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PflegeKolleg<br />

Krebstherapie:<br />

Folgen managen<br />

Teil 1<br />

Übelkeit und Fatigue:<br />

Schon morgens immer müde<br />

Unsichtbare Belastungen<br />

Teil 2<br />

Eisgekühlte Handschuhe lindern<br />

Folgen der Chemo<br />

Haut- und Nagelveränderungen<br />

ZERTIFIZIERTE<br />

F O R T B<br />

3<br />

Punkte<br />

I L D U N G<br />

Teil 3<br />

Wenn Schlucken nur noch schmerzt<br />

Orale Mukositis, Ösophagitis<br />

und Soorstomatitis<br />

© Getty Images/iStockphoto<br />

Zertifizierte Fortbildung in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

29


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

Unsichtbare Belastungen<br />

Übelkeit und Fatigue:<br />

Schon morgens immer müde<br />

Fatigue und Übelkeit sind häufige und besonders stark belastende Begleitsymptome<br />

onkologischer Erkrankungen und ihrer Therapien. Bei beiden ist von außen kaum<br />

zu beurteilen, wie schwer die Belastung für den Patienten wiegt. Fatigue bleibt von<br />

Behandelnden sogar oft unerkannt, unterschätzt und somit unbehandelt.<br />

KEYWORDS<br />

Erschöpfung<br />

Antiemetika<br />

Nausea<br />

Emesis<br />

Emetogenität<br />

Bis zu 90% der<br />

Krebspatienten<br />

klagen während und<br />

nach ihrer Behandlung<br />

über Müdigkeit<br />

und Erschöpfung.<br />

Bis zu 90% der Krebspatienten klagen während<br />

und nach ihrer Behandlung über Müdigkeit<br />

und Erschöpfung. Sie fühlen sich in ihrem<br />

Alltag und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt.<br />

Oft führt das sogar dazu, dass sie onkologische<br />

Therapien abbrechen. Bei den betroffenen<br />

Angehörigen stößt der Patient auf Unverständnis<br />

und auch er selbst kann, gerade nach Ende einer<br />

onkologischen Behandlung, nicht damit umgehen,<br />

dass er so stark geschwächt ist. Eigentlich soll jetzt<br />

der Neuanfang da sein, jeder möchte zurück in die<br />

Normalität. Doch das ist wegen der andauernden<br />

Erschöpfung, die schon nach dem Aufwachen da ist,<br />

kaum möglich. Das bewirkt bei ihnen ein hohes Maß<br />

an Frustration und das Gefühl zu versagen.<br />

Trotzdem gibt es bis heute kaum eine Behandlung<br />

oder Beratung zur Fatigue, viele interprofessionelle<br />

Teams vernachlässigen dieses Symptom. Ein Auszug<br />

aus der Definition der Deutschen Fatigue Gesellschaft<br />

macht jedoch klar, was das Symptom für die Betroffenen<br />

bedeutet, nämlich ein „krankheitswertiges,<br />

unüberwindliches, anhaltendes und ganzkörperliches<br />

Gefühl einer emotionalen, mentalen und physischen<br />

Erschöpfung.“ Dieses Erschöpfungsgefühl „lässt sich<br />

durch Schlaf nicht aufheben“.<br />

Entwicklung krebsbedingter Erschöpfung<br />

Die Entstehung von Fatigue hat viele Ursachen. Sie<br />

können unterschieden werden in therapiebedingt,<br />

tumorbedingt und tumorbedingte Begleiterkrankungen<br />

sowie diverse andere Einflussfaktoren. Therapiebedingte<br />

Ursachen sind beispielsweise Zytostatika,<br />

Bestrahlung oder Immuntherapie. Tumorbedingt<br />

kann Fatigue unter anderem entstehen durch die<br />

behinderte Blutversorgung von Organen, Knochenmarkinfiltration<br />

oder neuromuskuläre Veränderungen.<br />

Als Begleiterkrankungen sind beispielsweise<br />

Anämie, Tumorfieber, Elektrolytverschiebung oder<br />

kardiale und pulmonale Erkrankungen zu nennen.<br />

Zu den anderen Einflussfaktoren zählen Depressionen,<br />

Behandlungsnebenwirkungen, chronische<br />

Schmerzen sowie körperliche und psychische Belastungen.<br />

So erleben Betroffenen Fatigue<br />

Fatigue ist wie Schmerz ein subjektives Empfinden<br />

und von daher von außen kaum zu beurteilen. Wenn<br />

der Patient sie nicht von sich aus anspricht, bleibt sie<br />

oftmals vom Pfleger und Behandler unentdeckt – vor<br />

allem, wenn der nicht gezielt danach fragt. Dem Erfassen<br />

von Fatigue kommt eine zentrale Bedeutung<br />

zu, wobei der Patient selbst die Stärke einstufen sollte,<br />

ähnlich wie bei der Schmerzerfassung mit einer numerischen<br />

Skala von 0 bis 10. Für das Empfinden des<br />

Patienten gilt: „Müdigkeit ist, was immer der Patient<br />

sagt, dass es ist, wann immer er sagt, dass sie da ist“.<br />

(Glaus 1999). Um die Selbsteinschätzung zu differenzieren<br />

sollte weiterhin erfragt werden:<br />

▶▶Welche Auswirkung gibt es auf Selbstbestimmung<br />

und Lebensqualität?<br />

▶▶Gibt es ein Verlaufsmuster der Erschöpfung (Tagebuch<br />

führen)?<br />

▶▶Was lindert die Erschöpfung?<br />

▶▶Was sind auslösende Begleitumstände (Schmerz,<br />

Anämie, Schlafstörungen, Stress…)?<br />

Patientenorientierte Ziele aushandeln<br />

Pflegende und Behandler sollten an die Anamnese<br />

anknüpfen und gemeinsam mit dem Patienten Behandlungsziele<br />

festlegen, die sowohl seinen eigenen<br />

Wünschen als auch seinem Erkrankungsstadium<br />

angepasst sind. Dazu können Verbesserung des Kräfte-<br />

und Energiehaushaltes, Verständigung und Akzeptanz<br />

in der Familie, Steigerung des Wohlbefindens,<br />

Selbstständigkeit und Selbstkontrolle und vor allem<br />

die Reduktion von Therapieabbrüchen gehören.<br />

Da Fatigue nur bedingt medikamentös behandelt<br />

werden kann, kommt der Beratung und Information<br />

© Getty Images/Thinkstock<br />

DOI: 10.1007/s00058-013-0755-3<br />

30<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


der Patienten und Angehörigen zur Stärkung der<br />

eigenen Bewältigungsstrategien im Umgang mit der<br />

Erschöpfung (Empowerment) eine zentrale Bedeutung<br />

zu. Die Behandlung in einem multiprofessionellen<br />

Team aus Pflegenden, Ärzten, Physiotherapeuten,<br />

Sozialarbeitern und Psychoonkologen ist<br />

unerlässlich, um das multikausale Symptom durch<br />

multimodale Ansätze zu lindern. Beratung und Information<br />

der Patienten und Angehörigen können<br />

folgenden Themen beinhalten:<br />

▶▶Erklären der Ursachen, Einflussfaktoren und wechselseitigen<br />

Beeinflussung bei der Entstehung von<br />

Fatigue.<br />

▶▶Besprechen des Erlebens, der Symptome und der<br />

Auswirkungen von Fatigue auf Teilhabe und Partizipation<br />

(Arbeit, Familie, soziales Leben, Krankheitsbewältigung).<br />

▶▶Ermuntern zu konkreten Handlungsstrategien in<br />

der Bewältigung von Fatigue. Dazu zählen energieund<br />

kräftesparende Maßnahmen, energieerhaltende<br />

und energieerhöhende Aktivitäten, Krankheitsverarbeitung<br />

und ablenkende Aktivitäten.<br />

▶▶Körperliche Aktivitäten anregen, wie Spaziergänge,<br />

Fahrrad fahren oder Entspannungsübungen.<br />

▶▶Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Ziel der Pflegeberatung ist es, individuell angepasste<br />

