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Blutegeltherapie bei Hunden - hunde-wasserarbeit

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<strong>Blutegeltherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Hunden</strong><br />

Schon nach dieser Äberschrift sagen jetzt bestimmt sehr viele: Iiiiih, bah ist ja eckelig!Å.<br />

Der Blutegel hat aber nichts mit Eckel zu tun. Sein Name ist vom griechischen ÇechisÅ = kleine Schlange abgeleitet.<br />

Blutegel gehÉren zur Familie der blutsaugenden RingelwÑrmer und sind mit den RegenwÑrmern, vor denen sich<br />

kaum jemand ekelt, verwandt.<br />

Schwimmende Blutegel<br />

Den Nutzen dieser kleinen Schlange zu Heilzwecken kannten schon die alten Germanen. Die Babylonier und die<br />

Inder wanden die Heilkunst bereits vor 2500 Jahren an.<br />

In der freien Natur sind Blutegel in kalkarmen, sauberen Teichen, Seen, TÑmpeln und langsam flieÖenden GewÜssern<br />

zu finden.<br />

Der Egel ist dunkelgrÑn mit 3 braungelben LÜngsstreifen an den RÑckenseiten. Sie haben kein Gehirn. Die kleine<br />

Schlange hat einen ovalen Querschnitt, der sich an den KÉrperenden verkleinert. An jedem Ende befindet sich ein<br />

Saugnapf. Der vordere umgibt die MundÉffnung, welche 3 Kiefer mit 80 KalkzÜhnchen umgibt. Der hintere SaugfuÖ<br />

dient lediglich zum festhalten.<br />

Ihr Leben verbringen sie hauptsÜchlich im Wasser, zur Fortpflanzung suchen sie dort die flachen UfergewÜsser auf.<br />

Im Jungstadium ernÜhren sie sich vom Blut der KaltblÑter wie FrÉschen und Fischen, fÑr die schnellere<br />

Geschlechtsreife bevorzugen sie jedoch das Blut der WarmblÑter. Sind die ausgewachsenen Tiere hungrig, so halten<br />

sie sich an der WasseroberflÜche auf, um ihrer mÉglichen Beute aufzulauern.


Nachdem man die Blutegel im 19.Jhd durch Ñbertriebene Nutzung durch ÇVampirismusÅ fast ausgerottet hat, gerieten<br />

ihre HeilkrÜfte in Vergessenheit. Im spÜten 20.Jhd wieder kamen sie in der Humanmedizin wieder zum Vorschein.<br />

Diese pfiffigen Tierchen mit ihrer Heilkunst haben heute auch in der Tiermedizin ihren Platz gefunden.<br />

Die medizinisch genutzten Egel werden entsprechend der Leitlinie fÑr QualitÜt und Sicherheit gezÑchtet und nicht aus<br />

natÑrlichen GewÜssern gefischt.<br />

Die Anwendung in der Tiermedizin ist schon recht vielseitig. Bei <strong>Hunden</strong> finden Blutegel mit ihrem besonderen<br />

ÇSpeichelcocktailÅ <strong>bei</strong> folgenden Indikationen Anwendung:<br />

Arthrose (chronische Gelenkserkrankung mit KnorpelschÜdigung), Abszesse, HÜmatome, Prellungen, akute<br />

Diskopathie (Bandscheibenvorfall), Spondylose (Verkalkung der WirbelsÜule) und sonstige<br />

WirbelsÜulenerkrankungen, Ocheochondrose =OCD (KnorpelablÉsungen<br />

in den Gelenken <strong>bei</strong>m heranwachsenden Hund) , Patellaluxation (Verlagerung der Kniescheibe),<br />

HÑftgelenksdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED), nach Kreuzbandrissen und <strong>bei</strong> schlecht heilenden Wunden.<br />

Saugende Blutegel<br />

Zum Beispiel werden <strong>bei</strong> der Behandlung nach einer Kreuzband-OP vom Therapeuten 2 Blutegel am Knie angesetzt.<br />

Das Knie wird hierzu vorher mit einem feuchten, warmen Tuch abgerieben, bevor die Egel mit einer kleinen<br />

Glasglocke oder direkt mit der behandschuhten Hand an die gewÑnschte Stelle gesetzt werden. Auf der Haut des<br />

Hundes sucht der Blutegel mit dem Vorderende tastend nach der geeigneten Bisstelle. Der hintere Saugnapf wird als<br />

