 4-10. Rasenisenstein – Vorkommen im Untersuchungsgebiet – Ahlhorner<br />
Teiche<br />
Aus der Abbildung 4-10 wird deutlich, das im Untersuchungsgebiet, zumindest<br />
oberhalb der Talsperre <strong>Lethe</strong>, nicht oder nur in geringerem Maße mit Raseneisenerzablagerungen<br />
zu rechnen ist.<br />
Endbericht - März 2009 50
4.5 Regionale Betrachtung<br />
ERLÄUTERUNG: als regional wird im folgenden die Größe des Einzugsgebiets des Wasserwerkes Großenkneten<br />
betrachtet. Lokale Betrachtungen bedeuten die Einbeziehung des Bereiches, der durch die Transekte abgebildet<br />
wird.<br />
Nachfolgend dargestellt sind die Auswertungen von durch den OOWV erhobenen<br />
Daten zur Grundwasserbeschaffenheit im Einzugsgebiet des Wasserwerks Großenkneten.<br />
Es liegen keine Daten zur Gesteinschemie vor. Dies ist in den regulären<br />
Monitoringuntersuchungen weder vorgesehen, noch wurde es bislang gefordert.<br />
Der OOWV hat jedoch in anderen Wassergewinnungsgebieten in Norddeutschland<br />
die Erhebung von Daten zur Gesteinschemie, und hier vor allem von<br />
Sulfidschwefel, Gesamtschwefel und organischem Material ideell und finanziell unterstützt.<br />
Die Ergebnisse der ausgeführten Studien sind z.B. in Pätsch, 2006 und<br />
Konrad 2007 nachzulesen. Interessant sind diese Studien deshalb, weil sie u.a. die<br />
Verteilung reaktiven Materials, wie z.B. Pyrit, im Untergrund darstellen. Teilweise<br />
wird im Folgenden auf diese Studien zurückgegriffen, um die prinzipiellen Vorgänge<br />
bzgl. der Verteilung reaktiven Materials zu erläutern. Um überhaupt regional<br />
Berechnungen zum zeitlichen Verlauf der Eisenfreisetzung anstellen zu können,<br />
wurden Datensätze aus diesen beiden Arbeiten verwendet. Streng genommen gelten<br />
sie natürlich nur für die Gebiete, in denen sie erhoben wurden. Auf Grund der<br />
ähnlichen Bildungs- und Nutzungsgeschichte ist eine Übernahme in das Gebiet<br />
Großenkneten jedoch möglich und sinnvoll gewesen, um wenigstens Größenordnungen,<br />
bzgl. des Zeithorizonts über den sich Umsatzprozesse abspielen können,<br />
herauszuarbeiten.<br />
4.5.1 Grundwasserbeschaffenheit<br />
Die Auswertung der Grundwasserbeschaffenheit in Vorfeldmessstellen der Einzugsgebiete<br />
der Brunnenanlagen des Wasserwerks Großenkneten aus den Jahren 1989<br />
bis 2005 zeigt bei über 55 % der Messstellen (72 betrachtete Messstellen – Mittelwerte<br />
der Jahre 1989-2005) Eisen-Gesamtgehalte von über 0,2 mg/L an, bei etwa<br />
30 % der Messstellen liegt der Eisengehalt bei über 2 mg/L, bei 20 % über 3 mg/L<br />
mit Höchstwerten von bis zu <strong>25</strong> mg/L . Bei über 40 % der Messstellen liegt die Nitratgehalt<br />
über 20 mg/L NO - 3 , bei 30 % der Messstellen bei über 50 mg/L NO - 3 . In<br />
16 % der Messstellen lag der Nitratwert bei über 100 mg/L NO - 3 . Der Anteil von<br />
Messstellen mit steigender bzw. fallender Tendenz liegt jeweils bei etwa 30%. Als<br />
Maximalwert wurde im Jahr 2005 200 mg/L NO - 3 gefunden. Die Abbildung 4.11<br />
zeigt die ausgeprägte vertikale Zonierung der chemischen Beschaffenheit des<br />
Grundwasserleiters. Insbesondere der Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung<br />
bildet sich durch erhöhte Nitratkonzentrationen ab. Daraus kann geschlossen werden,<br />
dass eine anthropogene Belastung generell in den Tiefenlagen zwischen der<br />
Grundwasseroberfläche bis zu zwischen 20 und 30 m uGOK vorhanden ist. In den<br />
Zonen darunter hat bereits eine Denitrifikation stattgefunden.<br />
Endbericht - März 2009 51
0<br />
Fe (gesamt) [mg/L]<br />
0 5 10 15 20 <strong>25</strong> 30<br />
NO3 [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
60<br />
60<br />
0<br />
0<br />
10<br />
10<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
60<br />
NO 3 - [mg/L] O 2<br />
[mg/L]<br />
4 5 6<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
60<br />
pH [-]<br />
SO4 [mg/L]<br />
0<br />
10<br />
10<br />
20<br />
20<br />
30<br />
30<br />
40<br />
40<br />
50<br />
50<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
60<br />
0<br />
10<br />
0 0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0 0 2 4 6 8 10 12 60<br />
0<br />
10<br />
Teufe der FOK<br />
(m uGOK)<br />
20<br />
20<br />
30<br />
30<br />
40<br />
40<br />
50<br />
50<br />
60<br />
60<br />
Legende<br />
0 5 10 15 20 <strong>25</strong><br />
Fe gesamt<br />
[mg/L]<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
SO 4 2- [mg/L]<br />
Grundwasserbeschaffenheitsdaten: Nitrat – NO3, Eisen-Gesamt – Fe (gesamt), pH-Wert –<br />
pH, Sulfat – SO4<br />
Grenzbereich in m u Geländeoberkante (m uGOK), ab dem Nitratkonzentrationen<br />
auf Konzentrationen geringer als nachweisbar zurückgehen (C NO3
Aus diesen Daten kann eine definierte Grenze zwischen reduziertem und oxidiertem<br />
Milieu (vgl. Definition Ínfobox E) im regionalen Grundwasserleiter abgeleitet<br />
werden. Sie entspricht im Mittel der in Abbildung 4-11 eingetragenen rot dargestellten<br />
Graden. Lokal gibt es im Untersuchungsgebiet Zonen im oberflächennahen<br />
Grundwasser, in denen diese Zuordnung nicht gilt.<br />
INFOBOX E- Redoxgrenze<br />
Die Definition von Zonen, in denen überhaupt ein Abbau über eine Denitrifikation im Grundwasserleiter<br />
stattfinden kann, kann über die Grenze zwischen reduziertem und oxidiertem Milieu im<br />
Grundwasserleiter definiert werden (REDOXGRENZE). Eine weiterführende Betrachtung der Milieubedingungen<br />
kann z.B. PÄTSCH, 2007 entnommen werden.<br />
Nachfolgend wird der reduzierte Zustand eines Wassers (oder auch das reduzierte Milieu) dadurch<br />
gekennzeichnet, dass Sauerstoff und Nitrat fehlen, Eisen, Mangan und Ammonium (sowie<br />
andere reduzierte Substanzen) vorhanden sein können. Der oxidierte Zustand (oder das oxidierte<br />
Milieu) ist durch die Anwesenheit von Sauerstoff und Nitrat, sowie die Abwesenheit der reduzierten<br />
Komponenten gekennzeichnet (KÖLLE, 2003). Dabei wird das Nitrat dem oxidierten Milieu zugerechnet,<br />
weil der Nitratsauerstoff für viele Mikroorganismen fast ebenso gut nutzbar ist, wie freier<br />
Sauerstoff (KÖLLE, 2003).<br />
Grundsätzlich sind die Nitratkonzentrationen negativ korreliert mit der Tiefe, in der<br />
sie beobachtet wurden (vgl. Abb. 4-12). Diese Beobachtung zeigt, dass in oberflächennahen<br />
Grundwasserleitern häufiger mit Nitratkontaminationen zu rechnen ist,<br />
als in tiefen Grundwasserleitern.<br />
In den tiefen Bereichen (40-50 m uGOK) des Grundwasserleiters sind wiederum<br />
höhere Eisengehalte nachgewiesen worden, deren Herkunft wird in Kapitel 8 erläutert.<br />
Endbericht - März 2009 53
Trend der Nitratab-<br />
Tiefe der Filteroberkante m uGOK<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
nahme mit der Tiefe<br />
der Entnahme in m<br />
uGOK<br />
Nitratgrenzwert<br />
50 mg/L (TVO)<br />
0<br />
1 10 100<br />
NO - 3<br />
[mg/L]<br />
Abb. 4-12. Nitratkonzentrationen, beobachtet im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />
Großenkneten, über die Tiefe aufgetragen (72 Messstellen im Vorfeld, Mittelwerte<br />
zwischen 1989-2005)<br />
Ein Hinweis auf den Ablauf einer Denitrifikation über die Tiefe liefert die Betrachtung<br />
des Grundwasseralters. Hierzu sind vom OOWV im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />
Großenkneten Untersuchungen ausgeführt worden, die DHI zur Verfügung<br />
gestellt wurden. Zur Methodik und der Auswertung sei auf den Bericht<br />
des OOWV verwiesen (Helis, 2006).<br />
Als das "Alter" eines Grundwassers wird die Zeitdauer bezeichnet, die seit dem Zutritt<br />
des Wassers in die gesättigte Zone, der Grundwasserneubildung, bis zum Zeitpunkt<br />
der Probenahme vergangen ist.<br />
Das Grundwasseralter lässt sich mittels der Tracermethode z.B. über die Konzentration<br />
von Spurenstoffen im Grundwasser ermitteln.<br />
Als Ergebnis der Untersuchung wird die Aufenthaltszeit des Grundwassers im<br />
Grundwasserleiter berechnet. Diese Aufenthaltszeit entspricht dann in der Modellvorstellung<br />
dem Grundwasseralter.<br />
Die berechneten Modellalter sind in Abbildung 4.13 über die Tiefe aufgetragen.<br />
Endbericht - März 2009 54
0<br />
Tiefe (m u GOK)<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
<strong>25</strong><br />
30<br />
Skizze des Zusammenhangs<br />
zwischen Tiefe des entnommenen<br />
Grundwassers und dessen<br />
Alter<br />
35<br />
40<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Grundwasseralter (a)<br />
Abb. 4-13. Alters-Tiefenverteilung in Großenkneten (5 Messstellen, Tiefenbereich<br />
der Probenentnahme von 5,5 bis 35 m uGOK)<br />
Dabei wurde von der Vorstellung ausgegangen, dass die Eintrags- und die Transportbedingungen<br />
im gesamten Grundwasserleiter weitestgehend ähnlich sind.<br />
Streng genommen kann eine solche Darstellung nur für einen Punkt gelten. Für<br />
den Grundwasserleiter Großenkneten ist diese Vorgehensweise zulässig, da für das<br />
betrachtete Gebiet von einer homogenen Struktur bzgl. der Durchlässigkeit ausgegangen<br />
werden kann. Der Tiefenverlauf zeigt - nahezu ideal - die Zunahme des<br />
Wasseralters mit der Grundwasserleitertiefe. Für die tiefste Messstelle (P 327 - Filteroberkante<br />
35 m uGOK, Filterunterkante 39 m uGOK) ist das Grundwasseralter<br />
bei zirka 50-55 Jahren. Die oberste Messstelle (P<strong>25</strong>8, - Filteroberkante 5 m uGOK,<br />
Filterunterkante 6 m uGOK) weist demnach ein Grundwasseralter von 0,5 – 1 Jahr<br />
auf. Die übrigen Messstellen liegen zwischen diesen beiden Werten näherungsweise<br />
auf einer Geraden.<br />
Für die hydraulischen Verhältnisse lässt sich aus den Ergebnissen der Grundwasseraltersbestimmung<br />
die vertikale Fließgeschwindigkeit ableiten. Geht man mit<br />
Abb. 4-13 davon aus, dass sich das Grundwasseralter, vom mittleren Grundwasserspiegel<br />
an gerechnet (in Großenkneten bei etwa 6 m uGOK), in 10 m Tiefenschritten<br />
jeweils um 15 Jahre erhöht, erhält man eine vertikale Fließgeschwindigkeit<br />
von etwa 0,7 m/a.<br />
In Abbildung 4.14 sind die Modellalter gegen den Nitratgehalt aufgezeichnet. Die<br />
maximalen Nitratgehalte sind mit einem Modellalter von 20-<strong>25</strong> Jahren verknüpft.<br />
Interessant ist der Sprung zu nächsten Modellalter, den 31-jährigem Grundwasser.<br />
Hier sind nur noch 4 mg/L Nitrat nachweisbar, bei 37 m Tiefe nur noch 1 mg/L.<br />
Auch diese Darstellung deutet an, auf Grund der wenigen Daten sicherlich mit we-<br />
Endbericht - März 2009 55
niger Nachdruck, dass hier eine scharfe Grenze existiert zwischen reaktivem Bereich<br />
und nicht reaktivem Bereich. Also zwischen einer Zone mit Denitrifikation und<br />
einer Zone ohne den Ablauf eines Umsatzes.<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
hypothetische hyperbolische<br />
Struktur (Skizze)<br />
Nitrat [mg/L]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Grundwasseralter [a]<br />
Abb. 4-14. Beziehung zwischen Modellalter und Nitrat-Konzentrationen an den<br />
beobachteten Messstellen in Großenkneten (Daten aus Helis, 2006)<br />
Geht man davon aus, dass in der Region bereits seit 50 – 70 Jahren mit Einträgen<br />
von Nitrat zu rechnen war, so müssten Nitratkonzentrationen bis in Tiefen von 35–<br />
50 m nachzuweisen sein (unter Ansatz einer vertikalen Fließgeschwindigkeit von<br />
etwa 0,7 m/a). Dies ist jedoch nicht der Fall, wie bereits weiter vorn gezeigt wurde.<br />
Die Grenze liegt etwa zwischen 20-30 m uGOK. Die gemeinsame Betrachtung<br />
der übrigen Beschaffenheitsparameter, wie Sulfatkonzentration, pH-Wert und insbesondere<br />
der Anstieg des Eisengehalts über die Tiefe, zeigt das Vorhandensein<br />
einer chemolithotroph-autotrophen Denitrifikation an.<br />
Prinzipiell wurden im Grundwasserleiter des Wasserwerkes Thülsfelde affine Mechanismen<br />
beobachtet! Die Verteilung der Grundwasserbeschaffenheit sowie die<br />
Verteilung des Grundwasseralters ähnelt sich, nahezu alle Parameter weisen eine<br />
Affinität auf, die auf verwandte Bedingungen schließen lassen kann.<br />
Aus diesem Grund werden nachfolgend die Gesteinsparameter dieses Gebietes<br />
wiedergegeben.<br />
Endbericht - März 2009 56
4.5.2 Gesteinsparameter<br />
Wie bereits vorher beschrieben, existieren im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />
Großenkneten keine Informationen über die Gesteinschemie, und ebenfalls keinerlei<br />
Informationen über mögliche Abbaukinetik von Nitrat im Untergrund, ebenfalls<br />
sind keinerlei Informationen über die Verteilung von reaktivem Material und<br />
Abbauprozessen verfügbar.<br />
Im Einzugsgebiet des Wasserwerks Thülsfelde liegen hierzu Informationen<br />
vor (PÄTSCH, 2007). Da dieses Gebiet dem Einzugsgebiet des Wasserwerkes Großenkneten<br />
bzgl. dessen geologischen und hydrogeologischen Eigenschaften ähnelt,<br />
und zudem einer gleichen Nutzungsgeschichte unterliegt, werden nachfolgend einige<br />
Ergebnisse aus diesem Gebiet präsentiert, mit dem Ziel, für die grundlegende<br />
Betrachtung des Einzugsgebietes Großenkneten Daten zu übernehmen, um eine<br />
Größenordnung und Spannbreite des Umsatzes ermitteln zu können (zum vertiefenden<br />
Verständnis wird auf die Literatur hingewiesen: Pätsch, 2006 und Konrad,<br />
2007).<br />
Es sei hier nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Betrachtung<br />
kein Ersatz für eine eingehende Untersuchung der Gesteinschemie<br />
im Gebiet Großenkneten sein kann.<br />
Dargestellt sind zusammenfassend die Ergebnisse der Gesteinsanalysen an insgesamt<br />
10 Messstellen in einem Einzugsgebiet von etwa 27 km 2 in Teufenbereichen<br />
von 2 bis 35 m uGOK.<br />
Die Darstellung der Tiefenverteilung der Schwefelgesamtgehalte, sowie der Sulfidschwefelgehalte<br />
zeigt Abb. 4-15. Die Darstellung zeigt deutlich die Tendenz steigender<br />
Gehalte der Schwefelspezies mit zunehmender Tiefe. Auffällig ist der<br />
Sprung im Gehalt ab einer Teufe von etwa 20 mNN (entspricht etwa einer Entnahmeteufe<br />
von 15 m uGOK). Hier steigen die Schwefelgesamtgehalte, wie auch<br />
die Sulfidschwefelgehalte deutlich an, teilweise um ein bis zwei Zehnerpotenzen.<br />
Deutlich wird ebenfalls, dass Schwefelgesamtgehalt und Sulfidschwefelgehalt hier<br />
fast parallel verlaufen, es können gleiche Tendenzen abgeleitet werden. Schon aus<br />
dieser Darstellung wird deutlich, wo reaktive Schichten zu suchen sind. Es zeigt<br />
sich, dass der Aquifer Thülsfeld, erst ab einer Teufe von etwa 20 m uGOK Nitrat<br />
abzubauen vermag. Die gefundenen Werte zwischen 15 bis 20 m uGOK liegen im<br />
Bereich von 10 bis 100 mg/kg. Aus Versuchen mit diesem Material konnte kein<br />
Abbau festgestellt werden (vgl. Pätsch, 2006).<br />
Erst in tieferen Aquiferbereichen von <strong>25</strong> bis 40 m uGOK werden höhere Massenkonzentrationen<br />
sowie ein Abbau von Nitrat mittels Pyrit nachgewiesen (vgl.<br />
Pätsch, 2006).<br />
Endbericht - März 2009 57
1 10 100 1000 10000<br />
35<br />
1 10 100 1000<br />
35<br />
30<br />
30<br />
<strong>25</strong><br />
<strong>25</strong><br />
Höhe [mNN]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
-5<br />
-5<br />
Schwefelgesamtgehalt [mg/kg]<br />
Sulfidschwefelgehalt [mg/kg]<br />
Abb. 4-15.Tiefenprofil Schwefelgesamtgehalt & Sulfidschwefelgehalt [mg/kg] im<br />
Einzugsgebiet Thülsfeld<br />
4.5.3 Abbau von Nitrat<br />
Die Definition von Zonen, in denen überhaupt ein Abbau über eine Denitrifikation<br />
im Grundwasserleiter stattfinden kann, kann über die Grenze zwischen reduziertem<br />
und oxidiertem Milieu im Grundwasserleiter definiert werden (vgl. Infobox<br />
Seite 53).<br />
In Wendland & Kunkel (1999) werden, zusammengefasst aus der Literatur (DVWK,<br />
1999; Hannapel, 1996; Obermann, 1982; Hölting, 1984; Wendland, 1992) Konzentrationsbereiche<br />
dargestellt, die als Grenzwerte für ein denitrifizierendes Milieu<br />
angesehen werden können (Tab. 4-2).<br />
Endbericht - März 2009 58
Tab. 4-2. Referenzbereiche für potentiell nitratreduzierende Grundwasserverhältnisse<br />
(verändert nach WENDLAND & KUNKEL, 1999)<br />
Parameter Reduzierte Grundwässer Oxidierte Grundwässer<br />
Nitrat < 1 mg / L NO 3 Je nach Eintrag<br />
Eisen (II) > 0,2 mg / L Fe (II) < 0,2 mg / L Fe (II)<br />
Sauerstoff < 2 bis 5 mg / L O 2 > 2 bis 5 mg / L O 2<br />
Mit diesem Ansatz wird nachfolgend gearbeitet. Bei den nach Tab. 4-2 definierten<br />
Bereichen handelt es sich jedoch nicht um exakt definierte Grenzkonzentrationen<br />
von reduzierten und oxidierten Grundwässern. Die Grundwassertypen überlappen<br />
sich in der Regel, die genannten Konzentrationen sind somit als orientierende Werte<br />
zu betrachten. Ein Wasser, das nitratfrei ist, und einen hohen Gehalt an Eisen<br />
und Mangan aufweist, kann als reduziert bezeichnet werden.<br />
Die einzelnen Parameter, die zur Interpretation von Grundwasseranalysen bezüglich<br />
von Nitratabbauvorgängen von Bedeutung sind, werden im Folgenden dargestellt.<br />
Eisen (II)<br />
Die Aufnahme von durch anthropogene Ursachen gelöstem Eisen (II) durch<br />
Grundwasser kann über vier bekannte Reaktionspfade geschehen (KÖLLE, 2001):<br />
• Reduktion von Eisen (III)-Verbindungen<br />
• Oxidation von Eisensulfiden durch Nitrat (Denitrifikation durch Pyrit)<br />
• Oxidation von Eisensulfiden durch Luftsauerstoff<br />
• Auflösung von Eisenverbindungen durch Säureeinfluss.<br />
Die häufigste gelöste Eisenspezies im Grundwasser ist das Fe(II)-Ion. Seine Konzentration<br />
im Grundwasser ist von der Masse und Reduzierbarkeit der Eisenminerale,<br />
sowie von der Durchlässigkeit und chemischen Beschaffenheit des Grundwasserleiters<br />
abhängig. Das Vorhandensein des relativ gut löslichen Fe(II) ist bei der<br />
Abwesenheit von Sauerstoff ein guter Anzeiger für reduzierte Verhältnisse und<br />
damit auch für eine Interpretation von Nitratabbaubedingungen (z.B. in WENDT-<br />
LAND & KUNKEL, 1999). Im Untersuchungsgebiet wurde Gesamt-Eisen und Eisen<br />
zwei bestimmt. Dabei liegt das Eisen überwiegend als Eisen-zwei in gelöster Form<br />
vor (vgl. Tab. 4-2).<br />
Endbericht - März 2009 59
Sulfat<br />
Das bei der Grundwasserneubildung versickernde Wasser enthält das gesamte Inventar<br />
der in der Atmosphäre vorhandenen Schwefelverbindungen als Sulfat (KÖL-<br />
LE, 2001). Sulfat ist somit in nahezu allen Grundwässern nachweisbar, über geogene<br />
Referenzbereiche liegen in der Literatur jedoch auseinandergehende Angaben<br />
vor. SCHLEYER & KERNDORFF, 1992 (in PÄTSCH, 2007) geben als geogenen Normalbereich<br />
in Lockersedimenten zwischen 15 bis 105 mg/L an, nach MATTHEß liegt<br />
die obere Grenze bereits bei 30 mg/L. Höherer Sulfatgehalte dagegen sind typisch<br />
für gipshaltige Grundwasserleiter. Sulfat kann auch aus dem Abbau organischer<br />
Verbindungen stammen.<br />
Bei einem pyrithaltigen Grundwasserleiter im oxidierenden Milieu kommt es zu einer<br />
Sulfidoxidation und damit zu einer Erhöhung des Sulfatgehaltes im Grundwasser.<br />
Durch die Wechselwirkung mit Nitrat in einem reduzierenden Milieu kann die<br />
Sulfatkonzentration ebenfalls erhöht werden. So können hohe Sulfatkonzentrationen<br />
in reduzierten Grundwasserleitern Denitrifikationsvorgänge anzeigen.<br />
Nitrat<br />
Die Nitratbelastung des Grundwassers ist neben Freisetzungen nach Grünlandumbruch,<br />
Rodungen und Kahlschlägen, auf Stoffeinträge insbesondere der landwirtschaftlichen<br />
Bodennutzung (z.B. Stickstoffdünger) zurückzuführen. Oberflächennahe,<br />
belüftete Grundwässer weisen natürliche Nitratgehalte von meist 10 bis 15<br />
mg/L auf. Bei Nitratgehalten über <strong>25</strong> mg/L ist von stärkeren anthropogenen Einflüssen<br />
auszugehen. Ab wann von einer Belastung aus der Landwirtschaft ausgegangen<br />
werden kann, wird in der Literatur unterschiedlich bewertet.<br />
Schon ab regional auftretenden Nitratkonzentrationen > 10 mg/L ist eine Nitratbelastung<br />
durch anthropogenen Einfluss wahrscheinlich (SCHLEYER & KERNDORFF,<br />
1992; in PÄTSCH, 2007). Die Nitratbelastung des Grundwassers ist damit ein Indikator<br />
für anthropogene Einflüsse auf das Grundwasser. Der Umkehrschluss, dass<br />
nitratfreies Grundwasser in reduziertem Milieu nicht anthropogen belastet ist, ist<br />
jedoch nicht in jedem Fall zulässig.<br />
Endbericht - März 2009 60
5 Methoden<br />
5.1 Modellvorstellung<br />
Ausgehend von den in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Transportpfaden<br />
vom Pyrit in Boden und Grundwasserleiter, über das gelöste Eisen bis zum<br />
Ocker im Gewässer ist in Abb. 5-1 eine Modellvorstellung zum Eintrag dargestellt.<br />
Niederschlag<br />
Nutzfläche<br />
Sickerpfad<br />
Uferzone<br />
Pyrit<br />
Pyrit<br />
O 2<br />
Grundwasser nach Drainierung<br />
Fe 2+<br />
Grundwasser vor Drainierung<br />
Drainage<br />
Gewässer<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Denitrifikation<br />
NO 3<br />
-<br />
Fließpfade – in das Gewässer<br />
gelöstes Eisen<br />
Ockerschicht<br />
Fließpfad – unter dem Gewässer hindurch<br />
Sediment<br />
Abb. 5-1. Modellvorstellung zu Eisen – Transportpfaden in das Gewässer<br />
Diese Modellvorstellung war der Ausgangspunkt für die Überlegung zum Versuchsprogramm.<br />
Davon ausgehend wurde das Monitoringprogramm zur Gewinnung und<br />
Untersuchung von Wasser- und Bodenproben aufgelegt (vgl. Tab. 5-1).<br />