Maßnahmen mit den Betroffenen zu vereinbaren und<br />

die individuellen Ressourcen zu stärken. Der Beratung<br />

der Angehörigen kommt eine besondere Bedeutung<br />

zu, da Partner und Freunde oft Mitbetroffene<br />

der Fatigue sind. Müdigkeit ist unsichtbar und kann<br />

daher zu Ungeduld und Hilflosigkeit und dadurch<br />

zu Konflikten führen. Beratung kann hier zu mehr<br />

gegenseitigem Verständnis und Entlastung führen.<br />

Übelkeit trotz Antiemetika belastend<br />

Ähnlich belastend wie Fatigue wird von den Patienten<br />

das Symptom Übelkeit (Nausea) empfunden. Und<br />

ähnlich wie bei der Fatigue können Pfleger, Behand-<br />

ler und Angehörige nicht einschätzen, wie schwer die<br />

Belastung für den Patienten wiegt.<br />

Obwohl durch die standardisierte Gabe von Antiemetika<br />

das Auftreten von Erbrechen deutlich zurückgegangen<br />

ist, erleben viele Patienten während<br />

ihrer onkologischen Therapie aber auch in der Palliativphase<br />

Übelkeit und/oder Würgen. Belastend ist<br />

nicht nur das Krankheitsgeschehen an sich, sondern<br />

damit einhergehende Faktoren wie einem Gefühl der<br />

Ohnmacht, Kontrollverlust sowie Ekel (auch bei den<br />

Angehörigen) und Schuldgefühle gegenüber Angehörigen<br />

zubereitetes/mitgebrachtes Essen abzulehnen.<br />

Ätiologie von Nausea<br />

Ursächlich für Nausea können beispielsweise Hirntumore<br />

und Metastasen sein. Sie steigern den intercraniellen<br />

Druck und wirken so auf das Brechzentrum.<br />

Tumore können emetogene Toxine produzieren,<br />

welche von der Chemorezeptoren-Trigger-Zone<br />

(CTZ) als Giftstoffe registriert werden. Sie löst daraufhin<br />

Übelkeit aus. Gleiches kann für bestimmte<br />

Medikamente (besonders Opiate) gelten. Obstrukti-<br />

Medikamentöse Maßnahmen bei Fatigue<br />

Für den Erfolg der Therapie krebsbedingter Fatigue ist das<br />

Erkennen der Ursachen und Einflussfaktoren entscheidend:<br />

▶▶Bei Schmerzen: Pflegerisches Schmerzmanagement,<br />

Anpassung der Analgetika<br />

▶▶Bei Depression: Antidepressiva, Psychotherapie<br />

▶▶Bei Mangelernährung: Ernährungsberatung, Vitaminsubstitution,<br />

Nahrungsergänzung, enterale/parenterale Ernährung<br />

▶▶Bei Schlafstörungen: Antidepressiva, Neuroleptika<br />

▶▶Bei Hyperkalzämie: Bisphosphonate<br />

▶▶Bei Anämie: Erythrozyten-Konzentraten (iv), Erythropoetin (s.c.)<br />

Da Fatigue nur bedingt<br />

medikamentös<br />

behandelt werden<br />

kann, kommt der<br />

Beratung der Patienten<br />

und Angehörigen<br />

zentrale Bedeutung zu.<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

31


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

BERATUNG BEI FATIGUE<br />

Energie- und kräftesparende Maßnahmen<br />

Ermutigen Sie Betroffene,<br />

▶▶ihre Prioritäten für Aufgaben aufzuschreiben<br />

▶▶unwichtigere Dinge zu delegieren<br />

▶▶wichtige Dinge in Zeiten mit geringer Müdigkeit zu erledigen<br />

▶▶nicht zu viele Dinge auf einmal zu machen<br />

▶▶den Tagesablauf zu planen und zu strukturieren<br />

▶▶Dinge langsamer zu tun und Pausen einzulegen<br />

▶▶Erleichterungen im Alltag einzusetzen<br />

(z.B. Hilfsmittel bei der Körperpflege und Mobilität, Energiespartipps<br />

im Haushalt, beim Einkaufen und Kochen)<br />

▶▶die Balance zwischen Anstrengendem und weniger Anstrengendem<br />

zu halten<br />

Energieerhaltende Aktivitäten<br />

Empfehlen Sie<br />

▶▶Maßnahmen zur Schlafförderung<br />

▶▶Nickerchen am Vormittag und Nachmittag von 30–60 Minuten<br />

▶▶Stress und Belastungen zu reduzieren<br />

(z.B. Gespräche über Sorgen/Ängste)<br />

▶▶Entspannungstechniken und Ruhe zu genießen<br />

▶▶Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen<br />

▶▶Therapeutische Angebote zu nutzen<br />

(z.B. Psychotherapie, Kunst-/Musiktherapie)<br />

▶▶Persönliche Energiequellen zu nutzen<br />

▶▶Mangelernährung zu verhindern oder zu reduzieren<br />

(z.B. häufige kleine Mahlzeiten)<br />

▶▶Ausreichendes Trinken, denn es stabilisiert den Elektrolytund<br />

Flüssigkeitshaushalt<br />

▶▶Ernährungsberatung und eventuell Substitution<br />

Energieerhöhende Aktivitäten<br />

▶▶Eine gute Balance von Ruhe und bewusster Aktivität hilft, den Teufelskreis<br />

