Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25

Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25 Ergebnisbericht Teilprojekt Lethe - Hunte 25

15.01.2014 Aufrufe

Implementierung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Integrierte Modellierung von Flusseinzugsgebieten - Stoffeintrag, Strömung und Transport Aufbau eines integrierten Oberflächen- Grundwassermodells Schwerpunktgebiet Obere Lethe im Rahmen des Modellprojektes Hunte 25 Endbericht - März 2009

Implementierung<br />

der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

Integrierte Modellierung von Flusseinzugsgebieten -<br />

Stoffeintrag, Strömung und Transport<br />

Aufbau eines integrierten Oberflächen-<br />

Grundwassermodells<br />

Schwerpunktgebiet Obere <strong>Lethe</strong><br />

im Rahmen des Modellprojektes <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong><br />

Endbericht - März 2009


Inhalt<br />

1 ALLGEMEINE PROJEKTBESCHREIBUNG.......................................................................................................................5<br />

2 VORBEMERKUNGEN ..................................................................................................................................................7<br />

2.1 Veranlassung und Träger der Maßnahme ..............................................................................................................7<br />

2.2 Das <strong>Lethe</strong>projekt ...................................................................................................................................................8<br />

3 PROJEKTGEBIET .........................................................................................................................................................9<br />

3.1 Allgemeines...........................................................................................................................................................9<br />

3.2 Geologie..............................................................................................................................................................11<br />

3.3 Bodenbedeckung und Landnutzung.....................................................................................................................12<br />

3.4 Klima...................................................................................................................................................................12<br />

3.4.1 Niederschlag .......................................................................................................................................................12<br />

3.4.2 Lufttemperatur ...................................................................................................................................................13<br />

3.4.3 Evapotranspiration .............................................................................................................................................13<br />

3.5 Gewässer.............................................................................................................................................................14<br />

3.6 Verockerung an der <strong>Lethe</strong> – Status Quo...............................................................................................................15<br />

3.7 Welche Arbeiten sind generell notwendig um eine Quantifizierung der Ockerproblematik zu erreichen?............18<br />

3.8 Arbeitsplan..........................................................................................................................................................21<br />

3.9 Verwendete Software..........................................................................................................................................22<br />

3.9.1 MIKE BASIN .........................................................................................................................................................23<br />

3.9.2 MIKE 11...............................................................................................................................................................23<br />

3.9.3 MIKE SHE.............................................................................................................................................................23<br />

3.9.4 Kopplung MIKE SHE und MIKE 11 .......................................................................................................................23<br />

3.9.5 EcoLAB ................................................................................................................................................................24<br />

3.9.6 PHREEQC.............................................................................................................................................................24<br />

4 VEROCKERUNG – ENTSTEHUNG, ABBILDUNG IM UNTERSUCHUNGSGEBIET BEWERTUNG &<br />

GEFÄHRDUNGSKRITERIEN................................................................................................................................................26<br />

4.1 Verockerung – Wo kommt das Eisen her? Wo kommt der Ocker her?..................................................................26<br />

4.2 Wie schadet Ocker...............................................................................................................................................41<br />

4.3 Bekämpfung von Verockerung.............................................................................................................................44<br />

4.4 Eisen in der Landschaft ........................................................................................................................................49<br />

Endbericht - März 2009 2


4.5 Regionale Betrachtung ........................................................................................................................................51<br />

4.5.1 Grundwasserbeschaffenheit...............................................................................................................................51<br />

4.5.2 Gesteinsparameter .............................................................................................................................................57<br />

4.5.3 Abbau von Nitrat.................................................................................................................................................58<br />

5 METHODEN .............................................................................................................................................................61<br />

5.1 Modellvorstellung ...............................................................................................................................................61<br />

5.2 Ermittlung von Gewässer- und Gesteinsparametern............................................................................................62<br />

5.2.1 Monitoringprogramm - Zusammenstellung........................................................................................................62<br />

5.2.2 Monitoring - Gestein...........................................................................................................................................67<br />

5.2.3 Monitoringprogramm - Wasser ..........................................................................................................................68<br />

5.2.4 Monitoringprogramm – Obere <strong>Lethe</strong> – Ortsfeste Messstellen...........................................................................73<br />

6 ERGEBNISSE DER FELD- UND LABORUNTERSUCHUNGEN..........................................................................................77<br />

6.1 Gestein................................................................................................................................................................77<br />

6.1.1 Bachsedimente ...................................................................................................................................................77<br />

6.1.2 Boden und Grundwasserleiter ............................................................................................................................81<br />

6.2 Gewässer.............................................................................................................................................................90<br />

6.2.1 <strong>Lethe</strong> ...................................................................................................................................................................90<br />

6.2.2 Grundwasser.......................................................................................................................................................95<br />

6.2.3 Bodenwasser.....................................................................................................................................................104<br />

7 EISENTRANSPORT IN DER LETHE ............................................................................................................................110<br />

7.1 Hydraulisches Modell ........................................................................................................................................110<br />

7.2 Modell Ecolab....................................................................................................................................................113<br />

7.2.1 Überblick...........................................................................................................................................................113<br />

7.2.2 Ocker-Modul (MIKE 11) ....................................................................................................................................114<br />

7.2.3 Modellinput ......................................................................................................................................................117<br />

7.3 Berechnungen – Ergebnisse...............................................................................................................................118<br />

8 DISKUSSION DER ZUKÜNFTIGEN WASSERQUALITÄT ..............................................................................................126<br />

8.1 Die zukünftige Wasserqualität...........................................................................................................................127<br />

8.2 Verockerung – wie lange noch? .........................................................................................................................128<br />

8.3 Bewertung der Dauer der Ockerbelastung.........................................................................................................140<br />

9 MAßNAHMEN GEGEN VEROCKERUNG...................................................................................................................145<br />

Endbericht - März 2009 3


9.1 Zusammenstellung möglicher Maßnahmen .......................................................................................................146<br />

9.2 Vorgeschlagene Maßnahmen ............................................................................................................................147<br />

10 ÜBERTRAGBARKEIT DER METHODEN & ERGEBNISSE .........................................................................................151<br />

10.1 Einleitung ......................................................................................................................................................152<br />

10.2 Methoden – Werkzeuge – Modelle - Programme ..........................................................................................152<br />

10.2.1 Programme .......................................................................................................................................................152<br />

10.2.2 Modelle.............................................................................................................................................................152<br />

10.2.3 Werkzeuge ........................................................................................................................................................152<br />

10.2.4 Methoden .........................................................................................................................................................152<br />

10.3 Gemeinsame Betrachtung – Handlungsanweisung ........................................................................................153<br />

10.4 Übertragbarkeit von Ergebnissen ..................................................................................................................157<br />

11 ZUSAMMENFASSUNG........................................................................................................................................158<br />

12 LITERATUR.........................................................................................................................................................161<br />

Endbericht - März 2009 4


1 Allgemeine Projektbeschreibung<br />

DHI Wasser & Umwelt hat im Auftrag des OOWV die Phase I des Projektes Grossenkneten<br />

– Modellprojekt <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> – Obere <strong>Lethe</strong><br />

Nachbildung der hydrologischen und hydraulischen Wechselwirkungen zwischen<br />

Oberflächenwasser (<strong>Lethe</strong>, <strong>Hunte</strong>, Ahlhorner Fischteiche, etc.) ungesättigter<br />

Zone und Grundwasser<br />

mit der Erstellung des integrierten Grundwasser-Oberflächenwassermodells der<br />

Oberen <strong>Lethe</strong> abgeschlossen.<br />

In dieser Phase I wurde, unter Anwendung der wasserwirtschaftlichen Programme<br />

von DHI MIKE SHE & MIKE 11, für das Einzugsgebiet der Oberen <strong>Lethe</strong> auf den<br />

Grundlagen der vorhandenen Daten (Geologisches Strukturmodell, Wetterdaten,<br />

Abflussdaten, Bodendaten etc.) ein gekoppeltes Oberflächen- Grundwassermodell<br />

aufgebaut. Damit konnten die hydraulischen Beziehungen der vorhandenen Wasserkörper<br />

untersucht und abgebildet werden.<br />

Für die Phase II waren folgende Ziele vorgegeben:<br />

• Aufstellung einer ganzheitlichen Gütebewirtschaftung von Oberflächen- und<br />

Grundwasser<br />

• Klärung der Prozesse der Verockerung im Gewässer und Grundwasser<br />

• Maßnahmenplanung (im Rahmen einer Konzeptplanung) und Priorisierung<br />

der Umsetzung<br />

Zur Erreichung dieser Ziele wurden im Angebot vom 16. März 2007 die Arbeiten<br />

für die Phase II angeboten:<br />

a) Nachbildung der stofflichen Wechselwirkungen zwischen Oberflächenwasser<br />

(<strong>Lethe</strong>, <strong>Hunte</strong>, Ahlhorner Fischteiche, etc.) ungesättigter Zone und Grundwasser<br />

mit besonderem Fokus auf die Verockerungsproblematik<br />

b) Realisierung von Monitoringplänen – mit Schwerpunkt Verockerung<br />

c) Ausführung von Berechnungsszenarien zur Vorhersage des zukünftigen Verhaltens<br />

der Systeme (Bach, Teiche, Grundwasserleiter).<br />

d) Aufstellung von Maßnahmenplänen – mit Schwerpunkt Verockerung<br />

Endbericht - März 2009 5


Diese Arbeiten bauen auf den Ergebnissen der Phase I des Projektes unmittelbar<br />

auf.<br />

Die zu bearbeitenden Aufgaben wurden in Arbeitspakete AP aufgeteilt. Als Arbeitspaket<br />

(AP) wird die unterste Ebene in der Projektstruktur bezeichnet. Jedes Arbeitspaket<br />

ist eine klar abgegrenzte und in sich geschlossene Einheit. Die Arbeitspakete<br />

bilden die Basis für die weitere Projektbearbeitung. Die Bezeichnung der<br />

Arbeitspakete erfolgte fort laufend, beginnend mit Nummerierung AP1:<br />

AP1<br />

Stickstofftransport an ausgesuchten Lokationen im Untersuchungsgebiet<br />

AP2<br />

Feld- und Laboruntersuchungen zur Verockerung für 3 Querschnitte<br />

AP3<br />

Modellaufbau Verockerung für 3 Querschnitte<br />

AP4<br />

Maßnahmenplanung und Priorisierung der Umsetzung; Szenarienrechnung<br />

AP5<br />

Bericht & Ergebnispräsentation<br />

Endbericht - März 2009 6


2 Vorbemerkungen<br />

2.1 Veranlassung und Träger der Maßnahme<br />

Als Auftakt zur regionalen Umsetzung der europäischen Wasserrahmenlichtlinie<br />

(EU-WRRL) in Niedersachsen kommen im Bearbeitungsgebiet <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> drei Modellprojekte<br />

zur Ausführung. Träger der vom Land Niedersachsen geförderten<br />

Maßnahme ist die <strong>Hunte</strong> Wasseracht.<br />

Das Modellprojekt <strong>Hunte</strong> <strong>25</strong> umfasst drei Teilregionen mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunktthemen:<br />

• <strong>Hunte</strong> von Diepholz bis Oldenburg und kleinere Nebengewässer: Exemplarische<br />

Auswahl von Maßnahmenvorschlägen zur Strukturverbesserung, insbesondere<br />

aus den Gewässerentwicklungsplänen, die eine hohe Wirksamkeit bzgl. der Verbesserung<br />

des ökologischen Zustands der <strong>Hunte</strong> und ihrer Nebengewässer erwarten<br />

lassen: Planung, Umsetzung, maßnahmenbezogenes Monitoring.<br />

• Haaren und ihre Zuflüsse: Umsetzung der Ziele der WRRL im städtischen Raum.<br />

Untersuchung der immissionsorientierte Anforderungen an Mischwasser- und Niederschlagswassereinleitungen<br />

auf Basis des BWK – Merkblattes M3.<br />

• Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer: Das <strong>Teilprojekt</strong> befasst sich mit der Aufstellung<br />

einer ganzheitlichen Mengen- und Gütebewirtschaftung von Oberflächengewässer<br />

und Grundwasser unter Einbeziehung der Verockerungsproblematik. Ferner wird<br />

der Aufbau und Betrieb eines integralen Monitoringnetzwerkes zur Verifizierung<br />

der Zieldefinitionen und Identifizierung von Maßnahmen erarbeitet. Darauf aufbauend<br />

erfolgt die Entwicklung eines Maßnahmenplanes mit Prioritätensetzung.<br />

Die Laufzeit des Modellprojektes umfasst den Bearbeitungszeitraum von 2006 bis<br />

2008.<br />

Endbericht - März 2009 7


2.2 Das <strong>Lethe</strong>projekt<br />

Das <strong>Lethe</strong>projekt – Aufbau eines Transportmodells – wurde entsprechend der<br />

grundsätzlichen Fragestellungen<br />

• Was ist über das Thema Verockerung bereits bekannt?<br />

• Wie sind die bereits bekannten Fakten zu beurteilen?<br />

• Ist die anfängliche Zielsetzung noch sinnvoll?<br />

ausgeführt.<br />

Im Verlaufe des Projektes fand dabei eine Verschiebung der Fragestellung vom<br />

Nährstofftransport hin zum Vorkommen und Transport von Eisen in den Kompartimenten<br />

Oberflächenwasser, ungesättigte Zone und gesättigte Zone statt.<br />

Daher wurden im Verlauf der Untersuchungen der Umfang und/oder das Augenmerk<br />

der Arbeiten verändert, d.h. die in den Arbeitspaketen der Angebotsphase<br />

vorgesehenen Arbeiten wurden zum Teil an die vor Ort gefundenen Gegebenheiten<br />

angepasst. Wo dies passiert ist, werden die Gründe und die sich daraus ergebenden<br />

Änderungen dargestellt.<br />

Die Darstellung der Vorgehensweise und die Veröffentlichung der Ergebnisse folgt<br />

in der Regel den einzelnen Arbeitspaketen.<br />

Generell werden zum besseren Verständnis der Materie, dort wo es den Autoren<br />

notwendig erscheint, im Text Info-Boxen platziert.<br />

BOX A: Dies ist eine Info-Box. Hier kann man lesen:<br />

Literaturzitate, eigene Literaturanalyse oder Ergebnisse der Untersuchungen zum Gegenstand der Untersuchungen.<br />

In diesen steht eine Information, die eine Literaturzusammenfassung, ein Zitat aus<br />

der Literatur oder ein konkretes Ergebnis der eigenen Untersuchungen sein kann.<br />

Die Info-Boxen sind farbig unterlegt. Sie müssen nicht gelesen werden, der nachfolgende<br />

Text enthält die wichtigen Informationen ausführlich und mit konkreten<br />

Zahlen belegt.<br />

Endbericht - März 2009 8


3 Projektgebiet<br />

3.1 Allgemeines<br />

Das Untersuchungsgebiet liegt im Gebiet des Wasserkörpers Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer<br />

(Abb. 3.1).<br />

Abb. 3-1. Untersuchungsgebiet Obere <strong>Lethe</strong> und Nebengewässer<br />

Endbericht - März 2009 9


Die Abbildung 3-2 zeigt in einer Übersichtsskizze das Untersuchungsgebiet mit den<br />

im Text immer wieder angesprochenen Landmarken, wie den Ahlhorner Teichen,<br />

der Messstelle Bissel, dem Gut <strong>Lethe</strong>, etc..<br />

Abb. 3-2. Übersichtsskizze des Arbeitsgebietes<br />

Endbericht - März 2009 10


Das Untersuchungsgebiet liegt südlich von Großenkneten und östlich von Ahlhorn<br />

im Landkreis Oldenburg.<br />

Geographisch liegt es in der Ems-<strong>Hunte</strong>-Geest und der Dümmer-Geestniederung<br />

und wurde maßgeblich durch die glazialen Gletschervorstöße von Norden (Skandinavien)<br />

geprägt.<br />

Im Untersuchungsgebiet wird aus den drei Wassergewinnungsanlagen Hagel, Sage<br />

und Baumweg Grundwasser aus insgesamt 56 Förderbrunnen gefördert (Hagel mit<br />

28 Förderbrunnen, Sage mit 13 Förderanlagen und Baumweg mit 17 Förderbrunnen).<br />

Die Entnahmebrunnen sind zum größten Teil in einer Tiefe zwischen 30 und<br />

70 m unterhalb der Geländeoberkante (uGOK) verfiltert. Die Förderleistung der<br />

Brunnen liegt bei rund 60 m³/h je Brunnen.<br />

Eine Besonderheit im Untersuchungsgebiet stellen die Ahlhorner Fischteiche dar,<br />

die ab 1884 angelegt wurden. Etwa 60 Teiche unterschiedlicher Größe sind auf ca.<br />

150 ha innerhalb eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete, dem Waldgebiet<br />

Baumweg, verteilt (vgl. Abb 3-2). In den Ahlhorner Fischteichen werden<br />

Besatzfische für Gewässer und Speisefische herangezogen (~ 30 t/a). 1993 wurde<br />

ein Gebiet von ~ 437 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />

Der Hauptwasserlieferant für die Ahlhorner Fischteiche ist die <strong>Lethe</strong>, ein linksseitiger<br />

Nebenfluss der <strong>Hunte</strong>.<br />

Für die Fragestellung der Bewirtschaftung sind die einströmenden / ausströmenden<br />

Bedingungen (Zufluss in den Grundwasserleiter / aus dem GWL) von Bedeutung.<br />

Je nach Abflusssituation kann der Teichbetrieb einen großen Teil des durchschnittlichen<br />

Abflusses der <strong>Lethe</strong> aufnehmen. Eine Auswertung der vorhandenen Grundwassergleichenpläne<br />

zeigt, dass die Teiche durch den sandigen Untergrund sowohl<br />

in den Grundwasserkörper versickern, wie auch, jedoch an anderer Lokation, aus<br />

dem Grundwasser gespeist werden können.<br />

3.2 Geologie<br />

Geologisch ist das Gebiet von tertiären und quartären Ablagerungen geprägt (diese<br />

und nachfolgende Angaben zur Geologie aus: GEOINFOMETRIC, 2005). An der Basis<br />

befinden sich kreidezeitliche Gesteine. Das tonig-schluffig ausgeprägte Miozän<br />

(Tertiär) wird nur in wenigen Bohrungen aufgeschlossen. Im Hangenden folgen<br />

fein- bis mittelsandige Sedimente des Pliozäns (Tertiär) mit tonig-schluffige Einlagerungen<br />

(örtlich) erbohrt worden. Zum Hangenden sind zudem vermehrt sandig<br />

bis kiesige Lagen eingeschaltet. Im Sediment konnten Braunkohlereste, Glaukonit,<br />

Glimmer und Kaolinit nachgewiesen werden.<br />

Darüber folgen die Ablagerungen der Elster-Eiszeit (Quartär) mit feinsandigen<br />

bis feinkiesigen Mittel- bis Grobsanden und kiesigen Ablagerungen, in denen<br />

schluffig-tonige, humose bis torfige Linsen eingeschaltet sind.<br />

In der Drenthe-Eiszeit (Quartär) war das Gebiet weitgehend eisfrei, es kam lediglich<br />

während des Saale-Stadiums zu einem Gletschervorstoß. Dies führte zur<br />

Endbericht - März 2009 11


Schüttung glazifluviatiler, fein- bis mittelsandiger Sedimente an der Basis, sowie<br />

darüber zur Ablagerung von Abfolgen von Geschiebemergel. Sie liegen heute allerdings<br />

nur noch an wenigen geschützten Lagen (z.B. Talungen) vor. Während der<br />

Weichsel-Eiszeit (Quartär) wurde auf den saalezeitlichen Sedimenten Löss abgelagert<br />

und anschließend zum Teil wieder erodiert.<br />

Während des Holozäns wurden Sande mit schluffig-tonig-humosen bzw. kiesigen<br />

Einlagerungen in den Talauen abgelagert und Niedermoore gebildet.<br />

Über den Schmelzwassersedimenten des Pleistozäns haben sich als Bodenarten<br />

Podsol-Braunerden und Podsol ausgebildet. Daneben treten in den Niederungen<br />

Aueböden, Gleye und Niedermoorböden auf.<br />

3.3 Bodenbedeckung und Landnutzung<br />

Die Bodenbedeckung des Untersuchungsgebietes ist, aufgrund der Topographie,<br />

sehr unterschiedlich. Das Untersuchungsgebiet ist hauptsächlich durch Landbewirtschaftung<br />

mit Ackerbau und Grünlandnutzung geprägt. Die Verteilung der Bodennutzungsstrukturen<br />

kann in Anlehnung an [NLWKN, 2005] zu etwa:<br />

Acker (~62 %)<br />

Grünland (~15 %)<br />

Wald (~10 %)<br />

Siedlungen, Verkehrsflächen etc. (~ 5 %)<br />

Feuchtflächen (~ 5 %)<br />

Gewässer (< 1 %)<br />

abgeschätzt werden.<br />

Versiegelte Flächen finden sich hauptsächlich in den Gemeinden des Untersuchungsgebietes.<br />

Dort können sie das Abflussverhalten und insbesondere die Versickerung<br />

von Niederschlagswasser beeinträchtigen. Als weitere versiegelte Flächen<br />

sind die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Straßen zu nennen. Mit einem Anteil<br />

von weniger als 5 % ist ihr Anteil im Untersuchungsbiet gering.<br />

3.4 Klima<br />

3.4.1 Niederschlag<br />

Bei den Daten der vorhandenen Niederschlagsstationen handelt es sich um Tagesdaten.<br />

Der durchschnittliche jährliche Niederschlag im Untersuchungsgebiet beträgt<br />

750 mm/a [OOWV, 2006].<br />

Dabei können in feuchten Jahren auch über 1100 mm als Niederschlag auftreten.<br />

In Abb. 3-3 ist die Niederschlagsganglinie - Gebietsniederschlag 1 m üGOK - dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 12


70<br />

60<br />

Niederschlag [mm/d]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

01.11.79<br />

01.11.80<br />

01.11.81<br />

01.11.82<br />

01.11.83<br />

01.11.84<br />

01.11.85<br />

01.11.86<br />

01.11.87<br />

01.11.88<br />

01.11.89<br />

01.11.90<br />

01.11.91<br />

01.11.92<br />

01.11.93<br />

01.11.94<br />

01.11.95<br />

01.11.96<br />

01.11.97<br />

01.11.98<br />

01.11.99<br />

01.11.00<br />

01.11.01<br />

01.11.02<br />

Datum<br />

Abb. 3-3. Gebietsniederschlag Grossenkneten [OOWV, 2006]<br />

3.4.2 Lufttemperatur<br />

Aus den Messungen Ahlhorn ergibt sich eine durchschnittliche Temperatur von<br />

11.1 °C für den Zeitraum 1991-2003 [OOWV, 2006].<br />

3.4.3 Evapotranspiration<br />

Über die Evapotranspiration lagen keine Daten vor. Die in den Berechnungen verwendeten<br />

Daten und deren Verteilung über das Jahr, stammen aus Angaben im<br />

Hydrologischen Atlas Deutschland [HAD, 2000]. Die Höhe der Evapotranspiration<br />

ist u.a. abhängig vom Wasserdargebot und von der Bodenbedeckung. Sie lässt sich<br />

nur schwer bestimmen und setzt sich zusammen aus der Transpiration, welche mit<br />

zunehmender Höhe, durch die Verringerung der Pflanzendecke, abnimmt und der<br />

Evaporation, welche u.a. von der Strahlung abhängig ist. Die im HAD angegebene<br />

potenzielle Verdunstung liegt im Bereich des Untersuchungsgebietes zwischen 450<br />

und etwa 550 mm/a.<br />

Endbericht - März 2009 13


3.5 Gewässer<br />

Im Untersuchungsgebiet haben mehrere Bäche ihr Quellgebiet. Sie sind in Abbildung<br />

3-4 dargestellt, gemeinsam mit ihren Einzugsgebieten, die der hydrographischen<br />

Karte entnommen wurden [NLWKN, 2006].<br />

Abb. 3-4 Gewässernetz des Untersuchungsgebiets.<br />

Für die <strong>Lethe</strong> und den Hageler Bach standen Pegelaufzeichnungen zur Verfügung.<br />

Verwendet wurden dabei sowohl die Daten aus den Pegeln Gut <strong>Lethe</strong> (<strong>Lethe</strong>) und<br />

Heinefelde (Hageler Bach) (Messstellen Nr. 4966102 & 4965136, NLWKN Cloppenburg),<br />

sowie die zur Verfügung gestellten Ergebnisse von Pegelaufzeichnungen aus<br />

dem Projekt Farmers 4 Nature – VdM <strong>Lethe</strong> [OOWV, 2006B], Tab.3.1.<br />

Tab. 3-1 Pegelbezeichnungen, die genutzten Zeiträume der Wasserstands- und<br />

Abflussmessungen und die verwendete Messfrequenz (d=täglich, m=monatlich).<br />

Messstelle Wasserstand Messfrequenz<br />

Abfluss<br />

Messfrequenz<br />

Gut <strong>Lethe</strong> - <strong>Lethe</strong> 1.11.1973-<br />

d, m 1.11.1973-1.10.2003 d,m<br />

1.10.2003<br />

Heinefeld - Hageler 1.11.1976-<br />

m 1.11.1976-1.10.2003 m<br />

Bach<br />

1.10.2003<br />

VdM <strong>Lethe</strong> 1, 2, 4 2.12.2005-<br />

29.8.2006<br />

m 2.12.2005-29.8.2006 m<br />

Endbericht - März 2009 14


3.6 Verockerung an der <strong>Lethe</strong> – Status Quo<br />

Ausgangspunkt für die Initiierung der nachfolgenden Arbeiten waren u.a. die im<br />

Bericht zur Wassergüte (EG-WRRL Bericht 2005, Flussgebiet Weser, Bearbeitungsgebiet<br />

<strong>Hunte</strong> [1 - S.19; S.<strong>25</strong>]) festgestellten anthropogenen Belastungen<br />

und der daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gewässergüte. Ortsbegehungen<br />

im Frühjahr 2007, bei denen ebenfalls starke Verockerungserscheinungen entlang<br />

der Oberen <strong>Lethe</strong> festgestellt wurden, bestätigten diese Belastungen.<br />

Für die <strong>Lethe</strong> mit Zuflüssen wurde im o.a. Bericht hierzu festgestellt:<br />

„Die Defizite besonders in den Nebengewässern und der Unteren <strong>Lethe</strong> sind<br />

neben Auswirkungen der Intensiven Nutzung im Einzugsgebiet nicht zuletzt<br />

auch auf strukturelle Mängel (Ausbau, Unterhaltung mit Mähkorb)) und starke<br />

Verockerung rückführbar.“<br />

„Die <strong>Lethe</strong>-Wasserkörper zeigen deutliche, die übrigen Wasserkörper der<br />

Gruppe erhebliche Defizite ihrer Fließwasserbiozönosen. Ursächlich sind in der<br />

<strong>Lethe</strong> unterhalb der Ahlhorner Fischteich vor allem die starke Verockerung<br />

(…).“<br />

Eine Begehung der <strong>Lethe</strong> zwischen den beiden Quellflüssen im <strong>Lethe</strong>schuh (<strong>Lethe</strong><br />

und Totengrund) und der <strong>Lethe</strong> bis zur Höhe Straßenbrücke Bissel hat diese Beurteilung<br />

augenscheinlich bestätigt. Im Folgenden werden Bilder vom Verlauf der<br />

<strong>Lethe</strong> gezeigt, die zu Beginn des Projektzeitraumes aufgenommen wurden (Abb. 3-<br />

5).<br />

Die Begehung ergab zusammenfassend den Eindruck, dass Verockerungserscheinungen<br />

im Bachverlauf unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre beginnen. Ab hier sind in der<br />

Landschaft vermehrt und starke Verockerungserscheinungen zu beobachten. Vorher<br />

sind in der Landschaft i.d.R. keine oder nur vereinzelt und vergleichbar<br />

geringe Verockerungserscheinungen sichtbar.<br />

In den zahlreichen Drainagerohren, die in Zuleitungsgräben münden, ist Verockerung<br />

zu beobachten. Hier sind sowohl die Drainagerohre sowie die Zuleitungsgräben<br />

stark verockert (siehe Abb. 3-5).<br />

Endbericht - März 2009 15


Verockerungserscheinung in der<br />

ungesättigten Uferzone<br />

- Straßenbrücke Bissel<br />

Verockerungserscheinung am<br />

Ufer<br />

Verockerungserscheinung im<br />

Sediment<br />

Flächige Verockerungserscheinungen<br />

in Ufernähe<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Verockerung rund<br />

um Drainagerohr<br />

Verockerungserscheinung am Ufer<br />

Abb. 3-5. Verockerungserscheinungen entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 16


Die Ergebnisse der Betrachtungen zur Verockerung vor der Aufnahme der Arbeit<br />

am Projekt zeigen, dass Oberflächengewässer im Gebiet einer chemischbiologischen<br />

Verockerung ausgesetzt sind. Die sichtbare Verockerung und das in<br />

der Landschaft vorhandene Verockerungspotential beeinflussen wiederum sichtbar<br />

und wie im Bericht [1] dargestellt, die Gewässergütesituation. Im Bericht [1, Seite<br />

14ff.] ist die Obere <strong>Lethe</strong> nach der Bewertungsskala für die Gewässergüte (Saprobie)<br />

fast vollständig in Güteklasse II eingestuft und die Zielerreichung unklar.<br />

Nach [1, Seite 19] sind die Defizite in der <strong>Lethe</strong> „neben Auswirkungen der Intensiven<br />

Nutzung im Einzugsgebiet nicht zuletzt auch auf strukturelle Mängel (Ausbau,<br />

Unterhaltung mit Mähkorb)) und starke Verockerung rückführbar.“<br />

„Die <strong>Lethe</strong>-Wasserkörper zeigen deutliche, (…) erhebliche Defizite ihrer Fließwasserbiozönosen.<br />

Ursächlich sind in der <strong>Lethe</strong> unterhalb der Ahlhorner Fischteich vor<br />

allem die starke Verockerung sowie besonders oberhalb der Teiche (…) auch strukturelle<br />

Mängel.“<br />

„Viele Wasserkörper des Gebietes werden auch durch Verockerungserscheinungen<br />

beeinträchtigt, die zumindest im heutigen Umfang primär eine Folge der großräumigen<br />

Intensivierung der Entwässerung der Landschaft sind. In vielen Gewässern<br />

scheint dieses Problem noch zuzunehmen. Die Verockerung schädigt einerseits die<br />

Organismen direkt (z.B. Behinderung der Atmung durch Bildung von Eisenkrusten<br />

auf den Atmungsorganen) und führt andererseits zu einer Schädigung wichtiger<br />

Struktur-Elemente (z.B. Verstopfung bis hin zur Versiegelung des Lückensystems<br />

von Kies- und Sandsubstraten, Bildung von Überzügen aus Ausfällungsprodukten<br />

des Eisens auf Totholz und Wurzelwerk).“<br />

Zusammengefasst wird festgestellt, dass die Gewässer im Untersuchungsgebiet<br />

entsprechend der Bewertung aus Bericht 2005 deutlich bis stark überformt sind<br />

und stoffliche Einträge aus der Landwirtschaft, sowie die Verockerungsproblematik,<br />

zur Entwertung und teilweisen funktionalen Zerstörung wichtiger Lebensraumstrukturen<br />

geführt hat und weiterhin führt.<br />

Die Ausprägung der Verockerungsproblematik in der Oberen <strong>Lethe</strong> beruhte bislang<br />

nur auf punktuellen Untersuchungen des Gewässers auf Eisengehalte.<br />

Im Verlauf des Projektes wurden daher ausgewählte Strecken in ein Monitoringund<br />

Versuchsprogramm einbezogen, mit dem Ziel den Verockerungsweg nachzuzeichnen,<br />

Gegenmaßnahmen zu entwickeln sowie einen Prioritätenplan für deren<br />

Umsetzung aufzustellen. Insbesondere wurden die Interaktionen zwischen Grundwasser,<br />

ungesättigter Zone und Gewässer berücksichtigt.<br />

Unklar waren die Emissionen und Immissionen im Bereich der Ahlhorner Fischteiche.<br />

Hier wurden ebenfalls Monitoringuntersuchungen ausgeführt.<br />

Generell ist als ein Problemfeld der Eintrag und die Umsetzung von Stickstoff, das<br />

Umsatzpotential und die Verteilung reaktiven Materials im Untergrund, sowie in<br />

Endbericht - März 2009 17


diesem Zusammenhang das Auftreten von Ocker in der Landschaft zu betrachten.<br />

Hier sind bislang keine handhabbaren Ansätze zur Quantifizierung gegeben. Damit<br />

ist auch eine entsprechende Steuerung mit dem Ziel einer ganzheitlichen Mengenund<br />

Gütebewirtschaftung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.<br />

3.7 Welche Arbeiten sind generell notwendig um eine<br />

Quantifizierung der Ockerproblematik zu erreichen?<br />

Im Zentrum der Arbeiten standen Feld- und Laboruntersuchungen. Erst sie konnten<br />

die notwendigen Ergebnisse liefern, die einen Einsatz von Modellen sinnvoll<br />

machen.<br />

Was ist ein Modell?<br />

Die Begriffe System, Modell und Simulationsprogramm werden oft nicht klar genug<br />

unterschieden. Insbesondere wird ein Simulationsprogramm oft als «Modell» oder<br />

«Computermodell» bezeichnet. Es ist aber oft nützlich, z.B. das Modell begrifflich<br />

vom Programm zu trennen.<br />

In der Literatur wird eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil konkurrierender Definitionen<br />

genannt (zusammenfassend in MATTHIES, 2002). In der vorliegenden<br />

Arbeit wird auf die unterschiedlichen Definitionen und Begrifflichkeiten nicht eingegangen.<br />

Es werden, der Übersicht halber, nur Definitionen aus der Arbeit von MAT-<br />

THIES verwendet.<br />

System:<br />

Ein System bezeichnet ein Gebilde, das aus Elementen (Teilsystemen) aufgebaut<br />

ist, zwischen denen Beziehungen bestehen. Die Elemente sind einer Wechselwirkung<br />

ausgesetzt. Offene Systeme (lebende Systeme) müssen sich zur Aufrechterhaltung<br />

ihrer Lebensfunktionen mit ihrer Umgebung bzgl. der Aufnahme von Materie<br />

oder Materie und Energie austauschen. Sie wechselwirken mit ihrer Umgebung<br />

und verändern dadurch ihren Zustand.<br />

Das Gesamtsystem „natürliche Umwelt“ lässt sich z.B. in den Teilsystemen, seinen<br />

Kompartimenten, Wasser, Boden und Luft getrennt voneinander untersuchen und<br />

beschreiben. Man betrachtet zunächst die Teilsysteme und analysiert deren Wirkungsstruktur,<br />

um anschließend das Verhalten des Gesamtsystems als Zusammenspiel<br />

der Teilsysteme zu verstehen.<br />

Bei der Systemanalyse konstruiert der Betrachter der Systeme ein Modell. Der Bearbeiter<br />

entscheidet darüber, welche relevanten Elemente und Beziehungen des<br />

Systems er im Modell abbilden möchte.<br />

Modell:<br />

Modelle sind vereinfachte Ausschnitte der Wirklichkeit oder Möglichkeit. Das erstellte<br />

Modell ist immer ein begrenztes, verkürztes, abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit,<br />

das nur diejenigen Inhalte des Originals erfasst, die dem Modellnutzer für<br />

Endbericht - März 2009 18


seine erwünschte Anwendung nützlich erscheint. Das Modell ist eine konzeptionelle<br />

Vorstellung über ein System, das möglicherweise, aber nicht notwendigerweise<br />

mathematisch formuliert ist (mathematisches Modell). Das Modell muss auf seine<br />

Plausibilität geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die Verhaltensgültigkeit und<br />

die Anwendungsgültigkeit muss erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben,<br />

können mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />

Simulationsprogramm:<br />

Computerprogramm, das die Gleichungen eines vorgegebenen oder eines benutzerdefinierten<br />

Modells lösen und die Szenarien geeignet darstellen kann.<br />

Bei der Simulation werden Experimente an einem Modell durchgeführt, um Erkenntnisse<br />

über das reale System zu gewinnen.<br />

Prozess:<br />

In der Systemtheorie wird als Prozess eine dynamische Aufeinanderfolge von verschiedenen<br />

Zuständen eines Systems bezeichnet.<br />

Der direkte Weg, ein System zu beschreiben, ist die Beobachtung der interessierenden<br />

Parameter und Zustände. Für den Fall eines Grundwasserkörpers ist dies<br />

häufig jedoch nicht möglich, weil Messzeiträume zu lang und zu kostenintensiv<br />

sind, die interessierenden Horizonte nicht eindeutig im Voraus lokalisierbar sind,<br />

das System zerstört würde, oder die Beobachtung technisch nicht durchführbar ist.<br />

Als Alternative kommt eine mathematische Modellbildung in Betracht. Das reale<br />

System wird dabei immer vereinfacht und abstrahiert dargestellt.<br />

Ein Modell ist, wie diese Begriffsklärung darlegt, ein Ausschnitt aus der wirklichen<br />

Welt. Mit einem Modell versucht man der Realität nahe zu kommen, so gut das<br />

eben möglich ist. Man erhält ein genaueres Abbild der realen Umwelt, je mehr man<br />

experimentell darüber in Erfahrung bringt. Unter dem Ausdruck „Experiment“ wird<br />

hier auch verstanden:<br />

• die Erkundung durch Bohrungen,<br />

• Probenahmen und<br />

• Analysen von Wasser und Gestein.<br />

Das einfachste Modell ist das aus der visuellen Betrachtung entstehende.<br />

Ein solches war bis zu diesem Projekt für die Verockerungserscheinungen an der<br />

<strong>Lethe</strong> vorhanden. Zudem gab es vereinzelte Messungen der Wasserqualität. Der<br />

Status war: es gibt Verockerung und sie scheint so stark zu sein, dass sich das<br />

ausfallende Ocker als Überzug auf Steinen, der Flusssohle und Pflanzen legt und<br />

somit die Biozönose nachhaltig und empfindlich stört und teilweise sogar zerstört.<br />

Endbericht - März 2009 19


Für die wissenschaftliche, d.h. forschende Betrachtung dieses Phänomens ist eine<br />

derartige Einschätzung nicht ausreichend.<br />

Will man den Prozess verstehen und eventuell sogar in einem Modell oder gar numerischen<br />

Modell abbilden, ist die Aufnahme des Status Quo in allen Kompartimenten<br />

nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Demnach ist die Aufnahme<br />

von Daten im Flusssediment, Wasser, Bodenwasser, und Gesteinsmaterial des<br />

Grundwasserleiters notwendig.<br />

Die Aussage, dass die Betrachtung an dem Übergang des Eisens in den Fluss beendet<br />

werden könne, also eben keine Untersuchungen im Sediment und im Flusswasser<br />

mehr notwendig seien, geschweige denn ein beschreibendes Modell, ist vor<br />

diesem Hintergrund nicht ausreichend. Hier reicht also ein einfaches, aus der visuellen<br />

Betrachtung und ein paar wenigen Beschaffenheitswerten abgeleitetes Modell<br />

eben nicht mehr aus.<br />

Eine Modellierung des Verhaltens des Eisens im Fluss ist nach den Erfahrungen und<br />

den Kenntnissen der Autoren des vorliegenden Berichtes daher nicht sekundär und<br />

somit nicht überflüssig.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde von DHI der im nachfolgenden Kapitel dargestellte<br />

Arbeitsplan aufgestellt.<br />

Endbericht - März 2009 20


3.8 Arbeitsplan<br />

Aus den Arbeitspaketen AP1 bis AP 6 wurde die nachfolgend beschriebene Vorgehensweise<br />

abgeleitet.<br />

Tab. 3.2. Arbeitsplan mit den Arbeitspaketen AP 1 bis 6<br />

AP Ziel Weg / Maßnahmen / Arbeiten Ergebnis<br />

1 Abbildung von Nitratkonzentrationen<br />

im Grundwasser bei<br />

unterschiedlicher Landnutzung<br />

• Festlegung Aussagegebiet<br />

• Installation der Gewässermessstelle<br />

Obere <strong>Lethe</strong> (Multi-Parameter-Sonde)<br />

• Messdaten aus Farmers4Nature<br />

- Projekt<br />

• Installation von GW-<br />

Messstellen<br />

• Probenahme und Analyse von<br />

Wasserproben aus ungesättigter<br />

und gesättigter Zone<br />

Stickstoffkonzentrationen in ungesättigter<br />

und gesättigter Zone<br />

entlang einer Stromröhre in einer<br />

gekoppelten Grundwasser-<br />

Oberflächenwasser-Umgebung<br />

2 Feld- und Laboruntersuchungen<br />

zur Verockerung – Abbildung<br />

der Prozesse, die im<br />

Untersuchungsgebiet ablaufen<br />

und zur Verockerung der<br />

Oberflächengewässer führen<br />

3 Aufbau eines Verockerungsmodells<br />

zur Abbildung der<br />

Verockerungsprozesse im Fluss<br />

• Ausführung von Bohrungen<br />

und Ausbau zur GW-<br />

Messstelle zur Gewinnung<br />

von Gesteins- und Wasserproben<br />

(wie unter AP 1)<br />

• Analyse der Gesteins- und<br />

Wasserchemie (ausgewählte<br />

Parameter)<br />

• Kopplung von MIKE 11 und<br />

ECOlab<br />

• Geochemische und hydrochemische<br />

Beschreibung<br />

der Untersuchungsstreifen<br />

• Abbildung der Prozesse,<br />

die zur Verockerung führen<br />

Verockerungsmodell im Längsschnitt<br />

des Flusses<br />

4 Abbildung der Eisenfreisetzung<br />

im Grundwasser – Modellbildung<br />

Eisentransport zum<br />

Gewässer<br />

• Massenbilanzierung aus den<br />

gewonnenen Daten zur wasser-<br />

und Gesteinschemie<br />

Prognose des Eisentransportes auf<br />

der Basis von Massenbilanzen<br />

5 Abbildung der Eisenfreisetzung<br />

im Grundwasser – Modellbildung<br />

Eisentransport zum<br />

Gewässer<br />

• Ansatz des geochemischen Modells<br />

PHREEQC<br />

Abbildung des Eisentransportes im<br />

Grundwasser in 3 Transekten auf<br />

der Basis von AP1-AP4<br />

6 Zusammenstellung möglicher<br />

Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

der Verockerung und Priorisierung<br />

hinsichtlich Wirksamkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit<br />