Endbericht - März 2009 61
5.2 Ermittlung von Gewässer- und Gesteinsparametern<br />
5.2.1 Monitoringprogramm - Zusammenstellung<br />
Tab. 5-1. Monitoringprogramm<br />
WAS WO Bezeichnung<br />
pH, LF, Temp., O 2 ,<br />
Gewässermessstelle<br />
Bissel<br />
in Abb 5-2<br />
WARUM<br />
Gebietsausgang – Messstelle<br />
zur Kalibrierung<br />
und zur Darstellung<br />
Sauerstoffgehalt<br />
pH, LF, Temp., O 2 , NO - 3 ,<br />
NH + 4 , Ca 2+ ,<br />
17 Lokationen Flusswasser<br />
2+ , Ortho-PO 4 , NO - 2 , Cl<br />
Mg 2+ , SO 2- 4 , Fe gesamt , Fe<br />
-<br />
Messprofile<br />
Fluss<br />
Wasserbeschaffenheit im<br />
Längsschnitt<br />
12 Lokationen Bodenwasser<br />
– Ungesättigte<br />
Zone<br />
11 Lokationen<br />
(3 Transekte)<br />
jeweils 5-7 Teufen<br />
Landwirtschaftliche<br />
Drainagen<br />
Messprofile<br />
UZ<br />
Messprofile<br />
GW<br />
Messprofile<br />
Drainage<br />
Wasserbeschaffenheit im<br />
lateralen Zufluss zur<br />
<strong>Lethe</strong><br />
zur teufendifferenzierten<br />
Abbildung der Grundwasserbeschaffenheit<br />
–<br />
lateraler Zufluss zur<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Zur Abbildung des Zuflusses<br />
aus Drainage<br />
Gesteinsproben<br />
TOC, Fe (Gesamt),<br />
Schwefel (Gesamt),<br />
Disulfid-Schwefel)<br />
Grundwasserleiterproben<br />
an 9 Lokationen<br />
(bilden 3 Transekte 1 )<br />
und 2 weiteren Lokationen<br />
Flusssedimentproben<br />
an 13 Lokationen<br />
Messprofile<br />
Sediment<br />
Abbildung des Stoffdepots<br />
für Denitrifikation<br />
Abbildung des Eisengehalts<br />
im Sediment<br />
Legende Tabelle:<br />
1 Transekt: Ein Transekt besteht aus 3 Probenahmestellen im Gewässer (– linkes Ufer, Gewässermitte,<br />
rechtes Ufer), einer Bohrung direkt am Gewässerufer sowie 2 weiteren Bohrungen<br />
im Hinterland (maximal 50 -100 m vom Gewässer entfernt).<br />
Die Messstellen der Transekte sind wie folgt bezeichnet:<br />
T1 – 1_1, 1_2, 1_3<br />
T2 – 5_1, 5_2, 5_3<br />
T3 – 3_1, 3_2, 3_2<br />
T1= Transekt 1 / 1_1=Bohrpunkt 1 an der Stelle 1(unmittelbare Gewässernähe)<br />
An diesen Lokationen wurden Wasser- und Gesteinsproben entnommen.<br />
Endbericht - März 2009 62
In Abb. 5-2 sind alle Lokationen der Probeentnahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong> dargestellt.<br />
Zusätzlich sind die für die Betrachtung von Transportwegen angelegten<br />
Transekte T1, T2 und T3 dargestellt. Hierbei handelt es sich um einen festgelegten<br />
Abschnitt aus der Landschaft entlang einer geraden Linie. Als Kriterium für die Lage<br />
der Transekte galt der Transportpfad von Eisen in das Gewässer (vgl. Modellvorstellung<br />
in Abb. 5-1).<br />
!.<br />
Messstelle Bissel<br />
¯<br />
T1<br />
T2<br />
T3<br />
Beverbruch<br />
#0 #I !. #<br />
#0<br />
#0<br />
#0#0#0 #I#I !. #<br />
#I #0 !. #<br />
#0#0#0 #I !. #<br />
#I#I !. #<br />
#I#I<br />
#<br />
#I#I<br />
!. #<br />
L 871<br />
Bissel<br />
Ahlhorner Teiche<br />
<strong>Lethe</strong>-Talsperre<br />
A 9<br />
T1 – Transekt 1 - Messstelle<br />
Bissel, linkes Ufer - Grünland<br />
T2 – Transekt 2 – an der<br />
Pumpstation, rechtes Ufer -<br />
Wald<br />
T3 – Transekt 3 – westl. Teich<br />
31, linkes Ufer - Acker<br />
!.<br />
Gut <strong>Lethe</strong><br />
#I#I !. #<br />
#0 !. #<br />
#I<br />
#<br />
Ahlhorn<br />
Legende<br />
B 213<br />
#I<br />
!. #<br />
#I<br />
!. #<br />
# <strong>Lethe</strong> Probenahmestellen<br />
#I Bodenwasser Probenahmestellen<br />
#0 Grundwasserleiter Probenahmestellen<br />
!. Sediment Probenahmestellen<br />
Wassersystem<br />
#I<br />
!. #<br />
#<br />
#<br />
Ahlhorner Dreieck<br />
Ahlhorner Teiche<br />
Zuleiter<br />
<strong>Lethe</strong><br />
<strong>Lethe</strong>schuh<br />
0 1000 2000 4000 Meter<br />
A 1<br />
Abb. 5-2. Lokationen der Probenahmestellen an der Oberen <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 63
Die 3 Transekte wurden als Musterprofile für die unterschiedlichen Nutzungen<br />
Wald, Acker und Grünland im Untersuchungsgebiet angelegt (vgl. Abb. 5-3 und<br />
Abb. 5-4).<br />
T1<br />
Lokale Grundwasser<br />
- Fließrichtung<br />
T2<br />
T3<br />
Abb. 5-3. Landnutzung (nach BÜK3114 – Boden-Übersichtskarte)<br />
Endbericht - März 2009 64
In diesen Musterprofilen sollten die Prozesse, die zur Verockerung im Gewässer<br />
über den Grundwasserpfad führen, abgebildet werden.<br />
T1<br />
Legende<br />
# Messstellen<br />
Wasserkoerper <strong>Lethe</strong><br />
Teiche<br />
Zuleiter<br />
Teiche - unterschiedlich farbig<br />
T2<br />
T3<br />
Abb. 5-4. Musterprofile im Untersuchungsgebiet Transekte T1, T2 und T3<br />
Endbericht - März 2009 65
<strong>25</strong><br />
Transekt 1 Messstellen<br />
1_3 1_2 1_1<br />
<strong>25</strong><br />
Transekt 1 Messstellen<br />
1_3 1_2 1_1<br />
24<br />
24<br />
23<br />
23<br />
22<br />
22<br />
Höhe [mNN]<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Höhe [mNN]<br />
21<br />
20<br />
19<br />
18<br />
<strong>Lethe</strong><br />
17<br />
17<br />
16<br />
16<br />
15<br />
3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />
Rechtswert X [m]<br />
15<br />
3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />
Rechtswert X [m]<br />
26<br />
Transekt 2 Messstellen<br />
5_1 5_2 5_3<br />
26<br />
Transekt 2 Messstellen<br />
5_1 5_2 5_3<br />
24<br />
24<br />
Höhe [mNN]<br />
22<br />
20<br />
18<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Höhe [mNN]<br />
22<br />
20<br />
18<br />
<strong>Lethe</strong><br />
16<br />
16<br />
3441050 3441100 3441150 3441200 3441<strong>25</strong>03441050 3441100 3441150 3441200 3441<strong>25</strong>0<br />
Rechtswert X [m]<br />
Rechtswert X [m]<br />
Transekt 3 Messstellen<br />
3_3 3_2 3_1<br />
Transekt 3 Messstellen<br />
3_3 3_2 3_1<br />
28<br />
28<br />
26<br />
26<br />
Höhe [mNN]<br />
24<br />
22<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Höhe [mNN]<br />
24<br />
22<br />
<strong>Lethe</strong><br />
20<br />
20<br />
3441000 3441050 3441100 3441150 3441200 3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />
Rechtswert X [m]<br />
Rechtswert X [m]<br />
Legende:<br />
+<br />
Geländemesspunkt Entnahmestelle Grundwasserprobe Entnahmestelle Gesteinsprobe<br />
Grundwasseroberfläche<br />
<strong>Lethe</strong>wasserspiegel<br />
Abb. 5-5. Schnittdarstellung der Transekte mit Darstellung der Teufenbereiche<br />
der Gesteins- und Grundwasserprobennahme<br />
Endbericht - März 2009 66
5.2.2 Monitoring - Gestein<br />
In jedem Transekt wurden entsprechend der Abb. 5-5 und der Tab. 5-1 Gesteinsbzw.<br />
Wasserproben aus den Kompartimenten ungesättigte Zone (Uferbereich),<br />
gesättigte Zone (Grundwasserleiter) und Flusssediment entnommen.<br />
Dazu mussten unterschiedliche Probenahmetechniken entwickelt bzw. angewendet<br />
werden. Für die Gesteinsprobennahme wurde wie in Tab. 5-2 beschrieben vorgegangen.<br />
Tab. 5-2. Vorgehensweise Gesteins- und Sedimentprobenahme<br />
Lokation Probenahme Erläuterung<br />
Ungesättigte Zone<br />
(Boden) & Grundwasserleiter<br />
Gewässer-<br />
Sediment<br />
Bohrung und Rammkernsondierung<br />
• Unterwasserprobenehmer<br />
• Sedimentfalle<br />
Rammkernequipement der Fa. Eijkelkamp,<br />
Durchmesser der Rammkernsonden<br />
D= 36 bis 100 mm<br />
Der Probenehmer zur Entnahme von<br />
Unterwasserproben enthält ein offen<br />
endendes Rohr. Darin ist ein Sauger<br />
montiert, der direkt mit einer Stange<br />
bedient werden kann, sodass die Probe<br />
in das offene Rohr „eingesaugt“<br />
wird. Nach dem Eindringen in das<br />
Flusssediment (Eindringtiefe ca. 1m),<br />
wird der Probenehmer über ein Seil<br />
wieder aus dem Sediment herausgezogen,<br />
der Verschlussmechanismus<br />
am Ende des Rohres schließt sich, die<br />
Sedimentprobe kann nach Verbringung<br />
an Land mittels des Gestänges<br />
aus dem Rohr gedrückt werden.<br />
Als Sedimentfalle wurde ein Labor-<br />
Trichter (Durchmesser 30 cm) verwendet.<br />
Die Auslauftülle war mit einem<br />
Sieb (Maschendurchmesser 63<br />
µm) verschlossen. Das Sieb wurde<br />
über den Grund geschleppt, so dass<br />
Material eingeschlämmt wurde. Dieses<br />
Material konnte an Land, nachdem<br />
das Wasser aus der Auslauftülle<br />
abgelaufen war, in Probenbehälter<br />
verpackt werden.<br />
Endbericht - März 2009 67
5.2.3 Monitoringprogramm - Wasser<br />
Das von DHI und dem OOWV aufgestellte Untersuchungsprogramm hat die Voraussetzungen<br />
geschaffen, um hier in einem ersten Schritt die notwendigen Probenahmen<br />
in Wasser und Gestein, deren chemische und physikalische Untersuchungen,<br />
die Interpretation von Ergebnissen, den Aufbau eines konzeptionellen Modells<br />
der Verockerung für den spezifischen Standort sowie den Aufbau eines numerischen<br />
Modells für die Kompartimente Grundwasser und Oberflächenwasser auszuführen.<br />
Dabei wurden zur Probennahme von Grund- und Bodenwasser ganz bewusst<br />
Methoden angewendet, die so zwar in der Forschung schon beschrieben<br />
wurden, aber eben noch keinen Eingang in DIN o.ä. Richtlinien gefunden haben.<br />
Sie hatten den Vorteil, die gewünschte Probe zu liefern und dabei in der Herstellung<br />
bei etwa einem fünftel der Kosten für eine herkömmliche Mehrfachbohrung zu<br />
liegen. Dabei wurde naturgemäß selbstverständlich stets peinlich genau darauf<br />
geachtet, dass eine Probe tiefengenau zugeordnet werden konnte. Da die Probenahme<br />
für das Projekt wichtig ist, ist sie an dieser Stelle eingehend dargestellt.<br />
Probenahme – Vorgehensweise<br />
Das Prinzip der Mehrfach-Messstelle ermöglicht eine teufendifferenzierte Beschreibung<br />
ausgewählter chemischer Parameter und ist in der ausgewählten Form Stand<br />
der Technik und zudem vom Bearbeiter in diversen Projekten erfolgreich zur Probenahme<br />
von Grundwasser in pleistozänen Sanden angewendet worden. Es ist eine<br />
vergleichsweise preiswerte Möglichkeit, teufengerechte Proben zu nehmen. Mit<br />
der hier verwendeten Methode konnten an 11 Messstellen in 70 Teufen Proben<br />
entnommen werden.<br />
An den Lokationen, die zur Aufnahme der Wasserbeschaffenheit ausgewählt wurden,<br />
wurde zunächst für jede Messstelle eine verrohrte Trockenbohrung zur Gewinnung<br />
von Gesteinsmaterial mit anschließendem Ausbau zu einer Mehrfachmessstelle<br />
nach dem Prinzip der teufengerechten Probenahme realisiert.<br />
Bei den anstehenden Sanden handelt es sich zudem überwiegend um Mittel- und<br />
Feinsande (siehe die Ergebnisse der Materialuntersuchungen im Anhang des <strong>Ergebnisbericht</strong>es).<br />
In einer Mittelsand-Feinsandumgebung in der gesättigten Zone, bei einem anstehenden<br />
hydraulischen Gradienten von i= 0.02 und 0.03 [-] (dieser ergab sich aus<br />
den Wasserstandsmessungen in den ausgebauten Bohrlöchern) kann sich ein<br />
durch den Erstellungsvorgang geschaffener Ringraum in einem Bohrloch mit einem<br />
Durchmesser von 100 mm in einem Zeitraum von 2-3 Wochen (Zeitraum zwischen<br />
Erstellung der Messstelle und Probennahme) wieder schließen. Der Druck durch<br />
das fließende Wasser transportiert dabei mit dem Wasser das Gesteinsmaterial und<br />
füllt die Hohlräume. Entscheidend für das Zusammenfallen des Bohrloches sind<br />
dabei letztendlich immer die aus der Bewegung des Wassers resultierenden (Strömungs-)<br />
Kräfte, die auf das Korngerüst des Erdstoffes übertragen werden. Da bei<br />
Endbericht - März 2009 68
olligen Lockergesteinen zwischen den einzelnen Bodenteilchen keine Bindungskräfte<br />
wirksam sind, die den angreifenden Strömungskräften entgegenwirken,<br />
können einzelne Bodenteilchen aus dem Kornverband herausgelöst und verlagert<br />
werden. Dabei kommt es sukzessive zu einem Nachfallen der Bodenteilchen in den<br />
Bohlraum so lange bis dieser wieder verfüllt ist. Genau solche Böden standen im<br />
Untersuchungsgebiet an.<br />
Sollten trotz des beschriebenen Mechanismus Hohlräume zurückbleiben, wurde der<br />
Ringraum mit Filterkies (0/2 mm) aufgefüllt. Die Füllung erfolgte über einen Trichter<br />
(Durchmesser 430 mm, Auslauf-Rohr 37 mm), an den ein bis in die Endteufe<br />
der Bohrung reichender flexibler Gummischlauch angeflanscht war. Das Filterkiesmaterial<br />
(gereinigter, von Zusatzstoffen freier DIN Sand) wurde dem Trichter zugegeben<br />
und rutschte durch den Gummischlauch in den Ringraum. Gleichzeitig<br />
wurde die Verrohrung langsam gezogen. Mit einem ca. 5 Meter langen Draht wurde<br />
die Lage der so geschütteten und teilweise durch den Zusammenfall des Bohrloches<br />
entstandenen Oberfläche abgepeilt.<br />
Wie bereits oben geschrieben, erfolgte die Probenahme erst 2-3 Wochen nach der<br />
Erstellung der so entwickelten Messstelle. So konnte gewährleistet werden, dass<br />
die Störung der Umgebung durch die Bohrung nach diesem Zeitraum wieder aufgehoben<br />
war, die natürliche Fließumgebung sich somit wieder eingestellt hatte.<br />
Als eine weitere Maßnahme zur Sicherstellung einer Probennahme, die Kreuzkontaminationen<br />
und Vermischungseffekte ausschließen kann, wurde auf die Entnahmeprozedur<br />
durch die Entnahmefilter wiederum besonders Wert gelegt.<br />
Das Entnahmeprinzip zeigt die unten dargestellte Abbildung 5.6.<br />
Endbericht - März 2009 69
Unterdruckpumpe<br />
Trägerrohr<br />
Geländeoberkante<br />
Grundwasseroberfläche<br />
-bar<br />
Transportschlauch<br />
Darstellung der<br />
ausgeführten Drei-<br />
Fach-Probennahme<br />
Glassammelflasche<br />
Filterelement -<br />
Skizze<br />
Parallelströmung<br />
Abb. 5-6. Abbildung der Probenahmeprozedur<br />
Über eine Vakuumpumpe wird in der Glassammelflasche ein Unterdruck erzeugt.<br />
Dieser wird an den Schlauch zum Entnahmefilter weitergegeben. Wasser wird aus<br />
dem vorgesehenen Teufenbereich in die Glassammelflasche gesogen. Um zu vermeiden,<br />
dass bei dem Saugvorgang auch Wasser aus anderen Teufenbereichen mit<br />
eingesogen wird, es also zu einer Vermischung kommt, wurden immer gleichzeitig<br />
oberhalb und unterhalb des zu beprobenden Horizontes (bei der letzten Teufe ging<br />
das natürlich nur oberhalb) ebenfalls eine Glassammelflasche aufgestellt und mit<br />
einem Unterdruck belegt. So wurden in insgesamt 3 Horizonten (bei der untersten<br />
Teufe also in 2 Horizonten) jeweils parallele Strömungen zum Entnahmeelement<br />
erzeugt. Es ist davon auszugehen, und dies zeigen auch die teilweise signifikant<br />
unterscheidbaren chemischen Beschaffenheiten der aus den einzelnen Horizonten<br />
entnommenen Proben, dass mit der so aufgebauten Messstelle und der so ausgeführten<br />
Probenahme eindeutig zu verortende Proben erhalten werden konnten.<br />
Die Messstellen wurden zwischen März 2008 und Juli 2008 beprobt. Dazu wurde in<br />
jeder Teufe ein Unterdruck angelegt der so eingestellt wurde, dass das Wasser<br />
möglichst „langsam” an die Oberfläche gesogen wurde. Es wurde grundsätzlich so<br />
verfahren, dass zunächst aus jeder Entnahmestelle 3 komplette Füllungen der<br />
Glassammelflaschen (jeweils 1 Liter) verworfen wurden. Damit wurde gewährleistet,<br />
dass kein abgestandenes Wasser als Probe entnommen wurde.<br />
Die Proben wurden dann unmittelbar im Gelände nach Filtration durch Zelluloseacetatfilter<br />
0,45/0,2 µm photospektrometisch analysiert.<br />
Endbericht - März 2009 70
Für die Entnahme von Wasserproben wurde entsprechend Tab. 5-3 vorgegangen.<br />
Tab. 5-3. Vorgehensweise Wasserprobennahme<br />
Lokation Probenahme Erläuterung<br />
Ungesättigte Zone<br />
(Bodenwasser)<br />
Mini-Saugkerzen der Fa.<br />
ecoTech Bonn<br />
Die Miniatur-Saugkerze besteht aus<br />
einem glasfaserverstärkten porösen<br />
Polymerschlauch (Durchmesser 2,5<br />
mm). Dieser ist mit einem Luer-Lock-<br />
Anschluss versehen und konnte so<br />
über eine Injektionsnadel mit einem<br />
Vakuumröhrchen verbunden werden.<br />
Es wurden sowohl Längen von 5 wie<br />
auch 10 cm verwendet.<br />
Kerze<br />
Material<br />
Porengröße<br />
Länge<br />
Durchmesser<br />
Verstärkung<br />
Poröses Polymer<br />
0,2 µm<br />
5 oder 10 cm<br />
2,5 mm<br />
Glasfiber oder V2A<br />
Mini Filter<br />
Schlauch Material<br />
Länge<br />
PVC<br />
10 cm<br />
Die Saugkerzen wurden an den Uferbereichen<br />
der <strong>Lethe</strong> in den Boden<br />
gedrückt. Eine Injektionsspritze wurde<br />
aufgezogen, so dass durch den<br />
entstehenden Unterdruck die Bodenlösung<br />
aus der ungesättigten Zone in<br />
die Injektionsspritze gesaugt wurde.<br />
Gesättigte Zone<br />
Insgesamt wurden 11 Bohrungen abgeteuft,<br />
von denen 9 zu Mehrfachmessstellen<br />
ausgebaut wurden. Dabei<br />
wurden Minifilter in unterschiedlichen<br />
Teufen eingesetzt. Über diese<br />
konnten über das Anlegen eines Unterdruckes<br />
Grundwasserproben an<br />
die Geländeoberfläche gesaugt werden.<br />
Filter: Material Poröser Vulkanstein,<br />
Länge: 4 cm, Durchmesser: 2cm.<br />
Ummantelung des Filters: Baumwollhülle<br />
mit Filtersand gefüllt<br />
Schlauch: PP, Durchmesser außen<br />
/innen: 6/4 mm<br />
Endbericht - März 2009 71
Fortsetzung Tabelle 5-3<br />
Lokation Probenahme Erläuterung<br />
Gesättigte Zone<br />
Mehrfachmessstelle<br />
An einem Trägerrohr (Durchmesser<br />
<strong>25</strong> mm) wurden mit Kabelbindern bis<br />
zu 7 Minifilter befestigt. Die vertikalen<br />
Abstände der Minifilter betrugen<br />
bis zu 50 cm.<br />
Von jedem Minifilter führt ein PP-<br />
Schlauch bis an die Geländeoberkante.<br />
Über diesen Schlauch wurden Wasserproben<br />
aus der entsprechenden<br />
Teufe entnommen.<br />
Alle Schläuche enden in einem verschließbaren<br />
Schutzrohr, ca. 50 cm<br />
über Gelände.<br />
Die Abb. 5-7 zeigt, wie der Transportpfad eines Wasserinhaltsstoffes über diese<br />
Probenahmekette abgebildet werden kann.<br />
Endbericht - März 2009 72
Gewässermessstelle Ortsteil Bissel<br />
Schöpfprobe<br />
Probenahme Flusswasser<br />
tiefengestaffelte Messstelle<br />
Probenahme Grundwasser<br />
aus 5 -7 Teufen (ET 5-9 m uGOK)<br />
Mini-Saugkerzen<br />
Probenahme Ungesättigte Zone (Bodenlösung)<br />
Abb. 5-7. Transekt mit Probenahmestellen – Prinzipskizze<br />
5.2.4 Monitoringprogramm – Obere <strong>Lethe</strong> – Ortsfeste Messstellen<br />
Das Aussagegebiet wurde nach Begehungen und Vorabuntersuchungen der Wasserqualität<br />
der <strong>Lethe</strong>, sowie nach hydraulischen Gesichtspunkten festgelegt. Entscheidend<br />
waren das Vorhandensein von Daten zur Wasserbeschaffenheit und zu<br />
Wasserspiegellagen, die als Randbedingungen im hydraulischen und stofflichen<br />
Modell zur Verfügung gestellt werden können. Zudem konnten durch die komplette<br />
Begehung der <strong>Lethe</strong> zwischen dem <strong>Lethe</strong>schuh (Quellgebiet), und der Botheschen<br />
Wassermühle die Bereiche der <strong>Lethe</strong> vor Ort festgestellt werden, an denen der Zutritt<br />
von Oberflächenwasser, bzw. Grundwasser in die <strong>Lethe</strong> sichtbar stattfindet.<br />
Als Bearbeitungsgebiet wurde der Verlauf der <strong>Lethe</strong> zwischen der Messstelle Gut<br />
<strong>Lethe</strong> (Abb. 5-8) und der Messstelle an der Brücke Bissel (Abb. 5-9) ausgewählt:<br />
Abb. 5-8. Messstelle Gut <strong>Lethe</strong> (Diese Messstelle wird vom NLWKN betrieben)<br />
Endbericht - März 2009 73
An der Messstelle Bissel wurde eine Gewässermesstelle als Gebietsausgangsmessstelle<br />
eingerichtet. Der Aufbau der Messstelle war zum 31.05.2007 abgeschlossen.<br />
Die Messstelle musste am 22.07.2008 noch einmal ausgetauscht werden, wegen<br />
herstellerseitiger Disfunktion.<br />
Abb. 5-9. Pegel Brücke Bissel<br />
Nachfolgend sind in einem Datenblatt die Lage und die Messwerte für die Messstelle<br />
bissel dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 74
Datenblatt Messstelle Bissel<br />
Gewässer<br />
Verbindungsgewässer<br />
Name der Messstelle<br />
<strong>Lethe</strong><br />
<strong>Hunte</strong><br />
Bissel<br />
Lage der Messstelle Topogr. Karte TK <strong>25</strong>: 3014<br />
Bissel, <strong>Lethe</strong>-Brücke, linkes Ufer, Großenknetener Straße<br />
Rechtswert<br />
Hochwert<br />
Lokation<br />
Betreiber<br />
Erhobene Messwerte<br />
Messstation<br />
3441100 m<br />
5868888 m<br />
Ortschaft Bissel, Gemeinde Großenkneten<br />
DHI für die <strong>Hunte</strong> Wasseracht<br />
Temperatur, Sauerstoff, pH-Wert, Leitfähigkeit, Wasserstand<br />
Online Gewässermessstelle mit Datenfernübertragung<br />
URL: http://www.seba-hydrocenter.de/projects/<br />
Benutzer: syke<br />
Passwort: ***<br />
Beginn Online -Messung 31.05.2007 /Neubau Messstelle am 20.07.2007<br />
Messzyklus<br />
Bemerkung<br />
2 Minuten<br />
Am 31.05. wurde nach Absprache mit dem NLWKN Brake-<br />
Oldenburg, der vorhandene Messpegel durch die Online –<br />
Messstelle ersetzt.<br />
Endbericht - März 2009 75
Bilder aus der Umgebung der Messstelle<br />
Blick nach Osten auf der L 871<br />
Blick auf die Brücke über die <strong>Lethe</strong><br />
(flussabwärts)<br />
Blick auf die alte Messstelle (links) und die neue Messstelle (rechts & unten)<br />
Endbericht - März 2009 76
6 Ergebnisse der Feld- und Laboruntersuchungen<br />
Ausgeführt wurden Feld- und Laboruntersuchungen gemäß Tab. 5-1, Kapitel 5.<br />
Die Felduntersuchungen bzw. die Probenahme wurden von DHI ausgeführt, die<br />
Untersuchungen am Gestein vom Labor für Umweltanalytik und Biotechnik GmbH,<br />