zwischen reduzierter Aktivität und Fatigue zu durchbrechen<br />

▶▶Spezielle Sportangebote für Krebskranke von Selbsthilfegruppen<br />

und Gesundheitsorganisationen<br />

▶▶Spaziergänge, Gymnastik und individuelles Training<br />

(z.B. unter Anleitung eines Physiotherapeuten)<br />

Krankheitsverarbeitung und ablenkende Aktivitäten<br />

Aktivieren Sie Betroffene zu<br />

▶▶Tätigkeiten, die Spaß machen und mit Lebensqualität verbunden sind<br />

▶▶sozialen Kontakte<br />

▶▶Hobbys, gemeinsamen Unternehmungen, Spielen, Vorlesen lassen,<br />

Malen, Handarbeiten, liebgewonnenen Tätigkeiten<br />

▶▶Selbstpflege, Verwöhnprogrammen<br />

▶▶Austauschen über Fatigue mit Freunden und Familie, in Selbsthilfegruppen<br />

oder mit professionellen Begleitern<br />

▶▶Aufnahme des Arbeitsprozess bis zur Überlastungsgrenze. Damit wird<br />

ein Gegengewicht zu den Belastungen durch Krankheit und Therapie<br />

geschaffen.<br />

on oder eingeschränkte Motilität des Darmes führen<br />

zu Stauung von Speisebrei und somit ebenfalls zu<br />

Übelkeit oder Erbrechen. Entzündungen im Magen-<br />

Darm-Trakt sowie ernährungsbedingte oder auch<br />

psychische Ursachen können der Nausea zugrunde<br />

liegen. Radiotherapie-indizierte Nausea und Vomiting<br />

(RINV) ist noch nicht hinreichend erforscht.<br />

Möglicherweise aber führt die Bestrahlung zu vermehrter<br />

Ausschüttung von Serotonin und Dopamin<br />

aus Darmzellen und triggert das Brechzentrum. Speziell<br />

bei Krebspatienten gibt es drei Formen von<br />

Anorexia-Nausea-Emesis (ANE):<br />

▶▶chemotherapieinduzierte,<br />

▶▶radiotherapieinduzierte und<br />

▶▶Übelkeit bei terminalen Erkrankungen.<br />

Bei der Chemotherapieinduzierten Nausea (CINV)<br />

unterscheidet man in akut auftretender Übelkeit, also<br />

innerhalb von 24 Stunden nach Therapiebeginn, verzögerter<br />

Übelkeit ein bis drei Tage nach Therapiebeginn,<br />

und antizipatorischer Übelkeit, erst nach der<br />

ersten Therapie und dann vor den Folgetherapien.<br />

Letztere ist durch Konditionierung erlernt. Gegen<br />

Erfahrungen und Begleitumstände, die schon einmal<br />

Übelkeit erregt haben, wird eine Aversion entwickelt.<br />

Zytostatika haben eine unterschiedlich starke emetogene<br />

(übelkeitserregende) Wirkung. Tabellen mit<br />

den fünf verschiedenen Stufen der Emetogenität stellen<br />

Klinikapotheken zur Verfügung und sind im Internet<br />

zu finden.<br />

Die radiotherapieindizierte Nausea (RINV) tritt<br />

typischerweise akut auf. Nach 10 bis 15 Bestrahlungen<br />

tritt bei den Patienten ein Gewöhnungseffekt ein und<br />

die Übelkeit nimmt ab. Rund 35% der bestrahlten<br />

Patienten klagen über Übelkeit und rund 17% über<br />

Erbrechen. Schwierig dabei ist, dass Patienten mit<br />

Bestrahlung seltener eine antiemetische Therapie<br />

bekommen als Patienten mit Chemotherapie.<br />

Terminal erkrankte Menschen leiden zu 60% unter<br />

Übelkeit, 40% sogar bis zu ihrem Tod. Zu den auslösenden<br />

Faktoren zählen unter anderen Hirnödeme,<br />

Tumortoxine, Obstruktion sowie Medikamente.<br />

Assessmentinstrument einsetzen<br />

Folgende Begleiterscheinungen der Übelkeit, wie<br />

Blässe oder kaltschweißige Haut, und die Folgen von<br />

Nausea/Emesis sind beobachtbar: Kachexie, Schwäche,<br />

Dehydration und Appetitverlust. Erschwerend<br />

kommt dazu, dass die Patienten dazu neigen, sich<br />

zurückzuziehen. Ihr Leidensbild kann bis zur Depression<br />

und damit einhergehend zu einem Abbruch<br />

der Behandlung führen.<br />

Voraussetzung für eine gute antiemetische Therapie<br />

ist eine genaue Anamnese, eventuell mit Hilfe<br />

eines Assessmentbogens. Folgende Fragen können<br />

zu einer Einschätzung der individuellen Belastung<br />

des Patienten beitragen:<br />

▶▶Wann begann die Übelkeit, wann tritt sie auf?<br />

32<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


▶▶Wie stark schätzt der Patient seine Beschwerden<br />

auf einer Skala von 0 bis 10<br />

ein?<br />

▶▶Wie sehr beeinträchtigt die Übelkeit den<br />

Patienten?<br />

▶▶Gibt es auslösende, verstärkende oder<br />

lindernde Faktoren?<br />

Tagebücher, die der Patient selbst führt,<br />

können ein hilfreiches Mittel sein, mehr<br />

herauszufinden. Zudem sollten Pflegende<br />

beobachten, wie häufig und in welchem<br />

Umfang der Patient Mahlzeiten zu sich<br />

nimmt, wie viel er trinkt, und auch die<br />

Stuhlgangfrequenz und Darmgeräusche<br />

sowie die Hautsituation beobachten.<br />

Symptommanagement von<br />

Nausea und Emesis<br />

Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen<br />

Patient und Pflegendem ist wichtig: Fühlt<br />

sich der Patient verstanden und wird er<br />

über die Ursachen seiner Übelkeit und<br />

des Erbrechens aufgeklärt, fühlt er sich<br />

nicht mehr ganz so ausgeliefert. Gemeinsam<br />

mit Angehörigen kann dann nach<br />

individuellen Lösungsansätzen gesucht<br />

werden.<br />

Zur Aufklärung und Hilfe gehört beispielsweise<br />

eine transparente Therapieplanung<br />

mit den zu erwartenden Nebenwirkungen,<br />

Gespräche über Ängste und<br />

Bedenken bezüglich einer Chemotherapie<br />

oder auch Aufklärung über Dauer- oder<br />

Bedarfsmedikation. Die Pflege in der Onkologie<br />

trägt die Verantwortung dafür,<br />

dass die antiemetische Behandlung passend<br />

zum Chemoprotokoll regelmäßig<br />

und vorbeugend durchgeführt und deren<br />

Wirksamkeit und gegebenenfalls Nebenwirkungen<br />

dokumentiert werden. Dazu<br />

brauchen Pflegende grundlegende Kenntnisse<br />

über Antiemetika (Leitlinie der<br />

MASCC).<br />

Pflegekräfte können den Patienten aber<br />

auch Mittel zur Selbsthilfe an die Hand<br />

geben, ihnen Entspannungstechniken und<br />

komplementäre Maßnahmen empfehlen.<br />

All das stärkt den Patienten darin, dass er<br />

der Übelkeit nicht hilflos ausgeliefert ist.<br />

In die Ernährungsberatung können<br />

auch Angehörige einbezogen werden. Bei<br />

der antizipatorischen Übelkeit ist es besonders<br />

wichtig, schon im Vorfeld darauf<br />

zu achten, dass es möglichst gar nicht erst<br />

zu einem Unwohlsein kommt, denn dann<br />

kann auch keine Aversion erlernt werden.<br />

Auf jeden Fall muss hier frühzeitig eine<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶▶Fatigue und Übelkeit sind häufige und<br />