• Auswertung der Ergebnisse aus<br />

AP1 bis AP5<br />

Maßnahmepläne mit Schwerpunkt<br />

Verockerung<br />

Endbericht - März 2009 21


3.9 Verwendete Software<br />

Zur Berechnung der in Arbeitspaket AP3 geforderten Ziele wurde die nachfolgend<br />

beschriebene Software verwendet.<br />

Die numerische Modellierung der hydraulischen und chemischen Vorgänge war ein<br />

Fokus der Arbeit im vorliegenden Projekt. In der nachfolgenden Tabelle ist erläutert,<br />

welche Software mit welchem Ziel verwendet wurde.<br />

Tab. 3.3. Verwendete Software und Begründung<br />

Medium Modellbetrachtung - Hydraulik Software Begründung<br />

Grundwasser Aus den vorhandenen geologischen<br />

Daten, den eigenen Gesteinsuntersuchungen<br />

sowie in der Literatur vorhandenen<br />

Informationen wurde ein konzeptionelles<br />

Modell des Grundwasserleiters<br />

erstellt. Dieses konzeptionelle Modell<br />

wurde in ein numerisches überführt, um<br />

Aussagen zum zukünftigen Verhalten des<br />

Systems, zunächst in hydraulischer<br />

Hinsicht, ableiten zu können.<br />

MIKE SHE Für die<br />

Abbildung der Fließwege, sowie<br />

insbesondere zur Abbildung der<br />

Interaktion zwischen Grund- und<br />

Oberflächenwasser, ist ein<br />

numerisches Modell geeignet.<br />

Oberflächenwasser<br />

Aus den Daten zum hydraulischen Regime<br />

der <strong>Lethe</strong>, sowie aus einer von DHI<br />

ausgeführten Vermessung von Flussprofilen,<br />

kann ein numerisches, hydraulisches<br />

Wasserspiegellagenmodell aufgebaut<br />

werden. Dieses Modell ist notwendig,<br />

um eine integrative Betrachtung<br />

zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser<br />

zu ermöglichen.<br />

MIKE 11<br />

Für die Abbildung der Interaktion<br />

zwischen Grund- und Oberflächenwasser<br />

ist neben einem<br />

Grundwassermodell ein Flusswassermodell<br />

erforderlich.<br />

Modellbetrachtung - Transport<br />

Grundwasser<br />

Aus den erhobenen Daten zur Hydround<br />

Geochemie der Untersuchungstransekten<br />

1 bis 3 wurde ein konzeptionelles<br />

Modell aufgebaut, dass die Prozesse, die<br />

zur Eisenfreisetzung im Grundwasser<br />

führen, abbilden kann. Mit der Überführung<br />

in ein numerisches Modell kann die<br />

hydrogeochemische Situation im Grundwasser<br />

analysiert und interpretiert werden.<br />

Zudem sind Prognosen auf Grund<br />

der gefundenen Daten möglich.<br />

PHREEQC<br />

Die hydrogeochemische Modellierung<br />

ergibt Hinweise auf die<br />

vertikale und horizontale Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

von<br />

Nitrat und damit auch von den<br />

während des Umsetzungsprozesses<br />

entstandenen Stoffen.<br />

Oberflächenwasser<br />

Für den Transport von Eisen II aus dem<br />

Grundwasser in die <strong>Lethe</strong> wurde mit den<br />

Daten aus dem hydraulischen Modell<br />

(Zuflüsse zur <strong>Lethe</strong> aus dem Grundwasser)<br />

und den Daten aus Gesteins- und<br />

Gewässeruntersuchungen das Transportmodell<br />

Ecolab verwendet<br />

MIKE 11 -<br />

ECOLAB<br />

Die chemische Modellierung des<br />

in den Fluss transportierten<br />

Eisens gibt Aufschluss über den<br />

Umbau von Eisen im Übergang<br />

vom Grundwasser zum Flusswasser.<br />

Endbericht - März 2009 22


3.9.1 MIKE BASIN<br />

MIKE BASIN (Version 2004) wurde im Projekt zur Ausweisung der oberirdischen<br />

Einzugsgebiete über das digitale Geländemodell verwendet.<br />

3.9.2 MIKE 11<br />

Mit dem eindimensionalen Flussmodell MIKE 11 wurden die Strömung und die<br />

Wasserspiegellagen im Gewässer simuliert. Die Software MIKE 11l ist modular aufgebaut.<br />

Im Bericht zum Strömungsmodell sind die im Projekt verwendeten Module<br />

bereits erläutert worden, daher wird an dieser Stelle darauf verzichtet (siehe Bericht<br />

von DHI zum Strömungsmodell Obere <strong>Lethe</strong>).<br />

3.9.3 MIKE SHE<br />

Mit dem modular aufgebauten, integrierten Finite Differenzen Modell MIKE SHE<br />

wurden die Grundwasserströmungen und die gekoppelten Prozesse in der ungesättigten<br />

Zone – der gesättigten Zone und des Oberflächenwassers abgebildet.<br />

Der Austausch zwischen den Modulen fand über die Randbedingungen der einzelnen<br />

Module statt. Somit war eine dynamische Rückkopplung der einzelnen Prozesse<br />

möglich. Die mathematischen Grundlagen der einzelnen Module wurden bereits<br />

im vorangegangenen Bericht kurz erläutert (vgl. MIKE SHE Handbuch [DHI,<br />

2004c]), daher wird an dieser Stelle darauf verzichtet.<br />

3.9.4 Kopplung MIKE SHE und MIKE 11<br />

Das eindimensionale Flussmodell MIKE 11 wurde in MIKE SHE sowohl mit der ungesättigten<br />

und gesättigten Zone, als auch mit dem oberirischen Abfluss gekoppelt<br />

([2]: GRAHAM UND LARSEN, 2002). Dazu wurde das Flussnetz ("river net") in MI-<br />

KE SHE zunächst als Linie zwischen den Gitterzellen generiert. Der Austausch mit<br />

dem Aquifer erfolgte auf beiden Seiten des Flusses in Abhängigkeit vom Wasserstand.<br />

Die Höhe des infiltrierbaren Wasservolumens wurde durch die Menge des gespeicherten<br />

Wasservolumens begrenzt.<br />

Der Wasserfluss zwischen Aquifer und Fließgewässer wurde über die Leitfähigkeit<br />

des Flussbett- und Aquifermaterials bzw. nur über die Leitfähigkeit des Flussbettes<br />

und der Differenz des Wasserstandes berechnet.<br />

Die Leitfähigkeit als Austauschparameter ist als Kalibrierungsparameter angesetzt<br />

worden, da sie sonst nur durch aufwendige Felduntersuchungen ermittelt werden<br />

kann. Diese Möglichkeit war im Projekt nicht gegeben. Grundsätzlich kann der Austausch<br />

zwischen Fluss und Grundwasser unterschiedlich berechnet werden:<br />

Wird keine Leitfähigkeit verwendet, steht der Aquifer in vollem Kontakt mit dem<br />

Fluss. Dieser Ansatz wurde so in den Berechnungen verwendet.<br />

Endbericht - März 2009 23


3.9.5 EcoLAB<br />

EcoLAB wurde entwickelt, um chemische, biologische und ökologische Prozesse<br />

und Wechselwirkungen zwischen Zustandsgrößen beschreiben zu können. Physikalische<br />

Prozesse, wie z.B. die Sedimentation, können beschrieben werden. In ECOlab<br />

enthaltene Zustandsgrößen können entweder durch - auf Hydrodynamik basierenden<br />

- Advektions-Dispersions-Prozessen transportiert werden oder sie sind von<br />

ortsfester Natur, z.B. die Sedimentation und Rücklösung in stehenden Gewässern.<br />

ECOlab ist integriert in DHI’s hydrodynamische Modellierungssoftware MIKE 11,<br />

MIKE 21 und MIKE 3.<br />

Typische Anwendungsgebiete von ECO Lab umfassen die Beschreibung der Wasserqualität<br />

und ökologische Fragestellungen bei Flüssen, Überschwemmungsflächen,<br />

Seen, Talsperren, Küstengewässern und im marinen Bereich. Insbesondere<br />

sind Vorhersagen beschreibbarer Ökosystemreaktionen sowie Wirkungs- und Sanierungsstudien<br />

und Gewässergütevorhersagen möglich.<br />

In der Version 2 des vorliegenden Berichtes ist die Simulation des Eisentransportes<br />

in der <strong>Lethe</strong> enthalten, obwohl sie entsprechend einer schriftlichen Mitteilung des<br />

NLWKN (Suhrhoff, 2008)“ allenfalls sekundär“ sei. Die Autoren des vorliegenden<br />

Berichtes stimmen dieser Einschätzung nicht zu, wie bereits weiter oben erläutert.<br />

3.9.6 PHREEQC<br />

PHREEQC ist ein sogenanntes hydrogeochemisches Simulationsprogramm. Dies<br />

sind numerische Werkzeuge, um wasserchemische Analysen zu interpretieren und<br />

geogene sowie anthropogen beeinflusste aquatische Systeme zu analysieren.<br />

Als Eingangsgrößen werden in der Regel thermodynamische Daten und möglichst<br />

vollständige wasserchemische Analysen benötigt. Die thermodynamischen Daten<br />

stehen - soweit es sich um Komplexbildungskonstanten und Löslichkeitsprodukte<br />

handelt - in Form von Standard-Datensätzen (Datenbanken) für die jeweiligen<br />

Programme zur Verfügung. Die Daten zur Beschreibung oberflächenkontrollierter<br />

Reaktionen müssen durch eigene experimentelle Befunde ergänzt werden. Im Gegensatz<br />

zu Grundwasserströmungs- und Transportmodellen bedürfen hydrogeochemische<br />

Modelle an sich keiner Kalibrierung. Bei Berücksichtigung oberflächenkontrollierter<br />

Reaktionen und kinetisch kontrollierter Reaktionen müssen aber auch<br />

hydrogeochemische Modelle kalibriert werden.<br />

Der Aufbau hydrogeochemischer Modellierungsprogramme besteht aus Input,<br />

Output sowie der Rechengrundlage, d.h. einer Datenbank, in der thermodynamische<br />

Parameter wie Löslichkeitskonstanten für bestimmte Reaktionsgleichungen<br />

definiert sind.<br />

Endbericht - März 2009 24


Input<br />

Als Eingabeparameter aller hydrogeochemischen Modellierungen bedarf es einer<br />

möglichst vollständigen und exakten wasserchemischen Analyse.<br />

Datenbanken<br />

In der Regel greift man auf bestehende Datensätze (z.B. in PhreeqC auf wateq4f.dat)<br />

zurück, da das Erstellen einer eigenen Datenbank mit sehr großem Aufwand<br />

verbunden ist und große Sorgfalt erfordert. Beim Vergleich von Löslichkeitsprodukten<br />

aus verschiedenen Datenbanken muss beachtet werden, ob dieselben<br />

Reaktionsgleichungen zugrunde liegen. Unterschiedliche Reaktionsgleichungen für<br />

die Bildung desselben Minerals liefern unterschiedliche Löslichkeitsprodukte. Deshalb<br />

müssen Löslichkeitsprodukte und Komplexbildungskonstanten stets eindeutig<br />

mit einer Reaktionsgleichung verknüpft sein. Außerdem muss man sich bewusst<br />

sein, dass bei der Zusammenstellung von Löslichkeitsprodukten und Komplexbildungskonstanten<br />

aus der Literatur eine gewisse Inkonsistenz der Daten resultiert,<br />

diese meist unter unterschiedlichen experimentellen Randbedingungen und mit<br />

Hilfe unterschiedlichen Berechnungsmethoden ermittelt wurden.<br />

Output<br />

Ausgabe der Ergebnisse im Programm selbst oder definierter Ergebnisse in einem<br />

speziellen Ausgabefile (PhreeqC – SELECTED_OUTPUT). Neben den Ergebnissen<br />

sind aber auch Daten zur Ausgangswasseranalyse ersichtlich (PhreeqC - Initial solution).<br />

Die Resultate können je nach verwendeter Software auch als Graphik im<br />

Programm ausgegeben werden (PhreeqC - Chart).<br />

Für die geochemischen Berechnungen wurde die aktuelle Version PHREEQC for<br />

WINDOWS, 2.15.07 verwendet.<br />

Endbericht - März 2009 <strong>25</strong>


4 Verockerung – Entstehung, Abbildung im Untersuchungsgebiet Bewertung<br />

& Gefährdungskriterien<br />

4.1 Verockerung – Wo kommt das Eisen her? Wo kommt der<br />

Ocker her?<br />

INFOBOX A: - Verockerung<br />

Zitiert aus:<br />

[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />

Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />

46-0;<br />

Der in den Bächen sichtbare rote Ocker stammt aus einem Stoff im Boden, der Pyrit<br />

genannt wird. Es handelt sich um eine Verbindung von Eisen und Schwefel.<br />

Pyrit kann Tausende von Jahren unverändert in der Erde liegen, so lange es sich um ein<br />

sauerstofffreies Milieu handelt – zum Beispiel in einer Feuchtwiese.<br />

Aber sobald Sauerstoff hinzu tritt, trennen sich der Schwefel und das Eisen. Dies geschieht<br />

wenn der Grundwasserstand sinkt, zum Beispiel nach einer Gewässervertiefung,<br />

verbunden mit dem Dränieren des Geländes. Der Schwefel wird oxidiert und als verdünnte<br />

Schwefelsäure in die Gewässer gespült, das Eisen folgt in seiner Form als Ferro-<br />

Eisen (Fe 2+ ). Dies ist giftig und farblos, also im Wasser unsichtbar gelöst. Im weiteren<br />

Text wird es als „gelöstes Eisen“ bezeichnet. Das Eisen bleibt in Lösung, so lange das<br />

Wasser angesäuert ist. Dies ist eine Ursache dafür, dass die Ockerverunreinigung in<br />

solchen Gebieten am schlimmsten ist, die in der letzten Eiszeit eisfrei geblieben sind.<br />

Hier ist der Boden kalkarm und kann deshalb saure Wässer schlecht neutralisieren.<br />

Wenn das saure Wasser neutralisiert und verdünnt wird auf seinem Weg durch den<br />

Auenboden, geschieht etwas mit dem gelösten Eisen. Es verbindet sich mit im Wasser<br />

gelöstem Sauerstoff und bildet den roten Ocker. Dieser mikrobiologisch-chemische<br />

Prozess bewirkt also eine Sauerstoffzehrung. Gleichzeitig werden dabei auch Säurebildner<br />

frei gesetzt. Beim Übergang zwischen diesen beiden Eisen-Formen wird das Wasser<br />

fahl, opak und es kann sich ein dünner, ölartiger Film auf der Wasseroberfläche bilden.<br />

Der rote Ocker ist nicht giftig, schadet aber auf andere Weise. Dieses Wissen ist nützlich,<br />

wenn wir die Ockerverunreinigung bekämpfen wollen. Die Ockerverunreinigung<br />

kann also minimiert werden, indem der Zutritt von Sauerstoff ausgeschlossen wird.<br />

Dann liegt das Eisen fest, sozusagen „in Fesseln“. Sauerstoff kann fern gehalten werden,<br />

indem man den Boden oberhalb des Pyrits feucht hält.<br />

Oder wir beschränken uns darauf, Symptome zu behandeln. Das Eisen kann in teichartigen<br />

Ockerreinigungsanlagen belüftet werden, die mit Pflanzenmassen besiedelt sind.<br />

Eisen ist mit einer Häufigkeit von 4,7 % das vierthäufigste Element der Erdkruste.<br />

Im Boden liegt Eisen vorwiegend in gebundener Form vor, wobei die Eisen-<br />

Konzentrationen in der Bodenlösung i.A. gering sind. Die ersten Vorkommen, die<br />

abgebaut wurden, waren Raseneisenstein und offen liegende Erze. Eisenerze findet<br />

man vergleichsweise häufig, wichtige Beispiele sind Magnetit (Fe 3 O 4 ),<br />

Roteisenstein, Hämatit (Fe 2 O 3 ), Brauneisenstein (Fe 2 O 3 n H 2 O), Siderit (Fe-<br />

CO 3 ), Magnetkies (FeS) und Pyrit (Eisenkies, FeS 2 ).<br />

Das Mineral Pyrit (FeS 2 ) wird als das für die Verockerung bestimmende Mineral<br />

genannt. Es gilt als das meistverbreitete Sulfidmineral und ist Bestandteil der<br />

meisten Sulfidlagerstätten. Es tritt auch in Sedimentgesteinen auf; die Bildung erfolgte<br />

z.B. durch die Pyritisierung, d.h. unter entsprechenden Bedingungen werden<br />

die harten Teile der Lebewesen nicht durch Stein, sondern durch Pyrit ersetzt.<br />

Sie sind nur unter reduzierenden Bedingungen stabil. Werden sie Sauerstoff ausgesetzt,<br />

verwittern sie zu Eisenhydroxid, wie z.B. Limonit.<br />

Endbericht - März 2009 26


Man kann zudem davon ausgehen, dass auch Grundwasserleiter immer partikuläre<br />

organische Substanzen, meist in Form von Braunkohle, enthalten. Eisendisulfide<br />

(z.B. Pyrit) sind Begleitsubstanzen der Braunkohle. Man findet die Braunkohle<br />

meist mehr oder weniger stark geschichtet in den tieferen Bereichen des Aquifers.<br />

Ein Kennzeichen für das Vorhandensein von Braunkohle sind die im sandigen Untergrundmaterial<br />

zu findenden kleinen schwarzen Holzkohleteilchen. Diese partikuläre<br />

organische Substanz entstammt organischen Rückständen früherer Lebewesen<br />

und Pflanzen, die, eingebettet in Sedimenten diagenetisch umgewandelt, überliefert<br />

und letztlich durch Ablagerungs- und Überformungsprozesse im Grundwasserleiter<br />

fein verteilt wurden. Vergesellschaftet mit organischer Substanz treten häufig<br />

Schwefelspezies (also auch Pyrit) auf, ihr Vorkommen korreliert häufig miteinander<br />

(VAN DER VEEN 2003, pers. Mitteilung:in [4] PÄTSCH, 2007).<br />

Unter Sauerstoffeinfluss an der Erdoberfläche verwittert Pyrit über mehrere Zwischenstufen<br />

zu Eisenhydroxid (Limonit oder Brauneisenerz).<br />

Dieser Sauerstoffzutritt kann z.B. durch eine Absenkung des Grundwasserstandes<br />

eintreten, die infolge einer Dränung oder infolge einer Vertiefung des Flussbettes<br />

oder Verringerung des Abflusses und damit Erniedrigung des Wasserstandes im<br />

Bach auftreten kann (vgl. Abb. 4-1).<br />

Sauerstoff<br />

Grundwasserspiegel<br />

pyrithaltiger Boden<br />

klares Bachwasser<br />

Ohne Drainung<br />

Grundwasserspiegel<br />

vor Drainung<br />

Drainrohr<br />

Grundwasserspiegel<br />

nach Drainung<br />

pyrithaltiger Boden<br />

Oxidation von Pyrit<br />

Ferro-Eisen &<br />

Schwefelsäure<br />

Folgen der Drainung<br />

Ferro-Eisen<br />

oxidiert zu Ocker<br />

Abb. 4-1. Beispiel der Folgen einer Dränung auf den Zutritt von Eisen (Fe 2+ ) in<br />

Oberflächengewässer ([5]: MADSEN & TENT, 2000).<br />

Endbericht - März 2009 27


So gelangt Sauerstoff an das, unter anaeroben Bedingungen stabile, Pyrit und es<br />

entsteht über die Reaktionsgleichung<br />

FeS 2 + 7/2 O 2 + H 2 O = Fe 2+ + 2 SO 4 2- + 2 H + Gl. 4.1.1.<br />

im Boden reduziertes Eisen (Fe 2+ ), Sulfat (SO 4 2- ) und Säure (H + ).<br />

Diese reduzierte Form des Eisens kann nun über den Transport in der ungesättigten<br />

Zone oder über den Ablauf als Oberflächenabfluss in das Gewässer gelangen.<br />

In Anwesenheit von Sauerstoff im Gewässer kann nun Eisen II (Fe 2+ ) nach den<br />

Reaktionsgleichungen<br />

Fe 2+ + 1/4 O 2 + H + = Fe 3+ + ½ H 2 O Gl. 4.1.2<br />

Fe 3+ + 3 H 2 O = Fe(OH) 3 + 3 H + Gl. 4.1.3<br />

in Eisenhydroxid (Fe(OH) 3 ) überführt werden (vgl. Abbildung über den Eisenkreislauf<br />

unter Sauerstoffzutritt - Abb. 4-2). Dieses fällt als Ocker im Gewässer aus,<br />

sedimentiert und legt sich als brauner Film oder braune Schicht auf den Gewässergrund<br />

und auf Wasserpflanzen.<br />

Abb. 4-2. Eisenkreislauf bei Pyrit (FeS 2 ) - Verwitterung<br />

Unter sauerstofffreien Verhältnissen kann Nitrat die Funktion des Oxidationsmittels<br />

für die Pyritverwitterung übernehmen.<br />

Verantwortlich für das Vorkommen von Nitrat im Grundwasser sind überwiegend<br />

flächenhafte Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft. Sie resultieren aus dem<br />

Düngemitteleinsatz sowie der Verbringung von Nährstoffüberschüssen aus der<br />

Endbericht - März 2009 28


Veredelungswirtschaft. Als Düngemittel gelten alle mineralischen und organischen<br />

Stoffe, die auf den Boden aufgebracht werden, um die Erträge oder die Qualität<br />

angebauter Nutzpflanzen zu erhöhen. Düngemittel lassen sich in mineralischen<br />

Dünger (Stickstoffverbindungen, Phosphate, Kalisalze, Kalk, etc.), organischen<br />

oder Wirtschaftsdünger (Flüssigmist, Jauche, Stallmist) und Gründünger (Unterpflügung<br />

von Grünpflanzen oder Aufbringung von Kompostmaterial) unterscheiden.<br />

Zwischen den Wirtschaftsjahren 1949/50 (1. Juli 1949 bis 30. Juni 1950) und<br />

1999/2000 hat sich der Absatz bei mineralischen Stickstoffdüngern um 293 % erhöht<br />

([6]: STATISTISCHES BUNDESAMT, 2000). Die Aufbringung je Hektar landwirtschaftlich<br />

genutzter Fläche wurde bei Stickstoffdüngern in diesem Zeitraum<br />

von <strong>25</strong> auf 117 kg N gesteigert. Gleichzeitig ist bei der seit den 50er Jahren aufgebrachten<br />

Stickstoffmenge aus Wirtschaftsdünger ebenfalls ein Anstieg verzeichnet<br />

werden (von 1949/50 ca. 30 kg N auf ca. 75 kg N im Wirtschaftsjahr 1979/80 je<br />

Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche; [7]: ROHMANN & SONTHEIMER, 1985).<br />

Im Dezember 2002 wurden die Ergebnisse der Studie „Umsetzungsdefizite bei der<br />

Reduzierung der Nitratbelastung des Grundwassers“ ( [8]: FLAIG, H. ET AL., 2002<br />

– in der Kurzfassung vom DVGW, 2002) veröffentlicht. Danach hat sich trotz zahlreicher<br />

Programme und finanzieller Aufwendungen die Belastungssituation des<br />

Grundwassers durch Nitrat in den vergangenen 15 Jahren nicht verbessert ([9]:<br />

DVGW, 2002). Die Stickstoffüberschüsse, die heute immer noch jährlich ca. 80 bis<br />

100 kg N pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche betragen, verursachen eine<br />

Nitratbelastung des Grundwassers, die weiterhin zu hoch ist.<br />

Die Hauptbelastung der Grundwässer mit Stickstoffverbindungen liegt nahezu vollständig<br />

auf Seiten des Nitrats.<br />

Im Grundwasser ist die Denitrifikation die wirksamste bekannte Senke für<br />

Nitrat (in Pätsch, 2006).<br />

In den quartären Porengrundwasserleitern Norddeutschlands, den Niederlanden<br />

und Dänemarks konnte der an die Oxidation von Eisendisulfiden gekoppelte Abbau<br />

von Nitrat (autotrophe Denitrifikation) häufig als der dominierende Umsatzprozess<br />

festgestellt werden (zitiert in [4]: KÖLLE ET AL., 1983, VAN BEEK ET AL., 1988,<br />

1990, POSTMA ET AL., 1991).<br />

Für den Ablauf der Denitrifikation müssen neben Nitrat im Grundwasserleiter<br />

• die Reduktionsmittel hydraulisch und biologisch verfügbar sein, SCHEFFER &<br />

SCHACHTSCHABEL (1998), KÖLLE (1999). Dies können Sulfide (chemolithotrophe<br />

Denitrifikation) oder organischer Kohlenstoff beispielsweise als<br />

partikulärer (TOC) oder gelöster (DOC) Kohlenstoff (chemo-organotrophe Denitrifikation)<br />

sein. Nach KÖLLE et al. (1987) und MEHRANFAR (2003) sind<br />

häufig maximal 50% des vorhandenen Sulfids und 2 – 10% des C org ., biologisch<br />

verfügbar.<br />

Endbericht - März 2009 29


• Eine weitere Voraussetzung ist eine aktive Bioszönose. Die beteiligten Mikroorganismen<br />

bewegen sich dabei mit dem nitrathaltigen Wasser von oberflächennahen<br />

Zonen mit dem Wassertransport in die Tiefe.<br />

• Nitratsauerstoff wird nur bei Abwesenheit, bzw. sehr geringen Gehalten an<br />

gelöstem Sauerstoff veratmet<br />

• Weitere Faktoren sind die Temperatur und der pH-Wert:<br />

- Die Angaben zur Temperatur, ab der Denitrifikation stattfinden kann<br />

sind unterschiedlich und liegen zwischen 2°C und 5°C, MEHRANFAR<br />

(2003)<br />

- Unterschiedlich sind auch die Angaben zum pH-Bereich, wobei ab pH<br />

= 3,5 Denitrifikation messbar ist, MEHRANFAR (2003).<br />

Die Energiefreisetzung ist für den Ablauf der chemo-organotrophen Denitrifikation<br />

höher als für die chemo-lithotrophe Denitrifikation (z.B. Appelo & Postma, 1999).<br />

Demnach ist der Ablauf der chemo-organotrophen Denitrifikation thermodynamisch<br />

begünstigt.<br />

In den pleistozänen Grundwasserleitern Norddeutschlands wird jedoch Nitrat bevorzugt<br />

von Eisensulfiden oxidiert, zum Beispiel APELLO & POSTMA (1996), KÖLLE<br />

et al. (1987), BÖTTCHER et al. (1991), VAN BEEK (2000).<br />

Die Einträge aus der Landwirtschaft erfolgen in oxidierter Form als Nitrat (NO - 3 )<br />

und Nitrit (NO - 2 ), sowie in reduzierter Form als Ammonium (NH + 4 ) und über Wirtschaftsdünger.<br />

Die Konzentration von Nitrat im Grundwasser ist dabei abhängig von der Mineralisation<br />

des organischen Stickstoffes und der Nitrifikation von Ammonium.<br />

Der Abbau von organischen Stickstoffverbindungen zu anorganischem Ammoniak<br />

(Ammonifizierung) verläuft nach [7] ROHMANN & SONTHEIMER (1985):<br />

R-NH 2 + H 2 O NH 3 + R-OH Gl. 4.1.4<br />

(R: organische Matrix)<br />

Das freigesetzte Ammoniak reagiert mit Wasser zu Ammonium:<br />

NH 3 + H 2 O NH 4 + + OH - Gl. 4.1.5<br />

Im zweiten Schritt wird Ammonium durch nitrifizierende Bakterien zu Nitrat oxidiert<br />

(Nitrifikation). Bei der zweistufigen Nitrifikation findet unter aeroben Bedingungen<br />

mit Hilfe von Bakterien der Gattung Nitrosomonas zunächst eine Umwandlung<br />

von Ammonium in Nitrit statt, welches dann mit Hilfe von Bakterien der Gattung<br />

Nitrobacter zu Nitrat umgewandelt wird.<br />

Endbericht - März 2009 30


NH 4 + + 1,5 O 2 NO 2 - + 2H + + H 2 O Gl. 4.1.6<br />

NO 2 - + 0,5 O 2 NO 3<br />

-<br />

Gl. 4.1.7<br />

Nitrat, das nicht von Pflanzen aufgenommen werden kann, wird ins Grundwasser<br />

ausgewaschen.<br />

Im Grundwasserleiter wird Nitrat teilweise Jahrzehnte lang transportiert,<br />

bis es durch geeignete Reaktionspartner im Porenraum deaktiviert oder<br />

abgebaut werden kann. Viele der geeigneten Reaktionspartner liegen nur<br />

mit geringen Gehalten vor, sie werden bei einer Reaktion mit Nitrat verbraucht.<br />

Der Grundwasserleiter verliert so unwiederbringlich seine Reaktionskapazität.<br />

Die Dauer, die ein Grundwasserleiter nitratfrei bleibt, ist<br />

abhängig vom Nitrateintrag, sowie der Verteilung und Verfügbarkeit des<br />

reaktiven Materials im Grundwasserleiter. Dabei können Zonen mit hoher<br />

und niedriger Reaktivität horizontal und vertikal wechseln.<br />

Eine vorhandene Reaktionskapazität eines Grundwasserleiters ist nicht nur positiv<br />

zu betrachten. Erstens kann eine vorhandene Kapazität bis auf Null abgebaut werden,<br />

zweitens können eventuelle Umwandlungs- und Folgeprodukte ebenfalls zu<br />

einer Veränderung der Wasserqualität beitragen, die wiederum die Nutzungsmöglichkeiten<br />

einschränkt.<br />

Tatsächlich sind es vielfältige Faktoren und Prozesse, die zur Grundwasserbeschaffenheit<br />

beitragen (Abb. 4-3).<br />

Endbericht - März 2009 31


Faktoren der Grundwasserbeschaffenheit<br />

Gesteinsbeschaffenheit<br />

Löslichkeit<br />

je nach Gestein und Temperatur<br />

der Grundwasserleiter<br />

unterschiedlich<br />

pH-Wert<br />

Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht<br />

Existenz von reaktivem Material<br />

organischer Kohlenstoff<br />

Pyrit<br />

Redox-Potential (Sauerstoff)<br />

Grundwassertypisierung<br />

Prozesse beim Grundwasserfließen<br />

Länge des Fließweges<br />

Zunahme und/oder Änderung des Lösungsinhaltes (Eintragssituation, Grundwasseralter)<br />

Adsorption, Desorption, Ionenaustausch<br />

Änderung der Ionenverteilung<br />

Redox-Prozesse<br />

Löslichkeitsänderung z.B. von Eisen und Mangan infolge<br />

Sauerstoffabnahme<br />

Mikrobiologische Prozesse<br />

Zersetzung organischer und anorganischer Verbindungen<br />

(Nitrat, Sulfat)<br />

Abb. 4-3. Auftretende Faktoren und Prozesse die zur Grundwasserbeschaffenheit<br />

beitragen (zitiert in [4]: WENDLAND & KUNKEL, 1999, verändert)<br />

Den mikrobiellen Prozessen kommt bei der Nitrateliminierung die größte Bedeutung<br />

zu. In Abb.4-4 sind die wichtigsten mikrobiologischen Abbauvorgänge im Untergrund<br />

dargestellt.<br />

N 2<br />

Nitratammonifikation<br />

NH 4<br />

+<br />

NO 2<br />

-<br />

NO 3<br />

-<br />

Nitrifikation<br />

Org. Substanz<br />

(Protein)<br />

Abb. 4-4. Biologischer Stickstoffkreislauf (in [4]: KLEMME, 1981)<br />

Endbericht - März 2009 32


Prinzipiell sind es fünf Prozesse (in [4]: TIEDJE, 1994), die Nitrat in einer Boden-,<br />

Gesteins- und Grundwasser- Umgebung mikrobiell reduzieren können (Tab. 4-1).<br />

Tab. 4-1. Prozesse, die Nitrat reduzieren und kennzeichnende Charakteristika<br />

(verändert nach TIEDJE, 1994 – ZITIERT IN [4])<br />

Prozess<br />

Produkte<br />

Energie<br />

liefernd<br />

reguliert durch Umgebungsbedingungen, die<br />

für den ablaufenden Prozess<br />

erfüllt sein müssen<br />

Assimilativ<br />

NH 4 + ,<br />

sehr geringer NH 4 + - Gehalt<br />

Assimilation NH 4<br />

+<br />

Nein<br />

organischer N<br />

Dissimilativ<br />

respiratorische<br />

Denitrifikation N 2 N 2O NO Ja O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />

dissimilative<br />

Nitrat-Reduktion<br />

zu Ammonium NH 4<br />

+<br />

N 2 N 2O gering O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />

Nitrat–Respiration NO 2<br />

-<br />

Ja O 2 – Gehalt Anaerobe Umgebung<br />

Nicht-<br />

Respiratorische<br />

Denitrifikation N 2O Nein ? Aerobe Umgebung<br />

Als Denitrifikation wird im Folgenden die Nitratatmung von Bakterien bezeichnet,<br />

bei der unter anaeroben Bedingungen Nitrat über Nitrit und Distickstoffoxid zu<br />

Stickstoff reduziert wird. Die denitrifizierenden Bakterien verwenden in Abwesenheit<br />

von Sauerstoff Nitrat als Wasserstoff-Akzeptor für ihren Stoffwechsel. Für die<br />

Erhaltung des Lebens auf der Erde ist die Denitrifikation einer der wichtigsten Prozesse<br />

des Stickstoffkreislaufs. Sie ist der einzige bekannte biologische Prozess,<br />

welcher gebundenen Stickstoff wieder in molekularen Stickstoff (N 2 ) überführen<br />

kann. Ohne diese Rückführung würde es zu einer Anreicherung des Stickstoffs auf<br />

der Erdoberfläche und zu einer Verarmung in der Atmosphäre kommen. Die Auswirkungen<br />

auf die Flora und Fauna wäre verheerend, da den Primärproduzenten<br />

die Lebensgrundlage entzogen würde.<br />

Als Denitrifikation wird der mikrobielle Reduktionsprozess zur Energiekonservierung<br />

verstanden, bei dem Nitrat oder Nitrit durch denitrifizierende Bakterien veratmet<br />

und zu gasförmigen Verbindungen umgewandelt wird. Als Endprodukt der<br />

Endbericht - März 2009 33


Denitrifikation entsteht vor allem molekularer Stickstoff (N 2 ), aber auch Lachgas<br />

(Distickstoffmonoxid, N 2 O) und gelegentlich Stickstoffmonoxid (NO). Stickoxide<br />

entstehen meist nur, wenn Sauerstoff und Nitrat gleichzeitig veratmet werden (in<br />

[4]: ABOU SEADA & OTTOW, 1985).<br />

Etwa 1 – 10 % der Bodenbakterien (in [4]: OTTOW & FABIG, 1985) sind zur Denitrifikation<br />

befähigt. Einige der bekanntesten Vertreter dieser so genannten Denitrifikanten<br />

sind: Thiobacillus denitrificans, Pseudomonas denitrificans, Pseudomonas<br />

aeruginosa, Gallionella ferruginea, Bacillus licheniformis, Serratia liquefaciens<br />

(in [4] SCHLOE, 1996), Acidovorax-Gruppen sowie einige Pilze (u.a. Fusarium,<br />

Acremonium, Aspergillus) (in [4]: MALINOWSKY & OTTOW, 1985). Der Lebensbereich<br />

erstreckt sich sowohl auf den ungesättigten als auch auf den gesättigten<br />

Bereich des Untergrundes. Der größte Teil der Denitrifikanten haftet als Biofilm<br />

an der Bodenmatrix.<br />

Da alle bis heute bekannten Denitrifikanten fakultative Anaerobier sind, stellt die<br />

Denitrifikation eine ökologische Alternative zur Sauerstoffatmung dar (in [4]: OT-<br />

TOW & FABIG, 1985; KNOWLES, 1982). Das Nitrat als Sauerstoffspender ermöglicht<br />

somit den Bakterien auch bei vermindertem Sauerstoffpartialdruck oder Sauerstoffmangel<br />

ihren aeroben Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Die Denitrifikation<br />

ist folglich als Fortsetzung aerober Prozesse unter anaeroben Bedingungen zu sehen.<br />

Nitrat übernimmt bei der Denitrifikation die Funktion eines alternativen Wasserstoffakzeptors<br />

zur ATP-Bildung (Adenosintriphosphat).<br />

Bei einer vollständigen Denitrifikation unter Sauerstoff-Abschluss lautet die allgemeine<br />

bakterielle Umwandlungsformel:<br />

−<br />

2 NO<br />

3<br />

+ 10 (H) + 2 H + → N2 + 6 H 2 O Gl. 4.1.8<br />

ADP + P → ATP<br />

In der Mikrobiologie wird ein Reduktionsäquivalent als (H) dargestellt. Dies bedeutet,<br />

dass der aus dem organischen Substrat (seltener direkt aus H 2 ) stammende<br />

atomare Wasserstoff in den Zellen mit dem vom Nitrat stammenden Sauerstoff im<br />

Sinne einer „biochemischen Knallgasreaktion“ reagiert. Die dabei entstehende<br />

Energie wird zur Phosphoranlagerung an das ADP (Adenosindiphosphat) in der Zelle<br />

genutzt. Als Ergebnis entsteht der zentrale Energiespeicher aller Organismen:<br />

ATP (in [4]: nach SCHLEGEL, 1992 und CYPIONKA, 1999).<br />

Endbericht - März 2009 34


Die Reduktion von Nitrat zu molekularem Stickstoff erfolgt schrittweise durch die<br />

Enzyme Nitrat-Reduktase (NAR), Nitrit-Reduktase (NIR), Stickstoffmonoxid-<br />

Reduktase (NOR) und Distickstoffoxid-Reduktase (N 2 OR).<br />

NAR NIR NOR N 2 OR<br />

NO − 3 ⇒ NO − 2 ⇒ NO ⇒ N 2O ⇒ N 2<br />

Bei jeder Zwischenstufe erfolgt eine Elektronenübergabe, also ein Energiegewinn<br />

für die Zelle.<br />

ROHMANN & SONTHEIMER (1985) beschreiben, dass der gesamte Energiegewinn<br />

bei der Denitrifikation bis zum molekularen Stickstoff um etwa 5% niedriger ist als<br />

bei der aeroben Oxidation organischer Verbindungen. Die meisten denitrifizierenden<br />

Bakterien sind aber nur in der Lage, ein oder zwei Reaktionsschritte der gesamten<br />

Denitrifikation auszuführen (in [4]: GERMON, 1985).<br />

Die Kinetik der Denitrifikationsreaktion wird durch die im Untergrund vorherrschenden<br />

Milieubedingungen bestimmt. Von Bedeutung sind der pH-Wert, die Sauerstoffverhältnisse,<br />

die Temperatur, sowie die Art und Menge der als Wasserstoffund<br />

Kohlenstoffquelle erforderlichen Substrate.<br />

Nach dem heutigen Kenntnisstand lassen sich zwei nach ihrem Stoffwechsel verschiedene<br />

Prozesse der Denitrifikation unterscheiden:<br />

- die heterotrophe-chemoorganotrophe Denitrifikation<br />

- die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation.<br />

Im folgenden wird nur die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation<br />

weiter beschrieben, da nur sie eine Rolle bei der Verockerung spielt. Bei dieser Nitratreduktion<br />

handelt es sich um eine Denitrifikation durch Metallsulfide (z.B. durch<br />

Markasit (FeS 2 ), Phyrrotin (FeS), Pyrit (FeS 2 )), in den meisten bislang veröffentlichten<br />

Fällen jedoch überwiegend durch Pyrit.<br />

Es gibt für den Bereich Norddeutschlands bislang nur zwei Studien, die sich überhaupt<br />

mit der Verbreitung reaktiven Materials, seiner Verfügbarkeit und seiner Heterogenität<br />

befasst haben (Pätsch, 2006; Konrad, 2007).<br />

Die autotrophe-chemolithotrophe Denitrifikation über Pyrit (FeS 2 ) ist in den<br />

quartären Lockergesteinsaquiferen des norddeutschen Raumes sowie den angrenzenden<br />

Ländern am häufigsten anzutreffen (in [2]: HOUBEN, 2000). Konrad weist<br />

darauf hin, dass für Untersuchungsgebiete im norddeutschen Raum die Ergebnisse<br />

von Laboruntersuchungen an reaktivem Material auf den Ablauf einer chemolithotrophen<br />

Denitrifikation schließen lassen. Pätsch findet dies ebenfalls. Mithin<br />

Endbericht - März 2009 35


gibt es weder in der Literatur noch aus dem Autor bekannten Schriften, noch aus<br />

der analysierten Wasserchemie in Großenkneten einen Hinweis darauf, dass heterotrophe<br />