LUB, Fritz-Reuter-Str. 11 in 44651 Herne. Die Untersuchungen an den Wasserproben<br />
erfolgten in situ durch DHI mittels Hach-Lange Spektrophotometer DR 2800 –<br />
Küvettentests.<br />
6.1 Gestein<br />
6.1.1 Bachsedimente<br />
In der <strong>Lethe</strong> wurden an 3 Stellen im Querprofil Sedimentproben mittels Unterwasserprobenehmer<br />
(vgl. Tab. 5-2), sowie an einer Stelle mittels Sedimentfalle entnommen:<br />
• am linken Ufer – gekennzeichnet mit Kennziffer 1 (Teufe 1 m)<br />
• in der Bachmitte – gekennzeichnet mit Kennziffer 2 (Teufe 1 m)<br />
• am rechten Ufer – gekennzeichnet mit Kennziffer 3 (Teufe 1 m)<br />
• die Sedimentfalle wurde in Gewässerlängsrichtung mit einer transversalen Auslenkung<br />
von etwa 1 bis 2 m ca. 5 m am Grund entlang geschleppt –<br />
gekennzeichnet mit Kennziffer 4<br />
Sedimentfalle<br />
P 1-1<br />
P 1-3<br />
P 1-2<br />
Legende:<br />
P 1-1 : Probenahmestelle 1 – linkes Ufer<br />
P 1-2 : Probenahmestelle 2 – Mitte Bach<br />
P 1-3 : Probenahmestelle 3 – rechtes Ufer<br />
P 1-4 : Sedimentfalle – schlangenlinienförmig um die Gewässerlängsachse<br />
Abb. 6-1. Prinzipskizze der Sedimentprobenahme im Bachquerprofil<br />
Endbericht - März 2009 77
Die Tab. 6-1 zeigt die Probenbezeichnungen, die Prüfparameter und die Ergebnisse<br />
der Laboruntersuchungen. Die Messpunkte sind dabei beginnend mit dem südlichsten<br />
Messpunkt (P16) bis zum nördlichsten Messpunkt (P21) aufsteigend dargestellt.<br />
Tab. 6-1. Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen an Sedimentmaterial der <strong>Lethe</strong><br />
Probenbez.<br />
Lokation Material Eisen-<br />
Gesamt<br />
Schwefel-<br />
Gesamt<br />
Disulfid-S<br />
Bemerkungen<br />
Probennr.<br />
Pi mg/kg mg/kg mg/kg<br />
P S 16 Südlichster<br />
Messpunkt<br />
P S 10<br />
P S 14<br />
P S 4<br />
16_1 2300 10
Fortsetzung Tab. 6-1<br />
Probenbez.<br />
Lokation Material Eisen-<br />
Probennr.<br />
P S 6<br />
P S 3<br />
P S 5<br />
P S 2<br />
Gesamt<br />
Schwefel-<br />
Gesamt<br />
Disulfid-S<br />
Pi mg/kg mg/kg mg/kg<br />
6_1 1100 43
Die Abb. 6-2 zeigt die Lage der Probenahmestellen entlang der Längsachse der<br />
<strong>Lethe</strong>.<br />
Abb. 6-2. Sediment - Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 80
Die Ergebnisse für den Parameter Gesamt-Eisen im Sediment zeigen deutlich,<br />
dass das Sediment der <strong>Lethe</strong> bis zum Talsperrensystem weniger Eisen enthält<br />
als die <strong>Lethe</strong> unterhalb des Talsperrensystems (vgl. Tab. 6-2).<br />
Tab. 6-2. Vergleich der Mittelwerte im Eisen-Gesamt-Gehalt in der <strong>Lethe</strong> oberhalb<br />
/ unterhalb des Talsperrensystems <strong>Lethe</strong><br />
Lokation<br />
Anzahl der Messwerte<br />
im Sediment<br />
Mittelwert<br />
Eisen –Gesamt<br />
[mg/kg]<br />
<strong>Lethe</strong> bis Talsperre<br />
n=19 C=1700 mg/kg<br />
(ohne Drainagegraben)<br />
Unterhalb der Talsperre n=26 C=9200 mg/kg<br />
Drainagegraben n=3 C=76000 mg/kg<br />
Besonders auffällig sind hierbei die stark ansteigenden Werte im Sediment,<br />
je weiter nördlich die Proben entnommen worden sind.<br />
Dabei werden die Unterschiede im Eisengehalt zwischen den mit der Sedimentfalle<br />
gewonnenen Proben – erhalten aus der lockeren, nicht verfestigten etwa 15-30 cm<br />
mächtigen Schicht – und den mit dem Unterwasserprobennehmer erhaltenen Proben<br />
– Mischprobe aus einer etwa bis zu 1 m mächtigen teilweise verfestigten<br />
Schicht – immer geringer.<br />
Insgesamt sind die unterhalb des Talsperrensystems erhaltenen Werte im Sediment<br />
etwa um den Faktor 4 höher, als die oberhalb des Talsperrensystems erhaltenen<br />
Werte. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um einen zusätzlichen Eintrag<br />
von Eisen handelt, aus lateral dem Gewässer zugehendem Eisen und in der<br />
Folge davon um eine Anreicherung von Eisen im Gewässer mit stattfindender Sedimentation<br />
als Eisenocker.<br />
Diese Ergebnisse und der Vergleich sind im Kapitel Diskussion und Szenarien, Kapitel<br />
8 dargestellt.<br />
6.1.2 Boden und Grundwasserleiter<br />
Im Untersuchungsgebiet wurden an insgesamt 11 Lokationen Bohrungen abgeteuft,<br />
die dabei gewonnenen Gesteinsproben i.d.R. als Mischproben mit 0,5 m Länge<br />
in Probenahmebehälter verpackt und entsprechend der Angaben in Tab. 5-1<br />
analysiert. In Tab. 6-3 ist eine Übersicht der Bohrungen gegeben, die auch zeigt,<br />
in welcher Teufe die Bohrungen mit Minifiltern zur Entnahme von Grundwasser<br />
ausgebaut wurden.<br />
Endbericht - März 2009 81
Tab. 6-3. Übersicht über Bohrungen und Lage der Minifilter in des zu Grundwassermessstellen<br />
ausgebauten Bohrungen<br />
Brunnen Bezeichnung<br />
1_1 1_2 1_3 2 5_1 5_2 5_3 3_1 3_2 3_3 4<br />
ET m 2.6 7 7 4 3.6 6 6.2 4 6.2 5.6 2.6<br />
GOK mNN 20.6 22.8 24.4 23.0 22.8 24.4 <strong>25</strong>.9 24.5 28.2 28.4 34.4<br />
GW<br />
Abstich m uGOK<br />
0.7 0.8 1.6 0.5 1.6 1.8 2 0.8 3.1 3.1 0.9<br />
WSP mNN 19.9 22.0 22.8 22.5 21.2 22.6 23.9 23.7 <strong>25</strong>.1 <strong>25</strong>.3 33.5<br />
Lage der Minifilter muGOK<br />
Filter 1 2.4 7 7 3.9 3.35 6.2 6.2 4 6.2 5.6 2.5<br />
Filter 2 2.1 6.5 6.5 2.9 3.05 5.7 5.7 3.5 5.7 5.1 2.2<br />
Filter 3 1.8 6 6 2.6 2.75 5.2 5.2 3 5.2 4.6 1.9<br />
Filter 4 1.5 5.5 5.5 2.3 2.35 4.7 4.7 2.5 4.7 4.1 1.6<br />
Filter 5 1.2 5 5 2 2.05 4.2 4.2 2 4.2 3.1<br />
Filter 6 4.5 4.5 1.7 3.7 3.7 1.5 3.7 2.6<br />
Filter 7 4 4 3.2 3.2 3.2 3.6<br />
Legende zu Tab. 6-3:<br />
Et = Endteufe in m unter Ansatzpunkt<br />
GOK = Geländeoberkante<br />
GW = Grundwasser<br />
WSP = Wasserspiegel<br />
Die fett umrandeten Bohrungen 1, 5, und 3 sind in den Transekten lokalisiert.<br />
Die Lage der Bohrungen gibt Abb. 6-3 wieder.<br />
Endbericht - März 2009 82
Detail -<br />
siehe<br />
Abb. 6-4<br />
Abb. 6-3. Bohrungen und Probenahmestellen für Boden und Aquifer-Gestein entlang<br />
der <strong>Lethe</strong><br />
Die Bohrungen der Lokationen 1, 3 und 5 sind hierbei Teil der Transekte T1, T2, T3<br />
(vgl. auch Abbildung 5-2 und Abb. 6-4):<br />
Endbericht - März 2009 83
Bohrungen in T1:<br />
1_1<br />
1_2<br />
1_3<br />
Bohrungen in T2:<br />
5_1 5_2<br />
5_3<br />
Bohrungen in T3:<br />
3_3<br />
3_2<br />
3_1<br />
Abb. 6-4. Bohrungen der Transekte T1, T2 und T3 (Detail aus Abb. 6-3)<br />
Die Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen sind in der nachfolgenden Tab. 6-4<br />
dargestellt.<br />
Legende zu Tabelle 6-4:<br />
B = Material aus Bohrung<br />
GP = Gesteinsprobe<br />
T = Teichproben<br />
TS = Teichsediment<br />
Entnahmetiefe = -1m uGOK bedeutet 1 m unterhalb der Geländeoberkante<br />
Endbericht - März 2009 84
Tab. 6-4. Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen<br />
Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-<br />
Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt Schwefel<br />
Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />
B GP 1<br />
1_1 -1 51000 84
Fortsetzung der Tabelle 6-4 – Seite 2<br />
Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-S<br />
Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt<br />
Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />
B GP 3_2<br />
3_2_1 0-0.2 2400 94
Fortsetzung der Tabelle 6-4 – Seite 3<br />
Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-S<br />
Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt<br />
Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />
B GP 5_1<br />
5_1_1 -0.3 930 22
Eine statistische Auswertung der Ergebnisse zeigt Tab. 6-5.<br />
Tab. 6-5. Statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse - Gestein<br />
Parameter<br />
Anzahl der<br />
Messwerte<br />
MW Max. Min. Std.abw.<br />
Eisen-<br />
Gesamt<br />
[mg/kg]<br />
Schwefel –<br />
Gesamt<br />
[mg/kg]<br />
76 2900 19700 1 320 3275<br />
89 <strong>25</strong>0 4800 22 750<br />
Disulfid-<br />
Schwefel<br />
13 / 8<strong>25</strong>/<br />
89 2 166<br />
3200 120/<br />
50<br />
950 /<br />
451<br />
Legende zu Tab. 6-5:<br />
1 = ohne die Maximalwerte in den Proben 1_1 und 3_1_3 (51000 und 57000)<br />
Hier wurden entweder besonders hohe Konzentrationen evtl. Raseneisenerz (vgl.<br />
Ausführungen in Kapitel 4 hierzu) erbohrt und analysiert, oder es handelt sich um<br />
einen Messfehler. Die Nicht-Berücksichtigung bei der Einschätzung der Maximalwerte<br />
ist gerechtfertigt, da es ich um 2 Messwerte von 76 handelt = 2.6 % aller<br />
Messwerte.<br />
2 = mit Berücksichtigung der Werte < 100 mg/kg (= 89 Messwerte), sie wurden in<br />
der Mittelwertbestimmung als 50 mg/kg angesetzt<br />
MW = arithmetischer Mittelwert<br />
Max. = Maximalwert<br />
Min. = Minimalwert<br />
Std.abw. = Standardabweichung<br />
Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt (vgl. Tab. 6-2), sind die mittleren<br />
Eisengehalte im Boden und Aquifergestein mit 2900 mg/kg nur bei etwa<br />
einem Drittel der Eisengehalte, die im Flusssediment unterhalb des Talsperrensystems<br />
ermittelt wurden. Mithin ein deutlicher Beleg für die Anreicherung<br />
von Eisen im Sediment entlang dieses Bereichs der <strong>Lethe</strong>.<br />
Endbericht - März 2009 88
Auffällig sind die ermittelten Spannweiten der Eisengehalte in einzelnen Bohrungen,<br />
besonders Bohrung 5_2 und 5_3. Hier wurden die höchsten Eisengehalte aller<br />
Bohrungen ermittelt. Die übrigen Bohrungen zeigen ein mehr oder weniger gleichartigen<br />
Aufbau. Einzig die Bohrung 4 oberhalb des Talsperrensystems zeigt im Mittel<br />
geringere Eisengehalte, die allerdings gut zu den Eisenghalten passen, die im<br />
Sediment der <strong>Lethe</strong> an dieser Stelle gefunden wurden (Sediment <strong>Lethe</strong> an Probenahmestelle<br />
4:1300 mg/kg vs. 700 mg/kg im Mittel im Aquifergestein an dieser<br />
Lokation).<br />
Eher unauffällig sind die Werte der Schwefelspezies. Sie liegen in Bereichen, die so<br />
in diesen Tiefen in ähnlichen Größenordnungen auch in anderen pleistozänen<br />
Grundwasserleitern gefunden wurden, z.B. ganz in der Nähe im Grundwasserleiter<br />
Thülsfelde (vgl. PÄTSCH, 2006).<br />
Auffällig sind die hohen Werte in Bohrung 5_1 (Probe 5_1_6: 4800 mg/kg Schwefel-Gesamt)<br />
und 3_1 (Proben 3_1_2 bis 3_1_6 mit 830 bis 4100 mg/kg Schwefel-<br />
Gesamt). Der Schwefel besteht überwiegend aus Disulfidschwefel, mithin Eisenschwefel<br />
(Korrelation zwischen Gesamt-Schwefel und Disulfidschwefel, vgl. Abb.<br />
6-5).<br />
Korrelation S-Ges - Disulfid-S<br />
3500<br />
Disulfid-S [mg/kg]<br />
3000<br />
<strong>25</strong>00<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
y = 0.5654x + 55.988<br />
R 2 = 0.9011<br />
500<br />
0<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000<br />
S-Ges [mg/kg]<br />
Abb. 6-5. Korrelation zwischen Schwefel-Gesamt-Gehalt und Disulfid-Schwefel-<br />
Gehalt<br />
Die Auswertung der Teichsedimentproben (in Tab. 6-4 mit T gekennzeichnet) ergab<br />
keine besonderen Ergebnisse. Zwar sind im oberen Sedimentbereich mit<br />
3000mg/kg Eisen die höchsten Werte erreicht, der Wert liegt jedoch im Bereich<br />
des Mittelwertes aller Proben. Interessant ist jedoch die Spannweite zwischen 3000<br />
mg/kg in einem Sedimentbereich von 0-0,3 m und 1800 mg/kg in dem darunter<br />
liegenden Bereich. Hier könnte bereits eine Anreicherung stattgefunden haben,<br />
wenn diese auch in einem Bereich liegt, der dem Mittelwert aller Proben entspricht.<br />
Hier sind weitere Untersuchungen sinnvoll.<br />
Endbericht - März 2009 89
6.2 Gewässer<br />
Die Probenahme für Wasserinhaltsstoffe erfolgte gemäß Tab. 5-1 im Flusswasser<br />
der <strong>Lethe</strong> (17 Lokationen), im Bodenwasser der ungesättigten Zone (12 Lokationen)<br />
im Grundwasser (11 Lokationen – insgesamt 68 Filterelemente) und an<br />
3 landwirtschaftlichen Drainagen.<br />
6.2.1 <strong>Lethe</strong><br />
Die Abb. 6-6 zeigt die Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong>.<br />
Abb. 6-6. Probenahmestellen für Flusswasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 90
Die Tab. 6-6 zeigt die Ergebnisse der Analysen am Flusswasser der <strong>Lethe</strong>, aufgetragen<br />
von Süden nach Norden.<br />
Tab. 6-6. Ergebnisse der Wasseruntersuchungen in der <strong>Lethe</strong><br />
Messpunkt<br />
Wassertemperatur<br />
Leitfahigkeit<br />
pH<br />
Sauerstoff<br />
Eisen<br />
Eisen_zwei<br />
Nitrat NO3 -<br />
Ammonium NH4 +<br />
Chlorid<br />
Phosphat_ortho<br />
Sulfat 1<br />
Gesamtharte<br />
Kalzium<br />
Magnesium<br />
Bemerkungen<br />
Nr. °C<br />
µS/cm -<br />
mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />
18 13.2 292 6.4 7.9 0.1 0.1 72 0.07 30.6 0.05 >20<br />
16 11.4 262 6.9 9.6 0.1 0.1 59 0.08 23.9 1.4 >20<br />
19 13.2 183 6.6 7.6 0.1 0.1 21 0.09 29.4 0.01 >20<br />
10 12.6 207 6.4 5.8 0.3 0.1 26 0.1 21.4 0.05 >20<br />
14 12.6 223 6.7 9 0.2 0.15 41 0.13 28.4 0.07 15<br />
9 12.2 210 6.5 8 0.5 0.4 27 0.001 24.6 0.4 4.8<br />
4 14.9 207 7 9 0.2 0.2 31 0.004 <strong>25</strong>.1 0.05 >20 - - -<br />
12 2 15 147 5.6 5 2.2 2.1 10 0.26 19.8 0.06 2 5.9 11.8<br />
8 13.2 151 6.9 8 0.5 0.4 12 0.005 20 0.7 7.2<br />
7 12.7 154 6.4 8 0.9 0.7 9 0.003 20 0.05 10.5<br />
6 10 149 6.5 8 1.0 0.8 8 0.17 20 0.09 14.1<br />
3 14.5 143 6.9 6.5 2.2 1.6 2 0.004 31.3 0.08 >20 1.8 12.9 5.4<br />
2 15.1 145 6.7 6.8 2.2 1.7 1 0.03 20 0.11 >20 - - -<br />
2 15.1 144 6.5 8 1.4 1.3 3 0.2 19.1 0.1 >20<br />
5 15.1 143 7.0 6.5 1.5 1.4 21 0.003 19.3 0.5 >20 1.2 - -<br />
1 16.6 159 6.3 7.2 1.0 0.7 19 0.03 19.9 0.5 7.2 1.3 - -<br />
1 13.2 157 7 8 1 0.9 4 0.2 17.9 0.4 8<br />
1 14.2 153 7 8.5 1 0.8 9 0.08 19.5 0.4 10<br />
20 13.4 168 7.1 9.6 0.2 0.2 9 0.3 22.3 0.01 >20<br />
Legende:<br />
<strong>Lethe</strong>schuh<br />
<strong>Lethe</strong><br />
<strong>Lethe</strong><br />
Oberhalb Talsperrensystem<br />
Unterhalb Talsperrensystem<br />
Sulfat 1 = Sulfat konnte nur bis zu einer Maximalkonzentration von 20 mg/l gemessen<br />
werden.<br />
12 2 = Messung in Zuleitungskanal zur <strong>Lethe</strong> – der überwiegend mit Drainagewasser<br />
gespeist wird.<br />
1.4 = sehr hoher Wert, der auch in 2 Wiederholungsmessungen erhalten wurde, es<br />
konnte jedoch dafür keine Erklärung gefunden werden.<br />
Endbericht - März 2009 91
Die Ergebnisse der Gewässeruntersuchungen zeigen wie auch schon bei<br />
den Sedimentuntersuchungen eine eindeutige Zweiteilung – oberhalb des<br />
Talsperrensystems und unterhalb des Talsperrensystems.<br />
Im <strong>Lethe</strong>schuh bis zum Talsperrensystem sind die Eisengehalte mit 0,1 bis 0,3<br />
mg/l Fe 2+ entsprechend der Einordnung in Kapitel 4.2 als für die Forellenzucht zu<br />
hoch. Die Werte liegen jedoch knapp unterhalb der weiteren in der Infobox zusammengestellten<br />
Werte.<br />
INFOBOX C: – Zusammenstellung von<br />
Grenzwerten<br />
Fe 2+<br />
Konzentrationen<br />
in der Forellenzucht<br />
Unterhalb des Talsperrensystems bleiben die Nitratgehalte mit 10 mg/L auf konstant<br />
niedrigem Niveau bis zum Ausgang des Untersuchungsgebietes. Lediglich an<br />
zwei Messstellen kam es mit 21 mg/L NO - 3 und 19 mg/L NO - 3 zu erhöhten Nitratwerten.<br />
Nitrat [mg/L] im Flusswasser<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Lagekoordinaten Y [m] der<br />
Talsperre <strong>Lethe</strong><br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
5858000<br />
5860000<br />
5862000<br />
5864000<br />
5866000<br />
5868000<br />
Nitrat [mg/L]<br />
5870000<br />
5872000<br />
5874000<br />
Y [m]<br />
Abb. 6-7. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Flusswasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Ebenfalls auf eine Zonierung deuten die Ortho-Phosphat-gehalte hin. Sie liegen<br />
oberhalb des Talsperrensystems bei im Mittel bei 0,1 mg/L Ortho-Phosphat, unterhalb<br />
des Talsperrensystems bei etwa 0,3 mg/L. In natürlich belasteten Gewässern<br />
ist anorganisch gebundenes Phosphat nur in Spuren vorhanden, weil es z.B. von<br />
Algen schnell aufgenommen wird und sich im Boden mit Eisen bindet. Die höheren<br />
Phosphatgehalte könnten auf im Boden an Eisen gebundenes Phosphat, das dem<br />
Gewässer lateral mit Grund-/ Bodenwasser zuströmt, zurückzuführen sein.<br />
Die Auftragung der Eisenkonzentrationen über den Gewässerlängskoordinaten im<br />
Vergleich zu den Eisenkonzentrationen im Sediment (vgl. Abb. 6-8) zeigt diese<br />
Zweiteilung noch einmal ganz deutlich.<br />
Endbericht - März 2009 93
Eisen_zwei in der <strong>Lethe</strong><br />
2.5<br />
mg/l<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
5858000<br />
5860000<br />
5862000<br />
5864000<br />
5866000<br />
5868000<br />
5870000<br />
5872000<br />
5874000<br />
m<br />
Eisengehalte im Sediment<br />
30000<br />
Eisen-Gesamt [mg/kg]<br />
<strong>25</strong>000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
Drainagegraben<br />
Drainagegraben:<br />
Im Sediment:<br />
76.000 mg/kg<br />
5000<br />
0<br />
5858000<br />
5860000<br />
5862000<br />
5864000<br />
5866000<br />
5868000<br />
5870000<br />
5872000<br />
5874000<br />
Y [m]<br />
Abb. 6-8. Vergleich der Eisen-zwei – Konzentrationen in der <strong>Lethe</strong> mit den gefundenen<br />
Eisen-Gesamtgehalten im Sediment der <strong>Lethe</strong><br />
Die gefundenen Eisenkonzentrationen im Flusswasser korrelieren mit den Eisengehalten<br />
im Sediment oberhalb des Talsperrensystems. Die Grenze ist hier ungefähr<br />
mit der Koordinate [Y] = 5866000 angegeben, was etwa der Lokation direkt<br />
hinter der Staumauer der <strong>Lethe</strong>talsperre entspricht.<br />
Die Sauerstoffwerte sind bis auf eine Ausnahme (Messpunkt 10) als ausreichend<br />
hoch zu bezeichnen.<br />
Die gemeinsame Betrachtung der Eisengehalte im Sediment und der Eisen-zwei –<br />
Konzentrationen in der <strong>Lethe</strong> belegen, dass die hohen Eisengehalte im Sediment<br />
auf Anreicherungen zurückzuführen sind. Diese wiederum sind auf einen anhaltende<br />
lateralen Zustrom von Eisen aus dem Grund- / bzw. Bodenwasser zurückzuführen.<br />
Die Ergebnisse der Untersuchungen des Grund- / Bodenwassers geben dafür<br />
eindeutige Hinweise (vgl. Kapitel 6.2.2).<br />
Endbericht - März 2009 94
6.2.2 Grundwasser<br />
Die Ergebnisse der Analyse der Grundwasserproben, die entsprechend der Angaben<br />
in Tab. 5-1 und Tab. 6-3 entnommen und analysiert wurden, zeigt Tabelle 6-8.<br />
Die Lokationen der Entnahmestellen entsprechen den Lokationen der Bohrungen<br />
(vgl. Abb. 6-3).<br />
Legende zu Tabelle 6-8:<br />
n.n = nicht nachweisbar; n.b. = nicht bestimmt<br />
1 Nitrat = Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze von
Fortsetzung Tabelle 6-8 –Seite 2<br />
Messpunkt<br />
Tiefe m uGOK<br />
Leitfahigkeit<br />
pH<br />
Sauerstoff<br />
Eisen<br />
Eisen II<br />
Nitrat<br />
Ammonium<br />
Nitrit<br />
Chlorid<br />
Wassertemperatur<br />
Ortho-<br />
Phosphat<br />
Sulfat<br />
Kalium<br />
Nickel<br />
Kalzium<br />
Magnesium<br />
Nr. m °C µS/cm - Mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />
2 2 17.8 182 5.9 1 9.6 8.8 4 0.01 n.n. 30.2 0.91 <strong>25</strong> n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
2 2.3 15.3 169 6.2 2 9.7 8.5 3 0.02 n.n. 20.4 n.b. 30 n.b. n.b. 11.4 n.b.<br />
2 2.6 20.4 151 6.2 2 8.0 7.3 1 0.03 n.n. 19.7 2.04 32 n.b. n.b. 17.4 n.b.<br />
2 2.9 19.8 135 6.1 2 5.2 4.9 1 0.01 n.n. 17.2 1.49 39 n.b. n.b. 12.3 n.b.<br />
2 3.9 16.8 141 6.2 2 8.0 7.1 3 0.06 n.n. 32.5 1.23 35 n.b. n.b. 9.3 n.b.<br />
3 1 15.8 157 6.8 2 4.2 3.8 1 0.01 n.n. <strong>25</strong>.9 0.14 35 n.b. n.b. 13.7 n.b.<br />
3 1.5 14 131 6.5 3 3.5 3.3 1 0.01 n.n. 20.1 n.b. 36 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3 2 14 124 6.0 1 3.6 3.4 1 0.01 n.n. 19.9 n.b. 31 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3 2.5 15.5 145 6.6 4 5.1 4.6 1 0.01 n.n. 20.9 0.07 28 n.b. n.b. 11.5 n.b.<br />
3 3 13.4 169 6.8 2 7.7 7.0 1 0.01 n.n. 22.6 0.24 31 n.b. n.b. 17.1 n.b.<br />
3 3.5 13.2 175 6.8 1 8.5 7.7 1 0.01 n.n. 17.5 0.38 <strong>25</strong> n.b. n.b. 15.9 6.8<br />
3 4 13.8 172 6.8 2 8.4 5.8 1 0.01 n.n. 27.4 0.38 34 n.b. n.b. 7.5 12.0<br />
3_2 3.2 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_2 3.7 9.9 322 4.6 4 0.4 0.4 95 0.06 0.13 17.8 n.b. 19 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_2 4.2 10 295 5.9 4 0.9 0.9 49 0.14 0.56 20.3 n.b. 43 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_2 4.7 9.5 6.6 4 0.3 0.3 20 0.06 n.n. 8 n.b. 22 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_2 5.2 10.1 154 6.3 3 0.3 0.3 15 0.12 n.n. 12 n.b. 4 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_2 5.7 9.4 133 6.9 3 1.0 0.9 3 0.21 n.n. 13.7 n.b. 18 n.b. n.b. 12.2 7.1<br />
3_2 6.2 10.1 135 6.8 2 0.2 0.2 1 0.08 n.n. 6.7 n.b. 17 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_3 2.6 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_3 3.1 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_3 3.6 10 184 4.7 5 0.4 0.4 5 0.10 0.16 35.9 n.b. 5 n.b. n.b. 8.7 2.6<br />
3_3 4.1 10.2 122 4.9 5 0.3 0.3 19 0.05 n.n. 15 n.b. 5 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_3 4.6 10.5 183 5.0 7 0.2 0.1 42 0.03 n.n. 13.8 n.b. 5 n.b. n.b. 14.9 n.b.<br />
3_3 5.1 10.1 301 5.1 6 0.2 0.2 97 0.03 0.06 13.2 n.b. 8 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
3_3 5.6 10.4 437 5.0 4 0.3 0.3 177 0.04 n.n. 15.5 n.b. 10 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
4 1.6 16 174 6.1 3 0.5 0.5 2 0.01 n.n. 17 0.08 32 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