stark belastende Begleitsymptome<br />

onkologischer Erkrankungen. Wie<br />

Schmerzen sind sie ein subjektives<br />

Empfinden. Es gilt der Grundsatz: Der<br />

Patient bestimmt den Grad seiner Beeinträchtigung.<br />

Beurteilungsskalen<br />

können hilfreich sein.<br />

▶▶Empathische Beratung und Information<br />

der Patienten und ihrer Angehörigen<br />

tragen zur Stärkung ihrer Bewältigungsstrategien<br />

bei. Wird der Patient<br />

über die Ursachen seiner Erschöpfung<br />

und/oder Übelkeit aufgeklärt, fühlt er<br />

sich nicht mehr ganz so ausgeliefert.<br />

▶▶Eine antiemetische Therapie sollte<br />

frühzeitig durchgeführt werden. Besonders<br />

bei der antizipatorischen<br />

Übelkeit ist im Vorfeld darauf zu achten,<br />

dass es gar nicht erst zu einem<br />

Unwohlsein kommt.<br />

antiemetische Therapie durchgeführt werden.<br />

So sollten angstlösende Medikamente<br />

wie Benzodiazepine am Vorabend<br />

der Therapie verabreicht werden. Bei<br />

palliativer Erkrankung steht das Ausschalten<br />

oder Lindern von Entstehungsmechanismen<br />

(Kortison bei Hirnödem, MCP/<br />

Haloperidol bei opiatinduzierter Übelkeit<br />

(OINV) im Vordergrund.<br />

Bei beiden Symptomen, der Fatigue und<br />

der Nausea, kommt den Pflegenden eine<br />

große Bedeutung zu, da sie eine intensive<br />

Beziehung zu ihren Patienten entwickeln.<br />

Gelingt es, ein vertrauensvolles Miteinander<br />

aufzubauen, kann trotz aller Widrigkeiten<br />

eine sinnvolle Hilfe geschaffen<br />

werden.<br />

Axel Doll<br />

Bereichsleiter Lehre<br />

Palliativmedizin<br />

Uniklinik Köln<br />

Kerpener Str. 62, 50924 Köln<br />

axeldoll@uk-koeln.de<br />

Britta Wels<br />

Assistentin Bereichsleitung<br />

Lehre Palliativmedizin<br />

Uniklinik Köln<br />

britta.wels@uk-koeln.de<br />

WALA-Arzneimittel<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

33


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

Haut- und Nagelveränderungen<br />

Eisgekühlte Handschuhe<br />

lindern Folgen der Chemo<br />

Haut- und Nagelveränderungen nach Krebstherapien<br />

können bis zu einem gewissen Maß von Patienten,<br />

Pflegenden und Ärzten beeinflusst werden. Dabei spielt das<br />

Beobachten und Erkennen von entsprechenden körperlichen<br />

Veränderungen eine wichtige Rolle, um gezielt prophylaktische<br />

Maßnahmen einleiten zu können. Und oft sind es<br />

kleine, alltägliche Dinge, die effektiver gegen unangenehme<br />

Begleiterscheinungen wirken als Medikamente.<br />

KEYWORDS<br />

Verändertes<br />

Körperbild<br />

Wundversorgung<br />

Antibiotika<br />

Hautpflege<br />

Partieller<br />

Haarausfall nach<br />

Bestrahlung bei<br />

Leukämie.<br />

Geschädigter<br />

Fingernagel nach<br />

Chemotherapie<br />

bei Brustkrebs.<br />

Krebserkrankungen und Krebstherapien können<br />

Haut- oder Nagelveränderungen auslösen.<br />

Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Diese<br />

lassen sich in drei Kategorien einteilen:<br />

▶▶Tumorbedingte Veränderungen<br />

(z.B. Tumore der Haut wie Melanome)<br />

▶▶Therapiebedingte Veränderungen<br />

(z.B. durch chirurgische Eingriffe, Chemotherapie,<br />

Radiotherapie)<br />

▶▶Infektionen (z.B. Herpes simplex oder Pilze)<br />

Tumorbedingte Veränderungen<br />

Direkte tumorbedingte Hautveränderungen, wie Melanome,<br />

können je nach Lage, beispielsweise im Gesicht,<br />

eine sehr hohe Belastung für die Psyche des<br />

Patienten sein. Das Körperbild verändert sich. Oft<br />

ulzerieren diese Tumore und die dadurch entstandene<br />

Wunde infiziert sich. Es kann zu Fäulnisgeruch kommen,<br />

dies kann jeder sehen und riechen. Patienten<br />

haben Angst vor ablehnenden Reaktionen aus der<br />

Gesellschaft. Schamgefühle entstehen. Oft kommt es<br />

zur doppelten Isolation, das heißt, dass nicht nur der<br />

Patient sich zurückzieht, sondern dass sich auch Familienmitglieder<br />

entziehen. Dies hat einen großen<br />

Einfluss auf die Lebensqualität.<br />

Aber auch andere tumorbedingte Körperveränderungen<br />

können zu chronischen Wunden führen. Hier<br />

unterscheidet man zwischen nicht ulzerierenden und<br />

ulzerierenden Wunden.<br />

Nicht ulzerierende Wunden. Die pflegerische Therapie<br />

bei nicht ulzerierenden Wunden ist in erster Linie<br />

präventiv. Dazu gehört eine sorgfältige Hautpflege<br />

und Beobachtung der Haut auf Veränderungen. Hautpflege<br />

sollte mit milder Seife erfolgen, kein Trockenreiben,<br />

sondern Tupfen. Patienten sollten Druck,<br />

Reibung und Verletzungen vermeiden. Auch die<br />

Kleidung darf nicht einengen oder reiben. Verbände<br />

als Schutz vor mechanischen Verletzungen sollten<br />

weich und atmungsaktiv sein.<br />

Ulzerierende Wunden. Bei den ulzerierenden Wunden<br />

liegt der Schwerpunkt auf der Geruchsminderung<br />

und Schmerzlinderung, auf dem Verhindern einer<br />

Infektion und dem Aufnehmen des Exsudates. Während<br />

und nach der Wundversorgung sollten Patienten<br />

keine Schmerzen verspüren. Eine ausreichende Analgetikagabe<br />

– am besten 30 Minuten vor einem Verbandwechsel<br />

– ist daher sehr wichtig. Beim Verbandwechsel<br />

selbst ist zügiges Arbeiten gefragt. Das Erklären<br />

der Vorgehensweise und der Handgriffe beruhigt<br />

den Patienten.<br />

Die sorgfältige Reinigung mit lauwarmen Wasser<br />

oder das Spülen der Wunden mit NaCl 0,9% sollte<br />

mindestens zweimal pro Tag durchgeführt werden.<br />

Das Wundmilieu muss sauber, feucht und atmungsaktiv<br />

gehalten werden. Salben und Puder sind zu<br />

vermeiden, denn in Verbindung mit dem Exsudat<br />

ergeben sie eine schwer ablösbare Masse, die das Bak-<br />

© DR P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY/Agentur Focus<br />

DOI: 10.1007/s00058-013-0756-2<br />

34<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


terienwachstum begünstigt und eine Infektion auslösen<br />

kann.<br />

Bei stark nässenden Wunden sind Hydrofaser- oder<br />

Schaumstoffauflagen von Vorteil. Bei kleinen Wunden<br />

eigenen sich auch Alginate. Diese sollten locker<br />

aufliegen und mit hautfreundlichem Pflaster fixiert<br />

werden. Um unangenehme Gerüche zu verhindern,<br />

können die Reinigung und der Verbandwechsel bis<br />

zu dreimal täglich wiederholt werden. Zusätzlich hilft<br />

eine Antibiotikagabe, entweder als systemische oder<br />

lokale Therapie. Bei oberflächlichen Wunden empfehlen<br />

sich Aktivkohlefilter. Der Raum sollte gut<br />

gelüftet werden. Tupfer mit Duftölen helfen, die Gerüche<br />

zu binden.<br />

Höchste Priorität besitzt das Verhindern einer Infektion.<br />

Deshalb erfolgt die Wundversorgung konsequent<br />

aseptisch. Kreuzinfektionen während einer<br />

Spülung müssen vermieden werden. Antiseptische<br />

Spülungen können allerdings die Wundheilung stören.<br />

Eine regelmäßige Wundinspektion und -dokumentation<br />

gibt Aufschluss über den Erfolg und/oder<br />

Misserfolg der angewandten Therapie.<br />

Therapiebedingte Veränderungen<br />

Anders als bei den tumorbedingten Hautveränderungen,<br />

kommt es bei den therapiebedingten Veränderungen<br />

nur als Spätfolge oder Komplikation zu<br />

Veränderungen von Haut und Nägeln.<br />

Verlauf der akuten Hautreaktion auf die Bestrahlung<br />

Stadium 1<br />

▶▶Gesamtdosis ca. 20–30 Gray (Gy)<br />

(bei normaler Fraktionierung à 2 Gy pro Sitzung)<br />

▶▶Erythem (entzündliche Rötung des Bestrahlungsfeldes, bedingt<br />

durch Kapillarerweiterung), ähnlich wie ein Sonnenbrand I. Grades<br />

▶▶Evtl. leichtes Ödem im Bestrahlungsfeld<br />

▶▶Minimaler Schaden; die Therapie wird weitergeführt<br />

Stadium 2<br />

▶▶Gesamtdosis ca. 30–40 Gy<br />

▶▶Häufig Juckreiz oder leichtes Brennen<br />

▶▶Beginnender Haarausfall im Behandlungsfeld<br />

▶▶Die Therapie wird gewöhnlich weitergeführt<br />

Stadium 3<br />

▶▶Gesamtdosis ca. 40–50 Gy<br />

▶▶Blasenbildung (entsprechend einen Sonnenbrand II. Grades)<br />

▶▶Lokale Schmerzen<br />

▶▶Der erlittene Hautschaden ist teilweise reversibel<br />

▶▶Bleibender Haarausfall im bestrahlten Gebiet<br />

▶▶Die Therapie wird evtl. unterbrochen, bis sich der Hautzustand<br />

wieder gebessert hat<br />

Stadium 4<br />

▶▶Gesamtdosis ca. 65–70 Gy<br />

▶▶Suppression der Talg- und/oder Schweißdrüsenfunktion<br />

▶▶Definitiver Verlust der Haare im bestrahlten Hautareal<br />

▶▶Nekrosen, irreversible Schädigung<br />

(Quelle: Margulies et al. 2011, S. 465)<br />

Hautveränderung nach Operation. Nach operativer<br />

Tumorentfernung kann es trotz optimierter Operationsverfahren<br />

zu Wundheilungsstörungen oder<br />

Hautreaktionen kommen. Diese können entweder<br />

direkt am Wundgebiet entstehen oder durch andere<br />

Erkrankungen und/oder einen schlechten Allgemeinzustand<br />

des Patienten begünstigt werden. Eine lokale<br />

äußerlich sichtbare Entzündung/Hautreaktion ruft<br />

Rötung, Druckempfindlichkeit, Überwärmung und/<br />

oder pochende Wundränder sowie eventuell eine<br />

Absonderung von eitrigen Sekret hervor. Eine nicht<br />

sofort sichtbare Infektion äußert sich durch Fieber<br />

mit oder ohne Schüttelfrost, Verschlechterung des<br />

Allgemeinzustandes und die Erhöhung der Leukozyten/C-reaktives<br />

Protein (CRP). Behandelt wird hier<br />

mit einer systemischen Antibiotikagabe. Darüber<br />

hinaus sind regelmäßige Temperaturkontrollen nötig.<br />

Kommt es im Prozess der Wundheilung zu hypertropher<br />

Narbenbildung, zu Verwachsungen und Verklebungen,<br />

führt das, je nach Lage der Narbe, zu<br />

Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Narbenpflege<br />

sollte daher sowohl das Aussehen als auch<br />

die Funktion der verletzten Haut wieder herstellen.<br />

Eine frische Narbe darf keinem Druck, Zug oder keiner<br />

Dehnung ausgesetzt sein. Hitze und direkte Sonneneinstrahlung<br />

sollten vermieden werden. Während<br />

der Wundheilung darf keine Lotion benutzt werden,<br />

diese könnte die Narbe aufweichen. Nach der abgeschlossenen<br />

Wundheilung gibt es spezielle Cremes<br />

zu Narbenpflege, diese machen die Narbe weich und<br />

geschmeidig.<br />

Hautveränderungen bei Strahlentherapie. Eine Strahlentherapie<br />

wirkt örtlich begrenzt, daher ist das Ausmaß<br />

der Nebenwirkung auch lokal. Bei einer Strahlentherapie<br />

wird unterschieden zwischen akuten<br />

Nebenwirkungen, die schon während der Therapie<br />

entstehen und den Spätreaktionen. Zu den akuten<br />

Reaktionen zählt unter anderem die Hautrötung, zu<br />

den Spätfolgen Hautverfärbungen oder Verhärtungen<br />

des Unterhautgewebes. Vorbeugend muss die Haut<br />

während der Bestrahlung solange wie nur möglich<br />

intakt gehalten werden, um Infektionen und Schmerzen<br />

zu vermeiden. Eine Hautpflege erfolgt immer erst<br />

nach der Bestrahlung. Mechanische Reize, ausgelöst<br />

durch enge und raue Kleidung, Druck oder Kratzen<br />

sind kontraproduktiv. Pflegeprodukte mit Parfums,<br />

Alkohol, Make-up mit Silikoninhalt, Schwimmen in<br />

Ein Malignom kann<br />

das Körperbild<br />

verändern. Das führt<br />

nicht selten zu<br />

sozialer Isolation.<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

35


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶▶Jede Therapie ist nur dann effektiv, wenn das therapeutische Team gemeinsam<br />