Halterung genutzt. Ist die geeignete Bisstelle nicht gefunden, wird der Saugnapf anschlieÖend in eine neue Position<br />

gebracht. Sobald die optimale Stelle erreicht ist, fixiert der Egel den hinteren Saugnapf in der NÜhe der Bisstelle und<br />

beginnt sich mit seinem dreistrahligen Kiefer in die Haut zu sÜgen. Der Biss der 80 KalkzÜhnchen wird mit einem<br />

schmerzarmen Insektenstich verglichen. Man vermutet, dass der Egel ein LokalanÜsthetikum da<strong>bei</strong> verwendet, jedoch<br />

ist dies bisher nicht nachgewiesen. Das Ansetzen von Blutegeln kann schnell gehen, es kann aber auch Geduld und<br />

unter UmstÜnden das Anritzen der Haut erfordern.<br />

Nachbluten nach dem Abfalles des Egels<br />

abgefallener ÄgesÅttigterÇ Egel<br />

WÜhrend des Saugvorganges scheidet der Blutegel ein Sekret in die Wunde ab. Durch die unter anderem<br />

histaminÜhnliche Substanz werden die BlutgefÜsse erweitert. Erleichtert wird das Saugen des Blutegels durch das


Hirudin (Blutgerinnungshemmer), welches er aus seinen SpeicheldrÑsen in die Wunde absondert. Das Hirudin hÜlt<br />

das Blut flÑssig, indem es die Blutgerinnung verhindert. Das bekannte kÑnstliche Hirudin ist das Heparin. Die Egel<br />

haben in ihrem Speichel auÖerdem die Substanzen Calin (lang anhaltender Blutgerinnungshemmer, verursacht das<br />

lange Nachbluten) , Hyaluronidase, Egline (sorgt durch die Verdauungshemmung fÑr die Sauberkeit der Bissstelle),<br />

Kollagenase, Apyrase, Orgelase, Destabilase und Piyavit , die eine gerinnungs- und entzÑndungshemmende Wirkung<br />

haben.<br />

Die Nahrungsaufnahme dauert ca. 30 Minuten, wenn der Egel nach dem Biss durchgÜngig saugt. Oft ist aber mit<br />

einer Dauer bis zu 2 Stunden zu rechnen. Da<strong>bei</strong> wird das Gewicht des Blutegels um ein Vielfaches erhÉht, der<br />

flache lÜngliche Egel sieht regelrecht aus wie aufgepumpt. Sobald er satt ist lÜsst der Blutegel von selbst los. Die<br />

Wunde selbst blutet noch einige Stunden manchmal 12 bis 24 Stunden nach. Dadurch wird der Blutverlust verdoppelt<br />

bis verdreifacht. Dieser Blutverlust fÉrdert die FlieÖgeschwindigkeit des Blutes und somit die Durchblutung und<br />

Entschlackung der erkrankten Partie.<br />

Nach dem Saugvorgang ist der Blutegel erst nach einer Woche wieder zu schlÜngelnden Schwimmbewegungen fÜhig.<br />

Der Blutegel selbst speichert das gesaugte Blut Ñber Monate hinweg in seinem Magen und verdaut es innerhalb eines<br />

Zeitraumes von 5 bis 18 Monaten. Allerdings ist der Blutegel bereits nach einigen Monaten wieder saugwillig.<br />

Die LandseerhÑndin Ronja macht nun schon die zweite <strong>Blutegeltherapie</strong> aufgrund des Cauda Equina Syndroms und<br />

zwei operierten Kreuzbandrissen. Sie lÜsst sich geduldig die Egel ansetzen und lÜsst die kleinen Egel saugen, so als<br />

ob sie spÑrt, dass der Biss des Egels ihr gut tut.<br />

Bevor die Egel vorzugsweise im Vormittag am Knie bzw. an der Cauda Equina angesetzt werden, wurden die Stellen<br />

mit einem warmen feuchten Tuch abgerieben. Der vorab angelegte warme Wickel fÉrdert zusÜtzlich die<br />

Durchblutung an den zu behandelnden Stellen.<br />

Der Egel wurde mit behandschuhten HÜnden aus dem Wasserbad gefischt und an die gewÑnschte Stelle gesetzt. Mit<br />

einer kleinen Glasglocke wurde er in dem gewÑnschten Bereich gehalten, bis dass er angebissen hatte. Sobald er<br />

angebissen hat, ist Geduld gefordert, die Ronja immer aufbringt.<br />

Die Behandlungen haben <strong>bei</strong> Ronja schon sehr gute Erfolge gezeigt, so dass die stÜndige Gabe von Schmerzmitteln<br />

bereits weitgehend abgesetzt werden konnte. Sie macht schon wieder recht ausgiebige SpaziergÜnge, kann sich seit<br />

Monaten endlich auch mal wieder Recken und Strecken nach dem Aufstehen und ist wieder eine agile fast 4 jÜhrige<br />

LandseerhÑndin.<br />

Auch wenn Arthrose nicht heilbar ist, so gibt es doch alternative MÉglichkeiten zur Linderung, wie zum Beispiel die<br />

Inhaltsstoffe im Speichel der Egel und der damit verbundene kleine Aderlass.<br />

áSonja Derikartz

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