Denitrifikation als relevante Quelle für einen Nitratabbau in Großenkneten<br />

Frage kommt. Daher wurde dies auch nicht weiter berücksichtigt.<br />

Bei Pyrit handelt es sich um eine Form des Eisendisulfids FeS 2 .<br />

Eisendisulfid kommt in zwei Formen vor:<br />

Markasit bildet orthorhombische Kristalle. Bei einer etwas geringeren Dichte<br />

(4,85 bis 4,9) hat es jedoch dieselbe Härte wie Pyrit. Markasit ist weniger<br />

stabil als Pyrit, daher kommt es weniger häufig vor.<br />

Pyrit bildet im Gegensatz zu Markasit kubische Kristalle und besitzt mit 4,95<br />

bis 5,2 eine höhere Dichte.<br />

Diese Art der Denitrifikation ist in den quartären Lockergesteinsaquiferen des<br />

norddeutschen Raumes sowie den angrenzenden Ländern am häufigsten anzutreffen<br />

(in [4]: HOUBEN, 2000).<br />

Man kann davon ausgehen, dass denitrifizierende Grundwasserleiter immer partikuläre<br />

organische Substanzen, meist in Form von Braunkohle, enthalten. Eisendisulfide<br />

(z.B. Pyrit) sind Begleitsubstanzen der Braunkohle. Man findet die Braunkohle<br />

meist mehr oder weniger stark geschichtet in den tieferen Bereichen des<br />

Aquifers.<br />

Unter dem Begriff „autotroph“ versteht man Mikroorganismen, die die Fähigkeit<br />

besitzen, ihren Zellkohlenstoff aus anorganischen Quellen zu beziehen. Als anorganische<br />

Kohlenstoffquelle dienen in den meisten Fällen Kohlendioxid (CO 2 ) und<br />

Hydrogencarbonat (HCO - 3 ). In Ausnahmefällen wird aber auch auf Kohlenmonoxid<br />

(CO) zurückgegriffen.<br />

Der Begriff „chemotroph“ bezeichnet die Art der Energiegewinnung über eine<br />

Redox-Reaktion, in diesem Fall den Abbau des Nitrates.<br />

Werden anorganische Stoffe (z.B. FeS 2 ) als Elektronendonatoren verwendet, so<br />

spricht man von „Lithotrophie“. Durch Oxidation dieser Elektronenlieferanten<br />

kann der Denitrifikant Energie gewinnen.<br />

Die Denitrifikation über Pyrit wird nur von wenigen speziellen Mikroorganismen<br />

durchgeführt. Thiobacillus denitrificans, der vor allem Schwefelverbindungen (Sulfide)<br />

reduziert, wird oft als Beispiel in der Literatur genannt (in [4]: KÖLLE, 1991;<br />

SCHLEGEL, 1992). Thiobacillus denitrificans ist obligat autotroph, es ist ihm nicht<br />

möglich, organische Kohlenstoffverbindungen zum Aufbau von zelleigenem Kohlenstoff<br />

zu nutzen.<br />

Endbericht - März 2009 36


Ein anderer Vertreter, der Bakterienstamm Gallionella ferruginea (in [4]: POSTMA,<br />

1990), bevorzugt dagegen zweiwertige Eisenverbindungen als Elektronendonatoren.<br />

Ausnahmen bilden lithotroph denitrifizierende Bakterienstämme, welche molekularen<br />

Wasserstoff (z.B. Paracoccus denitrificans) beziehungsweise Kohlenmonoxid<br />

(z.B. Pseudomonas carboxydovorans) benutzen ( in [4]: SCHLEGEL, 1992).<br />

Die allgemeine Denitrifikation über Pyrit verläuft nach den folgenden Reaktionsgleichungen<br />

(zweistufig):<br />

14 NO − 3 + 5 FeS 2 + 4 H + → 7 N 2 + 10 SO 2−<br />

4 + 5 Fe 2 + + 2 H 2 O Gl. 4.1.9<br />

NO − 3 + 5 Fe 2 + + 7 H 2 O → 0,5 N 2 + 5 FeOOH + 9 H + Gl. 4.1.10<br />

Mit dem ersten Reaktionsschritt nach Gleichung 4.1.9 wird Eisen in Form von Eisen(II)-Ionen<br />

aus dem Pyrit heraus mobilisiert. Diese Eisen(II)-Ionen werden wiederum<br />

durch Nitratreduktion zu Eisen(III)-Oxidhydrat umgewandelt, welches dann<br />

ausfällt (nach Gleichung 4.1.10).<br />

Aus den Gleichungen 4.1.9 und 4.1.10 ergibt sich:<br />

FeS 2 + 3 NO 3 - + HCO 3<br />

-<br />

2 SO 4 2- + FeOOH + 1,5 N 2 + CO 2 Gl. 4.1.11<br />

Grundwässer, die durch diese Reaktionen geprägt sind, weisen häufig hohe Sulfatund<br />

Eisen(II)-Konzentrationen auf. Bei sehr hohen Sulfid-Konzentrationen kann<br />

der Umbau auch nur bis zum Schwefel erfolgen, der dann in die Zellen eingelagert<br />

wird.<br />

Da insbesondere Pyrit eng mit einer Vielzahl an Spurenstoffen vergesellschaftet<br />

sein kann, geht eine Pyritoxidation meist mit einem Anstieg von Nickel-, Kobaltund<br />

Arsengehalten einher (in [4]: KÖLLE, 1988).<br />

Eine weitere wichtige Folgereaktion der Denitrifikation (Gleichung 4.1.9) ist die<br />

Desulfurikation. In vielen Versuchen und Grundwasserbeschaffenheitsanalysen<br />

konnte festgestellt werden, dass die zu erwartenden Sulfatkonzentrationen zum<br />

Teil viel niedriger ausfielen, als die Stöchiometrie vermuten ließ. Der Grund hierfür<br />

ist eine Sulfatreduktion durch sogenannte Desulfurikanten (z.B. Desulfovibrio-<br />

Stämme).<br />

Die Desulfurikation ist generell nach zwei vereinfachten Reaktionsgleichungen<br />

möglich:<br />

Endbericht - März 2009 37


SO 2−<br />

4 + 2 C + 2 H 2O → 2 HCO − 3 + H 2S Gl. 4.1.12<br />

4 H 2 + SO 2−<br />

4 → 2 H 2 O + OH − + H 2 S Gl. 4.1.13<br />

Diese Reaktionen können meist nur in tiefen Grundwasserleitern beobachtet werden,<br />

da sie einen vollständigen Ausschluss von Sauerstoff und Nitrat erfordern<br />

(anoxisches Milieu). Ausnahmen bilden z.B. Nadelwälder, da durch sehr geringe<br />

Nitratanlieferungen die Desulfurikationszone fast bis an die Grundwasseroberfläche<br />

reichen kann. Die Denitrifikation und die Desulfurikation laufen also in klar voneinander<br />

getrennten Tiefenbereichen des Grundwasserleiters ab und schließen einander<br />

aus.<br />

Die Desulfurikanten sind streng anaerobe Mikroorganismen, denen unter Sulfatatmung<br />

der partikuläre organische Kohlenstoff (C org ) aus dem Sediment als Energiequelle<br />

dient. Als Endprodukt entsteht Schwefelwasserstoff (H 2 S), der mit geogenem<br />

oder aus der Denitrifkationsreaktion (Gleichung 4.1.9) stammenden zweiwertigen<br />

Eisen (Fe 2+ ) reagiert. Das dabei entstehende Eisensulfid (FeS 2 ) und Eisenhydroxid<br />

(Fe(OH 2 )) wird ausgefällt. Dabei können Pyrit und / oder Markasit entstehen.<br />

Eisendisulfid-Ausfällungen sind als Schwarzfärbung im anaeroben Sediment zu erkennen.<br />

Die Sauerstoffzufuhr in die Verwitterungszone erfolgt vorzugsweise über den Luftpfad<br />

durch den witterungsbedingten Feuchtewechsel im Bodenprofil, durch barometrische<br />

Effekte sowie durch molekulare Gasdiffusion in der Bodenluft. Der Eintrag<br />

gelösten Sauerstoffs mit der Grundwasserneubildung spielt im Vergleich dazu<br />

mengenanteilig nur eine untergeordnete Rolle. Die Geschwindigkeit der Gasdiffusion<br />

ist vom luftgefüllten Porenanteil und vom Diffusionsweg abhängig. Die Verwitterungsgeschwindigkeit<br />

ist folglich oberflächennah am höchsten und wird mit zunehmender<br />

Tiefe gedämpft.<br />

Die diffusive Sauerstoffnachlieferung ist in den überwiegenden Fällen der umsatzlimitierende<br />

Teilprozess der Pyritverwitterung. Zahlreiche quantitative Modelle der<br />

Pyritverwitterung, z. B. (in [4]: PREIN 1994), bauen hierauf auf. Geht man davon<br />

aus, dass der Sauerstoffeintrag mit der Grundwasserneubildung bereits seit der<br />

Entstehung von Pyrit (10.000 vor unserer Zeit) stattfindet, wird deutlich, dass dieses<br />

Material in den oberen Gesteinsschichten, sofern keine undurchlässigen Deckschichten<br />

oder andere Sauerstoff zehrenden Prozesse dies verhindern, abgebaut<br />

sein wird.<br />

Endbericht - März 2009 38


Der Weg des Eisens aus dem Grundwasser in Oberflächengewässer ist in der folgenden<br />

Abbildung skizzenhaft dargestellt. Dabei wird von einer Interaktion zwischen<br />

dem Grundwasser und dem Oberflächengewässer ausgegangen. Praktisch<br />

ist eine derartige Interaktion immer vorhanden. Wird ein Oberflächengewässer<br />

vom Grundwasser gespeist, wird das im Grundwasser entstandene oder in das<br />

Grundwasser transportierte Eisen mit dem Grundwasserstrom dem Oberflächengewässer<br />

zugeleitet (Abb. 4-5).<br />

A<br />

aus GW gespeist<br />

B<br />

speisen GW<br />

Legende:<br />

Gelöstes Eisen<br />

Richtung der GW-Strömung<br />

A – Fluss wird aus Grundwasser gespeist (Infiltration)<br />

B – Fluss speist Grundwasser (Exfiltration)<br />

Abb. 4-5. Mögliche Interaktionen zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser<br />

(verändert nach WINTER et. Al, 1998).<br />

Die Abb. 4-5. A zeigt skizzenhaft, wie gelöstes Eisen mit der Richtung der Grundwasserströmung<br />

in das Oberflächengewässer eingeleitet wird. Dabei ist die hydraulische<br />

Interaktion über die Austauschrate charakterisiert. Diese Austauschrate<br />

hängt wiederum von vielen Faktoren ab ([10]: STAUFFER et al. 2008):<br />

• Hydrogeologischer Situation unter dem/beim Fluss,<br />

• Hydraulischen Eigenschaften unter dem/beim Fluss,<br />

• Räumlicher Verteilung der hydraulischen Eigenschaften,<br />

• Inhomogenitäten, Schichten, Linsen,<br />

• Eigenschaften der hyporheischen Zone,<br />

• Geometrie Flussbett, zeitabhängig,<br />

Endbericht - März 2009 39


• Ausbildung schwach-durchlässiger Schicht im Flussbett, Kolmatierung inf.<br />

Sedimentation/ phys./chem./biol. Prozesse, zeitabhängig.<br />

• Räumlich variabler Kolmatierung, kann von Infiltrations/ Exfiltrationsbedingungen<br />

abhängig sein,<br />

• Gesättigten und/oder ungesättigten Bedingungen unter dem Flussbett, zeitabhängig,<br />

• naher Vegetation,<br />

• Eingestaute / nicht-eingestaute Flussabschnitte,<br />

• Häufig lineare Beziehung zwischen Austauschrate und Wasserspiegeldifferenz<br />

zwischen Fluss und Grundwasser angenommen.<br />

• Wasserspiegeldifferenz schließt Effekt von vertikalen Flusskomponenten ein,<br />

• Beziehung kann nicht-linear sein (z.B. Rushton & Tomlinson, 1979),<br />

• Dupuit-Annahmen in 2D-Modellen,<br />

• Temperatureinfluss auf Austauschrate (z.B. Constantz et al., 1994),<br />

• Austauschrate kann lokal gemessen werden (z.B. Kaleris, 1998); schwierig,<br />

räumlich variabel,<br />

• Austauschrate kann durch Messung des Durchflusses über einen Flussabschnitt<br />

abgeschätzt werden; nicht immer machbar.<br />

Viele der oben genannten Charakteristika sind in Felduntersuchungen gar nicht<br />

oder nur unter hohem technischen und finanziellen Aufwand bestimmbar. Daher<br />

werden Austauschparameter gewöhnlich durch die Modellkalibrierung bestimmt.<br />

Dies ist auch im vorliegenden Modell aus wirtschaftlichen Gründen so gemacht<br />

worden.<br />

Die Aufzählung zeigt jedoch schon die Unsicherheiten bei der Festlegung der Austauschrate,<br />

wie auch den Bedarf nach weitergehenden Untersuchungen, um eben<br />

einen Teil dieser Unsicherheiten aufzuklären.<br />

Endbericht - März 2009 40


4.2 Wie schadet Ocker<br />

INFOBOX B: - Schädlichkeit von Eisen<br />

Zitiert aus:<br />

[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />

Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />

46-0;<br />

Das gelöste Eisen und das saure Wasser sind sowohl für Wirbellose als auch für Fische<br />

giftig. Je saurer das Wasser ist, desto gefährlicher ist das Eisen. In sehr saurem Wasser<br />

ist auch Aluminium gelöst, das noch giftiger wirkt. Je kälter das Wasser ist, desto<br />

schlechter ertragen Jungforellen das Eisen und die Versauerung. Dies ist ein unglücklicher<br />

Umstand, da gerade im Winter die höchsten Eisenkonzentrationen in den Fließgewässern<br />

zu finden sind. In Gewässern, die gesunde Populationen von Wirbellosen und<br />

Fischen aufweisen sollen, darf gelöstes Eisen nur in bestimmten, geringen Mengen vorkommen.<br />

Viele Wirbellose, Forellen-Eier und Jungfische können bei Konzentrationen<br />

über 0,5 mg/L nicht existieren – und diese Konzentration ist leicht erreicht. Ältere Forellen<br />

können etwas mehr ertragen. Gelöstes Eisen kann z.B. auf Fischkiemen oxidieren.<br />

So belegt es sie mit einer dichten Schicht und die Atmung wird gestört. Die Fische ersticken.<br />

Das geschieht so auch mit Wirbellosen, die oftmals fast einen „Ockerpanzer“ tragen.<br />

Der rote Ocker ist zwar nicht giftig, kann aber die Lebensbedingungen der Gewässerorganismen<br />

erheblich verschlechtern. Einige Wasserpflanzen können Ocker allerdings<br />

ertragen – und dies nutzt man zur Ockerreinigung in speziellen Anlagen. Aber die meisten<br />

Wasserpflanzen und Algen, von denen sich auch die Wirbellosen ernähren, fühlen<br />

sich in ockergetrübtem Wasser nicht wohl, unter anderem weil Lichtmangel herrscht.<br />

Auch kann unklares Wasser Fische darin beeinträchtigen, ihre Beute zu erkennen. Ocker<br />

kann die Vermehrung von Forellen unterbinden. Sie graben ihre Eier im Spätherbst in<br />

kiesigen Gewässergrund ein. Dort werden sie „ausgebrütet“, sie entwickeln sie sich über<br />

den Winter und die Forellenlarven schlüpfen im Frühjahr. Die Eier befinden sich also<br />

genau in der Zeit im Kiesbett, in der am meisten Sauerstoff im Wasser löslich ist. Damit<br />

die Eier „reifen“ können, muss während der gesamten Zeit sauerstoffreiches Wasser<br />

durch den Porenlückenraum des Kieses strömen. Ocker aber kann die feinen Poren<br />

verschließen, die Oxidation der Eisenverbindungen den Sauerstoffgehalt herab setzen.<br />

So sterben dann die Eier ab.<br />

Eisen ist ein wesentlicher Nährstoff für Pflanzen und Tiere. Ohne Eisen kann die<br />

Photosynthese der Pflanzen nicht ablaufen, ohne Eisen findet kein Sauerstofftransport<br />

Auch Fische und andere Wassertiere benötigen für ihre Stoffwechselvorgänge<br />

eine geringe Menge Eisen.<br />

Für den Menschen ist Eisen in Massenbereichen zwischen 1 bis 3 Gramm, je nach<br />

Lebensalter und Konstitution, toxisch. Die mit Trinkwasser i.d.R. aufgenommenen<br />

Massen liegen bei geringen vorhandenen Konzentrationen weit unterhalb dieser<br />

Werte. Der tägliche Bedarf eines Erwachsenen beträgt ca. 5 mg Eisen, wobei unlösliches<br />

Eisenoxid im Magen kaum resorbiert wird. In der TWV ist der Grenzwert<br />

für Trinkwasser für Eisen – Gesamt mit 0,2 mg/L niedrig festgelegt, da ab 0,3<br />

mg/L der Geschmack des Wassers beeinträchtigt wird.<br />

Endbericht - März 2009 41


Die Höhe der zu tolerierenden und tolerablen Eisenkonzentration in Fischgewässern<br />

ist in der Literatur nicht eindeutig festgelegt.<br />

INFOBOX C: – Zusammenstellung von<br />

Grenzwerten<br />

Fe 2+<br />

Konzentrationen<br />

in der Forellenzucht<br />


In ABWV (2004 – [13]) wird ein allgemeiner Emissionsgrenzwert für Eisen von 0,1<br />

bis 5 mg/L angegeben, SCHLAEGER (2003 – [14]) zeigt in einer Übersicht über die<br />

Zielvorgaben ausgewählter Bundesländer für Güteklasse II bis III, dass in Fließgewässern<br />

ein Immissionsgrenzwert von 1,5 bis 3 mg/L nicht überschritten werden<br />

sollte.<br />

Hohe Eisenkonzentrationen sind zudem für Wasserinsekten, Wirbellose<br />

und Fischeier schädlich.<br />

Neben dieser direkten Einwirkung von Eisen durch gelöstes Fe 2+ schädigt<br />

Eisen auch indirekt über die Fällung von Eisen-Ocker.<br />

Das durch den Ausfall von Eisen entstehende Ocker ist für die Organismen ungiftig.<br />

Es überzieht jedoch als Sediment den Boden der Gewässer mit einer sterilen<br />

Schicht und setzt als Gemisch mit Sand das Kieslückensystem zu (siehe Abb. 4-6).<br />

Stoffanlagerung<br />

Schwebstoffe<br />

Sedimentation<br />

Transport<br />

Stoffumwandlung<br />

Stofffreisetzung<br />

Schwebstoffe<br />

Konsolidierung<br />

sedimentierter Ocker + Sand<br />

Alterungs- und Abbauprozesse<br />

Erosion<br />

Abb. 4-6. Ocker-Transport als Schwebstoff und Sediment (verändert nach SCHON-<br />

LAU, 2007 [15])<br />

Dies führt zu verschlechterten Lebensbedingungen und wirkt sich negativ auf die<br />

Artenzusammensetzung der Gewässer aus. Die Assimilationsfähigkeit von Algen<br />

und Wasserpflanzen wird unterbunden und der Aufwuchs vernichtet. Infolge des<br />

Fehlens von Algen und Wasserpflanzen finden sich dann auch weniger Insekten.<br />

Für die Betrachtung der Gewässergüte, insbesondere der Entwicklung der Gewässergüte,<br />

sind die feinen Sedimente bzw. Schwebstoffe auf Grund ihrer großen spezifischen<br />

Oberfläche und der Fähigkeit von Sedimentation, Konsolidierung, Erosion<br />

und erneuter Transport in der Wassersäule besonders relevant für den partikulären<br />

Transportkreislauf (z.B. SCHNOOR (1996 – [16])).<br />

Endbericht - März 2009 43


4.3 Bekämpfung von Verockerung<br />

INFOBOX D: - Schädlichkeit von Eisen<br />

Zitiert aus:<br />

[3] Bent Lauge Madsen; Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das wir einiges tun können;<br />

Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr: 2006; ISBN 3-932681-<br />

46-0;<br />

Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten diese Verunreinigung zu bekämpfen. Einerseits<br />

können wir vorbeugen, damit sie erst gar nicht entsteht, andererseits müssen wir<br />

die Folgen bekämpfen. Das ist genau so wie bei Gesundheit und Krankheit. Man kann<br />

gesund leben oder muss versuchen, Krankheiten mit Medizin in Schach zu halten, die<br />

die Symptome bekämpft, aber die Ursachen nicht entfernt.<br />

Die effektivste Methode der Ockerbekämpfung ist zu verhindern, dass Pyrit oxidiert<br />

wird. Er soll wieder so im Boden eingeschlossen sein, dass Sauerstoff nicht hinzu treten<br />

kann. Dies löst die Ockerverunreinigung an der Quelle, an der „Wurzel allen Übels“. In<br />

der Praxis bedeutet das, den Wasserstand anzuheben, so dass entwässerte, pyritreiche<br />

Feuchtwiesen wieder feucht werden. Von Bedeutung ist dies insbesondere<br />

in solchen Gebieten, die keinem hohen Nutzwert mehr besitzen. Diese Lösung kann<br />

allerdings in flächenhaft intensiv genutzten Bereichen vollkommen überteuert und unrealistisch<br />

werden. Eine andere Methode der Ockerbekämpfung ist die Reinigung des Wassers<br />

in einem Ockersee. Auf kurze Sicht ist dies die billigere Lösung, aber sie beseitigt<br />

die Probleme nicht. Der Einsatz ist langwierig, der See muss unterhalten werden. Er<br />

muss geleert werden, bevor er mit Ocker gefüllt ist. Allerdings erhält man „viel Umwelt<br />

für`s Geld“.<br />

Wie im vorangegangen Kapitel dargelegt wurde, sind die Transportpfade und die<br />

Herkunft der Eisenbelastung in Oberflächengewässern unterschiedlich. Grundsätzlich<br />

kann unterschieden werden zwischen dem Transport aus der ungesättigten<br />

Zone (der durch Grundwasserabsenkung freigelegten Zone) und dem Transport<br />

aus dem Grundwasser.<br />

Der Transport aus der ungesättigten Zone wird z.B. durch die Entwässerung (Drainage)<br />

ausgelöst. Dabei wird der Grundwasserstand abgesenkt und Pyrit aeroben<br />

Bedingungen ausgesetzt. Die hieraus entstehende Verockerung wird nachfolgend<br />

als autochthone Verockerung bezeichnet. Sie entsteht durch Umsetzungsprozesse<br />

direkt in einem Gebiet (lokal, z.B. Biotop), es gibt keine großen Transportwege,<br />

die Verockerung geschieht im unmittelbaren Einflussbereich einer auslösenden<br />

Veränderung, hier z.B. des Zutritts von Sauerstoff.<br />

Die autochthone Verockerung klingt nach 3 – 5 Jahren ab, da Dauer und Intensität<br />

vom Eisengehalt im durch die Drainage belüfteten Bereich des Bodens abhängen.<br />

Im Gegensatz dazu steht die allochthone Verockerung, die durch vom Bildungsort<br />

(also dem Gewässer) entferntes, durch Transportvorgänge in fremde Umgebung<br />

verbrachtes Eisen (Fe 2+ ) verursacht wird (regional).<br />

Die allochthone Verockerung ist durch den Transport von Fe 2+ mit dem Grundwasserstrom<br />

in das Oberflächengewässer ausgelöst. Sie hält an, solange im Grundwasserleiter<br />

Fe 2+ entsteht (z.B. durch Denitrifikation – vgl. Kapitel 4.1) und trans-<br />

Endbericht - März 2009 44


portiert wird. Die Intensität und die Lebensdauer dieses Prozesses ist nur grob abschätzbar.<br />

In Abb. 4-7 ist in Anlehnung an PRANGE (2007) ein Fließdiagramm dargestellt,<br />

dass unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung der Verockerung anbietet. Je<br />

nach Herkunft der Verockerung erweisen sich demnach unterschiedliche Maßnahmen<br />

als zielbewusst.<br />

Grundsätzlich sind zunächst Punkt- oder Linienquellen (Drainagen) von diffusen<br />

Quellen (nicht genau lokalisierbare bzw. flächenhafte Stoffeinträge in Gewässer<br />

stammen aus einer diffusen Quelle) zu unterscheiden.<br />

Verockerung<br />

diffuse Quellen<br />

Identifikation<br />

Punkt- / Linienquellen<br />

Landschaft<br />

Auetal<br />

Flaches Gelände<br />

Minderung diffuser Stoffeinträge<br />

Wiedervernässung<br />

Ufer-Randstreifen<br />

Sohlanhebung<br />

Umstellung Bewirtschaftung<br />

Auetal aufstauen<br />

Winter Ockersee<br />

Ockersee<br />

Umstellung Gewässer-Unterhaltung<br />

Abb. 4-7. Strategien zur Bekämpfung der Verockerung (verändert nach Prange,<br />

2007)<br />

Die Lösung des Ockerproblems ist dann gegeben, wenn kein Fe 2+ transportiert<br />

wird, Pyrit nicht mehr oxidiert werden kann, also kein Sauerstoff und kein Nitrat<br />

zur Verfügung stehen. Je nach Quelle der Verockerung sind unterschiedliche Lösungsstrategien<br />

möglich. Ockerseen sind z.B. dann eine Lösungsmöglichkeit, wenn<br />

es sich um Punkt- oder Linienquellen handelt. Bei diffus auftretender Verockerung<br />

ist die Ursachen- vor der Symptombekämpfung auszuführen. So kann in Auetälern<br />

durch die Erhöhung der Wasserstände eine Wiedervernässung erreicht werden, so<br />

dass Pyrit in angrenzenden Gebieten wieder unter anaeroben Bedingungen vorliegt.<br />

In flachem Gelände, in dem starke Interaktionen zwischen Grundwasser und<br />

Endbericht - März 2009 45


Oberflächenwasser vorliegen, könnten z.B. während der Wintermonate Nutzflächen<br />

überschwemmt werden. In PRANGE (2007) werden Beispiele für solche Vorgehensweisen<br />

dargestellt. Im Winter wird dadurch die Sedimentation von Ocker und<br />

Nährstoffen erreicht, so dass eine Auswaschung des Eisens vermindert wird. Das<br />

Problem ist die Flächenintensität solcher Maßnahmen. PRANGE (2007) berichtet<br />

von Größenordnungen bis zu 400 ha, die durch solche Maßnahmen betroffen sein<br />

können. Bei einer durchschnittlichen Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />

aller Betriebe in Niedersachsen von etwa 50 ha (DIE LANDWIRTSCHAFT IN NIE-<br />

DERSACHSEN, 2006 – [18]) wird jedoch auch deutlich, dass derartige Maßnahmen<br />

häufig nicht praktikabel sein werden.<br />

Als generelle Maßnahme sollte eine Umstellung der Gewässerunterhaltung erwogen<br />

werden (PRANGE, 2007). Eine Unterhaltung mit Mähkorb kann sowohl bereits sedimentierten<br />

Ocker, als auch gelöstes Eisen aus unoxidierten Sedimentschichten<br />

freisetzen, was sich in der Folge wieder negativ auf das Gewässer auswirken kann.<br />

So kann infolge mehrmaliger manueller Pflanzenmahd pro Jahr bereits ein konstanterer<br />

Wasserstand erreicht und die Pyritoxidation verhindert werden (PRANGE,<br />

2007). Nach MADSEN UND TENT (2000 – [5]) können Mäandrierungen ebenfalls<br />

eine Verockerung verhindern. Sie berichten von einem Projekt in Dänemark, bei<br />

dem durch die Verlängerung der Fließstrecke eines 1800 m längen Gewässerabschnittes<br />

um 550 m die Konzentration gelösten Eisens um 75 % vermindert werden<br />

konnte.<br />

Als Ursachenbekämpfung kommt zudem die Verminderung der diffusen Stoffeinträge<br />

in Betracht. Hier ist im allgemeinen u.a. die Anlage von Uferrandstreifen zu<br />

sehen, die direkte Sediment- und Nährstoffeinträge in Gewässer verringern und<br />

bei mit Gehölz bestandenen Gewässerrandstreifen die Entwicklung einer naturnahen<br />

Ufermorphologie begünstigt. Beidseitig des Gewässers angelegte Randstreifen<br />

erzielen hier die größte Wirkung. Uferrandstreifen können nicht landwirtschaftlich<br />

oder anderweitig genutzt werden und der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln<br />

muss hier unterbleiben. Die Uferrandstreifen müssen in der Folge der natürlichen<br />

Sukzession überlassen werden. Beschränkt sich die Gewässerentwicklung<br />

auf Uferrandstreifen, ist davon auszugehen, dass Maßnahmen zur schonenden Gewässerunterhaltung<br />

weiterhin erforderlich sind. Die dauerhafte Anlage eines Gewässerrandstreifens<br />

setzt den Flächenerwerb z.B. durch den am Gewässer tätigen<br />

Wasser- und Bodenverband voraus.<br />

Für die Breite und Gestaltung der Uferrandzone existieren je nach Bundesland unterschiedliche<br />

Anforderungen. Die Auswirkungen und der Nutzen einer Randzone<br />

gleicher Breite können jedoch an unterschiedlichen Standorten stark voneinander<br />

abweichen. Die Effekte eines Uferrandstreifens (z.B. im Hinblick auf die Verockerung)<br />

sind von der Hydrologie der Umgebung – Interaktion Grundwasser-Gewässer<br />

– der Vegetation, dem Stoffdepot von oxidierbaren Eisenverbindungen (z.B. Pyrit)<br />

Endbericht - März 2009 46


sowie der Gewässerstruktur (Mäander, gerade Strecken) und naturgemäß der aktuellen<br />

Nutzung (Grünland, Acker) abhängig.<br />

In Abb. 4-8 ist ein Zusammenhang beispielhaft für 3 unterschiedliche Lokationen<br />

bei unterschiedlichen Eintragniveaus von Stickstoff dargestellt. Bei einer maximalen<br />

Breite des Uferrandstreifens ist innerhalb von 15 m ein Großteil des Stickstoffes<br />

umgewandelt worden.<br />

EINTRAG<br />

N-Gesamt [mg/L]<br />

GEWÄSSER<br />

Breite Uferrandstreifen in [m]<br />

Abb. 4-8. Wirkungsbreite von Uferrandstreifen unterschiedlicher Lokationen auf<br />

den Umsatz von Stickstoff (nach DOYLE, 1979 in MANDER, 2006)<br />

Ist der Gewässerzustand z.B. stark von allochthonen Beeinträchtigungen geprägt,<br />

wie bei der Verockerung durch den Transport von gelöstem Eisen (s.o. Fe 2+ ), sollten<br />

die oben beschriebenen Zusammenhänge untersucht werden, sowie in einem<br />

Monitoringprogramm der Erfolg von Maßnahmen nachgezeichnet werden. Insbesondere<br />

die Transformations- und Rückhaltevorgänge in der hyporheischen Zone<br />

sind bislang nicht ausreichend untersucht und häufig widersprüchlich (KOCH, 2007<br />

– [19]). Die Prozessdynamik, der Wasser- und Nährstoffhaushalt, präferentielle<br />

Fließwege von Wasser, Feststoffen und Nährstoffen ist in der Regel für Gewässerabschnitte<br />

nicht bekannt. Ebenso wenig bekannt sind die unterirdischen Wechselwirkungen<br />

zwischen Sickervorgängen in der ungesättigten Zone mit Grundwasser<br />

und Gewässer. KOCH (2007) stellte dar, dass der Rückhalt von lateral in die Uferzone<br />

eingetragenen Stoffen zu Anreicherung, Sedimentation und Zwischenspeicherung<br />

in der äußeren Uferzone führen kann. Die Bodeninfiltration – Sickerung in der<br />

ungesättigten Zone – und der Grundwasserabfluss sind hierbei dominante Prozesse.<br />

Präferentielle Wasserbewegungen zum Gewässer finden z.T. in größeren Tiefen<br />

unter den Uferzonen hindurch statt. Dadurch werden wiederum deren Rückhaltefunktion<br />

dem wassergebundenen Transport von Stoffen eingeschränkt.<br />

Endbericht - März 2009 47


Wenn, wie für die allochthone Verockerungsproblematik zu vermuten ist, diese<br />

Fließwege und hier insbesondere die Uferzone eine herausragende Rolle für die<br />

Transformationsprozesse und die Nährstoffdynamik spielen, besteht für deren Untersuchung<br />

generell ein hoher Forschungsbedarf.<br />

Insbesondere sind die folgenden Fragen zu stellen:<br />

• Welchen tatsächlichen Beitrag leistet die Uferzone an unterschiedlichen Lokationen<br />

im Gewässerverlauf zum Gewässerschutz?<br />

• Welche Prozesse dominieren beim Wasser- und Stofftransport in der Uferzone?<br />

• Wie intensiv, heterogen und variabel sind die Prozesse und Prozessregler?<br />

• Findet in Uferzonen prioritär Nährstoffanreicherung oder Reduktion statt?<br />

• Wie läuft die Nährstoffdynamik innerhalb der Uferzonen ab?<br />

• Durch welche einfachen Indikatoren werden komplexe Uferzonenprozesse<br />

angezeigt?<br />

• Können konkrete Empfehlungen zur landschaftsplanerischen Uferzonengestaltung<br />

gemacht werden?<br />

Im vorliegenden Projekt konnten nicht alle diese Fragen beantwortet<br />

werden, was in der thematischen Ausrichtung, sowie der zeitlichen und<br />

finanziellen Ausstattung begründet war. Das Projekt war jedoch auch als<br />

erster Schritt auf dem Weg zur Abbildung der Interaktion zwischen<br />

Grundwasser-Oberflächenwasser sowie der Verockerungsproblematik<br />

aufgelegt worden.<br />

Endbericht - März 2009 48


4.4 Eisen in der Landschaft<br />

Je nach Region hat jedes Grundwasser seine charakteristische Zusammensetzung,<br />

abhängig unter anderem von der Bodenbedeckung, den Untergrundverhältnissen,<br />

der Bodennutzung und den hydrologischen Einflüssen. Zusätzlich zu dieser „natürlichen“<br />

Beschaffenheit ist Grundwasser in der Region Cloppenburg durch die intensive<br />

landwirtschaftliche Nutzung auch unterschiedlich durch den Menschen beeinflusst.<br />

Eine Besonderheit des Untersuchungsgebietes ist das Vorkommen von hohen Eisenkonzentrationen<br />

im Boden. Hierzu berichtet GRAUPNER (1982 – [20]) in der<br />

Arbeit „Raseneisenstein in Niedersachsen – Entstehung, Vorkommen, Zusammensetzung<br />

und Verwendung“.<br />

Wie aus Abb. 4-9 ersichtlich, liegt das Untersuchungsgebiet der Oberen <strong>Lethe</strong> ungefähr<br />

ab Höhe der Talsperre <strong>Lethe</strong> im Bereich von Raseneisensteinvorkommen.<br />

Legende:<br />

Obere <strong>Lethe</strong><br />

Bereich der untersuchten <strong>Lethe</strong><br />

Talsperre <strong>Lethe</strong><br />

… w Weichseleiszeitliche Flussablagerungen (Sande<br />

und Kiese)-Niederterrasse Talsand* mit Raseneisenerz<br />

(hauptsächlich Festerz – dieses zumeist schon<br />

abgebaut<br />

* Der Talsand ist z.T. überdünt und enthält vertorfte Rinnen<br />

mit Raseneisenstein, weitgehend abgebaut.<br />

Abb. 4-9. Raseneisenstein – Vorkommen im Untersuchungsgebiet - Übersicht<br />

(verändert nach GRAUPNER, 1982)<br />

Raseneisenstein oder -erz entsteht in fein- bis mittelkörnigem Sand bzw. Torfen<br />

feuchter und sumpfiger Niederungen, die von eisenhaltigem Grundwasser durchströmt<br />

werden. Bodentypologisch handelt es sich um Gleye, die mehr oder weniger<br />

podsoliert oder auch vermoort sein können. Das mit dem Grundwasser geführte<br />

Eisen (sowie Mangan und Phosphor) fällt durch Oxidation oberflächennah aus und<br />

verfestigt sich nachträglich mit dem Mineralboden zu Raseneisenstein.<br />

In Abhängigkeit von der Art und Menge ihrer Zusammensetzung und der Verfestigung<br />

können krümelige bis sehr feste Aggregate auftreten.<br />

Endbericht - März 2009 49


Auf Grund klimatisch günstiger Verhältnisse lag die Hauptbildungsphase des Raseneisensteins<br />

zwischen dem Ende des Boreals und dem Beginn des Atlantikums<br />

(vor 9.000 bis 4.500 Jahren). Dieser Prozess ist auch heute noch nicht abgeschlossen.<br />

Raseneisenerz steht durchschnittlich 3 bis 6 dm unter der Rasensohle (daher<br />

der Name) in 2 bis 8 dm mächtigen Schichten an. Es kann in Form rundlicher Blöcke,<br />

schalenförmiger Bänke oder nesterförmig als kleine Knollen auftreten. Die<br />

Größe einzelner Lagerstätten schwankt zwischen 0,8 und 3 m³. Für den Bereich<br />

des Untersuchungsgebietes beschreibt GRAUPNER (1982) das Vorkommen von Raseneisenstein<br />

insbesondere am Oberlauf der <strong>Hunte</strong>, zwischen Großenkneten und<br />

Huntlosen, sowie in der Gegend um Friesoythe und Garrel. Insgesamt liegt nur eine<br />

geringe Anzahl von tatsächlich untersuchten Proben vor, insbesondere für das<br />

Untersuchungsgebiet lagen keine Zahlen vor.<br />

Legende<br />

Wassersystem<br />

wassersystem<br />

<br />

BEZEICHNUN<br />

Talsperren und Pumpstation<br />

Feldmühlenstau<br />

Forellentalsperre<br />

<strong>Lethe</strong>talsperre<br />

Sumpftalsperre<br />

Pumpstation<br />

Zuleiter zuleiter<br />

<strong>Lethe</strong> rivers_lethe<br />

Verbreitungsgrenze Raseneisenerzvorkommen<br />

nach Graupner 1982, siehe auch Abb. 4 - 9.<br />

Westlich von dieser Linie : Vorkommen<br />

Östlich von dieser Linie : kein Vorkommen<br />

<strong>Lethe</strong>talsperre<br />

Verbreitungsgrenze Raseneisenerzvorkommen<br />

nach Graupner 1982, siehe auch Abb. 4 - 9.<br />

Nördlich von dieser Linie : Vorkommen<br />

Südlich von dieser Linie : kein Vorkommen<br />

Forellentalsperre<br />

Feldmühlenstau<br />

0 240 480 960<br />

Meter<br />

Abb. 4-10. Rasenisenstein – Vorkommen im Untersuchungsgebiet – Ahlhorner<br />

Teiche<br />

Aus der Abbildung 4-10 wird deutlich, das im Untersuchungsgebiet, zumindest<br />

oberhalb der Talsperre <strong>Lethe</strong>, nicht oder nur in geringerem Maße mit Raseneisenerzablagerungen<br />

zu rechnen ist.<br />

Endbericht - März 2009 50


4.5 Regionale Betrachtung<br />

ERLÄUTERUNG: als regional wird im folgenden die Größe des Einzugsgebiets des Wasserwerkes Großenkneten<br />

betrachtet. Lokale Betrachtungen bedeuten die Einbeziehung des Bereiches, der durch die Transekte abgebildet<br />

wird.<br />

Nachfolgend dargestellt sind die Auswertungen von durch den OOWV erhobenen<br />

Daten zur Grundwasserbeschaffenheit im Einzugsgebiet des Wasserwerks Großenkneten.<br />

Es liegen keine Daten zur Gesteinschemie vor. Dies ist in den regulären<br />

Monitoringuntersuchungen weder vorgesehen, noch wurde es bislang gefordert.<br />

Der OOWV hat jedoch in anderen Wassergewinnungsgebieten in Norddeutschland<br />

die Erhebung von Daten zur Gesteinschemie, und hier vor allem von<br />

Sulfidschwefel, Gesamtschwefel und organischem Material ideell und finanziell unterstützt.<br />

Die Ergebnisse der ausgeführten Studien sind z.B. in Pätsch, 2006 und<br />

Konrad 2007 nachzulesen. Interessant sind diese Studien deshalb, weil sie u.a. die<br />

Verteilung reaktiven Materials, wie z.B. Pyrit, im Untergrund darstellen. Teilweise<br />

wird im Folgenden auf diese Studien zurückgegriffen, um die prinzipiellen Vorgänge<br />

bzgl. der Verteilung reaktiven Materials zu erläutern. Um überhaupt regional<br />

Berechnungen zum zeitlichen Verlauf der Eisenfreisetzung anstellen zu können,<br />

wurden Datensätze aus diesen beiden Arbeiten verwendet. Streng genommen gelten<br />

sie natürlich nur für die Gebiete, in denen sie erhoben wurden. Auf Grund der<br />

ähnlichen Bildungs- und Nutzungsgeschichte ist eine Übernahme in das Gebiet<br />