mit dem Patienten an der Genesung arbeitet. Die Patienten sollten<br />

über mögliche Komplikation und über Verhaltensmaßnahmen gut aufgeklärt<br />

werden.<br />

▶▶Pflegekräfte achten auf Veränderungen von Haut und Nägeln der Patienten<br />

und reagieren mit adäquaten Maßnahmen, um eine Verschlechterung des<br />

Zustandes zu verhindern und somit einem Therapieabbruch vorzubeugen.<br />

▶▶Patienten müssen angeleitet werden, sich intensiver mit ihrem Körper zu<br />

beschäftigen und einen gesünderen und bewussteren Umgang zu pflegen.<br />

Haut- und Nagelzellen<br />

gehören zu den sich<br />

schnell teilenden<br />

Zellen, die mit Veränderung<br />

ihrer Struktur<br />

oder Farbe reagieren.<br />

gechlortem oder salzigem Wasser, direkte Sonnenbestrahlung,<br />

heiße Vollbäder, Saunagänge sowie Heizkissen<br />

sollten ebenfalls vermieden werden.<br />

Bei Hautreaktion sollte viel Luft an die betroffene<br />

Körperstelle gelangen. Eine Reinigung mit lauwarmem<br />

Wasser ist möglich. Bei brennenden Schmerzen<br />

darf ein Kühlelement für drei bis fünf Minuten<br />

auf die entsprechende Stelle gelegt werden. Auch eine<br />

1%ige Kortikosteroidcreme kann appliziert werden.<br />

Ist eine Wunde entstanden, ist je nach Grad der Wunde<br />

die entsprechende Wundversorgung durchzuführen.<br />

Bei anogenitalen Läsionen sind kühlende Sitzbäder<br />

bis zu fünf Minuten mit lauwarmem Wasser<br />

indiziert. Dazu kann der Bereich mit dünn aufgetragener<br />

Bepanthen®-Salbe geschützt werden. Oft leiden<br />

die Patienten an Juckreiz während der Strahlentherapie.<br />

Juckreiz kann mit Kühlelementen, Bepanthen®-<br />

Salbe oder mit Kortikos teroidsalben gelindert werden.<br />

Hautveränderungen nach Chemotherapie. Die Hautund<br />

Nagelzellen gehören zu den sich schnell teilenden<br />

Zellen, die mit Veränderung ihrer Struktur oder Farbe<br />

reagieren. Die Haut reagiert mit Rötung, Trockenheit<br />

verbunden mit Juckreiz. Eine Pigmentveränderung<br />

an Haut und Nägeln kann schon zwei bis drei<br />

Wochen nach Beginn der Therapie vorkommen, ist<br />

aber in der Regel nach Beendigung der Therapie innerhalb<br />

von zehn bis zwölf Wochen reversibel. Oft<br />

kommt diese Störung an mechanisch beanspruchten<br />

Hautregionen vor. Bei der Behandlung mit Hemmstoffen<br />

des EGFR (epithelial growth factor) kann es<br />

zu akneähnlichen Veränderungen kommen. Sie werden<br />

begleitet von Rötung, Schuppung, Knötchenbildung<br />

und juckenden Pusteln, die eine Hauttrockenheit<br />

zu Folge haben.<br />

Pflegende können den Patienten über geeignete<br />

Pflegeartikel aufklären. Der Patient sollte nicht Baden,<br />

sondern lieber kurz Duschen. Vor Sonneneinstrahlung<br />

schützt eine Sonnencreme mit ausreichendem<br />

Lichtschutzfaktor.<br />

Auch die Nägel werden unter einer Chemotherapie<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Sie können brüchig werden,<br />

sich verfärben, Längs-/Querrillen oder schmerzhafte<br />

Nagelbettentzündungen und Nagelablösungen<br />

entwickeln. Aber auch Fissuren an Fingern oder<br />

Fersen stellen ein Problem dar, da sie die Fingerfertigkeit<br />

und das Gehen beeinträchtigen.<br />

Viele Probleme könnten durch das prophylaktische<br />

Tragen von eisgekühlten Handschuhen während der<br />

Chemotherapie vermieden werden. Dadurch wird<br />

die Blutzirkulation gesenkt und die Chemo gelangt<br />

nicht bis zu den Spitzen. Das Auftragen von Nagellack<br />

mit Silikon – eine Woche vor Therapiebeginn jeden<br />

Abend – stärkt die Nägel. Während der Therapie<br />

dürfen keine Kunstnägel aufgeklebt werden, ein festigender<br />

Nagellack wirkt jedoch positiv. Zudem müssen<br />

die Hände bei Arbeiten im Haus oder Garten mit<br />

Baumwollhandschuhen geschützt werden. Bequeme<br />

Schuhe sind wichtig, damit kein Druck auf das Nagelbett<br />

entsteht. Die Nägel sollten stets kurz und grade<br />

geschnitten werden. Hände und Füße können<br />

zweimal pro Tag mit einer Feuchtigkeitscreme gepflegt<br />

werden, Lotionen mit Harnstoff eigenen sich<br />

besonders. Je nach Schwere der Haut- und Nagelveränderung<br />

muss diese mit kortison- oder antibiotikahaltigen<br />

Cremes oder Tabletten behandelt werden.<br />

Wichtig ist aber, jede Art von Veränderungen an Haut<br />

oder Nägeln dem Arzt anzuzeigen.<br />

Hautveränderungren durch Infektionen<br />

Immunsupprimierte Patienten haben ein erhöhtes<br />

Risiko für eine Infektion durch Bakterien, Viren oder<br />

Pilze. Oft kommt es dabei zu einer Herpes simplex<br />

Infektion. Dies wird mit Aciclovirhaltigen Cremes<br />

oder Tabletten behandelt. Die lokale Behandlung mit<br />

Acic sollte mehrmals täglich wiederholt werden, dies<br />

vermindert den Juckreiz und fördert die Heilung.<br />

Sonneneinstrahlung, Hautkontakt mit infizierten<br />

Körperteilen und Gegenständen sowie Nähe zu einer<br />

anderen Person muss vermieden werden.<br />

Bei jeder Therapie kann es zu Nebenwirkungen<br />

kommen. Deshalb muss auf Veränderungen geachtet<br />

werden, um prophylaktische Maßnahmen frühzeitig<br />

einleiten zu können. Effektiver als Medikamente sind<br />

oft einfache Dinge, wie das Tragen gekühlter Handschuhe<br />

während der Chemo oder einer erhöhten<br />

Flüssigkeitszufuhr unter der Therapie. So werden<br />

beispielsweise Rückstände leichter aus dem Körper<br />

gespült. Genauso sind naturheilkundliche Maßnahmen<br />

immer öfter Bestandteil der Therapien. Sie werden<br />

ergänzend zur Linderung der Nebenwirkungen<br />

eingesetzt.<br />

Johanna Podkowinski<br />

Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />

Breast Care Nurse<br />

Kliniken Essen Mitte<br />

Henricistr. 92, 45136 Essen<br />

johanna_p@freenet.de‘<br />

Literatur bei der Verfasserin<br />

36<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


INTERVIEW<br />

Pflegewissenschaft und Praxis vernetzen<br />

Prof. Dr. Stefanie Seeling ist Sprecherin der Sektion Onkologische Pflege<br />

der DGP. An der Hochschule Osnabrück hat sie eine Professur für Pflegewissenschaft<br />