4 1.9 16.9 98 6.5 3 1.8 1.8 1 0.05 n.n. 19.1 0.12 28 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
4 2.2 15.1 128 6.2 3 3.4 3.3 2 0.08 n.n. 24.2 0.13 <strong>25</strong> n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
4 2.5 17 81 6.4 2 3.0 3.0 2 0.33 n.n. 17 0.17 31 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
Endbericht - März 2009 96
Fortsetzung Tabelle 6-8 –Seite 3<br />
Messpunkt<br />
Tiefe m uGOK<br />
Leitfahigkeit<br />
pH<br />
Sauerstoff<br />
Eisen<br />
Eisen II<br />
Nitrat<br />
Ammonium<br />
Nitrit<br />
Chlorid<br />
Wassertemperatur<br />
Ortho-<br />
Phosphat<br />
Sulfat<br />
Kalium<br />
Nickel<br />
Kalzium<br />
Magnesium<br />
Nr. m °C µS/cm - mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />
5 1.45 12.5 113 5.8 5 3.6 3.4 1 0.01 n.n. 15 0.08 32 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 1.75 12.3 113 5.9 5 3.9 3.6 1 0.01 n.n. 14 0.10 38 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 2.05 11.9 113 5.8 4 3.7 3.4 1 0.01 n.n. <strong>25</strong>.6 0.19 39 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 2.35 12.6 113 6.1 3 3.7 3.5 1 0.01 n.n. 14.6 0.22 35 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 2.75 12.8 112 5.9 3 3.7 3.4 1 0.01 n.n. 14 0.26 33 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 3.05 12.2 113 5.9 3 4.0 3.8 1 0.01 n.n. 14.7 0.08 37 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5 3.35 13.5 112 6.2 4 4.3 4.1 1 0.01 n.n. 14.9 1.14 29 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />
5_2 3.2 10.9 155 5.6 4 3.4 3.4 4 0.01 n.n. <strong>25</strong>.4 0.10 53 2.5
Messstellengruppe 1<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Messstellengruppe 3<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-9. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />
Messstellen der Lokation 1 und 3 (Grundwasser gebildet unter Acker)<br />
Diese erhöhten Nitratkonzentrationen treten örtlich eng begrenzt auf. Ab einer Tiefe<br />
von 3 m uGOK steigen sie auf Maximalwerte bis zu 210 mg/L Nitrat an. Ab 6 m<br />
Tiefe gehen sie zurück auf Werte unterhalb der Nachweisgrenze. Es können keine<br />
Aussagen darüber getroffen werden, wie sich die Nitratkonzentration unterhalb<br />
dieser Tiefen entwickelt.<br />
Im Gegensatz dazu zeigt das oberflächennahe Grundwasser in den Messstellen,<br />
denen Grundwasser zuströmt, das unter Wald gebildet wurde, keine hohen Nitratkonzentrationen,<br />
dieses Wasser ist praktisch nitratfrei (vgl. Abb. 6-10). Lediglich in<br />
einer Teufe (Messstelle 5_2, Teufe 5,2 m uGOK) wurde 9 mg/L Nitrat nachgewiesen.<br />
Endbericht - März 2009 98
Messstellengruppe 5<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-10. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />
Messstellen der Lokation 5 (Grundwasser, gebildet unter Wald)<br />
Messstelle 2<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-11. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />
Messstellen der Lokation 2<br />
Ebenfalls nitratfrei ist das oberflächennahe Grundwasser in den Lokationen 2 und 4<br />
(vgl. Abb. 6-10 und 6-11).<br />
Endbericht - März 2009 99
Messstelle 4<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-12. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />
Messstellen der Lokation 4<br />
Für den Parameter Eisen-zwei sind die entsprechenden Daten in den folgenden Abbildungen<br />
dargestellt.<br />
Messstellengruppe 1<br />
Eisen - zwei [mg/L]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-13. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />
den Messstellen der Lokation 1<br />
Endbericht - März 2009 100
Messstellengruppe 3<br />
Eisen-zwei [mg/L]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-14. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />
den Messstellen der Lokation 3<br />
Messstellengruppe 5<br />
Nitrat [mg/L]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-15. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />
den Messstellen der Lokation 5<br />
Endbericht - März 2009 101
Messstelle 2<br />
Eisen - zwei [mg/L]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-16. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />
den Messstellen der Lokation 2<br />
Messstelle 4<br />
Eisen-zwei [mg/L]<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Tiefe [m uGOK]<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
-9<br />
-10<br />
Abb. 6-17. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />
den Messstellen der Lokation 4<br />
Im oberflächennahen Grundwasser werden mit bis zu 10 mg/L Eisen (etwa 9 mg/L<br />
Eisen-zwei) sehr hohe Konzentrationen ermittelt. Die Tab. 6-8 zeigt die statistische<br />
Auswertung ausgewählter Parameter zur Grundwasserbeschaffenheit.<br />
Danach zeigen die beobachteten Werte für einen Großteil der Messpunkte einen<br />
reduzierten Bereich an.<br />
Endbericht - März 2009 102
Tab. 6-8. Statistische Auswertung ausgewählter Parameter zur Grundwasserbeschaffenheit<br />
Parameter<br />
Sauerstoff<br />
[mg/L]<br />
Eisen, gesamt<br />
[mg/L]<br />
Eisen-zwei<br />
[mg/L]<br />
Nitrat<br />
[mg/L]<br />
Sulfat<br />
[mg/L]<br />
Anzahl der Messwerte MW Max. Min. Std.abw.<br />
70 3 8 1 1,3<br />
63 3 9,7 0,1 2,7<br />
63 3 8,8 0,1 2,4<br />
70 40 210 1 70<br />
67 33 140 2 <strong>25</strong>,6<br />
Legende zu Tab. 6-8:<br />
MW = arithmetischer Mittelwert<br />
Max. = Maximalwert<br />
Min. = Minimalwert<br />
Std.abw. = Standardabweichung<br />
Eine Auswertung entsprechend Tab. 4-2 zeigt die Tab. 6-7. Das Grundwasser ist<br />
an 46 von 67 Messpunkten als reduziert und an 13 als oxidiert zu betrachten. An 8<br />
Messpunkten ist eine Zuordnung entsprechend der Kategorisierung nach Tab. 4-2<br />
nicht eindeutig. Hier treten hohe Nitratgehalte und hohe Eisengehalte gleichzeitig<br />
auf. Interessanterweise sind die Messpunkte, für die dies gilt, alle einer Messlokation,<br />
nämlich der Lokation 1_2, zuzuordnen. Bei der Interpretation aller Messdaten<br />
(Berücksichtigung aller Kompartimente: ungesättigte Zone – gesättigte Zone –<br />
Gewässer) entlang der Transekte wird hierauf nochmals vertiefend eingegangen<br />
(Kapitel 8).<br />
Endbericht - März 2009 103
6.2.3 Bodenwasser<br />
Die Abb. 6-18 zeigt die Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong>.<br />
Abb. 6-18. Probenahmestellen für Bodenwasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 104
Die Probenahme für Wasserinhaltsstoffe erfolgte gemäß Tab. 5-1 und<br />
Tab. 5-3.Die Ergebnisse der Bodenwasseranalysen sind in Tab. 6-9 dargestellt.<br />
Tab. 6-9. Ergebnisse der Bodenwasseranalysen (aufgetragen in Süd-Nord-<br />
Richtung)<br />
Messpunkt<br />
Lage m üWSP<br />
Wassertemperatur<br />
1<br />
Leitfähigkeit<br />
pH<br />
Sauerstoff<br />
Eisen<br />
Eisen II<br />
Nitrat 1<br />
Ammonium<br />
Chlorid<br />
Ortho-<br />
Phosphat<br />
Sulfat<br />
Nr. m °C µS/cm - mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />
Bemerkungen<br />
17 0.2 12.4 326 6.5 n.bb.. 0.9 0.7 37 0.4 35 n.b. 12<br />
10 0.1 20 115 n.bb. n.bb.. 4.6 2.6 1 0.02 22 0.1 n.b.<br />
.<br />
15 0.1 12 274 6.4 n.bb.. 0.2 0.2 33 0.2 13 n.n. 33<br />
9 0.1 21 220 n.bb. n.bb.. 9 7.2 15 0.03 52 0.2 n.b.<br />
.<br />
13 0.1 15 120 6.5 n.bb.. 6 1.4 6 0.9 14 1.6 15<br />
13 0.1 14 100 6.3 n.bb.. 4.8 0.7 9 1 15 2 n.b.<br />
8 0.1 15 212 n.bb. n.bb.. 3.1 2.9 1 0.001 34 0.5 <strong>25</strong><br />
.<br />
8 0.2 17 231 n.bb. n.bb.. 8.1 7.2 1 0.4 22 0.1 20<br />
.<br />
7 0.1 14 144 n.bb. n.bb.. 2.5 2.3 1 0.08 1 0.1 33<br />
.<br />
7 0.2 14 167 n.bb. n.bb.. 0.5 0.3 3 0.005 1 0.1 31<br />
.<br />
6 0.1 17 154 n.bb. n.bb.. 7.4 2.8 3 0.006 1 0.6 27<br />
.<br />
6 0.2 13 165 n.bb. n.bb.. 10.9 7.9 1 0.8 1 0.3 31<br />
.<br />
3 0.1 18 313 6.7 6 1 0.3 1 0.001 52 0.2 n.b.<br />
2 0.1 23 228 5.1 5.5 3 1.8 1 0.006 27 0.4 n.b.<br />
2 0.2 23 212 6.2 n.bb.. 15 15 1 0.001 22 n.b. n.b.<br />
5 0.1 20 142 5.9 4.8 16 10 2 0.008 20 0.3 n.b.<br />
<strong>Lethe</strong><br />
<strong>Lethe</strong> <strong>Lethe</strong>schuh<br />
unterhalb Talsperrensystem<br />
oberhalb Talsperrensystem<br />
1 0.1 22 170 n.bb.<br />
..<br />
Legende zu Tabelle 6-9:<br />
n.n = nicht nachweisbar<br />
n.b. = nicht bestimmt<br />
n.bb. = nicht bestimmbar<br />
zu wenig Probenwasser<br />
1 Nitrat = Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze von
Die Betrachtung der Mittelwerte zeigt für die Ergebnisse die bereits für die Parameter<br />
Flusswasserqualität und Sedimentgehalt gefundene Zonierung des Untersuchungsgebietes<br />
in oberhalb und unterhalb des Talsperrensystems (vgl. Tabelle 6-<br />
10).<br />
Tab. 6-10. Statistische Auswertung ausgewählter Parameter zur Bodenwasserbeschaffenheit<br />
Parameter<br />
Anzahl der Messwerte MW Max. Min. Std.abw.<br />
Eisen, gesamt<br />
6<br />
4,3<br />
9<br />
0,2<br />
3,3<br />
[mg/L]<br />
11<br />
7<br />
16<br />
0,5<br />
5,4<br />
Eisen-zwei<br />
6<br />
2,1<br />
7,2<br />
0,2<br />
2,6<br />
[mg/L]<br />
11<br />
5,4<br />
15<br />
0,3<br />
4,7<br />
Nitrat<br />
6<br />
16,8<br />
37<br />
1<br />
14,8<br />
[mg/L]<br />
11<br />
1,5<br />
3<br />
1<br />
0,8<br />
Legende zu Tab. 6-10:<br />
MW = arithmetischer Mittelwert<br />
Max. = Maximalwert<br />
Min. = Minimalwert<br />
Std.abw. = Standardabweichung<br />
6 = oberer Wert für den Bereich oberhalb des Talsperrensystems<br />
11 = unterer Wert für den Bereich unterhalb des Talsperrensystems<br />
In den Lokationen oberhalb des Talsperrensystems sind hohe Nitratgehalte im Bodenwasser<br />
gefunden worden, im Bereich unterhalb des Talsperrensystems sind die<br />
Nitratgehalte gering, dafür werden höhere Eisen-zwei–Gehalte gefunden. Die Eisen-zwei-Gehalte<br />
sind jedoch auch im Bodenwasser oberhalb des Talsperrensystems<br />
als hoch zu bezeichnen.<br />
Die Verteilung für den Parameter Nitrat zeigt die Abb. 6-19. Diese Verteilung korreliert<br />
wiederum sehr gut mit der Verteilung der Nitratkonzentrationen in der <strong>Lethe</strong><br />
(vgl. Abb. 6-7. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Flusswasser entlang der<br />
<strong>Lethe</strong>).<br />
Endbericht - März 2009 106
Die Grenze zwischen den zwei definierten Bereichen (nitratreich – nitratarm) ist<br />
wiederum mit der Koordinate [Y] = 5866000 angegeben, was etwa der Lokation<br />
direkt hinter der Staumauer der <strong>Lethe</strong>talsperre entspricht.<br />
Nitrat<br />
40<br />
35<br />
30<br />
<strong>25</strong><br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
5860000<br />
5861000<br />
5862000<br />
5863000<br />
5864000<br />
5865000<br />
5866000<br />
mg/L<br />
5867000<br />
5868000<br />
5869000<br />
5870000<br />
Y [m]<br />
Abb. 6-19. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Bodenwasser entlang der<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Die Höhe der Nitratkonzentrationen scheint auch hier direkt auf die Einträge aus<br />
der Landwirtschaft zurückzugehen. In den untersuchten Bereichen ist eine Bewirtschaftung<br />
bis an den Gewässerrand vorhanden. In weiten<br />
Bereichen, besonders im <strong>Lethe</strong>schuh, überwiegt der Anbau von Mais. Unter Mais<br />
wird die Nitratauswaschung von verschiedenen Autoren als besonders hoch angesehen<br />
(z. B.[21] EULENSTEIN et al. 1993). Es sind besonders pflanzenbauliche Besonderheiten<br />
im Maisanbau, die das Nitrataustragsrisiko erhöhen. So ist dem Mais<br />
häufig eine winterliche Brache vorangestellt ([22] LÜTKE-ENTRUP et al. 1993), die<br />
keinen Schutz vor einer Nitratauswaschung bietet. Aufgrund der späten Ernte folgt<br />
häufig keine Hauptfrucht, die vor dem Winter eine nennenswerte N-Aufnahme erreicht<br />
([23] FASSBENDER et al. 1993, [24] MAIDL & BRUNNER 1998). Die genannten<br />
Faktoren lassen sich durch pflanzenbauliche Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau,<br />
optimierte Gülletechnik oder Untersaaten verringern. Als weitere Ursache<br />
für den hohen Nitrataustrag ist die langsame Jugendentwicklung zu nennen. Sie<br />
kann durch pflanzenbauliche Maßnahmen kaum, bzw. nicht beeinflusst werden.<br />
Nach [<strong>25</strong>] ALDRICH et al. (1986) sowie [26] AUFHAMMER et al. (1991) beträgt die<br />
Spanne zwischen Saat und einer nennenswerten N-Aufnahme des Maisbestandes<br />
30% – 40% der gesamten Vegetationszeit von Mais. Aufgrund der Reihenentfer-<br />
Endbericht - März 2009 107
nung und schwachen Durchwurzelung des Reihenzwischenraumes besteht in diesem<br />
Zeitraum abhängig vom Wasserspeichervermögen des Bodens und der Niederschlagsverteilung<br />
ein hohes Austragsrisiko für Nitrat, das zur Saat ausgebracht<br />
oder durch die Mineralisation der organischen Substanz freigesetzt wird ([27]<br />
MAIDL 1990). Die Höhe der Nitratkonzentrationen in diesem Bereich ist daher wenig<br />
verwunderlich und direkt auf die Nutzung zurückzuführen.<br />
Die Verteilung der Parameter Eisen und Eisen-zwei entlang der <strong>Lethe</strong> zeigt die Abb.<br />
6-20.<br />
Eisen<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
mg/L<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Eisen-zw ei<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
5860000<br />
5861000<br />
5862000<br />
5863000<br />
5864000<br />
5865000<br />
5866000<br />
5867000<br />
5868000<br />
5869000<br />
5870000<br />
5860000<br />
5861000<br />
5862000<br />
5863000<br />
5864000<br />
5865000<br />
5866000<br />
5867000<br />
5868000<br />
5869000<br />
5870000<br />
Y [m]<br />
mg/L<br />
Y [m]<br />
Abb. 6-20. Darstellung der Eisen-Gesamt- und der Eisen-zwei – Konzentrationen<br />
im Bodenwasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />
Endbericht - März 2009 108
Die Abbildung zeigt ebenfalls deutlich die Zonierung im Untersuchungsgebiet. Diese<br />
Zonierung der Beschaffenheit, die sämtliche Kompartimente, also Bodenwasser,<br />
Grundwasser und Flusswasser, sowie das Sediment in der <strong>Lethe</strong> betrifft, geht einher<br />
mit der topographischen Situation der Oberen <strong>Lethe</strong>. Im südlichen Bereich, im<br />
<strong>Lethe</strong>schuh bis zum Talsperrensystem, fließt die <strong>Lethe</strong> als künstlich verändertes<br />
Gewässer, teilweise vollständig kanalisiert, bis zur ersten Talsperre, dem Feldmühlenstau,<br />
der zudem etwa die Verbreitungsgrenze des Raseneisenerzvorkommens<br />
bildet (vgl. Abb. 4–10). Unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre beginnt eine typische Flussauebildung,<br />
geprägt durch Mäander und tiefe Einschnitte in die hier feinkörnige<br />
nacheiszeitliche Flugsandecke ([28] MICHAELSEN, 1969). Besonders im Bereich<br />
nach der <strong>Lethe</strong>talsperre sind Versumpfungen infolge durchsickernden Grundwassers,<br />
verstärkt durch die hochliegenden Zuleiter, zu beobachten. Mit dem Grundwasser<br />
wird Eisen-zwei, und nach der Verbindung mit dem Luftsauerstoff, Eisenhydroxid<br />
(Fe(OH) 3 ) in Gelform in Grüppen und Tümpeln transportiert.<br />
Die im hydraulischen Modell festgestellten Interaktionen zwischen Grundwasser<br />
und Flusswasser zeigen ebenfalls deutlich, dass Interaktionen mit hohen Zuflüssen<br />
besonders im Bereich unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre festzustellen sind (vgl. Bericht<br />
zum hydraulischen Modell).<br />
Endbericht - März 2009 109
7 Eisentransport in der <strong>Lethe</strong><br />
Die Abbildung der Verockerungserscheinungen in der Oberen <strong>Lethe</strong> wurden mit<br />
dem Modell ECOLab berechnet. Ausgehend vom hydraulischen Modell, dem integrierten<br />
Grundwasser-Oberflächenwasser Modell, das mit der Software MIKE SHE –<br />
MIKE 11 realisiert wurde, wurde ECOLab mit dem Flusswassermodell – MIKE 11<br />
gekoppelt, so dass die Entwicklung der Verockerung im Flussschlauch dargestellt<br />
werden kann. Die zukünftige Entwicklung der Wasserbeschaffenheit wurde im<br />
Grundwasser mit dem Modell PHREEQC berechnet.<br />
7.1 Hydraulisches Modell<br />
Das hydraulische Modell wurde als integriertes Modell im vorangegangenen Projekt<br />
aufgebaut. Für die Fragestellung der Verockerung musste es verfeinert werden.<br />
Um die Fließverhältnisse im Austauschbereich zwischen Grundwasserleiter und der<br />
Oberen <strong>Lethe</strong> genau abbilden zu können, wurden entlang der <strong>Lethe</strong> Querprofile<br />
aufgenommen. So konnten die Sohl-, Uferlokationen und Vorland höhengenau in<br />
das hydraulische Modell übernommen werden (Höhenaufnahme exemplarisch dargestellt<br />
in Abb. 7-1).<br />
30<br />
Querprofilvermessung - Obere <strong>Lethe</strong><br />
Profil 3400<br />
29<br />
28<br />
27<br />
Höhe [mNN]<br />
26<br />
<strong>25</strong><br />
24<br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
X [m]<br />
Legende:<br />
Höhenmesspunkte<br />
Abb. 7-1. Vermessung von Querprofilen mit GPS-Trimble R8-System, Beispiel einer<br />
Aufnahme an Querprofil 3400<br />
Endbericht - März 2009 110
Wie aus den vorangegangenen Kapiteln hervorgeht, beginnt die Verockerung der<br />
<strong>Lethe</strong> ab der <strong>Lethe</strong>talsperre. Oberhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre wird auch Eisen aus der<br />
Landschaft in die Gewässer eingebracht, hier aber hauptsächlich in Drainagegräben.<br />
In der <strong>Lethe</strong> selbst wurden keine Werte gemessen, die entsprechend der Einordnung<br />
nach Infobox C (Seite 92) als problematisch anzusehen sind. Zudem kann<br />
nicht kategorisch ausgeschlossen werden, dass das Talsperrensystem als Eisensenke<br />
wirkt.<br />
Daher wurde als Betrachtungsabschnitt für das Transportmodell die Obere <strong>Lethe</strong><br />
ab der <strong>Lethe</strong>talsperre bis zur Messstelle Bissel ausgewählt (vgl. Abb.7-2).<br />
<strong>Lethe</strong> - Flussabschnitt unterhalb Talsperrensystem<br />
5868800<br />
Messsstelle Bissel<br />
Statonierung 5400 [m]<br />
5868600<br />
5868400<br />
5868200<br />
Von DHI aufgenommene<br />
Querprofile<br />
5868000<br />
5867800<br />
5867600<br />
5867400<br />
5867200<br />
Ahlhorner<br />
Teiche<br />
Staumauer<br />
<strong>Lethe</strong>talsperre<br />
Stationierung 0 [m]<br />
5867000<br />
5866800<br />
5866600<br />
5866400<br />
5866200<br />
5866000<br />
3441000 3441500 3442000 344<strong>25</strong>00 3443000 3443500<br />
Abb. 7-2. Flussabschnitt der <strong>Lethe</strong> unterhalb des Talsperrensystems – Talsperre<br />
bis Messstelle Bissel – Bearbeitungsabschnitt zur Darstellung der Verockerung<br />
Endbericht - März 2009 111
Die Rekalibrierung des so verfeinerten Modells ergab die Interaktion zwischen<br />
Grundwasser und Oberflächenwasser als Abfluss q in m 3 /s je Zellkante Zufluss aus<br />
dem Grundwasser in die <strong>Lethe</strong>. In Abb. 7-3 dargestellt sind die Zuflüsse in die <strong>Lethe</strong><br />
beispielhaft für 5 Berechnungszellen im Modell. Positiv dargestellt ist der Zufluss<br />
aus dem Grundwasser zum Gewässer, ein negativer Wert bedeutet den Zufluss<br />
aus dem Gewässer zum Grundwasser.<br />
0.00050<br />
SZ exchange flow with river (46, 97, 1) [m^3/s]<br />
SZ exchange flow with river (42, 95, 1) [m^3/s]<br />
SZ exchange flow with river (47, 83, 1) [m^3/s]<br />
SZ exchange flow with river (57, 66, 1) [m^3/s]<br />
SZ exchange flow with river (70, 35, 1) [m^3/s]<br />
0.00045<br />
0.00040<br />
0.00035<br />
0.00030<br />
0.000<strong>25</strong><br />
0.00020<br />
0.00015<br />
0.00010<br />
0.00005<br />
0.00000<br />
-0.00005<br />
-0.00010<br />
1994 1995 1996<br />
Abb. 7-3. Interaktion zwischen Grundwasser und Gewässer, beispielhaft für 5 Berechnungszellen.<br />
Wie ersichtlich, wird die <strong>Lethe</strong> auch aus dem Grundwasser gespeist. Die Variationsbreite<br />
(hohe und niedrige Zuflüsse) kann an einigen Stellen sehr groß sein, an<br />
anderen eher gering. Für die Abbildung wurden ganz bewusst extreme Werte herausgesucht,<br />
um die räumliche wie auch die zeitliche Variabilität abzubilden. Diese<br />
Zuströme aus dem Grundwasser zum Gewässer werden als Eingabeparameter in<br />
das Gewässermodell MIKE 11 / ECOLab übergeben. Der Abfluss der <strong>Lethe</strong> wird etwa<br />
zu je einem Drittel aus Grundwasser, Drainage und Oberflächenabfluss erzeugt.<br />
Endbericht - März 2009 112
7.2 Modell Ecolab<br />
7.2.1 Überblick<br />
Im Modell ECOLab wurde die Beschaffenheit und die Beschaffenheitsveränderung<br />
entlang des insgesamt 5400 m langen Flussabschnittes dargestellt. Die Hydraulik<br />
wurde mit dem gekoppelten Grundwasser-Oberflächenwasser-Modell abgebildet,<br />
die Randbedingungen für die Beschaffenheit wurden aus den eigenen Untersuchungen<br />
erstellt. Diese waren keine Langzeituntersuchungen, im Projektzeitraum<br />
konnten nur über 2 Monate die Beschaffenheitsparameter untersucht werden. Um<br />
die Schwankungsbreite der Parameter zu identifizieren, wird die Erhebung von<br />
Messdaten in höherer zeitlicher Auflösung über einen Zeitraum von einem hydrologischen<br />
Jahr wird empfohlen.<br />
Ein Großteil der Belastung des Gewässers mit Eisen-zwei wird jedoch aus den Umsatzprozessen<br />
im Grundwasser induziert. Diese Prozesse sind langfristig ablaufende<br />
Prozesse, da sie wiederum von der Eintragsgeschichte, dem Transportweg und<br />
dem Umsatzpotential abhängen.<br />
Die zeitliche Auflösung ist für die betrachteten Transekten und die gemessenen<br />
Werte in der ungesättigten Zone nicht bekannt. Jedoch geben die Ergebnisse der<br />