Großenkneten jedoch möglich und sinnvoll gewesen, um wenigstens Größenordnungen,<br />

bzgl. des Zeithorizonts über den sich Umsatzprozesse abspielen können,<br />

herauszuarbeiten.<br />

4.5.1 Grundwasserbeschaffenheit<br />

Die Auswertung der Grundwasserbeschaffenheit in Vorfeldmessstellen der Einzugsgebiete<br />

der Brunnenanlagen des Wasserwerks Großenkneten aus den Jahren 1989<br />

bis 2005 zeigt bei über 55 % der Messstellen (72 betrachtete Messstellen – Mittelwerte<br />

der Jahre 1989-2005) Eisen-Gesamtgehalte von über 0,2 mg/L an, bei etwa<br />

30 % der Messstellen liegt der Eisengehalt bei über 2 mg/L, bei 20 % über 3 mg/L<br />

mit Höchstwerten von bis zu <strong>25</strong> mg/L . Bei über 40 % der Messstellen liegt die Nitratgehalt<br />

über 20 mg/L NO - 3 , bei 30 % der Messstellen bei über 50 mg/L NO - 3 . In<br />

16 % der Messstellen lag der Nitratwert bei über 100 mg/L NO - 3 . Der Anteil von<br />

Messstellen mit steigender bzw. fallender Tendenz liegt jeweils bei etwa 30%. Als<br />

Maximalwert wurde im Jahr 2005 200 mg/L NO - 3 gefunden. Die Abbildung 4.11<br />

zeigt die ausgeprägte vertikale Zonierung der chemischen Beschaffenheit des<br />

Grundwasserleiters. Insbesondere der Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung<br />

bildet sich durch erhöhte Nitratkonzentrationen ab. Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass eine anthropogene Belastung generell in den Tiefenlagen zwischen der<br />

Grundwasseroberfläche bis zu zwischen 20 und 30 m uGOK vorhanden ist. In den<br />

Zonen darunter hat bereits eine Denitrifikation stattgefunden.<br />

Endbericht - März 2009 51


0<br />

Fe (gesamt) [mg/L]<br />

0 5 10 15 20 <strong>25</strong> 30<br />

NO3 [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

60<br />

60<br />

0<br />

0<br />

10<br />

10<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

60<br />

NO 3 - [mg/L] O 2<br />

[mg/L]<br />

4 5 6<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

60<br />

pH [-]<br />

SO4 [mg/L]<br />

0<br />

10<br />

10<br />

20<br />

20<br />

30<br />

30<br />

40<br />

40<br />

50<br />

50<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

60<br />

0<br />

10<br />

0 0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0 0 2 4 6 8 10 12 60<br />

0<br />

10<br />

Teufe der FOK<br />

(m uGOK)<br />

20<br />

20<br />

30<br />

30<br />

40<br />

40<br />

50<br />

50<br />

60<br />

60<br />

Legende<br />

0 5 10 15 20 <strong>25</strong><br />

Fe gesamt<br />

[mg/L]<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

SO 4 2- [mg/L]<br />

Grundwasserbeschaffenheitsdaten: Nitrat – NO3, Eisen-Gesamt – Fe (gesamt), pH-Wert –<br />

pH, Sulfat – SO4<br />

Grenzbereich in m u Geländeoberkante (m uGOK), ab dem Nitratkonzentrationen<br />

auf Konzentrationen geringer als nachweisbar zurückgehen (C NO3


Aus diesen Daten kann eine definierte Grenze zwischen reduziertem und oxidiertem<br />

Milieu (vgl. Definition Ínfobox E) im regionalen Grundwasserleiter abgeleitet<br />

werden. Sie entspricht im Mittel der in Abbildung 4-11 eingetragenen rot dargestellten<br />

Graden. Lokal gibt es im Untersuchungsgebiet Zonen im oberflächennahen<br />

Grundwasser, in denen diese Zuordnung nicht gilt.<br />

INFOBOX E- Redoxgrenze<br />

Die Definition von Zonen, in denen überhaupt ein Abbau über eine Denitrifikation im Grundwasserleiter<br />

stattfinden kann, kann über die Grenze zwischen reduziertem und oxidiertem Milieu im<br />

Grundwasserleiter definiert werden (REDOXGRENZE). Eine weiterführende Betrachtung der Milieubedingungen<br />

kann z.B. PÄTSCH, 2007 entnommen werden.<br />

Nachfolgend wird der reduzierte Zustand eines Wassers (oder auch das reduzierte Milieu) dadurch<br />

gekennzeichnet, dass Sauerstoff und Nitrat fehlen, Eisen, Mangan und Ammonium (sowie<br />

andere reduzierte Substanzen) vorhanden sein können. Der oxidierte Zustand (oder das oxidierte<br />

Milieu) ist durch die Anwesenheit von Sauerstoff und Nitrat, sowie die Abwesenheit der reduzierten<br />

Komponenten gekennzeichnet (KÖLLE, 2003). Dabei wird das Nitrat dem oxidierten Milieu zugerechnet,<br />

weil der Nitratsauerstoff für viele Mikroorganismen fast ebenso gut nutzbar ist, wie freier<br />

Sauerstoff (KÖLLE, 2003).<br />

Grundsätzlich sind die Nitratkonzentrationen negativ korreliert mit der Tiefe, in der<br />

sie beobachtet wurden (vgl. Abb. 4-12). Diese Beobachtung zeigt, dass in oberflächennahen<br />

Grundwasserleitern häufiger mit Nitratkontaminationen zu rechnen ist,<br />

als in tiefen Grundwasserleitern.<br />

In den tiefen Bereichen (40-50 m uGOK) des Grundwasserleiters sind wiederum<br />

höhere Eisengehalte nachgewiesen worden, deren Herkunft wird in Kapitel 8 erläutert.<br />

Endbericht - März 2009 53


Trend der Nitratab-<br />

Tiefe der Filteroberkante m uGOK<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

nahme mit der Tiefe<br />

der Entnahme in m<br />

uGOK<br />

Nitratgrenzwert<br />

50 mg/L (TVO)<br />

0<br />

1 10 100<br />

NO - 3<br />

[mg/L]<br />

Abb. 4-12. Nitratkonzentrationen, beobachtet im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />

Großenkneten, über die Tiefe aufgetragen (72 Messstellen im Vorfeld, Mittelwerte<br />

zwischen 1989-2005)<br />

Ein Hinweis auf den Ablauf einer Denitrifikation über die Tiefe liefert die Betrachtung<br />

des Grundwasseralters. Hierzu sind vom OOWV im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />

Großenkneten Untersuchungen ausgeführt worden, die DHI zur Verfügung<br />

gestellt wurden. Zur Methodik und der Auswertung sei auf den Bericht<br />

des OOWV verwiesen (Helis, 2006).<br />

Als das "Alter" eines Grundwassers wird die Zeitdauer bezeichnet, die seit dem Zutritt<br />

des Wassers in die gesättigte Zone, der Grundwasserneubildung, bis zum Zeitpunkt<br />

der Probenahme vergangen ist.<br />

Das Grundwasseralter lässt sich mittels der Tracermethode z.B. über die Konzentration<br />

von Spurenstoffen im Grundwasser ermitteln.<br />

Als Ergebnis der Untersuchung wird die Aufenthaltszeit des Grundwassers im<br />

Grundwasserleiter berechnet. Diese Aufenthaltszeit entspricht dann in der Modellvorstellung<br />

dem Grundwasseralter.<br />

Die berechneten Modellalter sind in Abbildung 4.13 über die Tiefe aufgetragen.<br />

Endbericht - März 2009 54


0<br />

Tiefe (m u GOK)<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

<strong>25</strong><br />

30<br />

Skizze des Zusammenhangs<br />

zwischen Tiefe des entnommenen<br />

Grundwassers und dessen<br />

Alter<br />

35<br />

40<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Grundwasseralter (a)<br />

Abb. 4-13. Alters-Tiefenverteilung in Großenkneten (5 Messstellen, Tiefenbereich<br />

der Probenentnahme von 5,5 bis 35 m uGOK)<br />

Dabei wurde von der Vorstellung ausgegangen, dass die Eintrags- und die Transportbedingungen<br />

im gesamten Grundwasserleiter weitestgehend ähnlich sind.<br />

Streng genommen kann eine solche Darstellung nur für einen Punkt gelten. Für<br />

den Grundwasserleiter Großenkneten ist diese Vorgehensweise zulässig, da für das<br />

betrachtete Gebiet von einer homogenen Struktur bzgl. der Durchlässigkeit ausgegangen<br />

werden kann. Der Tiefenverlauf zeigt - nahezu ideal - die Zunahme des<br />

Wasseralters mit der Grundwasserleitertiefe. Für die tiefste Messstelle (P 327 - Filteroberkante<br />

35 m uGOK, Filterunterkante 39 m uGOK) ist das Grundwasseralter<br />

bei zirka 50-55 Jahren. Die oberste Messstelle (P<strong>25</strong>8, - Filteroberkante 5 m uGOK,<br />

Filterunterkante 6 m uGOK) weist demnach ein Grundwasseralter von 0,5 – 1 Jahr<br />

auf. Die übrigen Messstellen liegen zwischen diesen beiden Werten näherungsweise<br />

auf einer Geraden.<br />

Für die hydraulischen Verhältnisse lässt sich aus den Ergebnissen der Grundwasseraltersbestimmung<br />

die vertikale Fließgeschwindigkeit ableiten. Geht man mit<br />

Abb. 4-13 davon aus, dass sich das Grundwasseralter, vom mittleren Grundwasserspiegel<br />

an gerechnet (in Großenkneten bei etwa 6 m uGOK), in 10 m Tiefenschritten<br />

jeweils um 15 Jahre erhöht, erhält man eine vertikale Fließgeschwindigkeit<br />

von etwa 0,7 m/a.<br />

In Abbildung 4.14 sind die Modellalter gegen den Nitratgehalt aufgezeichnet. Die<br />

maximalen Nitratgehalte sind mit einem Modellalter von 20-<strong>25</strong> Jahren verknüpft.<br />

Interessant ist der Sprung zu nächsten Modellalter, den 31-jährigem Grundwasser.<br />

Hier sind nur noch 4 mg/L Nitrat nachweisbar, bei 37 m Tiefe nur noch 1 mg/L.<br />

Auch diese Darstellung deutet an, auf Grund der wenigen Daten sicherlich mit we-<br />

Endbericht - März 2009 55


niger Nachdruck, dass hier eine scharfe Grenze existiert zwischen reaktivem Bereich<br />

und nicht reaktivem Bereich. Also zwischen einer Zone mit Denitrifikation und<br />

einer Zone ohne den Ablauf eines Umsatzes.<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

hypothetische hyperbolische<br />

Struktur (Skizze)<br />

Nitrat [mg/L]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Grundwasseralter [a]<br />

Abb. 4-14. Beziehung zwischen Modellalter und Nitrat-Konzentrationen an den<br />

beobachteten Messstellen in Großenkneten (Daten aus Helis, 2006)<br />

Geht man davon aus, dass in der Region bereits seit 50 – 70 Jahren mit Einträgen<br />

von Nitrat zu rechnen war, so müssten Nitratkonzentrationen bis in Tiefen von 35–<br />

50 m nachzuweisen sein (unter Ansatz einer vertikalen Fließgeschwindigkeit von<br />

etwa 0,7 m/a). Dies ist jedoch nicht der Fall, wie bereits weiter vorn gezeigt wurde.<br />

Die Grenze liegt etwa zwischen 20-30 m uGOK. Die gemeinsame Betrachtung<br />

der übrigen Beschaffenheitsparameter, wie Sulfatkonzentration, pH-Wert und insbesondere<br />

der Anstieg des Eisengehalts über die Tiefe, zeigt das Vorhandensein<br />

einer chemolithotroph-autotrophen Denitrifikation an.<br />

Prinzipiell wurden im Grundwasserleiter des Wasserwerkes Thülsfelde affine Mechanismen<br />

beobachtet! Die Verteilung der Grundwasserbeschaffenheit sowie die<br />

Verteilung des Grundwasseralters ähnelt sich, nahezu alle Parameter weisen eine<br />

Affinität auf, die auf verwandte Bedingungen schließen lassen kann.<br />

Aus diesem Grund werden nachfolgend die Gesteinsparameter dieses Gebietes<br />

wiedergegeben.<br />

Endbericht - März 2009 56


4.5.2 Gesteinsparameter<br />

Wie bereits vorher beschrieben, existieren im Einzugsgebiet des Wasserwerks<br />

Großenkneten keine Informationen über die Gesteinschemie, und ebenfalls keinerlei<br />

Informationen über mögliche Abbaukinetik von Nitrat im Untergrund, ebenfalls<br />

sind keinerlei Informationen über die Verteilung von reaktivem Material und<br />

Abbauprozessen verfügbar.<br />

Im Einzugsgebiet des Wasserwerks Thülsfelde liegen hierzu Informationen<br />

vor (PÄTSCH, 2007). Da dieses Gebiet dem Einzugsgebiet des Wasserwerkes Großenkneten<br />

bzgl. dessen geologischen und hydrogeologischen Eigenschaften ähnelt,<br />

und zudem einer gleichen Nutzungsgeschichte unterliegt, werden nachfolgend einige<br />

Ergebnisse aus diesem Gebiet präsentiert, mit dem Ziel, für die grundlegende<br />

Betrachtung des Einzugsgebietes Großenkneten Daten zu übernehmen, um eine<br />

Größenordnung und Spannbreite des Umsatzes ermitteln zu können (zum vertiefenden<br />

Verständnis wird auf die Literatur hingewiesen: Pätsch, 2006 und Konrad,<br />

2007).<br />

Es sei hier nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Betrachtung<br />

kein Ersatz für eine eingehende Untersuchung der Gesteinschemie<br />

im Gebiet Großenkneten sein kann.<br />

Dargestellt sind zusammenfassend die Ergebnisse der Gesteinsanalysen an insgesamt<br />

10 Messstellen in einem Einzugsgebiet von etwa 27 km 2 in Teufenbereichen<br />

von 2 bis 35 m uGOK.<br />

Die Darstellung der Tiefenverteilung der Schwefelgesamtgehalte, sowie der Sulfidschwefelgehalte<br />

zeigt Abb. 4-15. Die Darstellung zeigt deutlich die Tendenz steigender<br />

Gehalte der Schwefelspezies mit zunehmender Tiefe. Auffällig ist der<br />

Sprung im Gehalt ab einer Teufe von etwa 20 mNN (entspricht etwa einer Entnahmeteufe<br />

von 15 m uGOK). Hier steigen die Schwefelgesamtgehalte, wie auch<br />

die Sulfidschwefelgehalte deutlich an, teilweise um ein bis zwei Zehnerpotenzen.<br />

Deutlich wird ebenfalls, dass Schwefelgesamtgehalt und Sulfidschwefelgehalt hier<br />

fast parallel verlaufen, es können gleiche Tendenzen abgeleitet werden. Schon aus<br />

dieser Darstellung wird deutlich, wo reaktive Schichten zu suchen sind. Es zeigt<br />

sich, dass der Aquifer Thülsfeld, erst ab einer Teufe von etwa 20 m uGOK Nitrat<br />

abzubauen vermag. Die gefundenen Werte zwischen 15 bis 20 m uGOK liegen im<br />

Bereich von 10 bis 100 mg/kg. Aus Versuchen mit diesem Material konnte kein<br />

Abbau festgestellt werden (vgl. Pätsch, 2006).<br />

Erst in tieferen Aquiferbereichen von <strong>25</strong> bis 40 m uGOK werden höhere Massenkonzentrationen<br />

sowie ein Abbau von Nitrat mittels Pyrit nachgewiesen (vgl.<br />

Pätsch, 2006).<br />

Endbericht - März 2009 57


1 10 100 1000 10000<br />

35<br />

1 10 100 1000<br />

35<br />

30<br />

30<br />

<strong>25</strong><br />

<strong>25</strong><br />

Höhe [mNN]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

-5<br />

-5<br />

Schwefelgesamtgehalt [mg/kg]<br />

Sulfidschwefelgehalt [mg/kg]<br />

Abb. 4-15.Tiefenprofil Schwefelgesamtgehalt & Sulfidschwefelgehalt [mg/kg] im<br />

Einzugsgebiet Thülsfeld<br />

4.5.3 Abbau von Nitrat<br />

Die Definition von Zonen, in denen überhaupt ein Abbau über eine Denitrifikation<br />

im Grundwasserleiter stattfinden kann, kann über die Grenze zwischen reduziertem<br />

und oxidiertem Milieu im Grundwasserleiter definiert werden (vgl. Infobox<br />

Seite 53).<br />

In Wendland & Kunkel (1999) werden, zusammengefasst aus der Literatur (DVWK,<br />

1999; Hannapel, 1996; Obermann, 1982; Hölting, 1984; Wendland, 1992) Konzentrationsbereiche<br />

dargestellt, die als Grenzwerte für ein denitrifizierendes Milieu<br />

angesehen werden können (Tab. 4-2).<br />

Endbericht - März 2009 58


Tab. 4-2. Referenzbereiche für potentiell nitratreduzierende Grundwasserverhältnisse<br />

(verändert nach WENDLAND & KUNKEL, 1999)<br />

Parameter Reduzierte Grundwässer Oxidierte Grundwässer<br />

Nitrat < 1 mg / L NO 3 Je nach Eintrag<br />

Eisen (II) > 0,2 mg / L Fe (II) < 0,2 mg / L Fe (II)<br />

Sauerstoff < 2 bis 5 mg / L O 2 > 2 bis 5 mg / L O 2<br />

Mit diesem Ansatz wird nachfolgend gearbeitet. Bei den nach Tab. 4-2 definierten<br />

Bereichen handelt es sich jedoch nicht um exakt definierte Grenzkonzentrationen<br />

von reduzierten und oxidierten Grundwässern. Die Grundwassertypen überlappen<br />

sich in der Regel, die genannten Konzentrationen sind somit als orientierende Werte<br />

zu betrachten. Ein Wasser, das nitratfrei ist, und einen hohen Gehalt an Eisen<br />

und Mangan aufweist, kann als reduziert bezeichnet werden.<br />

Die einzelnen Parameter, die zur Interpretation von Grundwasseranalysen bezüglich<br />

von Nitratabbauvorgängen von Bedeutung sind, werden im Folgenden dargestellt.<br />

Eisen (II)<br />

Die Aufnahme von durch anthropogene Ursachen gelöstem Eisen (II) durch<br />

Grundwasser kann über vier bekannte Reaktionspfade geschehen (KÖLLE, 2001):<br />

• Reduktion von Eisen (III)-Verbindungen<br />

• Oxidation von Eisensulfiden durch Nitrat (Denitrifikation durch Pyrit)<br />

• Oxidation von Eisensulfiden durch Luftsauerstoff<br />

• Auflösung von Eisenverbindungen durch Säureeinfluss.<br />

Die häufigste gelöste Eisenspezies im Grundwasser ist das Fe(II)-Ion. Seine Konzentration<br />

im Grundwasser ist von der Masse und Reduzierbarkeit der Eisenminerale,<br />

sowie von der Durchlässigkeit und chemischen Beschaffenheit des Grundwasserleiters<br />

abhängig. Das Vorhandensein des relativ gut löslichen Fe(II) ist bei der<br />

Abwesenheit von Sauerstoff ein guter Anzeiger für reduzierte Verhältnisse und<br />

damit auch für eine Interpretation von Nitratabbaubedingungen (z.B. in WENDT-<br />

LAND & KUNKEL, 1999). Im Untersuchungsgebiet wurde Gesamt-Eisen und Eisen<br />

zwei bestimmt. Dabei liegt das Eisen überwiegend als Eisen-zwei in gelöster Form<br />

vor (vgl. Tab. 4-2).<br />

Endbericht - März 2009 59


Sulfat<br />

Das bei der Grundwasserneubildung versickernde Wasser enthält das gesamte Inventar<br />

der in der Atmosphäre vorhandenen Schwefelverbindungen als Sulfat (KÖL-<br />

LE, 2001). Sulfat ist somit in nahezu allen Grundwässern nachweisbar, über geogene<br />

Referenzbereiche liegen in der Literatur jedoch auseinandergehende Angaben<br />

vor. SCHLEYER & KERNDORFF, 1992 (in PÄTSCH, 2007) geben als geogenen Normalbereich<br />

in Lockersedimenten zwischen 15 bis 105 mg/L an, nach MATTHEß liegt<br />

die obere Grenze bereits bei 30 mg/L. Höherer Sulfatgehalte dagegen sind typisch<br />

für gipshaltige Grundwasserleiter. Sulfat kann auch aus dem Abbau organischer<br />

Verbindungen stammen.<br />

Bei einem pyrithaltigen Grundwasserleiter im oxidierenden Milieu kommt es zu einer<br />

Sulfidoxidation und damit zu einer Erhöhung des Sulfatgehaltes im Grundwasser.<br />

Durch die Wechselwirkung mit Nitrat in einem reduzierenden Milieu kann die<br />

Sulfatkonzentration ebenfalls erhöht werden. So können hohe Sulfatkonzentrationen<br />

in reduzierten Grundwasserleitern Denitrifikationsvorgänge anzeigen.<br />

Nitrat<br />

Die Nitratbelastung des Grundwassers ist neben Freisetzungen nach Grünlandumbruch,<br />

Rodungen und Kahlschlägen, auf Stoffeinträge insbesondere der landwirtschaftlichen<br />

Bodennutzung (z.B. Stickstoffdünger) zurückzuführen. Oberflächennahe,<br />

belüftete Grundwässer weisen natürliche Nitratgehalte von meist 10 bis 15<br />

mg/L auf. Bei Nitratgehalten über <strong>25</strong> mg/L ist von stärkeren anthropogenen Einflüssen<br />

auszugehen. Ab wann von einer Belastung aus der Landwirtschaft ausgegangen<br />

werden kann, wird in der Literatur unterschiedlich bewertet.<br />

Schon ab regional auftretenden Nitratkonzentrationen > 10 mg/L ist eine Nitratbelastung<br />

durch anthropogenen Einfluss wahrscheinlich (SCHLEYER & KERNDORFF,<br />

1992; in PÄTSCH, 2007). Die Nitratbelastung des Grundwassers ist damit ein Indikator<br />

für anthropogene Einflüsse auf das Grundwasser. Der Umkehrschluss, dass<br />

nitratfreies Grundwasser in reduziertem Milieu nicht anthropogen belastet ist, ist<br />

jedoch nicht in jedem Fall zulässig.<br />

Endbericht - März 2009 60


5 Methoden<br />

5.1 Modellvorstellung<br />

Ausgehend von den in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Transportpfaden<br />

vom Pyrit in Boden und Grundwasserleiter, über das gelöste Eisen bis zum<br />

Ocker im Gewässer ist in Abb. 5-1 eine Modellvorstellung zum Eintrag dargestellt.<br />

Niederschlag<br />

Nutzfläche<br />

Sickerpfad<br />

Uferzone<br />

Pyrit<br />

Pyrit<br />

O 2<br />

Grundwasser nach Drainierung<br />

Fe 2+<br />

Grundwasser vor Drainierung<br />

Drainage<br />

Gewässer<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Denitrifikation<br />

NO 3<br />

-<br />

Fließpfade – in das Gewässer<br />

gelöstes Eisen<br />

Ockerschicht<br />

Fließpfad – unter dem Gewässer hindurch<br />

Sediment<br />

Abb. 5-1. Modellvorstellung zu Eisen – Transportpfaden in das Gewässer<br />

Diese Modellvorstellung war der Ausgangspunkt für die Überlegung zum Versuchsprogramm.<br />

Davon ausgehend wurde das Monitoringprogramm zur Gewinnung und<br />

Untersuchung von Wasser- und Bodenproben aufgelegt (vgl. Tab. 5-1).<br />

Endbericht - März 2009 61


5.2 Ermittlung von Gewässer- und Gesteinsparametern<br />

5.2.1 Monitoringprogramm - Zusammenstellung<br />

Tab. 5-1. Monitoringprogramm<br />

WAS WO Bezeichnung<br />

pH, LF, Temp., O 2 ,<br />

Gewässermessstelle<br />

Bissel<br />

in Abb 5-2<br />

WARUM<br />

Gebietsausgang – Messstelle<br />

zur Kalibrierung<br />

und zur Darstellung<br />

Sauerstoffgehalt<br />

pH, LF, Temp., O 2 , NO - 3 ,<br />

NH + 4 , Ca 2+ ,<br />

17 Lokationen Flusswasser<br />

2+ , Ortho-PO 4 , NO - 2 , Cl<br />

Mg 2+ , SO 2- 4 , Fe gesamt , Fe<br />

-<br />

Messprofile<br />

Fluss<br />

Wasserbeschaffenheit im<br />

Längsschnitt<br />

12 Lokationen Bodenwasser<br />

– Ungesättigte<br />

Zone<br />

11 Lokationen<br />

(3 Transekte)<br />

jeweils 5-7 Teufen<br />

Landwirtschaftliche<br />

Drainagen<br />

Messprofile<br />

UZ<br />

Messprofile<br />

GW<br />

Messprofile<br />

Drainage<br />

Wasserbeschaffenheit im<br />

lateralen Zufluss zur<br />

<strong>Lethe</strong><br />

zur teufendifferenzierten<br />

Abbildung der Grundwasserbeschaffenheit<br />

–<br />

lateraler Zufluss zur<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Zur Abbildung des Zuflusses<br />

aus Drainage<br />

Gesteinsproben<br />

TOC, Fe (Gesamt),<br />

Schwefel (Gesamt),<br />

Disulfid-Schwefel)<br />

Grundwasserleiterproben<br />

an 9 Lokationen<br />

(bilden 3 Transekte 1 )<br />

und 2 weiteren Lokationen<br />

Flusssedimentproben<br />

an 13 Lokationen<br />

Messprofile<br />

Sediment<br />

Abbildung des Stoffdepots<br />

für Denitrifikation<br />

Abbildung des Eisengehalts<br />

im Sediment<br />

Legende Tabelle:<br />

1 Transekt: Ein Transekt besteht aus 3 Probenahmestellen im Gewässer (– linkes Ufer, Gewässermitte,<br />

rechtes Ufer), einer Bohrung direkt am Gewässerufer sowie 2 weiteren Bohrungen<br />

im Hinterland (maximal 50 -100 m vom Gewässer entfernt).<br />

Die Messstellen der Transekte sind wie folgt bezeichnet:<br />

T1 – 1_1, 1_2, 1_3<br />

T2 – 5_1, 5_2, 5_3<br />

T3 – 3_1, 3_2, 3_2<br />

T1= Transekt 1 / 1_1=Bohrpunkt 1 an der Stelle 1(unmittelbare Gewässernähe)<br />

An diesen Lokationen wurden Wasser- und Gesteinsproben entnommen.<br />

Endbericht - März 2009 62


In Abb. 5-2 sind alle Lokationen der Probeentnahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong> dargestellt.<br />

Zusätzlich sind die für die Betrachtung von Transportwegen angelegten<br />

Transekte T1, T2 und T3 dargestellt. Hierbei handelt es sich um einen festgelegten<br />

Abschnitt aus der Landschaft entlang einer geraden Linie. Als Kriterium für die Lage<br />

der Transekte galt der Transportpfad von Eisen in das Gewässer (vgl. Modellvorstellung<br />

in Abb. 5-1).<br />

!.<br />

Messstelle Bissel<br />

¯<br />

T1<br />

T2<br />

T3<br />

Beverbruch<br />

#0 #I !. #<br />

#0<br />

#0<br />

#0#0#0 #I#I !. #<br />

#I #0 !. #<br />

#0#0#0 #I !. #<br />

#I#I !. #<br />

#I#I<br />

#<br />

#I#I<br />

!. #<br />

L 871<br />

Bissel<br />

Ahlhorner Teiche<br />

<strong>Lethe</strong>-Talsperre<br />

A 9<br />

T1 – Transekt 1 - Messstelle<br />

Bissel, linkes Ufer - Grünland<br />

T2 – Transekt 2 – an der<br />

Pumpstation, rechtes Ufer -<br />

Wald<br />

T3 – Transekt 3 – westl. Teich<br />

31, linkes Ufer - Acker<br />

!.<br />

Gut <strong>Lethe</strong><br />

#I#I !. #<br />

#0 !. #<br />

#I<br />

#<br />

Ahlhorn<br />

Legende<br />

B 213<br />

#I<br />

!. #<br />

#I<br />

!. #<br />

# <strong>Lethe</strong> Probenahmestellen<br />

#I Bodenwasser Probenahmestellen<br />

#0 Grundwasserleiter Probenahmestellen<br />

!. Sediment Probenahmestellen<br />

Wassersystem<br />

#I<br />

!. #<br />

#<br />

#<br />

Ahlhorner Dreieck<br />

Ahlhorner Teiche<br />

Zuleiter<br />

<strong>Lethe</strong><br />

<strong>Lethe</strong>schuh<br />

0 1000 2000 4000 Meter<br />

A 1<br />

Abb. 5-2. Lokationen der Probenahmestellen an der Oberen <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 63


Die 3 Transekte wurden als Musterprofile für die unterschiedlichen Nutzungen<br />

Wald, Acker und Grünland im Untersuchungsgebiet angelegt (vgl. Abb. 5-3 und<br />

Abb. 5-4).<br />

T1<br />

Lokale Grundwasser<br />

- Fließrichtung<br />

T2<br />

T3<br />

Abb. 5-3. Landnutzung (nach BÜK3114 – Boden-Übersichtskarte)<br />

Endbericht - März 2009 64


In diesen Musterprofilen sollten die Prozesse, die zur Verockerung im Gewässer<br />

über den Grundwasserpfad führen, abgebildet werden.<br />

T1<br />

Legende<br />

# Messstellen<br />

Wasserkoerper <strong>Lethe</strong><br />

Teiche<br />

Zuleiter<br />

Teiche - unterschiedlich farbig<br />

T2<br />

T3<br />

Abb. 5-4. Musterprofile im Untersuchungsgebiet Transekte T1, T2 und T3<br />

Endbericht - März 2009 65


<strong>25</strong><br />

Transekt 1 Messstellen<br />

1_3 1_2 1_1<br />

<strong>25</strong><br />

Transekt 1 Messstellen<br />

1_3 1_2 1_1<br />

24<br />

24<br />

23<br />

23<br />

22<br />

22<br />

Höhe [mNN]<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Höhe [mNN]<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

<strong>Lethe</strong><br />

17<br />

17<br />

16<br />

16<br />

15<br />

3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />

Rechtswert X [m]<br />

15<br />

3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />

Rechtswert X [m]<br />

26<br />

Transekt 2 Messstellen<br />

5_1 5_2 5_3<br />

26<br />

Transekt 2 Messstellen<br />

5_1 5_2 5_3<br />

24<br />

24<br />

Höhe [mNN]<br />

22<br />

20<br />

18<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Höhe [mNN]<br />

22<br />

20<br />

18<br />

<strong>Lethe</strong><br />

16<br />

16<br />

3441050 3441100 3441150 3441200 3441<strong>25</strong>03441050 3441100 3441150 3441200 3441<strong>25</strong>0<br />

Rechtswert X [m]<br />

Rechtswert X [m]<br />

Transekt 3 Messstellen<br />

3_3 3_2 3_1<br />

Transekt 3 Messstellen<br />

3_3 3_2 3_1<br />

28<br />

28<br />

26<br />

26<br />

Höhe [mNN]<br />

24<br />

22<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Höhe [mNN]<br />

24<br />

22<br />

<strong>Lethe</strong><br />

20<br />

20<br />

3441000 3441050 3441100 3441150 3441200 3441000 3441050 3441100 3441150 3441200<br />

Rechtswert X [m]<br />

Rechtswert X [m]<br />

Legende:<br />

+<br />

Geländemesspunkt Entnahmestelle Grundwasserprobe Entnahmestelle Gesteinsprobe<br />

Grundwasseroberfläche<br />

<strong>Lethe</strong>wasserspiegel<br />

Abb. 5-5. Schnittdarstellung der Transekte mit Darstellung der Teufenbereiche<br />

der Gesteins- und Grundwasserprobennahme<br />

Endbericht - März 2009 66


5.2.2 Monitoring - Gestein<br />

In jedem Transekt wurden entsprechend der Abb. 5-5 und der Tab. 5-1 Gesteinsbzw.<br />

Wasserproben aus den Kompartimenten ungesättigte Zone (Uferbereich),<br />

gesättigte Zone (Grundwasserleiter) und Flusssediment entnommen.<br />

Dazu mussten unterschiedliche Probenahmetechniken entwickelt bzw. angewendet<br />

werden. Für die Gesteinsprobennahme wurde wie in Tab. 5-2 beschrieben vorgegangen.<br />

Tab. 5-2. Vorgehensweise Gesteins- und Sedimentprobenahme<br />

Lokation Probenahme Erläuterung<br />

Ungesättigte Zone<br />

(Boden) & Grundwasserleiter<br />

Gewässer-<br />

Sediment<br />

Bohrung und Rammkernsondierung<br />

• Unterwasserprobenehmer<br />

• Sedimentfalle<br />

Rammkernequipement der Fa. Eijkelkamp,<br />

Durchmesser der Rammkernsonden<br />

D= 36 bis 100 mm<br />

Der Probenehmer zur Entnahme von<br />

Unterwasserproben enthält ein offen<br />

endendes Rohr. Darin ist ein Sauger<br />

montiert, der direkt mit einer Stange<br />

bedient werden kann, sodass die Probe<br />

in das offene Rohr „eingesaugt“<br />

wird. Nach dem Eindringen in das<br />

Flusssediment (Eindringtiefe ca. 1m),<br />

wird der Probenehmer über ein Seil<br />

wieder aus dem Sediment herausgezogen,<br />

der Verschlussmechanismus<br />

am Ende des Rohres schließt sich, die<br />

Sedimentprobe kann nach Verbringung<br />

an Land mittels des Gestänges<br />

aus dem Rohr gedrückt werden.<br />

Als Sedimentfalle wurde ein Labor-<br />

Trichter (Durchmesser 30 cm) verwendet.<br />

Die Auslauftülle war mit einem<br />

Sieb (Maschendurchmesser 63<br />

µm) verschlossen. Das Sieb wurde<br />

über den Grund geschleppt, so dass<br />

Material eingeschlämmt wurde. Dieses<br />

Material konnte an Land, nachdem<br />

das Wasser aus der Auslauftülle<br />

abgelaufen war, in Probenbehälter<br />

verpackt werden.<br />

Endbericht - März 2009 67


5.2.3 Monitoringprogramm - Wasser<br />

Das von DHI und dem OOWV aufgestellte Untersuchungsprogramm hat die Voraussetzungen<br />

geschaffen, um hier in einem ersten Schritt die notwendigen Probenahmen<br />

in Wasser und Gestein, deren chemische und physikalische Untersuchungen,<br />

die Interpretation von Ergebnissen, den Aufbau eines konzeptionellen Modells<br />

der Verockerung für den spezifischen Standort sowie den Aufbau eines numerischen<br />

Modells für die Kompartimente Grundwasser und Oberflächenwasser auszuführen.<br />

Dabei wurden zur Probennahme von Grund- und Bodenwasser ganz bewusst<br />

Methoden angewendet, die so zwar in der Forschung schon beschrieben<br />

wurden, aber eben noch keinen Eingang in DIN o.ä. Richtlinien gefunden haben.<br />

Sie hatten den Vorteil, die gewünschte Probe zu liefern und dabei in der Herstellung<br />

bei etwa einem fünftel der Kosten für eine herkömmliche Mehrfachbohrung zu<br />

liegen. Dabei wurde naturgemäß selbstverständlich stets peinlich genau darauf<br />

geachtet, dass eine Probe tiefengenau zugeordnet werden konnte. Da die Probenahme<br />

für das Projekt wichtig ist, ist sie an dieser Stelle eingehend dargestellt.<br />

Probenahme – Vorgehensweise<br />

Das Prinzip der Mehrfach-Messstelle ermöglicht eine teufendifferenzierte Beschreibung<br />

ausgewählter chemischer Parameter und ist in der ausgewählten Form Stand<br />

der Technik und zudem vom Bearbeiter in diversen Projekten erfolgreich zur Probenahme<br />

von Grundwasser in pleistozänen Sanden angewendet worden. Es ist eine<br />

vergleichsweise preiswerte Möglichkeit, teufengerechte Proben zu nehmen. Mit<br />

der hier verwendeten Methode konnten an 11 Messstellen in 70 Teufen Proben<br />

entnommen werden.<br />

An den Lokationen, die zur Aufnahme der Wasserbeschaffenheit ausgewählt wurden,<br />

wurde zunächst für jede Messstelle eine verrohrte Trockenbohrung zur Gewinnung<br />

von Gesteinsmaterial mit anschließendem Ausbau zu einer Mehrfachmessstelle<br />

nach dem Prinzip der teufengerechten Probenahme realisiert.<br />

Bei den anstehenden Sanden handelt es sich zudem überwiegend um Mittel- und<br />

Feinsande (siehe die Ergebnisse der Materialuntersuchungen im Anhang des <strong>Ergebnisbericht</strong>es).<br />

In einer Mittelsand-Feinsandumgebung in der gesättigten Zone, bei einem anstehenden<br />

hydraulischen Gradienten von i= 0.02 und 0.03 [-] (dieser ergab sich aus<br />

den Wasserstandsmessungen in den ausgebauten Bohrlöchern) kann sich ein<br />

durch den Erstellungsvorgang geschaffener Ringraum in einem Bohrloch mit einem<br />

Durchmesser von 100 mm in einem Zeitraum von 2-3 Wochen (Zeitraum zwischen<br />

Erstellung der Messstelle und Probennahme) wieder schließen. Der Druck durch<br />

das fließende Wasser transportiert dabei mit dem Wasser das Gesteinsmaterial und<br />

füllt die Hohlräume. Entscheidend für das Zusammenfallen des Bohrloches sind<br />

dabei letztendlich immer die aus der Bewegung des Wassers resultierenden (Strömungs-)<br />

Kräfte, die auf das Korngerüst des Erdstoffes übertragen werden. Da bei<br />

Endbericht - März 2009 68


olligen Lockergesteinen zwischen den einzelnen Bodenteilchen keine Bindungskräfte<br />

wirksam sind, die den angreifenden Strömungskräften entgegenwirken,<br />

können einzelne Bodenteilchen aus dem Kornverband herausgelöst und verlagert<br />

werden. Dabei kommt es sukzessive zu einem Nachfallen der Bodenteilchen in den<br />

Bohlraum so lange bis dieser wieder verfüllt ist. Genau solche Böden standen im<br />

Untersuchungsgebiet an.<br />

Sollten trotz des beschriebenen Mechanismus Hohlräume zurückbleiben, wurde der<br />

Ringraum mit Filterkies (0/2 mm) aufgefüllt. Die Füllung erfolgte über einen Trichter<br />

(Durchmesser 430 mm, Auslauf-Rohr 37 mm), an den ein bis in die Endteufe<br />

der Bohrung reichender flexibler Gummischlauch angeflanscht war. Das Filterkiesmaterial<br />

(gereinigter, von Zusatzstoffen freier DIN Sand) wurde dem Trichter zugegeben<br />

und rutschte durch den Gummischlauch in den Ringraum. Gleichzeitig<br />

wurde die Verrohrung langsam gezogen. Mit einem ca. 5 Meter langen Draht wurde<br />

die Lage der so geschütteten und teilweise durch den Zusammenfall des Bohrloches<br />

entstandenen Oberfläche abgepeilt.<br />

Wie bereits oben geschrieben, erfolgte die Probenahme erst 2-3 Wochen nach der<br />

Erstellung der so entwickelten Messstelle. So konnte gewährleistet werden, dass<br />

die Störung der Umgebung durch die Bohrung nach diesem Zeitraum wieder aufgehoben<br />

war, die natürliche Fließumgebung sich somit wieder eingestellt hatte.<br />

Als eine weitere Maßnahme zur Sicherstellung einer Probennahme, die Kreuzkontaminationen<br />

und Vermischungseffekte ausschließen kann, wurde auf die Entnahmeprozedur<br />

durch die Entnahmefilter wiederum besonders Wert gelegt.<br />

Das Entnahmeprinzip zeigt die unten dargestellte Abbildung 5.6.<br />

Endbericht - März 2009 69


Unterdruckpumpe<br />

Trägerrohr<br />

Geländeoberkante<br />

Grundwasseroberfläche<br />

-bar<br />

Transportschlauch<br />

Darstellung der<br />

ausgeführten Drei-<br />

Fach-Probennahme<br />

Glassammelflasche<br />

Filterelement -<br />

Skizze<br />

Parallelströmung<br />

Abb. 5-6. Abbildung der Probenahmeprozedur<br />

Über eine Vakuumpumpe wird in der Glassammelflasche ein Unterdruck erzeugt.<br />

Dieser wird an den Schlauch zum Entnahmefilter weitergegeben. Wasser wird aus<br />

dem vorgesehenen Teufenbereich in die Glassammelflasche gesogen. Um zu vermeiden,<br />

dass bei dem Saugvorgang auch Wasser aus anderen Teufenbereichen mit<br />

eingesogen wird, es also zu einer Vermischung kommt, wurden immer gleichzeitig<br />

oberhalb und unterhalb des zu beprobenden Horizontes (bei der letzten Teufe ging<br />

das natürlich nur oberhalb) ebenfalls eine Glassammelflasche aufgestellt und mit<br />

einem Unterdruck belegt. So wurden in insgesamt 3 Horizonten (bei der untersten<br />

Teufe also in 2 Horizonten) jeweils parallele Strömungen zum Entnahmeelement<br />

erzeugt. Es ist davon auszugehen, und dies zeigen auch die teilweise signifikant<br />

unterscheidbaren chemischen Beschaffenheiten der aus den einzelnen Horizonten<br />

entnommenen Proben, dass mit der so aufgebauten Messstelle und der so ausgeführten<br />

Probenahme eindeutig zu verortende Proben erhalten werden konnten.<br />

Die Messstellen wurden zwischen März 2008 und Juli 2008 beprobt. Dazu wurde in<br />

jeder Teufe ein Unterdruck angelegt der so eingestellt wurde, dass das Wasser<br />

möglichst „langsam” an die Oberfläche gesogen wurde. Es wurde grundsätzlich so<br />

verfahren, dass zunächst aus jeder Entnahmestelle 3 komplette Füllungen der<br />

