ausschreibungen - Dachverband für Budotechniken Nordrhein ...
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Nage-waza-ura-no-Kata:<br />
Konter gegen Nage-no-Kata und weitere Wurftechniken<br />
von Wolfgang Dax-Romswinkel<br />
Folge 5: Obi-otoshi mit O-guruma kontern<br />
Wissenswertes über Obi-otoshi<br />
Obi-otoshi ist eine heutzutage nahezu unbekannte Wurftechnik, da<br />
sie vermutlich schon mit Beginn des 19. Jahrhunderts kaum noch<br />
im Randori angewendet wurde. In der ersten Fassung der Gokyo-nowaza,<br />
war Obi-otoshi noch enthalten, nach der Revision 1920 nicht<br />
mehr.<br />
In vielen alten Jujutsu-Stilen - aber auch beim Sumo - kämpft(e)<br />
man im Jigotai und das Greifen des Gürtels zum Werfen war durchaus<br />
gebräuchlich. In der Koshiki-no-Kata sind z.B. eine ganze Reihe<br />
von Aktionen enthalten, bei denen der Gürtel des Partners gegriffen<br />
wird, um diesen anzugreifen. Das Randori im Judo bevorzugte jedoch<br />
eine aufrechtere Körperhaltung (Shizentai) und den bekannten<br />
„Ärmel-Kragengriff“, sodass Techniken, bei denen der Gürtel gefasst<br />
wird, seltener wurden. In der Gokyo-no-waza ist einzig noch Tsuri-goshi<br />
verblieben, nachdem Obi-otoshi und Hikikomi-gaeshi 1920<br />
herausgenommen wurden.<br />
Wissenwertes über O-guruma<br />
Häug ist zu lesen, dass Kyuzo Mifune der Ernder des O-guruma gewesen<br />
sei. Dies ist zwar nicht ganz richtig, aber Mifune muss dennoch<br />
als einer der bedeutendsten Spezialisten <strong>für</strong> diese Technik gelten.<br />
Der Name O-guruma tauchte erstmals in Verbindung mit der neu<br />
gefassten Gokyo-no-waza von 1920 auf. Davor machte man keinen<br />
Unterschied zu Harai-goshi, sondern verwendete den Spitznamen<br />
„Mawari-komi-harai-goshi“ (etwa: „Harai-goshi mit kreisförmigem<br />
Eingang“). Da O-guruma jedoch weitgehend ohne Hüftkontakt geworfen<br />
wird, handelt es sich dabei um eine Ashi-waza, sodass es nur<br />
konsequent war, einen eigenen Namen festzulegen.<br />
In T. Daigo: „Wurftechniken des Kodokan Judo, Band 2“ (Verlag Dieter<br />
Born) ist eine Erklärung von Mifune zu O-guruma enthalten, die<br />
an dieser Stelle auch deshalb wiedergegeben werden soll, weil sie die<br />
ganze Faszination des Judo widerspiegelt.<br />
»[...] Die Technik O-guruma ähnelt auf den ersten Blick dem Harai-goshi.<br />
Normalerweise hieß es, eine körperlich kleine Person könne<br />
eine körperlich größere Person nur mit einer »kleinen Technik«<br />
werfen. Als »kleine Techniken« sind zum Beispiel zahlreiche Fuß- und<br />
Beintechniken [Ashi-waza], wie etwa Ko-soto-gari oder De-ashi-harai,<br />
zu nennen. Aber ich habe mir überlegt, ob es denn nicht zum Problem<br />
wird, wenn sich bei einem sehr viel größeren Partner gar keine<br />
Gelegenheit ergibt, um eine kleine Technik anzusetzen, und ob es denn<br />
nicht doch auch in dem Fall eine Methode geben würde, wie die kleine<br />
Person die große Person werfen kann. Wenn sich ein Großer und ein<br />
Kleiner gegenüberstehen, ist das Zentrum (=der Schwerpunkt) des<br />
Großen höher als das des Kleinen und deshalb ist der erstere instabiler<br />
als der letztere. Wenn der Partner den Außenkreis bildet, bilde<br />
ich selbst den Innenkreis. Aus dieser Überlegung heraus habe ich<br />
entsprechend des Prinzips »Der Antrieb des Innenkreises muss den<br />
Außenkreis kontrollieren« eine Methode erdacht, wie ich als kleine<br />
Person einen großen Partner in einer großen Bewegung werfen kann,<br />
was zu der Technik O-guruma geführt hat. Das Bein, das ich beim<br />
Erkennen einer Unaufmerksamkeit nach vorne gebracht habe, lasse<br />
ich so wie eine Holzschwelle rotieren, und entreiße das Zentrum des<br />
größeren Partners, das sich oberhalb bendet. [...]«<br />
Obi-otoshi aus K. Sasaki: „Djudo“ (Budapest 1907)<br />
Endphase eines O-guruma aus Mifune „Canon of Judo“ (1956)<br />
16 der budoka 5/2013