Langzeitbetrachtungen der Wasserbeschaffenheit in den Vorfeldmessstellen des<br />
Grundwasserleiters (von 1989 bis 2005 lagen Daten vor) eindeutige Hinweise auf<br />
deren zeitliches Verhalten (GEOINFOMETRIC, 2005). Es wurden ebenfalls hohe Nitratgehalte<br />
und hohe Eisengehalte festgestellt. Zwischen 1989 und 2005 sind hier<br />
zum Teil auch steigende Werte zu beobachten. Dies weist wiederum darauf hin,<br />
dass es sich nicht um eine nur kurzfristige Erscheinung handelt. Dies zeigen ebenfalls<br />
die Eisengehalte im Sediment der <strong>Lethe</strong>, sie weisen auf Anreicherungsprozesse<br />
hin.<br />
Der Ansatz der gefundenen Konzentrationen für das zufließende Grundwasser als<br />
lateraler Zufluss aus dem Grundwasser zum Gewässer ist somit für den Status als<br />
Voruntersuchungen gerechtfertigt.<br />
Für die Abbildung des Verockerungsprozesses in der <strong>Lethe</strong> wurde für MIKE11 ein<br />
Ockermodul entwickelt, das nachfolgend beschrieben wird.<br />
Endbericht - März 2009 113
7.2.2 Ocker-Modul (MIKE 11)<br />
Das Ockermodul ist als ADD-ON Modul in ECOLab für die MIKE11-Software<br />
entwickelt worden. Im Folgenden werden die wichtigsten Prozesse sowie die<br />
Umsetzung der Dynamik der Ockerbildung und –fällung beschrieben (vgl. Abb.<br />
7-4).<br />
Fe++ Fe+++ Ausfällung<br />
Oxidation<br />
Lösung<br />
Fe (OH) 3<br />
Resuspension<br />
Sedimentation<br />
Sedimentierter Ocker<br />
Abb. 7-4. Berücksichtigung des Ockerbildungsprozesses in ECOLab<br />
Beschreibung der Prozesse und Zustandsvariable<br />
Die erste Stufe der Ockerbildung, die Oxidation von Fe² + zu Fe³ + unterliegt der<br />
folgenden Gleichung:<br />
4 Fe 2+ + O 2 + 4 H + 4 Fe 3+ + 2H 2 O<br />
Die Kinetik der Reaktion kann nach<br />
d[Fe 2+ ]/dt = - k [O 2 ] [OH - ] 2 [Fe 2+ ]<br />
beschrieben werden.<br />
Der Umsatz, also die zeitliche Änderung der Eisenionenkonzentration, ist eine<br />
Funktion der Eisenionenkonzentration selbst und der Sauerstoff- und<br />
Hydroxidionenkonzentration (pH). Die Geschwindigkeitskonstante (k) ist vom<br />
Nutzer zu spezifizieren, sie kann z.B. in Experimenten bestimmt werden.<br />
Endbericht - März 2009 114
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist proportional zur Ausgangskonzentration. Die in<br />
der Literatur angegebenen Werte für die Geschwindigkeitskonstante der Eisen(II)-<br />
Oxidation für wässrige Lösungen des pH-Wert-Bereiches 6-8 liegen zwischen 1,5<br />
bis 5,0 x10 13 M -2 atm -1 min -1 .<br />
Der gebildete Ferro-Eeisenhydroxydkomplex fällt als Ocker aus. Die zwei<br />
Mechanismen, die im Modell die freie Ferro-Eisenkonzentration bestimmen sind die<br />
Oxidation von Ferroeisen und die Fällung von Ocker.<br />
[FeOH 3 ] ← → [Fe 3+ ] [OH - ] 3<br />
Bei pH-Werten größer als 3 ist das Gleichgewicht in der Gleichung nach links<br />
verschoben. Es kommt keiner Rücklösung von bereits gefälltem Ocker. Ocker ist<br />
schwer löslich und das Lösungsprodukt ist etwa 10 - 40. Das Gleichgewicht stellt<br />
sich momentan ein.<br />
k s = [Fe 3+ ] [OH - ] 3<br />
Die Sauerstoffkonzentration stellt sich über die vier verschiedenen Prozesse<br />
Sauerstoffeintrag (durch Luft), Photosynthese, Respiration und Oxidation von<br />
Ferroeisen ein.<br />
Die pH Werte für das Gewässer werden durch das Karbonatsystem gepuffert und<br />
berechnet.<br />
Das Karbonatsystem besteht grundlegend aus drei Gleichungen. Kombiniert man<br />
diese mit die Ausdrücken für den gesamtorganischen Kohlenstoff (TUC - TAC –<br />
TIC) und der Alkalität, erhält man ein lösbares Gleichungssystem (5 Gleichungen<br />
mit 5 Unbekannten).<br />
TUC ist die Summe der anorganischen Kohlenstoffkomponente:<br />
TUC = [H 2 CO 3 ] + [HCO 3 - ] + 2[CO 3 2- ]<br />
Im pH Bereich 5-8 werden die Komponenten [H 2 CO 3 ] und [HCO 3 - ] das<br />
Kohlensäuersystem dominieren.<br />
Die Konzentration der TUC ändern sich beim Austausch von Kohlendioxid mit der<br />
Atmosphäre und Pflanzen (Respiration und Photosynthese).<br />
Endbericht - März 2009 115
TAL ist ein Maß für die Pufferstärke des Wassers und ist wie folgt definiert:<br />
TAL = [HCO 3 - ] + [CO 3 2- ] + [OH - ] - [H + ]<br />
TAL ist ein Ausdruck für die Fähigkeit des Gewässers, pH Variationen zu puffern.<br />
Niedrige Alkalität macht das System anfällig für pH Änderungen.<br />
Das Ockermodell beschreibt die Variationen von sieben Zustandsvariablen über die<br />
Zeit als unabhängige Variablen. Das Modell besteht aus einem Ocker-Teil und einem<br />
pH-Teil. Die sieben Zustandsvariablen sind:<br />
Ocker-Teil:<br />
FE2 Gelöstes Ferro-eisen (mg/L)<br />
FE3 Gelöstes Ferri-eisen (mg/L)<br />
FEOH3 Ockerkonzentration (suspendiert) (mg/L)<br />
FES Benthischer Ocker (g/m 2 )<br />
DO Sauerstoffkonzentration (mg/L)<br />
T Temperatur (ºC)<br />
pH-Teil:<br />
TUC Gesamtanorganischer Kohlenstoff (mol/L)<br />
TAL Alkalität (mol H + /L)<br />
Hieraus abgeleitet berechnete sich die Kohlenstoffkonzentration und der pH-Wert.<br />
Anwendung<br />
Das Modell wurde zur Berechnung und Beschreibung des Ockertransports und der<br />
Ausfällung im Gewässer angewandt. Darüber hinaus kann das kalibrierte Modell<br />
zusammen mit Monitioringdaten zur Einschätzung der Ockerbilanz (Bildung, Transport,<br />
und Auflösung) genutzt werden.<br />
Endbericht - März 2009 116
7.2.3 Modellinput<br />
Die stofflichen Randbedingungen ergaben sich aus den eigenen Untersuchungen<br />
und wurden aufgrund der fehlenden Zeitreihen als konstante laterale Einleiterkonzentrationen<br />
angesetzt (vgl. Tabelle Tab. 7-1).<br />
Tab. 7-1. Konzentrationen an den lateralen Einleitungspunkten<br />
Einleitungspunkte (Lage vgl. Abbildung Abb. 6-18)<br />
8<br />
Direkt<br />
unterhalb<br />
der <strong>Lethe</strong> -<br />
talsperre<br />
7 6 3 2 5 1<br />
Messstelle<br />
Bissel<br />
Parameter<br />
Eisen-zwei<br />
6 2 8 1 8 10 9<br />
[mg/L] 1<br />
Sauerstoff<br />
8 8 8 6,5 7,5 6,5 8<br />
[mg/L] 2<br />
pH [-] 3 6,9 6,4 6,5 6,9 6,7 7 7<br />
Legende zu Tab. 7-1<br />
1 = Konzentration im Zulauf (Bodenwasser)<br />
2,3 = Konzentration im Gewässer (<strong>Lethe</strong>)<br />
Entlang der <strong>Lethe</strong> gibt es Bereiche, an denen per Augenschein mehr Eisen eingetragen<br />
wird – dies sind die Bereiche, in denen lokal Eisen an der Oberfläche ausfällt<br />
– und Bereiche, an denen dies so nicht erkannt werden kann. Die Ergebnisse<br />
der Untersuchungen zum Eisengehalt im Bodenwasser spiegeln diese Unregelmäßigkeit<br />
wieder. In späteren Untersuchungen sollten deshalb kürzere Entfernungen<br />
zwischen den Entnahmestellen gewählt werden, um diese Verteilung den realen<br />
Bedingungen entsprechend, zu erfassen.<br />
Für die Eingabe im vorliegenden Modell wurden die Werte zwischen den lateralen<br />
Einleitungspunkten interpoliert. Dieser Ansatz ist naturgemäß mit hohen Unsicherheiten<br />
behaftet, aber aufgrund der Datenlage ist er geeignet, eine erste Abschätzung<br />
über das transportierte Eisen aus dem Modell abzuleiten.<br />
Endbericht - März 2009 117
7.3 Berechnungen – Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse eines Berechnungslaufes sind nachfolgend dargestellt. Der Berechnungszeitraum<br />
von 4 Monaten ergab sich aus dem Betrachtungszeitraum der Messung<br />
der Wasserspiegellagen an der Messstelle Bissel und dem Zeitraum, über den<br />
die Beobachtungen zu den Wasserbeschaffenheitsparametern, insbesondere Eisenzwei,<br />
ausgeführt wurden.<br />
Dargestellt sind die mittleren Werte für gelöstes Eisen-zwei (Abb. 7-5), Sauerstoffkonzentration<br />
(Abb. 7-6), ausgefällter Eisenocker (Abb. 7-7) und pH-Wert<br />
(Abb. 7-8) und jeweils die gemessenen Werte an den Lokationen (rotes Quadrat).<br />
Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Eisen - Zwei [mg/L]<br />
0<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-5. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN1<br />
Gelöster Sauerstoff in der <strong>Lethe</strong><br />
11<br />
10.5<br />
10<br />
9.5<br />
9<br />
8.5<br />
Sauerstoff [mg/L]<br />
8<br />
7.5<br />
7<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong><br />
Abb. 7-6. Konzentration gelöster Sauerstoffs in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN1<br />
Endbericht - März 2009 118
Ausgefällter Eisenocker<br />
350<br />
300<br />
<strong>25</strong>0<br />
200<br />
150<br />
m g/L<br />
100<br />
50<br />
0<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-7. Ausgefällter Eisenocker in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN1<br />
pH Werte in der <strong>Lethe</strong><br />
7.30<br />
7.20<br />
7.10<br />
7.00<br />
6.90<br />
6.80<br />
6.70<br />
6.60<br />
6.50<br />
6.40<br />
6.30<br />
pH-Wert [-]<br />
6.20<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-8. pH-Werte in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN1<br />
Die Ergebnisse der Berechnung – RUN1 bilden die Beschaffenheitsveränderungen<br />
im Gewässer entsprechend des ablaufenden Prozesses prinzipiell ab. Ein Anstieg<br />
der Konzentrationen von Eisen – zwei im Gewässer korreliert mit der Verringerung<br />
der Sauerstoffkonzentration und dem Anstieg des pH-Wertes. Allerdings werden<br />
die beobachteten Werte von den Berechnungsergebnissen nicht getroffen. Für die<br />
Konzentration des gelösten Eisens in der <strong>Lethe</strong> ist bis zur Stationierung 4000 [m]<br />
die Dynamik prinzipiell abgebildet. Danach steigen die Eisengehalte im Modell an,<br />
während die gemessen Daten eine gegenläufige Tendenz aufweisen. Insgesamt<br />
wird der Prozess so nicht vom Modell abgebildet. Insgesamt sind die Werte zu<br />
hoch.<br />
Endbericht - März 2009 119
Folgende Gründe sind dafür verantwortlich:<br />
1. Räumliche Verteilung des Eiseneintrags<br />
Mit dem Ansatz von gleich bleibenden lateralen Eintragskonzentrationen aus<br />
dem Bodenwasser zwischen den Bestimmungslokationen wird der Heterogenität<br />
des Eiseneintrags nicht ausreichend Rechnung getragen. Für weitere<br />
Untersuchungen ist in regelmäßigem Abstand, z.B. 50 – 100 m Abstand zwischen<br />
Probenahmestellen, eine Entnahme und Analyse von Bodenwasser<br />
vorzunehmen.<br />
2. Zeitliche Verteilung des Eintrags<br />
Der Eiseneintrag ist nicht konstant über einen längeren Zeitraum, sondern<br />
unterliegt aufgrund der ablaufenden Prozesse, insbesondere in der Uferzone,<br />
einer zeitlichen Variabilität. Daher ist der Ansatz gleichbleibender Konzentrationen<br />
mit Unsicherheiten behaftet. Zukünftige Probenahmen (z.B. eine Probenahme<br />
je Quartal) sollten daher mindestens über einen Zeitraum von einem<br />
Jahr ausgeführt werden.<br />
Es wurden zwei weitere Berechnungsläufe ausgeführt, in dem eine Reihe von Veränderungen<br />
im Model-Setup vorgenommen wurden.<br />
Im Berechnungslauf 2 wurde der Eintragsparameter Eisen-zwei halbiert. Dies war<br />
eine willkürliche Veränderung, die im Ergebnis die Sensitivität des Parameters, also<br />
den Einfluss einer drastischen Veränderung zeigen soll. Die Ergebnisse zeigen die<br />
nachfolgenden Abbildungen.<br />
Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
Eisen - Zwei [mg/L]<br />
0.5<br />
0<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-9. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN2<br />
Endbericht - März 2009 120
Gelöster Sauerstoff in der <strong>Lethe</strong><br />
11.5<br />
11<br />
10.5<br />
10<br />
9.5<br />
9<br />
8.5<br />
Sauerstoff [mg/L]<br />
8<br />
7.5<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
7<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong><br />
Abb. 7-10. Konzentration gelöster Sauerstoffs in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN2<br />
Ausgefällter Eisenocker<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
µg/m3 in 4 Monaten<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-11. Ausgefällter Eisenocker in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN2<br />
pH Werte in der <strong>Lethe</strong><br />
7.20<br />
7.10<br />
7.00<br />
6.90<br />
6.80<br />
6.70<br />
6.60<br />
6.50<br />
6.40<br />
6.30<br />
pH-Wert [-]<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
6.20<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-12. pH-Werte in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN2<br />
Endbericht - März 2009 121
Erwartungsgemäß sinkt mit dem Eintrag auch die Konzentration gelösten Eisens im<br />
Wasser der <strong>Lethe</strong>, sowie die Masse ausgefällten Eisens. Die gemessenen Werte<br />
werden mit diesem Berechnungslauf und diesen Randbedingungen jedoch nicht<br />
getroffen. Insbesondere im Untersuchungsabschnitt oberhalb der Messstelle Bissel<br />
(Einleitungspunkt 1 bis Einleitungspunkt 2) werden Werte im Bodenwasser von bis<br />
zu 10 mg/L Eisen-zwei gefunden, die im Modell zu Konzentrationen zwischen 2 und<br />
3 mg/L gelöstem Eisen und festem Eisenocker von etwa 60 - 80 mg/L in diesem<br />
Flussquerschnitt führen. Im Wasser der <strong>Lethe</strong> wurden Eisen-Konzentrationen von<br />
weniger als 1 mg/L gemessen. Diese Werte werden im Modell nicht erreicht. Auch<br />
hier gelten die genannten Unsicherheiten als mögliche Ursachen.<br />
Ein weiterer Berechnungslauf – RUN3 – wurde unter der Annahme ausgeführt,<br />
dass nur jeweils in einem Bereich von bis zu 300 m um den Einleitungspunkt herum<br />
(Lokation, an der eine Bodenwasserprobe entnommen wurde) ein Eiseneintrag<br />
aus der ungesättigten Zone stattfindet (vgl. Abb. 7-13).<br />
Aus dem Konzept eines lateralen Eintrags entlang des gesamten Verlaufes der <strong>Lethe</strong><br />
ab der Talsperre <strong>Lethe</strong> wurde das Konzept eines Eintrages in Teilbereichen.<br />
Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt.<br />
Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
Eisen - Zwei [mg/L]<br />
0.5<br />
0<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-13. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN3 – Eintrag in Teilbereichen<br />
Die Darstellung zeigt eine gute Abbildung der Dynamik der Eisenkonzentrationen in<br />
der <strong>Lethe</strong>. Die tatsächlichen Konzentrationen wurden nicht genau abgebildet. Vor<br />
dem Hintergrund der o.a. Unsicherheiten der zeitlichen und räumlichen Verteilung<br />
des Eintrags ist jedoch insbesondere die gute Wiedergabe der Dynamik – Anstieg<br />
und Abfallen der Eisenkonzentrationen – zu beachten. Hier zeigt sich, dass das<br />
Modell die grundlegenden Vorgänge abbilden kann.<br />
Endbericht - März 2009 122
Einen weiteren Berechnungslauf (RUN4) zeigt die Abb. 7-14. Hier wurde der Eintrag<br />
im Bereich der Messstellen Bissel (Einleitungspunkte 1 bis 2) auf ein niedriges<br />
Niveau gebracht, um so zu zeigen, dass das Modell den tatsächlichen Verlauf abbilden<br />
kann.<br />
Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
Eisen - Zwei [mg/L]<br />
0.5<br />
0<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />
Abb. 7-14. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />
– RUN4 – Eintrag in Teilbereichen, reduzierter Eintrag im Bodenwasser an<br />
den Einleiterstellen 1 bis 2 (vgl. Tab. 7-1)<br />
Eine Verringerung der Eintragssituation in den Einleiterlokationen 1, 5, 2 führt zu<br />
dem dargestellten Konzentrationslängsprofil in der <strong>Lethe</strong>. Der zusätzliche Berechnungslauf<br />
zeigt, dass hier ein sensitiver Parameter vorliegt. Die Unterschiede in<br />
den berechneten und gemessenen Werten können aus dem zeitlichen Versatz der<br />
Probenahme Gewässer – Boden - Grundwasser, also der vermuteten zeitlichen und<br />
räumlichen Variabilität der Eisenkonzentrationen herrühren. Aus diesem Berechnungslauf<br />
kann abgeleitet werden, wie entscheidend die Entnahme räumlich und<br />
zeitlich belastbarer Bodenwasserproben ist.<br />
Der Vergleich der Abbildungen 7-5, 7-9, 7-13 und 7-14 zeigt die Sensitivität der<br />
Konzentrationen gelösten Eisens gegenüber der Eintragssituation. In der nachfolgenden<br />
Tabelle 7-2 ist dies zusammenfassend dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 123
Tab. 7-2. Vergleich der Berechnungsergebnisse RUN1 bis RUN4 mit gemessenen<br />
Konzentrationen im Gewässer<br />
Konzentration<br />
Konzentration<br />
Konzentration<br />
Einleitungsstelle<br />
- gemessen 1)<br />
Eisen-zwei [mg/L]<br />
im Bodenwasser<br />
EINTRAG<br />
- berechnet<br />
Eisen-zwei [mg/L]<br />
im Gewässer<br />
- gemessen<br />
Eisen-zwei [ mg/L]<br />
im Gewässer<br />
Run1<br />
Run2<br />
Run3<br />
Run4<br />
Run1<br />
Run2<br />
Run3<br />
Run4<br />
Mittel aus 2-3 Messungen<br />
8 6 3 6 6 1.8 1.4 1.3 1.5 0.4<br />
7 2 1 2 2 2.1 1.4 1.4 1.4 0.7<br />
6 8 4 8 8 3.7 1.6 2.1 2.1 0.8<br />
3 1 0.5 1 1 3.9 1.5 2.2 2.2 1.6<br />
2 8 4 8 1 6.1 1.8 2.6 1.9 1.5<br />
5 10 5 10 1 6.0 2.2 3.1 1.5 1.4<br />
1 9 4.5 9 1 6.7 2.3 3.3 1.5 0.8<br />
Legende zu Tabelle 7-2:<br />
1) die tatsächlich gemessenen Konzentrationen im Bodenwasser wurden in<br />
den Berechnungsläufen RUN1 und RUN3 angesetzt. In den Berechnungsläufen<br />
RUN2 und RUN4 wurden die Werte entsprechend den o.a. Werten und<br />
der u.a. Prozeduren verändert.<br />
Run1. Original-Daten zum Eintrag wurden verwendet – lateraler Eintrag in<br />
die <strong>Lethe</strong> über den gesamten betrachteten Bereich (5400 m Fließgewässerlänge)<br />
Run2. Die Original-Eintragsdaten wurden halbiert – lateraler Eintrag in die<br />
<strong>Lethe</strong> über den gesamten betrachteten Bereich (5400 m Fließgewässerlänge)<br />
Run3. Original-Daten zum Eintrag wurden verwendet – lateraler Eintrag nur<br />
in einem Bereich zwischen 200 bis 300 m um die Einleiterstelle<br />
Run4. Original-Daten zum Eintrag wurden verändert: an den letzten 3 Einleitungsstellen<br />
(1, 5, 2 – vgl. Tab. 7-1) wurden die Werte auf 1 mg/L herabgesetzt,<br />
um zu zeigen, dass die im Gewässer gemessenen Werte unter dieser<br />
Annahme erreicht werden können.<br />
Endbericht - März 2009 124
Der Vergleich in Tabelle 7-2 zeigt, dass das Modell sensitiv auf die Veränderung<br />
der Einleiterkonzentration und der Einleitungslänge des lateralen Zuflusses reagiert.<br />
Sensitive Parameter sind demnach die Zuleitungskonzentration und die Einleitungslänge.<br />
Es macht mit dem vorhandenen Wissen (= Datenmaterial) keinen Sinn, das Modell<br />
weiter durch Veränderungen der Eintragssituation an die an 2-3 Terminen gemessenen<br />
Werte anzupassen, da diese Veränderungen nur auf Vermutungen basieren.<br />
Tatsächlich lässt sich jedoch zeigen, dass der Eintrag aus dem Boden- bzw.<br />
Grundwasser auch in der beobachteten Höhe für die Eisenkonzentrationen in der<br />
<strong>Lethe</strong> verantwortlich ist.<br />
Die Parameter Sauerstoff und pH-Wert werden nur in einer großen Bandbreite im<br />
Modell abgebildet. Insbesondere der Parameter pH-Wert wird nicht genügend genau<br />
vom Modell abgebildet. Hier sind zum einen noch Verbesserungen im Modell<br />
selbst möglich. Andererseits ist der Parameter ph-Wert auch sehr stark vom Kohlensäuresystem<br />
im Gewässer abhängig. Hier lagen keinerlei Daten vor, die Aufnahme<br />
genauer Daten wäre zu aufwändig gewesen, sie musste daher unterbleiben.<br />
Für weitergehende Untersuchungen wird eine genaue Abbildung des Kohlensäuresystems<br />
empfohlen.<br />
Es ist jedoch festzuhalten, das das Modell in der Lage ist, die Konzentrationen gelösten<br />
Eisens bei einer vorgegebenen Eintragssituation durch Eisen-zwei aus dem<br />
Bodenwasser hinsichtlich der Dynamik und auch hinsichtlich der Höhe der zu erwartenden<br />
Eisenkonzentrationen im Gewässer abzubilden.<br />
FAZIT<br />
Eine Kalibrierung und Validierung des Transportmodells ist aufgrund der Datenlage<br />
nicht möglich gewesen. Ein Modell ist prinzipiell jedoch nicht nur dazu geeignet,<br />
Prognoserechnungen (nach Kalibrierung und Validierung) auszuführen,<br />
sondern ebenfalls dazu geeignet, das System, das beschrieben<br />
werden soll besser zu verstehen, eben auch mit solchen Berechnungen,<br />
wie sie von DHI hier ausgeführt wurden.<br />
Mit dem Modell wurden Rechenläufe zum prinzipiellen Verhalten des Systems ausgeführt.<br />
Dies ist ein Ergebnis eines Modells! Das Modell ist in seiner vorliegenden<br />
Form bereit, nach der Erhebung weiteren Datenmaterials kalibriert zu werden.<br />
Das Modell hat durch die ausgeführten Rechenläufe auf etwas hingewiesen: Die<br />
Eisenkonzentrationen im Fluss sind nicht durch gleichmäßig verteilte Eintragszenarien<br />
über das Bodenwasser abzubilden. Es ist ein ungleichmäßiger Eintrag, der<br />
durch die Heterogenität der Hydraulik (Interaktion zwischen Grundwasser und<br />
Fluss), des Stoffdepots und der Umsatzprozesse bedingt ist.<br />
Endbericht - März 2009 1<strong>25</strong>
8 Diskussion der zukünftigen Wasserqualität<br />
Die Wasserbeschaffenheit im <strong>Lethe</strong>-Einzugsgebiet befindet sich in einem stetigen<br />
Wandel. Natürliche und anthropogene Prozesse überlagern sich räumlich und zeitlich<br />
heterogen. Die natürlichen Prozesse, die die Grundwasser- und Gewässerchemie<br />
beeinträchtigen sind zunächst frühdiagenetische Kohlenstoff- Mineralisierungsprozesse.<br />
Die im Sediment vorhandenen organischen Verbindungen werden von Mikroorganismen<br />
unter Verwendung von unterschiedlichen Elektronenakzeptoren oxidiert.<br />
Der effektivste Elektronenakzeptor ist Sauerstoff, der jedoch nur langsam durch<br />