Glassammelflaschen (jeweils 1 Liter) verworfen wurden. Damit wurde gewährleistet,<br />

dass kein abgestandenes Wasser als Probe entnommen wurde.<br />

Die Proben wurden dann unmittelbar im Gelände nach Filtration durch Zelluloseacetatfilter<br />

0,45/0,2 µm photospektrometisch analysiert.<br />

Endbericht - März 2009 70


Für die Entnahme von Wasserproben wurde entsprechend Tab. 5-3 vorgegangen.<br />

Tab. 5-3. Vorgehensweise Wasserprobennahme<br />

Lokation Probenahme Erläuterung<br />

Ungesättigte Zone<br />

(Bodenwasser)<br />

Mini-Saugkerzen der Fa.<br />

ecoTech Bonn<br />

Die Miniatur-Saugkerze besteht aus<br />

einem glasfaserverstärkten porösen<br />

Polymerschlauch (Durchmesser 2,5<br />

mm). Dieser ist mit einem Luer-Lock-<br />

Anschluss versehen und konnte so<br />

über eine Injektionsnadel mit einem<br />

Vakuumröhrchen verbunden werden.<br />

Es wurden sowohl Längen von 5 wie<br />

auch 10 cm verwendet.<br />

Kerze<br />

Material<br />

Porengröße<br />

Länge<br />

Durchmesser<br />

Verstärkung<br />

Poröses Polymer<br />

0,2 µm<br />

5 oder 10 cm<br />

2,5 mm<br />

Glasfiber oder V2A<br />

Mini Filter<br />

Schlauch Material<br />

Länge<br />

PVC<br />

10 cm<br />

Die Saugkerzen wurden an den Uferbereichen<br />

der <strong>Lethe</strong> in den Boden<br />

gedrückt. Eine Injektionsspritze wurde<br />

aufgezogen, so dass durch den<br />

entstehenden Unterdruck die Bodenlösung<br />

aus der ungesättigten Zone in<br />

die Injektionsspritze gesaugt wurde.<br />

Gesättigte Zone<br />

Insgesamt wurden 11 Bohrungen abgeteuft,<br />

von denen 9 zu Mehrfachmessstellen<br />

ausgebaut wurden. Dabei<br />

wurden Minifilter in unterschiedlichen<br />

Teufen eingesetzt. Über diese<br />

konnten über das Anlegen eines Unterdruckes<br />

Grundwasserproben an<br />

die Geländeoberfläche gesaugt werden.<br />

Filter: Material Poröser Vulkanstein,<br />

Länge: 4 cm, Durchmesser: 2cm.<br />

Ummantelung des Filters: Baumwollhülle<br />

mit Filtersand gefüllt<br />

Schlauch: PP, Durchmesser außen<br />

/innen: 6/4 mm<br />

Endbericht - März 2009 71


Fortsetzung Tabelle 5-3<br />

Lokation Probenahme Erläuterung<br />

Gesättigte Zone<br />

Mehrfachmessstelle<br />

An einem Trägerrohr (Durchmesser<br />

<strong>25</strong> mm) wurden mit Kabelbindern bis<br />

zu 7 Minifilter befestigt. Die vertikalen<br />

Abstände der Minifilter betrugen<br />

bis zu 50 cm.<br />

Von jedem Minifilter führt ein PP-<br />

Schlauch bis an die Geländeoberkante.<br />

Über diesen Schlauch wurden Wasserproben<br />

aus der entsprechenden<br />

Teufe entnommen.<br />

Alle Schläuche enden in einem verschließbaren<br />

Schutzrohr, ca. 50 cm<br />

über Gelände.<br />

Die Abb. 5-7 zeigt, wie der Transportpfad eines Wasserinhaltsstoffes über diese<br />

Probenahmekette abgebildet werden kann.<br />

Endbericht - März 2009 72


Gewässermessstelle Ortsteil Bissel<br />

Schöpfprobe<br />

Probenahme Flusswasser<br />

tiefengestaffelte Messstelle<br />

Probenahme Grundwasser<br />

aus 5 -7 Teufen (ET 5-9 m uGOK)<br />

Mini-Saugkerzen<br />

Probenahme Ungesättigte Zone (Bodenlösung)<br />

Abb. 5-7. Transekt mit Probenahmestellen – Prinzipskizze<br />

5.2.4 Monitoringprogramm – Obere <strong>Lethe</strong> – Ortsfeste Messstellen<br />

Das Aussagegebiet wurde nach Begehungen und Vorabuntersuchungen der Wasserqualität<br />

der <strong>Lethe</strong>, sowie nach hydraulischen Gesichtspunkten festgelegt. Entscheidend<br />

waren das Vorhandensein von Daten zur Wasserbeschaffenheit und zu<br />

Wasserspiegellagen, die als Randbedingungen im hydraulischen und stofflichen<br />

Modell zur Verfügung gestellt werden können. Zudem konnten durch die komplette<br />

Begehung der <strong>Lethe</strong> zwischen dem <strong>Lethe</strong>schuh (Quellgebiet), und der Botheschen<br />

Wassermühle die Bereiche der <strong>Lethe</strong> vor Ort festgestellt werden, an denen der Zutritt<br />

von Oberflächenwasser, bzw. Grundwasser in die <strong>Lethe</strong> sichtbar stattfindet.<br />

Als Bearbeitungsgebiet wurde der Verlauf der <strong>Lethe</strong> zwischen der Messstelle Gut<br />

<strong>Lethe</strong> (Abb. 5-8) und der Messstelle an der Brücke Bissel (Abb. 5-9) ausgewählt:<br />

Abb. 5-8. Messstelle Gut <strong>Lethe</strong> (Diese Messstelle wird vom NLWKN betrieben)<br />

Endbericht - März 2009 73


An der Messstelle Bissel wurde eine Gewässermesstelle als Gebietsausgangsmessstelle<br />

eingerichtet. Der Aufbau der Messstelle war zum 31.05.2007 abgeschlossen.<br />

Die Messstelle musste am 22.07.2008 noch einmal ausgetauscht werden, wegen<br />

herstellerseitiger Disfunktion.<br />

Abb. 5-9. Pegel Brücke Bissel<br />

Nachfolgend sind in einem Datenblatt die Lage und die Messwerte für die Messstelle<br />

bissel dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 74


Datenblatt Messstelle Bissel<br />

Gewässer<br />

Verbindungsgewässer<br />

Name der Messstelle<br />

<strong>Lethe</strong><br />

<strong>Hunte</strong><br />

Bissel<br />

Lage der Messstelle Topogr. Karte TK <strong>25</strong>: 3014<br />

Bissel, <strong>Lethe</strong>-Brücke, linkes Ufer, Großenknetener Straße<br />

Rechtswert<br />

Hochwert<br />

Lokation<br />

Betreiber<br />

Erhobene Messwerte<br />

Messstation<br />

3441100 m<br />

5868888 m<br />

Ortschaft Bissel, Gemeinde Großenkneten<br />

DHI für die <strong>Hunte</strong> Wasseracht<br />

Temperatur, Sauerstoff, pH-Wert, Leitfähigkeit, Wasserstand<br />

Online Gewässermessstelle mit Datenfernübertragung<br />

URL: http://www.seba-hydrocenter.de/projects/<br />

Benutzer: syke<br />

Passwort: ***<br />

Beginn Online -Messung 31.05.2007 /Neubau Messstelle am 20.07.2007<br />

Messzyklus<br />

Bemerkung<br />

2 Minuten<br />

Am 31.05. wurde nach Absprache mit dem NLWKN Brake-<br />

Oldenburg, der vorhandene Messpegel durch die Online –<br />

Messstelle ersetzt.<br />

Endbericht - März 2009 75


Bilder aus der Umgebung der Messstelle<br />

Blick nach Osten auf der L 871<br />

Blick auf die Brücke über die <strong>Lethe</strong><br />

(flussabwärts)<br />

Blick auf die alte Messstelle (links) und die neue Messstelle (rechts & unten)<br />

Endbericht - März 2009 76


6 Ergebnisse der Feld- und Laboruntersuchungen<br />

Ausgeführt wurden Feld- und Laboruntersuchungen gemäß Tab. 5-1, Kapitel 5.<br />

Die Felduntersuchungen bzw. die Probenahme wurden von DHI ausgeführt, die<br />

Untersuchungen am Gestein vom Labor für Umweltanalytik und Biotechnik GmbH,<br />

LUB, Fritz-Reuter-Str. 11 in 44651 Herne. Die Untersuchungen an den Wasserproben<br />

erfolgten in situ durch DHI mittels Hach-Lange Spektrophotometer DR 2800 –<br />

Küvettentests.<br />

6.1 Gestein<br />

6.1.1 Bachsedimente<br />

In der <strong>Lethe</strong> wurden an 3 Stellen im Querprofil Sedimentproben mittels Unterwasserprobenehmer<br />

(vgl. Tab. 5-2), sowie an einer Stelle mittels Sedimentfalle entnommen:<br />

• am linken Ufer – gekennzeichnet mit Kennziffer 1 (Teufe 1 m)<br />

• in der Bachmitte – gekennzeichnet mit Kennziffer 2 (Teufe 1 m)<br />

• am rechten Ufer – gekennzeichnet mit Kennziffer 3 (Teufe 1 m)<br />

• die Sedimentfalle wurde in Gewässerlängsrichtung mit einer transversalen Auslenkung<br />

von etwa 1 bis 2 m ca. 5 m am Grund entlang geschleppt –<br />

gekennzeichnet mit Kennziffer 4<br />

Sedimentfalle<br />

P 1-1<br />

P 1-3<br />

P 1-2<br />

Legende:<br />

P 1-1 : Probenahmestelle 1 – linkes Ufer<br />

P 1-2 : Probenahmestelle 2 – Mitte Bach<br />

P 1-3 : Probenahmestelle 3 – rechtes Ufer<br />

P 1-4 : Sedimentfalle – schlangenlinienförmig um die Gewässerlängsachse<br />

Abb. 6-1. Prinzipskizze der Sedimentprobenahme im Bachquerprofil<br />

Endbericht - März 2009 77


Die Tab. 6-1 zeigt die Probenbezeichnungen, die Prüfparameter und die Ergebnisse<br />

der Laboruntersuchungen. Die Messpunkte sind dabei beginnend mit dem südlichsten<br />

Messpunkt (P16) bis zum nördlichsten Messpunkt (P21) aufsteigend dargestellt.<br />

Tab. 6-1. Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen an Sedimentmaterial der <strong>Lethe</strong><br />

Probenbez.<br />

Lokation Material Eisen-<br />

Gesamt<br />

Schwefel-<br />

Gesamt<br />

Disulfid-S<br />

Bemerkungen<br />

Probennr.<br />

Pi mg/kg mg/kg mg/kg<br />

P S 16 Südlichster<br />

Messpunkt<br />

P S 10<br />

P S 14<br />

P S 4<br />

16_1 2300 10


Fortsetzung Tab. 6-1<br />

Probenbez.<br />

Lokation Material Eisen-<br />

Probennr.<br />

P S 6<br />

P S 3<br />

P S 5<br />

P S 2<br />

Gesamt<br />

Schwefel-<br />

Gesamt<br />

Disulfid-S<br />

Pi mg/kg mg/kg mg/kg<br />

6_1 1100 43


Die Abb. 6-2 zeigt die Lage der Probenahmestellen entlang der Längsachse der<br />

<strong>Lethe</strong>.<br />

Abb. 6-2. Sediment - Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 80


Die Ergebnisse für den Parameter Gesamt-Eisen im Sediment zeigen deutlich,<br />

dass das Sediment der <strong>Lethe</strong> bis zum Talsperrensystem weniger Eisen enthält<br />

als die <strong>Lethe</strong> unterhalb des Talsperrensystems (vgl. Tab. 6-2).<br />

Tab. 6-2. Vergleich der Mittelwerte im Eisen-Gesamt-Gehalt in der <strong>Lethe</strong> oberhalb<br />

/ unterhalb des Talsperrensystems <strong>Lethe</strong><br />

Lokation<br />

Anzahl der Messwerte<br />

im Sediment<br />

Mittelwert<br />

Eisen –Gesamt<br />

[mg/kg]<br />

<strong>Lethe</strong> bis Talsperre<br />

n=19 C=1700 mg/kg<br />

(ohne Drainagegraben)<br />

Unterhalb der Talsperre n=26 C=9200 mg/kg<br />

Drainagegraben n=3 C=76000 mg/kg<br />

Besonders auffällig sind hierbei die stark ansteigenden Werte im Sediment,<br />

je weiter nördlich die Proben entnommen worden sind.<br />

Dabei werden die Unterschiede im Eisengehalt zwischen den mit der Sedimentfalle<br />

gewonnenen Proben – erhalten aus der lockeren, nicht verfestigten etwa 15-30 cm<br />

mächtigen Schicht – und den mit dem Unterwasserprobennehmer erhaltenen Proben<br />

– Mischprobe aus einer etwa bis zu 1 m mächtigen teilweise verfestigten<br />

Schicht – immer geringer.<br />

Insgesamt sind die unterhalb des Talsperrensystems erhaltenen Werte im Sediment<br />

etwa um den Faktor 4 höher, als die oberhalb des Talsperrensystems erhaltenen<br />

Werte. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um einen zusätzlichen Eintrag<br />

von Eisen handelt, aus lateral dem Gewässer zugehendem Eisen und in der<br />

Folge davon um eine Anreicherung von Eisen im Gewässer mit stattfindender Sedimentation<br />

als Eisenocker.<br />

Diese Ergebnisse und der Vergleich sind im Kapitel Diskussion und Szenarien, Kapitel<br />

8 dargestellt.<br />

6.1.2 Boden und Grundwasserleiter<br />

Im Untersuchungsgebiet wurden an insgesamt 11 Lokationen Bohrungen abgeteuft,<br />

die dabei gewonnenen Gesteinsproben i.d.R. als Mischproben mit 0,5 m Länge<br />

in Probenahmebehälter verpackt und entsprechend der Angaben in Tab. 5-1<br />

analysiert. In Tab. 6-3 ist eine Übersicht der Bohrungen gegeben, die auch zeigt,<br />

in welcher Teufe die Bohrungen mit Minifiltern zur Entnahme von Grundwasser<br />

ausgebaut wurden.<br />

Endbericht - März 2009 81


Tab. 6-3. Übersicht über Bohrungen und Lage der Minifilter in des zu Grundwassermessstellen<br />

ausgebauten Bohrungen<br />

Brunnen Bezeichnung<br />

1_1 1_2 1_3 2 5_1 5_2 5_3 3_1 3_2 3_3 4<br />

ET m 2.6 7 7 4 3.6 6 6.2 4 6.2 5.6 2.6<br />

GOK mNN 20.6 22.8 24.4 23.0 22.8 24.4 <strong>25</strong>.9 24.5 28.2 28.4 34.4<br />

GW<br />

Abstich m uGOK<br />

0.7 0.8 1.6 0.5 1.6 1.8 2 0.8 3.1 3.1 0.9<br />

WSP mNN 19.9 22.0 22.8 22.5 21.2 22.6 23.9 23.7 <strong>25</strong>.1 <strong>25</strong>.3 33.5<br />

Lage der Minifilter muGOK<br />

Filter 1 2.4 7 7 3.9 3.35 6.2 6.2 4 6.2 5.6 2.5<br />

Filter 2 2.1 6.5 6.5 2.9 3.05 5.7 5.7 3.5 5.7 5.1 2.2<br />

Filter 3 1.8 6 6 2.6 2.75 5.2 5.2 3 5.2 4.6 1.9<br />

Filter 4 1.5 5.5 5.5 2.3 2.35 4.7 4.7 2.5 4.7 4.1 1.6<br />

Filter 5 1.2 5 5 2 2.05 4.2 4.2 2 4.2 3.1<br />

Filter 6 4.5 4.5 1.7 3.7 3.7 1.5 3.7 2.6<br />

Filter 7 4 4 3.2 3.2 3.2 3.6<br />

Legende zu Tab. 6-3:<br />

Et = Endteufe in m unter Ansatzpunkt<br />

GOK = Geländeoberkante<br />

GW = Grundwasser<br />

WSP = Wasserspiegel<br />

Die fett umrandeten Bohrungen 1, 5, und 3 sind in den Transekten lokalisiert.<br />

Die Lage der Bohrungen gibt Abb. 6-3 wieder.<br />

Endbericht - März 2009 82


Detail -<br />

siehe<br />

Abb. 6-4<br />

Abb. 6-3. Bohrungen und Probenahmestellen für Boden und Aquifer-Gestein entlang<br />

der <strong>Lethe</strong><br />

Die Bohrungen der Lokationen 1, 3 und 5 sind hierbei Teil der Transekte T1, T2, T3<br />

(vgl. auch Abbildung 5-2 und Abb. 6-4):<br />

Endbericht - März 2009 83


Bohrungen in T1:<br />

1_1<br />

1_2<br />

1_3<br />

Bohrungen in T2:<br />

5_1 5_2<br />

5_3<br />

Bohrungen in T3:<br />

3_3<br />

3_2<br />

3_1<br />

Abb. 6-4. Bohrungen der Transekte T1, T2 und T3 (Detail aus Abb. 6-3)<br />

Die Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen sind in der nachfolgenden Tab. 6-4<br />

dargestellt.<br />

Legende zu Tabelle 6-4:<br />

B = Material aus Bohrung<br />

GP = Gesteinsprobe<br />

T = Teichproben<br />

TS = Teichsediment<br />

Entnahmetiefe = -1m uGOK bedeutet 1 m unterhalb der Geländeoberkante<br />

Endbericht - März 2009 84


Tab. 6-4. Ergebnisse der Gesteinsuntersuchungen<br />

Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-<br />

Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt Schwefel<br />

Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />

B GP 1<br />

1_1 -1 51000 84


Fortsetzung der Tabelle 6-4 – Seite 2<br />

Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-S<br />

Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt<br />

Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />

B GP 3_2<br />

3_2_1 0-0.2 2400 94


Fortsetzung der Tabelle 6-4 – Seite 3<br />

Probenbez. Lokation Material Probe Eisen Schwefel Disulfid-S<br />

Probennr. Entnahmetiefe Gesamt Gesamt<br />

Pi muGOK mg/kg mg/kg mg/kg<br />

B GP 5_1<br />

5_1_1 -0.3 930 22


Eine statistische Auswertung der Ergebnisse zeigt Tab. 6-5.<br />

Tab. 6-5. Statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse - Gestein<br />

Parameter<br />

Anzahl der<br />

Messwerte<br />

MW Max. Min. Std.abw.<br />

Eisen-<br />

Gesamt<br />

[mg/kg]<br />

Schwefel –<br />

Gesamt<br />

[mg/kg]<br />

76 2900 19700 1 320 3275<br />

89 <strong>25</strong>0 4800 22 750<br />

Disulfid-<br />

Schwefel<br />

13 / 8<strong>25</strong>/<br />

89 2 166<br />

3200 120/<br />

50<br />

950 /<br />

451<br />

Legende zu Tab. 6-5:<br />

1 = ohne die Maximalwerte in den Proben 1_1 und 3_1_3 (51000 und 57000)<br />

Hier wurden entweder besonders hohe Konzentrationen evtl. Raseneisenerz (vgl.<br />

Ausführungen in Kapitel 4 hierzu) erbohrt und analysiert, oder es handelt sich um<br />

einen Messfehler. Die Nicht-Berücksichtigung bei der Einschätzung der Maximalwerte<br />

ist gerechtfertigt, da es ich um 2 Messwerte von 76 handelt = 2.6 % aller<br />

Messwerte.<br />

2 = mit Berücksichtigung der Werte < 100 mg/kg (= 89 Messwerte), sie wurden in<br />

der Mittelwertbestimmung als 50 mg/kg angesetzt<br />

MW = arithmetischer Mittelwert<br />

Max. = Maximalwert<br />

Min. = Minimalwert<br />

Std.abw. = Standardabweichung<br />

Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt (vgl. Tab. 6-2), sind die mittleren<br />

Eisengehalte im Boden und Aquifergestein mit 2900 mg/kg nur bei etwa<br />

einem Drittel der Eisengehalte, die im Flusssediment unterhalb des Talsperrensystems<br />

ermittelt wurden. Mithin ein deutlicher Beleg für die Anreicherung<br />

von Eisen im Sediment entlang dieses Bereichs der <strong>Lethe</strong>.<br />

Endbericht - März 2009 88


Auffällig sind die ermittelten Spannweiten der Eisengehalte in einzelnen Bohrungen,<br />

besonders Bohrung 5_2 und 5_3. Hier wurden die höchsten Eisengehalte aller<br />

Bohrungen ermittelt. Die übrigen Bohrungen zeigen ein mehr oder weniger gleichartigen<br />

Aufbau. Einzig die Bohrung 4 oberhalb des Talsperrensystems zeigt im Mittel<br />

geringere Eisengehalte, die allerdings gut zu den Eisenghalten passen, die im<br />

Sediment der <strong>Lethe</strong> an dieser Stelle gefunden wurden (Sediment <strong>Lethe</strong> an Probenahmestelle<br />

4:1300 mg/kg vs. 700 mg/kg im Mittel im Aquifergestein an dieser<br />

Lokation).<br />

Eher unauffällig sind die Werte der Schwefelspezies. Sie liegen in Bereichen, die so<br />

in diesen Tiefen in ähnlichen Größenordnungen auch in anderen pleistozänen<br />

Grundwasserleitern gefunden wurden, z.B. ganz in der Nähe im Grundwasserleiter<br />

Thülsfelde (vgl. PÄTSCH, 2006).<br />

Auffällig sind die hohen Werte in Bohrung 5_1 (Probe 5_1_6: 4800 mg/kg Schwefel-Gesamt)<br />

und 3_1 (Proben 3_1_2 bis 3_1_6 mit 830 bis 4100 mg/kg Schwefel-<br />

Gesamt). Der Schwefel besteht überwiegend aus Disulfidschwefel, mithin Eisenschwefel<br />

(Korrelation zwischen Gesamt-Schwefel und Disulfidschwefel, vgl. Abb.<br />

6-5).<br />

Korrelation S-Ges - Disulfid-S<br />

3500<br />

Disulfid-S [mg/kg]<br />

3000<br />

<strong>25</strong>00<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

y = 0.5654x + 55.988<br />

R 2 = 0.9011<br />

500<br />

0<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000<br />

S-Ges [mg/kg]<br />

Abb. 6-5. Korrelation zwischen Schwefel-Gesamt-Gehalt und Disulfid-Schwefel-<br />

Gehalt<br />

Die Auswertung der Teichsedimentproben (in Tab. 6-4 mit T gekennzeichnet) ergab<br />

keine besonderen Ergebnisse. Zwar sind im oberen Sedimentbereich mit<br />

3000mg/kg Eisen die höchsten Werte erreicht, der Wert liegt jedoch im Bereich<br />

des Mittelwertes aller Proben. Interessant ist jedoch die Spannweite zwischen 3000<br />

mg/kg in einem Sedimentbereich von 0-0,3 m und 1800 mg/kg in dem darunter<br />

liegenden Bereich. Hier könnte bereits eine Anreicherung stattgefunden haben,<br />

wenn diese auch in einem Bereich liegt, der dem Mittelwert aller Proben entspricht.<br />

Hier sind weitere Untersuchungen sinnvoll.<br />

Endbericht - März 2009 89


6.2 Gewässer<br />

Die Probenahme für Wasserinhaltsstoffe erfolgte gemäß Tab. 5-1 im Flusswasser<br />

der <strong>Lethe</strong> (17 Lokationen), im Bodenwasser der ungesättigten Zone (12 Lokationen)<br />

im Grundwasser (11 Lokationen – insgesamt 68 Filterelemente) und an<br />

3 landwirtschaftlichen Drainagen.<br />

6.2.1 <strong>Lethe</strong><br />

Die Abb. 6-6 zeigt die Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong>.<br />

Abb. 6-6. Probenahmestellen für Flusswasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 90


Die Tab. 6-6 zeigt die Ergebnisse der Analysen am Flusswasser der <strong>Lethe</strong>, aufgetragen<br />

von Süden nach Norden.<br />

Tab. 6-6. Ergebnisse der Wasseruntersuchungen in der <strong>Lethe</strong><br />

Messpunkt<br />

Wassertemperatur<br />

Leitfahigkeit<br />

pH<br />

Sauerstoff<br />

Eisen<br />

Eisen_zwei<br />

Nitrat NO3 -<br />

Ammonium NH4 +<br />

Chlorid<br />

Phosphat_ortho<br />

Sulfat 1<br />

Gesamtharte<br />

Kalzium<br />

Magnesium<br />

Bemerkungen<br />

Nr. °C<br />

µS/cm -<br />

mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />

18 13.2 292 6.4 7.9 0.1 0.1 72 0.07 30.6 0.05 >20<br />

16 11.4 262 6.9 9.6 0.1 0.1 59 0.08 23.9 1.4 >20<br />

19 13.2 183 6.6 7.6 0.1 0.1 21 0.09 29.4 0.01 >20<br />

10 12.6 207 6.4 5.8 0.3 0.1 26 0.1 21.4 0.05 >20<br />

14 12.6 223 6.7 9 0.2 0.15 41 0.13 28.4 0.07 15<br />

9 12.2 210 6.5 8 0.5 0.4 27 0.001 24.6 0.4 4.8<br />

4 14.9 207 7 9 0.2 0.2 31 0.004 <strong>25</strong>.1 0.05 >20 - - -<br />

12 2 15 147 5.6 5 2.2 2.1 10 0.26 19.8 0.06 2 5.9 11.8<br />

8 13.2 151 6.9 8 0.5 0.4 12 0.005 20 0.7 7.2<br />

7 12.7 154 6.4 8 0.9 0.7 9 0.003 20 0.05 10.5<br />

6 10 149 6.5 8 1.0 0.8 8 0.17 20 0.09 14.1<br />

3 14.5 143 6.9 6.5 2.2 1.6 2 0.004 31.3 0.08 >20 1.8 12.9 5.4<br />

2 15.1 145 6.7 6.8 2.2 1.7 1 0.03 20 0.11 >20 - - -<br />

2 15.1 144 6.5 8 1.4 1.3 3 0.2 19.1 0.1 >20<br />

5 15.1 143 7.0 6.5 1.5 1.4 21 0.003 19.3 0.5 >20 1.2 - -<br />

1 16.6 159 6.3 7.2 1.0 0.7 19 0.03 19.9 0.5 7.2 1.3 - -<br />

1 13.2 157 7 8 1 0.9 4 0.2 17.9 0.4 8<br />

1 14.2 153 7 8.5 1 0.8 9 0.08 19.5 0.4 10<br />

20 13.4 168 7.1 9.6 0.2 0.2 9 0.3 22.3 0.01 >20<br />

Legende:<br />

<strong>Lethe</strong>schuh<br />

<strong>Lethe</strong><br />

<strong>Lethe</strong><br />

Oberhalb Talsperrensystem<br />

Unterhalb Talsperrensystem<br />

Sulfat 1 = Sulfat konnte nur bis zu einer Maximalkonzentration von 20 mg/l gemessen<br />

werden.<br />

12 2 = Messung in Zuleitungskanal zur <strong>Lethe</strong> – der überwiegend mit Drainagewasser<br />

gespeist wird.<br />

1.4 = sehr hoher Wert, der auch in 2 Wiederholungsmessungen erhalten wurde, es<br />

konnte jedoch dafür keine Erklärung gefunden werden.<br />

Endbericht - März 2009 91


Die Ergebnisse der Gewässeruntersuchungen zeigen wie auch schon bei<br />

den Sedimentuntersuchungen eine eindeutige Zweiteilung – oberhalb des<br />

Talsperrensystems und unterhalb des Talsperrensystems.<br />

Im <strong>Lethe</strong>schuh bis zum Talsperrensystem sind die Eisengehalte mit 0,1 bis 0,3<br />

mg/l Fe 2+ entsprechend der Einordnung in Kapitel 4.2 als für die Forellenzucht zu<br />

hoch. Die Werte liegen jedoch knapp unterhalb der weiteren in der Infobox zusammengestellten<br />

Werte.<br />

INFOBOX C: – Zusammenstellung von<br />

Grenzwerten<br />

Fe 2+<br />

Konzentrationen<br />

in der Forellenzucht<br />


Unterhalb des Talsperrensystems bleiben die Nitratgehalte mit 10 mg/L auf konstant<br />

niedrigem Niveau bis zum Ausgang des Untersuchungsgebietes. Lediglich an<br />

zwei Messstellen kam es mit 21 mg/L NO - 3 und 19 mg/L NO - 3 zu erhöhten Nitratwerten.<br />

Nitrat [mg/L] im Flusswasser<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Lagekoordinaten Y [m] der<br />

Talsperre <strong>Lethe</strong><br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

5858000<br />

5860000<br />

5862000<br />

5864000<br />

5866000<br />

5868000<br />

Nitrat [mg/L]<br />

5870000<br />

5872000<br />

5874000<br />

Y [m]<br />

Abb. 6-7. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Flusswasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Ebenfalls auf eine Zonierung deuten die Ortho-Phosphat-gehalte hin. Sie liegen<br />

oberhalb des Talsperrensystems bei im Mittel bei 0,1 mg/L Ortho-Phosphat, unterhalb<br />

des Talsperrensystems bei etwa 0,3 mg/L. In natürlich belasteten Gewässern<br />

ist anorganisch gebundenes Phosphat nur in Spuren vorhanden, weil es z.B. von<br />

Algen schnell aufgenommen wird und sich im Boden mit Eisen bindet. Die höheren<br />

Phosphatgehalte könnten auf im Boden an Eisen gebundenes Phosphat, das dem<br />

Gewässer lateral mit Grund-/ Bodenwasser zuströmt, zurückzuführen sein.<br />

Die Auftragung der Eisenkonzentrationen über den Gewässerlängskoordinaten im<br />

Vergleich zu den Eisenkonzentrationen im Sediment (vgl. Abb. 6-8) zeigt diese<br />

Zweiteilung noch einmal ganz deutlich.<br />

Endbericht - März 2009 93


Eisen_zwei in der <strong>Lethe</strong><br />

2.5<br />

mg/l<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

5858000<br />

5860000<br />

5862000<br />

5864000<br />

5866000<br />

5868000<br />

5870000<br />

5872000<br />

5874000<br />

m<br />

Eisengehalte im Sediment<br />

30000<br />

Eisen-Gesamt [mg/kg]<br />

<strong>25</strong>000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

Drainagegraben<br />

Drainagegraben:<br />

Im Sediment:<br />

76.000 mg/kg<br />

5000<br />

0<br />

5858000<br />

5860000<br />

5862000<br />

5864000<br />

5866000<br />

5868000<br />

5870000<br />

5872000<br />

5874000<br />

Y [m]<br />

Abb. 6-8. Vergleich der Eisen-zwei – Konzentrationen in der <strong>Lethe</strong> mit den gefundenen<br />

Eisen-Gesamtgehalten im Sediment der <strong>Lethe</strong><br />

Die gefundenen Eisenkonzentrationen im Flusswasser korrelieren mit den Eisengehalten<br />

im Sediment oberhalb des Talsperrensystems. Die Grenze ist hier ungefähr<br />

mit der Koordinate [Y] = 5866000 angegeben, was etwa der Lokation direkt<br />

hinter der Staumauer der <strong>Lethe</strong>talsperre entspricht.<br />

Die Sauerstoffwerte sind bis auf eine Ausnahme (Messpunkt 10) als ausreichend<br />

hoch zu bezeichnen.<br />

Die gemeinsame Betrachtung der Eisengehalte im Sediment und der Eisen-zwei –<br />

Konzentrationen in der <strong>Lethe</strong> belegen, dass die hohen Eisengehalte im Sediment<br />

auf Anreicherungen zurückzuführen sind. Diese wiederum sind auf einen anhaltende<br />

lateralen Zustrom von Eisen aus dem Grund- / bzw. Bodenwasser zurückzuführen.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen des Grund- / Bodenwassers geben dafür<br />

eindeutige Hinweise (vgl. Kapitel 6.2.2).<br />

Endbericht - März 2009 94


6.2.2 Grundwasser<br />

Die Ergebnisse der Analyse der Grundwasserproben, die entsprechend der Angaben<br />

in Tab. 5-1 und Tab. 6-3 entnommen und analysiert wurden, zeigt Tabelle 6-8.<br />

Die Lokationen der Entnahmestellen entsprechen den Lokationen der Bohrungen<br />

(vgl. Abb. 6-3).<br />

Legende zu Tabelle 6-8:<br />

n.n = nicht nachweisbar; n.b. = nicht bestimmt<br />

1 Nitrat = Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze von


Fortsetzung Tabelle 6-8 –Seite 2<br />

Messpunkt<br />

Tiefe m uGOK<br />

Leitfahigkeit<br />

pH<br />

Sauerstoff<br />

Eisen<br />

Eisen II<br />

Nitrat<br />

Ammonium<br />

Nitrit<br />

Chlorid<br />

Wassertemperatur<br />

Ortho-<br />

Phosphat<br />

Sulfat<br />

Kalium<br />

Nickel<br />

Kalzium<br />

Magnesium<br />

Nr. m °C µS/cm - Mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />

2 2 17.8 182 5.9 1 9.6 8.8 4 0.01 n.n. 30.2 0.91 <strong>25</strong> n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

2 2.3 15.3 169 6.2 2 9.7 8.5 3 0.02 n.n. 20.4 n.b. 30 n.b. n.b. 11.4 n.b.<br />

2 2.6 20.4 151 6.2 2 8.0 7.3 1 0.03 n.n. 19.7 2.04 32 n.b. n.b. 17.4 n.b.<br />

2 2.9 19.8 135 6.1 2 5.2 4.9 1 0.01 n.n. 17.2 1.49 39 n.b. n.b. 12.3 n.b.<br />

2 3.9 16.8 141 6.2 2 8.0 7.1 3 0.06 n.n. 32.5 1.23 35 n.b. n.b. 9.3 n.b.<br />

3 1 15.8 157 6.8 2 4.2 3.8 1 0.01 n.n. <strong>25</strong>.9 0.14 35 n.b. n.b. 13.7 n.b.<br />

3 1.5 14 131 6.5 3 3.5 3.3 1 0.01 n.n. 20.1 n.b. 36 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3 2 14 124 6.0 1 3.6 3.4 1 0.01 n.n. 19.9 n.b. 31 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3 2.5 15.5 145 6.6 4 5.1 4.6 1 0.01 n.n. 20.9 0.07 28 n.b. n.b. 11.5 n.b.<br />

3 3 13.4 169 6.8 2 7.7 7.0 1 0.01 n.n. 22.6 0.24 31 n.b. n.b. 17.1 n.b.<br />

3 3.5 13.2 175 6.8 1 8.5 7.7 1 0.01 n.n. 17.5 0.38 <strong>25</strong> n.b. n.b. 15.9 6.8<br />

3 4 13.8 172 6.8 2 8.4 5.8 1 0.01 n.n. 27.4 0.38 34 n.b. n.b. 7.5 12.0<br />

3_2 3.2 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_2 3.7 9.9 322 4.6 4 0.4 0.4 95 0.06 0.13 17.8 n.b. 19 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_2 4.2 10 295 5.9 4 0.9 0.9 49 0.14 0.56 20.3 n.b. 43 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_2 4.7 9.5 6.6 4 0.3 0.3 20 0.06 n.n. 8 n.b. 22 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_2 5.2 10.1 154 6.3 3 0.3 0.3 15 0.12 n.n. 12 n.b. 4 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_2 5.7 9.4 133 6.9 3 1.0 0.9 3 0.21 n.n. 13.7 n.b. 18 n.b. n.b. 12.2 7.1<br />

3_2 6.2 10.1 135 6.8 2 0.2 0.2 1 0.08 n.n. 6.7 n.b. 17 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_3 2.6 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_3 3.1 4 1 0.01 n.n. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_3 3.6 10 184 4.7 5 0.4 0.4 5 0.10 0.16 35.9 n.b. 5 n.b. n.b. 8.7 2.6<br />

3_3 4.1 10.2 122 4.9 5 0.3 0.3 19 0.05 n.n. 15 n.b. 5 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_3 4.6 10.5 183 5.0 7 0.2 0.1 42 0.03 n.n. 13.8 n.b. 5 n.b. n.b. 14.9 n.b.<br />

3_3 5.1 10.1 301 5.1 6 0.2 0.2 97 0.03 0.06 13.2 n.b. 8 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

3_3 5.6 10.4 437 5.0 4 0.3 0.3 177 0.04 n.n. 15.5 n.b. 10 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

4 1.6 16 174 6.1 3 0.5 0.5 2 0.01 n.n. 17 0.08 32 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

4 1.9 16.9 98 6.5 3 1.8 1.8 1 0.05 n.n. 19.1 0.12 28 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

4 2.2 15.1 128 6.2 3 3.4 3.3 2 0.08 n.n. 24.2 0.13 <strong>25</strong> n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

4 2.5 17 81 6.4 2 3.0 3.0 2 0.33 n.n. 17 0.17 31 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

Endbericht - März 2009 96


Fortsetzung Tabelle 6-8 –Seite 3<br />

Messpunkt<br />

Tiefe m uGOK<br />

Leitfahigkeit<br />

pH<br />

Sauerstoff<br />

Eisen<br />

Eisen II<br />

Nitrat<br />

Ammonium<br />

Nitrit<br />

Chlorid<br />

Wassertemperatur<br />

Ortho-<br />

Phosphat<br />

Sulfat<br />

Kalium<br />

Nickel<br />

Kalzium<br />

Magnesium<br />

Nr. m °C µS/cm - mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />

5 1.45 12.5 113 5.8 5 3.6 3.4 1 0.01 n.n. 15 0.08 32 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 1.75 12.3 113 5.9 5 3.9 3.6 1 0.01 n.n. 14 0.10 38 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 2.05 11.9 113 5.8 4 3.7 3.4 1 0.01 n.n. <strong>25</strong>.6 0.19 39 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 2.35 12.6 113 6.1 3 3.7 3.5 1 0.01 n.n. 14.6 0.22 35 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 2.75 12.8 112 5.9 3 3.7 3.4 1 0.01 n.n. 14 0.26 33 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 3.05 12.2 113 5.9 3 4.0 3.8 1 0.01 n.n. 14.7 0.08 37 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5 3.35 13.5 112 6.2 4 4.3 4.1 1 0.01 n.n. 14.9 1.14 29 n.b. n.b. n.b. n.b.<br />

5_2 3.2 10.9 155 5.6 4 3.4 3.4 4 0.01 n.n. <strong>25</strong>.4 0.10 53 2.5


Messstellengruppe 1<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Messstellengruppe 3<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-9. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />

Messstellen der Lokation 1 und 3 (Grundwasser gebildet unter Acker)<br />

Diese erhöhten Nitratkonzentrationen treten örtlich eng begrenzt auf. Ab einer Tiefe<br />

von 3 m uGOK steigen sie auf Maximalwerte bis zu 210 mg/L Nitrat an. Ab 6 m<br />

Tiefe gehen sie zurück auf Werte unterhalb der Nachweisgrenze. Es können keine<br />

Aussagen darüber getroffen werden, wie sich die Nitratkonzentration unterhalb<br />

dieser Tiefen entwickelt.<br />

Im Gegensatz dazu zeigt das oberflächennahe Grundwasser in den Messstellen,<br />

denen Grundwasser zuströmt, das unter Wald gebildet wurde, keine hohen Nitratkonzentrationen,<br />

dieses Wasser ist praktisch nitratfrei (vgl. Abb. 6-10). Lediglich in<br />

einer Teufe (Messstelle 5_2, Teufe 5,2 m uGOK) wurde 9 mg/L Nitrat nachgewiesen.<br />

Endbericht - März 2009 98


Messstellengruppe 5<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-10. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />

Messstellen der Lokation 5 (Grundwasser, gebildet unter Wald)<br />

Messstelle 2<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-11. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />

Messstellen der Lokation 2<br />

Ebenfalls nitratfrei ist das oberflächennahe Grundwasser in den Lokationen 2 und 4<br />

(vgl. Abb. 6-10 und 6-11).<br />

Endbericht - März 2009 99


Messstelle 4<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 50 100 150 200 <strong>25</strong>0<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-12. Darstellung der Teufenverteilung der Nitratkonzentrationen in den<br />

Messstellen der Lokation 4<br />

Für den Parameter Eisen-zwei sind die entsprechenden Daten in den folgenden Abbildungen<br />

dargestellt.<br />

Messstellengruppe 1<br />

Eisen - zwei [mg/L]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-13. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />

den Messstellen der Lokation 1<br />

Endbericht - März 2009 100


Messstellengruppe 3<br />

Eisen-zwei [mg/L]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-14. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />

den Messstellen der Lokation 3<br />

Messstellengruppe 5<br />

Nitrat [mg/L]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-15. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />

den Messstellen der Lokation 5<br />

Endbericht - März 2009 101


Messstelle 2<br />

Eisen - zwei [mg/L]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-16. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />

den Messstellen der Lokation 2<br />

Messstelle 4<br />

Eisen-zwei [mg/L]<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Tiefe [m uGOK]<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

-7<br />

-8<br />

-9<br />

-10<br />

Abb. 6-17. Darstellung der Teufenverteilung der Eisen-zwei-Konzentrationen in<br />

den Messstellen der Lokation 4<br />

Im oberflächennahen Grundwasser werden mit bis zu 10 mg/L Eisen (etwa 9 mg/L<br />