im Bachelorstudiengang Pflege dual inne.<br />

HEILBERUFE: Frau Professor Seeling, welche<br />

Ziele verfolgt die Sektion Onkologische Pflege<br />

der DGP?<br />

Seeling: Die Sektion ist eine von zwölf Arbeitsgruppen<br />

der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft,<br />

thematisch reiht sie sich in die Klinische Pflege<br />

ein. Die Mitglieder der Sektion forschen im Fachgebiet<br />

Onkologie. Ziel ist es, pflegewissenschaftliche<br />

Forschung und Praxis miteinander zu vernetzen,<br />

pflegewissenschaftlich gestützte Konzepte für Pflegende<br />

in der Onkologie zu generieren und Implementierungsmöglichkeiten<br />

aufzuzeigen. Ein weiteres<br />

Ziel ist es, Kooperationen zu Einrichtungen und Organisationen<br />

mit einem komplementären Ansatz<br />

aufzubauen und Synergien aus diesen spezifischen<br />

Angeboten für die onkologische Pflege zu nutzen.<br />

Gibt es aktuell einen Forschungsschwerpunkt?<br />

Seeling: Gegenwärtig arbeiten wir an dem Thema<br />

Hautstörungen als Nebenwirkung von Target- und<br />

Chemotherapie. Hautstörungen sind in der Pflegepraxis<br />

weit verbreitet und nehmen offensichtlich zu.<br />

In der Pflege gibt es zwar ein großes Erfahrungswissen<br />

zum Umgang mit Hautstörungen, aber evidenzbasierte<br />

Pflegestandards fehlen. Dabei stellen<br />

Hautstörungen für Patienten eine elementare Einschränkung<br />

der Lebensqualität dar.<br />

Aktuell laufen Literaturrecherchen, um den Stand der<br />

Forschung zu den verschiedenen Hautstörungen<br />

und deren Therapien abzubilden. Wir eruieren Informationsschriften<br />

zum Thema und stellen Kontakte<br />

her zu Personen, die ebenfalls diesen Forschungsschwerpunkt<br />

im nationalen und internationalen<br />

Kontext haben.<br />

In der Pflegepraxis erarbeiten Mitglieder der Sektion<br />

eine Fotodokumentation der wahrgenommen Phänomene.<br />

Weiter ist geplant, eine Befragung zur<br />

Thematik in Kliniken in Norddeutschland durchzuführen.<br />

Dafür entwickeln wir gerade einen Fragebogen.<br />

Zudem möchten wir ein pflegewissenschaftliches,<br />

evidenzbasiertes Versorgungskonzept entwickeln, in<br />

dem auch die Ergänzung der onkologischer Fachkrankenpflege<br />

durch komplementäre Pflegemaßnahmen<br />

bei Hautstörungen vorgesehen ist.<br />

Eine Präsentation der Ergebnisse ist für 2014/2015<br />

geplant.<br />

Sollten onkologische Fachkrankenpfleger akademisch<br />

ausgebildet sein?<br />

Seeling: Die Sektion vertritt die Position, dass die<br />

onkologische Pflege zukünftig eine weitere Spezialisierung<br />

erfahren soll und im Sinn eines klinischen<br />

Masters Kompetenzen durch ein Studium erworben<br />

werden müssten. Die Zunahme von hochkomplexen<br />

Versorgungssituationen bei onkologischen Patienten<br />

zieht diesen Bedarf nach sich.<br />

Die Diskussion über Delegation und Substitution<br />

ärztlicher Aufgaben ist auch in der Onkologie sehr<br />

gegenwärtig. In der Praxis wird vieles von dem, was<br />

da diskutiert wird, schon praktiziert. Für akademisch<br />

spezialisierte Pflegende könnten diese Tätigkeiten<br />

konkret definiert werden und in ihren Verantwortungsbereich<br />

übergehen. So kann das, was bisher<br />

meist in einem stillschweigenden Abkommen läuft,<br />

transparent und kompetenzbasiert organisiert werden.<br />

Damit wäre auch die Voraussetzung geschaffen,<br />

pflegewissenschaftliche Forschungsergebnisse in<br />

der Praxis umzusetzen. Langfristig sollten diese<br />

Überlegungen bei der Konzeption von Masterstudiengängen<br />

berücksichtigt werden und dann eine Ergänzung<br />

der bewährten Fachweiterbildung in der<br />

onkologischen Pflege sein.<br />

Das Interview führte Heike Ottow<br />

Sektion Onkologische Pflege<br />

Die Sektion Onkologische Pflege wurde 2005 als eine Sektion der<br />

DG-Pflegewissenschaft gegründet. Mitglieder sind Pflegepraktiker,<br />

die in der onkologischen Pflege tätig sind, aber auch Pflegewissenschaftler.<br />

Alle haben einen Arbeits-, Forschungs- oder Promotionsschwerpunkt<br />

in der onkologischen oder palliativen Pflege. Die<br />

Prozesse in der Sektion laufen arbeitsteilig. Die Mitglieder treffen sich<br />

viermal im Jahr. Interessierte Kollegen sind herzlich willkommen.<br />

www.dg-pflegewissenschaft.de<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

37


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

Orale Mukositis, Ösophagitis und Soorstomatitis<br />

Wenn Schlucken nur noch schmerzt<br />

Schleimhautentzündungen gehören zu den typischen<br />

Nebenwirkungen von Krebstherapien. Sie sind mit<br />

schmerzhaften Veränderungen im Mund- und Rachenraum<br />

verbunden und führen zu gravierenden Einschränkungen<br />

der Lebensqualität. Nur unter Schmerzen essen und<br />

trinken zu können, führt schnell zu Mangelernährung<br />

und Tumorkachexie.<br />

KEYWORDS<br />

Dysphagie<br />

Entzündung<br />

Supportive<br />

Maßnahmen<br />

Da persistierende Schleimhautentzündungen<br />

im schlimmsten Fall eine Sepsis auslösen und<br />

somit zu einer vitalen Bedrohung werden<br />

können, ist eine frühzeitige Behandlung unerlässlich.<br />

Weil das Beschwerdebild der Mukositis Gesundheitsund<br />

Krankenpfleger schon seit jeher beschäftigt, liegt<br />

mittlerweile ein breiter Erfahrungsschatz an Behandlungsmöglichkeiten<br />

vor.<br />

Funktion von Schleimhäuten<br />

Der gesamte Verdauungsapparat ist mit Schleimhaut<br />

(Mukosa) bedeckt. Auch der Bauchinnenraum sowie<br />

die inneren Geschlechtsorgane und sämtliche Hohlorgane<br />

sind mit Mukosa ausgekleidet. Dieses Körpergewebe<br />

produziert Schleim- und Schmierstoffe zur<br />

Reinigung und Feuchthaltung der Organe. Nährstoffe<br />

können so leichter transportiert und Organe vor Keimen<br />

und Pilzen geschützt werden.<br />

Enstehung und Einteilung der Mukositis<br />

Bei Anwendung folgender Chemotherapeutika ist<br />

mit dem Entstehen einer Mukositis zu rechnen: Alkylantien,<br />

Antimetabolite, Topoisomerasehemmern<br />

und Mitosehemmstoffe. Die Ausprägung und Schwere<br />

der Erkrankung ist von der Dosierung und Dauer<br />

der Chemotherapie abhängig. Dies gilt auch für die<br />

Strahlentherapie. Je höher die applizierte Strahlendosis<br />

im Kopf -und Halsbereich ist, desto größer das<br />

Mukositisrisiko. Auch Faktoren wie mechanische<br />

Schädigungen (falsches Zähneputzen), chemische<br />

Reize (Alkohol, Nikotin), zu heiße oder kalte Nahrungsmittel,<br />

zu scharf gewürzte Speisen und säurehaltige<br />

Lebensmittel, Infektionen, schlechte Mundhygiene,<br />

Begleiterkrankungen wie Immunerkrankungen,<br />

Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen,<br />

bestimmte Medikamente und zu geringe<br />

Flüssigkeitszufuhr können eine Mukositis hervorrufen<br />

beziehungsweise begünstigen. Welchen Einfluss<br />

bestimmte genetische Voraussetzungen mit sich<br />

bringen, wird derzeit in Studien untersucht.<br />

Die World Health Organisation (WHO) hat eine<br />

Gradeinteilung zur Einschätzung von Mukositis ver-<br />

Vorbereitung<br />

für eine<br />

Schwerionenbestrahlung<br />

im<br />

Ion-Beam Therapy<br />

Centre in<br />

Heidelberg. Mit<br />

einer Schwerionenbestrahlung<br />

können auch<br />

langsam wachsende<br />

Tumoren<br />

mit geringem<br />

Zellteilungsindex<br />

erfolgreich<br />

behandelt<br />

werden.<br />

© Matthias Ernert<br />

DOI: 10.1007/s00058-013-0757-1<br />

38<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


EINTEILUNG DER MUKOSITIS-SCHWEREGRADE NACH WHO<br />

Schweregrad Objektive Symptome Subjektive Symptome<br />

Grad I<br />

Grad II<br />

Grad III:<br />

Fortgeschrittenes<br />

Stadium<br />

Grad IV<br />

Leichte Rötung einzelner Stellen und Schwellungen der Mundschleimhaut<br />

bzw. Gingiva<br />

Fleckenförmige Stomatitis, vereinzelte fibrinöse Beläge, kleine<br />

Erosionen, helle Flecken (Ø unter 5 mm)<br />

Konfluierende Stomatitis, flächige Erosion an der Mundschleimhaut,<br />

bzw. Gingiva oder Gaumen, evtl. leicht blutende Ulzerationen, betroffen<br />

ca. 25% der Mundschleimhaut. Verkrustungen, vereinzelt oder<br />

gehäufte Aphthen (schmerzende weiße oder rote kleine Bläschen)<br />

Blutende Ulzerationen, Nekrosen, betroffen ca. 50% der<br />

Mundschleimhaut<br />

Schmerzempfindlichkeit, Überempfindlichkeit bei heißen<br />

und scharfen Speisen und Getränken, Brennen<br />

Schmerzen beim Essen, Einnahme weicher Speisen meist<br />

noch möglich<br />

Sehr starkes Brennen und starke Schmerzen, nicht nur bei<br />

der Nahrungsaufnahme, der Patient mag oft nur noch<br />

Flüssiges zu sich nehmen.<br />

Sehr starke Schmerzen, peroorale Ernährung ist nicht<br />

mehr möglich<br />

Ösophagitis Dieselben wie bei Stomatitis Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlucken und fester<br />

Nahrung und Flüssigkeit, „Kloß im Hals“, sternale Schmerzen<br />

(Quelle: www.onkologie-landshut.de/therapieinfo/8-therapieinfo/33-mukositis)<br />