den Boden ins Grundwasser eindringt. Von größerer quantitativer Bedeutung in<br />
naturbelassenen Grundwassersystemen sind Fe(III)-oxide und Sulfat (Appelo &<br />
Postma, 2005). Diese Prozesse haben dazu geführt, dass der <strong>Lethe</strong> Grundwasserkörper<br />
natürlich anoxisch ist und gelöstes Eisen (Fe 2+ ) enthält. Die Eisen (Fe 2+ )<br />
Konzentration des „Ursprungs“-Grundwasser liegt bei 2-10 mg/L, wie aus den<br />
OOWV Monitoringsdaten hervorgeht (siehe Kapitel 4). Die Reduktion der Fe(III)-<br />
oxide und Sulfat führen auch zur Bildung von Sulfide wie Pyrit. Die Fe 2+ Konzentration<br />
im Grundwasser werden durch die Fällung und Auflösungsprozesse relativ<br />
niedrig gehalten und durch das Lösungsprodukt von Fe(II)-mineralien wie Siderit<br />
und Pyrit kontrolliert. Über die Jahre – vermutlich viele Jahrtausende – wird der<br />
Grundwasserkörper jedoch durch den eindringenden Sauerstoff oxidiert.<br />
Sowohl die Bewirtschaftung von Wasser, als auch die landwirtschaftliche Nutzung<br />
des <strong>Lethe</strong> Einzugsgebietes haben jedoch große Änderungen hervorgerufen. Der<br />
Grundwasserspiegel ist durch Veränderungen im Abflussmuster abgesenkt worden<br />
und die landwirtschaftliche Nutzung führen zu höheren Einträgen von Salzen. Der<br />
schnellere Abfluss und der abgesenkte Grundwasserspiegel führen zur erhöhtem<br />
Sauerstoffeintrag und zu Veränderungen in der Interaktion von Grund- und Oberflächenwasserkörpern<br />
z.B. durch Drainage. Der Düngerüberschuss der Landwirtschaft<br />
– insbesondere der modernen Landwirtschaft – ist besonderes wichtig, da<br />
Nitrat einer der meist reaktionsfreudigen Elektronenakzeptoren ist.<br />
Die Reaktion zwischen Pyrit und Nitrat gilt als schnelle Reaktion. Somit führt die<br />
heutige, anthropogen veränderte, geochemische Situation zu einer starken Beschleunigung<br />
der natürlichen Oxidationsprozesse im Grundwasserkörper und erhöht<br />
zeitweilig den Eintrag von ockerbildendem Fe 2+ in die <strong>Lethe</strong>.<br />
Hieraus ergeben sich folgende wichtige Fragen:<br />
1) Mit welcher Wasserqualität der Oberflächen- und Grundwasser ist in Zukunft<br />
zu rechnen?<br />
2) Über ein wie langen Zeitraum ist mit Verockerungsproblemen zu rechnen?<br />
3) Gibt es Möglichkeiten die Verockerungsprobleme durch Veränderungen in<br />
der Bewirtschaftung zu mindern?<br />
Endbericht - März 2009 126
8.1 Die zukünftige Wasserqualität<br />
Bei gleichbleibender Bewirtschaftung ist die zukünftige Wasserqualität wie nachfolgend<br />
beschrieben zu prognostizieren.<br />
Der Endpunkt entspricht der Situation, wenn das Stoffdepot Pyrit oxidiert ist und<br />
Nitrat ungehindert in die <strong>Lethe</strong> aus dem Grundwasserkörper zuströmen kann. Bereits<br />
heute dominiert dieser Wassertyp den oberen Teils des Aquifers (siehe Abbildung<br />
in Kapitel 4: 4-11). Oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs sind die Verockerungsprozesse<br />
seit langem abgeschlossen und die Wasserqualitätsdaten der oberen <strong>Lethe</strong> belegen<br />
auch klar, das nitratreiches und gleichzeitige Fe 2+ -freies Wasser der <strong>Lethe</strong> zuströmt.<br />
Die Verockerungserscheinungen sind somit „nur“ ein temporäres Problem.<br />
Bei gleichbleibender Bewirtschaftung wird man „nur“ das Nitrat Problem erhalten.<br />
Ein wahrscheinliche Wasserqualität lässt sich aus der Bohrung 337 des OOWV<br />
prognostizieren. Die Daten sind in Tabelle abgebildet.<br />
Tab. 8-1. Wahrscheinlicher Endzustand ausgewählter Wasserqualitätsparameter<br />
SO 4 Cl Ca NO 3 K Mg Na NH 4 O 2 pH<br />
„Urzustand“ 15 19 5 - 2.5 2.5 12 - - 5.8<br />
Endzustand 55 31 36 130 21 17 14 0.1 8.7 5<br />
Legende zur Tabelle: Das Beispiel „Urzustand“ entspricht der Grundwasserzusammensetzung<br />
von Brunnen 266 (OOWV-Monitoringdaten) und die Daten für<br />
den „Endzustand“ können mit den Daten Brunnen 337 abgedeckt werden. Alle<br />
Konzentrationen in mg/L.<br />
Die aufgeführten Daten dienen vorerst als Beispiel für die wahrscheinliche Entwicklung<br />
und darf nicht als exakte Angabe angesehen werden. Die Tendenz ist jedoch<br />
klar, die Ionenstärke wird sich etwa 10-fach erhöhen und die Nitratkonzentration<br />
werden die in der heutigen Trinkwasserverordnung festgelegten Grenzwerte übersteigen<br />
– dies ist bereits der Situation im oberen Bereich der <strong>Lethe</strong> (vgl. Kapitel<br />
6.2.1, Tabelle 6.6). Die Verockerung wird jedoch kein Problem im Endzustand<br />
sein. Dieser Prozess wird oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs dann bereits abgeschlossen<br />
sein und die erhöhte Ionenstärke und hohe Nitratkonzentrationen sind im gesamten<br />
Einzugsgebeit verbreitet (siehe Leitfähigkeitsdaten der OOWV und Tabelle 6-<br />
6).<br />
Endbericht - März 2009 127
8.2 Verockerung – wie lange noch?<br />
Die in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Ergebnisse zur Verockerung<br />
(Daten in Grundwasser, Bodenwasser, Flusswasser und Gestein) sollen nun zur<br />
näheren Beschreibung der aktuellen Prozessgeschwindigkeiten herangezogen werden.<br />
Wenn die Prozessgeschwindigkeiten und -größen bekannt sind, kann eine<br />
Prognose über die Dauer bis zum Erreichen des Endzustandes erstellt werden.<br />
Hierfür werden die Verockerungsprozesse für die drei ausgesuchten Profile T1, T2<br />
und T3 beschrieben. Es wird in jeweils einer Schnittdarstellung der Pfad von Eisen<br />
und Nitrat aufgezeigt und diskutiert.<br />
Nachfolgend sind die für die Betrachtung relevanten Beschaffenheitsparameter im<br />
Gestein und Grundwasser in den untersuchten Transekten dargestellt (Abb. 8-1 bis<br />
8-5)<br />
Endbericht - März 2009 128
Abb. 8-2. Eisen [mg/kg] im Gestein<br />
Endbericht - März 2009 129
Abb. 8.2. Pyrit [mg/kg] im Gestein<br />
Endbericht - März 2009 130
Abb. 8-3. Nitrat [mg/L] im Grundwasser<br />
Endbericht - März 2009 131
Abb. 8-4. Sauerstoff [mg/L] im Grundwasser<br />
Endbericht - März 2009 132
Abb. 8-5. Eisen II [mg/L] im Grundwasser<br />
Endbericht - März 2009 133
Prinzipiell lassen sich diese Daten in den nachfolgenden Abbildungen 8-6<br />
bis 8-7 zusammenfassend betrachten.<br />
Legende zu den Abbildungen<br />
Lage 1_3 = Messstellen Lokation<br />
_3 am weitesten entfernt vom Gewässer<br />
_2 zwischen 1 und 3<br />
_1 direkt am Gewässer abgeteuft<br />
24.4/22.8 = Geländeoberkante an der Messstelle/Wasserspiegel in ausgebauter<br />
Messstelle in mNN<br />
Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
GOK<br />
Transekt 1<br />
m uGOK<br />
UZ<br />
mg/L<br />
0,2 9 9 1<br />
FLUSS<br />
-- 1 0,8 10<br />
Eisen im Sediment [mg/kg]<br />
Bohrungen<br />
7350<br />
(Sediment: Mischprobe aus<br />
0 – 0,5 m uGOK)<br />
23.000<br />
(Sedimentfalle)<br />
Grundwasser<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Lage 1_3<br />
Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
24.4 /22.8<br />
m NN<br />
mg/L<br />
20.4 0,1 0.1 186<br />
19.9 0,3 0.3 190<br />
19.4 0,5 0.5 199<br />
18.9 0,4 0.4 180<br />
18.4 1,8 1.7 210<br />
17.9 5,4 5.2 1<br />
17.4 7,3 7.2 3<br />
Lage 1_2 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
22.8/22<br />
m NN mg/L<br />
18.9 1,2 1,1 171<br />
18.4 1,2 1,1 177<br />
17.9 1,9 1,7 175<br />
17.4 2 1,9 182<br />
16.9 5,4 5 160<br />
16.4 5,1 4,8 155<br />
Lage 1_1 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
20.63/20.4<br />
m NN mg/L<br />
19.4 0,7 0,7 1<br />
19.1 1,5 1,4 1<br />
18.8 2,4 2,2 1<br />
18.5 3,2 3 1<br />
18.2 1,9 1,9 4<br />
Sedimentfalle<br />
15.9 4,3 4 177<br />
Abb. 8-1.Transekt 1 – Wasserbeschaffenheit in einem Stromfaden - Acker / Grünland<br />
- SKIZZE<br />
Endbericht - März 2009 134
Transekt 2<br />
Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
m uGOK<br />
mg/L<br />
UZ<br />
0,2 16 10 2<br />
FLUSS<br />
-- 1,5 1,4 21<br />
Eisen im Sediment [mg/kg]<br />
4.000<br />
(Sediment: Mischprobe aus<br />
Grundwasser<br />
0 – 0,5 m uGOK)<br />
Lage 5_3 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
mNN mg/L<br />
<strong>25</strong>.9/23.9<br />
22.7
Transekt 3<br />
Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
GOK<br />
m uGOK<br />
UZ<br />
mg/L<br />
0,2 1 0,3 1<br />
FLUSS<br />
-- 2,2 1,6 2<br />
Eisen im Sediment [mg/kg]<br />
Bohrungen<br />
5.200<br />
(Sediment: Mischprobe aus<br />
0 – 0,5 m uGOK)<br />
20.000<br />
(Sedimentfalle)<br />
Grundwasser<br />
<strong>Lethe</strong><br />
Lage 3_2 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
Sedimentfalle<br />
mNN<br />
28.2/<strong>25</strong>.1<br />
mg/L<br />
<strong>25</strong>.0 1<br />
Lage 3_3 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
24.5 0.4 0.4 95<br />
mNN mg/L<br />
24.0 0.9 0.9 49<br />
28.5/<strong>25</strong>.4<br />
23.5 0.3 0.3 20<br />
<strong>25</strong>.9 1<br />
23.0 0.3 0.3 15<br />
<strong>25</strong>.4 1<br />
22.5 1.0 0.9 3<br />
24.9 0.4 0.4 5<br />
22.0 0.2 0.2 1<br />
Lage 3_1 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />
24.4 0.3 0.3 19<br />
mNN mg/L<br />
23.9 0.2 0.1 42<br />
24.5/23.9<br />
23.4 0.2 0.2 97<br />
23.5 4.2 3.8 1<br />
22.9 0.3 0.3 177<br />
23.0 3.5 3.3 1<br />
Wasserbeschaffenheit in einem Strom-<br />
22.5 3.6 3.4 1<br />
Abb. 8-3. Transekt 3 –<br />
22.0 5.1 4.6 1<br />
21.5 7.7 7.0 1<br />
21.0 8.5 7.7 1<br />
20.5 8.4 5.8 1<br />
faden - Acker<br />
Endbericht - März 2009 136
Transekt 1<br />
Der Transekt 1 deckt einen Stromfaden in einer Umgebung, die von Acker und<br />
Grünland geprägt ist ab. An dieser Stelle wurde Ocker sichtbar gebildet.<br />
Fern vom Ufer, an Messstelle (1_3), ist das obere Grundwasser nitratreich und arm<br />
an Fe 2+ . Innerhalb eines vertikalen Abstands von etwa 50 cm ändert sich die Wasserchemie<br />
bedeutend – es wird reich an Fe 2+ und Nitrat ist nicht mehr nachweisbar.<br />
Zwei Prozesse können hierfür verantwortlich gemacht werden, entweder die<br />
Strömungsprozesse (das untere Wasser ist das „natürliche“ tiefe Grundwasser)<br />
oder Abbauprozesse (Nitrat und Pyrit-Reaktion). Die gleiche Tendenz ist zuerkennen<br />
an Punkt 1_2 wo Fe 2+ über die Tiefe zunimmt jedoch ohne eine erkennbare<br />
Abnahme der Nitrat-Konzentration. Direkt am Fluss (1_1) ist kein Nitrat vorhanden<br />
und die Fe 2+ Konzentration ist höher als im oxidiertem Grundwasser (siehe z.B.<br />
das obere Wasser im 1_3).<br />
Diese deutet darauf hin, dass tiefes (reduziertes) Grundwasser an dieser Stelle in<br />
die <strong>Lethe</strong> austritt. Das zur Verockerung führende Fe 2+ stammt vom tiefen Grundwasser<br />
und Fe 2+ aus der Pyritoxidation. Eine Nitratwolke mit Nitrat-<br />
Konzentrationen von rund 200 mg/L bewegt sich danach in Richtung <strong>Lethe</strong>. Sie ist<br />
heute weniger als 50 m vom Ufer entfernt.<br />
Die sehr hohen Leitfähigkeiten des Grundwassers an Lokation 1_2 und 1_3 deuten<br />
darauf hin, dass Wasser aus der Landwirtschaft (Nitrat reich) hier in Richtung <strong>Lethe</strong><br />
fließt. An der Lokation 1_1, wo Wassertemperatur und Leitfähigkeit deutlich<br />
niedriger sind als 1_2 und 1_3, fließt tieferes (älteres) Grundwasser der <strong>Lethe</strong> zu.<br />
Das Ocker bildende Fe 2+ stammt heute somit aus dem tiefen Grundwasser (regional<br />
bedingte Verockerung) und nur wenig aus der Pyritoxidation im Uferbereich<br />
(lokal bedingte Verockerung). Eine Nitratwolke mit Nitrat-Konzentrationen von<br />
rund 200 mg/L bewegt sich in Richtung <strong>Lethe</strong>. Die Ankunft dieses Wassers wird zu<br />
einer Verschlechterung der Ockerproblematik führen, da dieses Wasser erhöhte<br />
Fe 2+ Konzentrationen mit sich führt, beladen durch die Pyritoxidation im Aquifer.<br />
Nah am Fluss sind Spuren von Pyrit (Disulfidschwefel) im Sediment vorhanden<br />
(Tabelle 6-4) und die Kapazität des Aquifers, den Fluss hydraulisch gegen Nitrat zu<br />
schützen, ist sehr begrenzt.<br />
Eckdaten:<br />
Das Grundwasser fließt der <strong>Lethe</strong> mit einer Nitratkonzentration von 200 mg/l und<br />
einer Fe 2+ Konzentration von etwa 5 mg/L zu. Das Aquifer-Gestein enthält etwa<br />
100-200 mg/kg Pyrit in einem Uferrandstreifen von etwa 50 m. Das tiefe Grundwasser<br />
enthält etwa 2 mg Fe 2+ /L.<br />
Endbericht - März 2009 137
Transekt 2.<br />
Der Transekt 2 deckt einen Strompfad überwiegend im Wald mit kleinen Grünlandflächen<br />
ab. Das Wasser, unter Wald gebildet, fließt dem Gewässer praktisch nitratfrei<br />
zu. Es sind zunächst niedrige Eisen-zwei Konzentrationen festzustellen, vgl.<br />
Messsstelle 5_3. Mit zunehmendem Fließweg steigen die Eisen-zwei-<br />
Konzentrationen bis zum Gewässer hin an. In der ungesättigten Zone wurden Konzentrationen<br />
von bis zu 10 mg/L Fe 2+ gemessen. Dieser Unterschied zwischen<br />
Wasser in den Messhorizonten und direkt aus der ungesättigten Zone ist ein Hinweis<br />
auf eine Anreicherung von Eisen in der Uferzone.<br />
Aufgrund seiner Zusammensetzung ist das Grundwasser als reduziert einzustufen.<br />
Die relativ niedrige Leitfähigkeit bestätigt eine geringe landwirtschaftliche Beeinträchtigung.<br />
Das tiefere Wasser ist auch von Denitrifikationsprozessen definiert,<br />
wie durch die Steigerung der Leitfähigkeit und der Fe 2+ -Konzentrationen bestätigt<br />
wird. Auffällig an den Messstellen dieses Transektes, sind jedoch die hohen Gehalte<br />
an Eisen im Gestein. Sie liegen für die Proben in den Messstellen 5_2 und 5_3<br />
deutlich höher als in allen anderen gefundenen Proben (Faktor 3-10, vgl. Tabelle<br />
6-4). Die hohe Eisenkonzentration im Sediment ist hier auf Fe(III)-Verbindungen<br />
zurückzuführen. Es kann sich dabei um Eisen(III)-oxide oder Jarosit handeln,<br />
überwiegend aus früheren Oxidationsprozessen im Fluss, die so ähnlich auch zur<br />
Bildung des Raseneisengittersteins geführt haben.<br />
Hier finden, neben den Denitrifikationsprozessen, weitere Eisen frei setzende Prozesse,<br />
unter anderem Reduktion von Eisen(III)-oxiden und Oxidation von Pyrit<br />
durch gelösten Sauerstoff direkt in der Uferzone statt. Welchem Prozess an dieser<br />
Stelle an der <strong>Lethe</strong> letztlich die größere Bedeutung für die heutige Verockerungsprozesse<br />
hat, kann zu diesem Zeitpunkt nicht endgültig beantwortet werden.<br />
Hier sind weitere Untersuchungen erforderlich, insbesondere bedürfen die besonderen<br />
Bedingungen in der Uferzone einer genaueren und zeitlich ausgedehnten<br />
Betrachtung.<br />
Eckdaten:<br />
Der Aquifer enthält etwa 100-2000 mg Pyrit in einem Uferrandstreifen von 50 m,<br />
eine Massenkonzentration von 1000 mg/kg wird konservativ als weitere Berechnungsgrundlage<br />
angewandt. Die relativ hohe Leitfähigkeit des tieferen Grundwassers<br />
deutet auf eine jüngeres Alter oder andere Herkunft hin. Es wird deshalb erwartet,<br />
dass Grundwasser mit einer Nitratkonzentration von 200 mg/L in relativ<br />
naher Zukunft diese Sedimente anströmen wird. Da die mittlere Fließdauer in etwa<br />
20 Jahre beträgt wird ein Veränderung des Nitratzustrom erst in etwa 10 Jahren<br />
erwartet, bis dahin wird die regionale bzw. chemitypus der Tiefen Grundwasser an<br />
dieser stelle erwartet.<br />
Endbericht - März 2009 138
Transekt 3<br />
Der Transekt 3 deckt einen Stromfaden ab, der überwiegend im Acker mit Waldflächen<br />
gemischt ist. Die geochemische Situtation ist vergleichbar mit der in Transekt<br />
1. Die Leitfähigkeit ist deutlich höher als bei Transekte 2 und der Übergang zu einer<br />
Wasserchemie, die ähnlich ausgeprägt ist, wie die an der Transekt 1 beobachtete<br />
scheint in naher Zukunft zu liegen. An der Lage 3_3, etwa 100 Meter vom<br />
Fluss entfernt, steigen die Nitratkonzentration mit der Tiefe an. Die Nitratwolke<br />
(bis zu 180 mg/L) ist an diese Stelle etwa 80 Meter vom Ufer entfernt. Dies deutet<br />
auf die Mischung von Wasser hin, das unter verschiedenen Bodennutzung gebildet<br />
wurde.<br />
Ein Nitratabbau während der Bodenpassage in der Uferzone führt dazu, dass trotz<br />
hoher nutzungsspezifischer Potenziale kein maßgeblicher Nährstoffeintrag über den<br />
Grundwasserzustrom in das Oberflächengewässer erfolgt. Dies zeigen auch die<br />
niedrigen Nitratgehalte im Flusswasser (siehe Tab. 6-6) insgesamt unterhalb der<br />
<strong>Lethe</strong>talsperre. An der Lokation 3_1 beträgt die Pyrit Konzentration im Aquifer und<br />
der Bodenzone zwischen 100 und 3200 mg/kg, in einer Zone die etwa 50 m breit<br />
ist.<br />
Eckdaten:<br />
Die Sedimente enthalten etwa 100-3200 mg/kg Pyrit in einem Uferrandstreifen<br />
von 50 m, 2000 mg/kg wird als weitere Berechnungsgrundlage angewandt. Die<br />
relativ hohe Leitfähigkeit des Grundwassers deutet auf ein jüngeres Alter und Bildung<br />
unter Landwirtschaft hin. Es wird deshalb erwartet, dass Grundwasser mit<br />
Nitratkonzentrationen von 100-200 mg/l die Sedimente anströmen wird.<br />
Endbericht - März 2009 139
8.3 Bewertung der Dauer der Ockerbelastung<br />
Aus den verschiedenen Daten ist eine Bewertung der Dauer der Ockerbelastung<br />
möglich. Folgende Eckpunkte dienen hierbei als Stützpunkte für die Bewertung:<br />
1) Der wesentliche Verursacher für die Verockerung ist die erhöhte Fe 2+ Konzentration<br />
im Grundwasser, bürtig aus der Pyritoxidation. Die Gesteine beinhalten<br />
Massenkonzentrationen von null bis etwa 3000 mg/kg Pyrit.<br />
2) Aus dem Vergleich mit dem Bewirtschaftungsgebiet Großenkneten können<br />
maximale Massenkonzentrationen von 12000 mg/kg Pyrit bei einem mittleren<br />
Gehalt von 6000 mg/kg Pyrit in der tiefen Aquiferzone (bis 40 m uGOK)<br />
angenommen werden.<br />
3) Die Pyritoxidation wird beschleunigt durch hohe Nitratkonzentrationen. Typische<br />
Nitratkonzentrationen liegen zwischen 150 und <strong>25</strong>0 mg/l von landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen und etwa 0-10 von Wald und Grünland. Für<br />
weitere Berechnungen wird eine Nitratkonzentration von 128 mg/L angenommen,<br />
ensprechend des definierten „Endzustands“ in Tabelle 8.1.<br />
4) Das Pyritdepot ist lokal in einem bis zu 50 Meter breiten Uferrandstreifen<br />
vorhanden.<br />
5) Hohe Nitrat- und Fe 2+ -Konzentrationen werden regional mittels des Grundwasserstroms<br />
der <strong>Lethe</strong> zugeführt. Die mittlere Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />
beträgt von 50 bis zu 200 Meter pro Jahr. In den weiteren Berechnungen<br />
wird von einer Fliessgeschwindigkeit von 50 Metern pro Jahr ausgegangen.<br />
Mit der geochemischen Software PHREEQC wurden gezielt verschiedene Szenarien<br />
zur Abschätzung der Dauer des Verockerungsprozesses berechnet. Die geochemischen<br />
Betrachtungen erfolgen in einem eindimensionalen Ansatz, entsprechend der<br />
angesetzten Stromfäden.<br />
Linien gleicher Grundwasserspiegellagen<br />
Grundwasserfließrichtung<br />
Stromfaden<br />
Abb. 8-4. Prinzipskizze (2-dimensional) Grundwasserabfluss in Richtung eines<br />
Flusses (Schnitt)- Darstellung von Stromfäden<br />
Endbericht - März 2009 140
Wie im Einzugsgebiet visuell deutlich erkennbar ist (vgl. hierzu auch die organoleptischen<br />
Befunde in Kapitel 3), ist das Austreten von Fe 2+ -reichem Wasser ein lokales<br />
Ereignis. Dies bestätigen im übrigen auch die Modellrechnungen in Kapitel 7.<br />
Wird die Heterogenität entlang die <strong>Lethe</strong> betrachtet, führt dies dazu, dass die Verockerungserscheinungen<br />
zwischen „abgeschlossenem“, „aktiven“ und „noch nicht<br />
begonnenem“ Prozess wechseln. Generell ist der Prozess heute abgeschlossen<br />
oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs und unterhalb wechseln Zonen mit einem „aktiven Prozess“<br />
und einem „noch nicht begonnenen“ Prozess ab. Das heißt zugleich, dass die<br />
regionalen Betrachtungen zur Fließgeschwindigkeit und zu den Stromfäden lokal<br />
abweichen vom gesamten Bild und dass die Ergebnisse zur Dauer des Verockerungsprozesses<br />
mit einer Streuung belegt werden müssen. Die Streuung ist im wesentlichen<br />
verursacht durch die Variation der Gesteinszusammensetzung, die zu<br />
unterschiedlicher hydraulischer Durchlässigkeit und unterschiedlichen Pyritmassenkonzentrationen<br />
geführt hat. Da für diese Studie keine geophysikalischen sondern<br />
nur eigenen Daten zu Sedimentanalysen vorlagen kann die Streuung nur grob<br />
abgeschätzt werden. Es wird dabei konservativ vermutet, dass die errechnete<br />
Dauer mit etwa einem Faktor 10 zu betrachten ist.<br />
Die zwei grundlegend unterschiedlichen Wassertypen, beschrieben als „End-“ und<br />
„Urzustand“ in Tabelle 8.1, wurden in den folgenden Betrachtungen verwendet.<br />
Des weiteren wurde die Annahme getroffen, dass die Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />
in allen Berechnungsbeispielen keine zeitliche Dynamik aufweist, und konservativ<br />
mit 52 m pro Jahr angenommen wird.<br />
Die Transekte 1 beschreibt eine Grundwasserchemie, die durch die Bildung unter<br />
moderner Landwirtschaft geprägt ist. Das Pyritdepot ist fast aufgebraucht und wird<br />
in diesem Zustand in einem Stromfaden von 50 m Länge auf maximal 200 mg/kg<br />
(etwa 100 mg S 2 - ) geschätzt. Das Fe 2+ wird durch Pyritoxidation und durch Ionenaustausch<br />
aus dem Gestein freigesetzt und eine kurzzeitige Freisetzung von Fe 2+<br />
entsteht. Die Freisetzung von Fe 2+ durch Ionenaustausch und Pyritoxidation wäre<br />
nach den geochemischen Berechnungen nach etwa 12 Jahren beendet (siehe Abbildung<br />
8-10).<br />