Eisen-zwei) sehr hohe Konzentrationen ermittelt. Die Tab. 6-8 zeigt die statistische<br />

Auswertung ausgewählter Parameter zur Grundwasserbeschaffenheit.<br />

Danach zeigen die beobachteten Werte für einen Großteil der Messpunkte einen<br />

reduzierten Bereich an.<br />

Endbericht - März 2009 102


Tab. 6-8. Statistische Auswertung ausgewählter Parameter zur Grundwasserbeschaffenheit<br />

Parameter<br />

Sauerstoff<br />

[mg/L]<br />

Eisen, gesamt<br />

[mg/L]<br />

Eisen-zwei<br />

[mg/L]<br />

Nitrat<br />

[mg/L]<br />

Sulfat<br />

[mg/L]<br />

Anzahl der Messwerte MW Max. Min. Std.abw.<br />

70 3 8 1 1,3<br />

63 3 9,7 0,1 2,7<br />

63 3 8,8 0,1 2,4<br />

70 40 210 1 70<br />

67 33 140 2 <strong>25</strong>,6<br />

Legende zu Tab. 6-8:<br />

MW = arithmetischer Mittelwert<br />

Max. = Maximalwert<br />

Min. = Minimalwert<br />

Std.abw. = Standardabweichung<br />

Eine Auswertung entsprechend Tab. 4-2 zeigt die Tab. 6-7. Das Grundwasser ist<br />

an 46 von 67 Messpunkten als reduziert und an 13 als oxidiert zu betrachten. An 8<br />

Messpunkten ist eine Zuordnung entsprechend der Kategorisierung nach Tab. 4-2<br />

nicht eindeutig. Hier treten hohe Nitratgehalte und hohe Eisengehalte gleichzeitig<br />

auf. Interessanterweise sind die Messpunkte, für die dies gilt, alle einer Messlokation,<br />

nämlich der Lokation 1_2, zuzuordnen. Bei der Interpretation aller Messdaten<br />

(Berücksichtigung aller Kompartimente: ungesättigte Zone – gesättigte Zone –<br />

Gewässer) entlang der Transekte wird hierauf nochmals vertiefend eingegangen<br />

(Kapitel 8).<br />

Endbericht - März 2009 103


6.2.3 Bodenwasser<br />

Die Abb. 6-18 zeigt die Probenahmestellen entlang der <strong>Lethe</strong>.<br />

Abb. 6-18. Probenahmestellen für Bodenwasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 104


Die Probenahme für Wasserinhaltsstoffe erfolgte gemäß Tab. 5-1 und<br />

Tab. 5-3.Die Ergebnisse der Bodenwasseranalysen sind in Tab. 6-9 dargestellt.<br />

Tab. 6-9. Ergebnisse der Bodenwasseranalysen (aufgetragen in Süd-Nord-<br />

Richtung)<br />

Messpunkt<br />

Lage m üWSP<br />

Wassertemperatur<br />

1<br />

Leitfähigkeit<br />

pH<br />

Sauerstoff<br />

Eisen<br />

Eisen II<br />

Nitrat 1<br />

Ammonium<br />

Chlorid<br />

Ortho-<br />

Phosphat<br />

Sulfat<br />

Nr. m °C µS/cm - mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L mg/L<br />

Bemerkungen<br />

17 0.2 12.4 326 6.5 n.bb.. 0.9 0.7 37 0.4 35 n.b. 12<br />

10 0.1 20 115 n.bb. n.bb.. 4.6 2.6 1 0.02 22 0.1 n.b.<br />

.<br />

15 0.1 12 274 6.4 n.bb.. 0.2 0.2 33 0.2 13 n.n. 33<br />

9 0.1 21 220 n.bb. n.bb.. 9 7.2 15 0.03 52 0.2 n.b.<br />

.<br />

13 0.1 15 120 6.5 n.bb.. 6 1.4 6 0.9 14 1.6 15<br />

13 0.1 14 100 6.3 n.bb.. 4.8 0.7 9 1 15 2 n.b.<br />

8 0.1 15 212 n.bb. n.bb.. 3.1 2.9 1 0.001 34 0.5 <strong>25</strong><br />

.<br />

8 0.2 17 231 n.bb. n.bb.. 8.1 7.2 1 0.4 22 0.1 20<br />

.<br />

7 0.1 14 144 n.bb. n.bb.. 2.5 2.3 1 0.08 1 0.1 33<br />

.<br />

7 0.2 14 167 n.bb. n.bb.. 0.5 0.3 3 0.005 1 0.1 31<br />

.<br />

6 0.1 17 154 n.bb. n.bb.. 7.4 2.8 3 0.006 1 0.6 27<br />

.<br />

6 0.2 13 165 n.bb. n.bb.. 10.9 7.9 1 0.8 1 0.3 31<br />

.<br />

3 0.1 18 313 6.7 6 1 0.3 1 0.001 52 0.2 n.b.<br />

2 0.1 23 228 5.1 5.5 3 1.8 1 0.006 27 0.4 n.b.<br />

2 0.2 23 212 6.2 n.bb.. 15 15 1 0.001 22 n.b. n.b.<br />

5 0.1 20 142 5.9 4.8 16 10 2 0.008 20 0.3 n.b.<br />

<strong>Lethe</strong><br />

<strong>Lethe</strong> <strong>Lethe</strong>schuh<br />

unterhalb Talsperrensystem<br />

oberhalb Talsperrensystem<br />

1 0.1 22 170 n.bb.<br />

..<br />

Legende zu Tabelle 6-9:<br />

n.n = nicht nachweisbar<br />

n.b. = nicht bestimmt<br />

n.bb. = nicht bestimmbar<br />

zu wenig Probenwasser<br />

1 Nitrat = Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze von


Die Betrachtung der Mittelwerte zeigt für die Ergebnisse die bereits für die Parameter<br />

Flusswasserqualität und Sedimentgehalt gefundene Zonierung des Untersuchungsgebietes<br />

in oberhalb und unterhalb des Talsperrensystems (vgl. Tabelle 6-<br />

10).<br />

Tab. 6-10. Statistische Auswertung ausgewählter Parameter zur Bodenwasserbeschaffenheit<br />

Parameter<br />

Anzahl der Messwerte MW Max. Min. Std.abw.<br />

Eisen, gesamt<br />

6<br />

4,3<br />

9<br />

0,2<br />

3,3<br />

[mg/L]<br />

11<br />

7<br />

16<br />

0,5<br />

5,4<br />

Eisen-zwei<br />

6<br />

2,1<br />

7,2<br />

0,2<br />

2,6<br />

[mg/L]<br />

11<br />

5,4<br />

15<br />

0,3<br />

4,7<br />

Nitrat<br />

6<br />

16,8<br />

37<br />

1<br />

14,8<br />

[mg/L]<br />

11<br />

1,5<br />

3<br />

1<br />

0,8<br />

Legende zu Tab. 6-10:<br />

MW = arithmetischer Mittelwert<br />

Max. = Maximalwert<br />

Min. = Minimalwert<br />

Std.abw. = Standardabweichung<br />

6 = oberer Wert für den Bereich oberhalb des Talsperrensystems<br />

11 = unterer Wert für den Bereich unterhalb des Talsperrensystems<br />

In den Lokationen oberhalb des Talsperrensystems sind hohe Nitratgehalte im Bodenwasser<br />

gefunden worden, im Bereich unterhalb des Talsperrensystems sind die<br />

Nitratgehalte gering, dafür werden höhere Eisen-zwei–Gehalte gefunden. Die Eisen-zwei-Gehalte<br />

sind jedoch auch im Bodenwasser oberhalb des Talsperrensystems<br />

als hoch zu bezeichnen.<br />

Die Verteilung für den Parameter Nitrat zeigt die Abb. 6-19. Diese Verteilung korreliert<br />

wiederum sehr gut mit der Verteilung der Nitratkonzentrationen in der <strong>Lethe</strong><br />

(vgl. Abb. 6-7. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Flusswasser entlang der<br />

<strong>Lethe</strong>).<br />

Endbericht - März 2009 106


Die Grenze zwischen den zwei definierten Bereichen (nitratreich – nitratarm) ist<br />

wiederum mit der Koordinate [Y] = 5866000 angegeben, was etwa der Lokation<br />

direkt hinter der Staumauer der <strong>Lethe</strong>talsperre entspricht.<br />

Nitrat<br />

40<br />

35<br />

30<br />

<strong>25</strong><br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5860000<br />

5861000<br />

5862000<br />

5863000<br />

5864000<br />

5865000<br />

5866000<br />

mg/L<br />

5867000<br />

5868000<br />

5869000<br />

5870000<br />

Y [m]<br />

Abb. 6-19. Darstellung der Nitratkonzentrationen im Bodenwasser entlang der<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Die Höhe der Nitratkonzentrationen scheint auch hier direkt auf die Einträge aus<br />

der Landwirtschaft zurückzugehen. In den untersuchten Bereichen ist eine Bewirtschaftung<br />

bis an den Gewässerrand vorhanden. In weiten<br />

Bereichen, besonders im <strong>Lethe</strong>schuh, überwiegt der Anbau von Mais. Unter Mais<br />

wird die Nitratauswaschung von verschiedenen Autoren als besonders hoch angesehen<br />

(z. B.[21] EULENSTEIN et al. 1993). Es sind besonders pflanzenbauliche Besonderheiten<br />

im Maisanbau, die das Nitrataustragsrisiko erhöhen. So ist dem Mais<br />

häufig eine winterliche Brache vorangestellt ([22] LÜTKE-ENTRUP et al. 1993), die<br />

keinen Schutz vor einer Nitratauswaschung bietet. Aufgrund der späten Ernte folgt<br />

häufig keine Hauptfrucht, die vor dem Winter eine nennenswerte N-Aufnahme erreicht<br />

([23] FASSBENDER et al. 1993, [24] MAIDL & BRUNNER 1998). Die genannten<br />

Faktoren lassen sich durch pflanzenbauliche Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau,<br />

optimierte Gülletechnik oder Untersaaten verringern. Als weitere Ursache<br />

für den hohen Nitrataustrag ist die langsame Jugendentwicklung zu nennen. Sie<br />

kann durch pflanzenbauliche Maßnahmen kaum, bzw. nicht beeinflusst werden.<br />

Nach [<strong>25</strong>] ALDRICH et al. (1986) sowie [26] AUFHAMMER et al. (1991) beträgt die<br />

Spanne zwischen Saat und einer nennenswerten N-Aufnahme des Maisbestandes<br />

30% – 40% der gesamten Vegetationszeit von Mais. Aufgrund der Reihenentfer-<br />

Endbericht - März 2009 107


nung und schwachen Durchwurzelung des Reihenzwischenraumes besteht in diesem<br />

Zeitraum abhängig vom Wasserspeichervermögen des Bodens und der Niederschlagsverteilung<br />

ein hohes Austragsrisiko für Nitrat, das zur Saat ausgebracht<br />

oder durch die Mineralisation der organischen Substanz freigesetzt wird ([27]<br />

MAIDL 1990). Die Höhe der Nitratkonzentrationen in diesem Bereich ist daher wenig<br />

verwunderlich und direkt auf die Nutzung zurückzuführen.<br />

Die Verteilung der Parameter Eisen und Eisen-zwei entlang der <strong>Lethe</strong> zeigt die Abb.<br />

6-20.<br />

Eisen<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

mg/L<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Eisen-zw ei<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

5860000<br />

5861000<br />

5862000<br />

5863000<br />

5864000<br />

5865000<br />

5866000<br />

5867000<br />

5868000<br />

5869000<br />

5870000<br />

5860000<br />

5861000<br />

5862000<br />

5863000<br />

5864000<br />

5865000<br />

5866000<br />

5867000<br />

5868000<br />

5869000<br />

5870000<br />

Y [m]<br />

mg/L<br />

Y [m]<br />

Abb. 6-20. Darstellung der Eisen-Gesamt- und der Eisen-zwei – Konzentrationen<br />

im Bodenwasser entlang der <strong>Lethe</strong><br />

Endbericht - März 2009 108


Die Abbildung zeigt ebenfalls deutlich die Zonierung im Untersuchungsgebiet. Diese<br />

Zonierung der Beschaffenheit, die sämtliche Kompartimente, also Bodenwasser,<br />

Grundwasser und Flusswasser, sowie das Sediment in der <strong>Lethe</strong> betrifft, geht einher<br />

mit der topographischen Situation der Oberen <strong>Lethe</strong>. Im südlichen Bereich, im<br />

<strong>Lethe</strong>schuh bis zum Talsperrensystem, fließt die <strong>Lethe</strong> als künstlich verändertes<br />

Gewässer, teilweise vollständig kanalisiert, bis zur ersten Talsperre, dem Feldmühlenstau,<br />

der zudem etwa die Verbreitungsgrenze des Raseneisenerzvorkommens<br />

bildet (vgl. Abb. 4–10). Unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre beginnt eine typische Flussauebildung,<br />

geprägt durch Mäander und tiefe Einschnitte in die hier feinkörnige<br />

nacheiszeitliche Flugsandecke ([28] MICHAELSEN, 1969). Besonders im Bereich<br />

nach der <strong>Lethe</strong>talsperre sind Versumpfungen infolge durchsickernden Grundwassers,<br />

verstärkt durch die hochliegenden Zuleiter, zu beobachten. Mit dem Grundwasser<br />

wird Eisen-zwei, und nach der Verbindung mit dem Luftsauerstoff, Eisenhydroxid<br />

(Fe(OH) 3 ) in Gelform in Grüppen und Tümpeln transportiert.<br />

Die im hydraulischen Modell festgestellten Interaktionen zwischen Grundwasser<br />

und Flusswasser zeigen ebenfalls deutlich, dass Interaktionen mit hohen Zuflüssen<br />

besonders im Bereich unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre festzustellen sind (vgl. Bericht<br />

zum hydraulischen Modell).<br />

Endbericht - März 2009 109


7 Eisentransport in der <strong>Lethe</strong><br />

Die Abbildung der Verockerungserscheinungen in der Oberen <strong>Lethe</strong> wurden mit<br />

dem Modell ECOLab berechnet. Ausgehend vom hydraulischen Modell, dem integrierten<br />

Grundwasser-Oberflächenwasser Modell, das mit der Software MIKE SHE –<br />

MIKE 11 realisiert wurde, wurde ECOLab mit dem Flusswassermodell – MIKE 11<br />

gekoppelt, so dass die Entwicklung der Verockerung im Flussschlauch dargestellt<br />

werden kann. Die zukünftige Entwicklung der Wasserbeschaffenheit wurde im<br />

Grundwasser mit dem Modell PHREEQC berechnet.<br />

7.1 Hydraulisches Modell<br />

Das hydraulische Modell wurde als integriertes Modell im vorangegangenen Projekt<br />

aufgebaut. Für die Fragestellung der Verockerung musste es verfeinert werden.<br />

Um die Fließverhältnisse im Austauschbereich zwischen Grundwasserleiter und der<br />

Oberen <strong>Lethe</strong> genau abbilden zu können, wurden entlang der <strong>Lethe</strong> Querprofile<br />

aufgenommen. So konnten die Sohl-, Uferlokationen und Vorland höhengenau in<br />

das hydraulische Modell übernommen werden (Höhenaufnahme exemplarisch dargestellt<br />

in Abb. 7-1).<br />

30<br />

Querprofilvermessung - Obere <strong>Lethe</strong><br />

Profil 3400<br />

29<br />

28<br />

27<br />

Höhe [mNN]<br />

26<br />

<strong>25</strong><br />

24<br />

23<br />

22<br />

21<br />

20<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

X [m]<br />

Legende:<br />

Höhenmesspunkte<br />

Abb. 7-1. Vermessung von Querprofilen mit GPS-Trimble R8-System, Beispiel einer<br />

Aufnahme an Querprofil 3400<br />

Endbericht - März 2009 110


Wie aus den vorangegangenen Kapiteln hervorgeht, beginnt die Verockerung der<br />

<strong>Lethe</strong> ab der <strong>Lethe</strong>talsperre. Oberhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre wird auch Eisen aus der<br />

Landschaft in die Gewässer eingebracht, hier aber hauptsächlich in Drainagegräben.<br />

In der <strong>Lethe</strong> selbst wurden keine Werte gemessen, die entsprechend der Einordnung<br />

nach Infobox C (Seite 92) als problematisch anzusehen sind. Zudem kann<br />

nicht kategorisch ausgeschlossen werden, dass das Talsperrensystem als Eisensenke<br />

wirkt.<br />

Daher wurde als Betrachtungsabschnitt für das Transportmodell die Obere <strong>Lethe</strong><br />

ab der <strong>Lethe</strong>talsperre bis zur Messstelle Bissel ausgewählt (vgl. Abb.7-2).<br />

<strong>Lethe</strong> - Flussabschnitt unterhalb Talsperrensystem<br />

5868800<br />

Messsstelle Bissel<br />

Statonierung 5400 [m]<br />

5868600<br />

5868400<br />

5868200<br />

Von DHI aufgenommene<br />

Querprofile<br />

5868000<br />

5867800<br />

5867600<br />

5867400<br />

5867200<br />

Ahlhorner<br />

Teiche<br />

Staumauer<br />

<strong>Lethe</strong>talsperre<br />

Stationierung 0 [m]<br />

5867000<br />

5866800<br />

5866600<br />

5866400<br />

5866200<br />

5866000<br />

3441000 3441500 3442000 344<strong>25</strong>00 3443000 3443500<br />

Abb. 7-2. Flussabschnitt der <strong>Lethe</strong> unterhalb des Talsperrensystems – Talsperre<br />

bis Messstelle Bissel – Bearbeitungsabschnitt zur Darstellung der Verockerung<br />

Endbericht - März 2009 111


Die Rekalibrierung des so verfeinerten Modells ergab die Interaktion zwischen<br />

Grundwasser und Oberflächenwasser als Abfluss q in m 3 /s je Zellkante Zufluss aus<br />

dem Grundwasser in die <strong>Lethe</strong>. In Abb. 7-3 dargestellt sind die Zuflüsse in die <strong>Lethe</strong><br />

beispielhaft für 5 Berechnungszellen im Modell. Positiv dargestellt ist der Zufluss<br />

aus dem Grundwasser zum Gewässer, ein negativer Wert bedeutet den Zufluss<br />

aus dem Gewässer zum Grundwasser.<br />

0.00050<br />

SZ exchange flow with river (46, 97, 1) [m^3/s]<br />

SZ exchange flow with river (42, 95, 1) [m^3/s]<br />

SZ exchange flow with river (47, 83, 1) [m^3/s]<br />

SZ exchange flow with river (57, 66, 1) [m^3/s]<br />

SZ exchange flow with river (70, 35, 1) [m^3/s]<br />

0.00045<br />

0.00040<br />

0.00035<br />

0.00030<br />

0.000<strong>25</strong><br />

0.00020<br />

0.00015<br />

0.00010<br />

0.00005<br />

0.00000<br />

-0.00005<br />

-0.00010<br />

1994 1995 1996<br />

Abb. 7-3. Interaktion zwischen Grundwasser und Gewässer, beispielhaft für 5 Berechnungszellen.<br />

Wie ersichtlich, wird die <strong>Lethe</strong> auch aus dem Grundwasser gespeist. Die Variationsbreite<br />

(hohe und niedrige Zuflüsse) kann an einigen Stellen sehr groß sein, an<br />

anderen eher gering. Für die Abbildung wurden ganz bewusst extreme Werte herausgesucht,<br />

um die räumliche wie auch die zeitliche Variabilität abzubilden. Diese<br />

Zuströme aus dem Grundwasser zum Gewässer werden als Eingabeparameter in<br />

das Gewässermodell MIKE 11 / ECOLab übergeben. Der Abfluss der <strong>Lethe</strong> wird etwa<br />

zu je einem Drittel aus Grundwasser, Drainage und Oberflächenabfluss erzeugt.<br />

Endbericht - März 2009 112


7.2 Modell Ecolab<br />

7.2.1 Überblick<br />

Im Modell ECOLab wurde die Beschaffenheit und die Beschaffenheitsveränderung<br />

entlang des insgesamt 5400 m langen Flussabschnittes dargestellt. Die Hydraulik<br />

wurde mit dem gekoppelten Grundwasser-Oberflächenwasser-Modell abgebildet,<br />

die Randbedingungen für die Beschaffenheit wurden aus den eigenen Untersuchungen<br />

erstellt. Diese waren keine Langzeituntersuchungen, im Projektzeitraum<br />

konnten nur über 2 Monate die Beschaffenheitsparameter untersucht werden. Um<br />

die Schwankungsbreite der Parameter zu identifizieren, wird die Erhebung von<br />

Messdaten in höherer zeitlicher Auflösung über einen Zeitraum von einem hydrologischen<br />

Jahr wird empfohlen.<br />

Ein Großteil der Belastung des Gewässers mit Eisen-zwei wird jedoch aus den Umsatzprozessen<br />

im Grundwasser induziert. Diese Prozesse sind langfristig ablaufende<br />

Prozesse, da sie wiederum von der Eintragsgeschichte, dem Transportweg und<br />

dem Umsatzpotential abhängen.<br />

Die zeitliche Auflösung ist für die betrachteten Transekten und die gemessenen<br />

Werte in der ungesättigten Zone nicht bekannt. Jedoch geben die Ergebnisse der<br />

Langzeitbetrachtungen der Wasserbeschaffenheit in den Vorfeldmessstellen des<br />

Grundwasserleiters (von 1989 bis 2005 lagen Daten vor) eindeutige Hinweise auf<br />

deren zeitliches Verhalten (GEOINFOMETRIC, 2005). Es wurden ebenfalls hohe Nitratgehalte<br />

und hohe Eisengehalte festgestellt. Zwischen 1989 und 2005 sind hier<br />

zum Teil auch steigende Werte zu beobachten. Dies weist wiederum darauf hin,<br />

dass es sich nicht um eine nur kurzfristige Erscheinung handelt. Dies zeigen ebenfalls<br />

die Eisengehalte im Sediment der <strong>Lethe</strong>, sie weisen auf Anreicherungsprozesse<br />

hin.<br />

Der Ansatz der gefundenen Konzentrationen für das zufließende Grundwasser als<br />

lateraler Zufluss aus dem Grundwasser zum Gewässer ist somit für den Status als<br />

Voruntersuchungen gerechtfertigt.<br />

Für die Abbildung des Verockerungsprozesses in der <strong>Lethe</strong> wurde für MIKE11 ein<br />

Ockermodul entwickelt, das nachfolgend beschrieben wird.<br />

Endbericht - März 2009 113


7.2.2 Ocker-Modul (MIKE 11)<br />

Das Ockermodul ist als ADD-ON Modul in ECOLab für die MIKE11-Software<br />

entwickelt worden. Im Folgenden werden die wichtigsten Prozesse sowie die<br />

Umsetzung der Dynamik der Ockerbildung und –fällung beschrieben (vgl. Abb.<br />

7-4).<br />

Fe++ Fe+++ Ausfällung<br />

Oxidation<br />

Lösung<br />

Fe (OH) 3<br />

Resuspension<br />

Sedimentation<br />

Sedimentierter Ocker<br />

Abb. 7-4. Berücksichtigung des Ockerbildungsprozesses in ECOLab<br />

Beschreibung der Prozesse und Zustandsvariable<br />

Die erste Stufe der Ockerbildung, die Oxidation von Fe² + zu Fe³ + unterliegt der<br />

folgenden Gleichung:<br />

4 Fe 2+ + O 2 + 4 H + 4 Fe 3+ + 2H 2 O<br />

Die Kinetik der Reaktion kann nach<br />

d[Fe 2+ ]/dt = - k [O 2 ] [OH - ] 2 [Fe 2+ ]<br />

beschrieben werden.<br />

Der Umsatz, also die zeitliche Änderung der Eisenionenkonzentration, ist eine<br />

Funktion der Eisenionenkonzentration selbst und der Sauerstoff- und<br />

Hydroxidionenkonzentration (pH). Die Geschwindigkeitskonstante (k) ist vom<br />

Nutzer zu spezifizieren, sie kann z.B. in Experimenten bestimmt werden.<br />

Endbericht - März 2009 114


Die Reaktionsgeschwindigkeit ist proportional zur Ausgangskonzentration. Die in<br />

der Literatur angegebenen Werte für die Geschwindigkeitskonstante der Eisen(II)-<br />

Oxidation für wässrige Lösungen des pH-Wert-Bereiches 6-8 liegen zwischen 1,5<br />

bis 5,0 x10 13 M -2 atm -1 min -1 .<br />

Der gebildete Ferro-Eeisenhydroxydkomplex fällt als Ocker aus. Die zwei<br />

Mechanismen, die im Modell die freie Ferro-Eisenkonzentration bestimmen sind die<br />

Oxidation von Ferroeisen und die Fällung von Ocker.<br />

[FeOH 3 ] ← → [Fe 3+ ] [OH - ] 3<br />

Bei pH-Werten größer als 3 ist das Gleichgewicht in der Gleichung nach links<br />

verschoben. Es kommt keiner Rücklösung von bereits gefälltem Ocker. Ocker ist<br />

schwer löslich und das Lösungsprodukt ist etwa 10 - 40. Das Gleichgewicht stellt<br />

sich momentan ein.<br />

k s = [Fe 3+ ] [OH - ] 3<br />

Die Sauerstoffkonzentration stellt sich über die vier verschiedenen Prozesse<br />

Sauerstoffeintrag (durch Luft), Photosynthese, Respiration und Oxidation von<br />

Ferroeisen ein.<br />

Die pH Werte für das Gewässer werden durch das Karbonatsystem gepuffert und<br />

berechnet.<br />

Das Karbonatsystem besteht grundlegend aus drei Gleichungen. Kombiniert man<br />

diese mit die Ausdrücken für den gesamtorganischen Kohlenstoff (TUC - TAC –<br />

TIC) und der Alkalität, erhält man ein lösbares Gleichungssystem (5 Gleichungen<br />

mit 5 Unbekannten).<br />

TUC ist die Summe der anorganischen Kohlenstoffkomponente:<br />

TUC = [H 2 CO 3 ] + [HCO 3 - ] + 2[CO 3 2- ]<br />

Im pH Bereich 5-8 werden die Komponenten [H 2 CO 3 ] und [HCO 3 - ] das<br />

Kohlensäuersystem dominieren.<br />

Die Konzentration der TUC ändern sich beim Austausch von Kohlendioxid mit der<br />

Atmosphäre und Pflanzen (Respiration und Photosynthese).<br />

Endbericht - März 2009 115


TAL ist ein Maß für die Pufferstärke des Wassers und ist wie folgt definiert:<br />

TAL = [HCO 3 - ] + [CO 3 2- ] + [OH - ] - [H + ]<br />

TAL ist ein Ausdruck für die Fähigkeit des Gewässers, pH Variationen zu puffern.<br />

Niedrige Alkalität macht das System anfällig für pH Änderungen.<br />

Das Ockermodell beschreibt die Variationen von sieben Zustandsvariablen über die<br />

Zeit als unabhängige Variablen. Das Modell besteht aus einem Ocker-Teil und einem<br />

pH-Teil. Die sieben Zustandsvariablen sind:<br />

Ocker-Teil:<br />

FE2 Gelöstes Ferro-eisen (mg/L)<br />

FE3 Gelöstes Ferri-eisen (mg/L)<br />

FEOH3 Ockerkonzentration (suspendiert) (mg/L)<br />

FES Benthischer Ocker (g/m 2 )<br />

DO Sauerstoffkonzentration (mg/L)<br />

T Temperatur (ºC)<br />

pH-Teil:<br />

TUC Gesamtanorganischer Kohlenstoff (mol/L)<br />

TAL Alkalität (mol H + /L)<br />

Hieraus abgeleitet berechnete sich die Kohlenstoffkonzentration und der pH-Wert.<br />

Anwendung<br />

Das Modell wurde zur Berechnung und Beschreibung des Ockertransports und der<br />

Ausfällung im Gewässer angewandt. Darüber hinaus kann das kalibrierte Modell<br />

zusammen mit Monitioringdaten zur Einschätzung der Ockerbilanz (Bildung, Transport,<br />

und Auflösung) genutzt werden.<br />

Endbericht - März 2009 116


7.2.3 Modellinput<br />

Die stofflichen Randbedingungen ergaben sich aus den eigenen Untersuchungen<br />

und wurden aufgrund der fehlenden Zeitreihen als konstante laterale Einleiterkonzentrationen<br />

angesetzt (vgl. Tabelle Tab. 7-1).<br />

Tab. 7-1. Konzentrationen an den lateralen Einleitungspunkten<br />

Einleitungspunkte (Lage vgl. Abbildung Abb. 6-18)<br />

8<br />

Direkt<br />

unterhalb<br />

der <strong>Lethe</strong> -<br />

talsperre<br />

7 6 3 2 5 1<br />

Messstelle<br />

Bissel<br />

Parameter<br />

Eisen-zwei<br />

6 2 8 1 8 10 9<br />

[mg/L] 1<br />

Sauerstoff<br />

8 8 8 6,5 7,5 6,5 8<br />

[mg/L] 2<br />

pH [-] 3 6,9 6,4 6,5 6,9 6,7 7 7<br />

Legende zu Tab. 7-1<br />

1 = Konzentration im Zulauf (Bodenwasser)<br />

2,3 = Konzentration im Gewässer (<strong>Lethe</strong>)<br />

Entlang der <strong>Lethe</strong> gibt es Bereiche, an denen per Augenschein mehr Eisen eingetragen<br />

wird – dies sind die Bereiche, in denen lokal Eisen an der Oberfläche ausfällt<br />

– und Bereiche, an denen dies so nicht erkannt werden kann. Die Ergebnisse<br />

der Untersuchungen zum Eisengehalt im Bodenwasser spiegeln diese Unregelmäßigkeit<br />

wieder. In späteren Untersuchungen sollten deshalb kürzere Entfernungen<br />

zwischen den Entnahmestellen gewählt werden, um diese Verteilung den realen<br />

Bedingungen entsprechend, zu erfassen.<br />

Für die Eingabe im vorliegenden Modell wurden die Werte zwischen den lateralen<br />

Einleitungspunkten interpoliert. Dieser Ansatz ist naturgemäß mit hohen Unsicherheiten<br />

behaftet, aber aufgrund der Datenlage ist er geeignet, eine erste Abschätzung<br />

über das transportierte Eisen aus dem Modell abzuleiten.<br />

Endbericht - März 2009 117


7.3 Berechnungen – Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse eines Berechnungslaufes sind nachfolgend dargestellt. Der Berechnungszeitraum<br />

von 4 Monaten ergab sich aus dem Betrachtungszeitraum der Messung<br />

der Wasserspiegellagen an der Messstelle Bissel und dem Zeitraum, über den<br />

die Beobachtungen zu den Wasserbeschaffenheitsparametern, insbesondere Eisenzwei,<br />

ausgeführt wurden.<br />

Dargestellt sind die mittleren Werte für gelöstes Eisen-zwei (Abb. 7-5), Sauerstoffkonzentration<br />

(Abb. 7-6), ausgefällter Eisenocker (Abb. 7-7) und pH-Wert<br />

(Abb. 7-8) und jeweils die gemessenen Werte an den Lokationen (rotes Quadrat).<br />

Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Eisen - Zwei [mg/L]<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-5. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN1<br />

Gelöster Sauerstoff in der <strong>Lethe</strong><br />

11<br />

10.5<br />

10<br />

9.5<br />

9<br />

8.5<br />

Sauerstoff [mg/L]<br />

8<br />

7.5<br />

7<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong><br />

Abb. 7-6. Konzentration gelöster Sauerstoffs in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN1<br />

Endbericht - März 2009 118


Ausgefällter Eisenocker<br />

350<br />

300<br />

<strong>25</strong>0<br />

200<br />

150<br />

m g/L<br />

100<br />

50<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-7. Ausgefällter Eisenocker in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN1<br />

pH Werte in der <strong>Lethe</strong><br />

7.30<br />

7.20<br />

7.10<br />

7.00<br />

6.90<br />

6.80<br />

6.70<br />

6.60<br />

6.50<br />

6.40<br />

6.30<br />

pH-Wert [-]<br />

6.20<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-8. pH-Werte in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN1<br />

Die Ergebnisse der Berechnung – RUN1 bilden die Beschaffenheitsveränderungen<br />

im Gewässer entsprechend des ablaufenden Prozesses prinzipiell ab. Ein Anstieg<br />

der Konzentrationen von Eisen – zwei im Gewässer korreliert mit der Verringerung<br />

der Sauerstoffkonzentration und dem Anstieg des pH-Wertes. Allerdings werden<br />

die beobachteten Werte von den Berechnungsergebnissen nicht getroffen. Für die<br />

Konzentration des gelösten Eisens in der <strong>Lethe</strong> ist bis zur Stationierung 4000 [m]<br />

die Dynamik prinzipiell abgebildet. Danach steigen die Eisengehalte im Modell an,<br />

während die gemessen Daten eine gegenläufige Tendenz aufweisen. Insgesamt<br />

wird der Prozess so nicht vom Modell abgebildet. Insgesamt sind die Werte zu<br />

hoch.<br />

Endbericht - März 2009 119


Folgende Gründe sind dafür verantwortlich:<br />

1. Räumliche Verteilung des Eiseneintrags<br />

Mit dem Ansatz von gleich bleibenden lateralen Eintragskonzentrationen aus<br />

dem Bodenwasser zwischen den Bestimmungslokationen wird der Heterogenität<br />

des Eiseneintrags nicht ausreichend Rechnung getragen. Für weitere<br />

Untersuchungen ist in regelmäßigem Abstand, z.B. 50 – 100 m Abstand zwischen<br />

Probenahmestellen, eine Entnahme und Analyse von Bodenwasser<br />

vorzunehmen.<br />

2. Zeitliche Verteilung des Eintrags<br />

Der Eiseneintrag ist nicht konstant über einen längeren Zeitraum, sondern<br />

unterliegt aufgrund der ablaufenden Prozesse, insbesondere in der Uferzone,<br />

einer zeitlichen Variabilität. Daher ist der Ansatz gleichbleibender Konzentrationen<br />

mit Unsicherheiten behaftet. Zukünftige Probenahmen (z.B. eine Probenahme<br />

je Quartal) sollten daher mindestens über einen Zeitraum von einem<br />

Jahr ausgeführt werden.<br />

Es wurden zwei weitere Berechnungsläufe ausgeführt, in dem eine Reihe von Veränderungen<br />

im Model-Setup vorgenommen wurden.<br />

Im Berechnungslauf 2 wurde der Eintragsparameter Eisen-zwei halbiert. Dies war<br />

eine willkürliche Veränderung, die im Ergebnis die Sensitivität des Parameters, also<br />

den Einfluss einer drastischen Veränderung zeigen soll. Die Ergebnisse zeigen die<br />

nachfolgenden Abbildungen.<br />

Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Eisen - Zwei [mg/L]<br />

0.5<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-9. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN2<br />

Endbericht - März 2009 120


Gelöster Sauerstoff in der <strong>Lethe</strong><br />

11.5<br />

11<br />

10.5<br />

10<br />

9.5<br />

9<br />

8.5<br />

Sauerstoff [mg/L]<br />

8<br />

7.5<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

7<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong><br />

Abb. 7-10. Konzentration gelöster Sauerstoffs in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN2<br />

Ausgefällter Eisenocker<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

µg/m3 in 4 Monaten<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-11. Ausgefällter Eisenocker in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN2<br />

pH Werte in der <strong>Lethe</strong><br />

7.20<br />

7.10<br />

7.00<br />

6.90<br />

6.80<br />

6.70<br />

6.60<br />

6.50<br />

6.40<br />

6.30<br />

pH-Wert [-]<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

6.20<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-12. pH-Werte in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse – RUN2<br />

Endbericht - März 2009 121


Erwartungsgemäß sinkt mit dem Eintrag auch die Konzentration gelösten Eisens im<br />

Wasser der <strong>Lethe</strong>, sowie die Masse ausgefällten Eisens. Die gemessenen Werte<br />

werden mit diesem Berechnungslauf und diesen Randbedingungen jedoch nicht<br />

getroffen. Insbesondere im Untersuchungsabschnitt oberhalb der Messstelle Bissel<br />

(Einleitungspunkt 1 bis Einleitungspunkt 2) werden Werte im Bodenwasser von bis<br />

zu 10 mg/L Eisen-zwei gefunden, die im Modell zu Konzentrationen zwischen 2 und<br />

3 mg/L gelöstem Eisen und festem Eisenocker von etwa 60 - 80 mg/L in diesem<br />

Flussquerschnitt führen. Im Wasser der <strong>Lethe</strong> wurden Eisen-Konzentrationen von<br />

weniger als 1 mg/L gemessen. Diese Werte werden im Modell nicht erreicht. Auch<br />

hier gelten die genannten Unsicherheiten als mögliche Ursachen.<br />

Ein weiterer Berechnungslauf – RUN3 – wurde unter der Annahme ausgeführt,<br />

dass nur jeweils in einem Bereich von bis zu 300 m um den Einleitungspunkt herum<br />

(Lokation, an der eine Bodenwasserprobe entnommen wurde) ein Eiseneintrag<br />

aus der ungesättigten Zone stattfindet (vgl. Abb. 7-13).<br />

Aus dem Konzept eines lateralen Eintrags entlang des gesamten Verlaufes der <strong>Lethe</strong><br />

ab der Talsperre <strong>Lethe</strong> wurde das Konzept eines Eintrages in Teilbereichen.<br />

Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt.<br />

Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Eisen - Zwei [mg/L]<br />

0.5<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-13. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN3 – Eintrag in Teilbereichen<br />

Die Darstellung zeigt eine gute Abbildung der Dynamik der Eisenkonzentrationen in<br />

der <strong>Lethe</strong>. Die tatsächlichen Konzentrationen wurden nicht genau abgebildet. Vor<br />

dem Hintergrund der o.a. Unsicherheiten der zeitlichen und räumlichen Verteilung<br />

des Eintrags ist jedoch insbesondere die gute Wiedergabe der Dynamik – Anstieg<br />

und Abfallen der Eisenkonzentrationen – zu beachten. Hier zeigt sich, dass das<br />

Modell die grundlegenden Vorgänge abbilden kann.<br />

Endbericht - März 2009 122


Einen weiteren Berechnungslauf (RUN4) zeigt die Abb. 7-14. Hier wurde der Eintrag<br />

im Bereich der Messstellen Bissel (Einleitungspunkte 1 bis 2) auf ein niedriges<br />

Niveau gebracht, um so zu zeigen, dass das Modell den tatsächlichen Verlauf abbilden<br />

kann.<br />

Gelöstes Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Eisen - Zwei [mg/L]<br />

0.5<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Stationierung ab Talsperre <strong>Lethe</strong> [m]<br />

Abb. 7-14. Konzentration gelöstes Eisen-zwei in der <strong>Lethe</strong> – Berechnungsergebnisse<br />

– RUN4 – Eintrag in Teilbereichen, reduzierter Eintrag im Bodenwasser an<br />

den Einleiterstellen 1 bis 2 (vgl. Tab. 7-1)<br />

Eine Verringerung der Eintragssituation in den Einleiterlokationen 1, 5, 2 führt zu<br />

dem dargestellten Konzentrationslängsprofil in der <strong>Lethe</strong>. Der zusätzliche Berechnungslauf<br />

zeigt, dass hier ein sensitiver Parameter vorliegt. Die Unterschiede in<br />

den berechneten und gemessenen Werten können aus dem zeitlichen Versatz der<br />

Probenahme Gewässer – Boden - Grundwasser, also der vermuteten zeitlichen und<br />

räumlichen Variabilität der Eisenkonzentrationen herrühren. Aus diesem Berechnungslauf<br />

kann abgeleitet werden, wie entscheidend die Entnahme räumlich und<br />

zeitlich belastbarer Bodenwasserproben ist.<br />

Der Vergleich der Abbildungen 7-5, 7-9, 7-13 und 7-14 zeigt die Sensitivität der<br />

Konzentrationen gelösten Eisens gegenüber der Eintragssituation. In der nachfolgenden<br />

Tabelle 7-2 ist dies zusammenfassend dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 123


Tab. 7-2. Vergleich der Berechnungsergebnisse RUN1 bis RUN4 mit gemessenen<br />

Konzentrationen im Gewässer<br />

Konzentration<br />

Konzentration<br />

Konzentration<br />

Einleitungsstelle<br />

- gemessen 1)<br />

Eisen-zwei [mg/L]<br />

im Bodenwasser<br />

EINTRAG<br />

- berechnet<br />

Eisen-zwei [mg/L]<br />

im Gewässer<br />

- gemessen<br />

Eisen-zwei [ mg/L]<br />

im Gewässer<br />

Run1<br />

Run2<br />

Run3<br />

Run4<br />

Run1<br />

Run2<br />

Run3<br />

Run4<br />

Mittel aus 2-3 Messungen<br />

8 6 3 6 6 1.8 1.4 1.3 1.5 0.4<br />

7 2 1 2 2 2.1 1.4 1.4 1.4 0.7<br />

6 8 4 8 8 3.7 1.6 2.1 2.1 0.8<br />

3 1 0.5 1 1 3.9 1.5 2.2 2.2 1.6<br />

2 8 4 8 1 6.1 1.8 2.6 1.9 1.5<br />

5 10 5 10 1 6.0 2.2 3.1 1.5 1.4<br />

1 9 4.5 9 1 6.7 2.3 3.3 1.5 0.8<br />

Legende zu Tabelle 7-2:<br />

1) die tatsächlich gemessenen Konzentrationen im Bodenwasser wurden in<br />

den Berechnungsläufen RUN1 und RUN3 angesetzt. In den Berechnungsläufen<br />

RUN2 und RUN4 wurden die Werte entsprechend den o.a. Werten und<br />

der u.a. Prozeduren verändert.<br />

Run1. Original-Daten zum Eintrag wurden verwendet – lateraler Eintrag in<br />

die <strong>Lethe</strong> über den gesamten betrachteten Bereich (5400 m Fließgewässerlänge)<br />

