lesen - Concilium medii aevi
lesen - Concilium medii aevi
lesen - Concilium medii aevi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STEFAN PÄTZOLD: Ecclesia lege diocesana subiecta?<br />
potestas magisterii überhaupt nicht und hinsichtlich der potestas ordinandi<br />
nur in zwei besonderen Fällen begegnen, hat die Annahme einer vollständigen<br />
Exemtion e silentio zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich. 106<br />
3.) Die Umsetzung dieses Rechtsstatus hing freilich nicht allein von den Päpsten<br />
und den Äbtissinnen, sondern ebenso von den römischen Königen und<br />
den Kölner Erzbischöfen ab.<br />
4.) Wegen dieses Gefüges oftmals konkurrierender Beteiligter wandelte sich<br />
die inhaltliche Ausprägung der Exemtion entsprechend den jeweiligen Rahmenbedingungen.<br />
Der kirchenrechtlich definierte Status und die dadurch geprägten<br />
Beziehungen zwischen Metropoliten und Stift müssen deshalb im<br />
Kontext mehrerer Phasen betrachtet werden. a) [Mitte des 9. bis Mitte des<br />
10. Jahrhunderts:] In der Anfangsphase war der Konvent noch nicht exemt;<br />
die Kölner Erzbischöfe förderten ihn materiell wie ideell. b) [Mitte des 10. bis<br />
in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts hinein:] Das Stift geriet völlig unter<br />
den Einfluss der Ottonen, die ihnen Immunität und Königsschutz verliehen,<br />
und die Sanktimonialen wurden von Äbtissinnen aus der ottonischen Verwandtengruppe<br />
geleitet. Obgleich das geistliche Institut inzwischen exemt<br />
war, bemühten sich die Kölner Erzbischöfe, dafür bei den jeweiligen Königen<br />
Vergünstigungen zu erlangen. Die Päpste (außer Agapet) spielten keine deutlich<br />
wahrnehmbare Rolle, und der Exemtion kam noch keine politische Bedeutung<br />
zu. c) [vom Ausgang des 11. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts:]<br />
Aus dieser langen Epoche liegen kaum einschlägige Nachrichten vor. Die<br />
Bindung des Stifts an die Herrscher des römischen Reiches ließ merkbar<br />
nach. Das Verhältnis der Äbtissinnen zu den Kölner Erzbischöfen war allem<br />
Anschein nach weitgehend konfliktfrei und zu Arnold II. sogar ausgesprochen<br />
gut. Streitigkeiten um den Status des Stifts sind nicht überliefert.<br />
Bemerkenswert ist die Einbindung des Essener Landdekanats in die mittlere<br />
Organisationsstruktur der Kölner Erzdiözese. d) [Zweite Hälfte des 13. und<br />
Beginn des 14. Jahrhunderts:] Angesichts eines schwachen Königtums strebten<br />
die Kölner Metropoliten, allen voran Konrad von Hochstaden und Siegfried<br />
von Westerburg, nach einer rechtlichen wie räumlichen Ausdehnung<br />
ihrer Macht und Landesherrschaft. Das führte gerade unter Erzbischof Siegfried<br />
zu heftigen Streitigkeiten mit dem Stift um dessen Vogtei, die Wahl der<br />
Äbtissin und letztlich um den Rechtsstatus des Stifts, dessen Exemtion der<br />
106<br />
Vgl. dazu auch HOEDERATH, Hoheitsrechte (wie Anm. 7) S. 178f.<br />
207