Im Transekt 2 und 3 wurde bis zu 6000 mg Pyrit/ Kg im Gestein gefunden. Diese<br />
Mengen an Pyrit sind hinreichend für eine wesentliche Retardation von Nitrat über<br />
hundert Jahre hinaus. Dies zeigt eine einfache stöchiometrische Beispielrechnung:<br />
Grundwasserneubildung 300 mm/ a (=0,3 m 3 /m 2 x a)<br />
Nitratkonzentration im neu gebildeten Grundwasser: 128 mg/L<br />
Mächtigkeit des reduzierenden Aquiferbereiches: 1 m<br />
Eisendisulfidkonzentration im reduzierenden Bereich: ca. 3000<br />
mg/kg<br />
Schüttdichte des Aquifers: 1700 kg/m 3<br />
Endbericht - März 2009 141
Nach der Nitratreaktion durch Pyrit zehrt 1 mg Nitrat 0,69 mg Eisendisulfid.<br />
Ein betrachteter Quader von 1m 3 Rauminhalt enthält demnach einen<br />
Eisendisulfidvorrat von 3000 X 1 X 1700 = 5100 g.<br />
Dieser Vorrat reicht für die Denitrifikation von 5100/0,69 = 7391 g<br />
Nitrat.<br />
Die auf 1 m 2 bezogene Nitratanlieferung beträgt 128 x 0,3 = 38,4<br />
g/a.<br />
Die Lebenserwartung der Denitrifikation und somit der Produktion<br />
von Eisen-II liegt somit bei 7391/38,4 = 192 Jahren.<br />
Jedoch wurde diese hohe Konzentrationen nur vereinzelt gefunden und es ist anzuzweifeln<br />
ob so hohe Konzentrationen großräumig vorhanden sind (siehe auch die<br />
Ergebnisse der Untersuchungen in Thülsfelde). Derartige Pyrit haltigen Gesteine<br />
können die Verockerung für hunderte von Jahren in die Zukunft vorantreiben, wie<br />
einfache Variationen der Parameter (Nitrateintrag halbieren Zeitraum verdoppeln)<br />
bereits zeigen. Die Ergebnisse der geochemischen Modellierung für die Transekte<br />
2 und 3 sind ebenfalls in Abb. 8-10 dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 142
0.001<br />
0.00<strong>25</strong><br />
0.0008<br />
0.002<br />
mmol/L Fe 2+<br />
0.0006<br />
0.0004<br />
0.0015<br />
0.001<br />
mmol/L NO 3<br />
-<br />
0.0002<br />
0.0005<br />
0<br />
0<br />
0 4 8 12 16 20<br />
Transekt 1<br />
0 40 80 120 160 200<br />
Transekt 3<br />
0 200 400 600<br />
Transekt 2<br />
Abb. 8-5. Die Graphik zeigt die Konzentrationen der Fe 2+ (rot) und Nitrat (Blau)<br />
im vorherrschendne Grundwasser nach der Durchströmung durch Pyrit haltige<br />
Gesteine. Die unterschiedlichen Zeitskalen (Jahre) beziehen sich auf die typische<br />
Pyritkonzentrationen, ermittelt durch Felduntersuchungen (siehe Kap.6)<br />
In Tabelle 8.2 sind die Ergebnisse weiterer geochemischer Transportberechnungen<br />
mit PHREEQC für unterschiedliche Rand- und Anfangsbedingungen dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 143
Tab. 8-2.Ergebnisse geochemischer Berechnunge mit unterschiedlichen Anfangs-<br />
und Randbedingungenn<br />
Grundwasserstrom<br />
Nitratkon-<br />
Pyritkon-<br />
Breite<br />
des<br />
Dauer<br />
+-<br />
zentration<br />
zentration<br />
Pyrit haltigen<br />
Ge-<br />
Jahre<br />
Jahre<br />
steins<br />
100 m/Jahr 128 mg/L 200 mg/Kg 50 m 13 2<br />
100 m/Jahr 260 200 50 6.5 1<br />
100 m/Jahr 128 2000 50 130 30<br />
100 m/Jahr 128 6000 50 390 100<br />
200 m/Jahr 260 6000 50 90 30<br />
100 m /Jahr <strong>25</strong> mg/L 200 mg/kg 50 65 10<br />
Spannbreiten:<br />
Aufgrund der räumlichen Heterogenität und der unzureichenden Datenlage ist eine<br />
genaue Vorhersage über die Dauer der Verockerung unmöglich abzugeben. Wie<br />
aus den Berechnungen hervorgeht, ist die Verockerung ein Problem, mit dem auch<br />
die zukünftige Generationen zu kämpfen haben wird.<br />
Die Spannbreite von etwa 12 bis 400 Jahren zeigt den möglichen Zeitraum. Da der<br />
Gehalt von Nitrat jedoch oft zweifach höher liegt (als 128 mg/L) und die Fließgeschwindigkeiten<br />
im Grundwasserstrom mit 100 m/Jahr im unteren Bereich liegen,<br />
ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Großteil der Verockerungsprozesse 4 mal<br />
schneller ablaufen als in Abbildung 8-10 dargestellt. Somit wäre das Ockerproblem<br />
im wesentlichsten abgeschlossen innerhalb die nächsten 100 Jahre.<br />
In diesem Zeitraum ist davon auszugehen, dass die Lokationen mit starker Verockerung<br />
unterschiedliche Teile des Flusses beeinträchtigen werden – auch die Lokationen,<br />
an denen die Wasserqualität heute noch gut ist.<br />
Auch mit einem effizienten Management der Düngerressourcen, die zu einer Minimierung<br />
des Nitratüberschusses führen, wird die Verockerung so lange dauern bis<br />
das Nitrat verbraucht ist.<br />
Diese Dauer hängt von der Fließgeschwindigkeit im Grundwasserleiter ab und wird<br />
bei einer sofortigen Reduzierung des Eintrags auf Null, auf mindestens 20 Jahre<br />
geschätzt.<br />
Endbericht - März 2009 144
9 Maßnahmen gegen Verockerung<br />
Mögliche Gegenmaßnahmen zur Verockerung an der <strong>Lethe</strong> stehen in einem Spannungsfeld<br />
technischer Machbarkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher<br />
Möglichkeiten und der Akzeptanz unterschiedlicher Nutzer und Interessengruppen.<br />
Ausgangspunkt für Maßnahmen sind die festgestellte Zonierung der Verockerung<br />
im Längsverlauf der <strong>Lethe</strong> und die gefundenen unmittelbaren Ursachen der Verockerung<br />
(lokale und regionale Eisenfreisetzung- und transport).<br />
Da die Verockerung der <strong>Lethe</strong> ausschließlich allochthone Ursachen hat, können<br />
für die Obere <strong>Lethe</strong> als Maßnahmen hoher Priorität ausschließlich nachhaltig<br />
wirksame Handlungen zur ursächlichen Bekämpfung der allochthonen Verockerung<br />
im Untersuchungsgebiet vorgeschlagen werden.<br />
Im vorliegenden Fall ist die Reduzierung der Stickstoffeinträge die wirksame<br />
und nachhaltige Maßnahme, da Nitrat den Auslöser für weitere Umsetzungsprozesse<br />
im Grundwasser darstellt, die zur Bildung von Eisen II führen und so die Verockerung<br />
im Untersuchungsgebiet vorantreiben.<br />
Eine Änderung des regionalen Stoffeintrages, das heißt Reduzierung von Nitrateinträgen<br />
in das Grundwasser, würde das regionale Erscheinungsbild der Eisenfreisetzung<br />
und damit des Eisentransportes verändern. Es gibt keinen anderen<br />
Weg, um allochthone Verockerung zu reduzieren. Solange Nitrat auf Pyrit trifft,<br />
bleibt das Problem im Grundsatz erhalten. Es gibt keine die Ursache bekämpfende<br />
Maßnahme, die am Gewässer ausgeführt werden kann, wenn die Ursache fern ab<br />
des Gewässers liegt.<br />
Andere Maßnahmen, wie die Anlage Gewässer begleitender Uferrandstreifen, die<br />
zwar den Schutz der Fließgewässer gegenüber Stoffeinträgen aus angrenzenden<br />
Flächen gewährleisten, sind bezüglich der Verockerung hier nicht effektiv genug,<br />
um den wirtschaftlichen Einsatz zu rechtfertigen.<br />
Ein anderer Ansatz versucht mit Sedimentationszonen (Ockerseen) bereits ins Gewässer<br />
gelangten Ocker wieder aus dem System zu entfernen. Es handelt sich<br />
hierbei allerdings um Maßnahmen, die mit einem hohem Flächenverbrauch, hohen<br />
Unterhaltungskosten und zusätzlichen ökologischen Problemen für das Fließgewässer<br />
verbunden sind, und die Verockerung im Gewässer dennoch oft nur unbefriedigend<br />
reduzieren. Maßnahmen wie Ockerseen erscheinen somit aufgrund mangelnder<br />
Nachhaltigkeit nicht opportun.<br />
Endbericht - März 2009 145
9.1 Zusammenstellung möglicher Maßnahmen<br />
Als Maßnahmen zur Vermeidung der allochthonen Verockerung stehen entsprechend<br />
der Ausführungen in Kapitel 4.3 folgende Möglichkeiten prinzipiell zur Verfügung:<br />
• Umstellung der Gewässerunterhaltung<br />
• Minderung diffuser Stoffeinträge<br />
Ufer-Randstreifen<br />
Umstellung der Bewirtschaftung<br />
• Wiedervernässung<br />
Aufstauung des Auetals<br />
Sohlanhebung der <strong>Lethe</strong><br />
• Verlängerung von Fließwegen (Mäandrierung)<br />
Priorität 1<br />
Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung haben die Priorität 1 (zu bevorzugende<br />
Maßnahme). Im vorliegenden Fall ist dies die Minderung der Stoffeinträge. Eine<br />
Maßnahme, die ausgeführt werden kann und die Einträge reduzieren kann, ist die<br />
Anlage von Uferrandstreifen beiderseits des Gewässers. Für die Festlegung der<br />
Breite der Uferrandstreifen gilt das in Kapitel 4.3 geschriebene. Für den vorliegenden<br />
Fall kommen dies Maßnahmen jedoch nur eingeschränkt in Frage, da der<br />
Großteil der Verockerung durch den regionalen Transport von Nitrat und Eisen in<br />
den Uferbereich passiert.<br />
Priorität 2<br />
Als Maßnahme mit der Priorität 2 werden Maßnahmen vorgeschlagen, bei denen<br />
mittels baulicher Veränderungen der Landschaft oder in der Landschaft eine Situation<br />
geschaffen wird, die Verockerung in Zukunft verhindern kann.<br />
Die Verhinderung der Verockerung ist möglich, wenn verhindert wird, dass Eisenzwei<br />
oxidiert wird. Da der Großteil der Verockerung aus Pyritoxidation durch Nitrat<br />
stammt, sind derartige Maßnahmen vor dem Hintergrund der Wirksamkeit, Nachhaltigkeit<br />
und der ökologischen Aspekte nicht sinnvoll, sie werden daher nicht weiter<br />
verfolgt.<br />
Endbericht - März 2009 146
Priorität 3<br />
Als Maßnahmen der Priorität 3 werden Maßnahmen definiert, die Eisen aus der<br />
Landschaft entziehen (unter Entzug wird hier der einfache Abtransport nach der<br />
Ausflockung in Absetzbecken verstanden, das Eisen ist dann abtransportiert, bei<br />
einer lokalen Bilanzierung wäre es der Landschaft „entzogen“), jedoch nicht die<br />
Ursachen bekämpfen. Hierunter sind Ockerseen und Winter Ockerseen zu verstehen<br />
(vgl. Beschreibung unter Kapitel 4.3).<br />
Wie bereits unter Kapitel 4.3 ausgeführt wurde, sind diese jedoch mit hohem Flächenaufwand<br />
verbunden (bis zu 400 ha), was bei der durchschnittlichen Größe eines<br />
landwirtschaftlichen Betriebs von etwa 50 ha in Niedersachsen vermutlich nicht<br />
praktikabel ist.<br />
Mit den Ahlhorner Teichen stehen stille Wasserflächen – Seen – zur Verfügung, die<br />
bereits jetzt vermutlich als Eisensenken für die drainierten Flächen oberhalb fungieren<br />
(vgl. Ausführungen in Kapitel 6 - Drainagegräben). Hier können durch eine<br />
zielgerichtete Bewirtschaftung bereits Maßnahmen der Priorität 3 umgesetzt werden,<br />
zudem die Infrastruktur – Zuwegungen etc. bereits vorhanden sind. Mit Blick<br />
auf die Teichwirtschaft scheint ein derartiges Vorgehen in Zukunft ebenfalls praktikabel,<br />
um weiterhin eine gute Wasserqualität für den Zuchtbetrieb zu gewährleisten.<br />
Hier sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um eventuelle Maßnahmen<br />
entsprechend mit Daten, und hier insbesondere auf einer längeren Zeitskala,<br />
zu unterfüttern.<br />
9.2 Vorgeschlagene Maßnahmen<br />
Als auszuführende Maßnahmen mit der größten Aussicht auf Erfolg, sowohl was<br />
das Ergebnis, wie auch die Machbarkeit und Akzeptanz erwarten lässt, werden<br />
Maßnahmen der Priorität 1 vorgeschlagen.<br />
In der nachfolgenden Tabelle sind Maßnahmen zusammengestellt.<br />
Endbericht - März 2009 147
Tab. 9-2. Maßnahmenvorschlag<br />
Priorität Maßnahmen Instrument Bewertung<br />
1 Limitierung der Stickstoffeinträge<br />
1 Einrichtung von Uferrandstreifen<br />
Kooperationsstrukturen<br />
zwischen Wasserwirtschaft<br />
und Landwirtschaft<br />
Aufkauf von Ackerflächen<br />
Kooperationsstrukturen sind<br />
vorhanden; Beratung findet<br />
statt; Kooperation zwischen<br />
<strong>Hunte</strong>-Wasseracht, Landwirtschaft<br />
und Wasserwirtschaft<br />
ist durch gemeinsame<br />
Projekte nachgewiesen,<br />
z.B. durch das vorliegende<br />
Projekt<br />
ABER: Problematik der<br />
Verockerung bislang nicht<br />
ausreichend gewürdigt und<br />
berücksichtigt<br />
Nicht über den gesamten<br />
Verlauf der <strong>Lethe</strong> mit Hinblick<br />
auf die Verockerung<br />
sinnvoll; nur Teilbereiche<br />
können vor diesem Hintergrund<br />
vor Verockerung bewahrt<br />
werden<br />
Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass der Zustrom eisenreichen und<br />
nitratreichen Grundwassers das Hauptproblem für die Verockerung im Gebiet der<br />
Oberen <strong>Lethe</strong> darstellt. Die Verockerung kann nicht durch Maßnahmen wie Ockerseen<br />
oder Uferrandstreifen großräumig und langfristig gestoppt werden. Dort, wo<br />
der Nährstoffeintrag durch Uferrandstreifen verringert werden kann, sollte diese<br />
Maßnahme ausgeführt werden.<br />
In einigen Bereichen der <strong>Lethe</strong> kann dies bereits zu einer maßgeblichen Verbesserung<br />
der Eisen-zwei-Konzentrationen in der Wassersäule führen.<br />
Als Sofortmaßnahme sollten Veränderungen in der Gewässerunterhaltung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Es bleibt dabei, dass ohne Reduzierung der Stickstoffeinträge, die als Auslöser für<br />
weitere Umsetzungsprozesse zu sehen sind und dann letztlich zu Eisen-zwei-<br />
Produktion und den bekannten Verockerungserscheinungen führen, keine nachhaltige<br />
Verbesserung der Situation an der <strong>Lethe</strong> erreicht wird.<br />
Für die <strong>Lethe</strong> ist die Verockerungsproblematik durch die regionale Eisenfreisetzung<br />
durch chemolithotroph-autotrophe Denitrifikation und die lokale Eisenfreisetzung<br />
durch Reduktion von in der Uferzone vorhandenem Pyrit durch anströmendes<br />
nitratreiches Grundwasser bedingt. In beiden Fällen sind überhöhte Nitratgehalte<br />
Ursache des Problems. Für die <strong>Lethe</strong> in ihrer gesamten betroffen Länge<br />
Endbericht - März 2009 148
gibt es daher keine unmittelbar den zuoberst genannten Kriterien (technische<br />
Machbarkeit, ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Möglichkeiten, Akzeptanz<br />
unterschiedlicher Nutzer) folgenden wirksamen Maßnahmen, die kurz- oder mittelfristig<br />
eine Verockerung stoppen.<br />
Es bleibt nur das Ziel der Senkung von Stoffeinträgen zur Verringerung der Nitratkonzentrationen<br />
im Grundwasser.<br />
Selbst sehr geringe Nitratkonzentrationen führen in Verbindung mit Pyrit zur Freisetzung<br />
von Fe 2+ . Die Minderung des Nitrateintrags muss daher optimal so groß<br />
sein, dass der Verbrauch von Nitrat durch andere Umsätze wie z.B. Aufnahme<br />
durch die Vegetation oder Denitrifikation gewährleistet ist.<br />
Die Studie zeigt, dass eine höchste zulässige Nitratkonzentration des zur<br />
<strong>Lethe</strong> strömenden Wassers etwa <strong>25</strong> mg/L NO 3 - nicht überschreiten sollte.<br />
Daran müssen sich die Maßnahmen, wie z.B. eine extensive Landnutzung mit stark<br />
reduziertem Nitratdüngereinsatz orientieren.<br />
Mit den vorhandenen Nitratkonzentrationen von bis zu 200 mg/L NO 3 -<br />
geht aus<br />
den geochemischen Modellierungen hervor, dass das im Uferbereich vorhandene<br />
Pyrit in einem Zeitraum zwischen 10 und 50 Jahren aufgebraucht<br />
sein wird. Für diesen Fall ist nicht mehr mit einem großen Eiseneintrag in das<br />
Gewässer, sondern mit einem Durchbruch von Nitrat (bei gleichbleibendem Eintrag)<br />
in das Oberflächengewässer zu rechnen – in Bereichen, wo hohe Pyritgehalte<br />
im Uferbereich vorhanden sind. Dies ist auch deutlich im oberen Teil des Einzugsgebietes<br />
zu erkennen. Hier wurden Nitratkonzentrationen im Oberflächengewässer<br />
von bis zu 72 mg/L NO 3 - gemessen.<br />
Theoretische Betrachtungen, die davon ausgehen, den Nitrateintrag in der<br />
Region zum jetzigen Zeitpunkt auf <strong>25</strong> mg/L NO 3 - zu verringern, zeigen,<br />
dass alleine durch die mittleren Fließzeiten aus dem unterirdischen Einzugsgebiet<br />
der <strong>Lethe</strong> über einen Zeitraum zwischen 10 und <strong>25</strong> Jahren weiter<br />
mit einem Eiseneintrag zu rechnen ist.<br />
Landesweite Relevanz für Oberflächen- und Grundwasserkörper mit ähnlichen<br />
Eigenschaften und unter der Voraussetzung ähnlicher Belastungen aus diffusen<br />
und punktuellen Quellen unter besonderer Berücksichtigung der Landschaftsentwässerung<br />
hat die ausgearbeitete fünfstufige Handlungsanweisung.<br />
Danach kann zunächst mit Hilfe einfacher und kostengünstiger Methoden eine Bestandsaufnahme,<br />
ein Monitoring und ein Konzeptmodell erarbeitet werden. Das zu<br />
erarbeitende Konzeptmodell kann dabei auf Ergebnisse des vorliegenden Projektes<br />
zurückgreifen. Die hydraulischen Zusammenhänge und die wasser- und gesteinschemischen<br />
Zusammenhänge wurden in diesem Projekt erarbeitet und dargestellt.<br />
Diese Zusammenhänge können im Grundsatz in jedes zu erarbeitende Konzeptmodell<br />
für dieselbe Fragestellung in einem anderen Gebiet in Norddeutschland als Ba-<br />
Endbericht - März 2009 149
sis für weitere Überlegungen eingebaut werden. Auf der Basis des Konzeptmodells<br />
kann somit für ein anderes Gebiet mit der gleichen Fragestellung eine Abschätzung<br />
darüber gemacht werden, wie sinnvoll vor dem Hintergrund der hydraulischen Bedingungen,<br />
der Nutzung und der Interessen der Aufbau eines numerischen Modells<br />
und in der Folge davon die Entwicklung von Maßnahmen ist.<br />
Für Gebiete, in denen ebenfalls allochthone Verockerung nachgewiesen wurde,<br />
sollte die fachlich sinnvollste und nachhaltigste Maßnahme –Stickstoffreduzierungim<br />
Zuge der Konkretisierung mit den Beteiligten diskutiert werden und ökonomisch<br />
effektiv und ohne wirtschaftliche Nachteile für die Nutzer schrittweise umgesetzt<br />
werden. Als Schwellenwerte für eine Unterbindung der Verockerung wurden im<br />
Rahmen des Pilotprojektes Nitratkonzentrationen im oberflächennahen Grundwasser<br />
abgebildet, die <strong>25</strong> mg/L NO - 3 nicht überschreiten sollten.<br />
Endbericht - März 2009 150
10 Übertragbarkeit der Methoden & Ergebnisse<br />
Im Zusammenhang mit der Übertragbarkeit von Methoden und Ergebnissen, wird<br />
in der nachfolgenden Infobox eine kurze Definition der im folgenden verwendeten<br />
Begriffe gegeben.<br />
INFOBOX E: – SYSTEM – MODELL - PROGRAMM<br />
Die Begriffe System, Modell und Simulationsprogramm werden oft nicht klar genug unterschieden. Insbesondere<br />
wird ein Simulationsprogramm oft als «Modell» oder «Computermodell» bezeichnet. Es ist aber oft<br />
nützlich, z.B. das Modell begrifflich vom Programm zu trennen.<br />
In der Literatur wird eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil konkurrierender Definitionen genannt (zusammenfassend<br />
in MATTHIES, 2002). In der vorliegenden Arbeit wird auf die unterschiedlichen Definitionen und<br />
Begrifflichkeiten nicht eingegangen. Es werden, der Übersicht halber, nur Definitionen aus der Arbeit von MAT-<br />
THIES verwendet.<br />
System:<br />
Ein System bezeichnet ein Gebilde, das aus Elementen (Teilsystemen) aufgebaut ist, zwischen denen Beziehungen<br />
bestehen. Die Elemente sind einer Wechselwirkung ausgesetzt. Offene Systeme (lebende Systeme)<br />
müssen sich zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen mit ihrer Umgebung bzgl. der Aufnahme von Materie<br />
oder Materie und Energie austauschen. Sie wechselwirken mit ihrer Umgebung und verändern dadurch<br />
ihren Zustand.<br />
Das Gesamtsystem „natürliche Umwelt“ lässt sich z.B. in den Teilsystemen, seinen Kompartimenten, Wasser,<br />
Boden und Luft getrennt voneinander untersuchen und beschreiben. Man betrachtet zunächst die Teilsysteme<br />
und analysiert deren Wirkungsstruktur, um anschließend das Verhalten des Gesamtsystems als Zusammenspiel<br />
der Teilsysteme zu verstehen.<br />
Bei der Systemanalyse konstruiert der Betrachter der Systeme ein Modell. Der Bearbeiter entscheidet darüber,<br />
welche relevanten Elemente und Beziehungen des Systems er im Modell abbilden möchte.<br />
Modell:<br />
Modelle sind vereinfachte Ausschnitte der Wirklichkeit oder Möglichkeit. Das erstellte Modell ist immer ein<br />
begrenztes, verkürztes, abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit, das nur diejenigen Inhalte des Originals erfasst,<br />
die dem Modellnutzer für seine erwünschte Anwendung nützlich erscheint. Das Modell ist eine konzeptionelle<br />
Vorstellung über ein System, das möglicherweise, aber nicht notwendigerweise mathematisch formuliert ist<br />
(mathematisches Modell). Das Modell muss auf seine Plausibilität geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die<br />
Verhaltensgültigkeit und die Anwendungsgültigkeit muss erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben,<br />
können mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />
Simulationsprogramm:<br />
Computerprogramm, das die Gleichungen eines vorgegebenen oder eines benutzerdefinierten Modells lösen<br />
und die Szenarien geeignet darstellen kann.<br />
Bei der Simulation werden Experimente an einem Modell durchgeführt, um Erkenntnisse über das reale System<br />
zu gewinnen.<br />
Prozess<br />
In der Systemtheorie wird als Prozess eine dynamische Aufeinanderfolge von verschiedenen Zuständen eines<br />
Systems bezeichnet.<br />
Der direkte Weg, ein System zu beschreiben, ist die Beobachtung der interessierenden Parameter und Zustände.<br />
Für den Fall eines Grundwasserkörpers ist dies häufig jedoch nicht möglich, weil Messzeiträume zu lang<br />
und zu kostenintensiv sind, die interessierenden Horizonte nicht eindeutig im Voraus lokalisierbar sind, das<br />
System zerstört würde, oder die Beobachtung technisch nicht durchführbar ist. Als Alternative kommt eine<br />
mathematische Modellbildung in Betracht. Das reale System wird dabei immer vereinfacht und abstrahiert<br />
dargestellt.<br />
Endbericht - März 2009 151
10.1 Einleitung<br />
