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ausschreibungen - Dachverband für Budotechniken Nordrhein ...

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Foto: Jan Eric Euler<br />

Jordanien - ein Land<br />

im Spagat<br />

NWJV-Jugendsprecher Moritz Belmann war <strong>für</strong> die Deutsche<br />

Sportjugend mit dem Verein Bürger Europas in Jordanien<br />

unterwegs. Zusammen mit 15 Deutschen und 15<br />

Jordaniern besuchte er viele Organisation und Projekte in<br />

der Hauptstadt Amman. Was er erlebt hat, lesen Sie hier:<br />

In den tiefen Häuserschluchten der jordanischen Hauptstadt Amman<br />

regiert am Morgen die Hektik. In den engen Straßen schlängeln<br />

sich die Autos nur langsam voran. Die Bürgersteige sind überfüllt<br />

mit Menschen. Auf dem Weg zur Arbeit oder zum Gebet streifen sie<br />

durch die Gassen, die teilweise mit Müll gefüllt sind. Auf den verschiedenen<br />

Hügeln der Stadt zeugen Rauchschwaden von Feuern.<br />

Die Luft ist angereichert mit Abgasen, Gestank und Rauch. Unwirklich<br />

thront das Botschafts- und Tourismusviertel rund um die Rainbowstreet<br />

über der Stadt. Hier sind die Straßen breiter und die Schulkinder<br />

werden von ihren Müttern und Vätern zur Schule gebracht.<br />

Auf dem gegenüberliegenden Hügel zeugt ein weiteres Bauwerk von<br />

der Ungleichheit der Stadt. Hoch oben über den Straßen und Menschen<br />

bendet sich eine alte Ruine. Alle möglichen Herrscher von<br />

den Römern bis zu den Syrern haben hier ihre Spuren hinterlassen.<br />

Amman ertrinkt förmlich im eigenen Gegensatz. So wie die jordanische<br />

Gesellschaft an sich, die, angeführt von ihrem König Abdullah<br />

dem Zweiten, den Spagat zwischen Orient und Oxident, Moderne<br />

und Tradition versucht und dabei an sich selber zu scheitern droht.<br />

Denn die Vorstellungen der Herrschenden und die Realität in der Bevölkerung<br />

klaffen immer weiter auseinander.<br />

So ist es überraschend wie ein Land ohne eine funktionierende Wirtschaft<br />

überleben kann. Industrie und Landwirtschaft sind verschwindend<br />

gering. Der Tourismus bringt nur wenige Einnahmen. Gestützt<br />

wird das System von Investitionen und Subventionen aus dem Ausland.<br />

Vor allem die USA und die Golfstaaten investieren in das System<br />

Jordanien. Mit Zahlungen in Milliardenhöhe soll das Land weiter<br />

als Anker der Sicherheit im Mittleren Osten fungieren. Eingekeilt<br />

zwischen den Krisenherden Israel, Palästina, Syrien und Irak ist diese<br />

Funktion <strong>für</strong> die Stabilität der Region auch bitter nötig. Doch die<br />

jordanische Regierung und seine Fürsprecher spielen mit dem Feuer.<br />

Viele Jordanier zerbrechen unter der Last der Erwartungen. Die starke<br />

Währung, die durch einen Vertrag zwischen Jordanien und den<br />

USA an den Dollar gekoppelt ist, und das niedrige Lohnniveau lasen<br />

vielen Menschen kaum Luft zum Atmen. Die Preise <strong>für</strong> Lebensmittel<br />

und tägliche Gebrauchsgegenstände sind auf europäischem Niveau.<br />

Die Folge sind Armut und Elend. Investiert wird nur in Prestigeprojekte<br />

und Bauten der kleinen Oberschicht.<br />

Umso wichtiger ist dadurch die Arbeit der vielen Freiwilligenorganisationen,<br />

die sich in den letzten Jahren, vor allem in Amman, gegründet<br />

haben. Sie gehen in die Elendsviertel und setzen sich <strong>für</strong> die<br />

Jugend und Frauen ein. „Als wir hierher kamen, gab es weder eine<br />

Post, noch einen Arzt. Durch das Projekt konnten wir eine Gemeinschaft<br />

innerhalb des Viertels aufbauen. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe“,<br />

sagte eine Repräsentantin des Projektes Ruwwad, welches<br />

direkt im Stadtteil Jabal Al Natheef arbeitet. Allein dort leben 54.000<br />

Menschen. In den letzten zehn Jahren baute Ruwwad Wasser- und<br />

Stromleitungen, bot Unterricht in verschiedenen Fächern und Freizeitmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Kinder an. Mütter haben seitdem die Möglichkeit,<br />

in den Werkstätten der Organisation eigenes Geld zu verdienen.<br />

Laut einem Video der Initiative, unterstützte Ruwwad bislang 1.200<br />

Jugendliche und Kinder und gab 350 Frauen eine Chance zur Arbeit.<br />

„Ohne unsere Arbeit wäre hier nichts passiert. Die Regierung interessiert<br />

sich nicht <strong>für</strong> diese Menschen“, sagte die Repräsentantin. Solche<br />

Initiativen scheinen mal mehr oder weniger der Kitt der Gesellschaft<br />

zu sein. Sie bilden den Nährboden <strong>für</strong> eine Gemeinschaft innerhalb<br />

der Stadt.<br />

Sport ist eine internationale Sprache<br />

Leider werden auch diesen Organisationen durch Korruption und Vetternwirtschaft<br />

immer wieder Steine in den Weg gelegt. Davon bleiben<br />

nur die Initiativen verschont, die direkt vom jordanischen Königshaus<br />

unterstützt werden. Wie beispielsweise das Projekt Generations<br />

for Peace (GfP). Im Gegensatz zu Ruwwad sitzen die Mitarbeiter<br />

dieser Organisation inmitten der modernen Sportcity. In klimatisierten<br />

Büros und Vortragsräumen arbeiten die Hauptberuichen an der<br />

Weiterentwicklung der eigenen Idee. Generations for Peace möchte<br />

mit Hilfe des Sports Werte und Normen vermitteln und den Alltag<br />

von Kindern in Krisenherden der Welt verbessern. „Wir arbeiten in<br />

46 Ländern und sind stolz darauf, eine Partnerorganisation des Internationalen<br />

Olympischen Komitees (IOC) zu sein“, sagte der schottische<br />

GfP-Leiter Mark Clark. Unterstützt wird seine Organisation<br />

vom Bruder des Königs Jordaniens, der als Präsident alle Zügel in<br />

der Hand hält. Das Konzept des Projektes ist interessant. In den Krisenländern<br />

werden gezielt Volunteers gesucht und in internationalen<br />

Begegnungswochen ausgebildet. Als GfP-Botschafter gehen die freiwilligen<br />

Helfer dann zurück in ihre Länder und führen Projekte zur<br />

Stabilisierung der Gesellschaft vor Ort durch. Das Fundament dazu<br />

bietet der Sport. „Sport ist eine internationale Sprache, mit der wir<br />

10 der budoka 5/2013

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