Run2. Die Original-Eintragsdaten wurden halbiert – lateraler Eintrag in die<br />

<strong>Lethe</strong> über den gesamten betrachteten Bereich (5400 m Fließgewässerlänge)<br />

Run3. Original-Daten zum Eintrag wurden verwendet – lateraler Eintrag nur<br />

in einem Bereich zwischen 200 bis 300 m um die Einleiterstelle<br />

Run4. Original-Daten zum Eintrag wurden verändert: an den letzten 3 Einleitungsstellen<br />

(1, 5, 2 – vgl. Tab. 7-1) wurden die Werte auf 1 mg/L herabgesetzt,<br />

um zu zeigen, dass die im Gewässer gemessenen Werte unter dieser<br />

Annahme erreicht werden können.<br />

Endbericht - März 2009 124


Der Vergleich in Tabelle 7-2 zeigt, dass das Modell sensitiv auf die Veränderung<br />

der Einleiterkonzentration und der Einleitungslänge des lateralen Zuflusses reagiert.<br />

Sensitive Parameter sind demnach die Zuleitungskonzentration und die Einleitungslänge.<br />

Es macht mit dem vorhandenen Wissen (= Datenmaterial) keinen Sinn, das Modell<br />

weiter durch Veränderungen der Eintragssituation an die an 2-3 Terminen gemessenen<br />

Werte anzupassen, da diese Veränderungen nur auf Vermutungen basieren.<br />

Tatsächlich lässt sich jedoch zeigen, dass der Eintrag aus dem Boden- bzw.<br />

Grundwasser auch in der beobachteten Höhe für die Eisenkonzentrationen in der<br />

<strong>Lethe</strong> verantwortlich ist.<br />

Die Parameter Sauerstoff und pH-Wert werden nur in einer großen Bandbreite im<br />

Modell abgebildet. Insbesondere der Parameter pH-Wert wird nicht genügend genau<br />

vom Modell abgebildet. Hier sind zum einen noch Verbesserungen im Modell<br />

selbst möglich. Andererseits ist der Parameter ph-Wert auch sehr stark vom Kohlensäuresystem<br />

im Gewässer abhängig. Hier lagen keinerlei Daten vor, die Aufnahme<br />

genauer Daten wäre zu aufwändig gewesen, sie musste daher unterbleiben.<br />

Für weitergehende Untersuchungen wird eine genaue Abbildung des Kohlensäuresystems<br />

empfohlen.<br />

Es ist jedoch festzuhalten, das das Modell in der Lage ist, die Konzentrationen gelösten<br />

Eisens bei einer vorgegebenen Eintragssituation durch Eisen-zwei aus dem<br />

Bodenwasser hinsichtlich der Dynamik und auch hinsichtlich der Höhe der zu erwartenden<br />

Eisenkonzentrationen im Gewässer abzubilden.<br />

FAZIT<br />

Eine Kalibrierung und Validierung des Transportmodells ist aufgrund der Datenlage<br />

nicht möglich gewesen. Ein Modell ist prinzipiell jedoch nicht nur dazu geeignet,<br />

Prognoserechnungen (nach Kalibrierung und Validierung) auszuführen,<br />

sondern ebenfalls dazu geeignet, das System, das beschrieben<br />

werden soll besser zu verstehen, eben auch mit solchen Berechnungen,<br />

wie sie von DHI hier ausgeführt wurden.<br />

Mit dem Modell wurden Rechenläufe zum prinzipiellen Verhalten des Systems ausgeführt.<br />

Dies ist ein Ergebnis eines Modells! Das Modell ist in seiner vorliegenden<br />

Form bereit, nach der Erhebung weiteren Datenmaterials kalibriert zu werden.<br />

Das Modell hat durch die ausgeführten Rechenläufe auf etwas hingewiesen: Die<br />

Eisenkonzentrationen im Fluss sind nicht durch gleichmäßig verteilte Eintragszenarien<br />

über das Bodenwasser abzubilden. Es ist ein ungleichmäßiger Eintrag, der<br />

durch die Heterogenität der Hydraulik (Interaktion zwischen Grundwasser und<br />

Fluss), des Stoffdepots und der Umsatzprozesse bedingt ist.<br />

Endbericht - März 2009 1<strong>25</strong>


8 Diskussion der zukünftigen Wasserqualität<br />

Die Wasserbeschaffenheit im <strong>Lethe</strong>-Einzugsgebiet befindet sich in einem stetigen<br />

Wandel. Natürliche und anthropogene Prozesse überlagern sich räumlich und zeitlich<br />

heterogen. Die natürlichen Prozesse, die die Grundwasser- und Gewässerchemie<br />

beeinträchtigen sind zunächst frühdiagenetische Kohlenstoff- Mineralisierungsprozesse.<br />

Die im Sediment vorhandenen organischen Verbindungen werden von Mikroorganismen<br />

unter Verwendung von unterschiedlichen Elektronenakzeptoren oxidiert.<br />

Der effektivste Elektronenakzeptor ist Sauerstoff, der jedoch nur langsam durch<br />

den Boden ins Grundwasser eindringt. Von größerer quantitativer Bedeutung in<br />

naturbelassenen Grundwassersystemen sind Fe(III)-oxide und Sulfat (Appelo &<br />

Postma, 2005). Diese Prozesse haben dazu geführt, dass der <strong>Lethe</strong> Grundwasserkörper<br />

natürlich anoxisch ist und gelöstes Eisen (Fe 2+ ) enthält. Die Eisen (Fe 2+ )<br />

Konzentration des „Ursprungs“-Grundwasser liegt bei 2-10 mg/L, wie aus den<br />

OOWV Monitoringsdaten hervorgeht (siehe Kapitel 4). Die Reduktion der Fe(III)-<br />

oxide und Sulfat führen auch zur Bildung von Sulfide wie Pyrit. Die Fe 2+ Konzentration<br />

im Grundwasser werden durch die Fällung und Auflösungsprozesse relativ<br />

niedrig gehalten und durch das Lösungsprodukt von Fe(II)-mineralien wie Siderit<br />

und Pyrit kontrolliert. Über die Jahre – vermutlich viele Jahrtausende – wird der<br />

Grundwasserkörper jedoch durch den eindringenden Sauerstoff oxidiert.<br />

Sowohl die Bewirtschaftung von Wasser, als auch die landwirtschaftliche Nutzung<br />

des <strong>Lethe</strong> Einzugsgebietes haben jedoch große Änderungen hervorgerufen. Der<br />

Grundwasserspiegel ist durch Veränderungen im Abflussmuster abgesenkt worden<br />

und die landwirtschaftliche Nutzung führen zu höheren Einträgen von Salzen. Der<br />

schnellere Abfluss und der abgesenkte Grundwasserspiegel führen zur erhöhtem<br />

Sauerstoffeintrag und zu Veränderungen in der Interaktion von Grund- und Oberflächenwasserkörpern<br />

z.B. durch Drainage. Der Düngerüberschuss der Landwirtschaft<br />

– insbesondere der modernen Landwirtschaft – ist besonderes wichtig, da<br />

Nitrat einer der meist reaktionsfreudigen Elektronenakzeptoren ist.<br />

Die Reaktion zwischen Pyrit und Nitrat gilt als schnelle Reaktion. Somit führt die<br />

heutige, anthropogen veränderte, geochemische Situation zu einer starken Beschleunigung<br />

der natürlichen Oxidationsprozesse im Grundwasserkörper und erhöht<br />

zeitweilig den Eintrag von ockerbildendem Fe 2+ in die <strong>Lethe</strong>.<br />

Hieraus ergeben sich folgende wichtige Fragen:<br />

1) Mit welcher Wasserqualität der Oberflächen- und Grundwasser ist in Zukunft<br />

zu rechnen?<br />

2) Über ein wie langen Zeitraum ist mit Verockerungsproblemen zu rechnen?<br />

3) Gibt es Möglichkeiten die Verockerungsprobleme durch Veränderungen in<br />

der Bewirtschaftung zu mindern?<br />

Endbericht - März 2009 126


8.1 Die zukünftige Wasserqualität<br />

Bei gleichbleibender Bewirtschaftung ist die zukünftige Wasserqualität wie nachfolgend<br />

beschrieben zu prognostizieren.<br />

Der Endpunkt entspricht der Situation, wenn das Stoffdepot Pyrit oxidiert ist und<br />

Nitrat ungehindert in die <strong>Lethe</strong> aus dem Grundwasserkörper zuströmen kann. Bereits<br />

heute dominiert dieser Wassertyp den oberen Teils des Aquifers (siehe Abbildung<br />

in Kapitel 4: 4-11). Oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs sind die Verockerungsprozesse<br />

seit langem abgeschlossen und die Wasserqualitätsdaten der oberen <strong>Lethe</strong> belegen<br />

auch klar, das nitratreiches und gleichzeitige Fe 2+ -freies Wasser der <strong>Lethe</strong> zuströmt.<br />

Die Verockerungserscheinungen sind somit „nur“ ein temporäres Problem.<br />

Bei gleichbleibender Bewirtschaftung wird man „nur“ das Nitrat Problem erhalten.<br />

Ein wahrscheinliche Wasserqualität lässt sich aus der Bohrung 337 des OOWV<br />

prognostizieren. Die Daten sind in Tabelle abgebildet.<br />

Tab. 8-1. Wahrscheinlicher Endzustand ausgewählter Wasserqualitätsparameter<br />

SO 4 Cl Ca NO 3 K Mg Na NH 4 O 2 pH<br />

„Urzustand“ 15 19 5 - 2.5 2.5 12 - - 5.8<br />

Endzustand 55 31 36 130 21 17 14 0.1 8.7 5<br />

Legende zur Tabelle: Das Beispiel „Urzustand“ entspricht der Grundwasserzusammensetzung<br />

von Brunnen 266 (OOWV-Monitoringdaten) und die Daten für<br />

den „Endzustand“ können mit den Daten Brunnen 337 abgedeckt werden. Alle<br />

Konzentrationen in mg/L.<br />

Die aufgeführten Daten dienen vorerst als Beispiel für die wahrscheinliche Entwicklung<br />

und darf nicht als exakte Angabe angesehen werden. Die Tendenz ist jedoch<br />

klar, die Ionenstärke wird sich etwa 10-fach erhöhen und die Nitratkonzentration<br />

werden die in der heutigen Trinkwasserverordnung festgelegten Grenzwerte übersteigen<br />

– dies ist bereits der Situation im oberen Bereich der <strong>Lethe</strong> (vgl. Kapitel<br />

6.2.1, Tabelle 6.6). Die Verockerung wird jedoch kein Problem im Endzustand<br />

sein. Dieser Prozess wird oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs dann bereits abgeschlossen<br />

sein und die erhöhte Ionenstärke und hohe Nitratkonzentrationen sind im gesamten<br />

Einzugsgebeit verbreitet (siehe Leitfähigkeitsdaten der OOWV und Tabelle 6-<br />

6).<br />

Endbericht - März 2009 127


8.2 Verockerung – wie lange noch?<br />

Die in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Ergebnisse zur Verockerung<br />

(Daten in Grundwasser, Bodenwasser, Flusswasser und Gestein) sollen nun zur<br />

näheren Beschreibung der aktuellen Prozessgeschwindigkeiten herangezogen werden.<br />

Wenn die Prozessgeschwindigkeiten und -größen bekannt sind, kann eine<br />

Prognose über die Dauer bis zum Erreichen des Endzustandes erstellt werden.<br />

Hierfür werden die Verockerungsprozesse für die drei ausgesuchten Profile T1, T2<br />

und T3 beschrieben. Es wird in jeweils einer Schnittdarstellung der Pfad von Eisen<br />

und Nitrat aufgezeigt und diskutiert.<br />

Nachfolgend sind die für die Betrachtung relevanten Beschaffenheitsparameter im<br />

Gestein und Grundwasser in den untersuchten Transekten dargestellt (Abb. 8-1 bis<br />

8-5)<br />

Endbericht - März 2009 128


Abb. 8-2. Eisen [mg/kg] im Gestein<br />

Endbericht - März 2009 129


Abb. 8.2. Pyrit [mg/kg] im Gestein<br />

Endbericht - März 2009 130


Abb. 8-3. Nitrat [mg/L] im Grundwasser<br />

Endbericht - März 2009 131


Abb. 8-4. Sauerstoff [mg/L] im Grundwasser<br />

Endbericht - März 2009 132


Abb. 8-5. Eisen II [mg/L] im Grundwasser<br />

Endbericht - März 2009 133


Prinzipiell lassen sich diese Daten in den nachfolgenden Abbildungen 8-6<br />

bis 8-7 zusammenfassend betrachten.<br />

Legende zu den Abbildungen<br />

Lage 1_3 = Messstellen Lokation<br />

_3 am weitesten entfernt vom Gewässer<br />

_2 zwischen 1 und 3<br />

_1 direkt am Gewässer abgeteuft<br />

24.4/22.8 = Geländeoberkante an der Messstelle/Wasserspiegel in ausgebauter<br />

Messstelle in mNN<br />

Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

GOK<br />

Transekt 1<br />

m uGOK<br />

UZ<br />

mg/L<br />

0,2 9 9 1<br />

FLUSS<br />

-- 1 0,8 10<br />

Eisen im Sediment [mg/kg]<br />

Bohrungen<br />

7350<br />

(Sediment: Mischprobe aus<br />

0 – 0,5 m uGOK)<br />

23.000<br />

(Sedimentfalle)<br />

Grundwasser<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Lage 1_3<br />

Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

24.4 /22.8<br />

m NN<br />

mg/L<br />

20.4 0,1 0.1 186<br />

19.9 0,3 0.3 190<br />

19.4 0,5 0.5 199<br />

18.9 0,4 0.4 180<br />

18.4 1,8 1.7 210<br />

17.9 5,4 5.2 1<br />

17.4 7,3 7.2 3<br />

Lage 1_2 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

22.8/22<br />

m NN mg/L<br />

18.9 1,2 1,1 171<br />

18.4 1,2 1,1 177<br />

17.9 1,9 1,7 175<br />

17.4 2 1,9 182<br />

16.9 5,4 5 160<br />

16.4 5,1 4,8 155<br />

Lage 1_1 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

20.63/20.4<br />

m NN mg/L<br />

19.4 0,7 0,7 1<br />

19.1 1,5 1,4 1<br />

18.8 2,4 2,2 1<br />

18.5 3,2 3 1<br />

18.2 1,9 1,9 4<br />

Sedimentfalle<br />

15.9 4,3 4 177<br />

Abb. 8-1.Transekt 1 – Wasserbeschaffenheit in einem Stromfaden - Acker / Grünland<br />

- SKIZZE<br />

Endbericht - März 2009 134


Transekt 2<br />

Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

m uGOK<br />

mg/L<br />

UZ<br />

0,2 16 10 2<br />

FLUSS<br />

-- 1,5 1,4 21<br />

Eisen im Sediment [mg/kg]<br />

4.000<br />

(Sediment: Mischprobe aus<br />

Grundwasser<br />

0 – 0,5 m uGOK)<br />

Lage 5_3 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

mNN mg/L<br />

<strong>25</strong>.9/23.9<br />

22.7


Transekt 3<br />

Lage Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

GOK<br />

m uGOK<br />

UZ<br />

mg/L<br />

0,2 1 0,3 1<br />

FLUSS<br />

-- 2,2 1,6 2<br />

Eisen im Sediment [mg/kg]<br />

Bohrungen<br />

5.200<br />

(Sediment: Mischprobe aus<br />

0 – 0,5 m uGOK)<br />

20.000<br />

(Sedimentfalle)<br />

Grundwasser<br />

<strong>Lethe</strong><br />

Lage 3_2 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

Sedimentfalle<br />

mNN<br />

28.2/<strong>25</strong>.1<br />

mg/L<br />

<strong>25</strong>.0 1<br />

Lage 3_3 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

24.5 0.4 0.4 95<br />

mNN mg/L<br />

24.0 0.9 0.9 49<br />

28.5/<strong>25</strong>.4<br />

23.5 0.3 0.3 20<br />

<strong>25</strong>.9 1<br />

23.0 0.3 0.3 15<br />

<strong>25</strong>.4 1<br />

22.5 1.0 0.9 3<br />

24.9 0.4 0.4 5<br />

22.0 0.2 0.2 1<br />

Lage 3_1 Fe, ges Fe 2+ NO3-<br />

24.4 0.3 0.3 19<br />

mNN mg/L<br />

23.9 0.2 0.1 42<br />

24.5/23.9<br />

23.4 0.2 0.2 97<br />

23.5 4.2 3.8 1<br />

22.9 0.3 0.3 177<br />

23.0 3.5 3.3 1<br />

Wasserbeschaffenheit in einem Strom-<br />

22.5 3.6 3.4 1<br />

Abb. 8-3. Transekt 3 –<br />

22.0 5.1 4.6 1<br />

21.5 7.7 7.0 1<br />

21.0 8.5 7.7 1<br />

20.5 8.4 5.8 1<br />

faden - Acker<br />

Endbericht - März 2009 136


Transekt 1<br />

Der Transekt 1 deckt einen Stromfaden in einer Umgebung, die von Acker und<br />

Grünland geprägt ist ab. An dieser Stelle wurde Ocker sichtbar gebildet.<br />

Fern vom Ufer, an Messstelle (1_3), ist das obere Grundwasser nitratreich und arm<br />

an Fe 2+ . Innerhalb eines vertikalen Abstands von etwa 50 cm ändert sich die Wasserchemie<br />

bedeutend – es wird reich an Fe 2+ und Nitrat ist nicht mehr nachweisbar.<br />

Zwei Prozesse können hierfür verantwortlich gemacht werden, entweder die<br />

Strömungsprozesse (das untere Wasser ist das „natürliche“ tiefe Grundwasser)<br />

oder Abbauprozesse (Nitrat und Pyrit-Reaktion). Die gleiche Tendenz ist zuerkennen<br />

an Punkt 1_2 wo Fe 2+ über die Tiefe zunimmt jedoch ohne eine erkennbare<br />

Abnahme der Nitrat-Konzentration. Direkt am Fluss (1_1) ist kein Nitrat vorhanden<br />

und die Fe 2+ Konzentration ist höher als im oxidiertem Grundwasser (siehe z.B.<br />

das obere Wasser im 1_3).<br />

Diese deutet darauf hin, dass tiefes (reduziertes) Grundwasser an dieser Stelle in<br />

die <strong>Lethe</strong> austritt. Das zur Verockerung führende Fe 2+ stammt vom tiefen Grundwasser<br />

und Fe 2+ aus der Pyritoxidation. Eine Nitratwolke mit Nitrat-<br />

Konzentrationen von rund 200 mg/L bewegt sich danach in Richtung <strong>Lethe</strong>. Sie ist<br />

heute weniger als 50 m vom Ufer entfernt.<br />

Die sehr hohen Leitfähigkeiten des Grundwassers an Lokation 1_2 und 1_3 deuten<br />

darauf hin, dass Wasser aus der Landwirtschaft (Nitrat reich) hier in Richtung <strong>Lethe</strong><br />

fließt. An der Lokation 1_1, wo Wassertemperatur und Leitfähigkeit deutlich<br />

niedriger sind als 1_2 und 1_3, fließt tieferes (älteres) Grundwasser der <strong>Lethe</strong> zu.<br />

Das Ocker bildende Fe 2+ stammt heute somit aus dem tiefen Grundwasser (regional<br />

bedingte Verockerung) und nur wenig aus der Pyritoxidation im Uferbereich<br />

(lokal bedingte Verockerung). Eine Nitratwolke mit Nitrat-Konzentrationen von<br />

rund 200 mg/L bewegt sich in Richtung <strong>Lethe</strong>. Die Ankunft dieses Wassers wird zu<br />

einer Verschlechterung der Ockerproblematik führen, da dieses Wasser erhöhte<br />

Fe 2+ Konzentrationen mit sich führt, beladen durch die Pyritoxidation im Aquifer.<br />

Nah am Fluss sind Spuren von Pyrit (Disulfidschwefel) im Sediment vorhanden<br />

(Tabelle 6-4) und die Kapazität des Aquifers, den Fluss hydraulisch gegen Nitrat zu<br />

schützen, ist sehr begrenzt.<br />

Eckdaten:<br />

Das Grundwasser fließt der <strong>Lethe</strong> mit einer Nitratkonzentration von 200 mg/l und<br />

einer Fe 2+ Konzentration von etwa 5 mg/L zu. Das Aquifer-Gestein enthält etwa<br />

100-200 mg/kg Pyrit in einem Uferrandstreifen von etwa 50 m. Das tiefe Grundwasser<br />

enthält etwa 2 mg Fe 2+ /L.<br />

Endbericht - März 2009 137


Transekt 2.<br />

Der Transekt 2 deckt einen Strompfad überwiegend im Wald mit kleinen Grünlandflächen<br />

ab. Das Wasser, unter Wald gebildet, fließt dem Gewässer praktisch nitratfrei<br />

zu. Es sind zunächst niedrige Eisen-zwei Konzentrationen festzustellen, vgl.<br />

Messsstelle 5_3. Mit zunehmendem Fließweg steigen die Eisen-zwei-<br />

Konzentrationen bis zum Gewässer hin an. In der ungesättigten Zone wurden Konzentrationen<br />

von bis zu 10 mg/L Fe 2+ gemessen. Dieser Unterschied zwischen<br />

Wasser in den Messhorizonten und direkt aus der ungesättigten Zone ist ein Hinweis<br />

auf eine Anreicherung von Eisen in der Uferzone.<br />

Aufgrund seiner Zusammensetzung ist das Grundwasser als reduziert einzustufen.<br />

Die relativ niedrige Leitfähigkeit bestätigt eine geringe landwirtschaftliche Beeinträchtigung.<br />

Das tiefere Wasser ist auch von Denitrifikationsprozessen definiert,<br />

wie durch die Steigerung der Leitfähigkeit und der Fe 2+ -Konzentrationen bestätigt<br />

wird. Auffällig an den Messstellen dieses Transektes, sind jedoch die hohen Gehalte<br />

an Eisen im Gestein. Sie liegen für die Proben in den Messstellen 5_2 und 5_3<br />

deutlich höher als in allen anderen gefundenen Proben (Faktor 3-10, vgl. Tabelle<br />

6-4). Die hohe Eisenkonzentration im Sediment ist hier auf Fe(III)-Verbindungen<br />

zurückzuführen. Es kann sich dabei um Eisen(III)-oxide oder Jarosit handeln,<br />

überwiegend aus früheren Oxidationsprozessen im Fluss, die so ähnlich auch zur<br />

Bildung des Raseneisengittersteins geführt haben.<br />

Hier finden, neben den Denitrifikationsprozessen, weitere Eisen frei setzende Prozesse,<br />

unter anderem Reduktion von Eisen(III)-oxiden und Oxidation von Pyrit<br />

durch gelösten Sauerstoff direkt in der Uferzone statt. Welchem Prozess an dieser<br />

Stelle an der <strong>Lethe</strong> letztlich die größere Bedeutung für die heutige Verockerungsprozesse<br />

hat, kann zu diesem Zeitpunkt nicht endgültig beantwortet werden.<br />

Hier sind weitere Untersuchungen erforderlich, insbesondere bedürfen die besonderen<br />

Bedingungen in der Uferzone einer genaueren und zeitlich ausgedehnten<br />

Betrachtung.<br />

Eckdaten:<br />

Der Aquifer enthält etwa 100-2000 mg Pyrit in einem Uferrandstreifen von 50 m,<br />

eine Massenkonzentration von 1000 mg/kg wird konservativ als weitere Berechnungsgrundlage<br />

angewandt. Die relativ hohe Leitfähigkeit des tieferen Grundwassers<br />

deutet auf eine jüngeres Alter oder andere Herkunft hin. Es wird deshalb erwartet,<br />

dass Grundwasser mit einer Nitratkonzentration von 200 mg/L in relativ<br />

naher Zukunft diese Sedimente anströmen wird. Da die mittlere Fließdauer in etwa<br />

20 Jahre beträgt wird ein Veränderung des Nitratzustrom erst in etwa 10 Jahren<br />

erwartet, bis dahin wird die regionale bzw. chemitypus der Tiefen Grundwasser an<br />

dieser stelle erwartet.<br />

Endbericht - März 2009 138


Transekt 3<br />

Der Transekt 3 deckt einen Stromfaden ab, der überwiegend im Acker mit Waldflächen<br />

gemischt ist. Die geochemische Situtation ist vergleichbar mit der in Transekt<br />

1. Die Leitfähigkeit ist deutlich höher als bei Transekte 2 und der Übergang zu einer<br />

Wasserchemie, die ähnlich ausgeprägt ist, wie die an der Transekt 1 beobachtete<br />

scheint in naher Zukunft zu liegen. An der Lage 3_3, etwa 100 Meter vom<br />

Fluss entfernt, steigen die Nitratkonzentration mit der Tiefe an. Die Nitratwolke<br />

(bis zu 180 mg/L) ist an diese Stelle etwa 80 Meter vom Ufer entfernt. Dies deutet<br />

auf die Mischung von Wasser hin, das unter verschiedenen Bodennutzung gebildet<br />

wurde.<br />

Ein Nitratabbau während der Bodenpassage in der Uferzone führt dazu, dass trotz<br />

hoher nutzungsspezifischer Potenziale kein maßgeblicher Nährstoffeintrag über den<br />

Grundwasserzustrom in das Oberflächengewässer erfolgt. Dies zeigen auch die<br />

niedrigen Nitratgehalte im Flusswasser (siehe Tab. 6-6) insgesamt unterhalb der<br />

<strong>Lethe</strong>talsperre. An der Lokation 3_1 beträgt die Pyrit Konzentration im Aquifer und<br />

der Bodenzone zwischen 100 und 3200 mg/kg, in einer Zone die etwa 50 m breit<br />

ist.<br />

Eckdaten:<br />

Die Sedimente enthalten etwa 100-3200 mg/kg Pyrit in einem Uferrandstreifen<br />

von 50 m, 2000 mg/kg wird als weitere Berechnungsgrundlage angewandt. Die<br />

relativ hohe Leitfähigkeit des Grundwassers deutet auf ein jüngeres Alter und Bildung<br />

unter Landwirtschaft hin. Es wird deshalb erwartet, dass Grundwasser mit<br />

Nitratkonzentrationen von 100-200 mg/l die Sedimente anströmen wird.<br />

Endbericht - März 2009 139


8.3 Bewertung der Dauer der Ockerbelastung<br />

Aus den verschiedenen Daten ist eine Bewertung der Dauer der Ockerbelastung<br />

möglich. Folgende Eckpunkte dienen hierbei als Stützpunkte für die Bewertung:<br />

1) Der wesentliche Verursacher für die Verockerung ist die erhöhte Fe 2+ Konzentration<br />

im Grundwasser, bürtig aus der Pyritoxidation. Die Gesteine beinhalten<br />

Massenkonzentrationen von null bis etwa 3000 mg/kg Pyrit.<br />

2) Aus dem Vergleich mit dem Bewirtschaftungsgebiet Großenkneten können<br />

maximale Massenkonzentrationen von 12000 mg/kg Pyrit bei einem mittleren<br />

Gehalt von 6000 mg/kg Pyrit in der tiefen Aquiferzone (bis 40 m uGOK)<br />

angenommen werden.<br />

3) Die Pyritoxidation wird beschleunigt durch hohe Nitratkonzentrationen. Typische<br />

Nitratkonzentrationen liegen zwischen 150 und <strong>25</strong>0 mg/l von landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen und etwa 0-10 von Wald und Grünland. Für<br />

weitere Berechnungen wird eine Nitratkonzentration von 128 mg/L angenommen,<br />

ensprechend des definierten „Endzustands“ in Tabelle 8.1.<br />

4) Das Pyritdepot ist lokal in einem bis zu 50 Meter breiten Uferrandstreifen<br />

vorhanden.<br />

5) Hohe Nitrat- und Fe 2+ -Konzentrationen werden regional mittels des Grundwasserstroms<br />

der <strong>Lethe</strong> zugeführt. Die mittlere Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />

beträgt von 50 bis zu 200 Meter pro Jahr. In den weiteren Berechnungen<br />

wird von einer Fliessgeschwindigkeit von 50 Metern pro Jahr ausgegangen.<br />

Mit der geochemischen Software PHREEQC wurden gezielt verschiedene Szenarien<br />

zur Abschätzung der Dauer des Verockerungsprozesses berechnet. Die geochemischen<br />

Betrachtungen erfolgen in einem eindimensionalen Ansatz, entsprechend der<br />

angesetzten Stromfäden.<br />

Linien gleicher Grundwasserspiegellagen<br />

Grundwasserfließrichtung<br />

Stromfaden<br />

Abb. 8-4. Prinzipskizze (2-dimensional) Grundwasserabfluss in Richtung eines<br />

Flusses (Schnitt)- Darstellung von Stromfäden<br />

Endbericht - März 2009 140


Wie im Einzugsgebiet visuell deutlich erkennbar ist (vgl. hierzu auch die organoleptischen<br />

Befunde in Kapitel 3), ist das Austreten von Fe 2+ -reichem Wasser ein lokales<br />

Ereignis. Dies bestätigen im übrigen auch die Modellrechnungen in Kapitel 7.<br />

Wird die Heterogenität entlang die <strong>Lethe</strong> betrachtet, führt dies dazu, dass die Verockerungserscheinungen<br />

zwischen „abgeschlossenem“, „aktiven“ und „noch nicht<br />

begonnenem“ Prozess wechseln. Generell ist der Prozess heute abgeschlossen<br />

oberhalb des <strong>Lethe</strong>schuhs und unterhalb wechseln Zonen mit einem „aktiven Prozess“<br />

und einem „noch nicht begonnenen“ Prozess ab. Das heißt zugleich, dass die<br />

regionalen Betrachtungen zur Fließgeschwindigkeit und zu den Stromfäden lokal<br />

abweichen vom gesamten Bild und dass die Ergebnisse zur Dauer des Verockerungsprozesses<br />

mit einer Streuung belegt werden müssen. Die Streuung ist im wesentlichen<br />

verursacht durch die Variation der Gesteinszusammensetzung, die zu<br />

unterschiedlicher hydraulischer Durchlässigkeit und unterschiedlichen Pyritmassenkonzentrationen<br />

geführt hat. Da für diese Studie keine geophysikalischen sondern<br />

nur eigenen Daten zu Sedimentanalysen vorlagen kann die Streuung nur grob<br />

abgeschätzt werden. Es wird dabei konservativ vermutet, dass die errechnete<br />

Dauer mit etwa einem Faktor 10 zu betrachten ist.<br />

Die zwei grundlegend unterschiedlichen Wassertypen, beschrieben als „End-“ und<br />

„Urzustand“ in Tabelle 8.1, wurden in den folgenden Betrachtungen verwendet.<br />

Des weiteren wurde die Annahme getroffen, dass die Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />

in allen Berechnungsbeispielen keine zeitliche Dynamik aufweist, und konservativ<br />

mit 52 m pro Jahr angenommen wird.<br />

Die Transekte 1 beschreibt eine Grundwasserchemie, die durch die Bildung unter<br />

moderner Landwirtschaft geprägt ist. Das Pyritdepot ist fast aufgebraucht und wird<br />

in diesem Zustand in einem Stromfaden von 50 m Länge auf maximal 200 mg/kg<br />

(etwa 100 mg S 2 - ) geschätzt. Das Fe 2+ wird durch Pyritoxidation und durch Ionenaustausch<br />

aus dem Gestein freigesetzt und eine kurzzeitige Freisetzung von Fe 2+<br />

entsteht. Die Freisetzung von Fe 2+ durch Ionenaustausch und Pyritoxidation wäre<br />

nach den geochemischen Berechnungen nach etwa 12 Jahren beendet (siehe Abbildung<br />

8-10).<br />

Im Transekt 2 und 3 wurde bis zu 6000 mg Pyrit/ Kg im Gestein gefunden. Diese<br />

Mengen an Pyrit sind hinreichend für eine wesentliche Retardation von Nitrat über<br />

hundert Jahre hinaus. Dies zeigt eine einfache stöchiometrische Beispielrechnung:<br />

Grundwasserneubildung 300 mm/ a (=0,3 m 3 /m 2 x a)<br />

Nitratkonzentration im neu gebildeten Grundwasser: 128 mg/L<br />

Mächtigkeit des reduzierenden Aquiferbereiches: 1 m<br />

Eisendisulfidkonzentration im reduzierenden Bereich: ca. 3000<br />

mg/kg<br />

Schüttdichte des Aquifers: 1700 kg/m 3<br />

Endbericht - März 2009 141


Nach der Nitratreaktion durch Pyrit zehrt 1 mg Nitrat 0,69 mg Eisendisulfid.<br />

Ein betrachteter Quader von 1m 3 Rauminhalt enthält demnach einen<br />

Eisendisulfidvorrat von 3000 X 1 X 1700 = 5100 g.<br />

Dieser Vorrat reicht für die Denitrifikation von 5100/0,69 = 7391 g<br />

Nitrat.<br />

Die auf 1 m 2 bezogene Nitratanlieferung beträgt 128 x 0,3 = 38,4<br />

g/a.<br />

Die Lebenserwartung der Denitrifikation und somit der Produktion<br />

von Eisen-II liegt somit bei 7391/38,4 = 192 Jahren.<br />

Jedoch wurde diese hohe Konzentrationen nur vereinzelt gefunden und es ist anzuzweifeln<br />

ob so hohe Konzentrationen großräumig vorhanden sind (siehe auch die<br />

Ergebnisse der Untersuchungen in Thülsfelde). Derartige Pyrit haltigen Gesteine<br />

können die Verockerung für hunderte von Jahren in die Zukunft vorantreiben, wie<br />

einfache Variationen der Parameter (Nitrateintrag halbieren Zeitraum verdoppeln)<br />

bereits zeigen. Die Ergebnisse der geochemischen Modellierung für die Transekte<br />

2 und 3 sind ebenfalls in Abb. 8-10 dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 142


0.001<br />

0.00<strong>25</strong><br />

0.0008<br />

0.002<br />

mmol/L Fe 2+<br />

0.0006<br />

0.0004<br />

0.0015<br />

0.001<br />

mmol/L NO 3<br />

-<br />

0.0002<br />

0.0005<br />

0<br />

0<br />

0 4 8 12 16 20<br />

Transekt 1<br />

0 40 80 120 160 200<br />

Transekt 3<br />

0 200 400 600<br />

Transekt 2<br />

Abb. 8-5. Die Graphik zeigt die Konzentrationen der Fe 2+ (rot) und Nitrat (Blau)<br />

im vorherrschendne Grundwasser nach der Durchströmung durch Pyrit haltige<br />

Gesteine. Die unterschiedlichen Zeitskalen (Jahre) beziehen sich auf die typische<br />

Pyritkonzentrationen, ermittelt durch Felduntersuchungen (siehe Kap.6)<br />

In Tabelle 8.2 sind die Ergebnisse weiterer geochemischer Transportberechnungen<br />

mit PHREEQC für unterschiedliche Rand- und Anfangsbedingungen dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 143


Tab. 8-2.Ergebnisse geochemischer Berechnunge mit unterschiedlichen Anfangs-<br />

und Randbedingungenn<br />

Grundwasserstrom<br />

Nitratkon-<br />

Pyritkon-<br />

Breite<br />

des<br />

Dauer<br />

+-<br />

zentration<br />

zentration<br />

Pyrit haltigen<br />

Ge-<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

steins<br />

100 m/Jahr 128 mg/L 200 mg/Kg 50 m 13 2<br />

100 m/Jahr 260 200 50 6.5 1<br />

100 m/Jahr 128 2000 50 130 30<br />

100 m/Jahr 128 6000 50 390 100<br />

200 m/Jahr 260 6000 50 90 30<br />

100 m /Jahr <strong>25</strong> mg/L 200 mg/kg 50 65 10<br />

Spannbreiten:<br />

Aufgrund der räumlichen Heterogenität und der unzureichenden Datenlage ist eine<br />

genaue Vorhersage über die Dauer der Verockerung unmöglich abzugeben. Wie<br />

aus den Berechnungen hervorgeht, ist die Verockerung ein Problem, mit dem auch<br />

die zukünftige Generationen zu kämpfen haben wird.<br />

Die Spannbreite von etwa 12 bis 400 Jahren zeigt den möglichen Zeitraum. Da der<br />

Gehalt von Nitrat jedoch oft zweifach höher liegt (als 128 mg/L) und die Fließgeschwindigkeiten<br />

im Grundwasserstrom mit 100 m/Jahr im unteren Bereich liegen,<br />

ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Großteil der Verockerungsprozesse 4 mal<br />

schneller ablaufen als in Abbildung 8-10 dargestellt. Somit wäre das Ockerproblem<br />

im wesentlichsten abgeschlossen innerhalb die nächsten 100 Jahre.<br />

In diesem Zeitraum ist davon auszugehen, dass die Lokationen mit starker Verockerung<br />

unterschiedliche Teile des Flusses beeinträchtigen werden – auch die Lokationen,<br />

an denen die Wasserqualität heute noch gut ist.<br />

Auch mit einem effizienten Management der Düngerressourcen, die zu einer Minimierung<br />

des Nitratüberschusses führen, wird die Verockerung so lange dauern bis<br />

das Nitrat verbraucht ist.<br />

Diese Dauer hängt von der Fließgeschwindigkeit im Grundwasserleiter ab und wird<br />

bei einer sofortigen Reduzierung des Eintrags auf Null, auf mindestens 20 Jahre<br />

geschätzt.<br />

Endbericht - März 2009 144


9 Maßnahmen gegen Verockerung<br />

Mögliche Gegenmaßnahmen zur Verockerung an der <strong>Lethe</strong> stehen in einem Spannungsfeld<br />

technischer Machbarkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher<br />

Möglichkeiten und der Akzeptanz unterschiedlicher Nutzer und Interessengruppen.<br />

Ausgangspunkt für Maßnahmen sind die festgestellte Zonierung der Verockerung<br />

im Längsverlauf der <strong>Lethe</strong> und die gefundenen unmittelbaren Ursachen der Verockerung<br />

(lokale und regionale Eisenfreisetzung- und transport).<br />

Da die Verockerung der <strong>Lethe</strong> ausschließlich allochthone Ursachen hat, können<br />

für die Obere <strong>Lethe</strong> als Maßnahmen hoher Priorität ausschließlich nachhaltig<br />

wirksame Handlungen zur ursächlichen Bekämpfung der allochthonen Verockerung<br />

im Untersuchungsgebiet vorgeschlagen werden.<br />

Im vorliegenden Fall ist die Reduzierung der Stickstoffeinträge die wirksame<br />

und nachhaltige Maßnahme, da Nitrat den Auslöser für weitere Umsetzungsprozesse<br />

im Grundwasser darstellt, die zur Bildung von Eisen II führen und so die Verockerung<br />

im Untersuchungsgebiet vorantreiben.<br />

Eine Änderung des regionalen Stoffeintrages, das heißt Reduzierung von Nitrateinträgen<br />

in das Grundwasser, würde das regionale Erscheinungsbild der Eisenfreisetzung<br />

und damit des Eisentransportes verändern. Es gibt keinen anderen<br />

Weg, um allochthone Verockerung zu reduzieren. Solange Nitrat auf Pyrit trifft,<br />

bleibt das Problem im Grundsatz erhalten. Es gibt keine die Ursache bekämpfende<br />

Maßnahme, die am Gewässer ausgeführt werden kann, wenn die Ursache fern ab<br />

des Gewässers liegt.<br />

Andere Maßnahmen, wie die Anlage Gewässer begleitender Uferrandstreifen, die<br />

zwar den Schutz der Fließgewässer gegenüber Stoffeinträgen aus angrenzenden<br />

Flächen gewährleisten, sind bezüglich der Verockerung hier nicht effektiv genug,<br />

um den wirtschaftlichen Einsatz zu rechtfertigen.<br />

Ein anderer Ansatz versucht mit Sedimentationszonen (Ockerseen) bereits ins Gewässer<br />

gelangten Ocker wieder aus dem System zu entfernen. Es handelt sich<br />

hierbei allerdings um Maßnahmen, die mit einem hohem Flächenverbrauch, hohen<br />

Unterhaltungskosten und zusätzlichen ökologischen Problemen für das Fließgewässer<br />

verbunden sind, und die Verockerung im Gewässer dennoch oft nur unbefriedigend<br />

reduzieren. Maßnahmen wie Ockerseen erscheinen somit aufgrund mangelnder<br />

Nachhaltigkeit nicht opportun.<br />

Endbericht - März 2009 145


9.1 Zusammenstellung möglicher Maßnahmen<br />

Als Maßnahmen zur Vermeidung der allochthonen Verockerung stehen entsprechend<br />

der Ausführungen in Kapitel 4.3 folgende Möglichkeiten prinzipiell zur Verfügung:<br />

• Umstellung der Gewässerunterhaltung<br />

• Minderung diffuser Stoffeinträge<br />

Ufer-Randstreifen<br />

Umstellung der Bewirtschaftung<br />

• Wiedervernässung<br />

Aufstauung des Auetals<br />

Sohlanhebung der <strong>Lethe</strong><br />

• Verlängerung von Fließwegen (Mäandrierung)<br />

Priorität 1<br />

Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung haben die Priorität 1 (zu bevorzugende<br />

Maßnahme). Im vorliegenden Fall ist dies die Minderung der Stoffeinträge. Eine<br />