Die Darstellung der Übertragbarkeit der vorliegenden Studie wird unterschieden in<br />
die Übertragbarkeit der Methoden und die Übertragbarkeit der Ergebnisse.<br />
Mit dem Begriff Übertragbarkeit ist im Folgenden die prinzipielle Möglichkeit gemeint,<br />
die in der vorliegenden Studie angewandten Methoden, die verwendeten<br />
Werkzeuge, die erarbeiteten Modelle sowie die verwendeten Computerprogramme<br />
für ähnliche Fragestellungen in Niedersachsen anwenden zu können.<br />
10.2 Methoden – Werkzeuge – Modelle - Programme<br />
10.2.1 Programme<br />
Die verwendeten Softwareprodukte von DHI MIKE SHE, MIKE 11, ECOLab und<br />
PHREEQC können sowohl für ähnliche hydraulische Fragestellungen wie auch für<br />
Fragen der Beschaffenheit in Projekten in Niedersachsen verwendet werden. Sie<br />
unterliegen weder aus fachlichen noch aus administrativen Gründen irgendwelchen<br />
Einschränkungen.<br />
10.2.2 Modelle<br />
Mit der in der Infobox E gegebenen Definition eines Modells wird deutlich, das die<br />
an diesem Standort entwickelte Modellvorstellung streng genommen nur für diesen<br />
Standort gilt. Dennoch sind die Wirkungszusammenhänge und insbesondere die<br />
Transportpfade in den Grundwasserlandschaften Norddeutschlands sehr ähnlich.<br />
An Standorten mit ähnlicher Geologie, Hydrologie und Topographie werden daher<br />
auch ähnliche Bedingungen herrschen. Die entwickelte Modellvorstellung mit Bezug<br />
zur Interaktion zwischen Grund- und Oberflächenwasser sowie des Transportpfades<br />
von Eisen kann daher als Startpunkt für jede ähnlich gelagerte Fragestellung<br />
gelten.<br />
10.2.3 Werkzeuge<br />
Als Werkzeuge werden die im Monitoringprogramm verwendeten Probenahmegeräte,<br />
wie Mini-Saugkerzen, Probenehmer, Mehrfachmessstellen etc. bezeichnet. Die<br />
meisten der verwendeten Materialien sind auf dem Markt erhältlich und verwendbar.<br />
Die Mehrfachmessstelle samt verwendeten Materialien ist eine Eigenentwicklung<br />
und zumindest als Gesamtpaket nicht unmittelbar verfügbar.<br />
10.2.4 Methoden<br />
Die angewandten Methoden sind aus den unterschiedlichen Disziplinen, wie Bodenkunde,<br />
Grundwasserwirtschaft und Wassermengenwirtschaft bekannt. Sie wurden<br />
hier integriert und aufeinander abgestimmt angewendet, um im Untersuchungsge-<br />
Endbericht - März 2009 152
iet zum ersten Mal eine integrierte Betrachtung des Transportpfades Boden –<br />
Grundwasser – Gewässer abzubilden.<br />
10.3 Gemeinsame Betrachtung – Handlungsanweisung<br />
Die Übertragbarkeit der o.a. Vorgehensweise wird im Folgenden durch die Zusammenstellung<br />
in einer Handlungsanweisung verdeutlicht.<br />
E 0<br />
Intitial: Besteht Informationsbedarf ?<br />
JA BESTANDSAUFNAHME NEIN STOP<br />
BA<br />
Bestandsaufnahme<br />
E 1<br />
Besteht Handlungsbedarf ?<br />
JA MONITORING & KONZEPTMODELL NEIN STOP<br />
MON<br />
Monitoring<br />
MOD<br />
Konzept-Modell<br />
E 2<br />
Maßnahmen gegen Verockerung?<br />
JA AUFBAU EINES NUMERISCHEN MODELLS NEIN MON<br />
NUM<br />
Numerisches Modell<br />
E 3<br />
Welche Maßnahmen sollen ausgeführt werden<br />
AUFSTELLUNG EINES MAßNAHMENPLANS<br />
MA<br />
Maßnahmen<br />
Abb. 10-1. Schematische Darstellung der Herangehensweise<br />
Endbericht - März 2009 153
Dazu wird in der Abbildung 10-1 die schematische Darstellung der Herangehensweise<br />
aufgezeigt.<br />
Erläuterungen zu Abb. 10-1 und Abb. 10-2:<br />
E 0 – E 3 : Entscheidung<br />
Arbeitsschritte:<br />
BA – Bestandsaufnahme<br />
MON – Monitoring<br />
MOD – Konzeptmodell<br />
NUM – Numerisches Modell<br />
MA – Maßnahmenplan<br />
Dargestellt ist ein schrittweises Vorgehen, wobei jedem Arbeitsschritt eine Entscheidung<br />
vorausgeht. Die „nullte“ Entscheidung, nachfolgend mit E 0 bezeichnet,<br />
ist i.d.R. bereits vor der Konsultation von ausführenden Umwelt- oder Ingenieurbüros<br />
auf administrativer Ebene getroffen worden. Sie beruht z.B. auf Wissensdefiziten<br />
oder Informationsbedarf bzgl. der Erstellung von Bewirtschaftungsplänen oder<br />
Fragen im Zusammenhang mit der Zielerreichung bis 2015 WRRL.<br />
Jeder dieser Arbeitsschritte kann als eine in sich geschlossene Arbeitseinheit angesehen<br />
werden. Es ist jedoch eine klare Reihenfolge gegeben, wobei jeder nachfolgende<br />
Arbeitsschritt auf den Ergebnissen des vorherigen beruht.<br />
Nach der Ausführung der Bestandsaufnahme (BA) wird mit E 1 die Entscheidung<br />
getroffen, ob die Ergebnisse ein weiteres Handeln erfordern oder nicht. Kommt<br />
man hier eindeutig zu einem NEIN, ist der Handlungsstrang damit beendet. Für<br />
einen ausgesuchten Standort endet die Untersuchung. Zeigen die Ergebnisse der<br />
BA Defizite und weisen zudem auf eine Verockerungsproblematik hin, müssen Monitoringmaßnahmen<br />
(MON) und ein Konzeptmodell (MOD) erstellt werden. In diesem<br />
Schritt sind MON und MOD gemeinsam auszuführen, um Erkenntnisse bei der<br />
konzeptionellen Betrachtung des untersuchten Systems unmittelbar in das Monitoringkonzept<br />
mit einfließen zu lassen. Umgekehrt können Ergebnisse aus dem Monitoring<br />
das Konzeptmodell ebenfalls verbessern.<br />
Zeigt sich in der Auswertung des Monitoring, dass starke Verockerungserscheinungen<br />
im Gewässer zu verzeichnen sind und weist das Konzeptmodell gleichzeitig<br />
daraufhin, dass die Transportpfade für Eisen-zwei auch das Grundwasser mit einschließen,<br />
ist zu entscheiden, ob ein numerisches Modell (NUM) aufgebaut werden<br />
soll. Ist die Entscheidung E 2 ein NEIN zum Aufbau eines numerischen Modells, wird<br />
der Handlungsstrang zwar zum nächsten Arbeitsschritt hin unterbrochen, aber das<br />
aufgenommene Monitoring sollte nicht unterbrochen werden. Daher geht an dieser<br />
Stelle bei einer NEIN – Entscheidung der Weg zurück zum Monitoring.<br />
Die Entscheidung ein numerisches Modell aufzubauen wird getroffen, entweder,<br />
wenn bereits zu diesem Zeitpunkt klar ist, dass Maßnahmen ausgeführt werden<br />
Endbericht - März 2009 154
sollen, oder aber wenn man sich aufgrund der Datenlage von dem numerischen<br />
Modell und den Simulationsrechnungen einen weiteren Erkenntniszuwachs erwarten<br />
kann.<br />
Das numerische Modell greift die konzeptionelle Vorstellung über das System auf<br />
und erstellt eine mathematische Formulierung für die einzelnen Subsysteme<br />
(Grundwasserleiter, Flussnetzwerk, Boden, etc.). Es muss auf seine Plausibilität<br />
geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die Verhaltensgültigkeit und die Anwendungsgültigkeit<br />
müssen erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, können<br />
mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />
Diese Szenarien können z.B. die Auswirkungen von Maßnahmen auf die Hydraulik<br />
im Hydro-System, sowie die Transportpfade abbilden. Für den Fall eines Aufstaus<br />
des Flusssystems zum Zwecke der Wiedervernässung (Verockerung durch Sauerstoffeinträge)<br />
können so bereits Überschwemmungsflächen ausgewiesen werden<br />
und damit wertvolle Hinweise zum Flächenverbrauch gegeben werden.<br />
Mit den Ergebnissen aus Rechenläufen mit dem numerischen Modell lassen sich<br />
Planungshinweise und Prioritäten für einzelne Maßnahmen ableiten.<br />
In der folgenden Abbildung 10-2 sind die Herangehensweise und die Methoden und<br />
Werkzeuge, die angewendet werden können in einer Handlungsanweisung zusammengeführt.<br />
Endbericht - März 2009 155
Abb. 10-2. Handlungsschema für Untersuchung von Verockerung in Gewässern<br />
Endbericht - März 2009 156
10.4 Übertragbarkeit von Ergebnissen<br />
Die vollständige Übertragbarkeit der Ergebnisse in dem Sinn, dass ähnliche Bedingungen<br />
an einem anderen Standort dort zu den gleichen Wirkungen führen, wie an<br />
einem bereits untersuchten Standort, ist nicht gegeben. Dazu sind die Wirkungszusammenhänge<br />
von Hydraulik, Geologie, chemischer Beschaffenheit von Wasser<br />
und Gestein zu komplex, und ihre Interaktion sowie die Bewirtschaftungssituation<br />
zu unterschiedlich. Es ist daher nicht möglich, eine derartige Korrelation mit Bezug<br />
auf den Maßnahmenplan vorzunehmen. Sind Maßnahmen für einen Standort vorgesehen,<br />
ist für diesen Standort ein eigenes numerisches Modell aufzubauen und<br />
eigene für den Standort passende Maßnahmen zu entwickeln. Der Arbeitsschritt<br />
NUM und die Entscheidung E 3 nach Abbildung 10-1 sind für jeden Standort auszuführen,<br />
an dem eine Verockerungsproblematik die Gewässersituation überprägt<br />
und an dem diese Situation verbessert werden soll.<br />
Sinnvoll und nachvollziehbar ist der Vergleich von Standorten von der Entscheidungsebene<br />
E 1 zu E 2 nach Abbildung 10-1.<br />
Für die Entscheidung E 1 muss eine Bestandsaufnahme vorliegen. Diese beinhaltet<br />
i.d.R. eine Literatur- und Archivauswertung, eine Begehung sowie Wasser-<br />
Schnelltests auf repräsentative Parameter.<br />
Auf dieser Ebene kann über den Vergleich mit Ergebnissen aus bereits vorhandenen<br />
Studien, wie z.B. der vorliegenden, mit ähnlichen geologischen und hydraulischen<br />
Verhältnissen ein Monitoring- und Konzeptmodell übertragen werden.<br />
Das Monitoringkonzept aus Kapitel 5, sowie die Modellvorstellung aus Abbildung 5-<br />
1 sind somit unmittelbar auf andere Standorte die ähnliche Ergebnisse aus der Bestandsaufnahme<br />
zeigen, übertragbar. Sie müssen vom Bearbeiter über die Kommunikation<br />
mit Behörden, Wasserbetrieben und Landwirtschaft sowie den eigenen<br />
Erkenntnissen aus dem Monitoring ergänzt und angepasst werden.<br />
Die Entscheidung E 2 zum Aufbau des numerischen Modells kann ebenfalls aus dem<br />
Vergleich mit Ergebnissen aus vorliegenden Studien beeinflusst werden.<br />
Endbericht - März 2009 157
11 Zusammenfassung<br />
Im Projekt zur Verockerung der Oberen <strong>Lethe</strong> wurde ein numerisches Strömungsund<br />
Transportmodell aufgebaut, mit dem folgende Situationen abgebildet werden<br />
können:<br />
A – Grundwasser-Strömungssituation<br />
B – Wasserspiegellagenberechnung in der <strong>Lethe</strong><br />
C – Interaktion zwischen Grundwasser und Oberflächengewässer<br />
D – Transport von Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />
E – Geochemischer Transport von Eisen im Grundwasser<br />
Für den Aufbau des Modells wurde ein mehrstufiges Programm ausgeführt. Die einzelnen<br />
Arbeitsschritte waren:<br />
• die Bestandaufnahme,<br />
• die Planung und Ausführung eines Monitoringprogrammes über Gewässer und<br />
Gestein,<br />
• die Erweiterung des bestehenden Konzeptmodells,<br />
• der Aufbau eines Numerisches Modells,<br />
• die Maßnahmenplanung über die Anwendung des numerischen Modells.<br />
Jeder dieser Arbeitsschritte war wiederum in weitere Schritte unterteilt, die nacheinander<br />
oder parallel abgearbeitet wurden. Das Monitoringprogramm bestand aus<br />
der Einrichtung einer Gewässermessstelle, 12 temporären Bodenwassermessstellen<br />
sowie 11 teufendifferenzierten Grundwassermessstellen, davon 9 in drei vom<br />
Gewässer ausgehenden Transekten.<br />
Bei der Einrichtung der Messstellen kamen sowohl auf dem Markt vorhandene<br />
Technik, wie auch eigene entwickelte Methoden zur Probennahme zum Einsatz.<br />
Entlang der <strong>Lethe</strong> wurden zudem an 13 Lokationen Sedimentproben über das<br />
Querprofil der <strong>Lethe</strong> genommen.<br />
An entnommenen Proben dieser Lokationen wurden ausgewählte Beschaffenheitsparameter<br />
an:<br />
• Flusssediment (Eisen-Gesamt, Schwefel-Spezies, Kohlenstoffspezies)<br />
• Aquifermaterial (Eisen-Gesamt, Schwefel-Spezies, Kohlenstoffspezies)<br />
• Grundwasser<br />
pH, LF, Temp., O 2 , NO - 3 , NH + 4 , Ca 2+ ,<br />
• Bodenwasser<br />
Mg 2+ , SO 2- 4 , Fe gesamt , Fe 2+ , Ortho-PO 4 , NO - 2 , Cl - , Ni,<br />
• Flusswasser<br />
untersucht.<br />
Endbericht - März 2009 158
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Konzentrationen von Eisen-zwei in der Wassersäule<br />
der <strong>Lethe</strong> ab der <strong>Lethe</strong>talsperre bis zur Messstelle Bissel mit bis zu über 2<br />
mg/L über den für Biozönosen tolerierbaren Werten liegen.<br />
Gleichzeitig betragen die Konzentrationen von Eisen-zwei im der <strong>Lethe</strong> zufließenden<br />
Bodenwasser bis zu über 10 mg/L, während im Grundwasser des Untersuchungsgebietes<br />
Eisen-zwei-Konzentrationen von bis zu über 9 mg/L beobachtet<br />
worden sind. Die Höhe der Eisenkonzentrationen im Sediment der <strong>Lethe</strong> von bis zu<br />
22.000 mg/kg zeigt eine Anreicherung von ausgefälltem Eisen an. Dabei sind die<br />
Massenkonzentrationen (Mittelwert) von Eisen-Gesamt [mg/kg] unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre<br />
um den Faktor 4 höher als oberhalb des Talsperrensystems (9200<br />
mg/kg vs. 1700 mg/kg).<br />
Die Interpretation der Ergebnisse entlang der <strong>Lethe</strong> zeigt an, dass die Problematik<br />
der Verockerung durch das Talsperrensystem der Ahlhorner Teiche abgegrenzt<br />
wird. Oberhalb des Talsperrensystems fließt der <strong>Lethe</strong> nur wenig Eisen zu, unterhalb<br />
des Talsperrensystems bis zur Messstelle Bissel führt der Zustrom von mit<br />
Eisen-zwei belastetem Wasser zur bekannten Verockerungsproblematik. Gleichzeitig<br />
korreliert die Verockerungsproblematik mit dem Vorhandensein von Raseneisenerz<br />
in der Landschaft.<br />
Eine besondere Problematik geht von den Drainagegräben aus. Sie führen Wasser<br />
mit hohen Eisenkonzentrationen, was wiederum zu Anreicherungen im Sediment<br />
der Drainagegräben führt. Im Sediment von Drainagegräben wurden Eisenkonzentrationen<br />
bis zu 76.000 mg/kg nachgewiesen. Das Wasser der betrachteten<br />
Gräben fließt direkt dem Talsperrensystem zu. Hier kommt es aufgrund des Staubetriebs<br />
zu einer Verringerung der Fließgeschwindigkeiten, so dass sich Eisen absetzen<br />
kann. Das Talsperrensystem könnte in diesem Sinne als Eisensenke fungieren.<br />
Darauf weisen Anreicherungen in untersuchtem Teichsediment hin.<br />
Die Verockerungsproblematik im Untersuchungsgebiet konnte mit der Existenz von<br />
Nitrat im regionalen Grundwasser verknüpft werden.<br />
Nitrat ist im oberflächennahen Grundwasserleiter des Untersuchungsgebietes in<br />
Konzentrationen von bis zu über 200 mg/ L nachgewiesen worden. Gleichzeitig<br />
führt das Ablaufen von autotroph-chemolithotrophen Denitrifikationsprozessen<br />
(Denitrifikation durch Metallsulfide, wie Pyrit – FeS 2 ) dazu, dass im Grundwasser<br />
Eisen-Zwei entsteht.<br />
In den untersuchten Transekten, die jeweils die Kompartimente – Boden- Grundwasser<br />
– Gewässer betrachteten, wurden die Transportpfade von Eisen-zwei zum<br />
Gewässer abgebildet. Sie zeigen eine gute Übereinstimmung mit der konzeptuellen<br />
Modellvorstellung. Die integrierte Betrachtung entlang der Kompartimente zeigt,<br />
dass die Verockerung in der <strong>Lethe</strong> zu einem überwiegenden Teil durch Eisen-zwei,<br />
das über den Grundwasserpfad transportiert wird, verursacht wird. Es handelt sich<br />
überwiegend um eine allochthone Verockerung.<br />
Endbericht - März 2009 159
Das nachfolgend auf der Basis des Konzeptmodells und der Ergebnisse des Monitoring<br />
aufgebaute integrierte Grundwasser Oberflächenwasserströmungsmodell<br />
bildet die Interaktionen zwischen den Kompartimenten ab.<br />
Die Ergebnisse der Berechnungen mit dem numerischen Modell sind als Eingabeparameter<br />
in das Transportmodell von Eisen in der <strong>Lethe</strong> eingegangen.<br />
Das aufgebaute Transportmodell für Ocker in der <strong>Lethe</strong> kann nicht als kalibriert<br />
betrachtet werden, da hierfür die zur Verfügung stehende Zeitreihe von Randbedingungen<br />
(Einleiterkonzentrationen von Eisen aus dem Boden-/Grundwasser) zu<br />
kurz war. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass das numerische Modell prinzipiell<br />
in der Lage ist, den Verlauf der Eisenkonzentrationen abzubilden. Der Status eines<br />
kalibrierten Modells kann erst nach weiteren Datenerhebungen und weiteren Modellläufen<br />
erreicht werden. Hierzu wurden Vorschläge gemacht.<br />
Maßnahmen der Priorität 3 (Symptombekämpfung im Gewässer) wie z.B. Ockerseen<br />
oder Winter-Ockerseen wurden nicht weiter betrachtet.<br />
Als Maßnahme der Priorität 1 gelten nachhaltig wirksame Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung.<br />
In dem vorliegenden Fall wird darunter die Reduzierung der<br />
Stickstoffeinträge, die als Auslöser für weitere Umsetzungsprozesse zu sehen sind<br />
und dann letztlich zu Eisen-zwei-Produktion und den bekannten Verockerungserscheinungen<br />
führen, verstanden.<br />
Es wird nach Ansicht der Bearbeiter keine nachhaltige Verbesserung der Situation<br />
an der <strong>Lethe</strong> erreicht werden, wenn die Eintragssituation auf der Nährstoffseite<br />
nicht maßgeblich verändert wird.<br />
Endbericht - März 2009 160
12 Literatur<br />
1. EG-WRRL Bericht 2005: Flussgebiet Weser, Bearbeitungsgebiet <strong>Hunte</strong> [1<br />
- S.19; S.<strong>25</strong>])<br />
2. GRAHAM, D. und LARSEN, O. 2002. MIKE SHE, ein dynamisches Modellsys-tem<br />
für den verteilten Austausch zwischen Grund- und Oberflächenwasser,<br />
Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung, Heft 1, Beiträge<br />
zum Tag der Hydrologie 2002: 184-189.<br />
3. MADSEN, BENT LAUGE, 2006: Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das<br />
wir einiges tun können; Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr:<br />
2006; ISBN 3-932681-46-0;<br />
4. PÄTSCH, M., 2007: Analyse des Depots des Nitratumsatzes und dessen<br />
Heterogenität im quartären Grundwasserleiter des Wasserwerkes Thülsfelde<br />
/ Emsland – Berücksichtigung bei der Modellierung des Transportes.<br />
Dissertation TU Dresden.<br />
5. MADSEN & TENT, 2000: Lebendige Bäche und Flüsse, Edmund Siemers<br />
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Pressemitteilung.<br />
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Bunte Institut der Universität Karlsruhe, Eigenverlag, 1985.<br />
8. FLAIG, H., LEHN, H., PFENNING, U., AKKAN, Z., ELSNER, D., WAC-<br />
LAWSKI, N. (2002): Umsetzungsdefizite bei der Reduzierung der Nitratbelastung<br />
des Grundwassers“. Materialienband Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />
Baden-Württemberg, 317 S., 3 Anh.; Stuttgart<br />
(http://www.ta-akademie.de)<br />
9. DVGW (2002): Kurzfassung aus: Flaig, H., Lehn, H., Pfenning, U., Akkan,<br />
Z., Elsner, D., Waclawski, N. (2002): Umsetzungsdefizite bei der Reduzierung<br />
der Nitratbelastung des Grundwassers“. Materialienband Akademie<br />
für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg, 317 S., 3 Anh.;<br />
Stuttgart (http://www.ta-akademie.de)<br />
10. STAUFFER F., T. DOPPLER, AND H.-J. HENDRICKS FRANSSEN., 2008:<br />
Modellierung der Interaktion zwischen Fluss und Grundwasser: Zwei Beispiele<br />
aus der Region Zürich. Tagung Numerische Grundwassermodellierung,<br />
24-<strong>25</strong> Juni 2008, Graz.<br />
11. BAUR, W. 1997:GEWÄSSERGÜTE BESTIMMEN UND BEURTEILEN, - 3.<br />
AUFLAGE, PAREY VERLAG, BERLIN<br />
12. BILLARD AND ROUBAND, 1985: Water Research 19, 209-214<br />
Endbericht - März 2009 161
13. ABWV (2004): Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von<br />
Abwasser in Gewässer; Abwasserverordnung. Bundesministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />
14. SCHLAEGER, F. (2003): Die Gewässergütesimulation von Fließgewässern<br />
als Grundlage der langfristigen Flussgebietsbewirtschaftung. Aachen:<br />
Mainz. (Mitteilung/Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft;<br />
129). ISBN 3-86130-114-8.<br />
15. SCHONLAU, H., 2007: Zeitskalenübergreifende Berücksichtigung von<br />
partikulärem Stofftransport in einer Langfrist-Gewässergüteprognose für<br />
Fließgewässer, Dissertation, Fakultät für Bauingenieurwesen, Rheinisch-<br />
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16. SCHNOOR, J.L., 1996: Environmental Modeling: Fate and Transport of<br />
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17. PRANGE, H., 2007: Verockerung als gewässerökologisches Problem-<br />
Lösungsansätze aus Dänemark, Diplomarbeit, Hochschule Bremen<br />
18. DIE LANDWIRTSCHAFT IN NIEDERSACHSEN, 2006<br />
19. KOCH, R., 2007: Uferzonen von Fließgewässern in Kleineinzugsgebietender<br />
Region Basel, Geoökologische Prozesse, Nährstoff- und Wasserhaushalt,<br />
Bodendynamik, Kartierung, Funktionen und Zielbreitenermittlung.<br />
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20. GRAUPNER, ARMIN, 1982: Raseneisenstein in Niedersachsen, Forschungen<br />
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21. EULENSTEIN et al. 1993<br />
22. LÜTKE-ENTRUP et al. 1993<br />
23. FASSBENDER et al. 1993<br />
24. MAIDL & BRUNNER 1998).<br />
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26. AUFHAMMER et al. (1991)<br />
27. MAIDL 1990).<br />
21-27 Alle zitiert in :<br />
E. Sticksel, F.-X. Maidl & R. Valta, 1999: Pflanzenbauwissenschaften, 3<br />
(1), S. 17 –21, 1999, ISSN 1431-8857, © Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.,<br />
Stuttgart<br />
28. MICHAELSEN, 1969: Lebenslauf der <strong>Lethe</strong>: http://www.lebgrossenkneten.de/Blockhausbriefe/1969/Lebenslauf_<strong>Lethe</strong>.html<br />
29.HAD, 2001, Hydrologischer Atlas von Deutschland. BMU.<br />
Endbericht - März 2009 162