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bioaktuell 9/13 - vollständige Version - Bioaktuell.ch

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Bevölkerung, Wirts<strong>ch</strong>aft und<br />

Politik: Zusammenarbeiten<br />

Begleitend zu einer Strategie haben vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Städte auf der ganzen Welt<br />

Chartas ausgearbeitet. In sogenannten<br />

«Food Councils», zu Deuts<strong>ch</strong> Nahrungsmittelräten,<br />

begleiten die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Akteure den Prozess. «Eine Voraussetzung<br />

für den Erfolg einer Ernährungsstrategie<br />

ist das Zusammenspiel von zivilgesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Initiative, Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

und der politis<strong>ch</strong>en institutionellen Ebene»,<br />

betont Heidrun Mos<strong>ch</strong>itz, die auf<br />

europäis<strong>ch</strong>er Ebene an der Bros<strong>ch</strong>üre<br />

«Guide for Urban Food Strategies» mitgearbeitet<br />

hat.<br />

Weitere Informationen zu Ernährungsstrategie<br />

■ Informationen zur Tagung «Stadt ernähren»<br />

unter:<br />

www.vision2035.<strong>ch</strong>/foodstrategy<br />

■ Philipp Stierand: «Stadtentwicklung<br />

dem Gartenspaten – Umrisse einer<br />

Stadternährungsplanung» zum frei<br />

Herunterladen auf<br />

http://speiseraeume.de<br />

■ Bros<strong>ch</strong>üre «Für eine Ernährung mit<br />

Zukunft. Souveränität auf Acker und<br />

Teller»; Uniterre. April 20<strong>13</strong>. Fr. 5.–, zu<br />

beziehen über www.uniterre.<strong>ch</strong><br />

■ Bros<strong>ch</strong>üre «Guide for Urban Food<br />

Strategies» unter<br />

www.foodlinkscommunity.net<br />

■ Weitere Infos zu den Projekten in<br />

Genf unter www.ville-geneve.<strong>ch</strong><br />

→ Thèmes et démar<strong>ch</strong>es → Développement<br />

durable et énergie → Economie<br />

durable et insertion → Agriculture<br />

de proximité → Agriculture<br />

urbaine<br />

ms<br />

Philipp Stierand, der eine Dissertation<br />

über die Bedeutung des städtis<strong>ch</strong>en<br />

Ernährungssystems für die Stadtentwicklung<br />

an der Fakultät für Raumplanung<br />

der Universität Dortmund ges<strong>ch</strong>rieben<br />

hat, betont, dass das stärkste Instrument<br />

der Kommunen zur Gestaltung des Ernährungssystems<br />

das öffentli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>affungswesen<br />

sei.<br />

Lebensmittelproduktion<br />

künftig au<strong>ch</strong> in den Städten<br />

Heute definiert si<strong>ch</strong> die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

neu in den Städten der S<strong>ch</strong>weiz beispielsweise<br />

als urbaner Gartenbau. Au<strong>ch</strong> wenn<br />

zurzeit nur ein kleiner Teil der Stadtbevölkerung<br />

einen Teil ihrer Nahrungsmittel<br />

selbst anbaut, wird die Lebensmittelversorgung<br />

aus den Städten in Zukunft<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr wegzudenken sein.<br />

Mathias Stalder<br />

«Nahrungsmittel für Mens<strong>ch</strong>en<br />

produzieren, ni<strong>ch</strong>t für Märkte»<br />

Solidaris<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft – na<strong>ch</strong> diesem Prinzip wirts<strong>ch</strong>aften rund 40 Höfe in Deuts<strong>ch</strong>land. Ein<br />

Gesprä<strong>ch</strong> mit Stephanie Wild vom Netzwerk Solidaris<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft (Solawi).<br />

Mathias Stalder: Wie erklären Sie<br />

einem Bauern die Solidaris<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft?<br />

Stephanie Wild: Die Prinzipien einer solidaris<strong>ch</strong><br />

getragenen Landwirts<strong>ch</strong>aft sind<br />

die Vorfinanzierung der Betriebskosten<br />

sowie eine Abnahmegarantie für ein Jahr.<br />

Hinzu kommt die Risikogarantie. Spri<strong>ch</strong><br />

eine Solawi finanziert den Betrieb und<br />

ni<strong>ch</strong>t das Gemüse. Dur<strong>ch</strong> den kühlen<br />

Frühling waren die Regale im Mai und<br />

Juni fast leer. Meinen monatli<strong>ch</strong>en Beitrag<br />

abzuliefern fiel mir da s<strong>ch</strong>on sehr<br />

s<strong>ch</strong>wer.<br />

Ein Modell also, das den Bauern entlastet<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig eine Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

berei<strong>ch</strong>ert?<br />

Wer si<strong>ch</strong> von der Idee angespro<strong>ch</strong>en<br />

fühlt, Landwirts<strong>ch</strong>aft für Mens<strong>ch</strong>en und<br />

ni<strong>ch</strong>t für Märkte zu ma<strong>ch</strong>en, der ist hier<br />

ri<strong>ch</strong>tig. Denn es bedeutet auf der einen<br />

Seite weniger anonyme Windmühlenkämpfe,<br />

auf der anderen Seite aber Austaus<strong>ch</strong><br />

und reale Gesprä<strong>ch</strong>e mit den<br />

Mens<strong>ch</strong>en, die die Dinge essen, die der<br />

Hof produziert.<br />

Stephanie Wild setzt si<strong>ch</strong> für die<br />

solidaris<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft ein.<br />

Warum brau<strong>ch</strong>t es denn eine Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

frei von marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Zwängen?<br />

Die Logik des Marktes führt zu immer<br />

tieferen Preisen, die wiederum zulasten<br />

der Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit, der Tiergesundheit<br />

gehen und die Ausbeutung der<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Arbeitskraft zur Folge haben.<br />

Boden wird zu einem Spekulationsobjekt.<br />

Letztendli<strong>ch</strong> verni<strong>ch</strong>ten wir damit<br />

unsere Lebensgrundlage. Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

Bild: zVg<br />

arbeitet mit dem Lebendigen, das seinen<br />

eigenen Gesetzen und Rhythmen folgt.<br />

Dieser Freiraum kann nur jenseits von<br />

marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zwängen erhalten<br />

bleiben.<br />

Führt das kollektive Eigentum ni<strong>ch</strong>t<br />

unweigerli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zu Konflikten?<br />

Das kollektive Eigentum ist eine Zielformulierung,<br />

ni<strong>ch</strong>t unbedingt Bedingung,<br />

um mit einer Solidaris<strong>ch</strong>en Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

zu starten. Wir müssen alle no<strong>ch</strong><br />

viel lernen und neu denken, wenn wir<br />

weg vom Egoismus hin zu kollektivem<br />

Handeln kommen wollen.<br />

Interview: Mathias Stalder<br />

Stephanie Wild ist Leiterin der Ges<strong>ch</strong>äftsstelle<br />

des Netzwerks Solidaris<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

in Weimar, Kursleiterin der<br />

Freien biodynamis<strong>ch</strong>en Ausbildung in<br />

Ostdeuts<strong>ch</strong>land und bringt Erfahrung als<br />

Gärtnerin und Älplerin mit. Sie ist Herausgeberin<br />

des Bu<strong>ch</strong>es: «Si<strong>ch</strong> die Ernte<br />

teilen … Einführung in die Solidaris<strong>ch</strong>e<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft».<br />

www.solidaris<strong>ch</strong>e-landwirts<strong>ch</strong>aft.org<br />

18 <strong>bioaktuell</strong> 9/<strong>13</strong>

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