Maßnahme, die ausgeführt werden kann und die Einträge reduzieren kann, ist die<br />

Anlage von Uferrandstreifen beiderseits des Gewässers. Für die Festlegung der<br />

Breite der Uferrandstreifen gilt das in Kapitel 4.3 geschriebene. Für den vorliegenden<br />

Fall kommen dies Maßnahmen jedoch nur eingeschränkt in Frage, da der<br />

Großteil der Verockerung durch den regionalen Transport von Nitrat und Eisen in<br />

den Uferbereich passiert.<br />

Priorität 2<br />

Als Maßnahme mit der Priorität 2 werden Maßnahmen vorgeschlagen, bei denen<br />

mittels baulicher Veränderungen der Landschaft oder in der Landschaft eine Situation<br />

geschaffen wird, die Verockerung in Zukunft verhindern kann.<br />

Die Verhinderung der Verockerung ist möglich, wenn verhindert wird, dass Eisenzwei<br />

oxidiert wird. Da der Großteil der Verockerung aus Pyritoxidation durch Nitrat<br />

stammt, sind derartige Maßnahmen vor dem Hintergrund der Wirksamkeit, Nachhaltigkeit<br />

und der ökologischen Aspekte nicht sinnvoll, sie werden daher nicht weiter<br />

verfolgt.<br />

Endbericht - März 2009 146


Priorität 3<br />

Als Maßnahmen der Priorität 3 werden Maßnahmen definiert, die Eisen aus der<br />

Landschaft entziehen (unter Entzug wird hier der einfache Abtransport nach der<br />

Ausflockung in Absetzbecken verstanden, das Eisen ist dann abtransportiert, bei<br />

einer lokalen Bilanzierung wäre es der Landschaft „entzogen“), jedoch nicht die<br />

Ursachen bekämpfen. Hierunter sind Ockerseen und Winter Ockerseen zu verstehen<br />

(vgl. Beschreibung unter Kapitel 4.3).<br />

Wie bereits unter Kapitel 4.3 ausgeführt wurde, sind diese jedoch mit hohem Flächenaufwand<br />

verbunden (bis zu 400 ha), was bei der durchschnittlichen Größe eines<br />

landwirtschaftlichen Betriebs von etwa 50 ha in Niedersachsen vermutlich nicht<br />

praktikabel ist.<br />

Mit den Ahlhorner Teichen stehen stille Wasserflächen – Seen – zur Verfügung, die<br />

bereits jetzt vermutlich als Eisensenken für die drainierten Flächen oberhalb fungieren<br />

(vgl. Ausführungen in Kapitel 6 - Drainagegräben). Hier können durch eine<br />

zielgerichtete Bewirtschaftung bereits Maßnahmen der Priorität 3 umgesetzt werden,<br />

zudem die Infrastruktur – Zuwegungen etc. bereits vorhanden sind. Mit Blick<br />

auf die Teichwirtschaft scheint ein derartiges Vorgehen in Zukunft ebenfalls praktikabel,<br />

um weiterhin eine gute Wasserqualität für den Zuchtbetrieb zu gewährleisten.<br />

Hier sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, um eventuelle Maßnahmen<br />

entsprechend mit Daten, und hier insbesondere auf einer längeren Zeitskala,<br />

zu unterfüttern.<br />

9.2 Vorgeschlagene Maßnahmen<br />

Als auszuführende Maßnahmen mit der größten Aussicht auf Erfolg, sowohl was<br />

das Ergebnis, wie auch die Machbarkeit und Akzeptanz erwarten lässt, werden<br />

Maßnahmen der Priorität 1 vorgeschlagen.<br />

In der nachfolgenden Tabelle sind Maßnahmen zusammengestellt.<br />

Endbericht - März 2009 147


Tab. 9-2. Maßnahmenvorschlag<br />

Priorität Maßnahmen Instrument Bewertung<br />

1 Limitierung der Stickstoffeinträge<br />

1 Einrichtung von Uferrandstreifen<br />

Kooperationsstrukturen<br />

zwischen Wasserwirtschaft<br />

und Landwirtschaft<br />

Aufkauf von Ackerflächen<br />

Kooperationsstrukturen sind<br />

vorhanden; Beratung findet<br />

statt; Kooperation zwischen<br />

<strong>Hunte</strong>-Wasseracht, Landwirtschaft<br />

und Wasserwirtschaft<br />

ist durch gemeinsame<br />

Projekte nachgewiesen,<br />

z.B. durch das vorliegende<br />

Projekt<br />

ABER: Problematik der<br />

Verockerung bislang nicht<br />

ausreichend gewürdigt und<br />

berücksichtigt<br />

Nicht über den gesamten<br />

Verlauf der <strong>Lethe</strong> mit Hinblick<br />

auf die Verockerung<br />

sinnvoll; nur Teilbereiche<br />

können vor diesem Hintergrund<br />

vor Verockerung bewahrt<br />

werden<br />

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass der Zustrom eisenreichen und<br />

nitratreichen Grundwassers das Hauptproblem für die Verockerung im Gebiet der<br />

Oberen <strong>Lethe</strong> darstellt. Die Verockerung kann nicht durch Maßnahmen wie Ockerseen<br />

oder Uferrandstreifen großräumig und langfristig gestoppt werden. Dort, wo<br />

der Nährstoffeintrag durch Uferrandstreifen verringert werden kann, sollte diese<br />

Maßnahme ausgeführt werden.<br />

In einigen Bereichen der <strong>Lethe</strong> kann dies bereits zu einer maßgeblichen Verbesserung<br />

der Eisen-zwei-Konzentrationen in der Wassersäule führen.<br />

Als Sofortmaßnahme sollten Veränderungen in der Gewässerunterhaltung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Es bleibt dabei, dass ohne Reduzierung der Stickstoffeinträge, die als Auslöser für<br />

weitere Umsetzungsprozesse zu sehen sind und dann letztlich zu Eisen-zwei-<br />

Produktion und den bekannten Verockerungserscheinungen führen, keine nachhaltige<br />

Verbesserung der Situation an der <strong>Lethe</strong> erreicht wird.<br />

Für die <strong>Lethe</strong> ist die Verockerungsproblematik durch die regionale Eisenfreisetzung<br />

durch chemolithotroph-autotrophe Denitrifikation und die lokale Eisenfreisetzung<br />

durch Reduktion von in der Uferzone vorhandenem Pyrit durch anströmendes<br />

nitratreiches Grundwasser bedingt. In beiden Fällen sind überhöhte Nitratgehalte<br />

Ursache des Problems. Für die <strong>Lethe</strong> in ihrer gesamten betroffen Länge<br />

Endbericht - März 2009 148


gibt es daher keine unmittelbar den zuoberst genannten Kriterien (technische<br />

Machbarkeit, ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Möglichkeiten, Akzeptanz<br />

unterschiedlicher Nutzer) folgenden wirksamen Maßnahmen, die kurz- oder mittelfristig<br />

eine Verockerung stoppen.<br />

Es bleibt nur das Ziel der Senkung von Stoffeinträgen zur Verringerung der Nitratkonzentrationen<br />

im Grundwasser.<br />

Selbst sehr geringe Nitratkonzentrationen führen in Verbindung mit Pyrit zur Freisetzung<br />

von Fe 2+ . Die Minderung des Nitrateintrags muss daher optimal so groß<br />

sein, dass der Verbrauch von Nitrat durch andere Umsätze wie z.B. Aufnahme<br />

durch die Vegetation oder Denitrifikation gewährleistet ist.<br />

Die Studie zeigt, dass eine höchste zulässige Nitratkonzentration des zur<br />

<strong>Lethe</strong> strömenden Wassers etwa <strong>25</strong> mg/L NO 3 - nicht überschreiten sollte.<br />

Daran müssen sich die Maßnahmen, wie z.B. eine extensive Landnutzung mit stark<br />

reduziertem Nitratdüngereinsatz orientieren.<br />

Mit den vorhandenen Nitratkonzentrationen von bis zu 200 mg/L NO 3 -<br />

geht aus<br />

den geochemischen Modellierungen hervor, dass das im Uferbereich vorhandene<br />

Pyrit in einem Zeitraum zwischen 10 und 50 Jahren aufgebraucht<br />

sein wird. Für diesen Fall ist nicht mehr mit einem großen Eiseneintrag in das<br />

Gewässer, sondern mit einem Durchbruch von Nitrat (bei gleichbleibendem Eintrag)<br />

in das Oberflächengewässer zu rechnen – in Bereichen, wo hohe Pyritgehalte<br />

im Uferbereich vorhanden sind. Dies ist auch deutlich im oberen Teil des Einzugsgebietes<br />

zu erkennen. Hier wurden Nitratkonzentrationen im Oberflächengewässer<br />

von bis zu 72 mg/L NO 3 - gemessen.<br />

Theoretische Betrachtungen, die davon ausgehen, den Nitrateintrag in der<br />

Region zum jetzigen Zeitpunkt auf <strong>25</strong> mg/L NO 3 - zu verringern, zeigen,<br />

dass alleine durch die mittleren Fließzeiten aus dem unterirdischen Einzugsgebiet<br />

der <strong>Lethe</strong> über einen Zeitraum zwischen 10 und <strong>25</strong> Jahren weiter<br />

mit einem Eiseneintrag zu rechnen ist.<br />

Landesweite Relevanz für Oberflächen- und Grundwasserkörper mit ähnlichen<br />

Eigenschaften und unter der Voraussetzung ähnlicher Belastungen aus diffusen<br />

und punktuellen Quellen unter besonderer Berücksichtigung der Landschaftsentwässerung<br />

hat die ausgearbeitete fünfstufige Handlungsanweisung.<br />

Danach kann zunächst mit Hilfe einfacher und kostengünstiger Methoden eine Bestandsaufnahme,<br />

ein Monitoring und ein Konzeptmodell erarbeitet werden. Das zu<br />

erarbeitende Konzeptmodell kann dabei auf Ergebnisse des vorliegenden Projektes<br />

zurückgreifen. Die hydraulischen Zusammenhänge und die wasser- und gesteinschemischen<br />

Zusammenhänge wurden in diesem Projekt erarbeitet und dargestellt.<br />

Diese Zusammenhänge können im Grundsatz in jedes zu erarbeitende Konzeptmodell<br />

für dieselbe Fragestellung in einem anderen Gebiet in Norddeutschland als Ba-<br />

Endbericht - März 2009 149


sis für weitere Überlegungen eingebaut werden. Auf der Basis des Konzeptmodells<br />

kann somit für ein anderes Gebiet mit der gleichen Fragestellung eine Abschätzung<br />

darüber gemacht werden, wie sinnvoll vor dem Hintergrund der hydraulischen Bedingungen,<br />

der Nutzung und der Interessen der Aufbau eines numerischen Modells<br />

und in der Folge davon die Entwicklung von Maßnahmen ist.<br />

Für Gebiete, in denen ebenfalls allochthone Verockerung nachgewiesen wurde,<br />

sollte die fachlich sinnvollste und nachhaltigste Maßnahme –Stickstoffreduzierungim<br />

Zuge der Konkretisierung mit den Beteiligten diskutiert werden und ökonomisch<br />

effektiv und ohne wirtschaftliche Nachteile für die Nutzer schrittweise umgesetzt<br />

werden. Als Schwellenwerte für eine Unterbindung der Verockerung wurden im<br />

Rahmen des Pilotprojektes Nitratkonzentrationen im oberflächennahen Grundwasser<br />

abgebildet, die <strong>25</strong> mg/L NO - 3 nicht überschreiten sollten.<br />

Endbericht - März 2009 150


10 Übertragbarkeit der Methoden & Ergebnisse<br />

Im Zusammenhang mit der Übertragbarkeit von Methoden und Ergebnissen, wird<br />

in der nachfolgenden Infobox eine kurze Definition der im folgenden verwendeten<br />

Begriffe gegeben.<br />

INFOBOX E: – SYSTEM – MODELL - PROGRAMM<br />

Die Begriffe System, Modell und Simulationsprogramm werden oft nicht klar genug unterschieden. Insbesondere<br />

wird ein Simulationsprogramm oft als «Modell» oder «Computermodell» bezeichnet. Es ist aber oft<br />

nützlich, z.B. das Modell begrifflich vom Programm zu trennen.<br />

In der Literatur wird eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil konkurrierender Definitionen genannt (zusammenfassend<br />

in MATTHIES, 2002). In der vorliegenden Arbeit wird auf die unterschiedlichen Definitionen und<br />

Begrifflichkeiten nicht eingegangen. Es werden, der Übersicht halber, nur Definitionen aus der Arbeit von MAT-<br />

THIES verwendet.<br />

System:<br />

Ein System bezeichnet ein Gebilde, das aus Elementen (Teilsystemen) aufgebaut ist, zwischen denen Beziehungen<br />

bestehen. Die Elemente sind einer Wechselwirkung ausgesetzt. Offene Systeme (lebende Systeme)<br />

müssen sich zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen mit ihrer Umgebung bzgl. der Aufnahme von Materie<br />

oder Materie und Energie austauschen. Sie wechselwirken mit ihrer Umgebung und verändern dadurch<br />

ihren Zustand.<br />

Das Gesamtsystem „natürliche Umwelt“ lässt sich z.B. in den Teilsystemen, seinen Kompartimenten, Wasser,<br />

Boden und Luft getrennt voneinander untersuchen und beschreiben. Man betrachtet zunächst die Teilsysteme<br />

und analysiert deren Wirkungsstruktur, um anschließend das Verhalten des Gesamtsystems als Zusammenspiel<br />

der Teilsysteme zu verstehen.<br />

Bei der Systemanalyse konstruiert der Betrachter der Systeme ein Modell. Der Bearbeiter entscheidet darüber,<br />

welche relevanten Elemente und Beziehungen des Systems er im Modell abbilden möchte.<br />

Modell:<br />

Modelle sind vereinfachte Ausschnitte der Wirklichkeit oder Möglichkeit. Das erstellte Modell ist immer ein<br />

begrenztes, verkürztes, abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit, das nur diejenigen Inhalte des Originals erfasst,<br />

die dem Modellnutzer für seine erwünschte Anwendung nützlich erscheint. Das Modell ist eine konzeptionelle<br />

Vorstellung über ein System, das möglicherweise, aber nicht notwendigerweise mathematisch formuliert ist<br />

(mathematisches Modell). Das Modell muss auf seine Plausibilität geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die<br />

Verhaltensgültigkeit und die Anwendungsgültigkeit muss erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben,<br />

können mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />

Simulationsprogramm:<br />

Computerprogramm, das die Gleichungen eines vorgegebenen oder eines benutzerdefinierten Modells lösen<br />

und die Szenarien geeignet darstellen kann.<br />

Bei der Simulation werden Experimente an einem Modell durchgeführt, um Erkenntnisse über das reale System<br />

zu gewinnen.<br />

Prozess<br />

In der Systemtheorie wird als Prozess eine dynamische Aufeinanderfolge von verschiedenen Zuständen eines<br />

Systems bezeichnet.<br />

Der direkte Weg, ein System zu beschreiben, ist die Beobachtung der interessierenden Parameter und Zustände.<br />

Für den Fall eines Grundwasserkörpers ist dies häufig jedoch nicht möglich, weil Messzeiträume zu lang<br />

und zu kostenintensiv sind, die interessierenden Horizonte nicht eindeutig im Voraus lokalisierbar sind, das<br />

System zerstört würde, oder die Beobachtung technisch nicht durchführbar ist. Als Alternative kommt eine<br />

mathematische Modellbildung in Betracht. Das reale System wird dabei immer vereinfacht und abstrahiert<br />

dargestellt.<br />

Endbericht - März 2009 151


10.1 Einleitung<br />

Die Darstellung der Übertragbarkeit der vorliegenden Studie wird unterschieden in<br />

die Übertragbarkeit der Methoden und die Übertragbarkeit der Ergebnisse.<br />

Mit dem Begriff Übertragbarkeit ist im Folgenden die prinzipielle Möglichkeit gemeint,<br />

die in der vorliegenden Studie angewandten Methoden, die verwendeten<br />

Werkzeuge, die erarbeiteten Modelle sowie die verwendeten Computerprogramme<br />

für ähnliche Fragestellungen in Niedersachsen anwenden zu können.<br />

10.2 Methoden – Werkzeuge – Modelle - Programme<br />

10.2.1 Programme<br />

Die verwendeten Softwareprodukte von DHI MIKE SHE, MIKE 11, ECOLab und<br />

PHREEQC können sowohl für ähnliche hydraulische Fragestellungen wie auch für<br />

Fragen der Beschaffenheit in Projekten in Niedersachsen verwendet werden. Sie<br />

unterliegen weder aus fachlichen noch aus administrativen Gründen irgendwelchen<br />

Einschränkungen.<br />

10.2.2 Modelle<br />

Mit der in der Infobox E gegebenen Definition eines Modells wird deutlich, das die<br />

an diesem Standort entwickelte Modellvorstellung streng genommen nur für diesen<br />

Standort gilt. Dennoch sind die Wirkungszusammenhänge und insbesondere die<br />

Transportpfade in den Grundwasserlandschaften Norddeutschlands sehr ähnlich.<br />

An Standorten mit ähnlicher Geologie, Hydrologie und Topographie werden daher<br />

auch ähnliche Bedingungen herrschen. Die entwickelte Modellvorstellung mit Bezug<br />

zur Interaktion zwischen Grund- und Oberflächenwasser sowie des Transportpfades<br />

von Eisen kann daher als Startpunkt für jede ähnlich gelagerte Fragestellung<br />

gelten.<br />

10.2.3 Werkzeuge<br />

Als Werkzeuge werden die im Monitoringprogramm verwendeten Probenahmegeräte,<br />

wie Mini-Saugkerzen, Probenehmer, Mehrfachmessstellen etc. bezeichnet. Die<br />

meisten der verwendeten Materialien sind auf dem Markt erhältlich und verwendbar.<br />

Die Mehrfachmessstelle samt verwendeten Materialien ist eine Eigenentwicklung<br />

und zumindest als Gesamtpaket nicht unmittelbar verfügbar.<br />

10.2.4 Methoden<br />

Die angewandten Methoden sind aus den unterschiedlichen Disziplinen, wie Bodenkunde,<br />

Grundwasserwirtschaft und Wassermengenwirtschaft bekannt. Sie wurden<br />

hier integriert und aufeinander abgestimmt angewendet, um im Untersuchungsge-<br />

Endbericht - März 2009 152


iet zum ersten Mal eine integrierte Betrachtung des Transportpfades Boden –<br />

Grundwasser – Gewässer abzubilden.<br />

10.3 Gemeinsame Betrachtung – Handlungsanweisung<br />

Die Übertragbarkeit der o.a. Vorgehensweise wird im Folgenden durch die Zusammenstellung<br />

in einer Handlungsanweisung verdeutlicht.<br />

E 0<br />

Intitial: Besteht Informationsbedarf ?<br />

JA BESTANDSAUFNAHME NEIN STOP<br />

BA<br />

Bestandsaufnahme<br />

E 1<br />

Besteht Handlungsbedarf ?<br />

JA MONITORING & KONZEPTMODELL NEIN STOP<br />

MON<br />

Monitoring<br />

MOD<br />

Konzept-Modell<br />

E 2<br />

Maßnahmen gegen Verockerung?<br />

JA AUFBAU EINES NUMERISCHEN MODELLS NEIN MON<br />

NUM<br />

Numerisches Modell<br />

E 3<br />

Welche Maßnahmen sollen ausgeführt werden<br />

AUFSTELLUNG EINES MAßNAHMENPLANS<br />

MA<br />

Maßnahmen<br />

Abb. 10-1. Schematische Darstellung der Herangehensweise<br />

Endbericht - März 2009 153


Dazu wird in der Abbildung 10-1 die schematische Darstellung der Herangehensweise<br />

aufgezeigt.<br />

Erläuterungen zu Abb. 10-1 und Abb. 10-2:<br />

E 0 – E 3 : Entscheidung<br />

Arbeitsschritte:<br />

BA – Bestandsaufnahme<br />

MON – Monitoring<br />

MOD – Konzeptmodell<br />

NUM – Numerisches Modell<br />

MA – Maßnahmenplan<br />

Dargestellt ist ein schrittweises Vorgehen, wobei jedem Arbeitsschritt eine Entscheidung<br />

vorausgeht. Die „nullte“ Entscheidung, nachfolgend mit E 0 bezeichnet,<br />

ist i.d.R. bereits vor der Konsultation von ausführenden Umwelt- oder Ingenieurbüros<br />

auf administrativer Ebene getroffen worden. Sie beruht z.B. auf Wissensdefiziten<br />

oder Informationsbedarf bzgl. der Erstellung von Bewirtschaftungsplänen oder<br />

Fragen im Zusammenhang mit der Zielerreichung bis 2015 WRRL.<br />

Jeder dieser Arbeitsschritte kann als eine in sich geschlossene Arbeitseinheit angesehen<br />

werden. Es ist jedoch eine klare Reihenfolge gegeben, wobei jeder nachfolgende<br />

Arbeitsschritt auf den Ergebnissen des vorherigen beruht.<br />

Nach der Ausführung der Bestandsaufnahme (BA) wird mit E 1 die Entscheidung<br />

getroffen, ob die Ergebnisse ein weiteres Handeln erfordern oder nicht. Kommt<br />

man hier eindeutig zu einem NEIN, ist der Handlungsstrang damit beendet. Für<br />

einen ausgesuchten Standort endet die Untersuchung. Zeigen die Ergebnisse der<br />

BA Defizite und weisen zudem auf eine Verockerungsproblematik hin, müssen Monitoringmaßnahmen<br />

(MON) und ein Konzeptmodell (MOD) erstellt werden. In diesem<br />

Schritt sind MON und MOD gemeinsam auszuführen, um Erkenntnisse bei der<br />

konzeptionellen Betrachtung des untersuchten Systems unmittelbar in das Monitoringkonzept<br />

mit einfließen zu lassen. Umgekehrt können Ergebnisse aus dem Monitoring<br />

das Konzeptmodell ebenfalls verbessern.<br />

Zeigt sich in der Auswertung des Monitoring, dass starke Verockerungserscheinungen<br />

im Gewässer zu verzeichnen sind und weist das Konzeptmodell gleichzeitig<br />

daraufhin, dass die Transportpfade für Eisen-zwei auch das Grundwasser mit einschließen,<br />

ist zu entscheiden, ob ein numerisches Modell (NUM) aufgebaut werden<br />

soll. Ist die Entscheidung E 2 ein NEIN zum Aufbau eines numerischen Modells, wird<br />

der Handlungsstrang zwar zum nächsten Arbeitsschritt hin unterbrochen, aber das<br />

aufgenommene Monitoring sollte nicht unterbrochen werden. Daher geht an dieser<br />

Stelle bei einer NEIN – Entscheidung der Weg zurück zum Monitoring.<br />

Die Entscheidung ein numerisches Modell aufzubauen wird getroffen, entweder,<br />

wenn bereits zu diesem Zeitpunkt klar ist, dass Maßnahmen ausgeführt werden<br />

Endbericht - März 2009 154


sollen, oder aber wenn man sich aufgrund der Datenlage von dem numerischen<br />

Modell und den Simulationsrechnungen einen weiteren Erkenntniszuwachs erwarten<br />

kann.<br />

Das numerische Modell greift die konzeptionelle Vorstellung über das System auf<br />

und erstellt eine mathematische Formulierung für die einzelnen Subsysteme<br />

(Grundwasserleiter, Flussnetzwerk, Boden, etc.). Es muss auf seine Plausibilität<br />

geprüft werden, d.h. die Modellgültigkeit, die Verhaltensgültigkeit und die Anwendungsgültigkeit<br />

müssen erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, können<br />

mit Hilfe eines Simulationsprogrammes Szenarien simuliert werden.<br />

Diese Szenarien können z.B. die Auswirkungen von Maßnahmen auf die Hydraulik<br />

im Hydro-System, sowie die Transportpfade abbilden. Für den Fall eines Aufstaus<br />

des Flusssystems zum Zwecke der Wiedervernässung (Verockerung durch Sauerstoffeinträge)<br />

können so bereits Überschwemmungsflächen ausgewiesen werden<br />

und damit wertvolle Hinweise zum Flächenverbrauch gegeben werden.<br />

Mit den Ergebnissen aus Rechenläufen mit dem numerischen Modell lassen sich<br />

Planungshinweise und Prioritäten für einzelne Maßnahmen ableiten.<br />

In der folgenden Abbildung 10-2 sind die Herangehensweise und die Methoden und<br />

Werkzeuge, die angewendet werden können in einer Handlungsanweisung zusammengeführt.<br />

Endbericht - März 2009 155


Abb. 10-2. Handlungsschema für Untersuchung von Verockerung in Gewässern<br />

Endbericht - März 2009 156


10.4 Übertragbarkeit von Ergebnissen<br />

Die vollständige Übertragbarkeit der Ergebnisse in dem Sinn, dass ähnliche Bedingungen<br />

an einem anderen Standort dort zu den gleichen Wirkungen führen, wie an<br />

einem bereits untersuchten Standort, ist nicht gegeben. Dazu sind die Wirkungszusammenhänge<br />

von Hydraulik, Geologie, chemischer Beschaffenheit von Wasser<br />

und Gestein zu komplex, und ihre Interaktion sowie die Bewirtschaftungssituation<br />

zu unterschiedlich. Es ist daher nicht möglich, eine derartige Korrelation mit Bezug<br />

auf den Maßnahmenplan vorzunehmen. Sind Maßnahmen für einen Standort vorgesehen,<br />

ist für diesen Standort ein eigenes numerisches Modell aufzubauen und<br />

eigene für den Standort passende Maßnahmen zu entwickeln. Der Arbeitsschritt<br />

NUM und die Entscheidung E 3 nach Abbildung 10-1 sind für jeden Standort auszuführen,<br />

an dem eine Verockerungsproblematik die Gewässersituation überprägt<br />

und an dem diese Situation verbessert werden soll.<br />

Sinnvoll und nachvollziehbar ist der Vergleich von Standorten von der Entscheidungsebene<br />

E 1 zu E 2 nach Abbildung 10-1.<br />

Für die Entscheidung E 1 muss eine Bestandsaufnahme vorliegen. Diese beinhaltet<br />

i.d.R. eine Literatur- und Archivauswertung, eine Begehung sowie Wasser-<br />

Schnelltests auf repräsentative Parameter.<br />

Auf dieser Ebene kann über den Vergleich mit Ergebnissen aus bereits vorhandenen<br />

Studien, wie z.B. der vorliegenden, mit ähnlichen geologischen und hydraulischen<br />

Verhältnissen ein Monitoring- und Konzeptmodell übertragen werden.<br />

Das Monitoringkonzept aus Kapitel 5, sowie die Modellvorstellung aus Abbildung 5-<br />

1 sind somit unmittelbar auf andere Standorte die ähnliche Ergebnisse aus der Bestandsaufnahme<br />

zeigen, übertragbar. Sie müssen vom Bearbeiter über die Kommunikation<br />

mit Behörden, Wasserbetrieben und Landwirtschaft sowie den eigenen<br />

Erkenntnissen aus dem Monitoring ergänzt und angepasst werden.<br />

Die Entscheidung E 2 zum Aufbau des numerischen Modells kann ebenfalls aus dem<br />

Vergleich mit Ergebnissen aus vorliegenden Studien beeinflusst werden.<br />

Endbericht - März 2009 157


11 Zusammenfassung<br />

Im Projekt zur Verockerung der Oberen <strong>Lethe</strong> wurde ein numerisches Strömungsund<br />

Transportmodell aufgebaut, mit dem folgende Situationen abgebildet werden<br />

können:<br />

A – Grundwasser-Strömungssituation<br />

B – Wasserspiegellagenberechnung in der <strong>Lethe</strong><br />

C – Interaktion zwischen Grundwasser und Oberflächengewässer<br />

D – Transport von Eisen in der <strong>Lethe</strong><br />

E – Geochemischer Transport von Eisen im Grundwasser<br />

Für den Aufbau des Modells wurde ein mehrstufiges Programm ausgeführt. Die einzelnen<br />

Arbeitsschritte waren:<br />

• die Bestandaufnahme,<br />

• die Planung und Ausführung eines Monitoringprogrammes über Gewässer und<br />

Gestein,<br />

• die Erweiterung des bestehenden Konzeptmodells,<br />

• der Aufbau eines Numerisches Modells,<br />

• die Maßnahmenplanung über die Anwendung des numerischen Modells.<br />

Jeder dieser Arbeitsschritte war wiederum in weitere Schritte unterteilt, die nacheinander<br />

oder parallel abgearbeitet wurden. Das Monitoringprogramm bestand aus<br />

der Einrichtung einer Gewässermessstelle, 12 temporären Bodenwassermessstellen<br />

sowie 11 teufendifferenzierten Grundwassermessstellen, davon 9 in drei vom<br />

Gewässer ausgehenden Transekten.<br />

Bei der Einrichtung der Messstellen kamen sowohl auf dem Markt vorhandene<br />

Technik, wie auch eigene entwickelte Methoden zur Probennahme zum Einsatz.<br />

Entlang der <strong>Lethe</strong> wurden zudem an 13 Lokationen Sedimentproben über das<br />

Querprofil der <strong>Lethe</strong> genommen.<br />

An entnommenen Proben dieser Lokationen wurden ausgewählte Beschaffenheitsparameter<br />

an:<br />

• Flusssediment (Eisen-Gesamt, Schwefel-Spezies, Kohlenstoffspezies)<br />

• Aquifermaterial (Eisen-Gesamt, Schwefel-Spezies, Kohlenstoffspezies)<br />

• Grundwasser<br />

pH, LF, Temp., O 2 , NO - 3 , NH + 4 , Ca 2+ ,<br />

• Bodenwasser<br />

Mg 2+ , SO 2- 4 , Fe gesamt , Fe 2+ , Ortho-PO 4 , NO - 2 , Cl - , Ni,<br />

• Flusswasser<br />

untersucht.<br />

Endbericht - März 2009 158


Im Ergebnis zeigte sich, dass die Konzentrationen von Eisen-zwei in der Wassersäule<br />

der <strong>Lethe</strong> ab der <strong>Lethe</strong>talsperre bis zur Messstelle Bissel mit bis zu über 2<br />

mg/L über den für Biozönosen tolerierbaren Werten liegen.<br />

Gleichzeitig betragen die Konzentrationen von Eisen-zwei im der <strong>Lethe</strong> zufließenden<br />

Bodenwasser bis zu über 10 mg/L, während im Grundwasser des Untersuchungsgebietes<br />

Eisen-zwei-Konzentrationen von bis zu über 9 mg/L beobachtet<br />

worden sind. Die Höhe der Eisenkonzentrationen im Sediment der <strong>Lethe</strong> von bis zu<br />

22.000 mg/kg zeigt eine Anreicherung von ausgefälltem Eisen an. Dabei sind die<br />

Massenkonzentrationen (Mittelwert) von Eisen-Gesamt [mg/kg] unterhalb der <strong>Lethe</strong>talsperre<br />

um den Faktor 4 höher als oberhalb des Talsperrensystems (9200<br />

mg/kg vs. 1700 mg/kg).<br />

Die Interpretation der Ergebnisse entlang der <strong>Lethe</strong> zeigt an, dass die Problematik<br />

der Verockerung durch das Talsperrensystem der Ahlhorner Teiche abgegrenzt<br />

wird. Oberhalb des Talsperrensystems fließt der <strong>Lethe</strong> nur wenig Eisen zu, unterhalb<br />

des Talsperrensystems bis zur Messstelle Bissel führt der Zustrom von mit<br />

Eisen-zwei belastetem Wasser zur bekannten Verockerungsproblematik. Gleichzeitig<br />

korreliert die Verockerungsproblematik mit dem Vorhandensein von Raseneisenerz<br />

in der Landschaft.<br />

Eine besondere Problematik geht von den Drainagegräben aus. Sie führen Wasser<br />

mit hohen Eisenkonzentrationen, was wiederum zu Anreicherungen im Sediment<br />

der Drainagegräben führt. Im Sediment von Drainagegräben wurden Eisenkonzentrationen<br />

bis zu 76.000 mg/kg nachgewiesen. Das Wasser der betrachteten<br />

Gräben fließt direkt dem Talsperrensystem zu. Hier kommt es aufgrund des Staubetriebs<br />

zu einer Verringerung der Fließgeschwindigkeiten, so dass sich Eisen absetzen<br />

kann. Das Talsperrensystem könnte in diesem Sinne als Eisensenke fungieren.<br />

Darauf weisen Anreicherungen in untersuchtem Teichsediment hin.<br />

Die Verockerungsproblematik im Untersuchungsgebiet konnte mit der Existenz von<br />

Nitrat im regionalen Grundwasser verknüpft werden.<br />

Nitrat ist im oberflächennahen Grundwasserleiter des Untersuchungsgebietes in<br />

Konzentrationen von bis zu über 200 mg/ L nachgewiesen worden. Gleichzeitig<br />

führt das Ablaufen von autotroph-chemolithotrophen Denitrifikationsprozessen<br />

(Denitrifikation durch Metallsulfide, wie Pyrit – FeS 2 ) dazu, dass im Grundwasser<br />

Eisen-Zwei entsteht.<br />

In den untersuchten Transekten, die jeweils die Kompartimente – Boden- Grundwasser<br />

– Gewässer betrachteten, wurden die Transportpfade von Eisen-zwei zum<br />

Gewässer abgebildet. Sie zeigen eine gute Übereinstimmung mit der konzeptuellen<br />

Modellvorstellung. Die integrierte Betrachtung entlang der Kompartimente zeigt,<br />

dass die Verockerung in der <strong>Lethe</strong> zu einem überwiegenden Teil durch Eisen-zwei,<br />

das über den Grundwasserpfad transportiert wird, verursacht wird. Es handelt sich<br />

überwiegend um eine allochthone Verockerung.<br />

Endbericht - März 2009 159


Das nachfolgend auf der Basis des Konzeptmodells und der Ergebnisse des Monitoring<br />

aufgebaute integrierte Grundwasser Oberflächenwasserströmungsmodell<br />

bildet die Interaktionen zwischen den Kompartimenten ab.<br />

Die Ergebnisse der Berechnungen mit dem numerischen Modell sind als Eingabeparameter<br />

in das Transportmodell von Eisen in der <strong>Lethe</strong> eingegangen.<br />

Das aufgebaute Transportmodell für Ocker in der <strong>Lethe</strong> kann nicht als kalibriert<br />

betrachtet werden, da hierfür die zur Verfügung stehende Zeitreihe von Randbedingungen<br />

(Einleiterkonzentrationen von Eisen aus dem Boden-/Grundwasser) zu<br />

kurz war. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass das numerische Modell prinzipiell<br />

in der Lage ist, den Verlauf der Eisenkonzentrationen abzubilden. Der Status eines<br />

kalibrierten Modells kann erst nach weiteren Datenerhebungen und weiteren Modellläufen<br />

erreicht werden. Hierzu wurden Vorschläge gemacht.<br />

Maßnahmen der Priorität 3 (Symptombekämpfung im Gewässer) wie z.B. Ockerseen<br />

oder Winter-Ockerseen wurden nicht weiter betrachtet.<br />

Als Maßnahme der Priorität 1 gelten nachhaltig wirksame Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung.<br />

In dem vorliegenden Fall wird darunter die Reduzierung der<br />

Stickstoffeinträge, die als Auslöser für weitere Umsetzungsprozesse zu sehen sind<br />

und dann letztlich zu Eisen-zwei-Produktion und den bekannten Verockerungserscheinungen<br />

führen, verstanden.<br />

Es wird nach Ansicht der Bearbeiter keine nachhaltige Verbesserung der Situation<br />

an der <strong>Lethe</strong> erreicht werden, wenn die Eintragssituation auf der Nährstoffseite<br />

nicht maßgeblich verändert wird.<br />

Endbericht - März 2009 160


12 Literatur<br />

1. EG-WRRL Bericht 2005: Flussgebiet Weser, Bearbeitungsgebiet <strong>Hunte</strong> [1<br />

- S.19; S.<strong>25</strong>])<br />

2. GRAHAM, D. und LARSEN, O. 2002. MIKE SHE, ein dynamisches Modellsys-tem<br />

für den verteilten Austausch zwischen Grund- und Oberflächenwasser,<br />

Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung, Heft 1, Beiträge<br />

zum Tag der Hydrologie 2002: 184-189.<br />

3. MADSEN, BENT LAUGE, 2006: Ocker – ein Gewässerproblem, gegen das<br />

wir einiges tun können; Herausgeber: Edmund Siemers-Stiftung; Erscheinungsjahr:<br />

2006; ISBN 3-932681-46-0;<br />

4. PÄTSCH, M., 2007: Analyse des Depots des Nitratumsatzes und dessen<br />

Heterogenität im quartären Grundwasserleiter des Wasserwerkes Thülsfelde<br />

/ Emsland – Berücksichtigung bei der Modellierung des Transportes.<br />

Dissertation TU Dresden.<br />

5. MADSEN & TENT, 2000: Lebendige Bäche und Flüsse, Edmund Siemers<br />

Stiftung, Hamburg 2000<br />

6. Statistisches Bundesamt (2000): Absatz von mineralischen Stickstoffdüngern.<br />

Pressemitteilung.<br />

7. ROHMANN, U., SONTHEIMER, H. (1985): Nitrat im Grundwasser. Engler-<br />

Bunte Institut der Universität Karlsruhe, Eigenverlag, 1985.<br />

8. FLAIG, H., LEHN, H., PFENNING, U., AKKAN, Z., ELSNER, D., WAC-<br />

LAWSKI, N. (2002): Umsetzungsdefizite bei der Reduzierung der Nitratbelastung<br />

des Grundwassers“. Materialienband Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

Baden-Württemberg, 317 S., 3 Anh.; Stuttgart<br />

(http://www.ta-akademie.de)<br />

9. DVGW (2002): Kurzfassung aus: Flaig, H., Lehn, H., Pfenning, U., Akkan,<br />

Z., Elsner, D., Waclawski, N. (2002): Umsetzungsdefizite bei der Reduzierung<br />

der Nitratbelastung des Grundwassers“. Materialienband Akademie<br />

für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg, 317 S., 3 Anh.;<br />

Stuttgart (http://www.ta-akademie.de)<br />

10. STAUFFER F., T. DOPPLER, AND H.-J. HENDRICKS FRANSSEN., 2008:<br />

Modellierung der Interaktion zwischen Fluss und Grundwasser: Zwei Beispiele<br />

aus der Region Zürich. Tagung Numerische Grundwassermodellierung,<br />

24-<strong>25</strong> Juni 2008, Graz.<br />

11. BAUR, W. 1997:GEWÄSSERGÜTE BESTIMMEN UND BEURTEILEN, - 3.<br />

AUFLAGE, PAREY VERLAG, BERLIN<br />

12. BILLARD AND ROUBAND, 1985: Water Research 19, 209-214<br />

Endbericht - März 2009 161


13. ABWV (2004): Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von<br />

Abwasser in Gewässer; Abwasserverordnung. Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />

14. SCHLAEGER, F. (2003): Die Gewässergütesimulation von Fließgewässern<br />

als Grundlage der langfristigen Flussgebietsbewirtschaftung. Aachen:<br />

Mainz. (Mitteilung/Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft;<br />

129). ISBN 3-86130-114-8.<br />

15. SCHONLAU, H., 2007: Zeitskalenübergreifende Berücksichtigung von<br />

partikulärem Stofftransport in einer Langfrist-Gewässergüteprognose für<br />

Fließgewässer, Dissertation, Fakultät für Bauingenieurwesen, Rheinisch-<br />

Westfälische Technische Hochschule Aachen<br />

16. SCHNOOR, J.L., 1996: Environmental Modeling: Fate and Transport of<br />

Pollutants in Water, Air, and Soil. New York [u.a.]: Wiley. (Environmental<br />

Science and Technology)(A Wiley-Interscience Publication). ISBN 0-471-<br />

12436-2.<br />

17. PRANGE, H., 2007: Verockerung als gewässerökologisches Problem-<br />

Lösungsansätze aus Dänemark, Diplomarbeit, Hochschule Bremen<br />

18. DIE LANDWIRTSCHAFT IN NIEDERSACHSEN, 2006<br />

19. KOCH, R., 2007: Uferzonen von Fließgewässern in Kleineinzugsgebietender<br />

Region Basel, Geoökologische Prozesse, Nährstoff- und Wasserhaushalt,<br />

Bodendynamik, Kartierung, Funktionen und Zielbreitenermittlung.<br />

Dissertation, Universität Basel.<br />

20. GRAUPNER, ARMIN, 1982: Raseneisenstein in Niedersachsen, Forschungen<br />

zur niedersächsischen Landeskunde, Band 118<br />

21. EULENSTEIN et al. 1993<br />

22. LÜTKE-ENTRUP et al. 1993<br />

23. FASSBENDER et al. 1993<br />

24. MAIDL & BRUNNER 1998).<br />

<strong>25</strong>. ALDRICH et al. (1986)<br />

26. AUFHAMMER et al. (1991)<br />

27. MAIDL 1990).<br />

21-27 Alle zitiert in :<br />

E. Sticksel, F.-X. Maidl & R. Valta, 1999: Pflanzenbauwissenschaften, 3<br />

(1), S. 17 –21, 1999, ISSN 1431-8857, © Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.,<br />

Stuttgart<br />

28. MICHAELSEN, 1969: Lebenslauf der <strong>Lethe</strong>: http://www.lebgrossenkneten.de/Blockhausbriefe/1969/Lebenslauf_<strong>Lethe</strong>.html<br />

29.HAD, 2001, Hydrologischer Atlas von Deutschland. BMU.<br />

Endbericht - März 2009 162

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!