öffentlicht. An dieser Gradeinteilung orientieren sich<br />

Erfassungsassessments zur Beurteilung des Mund-<br />

Rachen-Raums.<br />

Prophylaxe und Pflege<br />

Die prophylaktische Behandlung einer Mukositis<br />

begrenzt sich laut AWMF-Leitlinien (Arbeitsgemeinschaft<br />

der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)<br />

auf eine gute Mundhygiene, Mundspülungen<br />

und das Meiden von Noxen.<br />

Eine Mukositis betrifft in vielen Fällen immungeschwächte<br />

Menschen. Daher sind prophylaktische<br />

Maßnahmen vor einer bevorstehenden immunsuppressiven<br />

Therapie zur Vorbeugung einer Mukositis<br />

empfehlenswert. Der Mukosa IST-Zustand im Mundund<br />

Rachenraum und der Zahnstatus sollten erhoben<br />

werden. Zähne müssen saniert werden.<br />

Medikamente. Verschreibungspflichtige Medikamente,<br />

wie Benzydaminhaltige Mundspüllösung oder<br />

Lutschtabletten besitzen antimikrobielle und<br />

schmerzlindernde Wirkung und werden prophylaktisch<br />

eingesetzt. Der Wirkstoff Amifostin (Ethyol®)<br />

hat zellschützende und antioxidative Eigenschaften,<br />

die auch Entzündungen im Ösophagus lindern.<br />

Supportive Maßnahmen. Ergänzende Maßnahmen<br />

sind in vielerlei Hinsicht bei Mukositis-Beschwerden<br />

hilfreich. Bei deren Anwendung können Patienten<br />

oft selbst aktiv werden: Mechanische Schädigungen<br />

durch harte Zahnbürsten oder scharfkantige/harte<br />

Lebensmittel müssen vermieden werden, ebenso wie<br />

chemische Reize durch Alkohol, Nikotin, zu heiße<br />

oder zu kalte und zu scharfe oder zu säurehaltige<br />

Nahrungsmittel. Auch handelsübliche Mundwasser<br />

sind oft zu aggressiv.<br />

Viele kleine Mahlzeiten sind besser als drei große,<br />

die Nahrungsmittel sollten lange gekaut und nach<br />

jeder Mahlzeit sollten der Mund gespült und die Zähne<br />

geputzt werden. Zahnprothesen müssen unbedingt<br />

gut und exakt sitzen. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

(mindestens 30 ml/kg Körpergewicht täglich)<br />

ist zu achten.<br />

Pflegend wirkt auch das so genannte Öl ziehen.<br />

Dabei wird beispielsweise Sonnenblumen- oder Sesamöl<br />

in Bioqualität morgens vor dem Essen im<br />

Mund zwischen den Zähnen hin- und hergezogen<br />

bis es schaumig wird. Das dauert drei bis fünf Minuten,<br />

anschließend wird das Öl ausgespuckt und die<br />

Zähne geputzt.<br />

Spülungen mit Salbeitee, dreimal täglich, oder auch<br />

verdünnte Salbeitropfen tun den Mundschleimhäuten<br />

gut. Bewährt hat sich auch Leinsamenschleim. Dafür<br />

werden zwei bis drei Esslöffel Leinsamen (nicht geschrotete)<br />

in 500 ml Wasser mindestens 30 Minuten<br />

geköchelt, dann durchgesiebt. Die so entstandene<br />

visköse Flüssigkeit kann dann schluckweise warm<br />

getrunken werden. In einer Thermoskanne hält sie<br />

bis zu zwei Tage. Zudem kann die Schleimhaut auch<br />

mit einer salzhaltigen Lösung (NaCl 0,9%) benetzt<br />

und befeuchtet werden. Da NaCL 0,9% der physiologischen<br />

Körperflüssigkeit entspricht, verursacht<br />

das keine Reizung.<br />

Fünf Minuten vor und während der Chemotherapie<br />

können auch Eiskugeln aus stillem Wasser, Ananas<br />

saft oder Salbeitee gelutscht werden. Das Lutschen<br />

der Eiskugel führt zu einer Vasokonstriktion und<br />

damit zu einer verminderten Durchblutung im Bereich<br />

der Schleimhäute. So dringt weniger des Wirkstoffes<br />

der Chemotherapie in die Schleimhaut ein.<br />

Diese Maßnahme bietet sich vor allem bei Chemotherapien<br />

mit kurzer Halbwertzeit an und wird in<br />

Eine Mukositis kann<br />

im schlimmsten<br />

Fall zu einer Sepsis<br />

führen und somit<br />

zu einer vitalen<br />

Bedrohung werden.<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

39


PflegeKolleg<br />

Folgen managen<br />

FAZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶▶Schleimhautentzündungen können zu schwerwiegenden Folgen führen.<br />

Eine frühzeitige Mukositisbehandlung ist daher unerlässlich.<br />

▶▶Prophylaktische Maßnahmen sollten schon vor einer geplanten immunsuppressiven<br />

Therapie durchgeführt werden.<br />

▶▶Supportive Maßnahmen binden den Patienten langfristig in ein Betreuungskonzept<br />

ein und werden ergänzt durch kontinuierliche Anleitung und<br />

Motivation durch Pflegende.<br />

▶▶Unter www.PUBmed.de sind viele Studien zum Thema Mukositis zu finden.<br />

Vor einer bevorstehenden<br />

immunsuppressiven<br />

Therapie<br />

sind prophylaktische<br />

Maßnahmen zur<br />

Vorbeugung einer<br />

Mukositis empfehlenswert<br />

Mukositis nach<br />

Chemotherapie<br />

bei Kehlkopfkrebs.<br />

den europäischen Leitlinien empfohlen (European<br />

Society for Medical Oncology, Mucositis Study Section<br />

of Multinational Association of Supportive Care in<br />

Cancer and the International Society for Oral Oncology).<br />

Cave: Eiswürfel sollten nicht scharfkantig sein.<br />

Prophylaktisch wirken auch Mundsprays mit Blutwurz,<br />

Ratanhiawurzel, Pfefferminz und Myrrhe. Sie<br />

können fünf bis sechsmal täglich ab dem ersten Tag<br />

der Chemotherapie verwendet werden. Die Gerbstoffe<br />

der Blutwurz und der Ratanhiawurzel wirken zusammenziehend<br />

(adstringierend) und bilden mit Eiweißstoffen<br />

der oberen Gewebeschicht der Schleimhaut<br />

eine schützende Schicht. Blutwurz hat darüber hinaus<br />

auch eine antibakterielle Wirkung. Cave: Bei bestehender<br />

Entzündung ist das Spray zu scharf.<br />

Bei trockener Mundschleimhaut kommen Übung<br />

aus dem Qi-Gong zum Einsatz: Zungenspitze hinter<br />

den Schneidezähnen an die Nahtstelle von Zahn und<br />

Zahnfleisch ansetzen, mit leichtem Druck Zahn für<br />

Zahn abrollen, jeweils viermal nach rechts und links<br />

und dasselbe wiederholen von außen vor den Schneidezähnen.<br />

Liegt keine Entzündung vor, hilft saures<br />

Obst gegen trockene Mundschleimhaut. Auch langes<br />

Kauen verbessert den Speichelfluss, ein milder Kaugummi<br />

kann Linderung schaffen. Zudem können<br />

Akupunktur/Akupressur Beschwerden verringern.<br />

Zur prophylaktischen Behandlung einer Ösophagitis<br />

empfehlen die Leitlinien der AWMF eine optimierte<br />

Therapieplanung sowie das Einsetzen von<br />

Präparaten mit Amifostin. Bei einer akuten Ösophagitis<br />

sollte eine gesicherte Nahrungszufuhr und eine<br />

optimierte Schmerztherapie im Vordergrund stehen.<br />

Auch bei einer chronisch auftretenden Speiseröhrenentzündung<br />

muss die Nahrungsaufnahme gesichert<br />

werden und eine medikamentöse und gegebenenfalls<br />

eine symptomatische Therapie mittels Dilatation,<br />

Stent, PEG erfolgen.<br />

Maßnahmen bei bestehenden<br />

Schleimhautproblemen<br />

Alle bisher genannten prophylaktischen Anwendungstipps<br />

können auch bei bestehenden Schleimhautproblemen<br />

genutzt werden. Darüber hinaus gibt es folgende<br />

symptomlindernde Maßnahmen:<br />

▶▶Spülungen mit Sandornfleischöl. Das Wirkprinzip<br />

basiert auf den Inhaltsstoffen des Sanddorns. Viele<br />

DEFINITIONEN<br />

Mukositis (Schleimhautentzündung)<br />

Als Mukositis bezeichnet man eine entzündliche<br />

Veränderung der Schleimhaut.<br />

Diese Bezeichnung wird je nach Lokalisation<br />

genauer differenziert. Eine Mukositis<br />

kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen,<br />

Mund, Ösophagus, Magen/Darm<br />

Trakt, Anus und Vagina. „Die Mukositis im<br />

oberen Gastrointestinaltrakt zählt zu den<br />

wichtigsten frühen Nebenwirkungen der<br />

Tumortherapie und ist häufig dosislimitierend.<br />

Daneben können als frühe Folgen<br />

einer Radio-und/oder Chemotherapie<br />

der oropharyngealen und perioralen<br />

Region Geschmacksverlust, Heiserkeit, radiogene<br />

Sialadenitis etc. auftreten.“<br />

(Hartmann, Dörr, Steingräber, Grötz 2007)<br />

Ösophagitis (Speiseröhrenentzündung)<br />

Eine Ösophagitis ist eine entzündliche<br />

Veränderung der Speiseröhre, „meistens<br />

hervorgerufen durch Bestrahlungen im<br />

Hals-, Nasen-, Ohrenbereich. Diese können<br />

so gravierend sein, das Patienten<br />

parenteral ernährt werden müssen“ (Vehling,<br />

Kaiser 2010). „Klinische Symptome<br />

der akuten Ösophagitis sind Dysphagie<br />

und Odynophagie, gelegentlich scharfe<br />

retrosternale Schmerzen. Zeichen der<br />

späten ösophagalen Nebenwirkungen<br />

(chronische Ulzera, Fisteln, narbige<br />

Stenosen) ist die Dysphagie, evtl. mit<br />

Aspiration.“<br />

(AWMF-Leitlinie Stand 2010).<br />

Soorstomatitis (Mundsoor)<br />

Als Soorstomatitis bezeichnet man eine<br />

Schleimhautveränderung/-entzündung<br />

im Mund. „Eine Stomatitis entwickelt sich<br />

häufig durch eine Xerostomie (Mundtrockenheit).<br />

Bei Xerostomie geben Patienten<br />

an, die Zunge klebe am Gaumen und<br />

der Geschmackssinn nehme ab. Die Stomatitis<br />

selbst äußert sich durch schmerzhafte<br />

Schwellungen im Mund-Rachen<br />

Bereich. Klinisch bemerkt man im Bereich<br />

der Mundhöhle Rötungen und Belege<br />

sowie Mundgeruch. Entscheidend beteiligt<br />

sind Erreger wie Pilze, erkennbar an<br />

den weißlichen, schwer abwischbaren<br />

Belägen im Zungen und Wagenbereich.“<br />

(Vehling, Kaiser 2010)<br />

© DR P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY/Agentur Focus<br />

40<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)


<strong>Heilberufe</strong><br />

KONGRESSE<br />

Vitamine und ungesättigte Fettsäuren unterstützen<br />

die Wundheilung, reparieren Zellschäden und wirken<br />

als Radikalfänger.<br />

▶▶Traumeel S®. Fünf bis sechsmal täglich mit zwei<br />

Ampullen in Wasser verdünnt oder mit Wasser<br />

verdünnter Myrrhe-Tinktur spülen.<br />

▶▶Spülungen mit lokal betäubenden Lösungen wie<br />

Stomatitis Mundspüllösung mit Tetracain. Ein Esslöffel<br />

auf ein Glas Wasser, drei- bis fünfmal täglich<br />

anwenden.<br />

▶▶Bei Soor können nach Absprache mit dem Arzt<br />

Antimykotika angewendet werden.<br />

▶▶Bei schmerzenden Lippen schafft ein Gel mit lokalem<br />

Anästhetikum und Kamille Linderung.<br />

▶▶Heilerde (innerlich) in Wasser rühren und damit<br />

den Mund spülen.<br />

▶▶Bei bestehendem Schleimhautdefekt sollte der Patient<br />

auf Zahnprothesen verzichten.<br />

Ziel einer Therapie sollte immer sein, patientenorientierte<br />

Lösungen zu finden. Ein informierter Patient,<br />

der Hilfsmittel an die Hand bekommt, mit denen er<br />

sich selber vor einer Mukositis schützen kann, ist ein<br />

dankbarer Patient. Die Lebensqualität wird gesteigert<br />

und es zeigen sich seltener komplikationsbedingte<br />

Pflegegipfel im Norden<br />

Am 15. und 16. November findet der 11. Gesundheitspflege-Kongress<br />

statt. „Neue Konzepte in der Onkologie“ ist ein Schwerpunkt der Veranstaltung<br />

in Hamburg. Unter anderen geht es um Chancen und Grenzen<br />

komplementärer Methoden im Akutkrankenhaus.<br />

www.heilberufe-kongresse.de<br />

Therapieabbrüche. Ein gutes Nebenwirkungsmanagement<br />

– bestehend aus einer Kombination von bisher<br />

etablierten Verfahren wie lokal betäubenden Stomatitislösungen<br />

und komplementären Behandlungen<br />

– führt zu einer besseren Compliance und Therapietoleranz.<br />

Sandra Kuhlmann<br />

Breast Care Nurse<br />

Kliniken Essen - Mitte<br />

Evang. Huyssens-Stiftung/Knappschaft<br />

GmbH<br />

Henricistr. 92, 45136 Essen<br />

s.kuhlmann@kliniken-essen-mitte.de<br />

Anzeige<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2013; 65 (7-8)<br />

41


PflegeKolleg Fragebogen<br />

Krebstherapie: Folgen managen<br />

(Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.)<br />

ZERTIFIZIERTE<br />

F O R T B<br />

3<br />

Punkte<br />

I L D U N G<br />

Fernfortbildung<br />

zum Mitmachen<br />

Mit dem HEILBERUFE<br />

PflegeKolleg können sich<br />

alle Pflegekräfte unkompliziert<br />

fortbilden. Wenn<br />

Sie 9 der 10 Fragen richtig<br />

beantworten, erhalten Sie<br />

ein anerkanntes Zertifikat,<br />

das Ihnen 3 Punkte im<br />

Rahmen der Registrierung<br />

beruflich Pflegender<br />

(RbP – www.regbp.de)<br />

beim Deutschen Pflegerat<br />

(DPR) sichert.<br />

So nehmen Sie teil<br />

Am einfachsten füllen Sie<br />

den Fragebogen unter<br />

www.heilberufe.de<br />

online aus. Unmittelbar<br />

nach der Teilnahme erfahren<br />

Sie, ob Sie bestanden<br />

haben und können sich<br />

Ihr Zertifikat gleich ausdrucken.<br />

Per Post senden Sie den<br />

Fragebogen an:<br />

Springer Medizin<br />

Redaktion HEILBERUFE<br />

Heidelberger Platz 3<br />

14197 Berlin<br />

(Fax: 030 82787 5505)<br />

Die Online-Teilnahme ist<br />

für Abonnenten der Zeitschrift<br />

HEILBERUFE<br />

kostenlos; von Nicht-<br />

Abonnenten sowie bei<br />

postalischer Einsendung<br />

wird eine Bearbeitungsgebühr<br />

erhoben.<br />

Teilnahmeschluss<br />

ist der 30.11.2013<br />

1. Kann Fatigue objektiv beurteilt werden?<br />

A Fatigue ist mit einem Assessmentinstrument gut<br />

messbar.<br />

B Fatigue ist wie Schmerz ein subjektives Empfinden<br />

und von daher von außen kaum zu beurteilen.<br />

C Fatiguesymptome sind nur eingebildet, man muss<br />

sie nicht messen.<br />

2. Was ist der zentrale Behandlungsansatz bei<br />

Fatigue?<br />

A Beratung und Information der Patienten und<br />

ihrer Angehörigen<br />

B Eine medikamentöse Behandlung<br />

C Eine komplementärmedizinische Behandlung<br />

3. Welche Zellen werden unter einer Chemotherapie<br />

angegriffen?<br />

A Sich schnell teilende Zellen<br />

B Sich langsam teilende Zellen<br />

C Nur Tumorzellen<br />

4. Welche Wundversorgung ist bei ulzerierenden<br />

Wunden kontraindiziert und sollte unbedingt<br />

vermieden werden?<br />

A Spülungen mit NaCl<br />

B Salben und Puder<br />

C Hydrofaser- oder Schaumstoffauflagen<br />

5. Welche Prophylaxe ist während der Verabreichung<br />

der Chemotherapie gegen Nagelveränderungen<br />

am effektivsten?<br />

A Eisgekühlte Handschuhe<br />

B Baumwollhandschuhe<br />

C Es gibt keine<br />

6. Womit werden schwere der Haut- und Nagelveränderung<br />

behandelt?<br />

A Mit kortison- oder antibiotikahaltigen<br />

Cremes oder Tabletten<br />

B Lokal mit Feuchtigkeitscreme<br />

C Nur mild lauwarmen Wasser<br />

Name, Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

7. In welchen anatomischen Strukturen ist Mukosa<br />

vorhanden?<br />

A Mukosa befindet sich ausschließlich in den oberen<br />

Atemwegen.<br />

B Mukosa ist im gesamten Bereich der Muskulatur zu<br />

finden.<br />

C Der gesamte Verdauungsapparat, der Bauchinnenraum,<br />

die inneren Geschlechtsorgane und<br />

alle Hohlorgane sind mit Mukosa ausgekleidet.<br />

8. Wie wird Mukositis definiert?<br />

A Eine Mukositis beschreibt die Produktion von<br />

Schleim im Mund-Rachen-Raum.<br />

B Als Mukositis bezeichnet man eine entzündliche<br />

Veränderung der Schleimhaut.<br />

C Mukositis ist die schlimmste Form der Zahnfleischentzündung.<br />

9. Worauf sollten mukositisgefährdete Patienten<br />

achten?<br />

A Patienten sollten vor der Behandlung einen<br />

Gynäkologen aufsuchen.<br />

B Betroffenen kann nicht geholfen werden, es gibt<br />

keine prophylaktischen Maßnahmen.<br />

C Patienten sollten auf gute Mundhygiene, regelmäßige<br />

Mundspülungen und das Meiden von Noxen<br />

achten.<br />

10. Bei welcher Patientengruppe ist mit einem<br />

Schleimhautdefekt zu rechnen?<br />

A Nur Patienten unter Chemotherapie sind gefährdet.<br />

B Weibliche Patienten neigen zu Schleimhautveränderungen.<br />

C Immungeschwächte Menschen und Patienten mit<br />

schlechtem Allgemeinzustand sind besonders gefährdet.<br />

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Gebühr (5 €/pro Zertifikat) postalisch teilnehmen.<br />

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