September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
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Alpingeschichte<br />
den Gletschern und erklommen einen nach<br />
dem anderen der Gebirgsriesen.<br />
1933 war es soweit: Im Rahmen einer komplexen<br />
Pamir-Tadschikistan-Expedition wurden<br />
neun der besten sowjetischen Alpinisten<br />
zusammengefasst, um auf den Gipfel des<br />
Pik Kommunismus zu gelangen. In Seilschaften<br />
stiegen sie über den technische schwierigsten<br />
Teil des Aufstiegs, denn der Ostgrat<br />
ist gespickt mit sechs „Gendarmen“ – steilen<br />
Bollwerken aus brüchigem Fels –, die den<br />
Weg nach oben versperren und überwunden<br />
werden müssen. Ein Expeditionsmitglied<br />
wurde durch herabfallende Steinbrocken in<br />
die Tiefe gerissen, da er ohne Seilsicherung<br />
stieg. Nach einer stürmischen Nacht im letzten<br />
der sechs Hochlager auf 6.900 Metern<br />
wachten die Bergsteiger auf, und das Thermometer<br />
zeigte minus 45 Grad.<br />
Im Bergbuch „Pamir – Zwei Handbreit unterm<br />
Himmel“ ist weiter zu lesen: „Der Morgen<br />
kam, der Gipfel schien zum Greifen<br />
nahe zu sein. Abalakow und Gorbunow<br />
stiegen ihm langsam entgegen. Jeder Schritt<br />
wurde im tiefen Neuschnee dem er-schöpften<br />
Körpern abgerungen. Endlich erreichen<br />
sie den Grat, der sich als lange, sanft geneigte<br />
Linie nach Süden zum Hauptgipfel<br />
zieht.“ Hier war auch Gorbunow am Ende<br />
seiner Kräfte, er blieb zurück, nur 150 Meter<br />
unterm Gipfel. Abalakow kämpfte sich allein<br />
weiter, Schritt für Schritt. Die letzten Meter<br />
zum Gipfel kroch er auf Händen und Füßen.<br />
Er richtete sich erst wieder auf, als es nicht<br />
höher hinaufging. Die Erstbegehung des Pik<br />
Kommunismus war vollbracht, durch eine<br />
enorme Willensleistung des 25-jährigen sibirischen<br />
Bildhauers Jewgeni Abalakow. Damit<br />
war am 2. <strong>September</strong> 1933 der zehnte<br />
der etwa 300 bekannten Siebentausender<br />
der Erde erstbestiegen. Heute wartet wohl<br />
nur noch einer auf seine Gipfelpremiere.<br />
Knapp vier Jahrzehnte später genoss zu einer<br />
so genannten Alpinade eine Handvoll<br />
Dresdner Alpinisten den ersten Gipfelerfolg<br />
ausländischer Bergsteiger auf der Spitze<br />
vom „Dach der Welt“. Alle gehörten der<br />
DDR-Nationalmannschaft für Alpinistik an.<br />
„Wir stehen alle fünf nebeneinander auf der<br />
kleinen Gipfelplattform und müssen uns an<br />
die neue Situation gewöhnen ... Der höchste<br />
Punkt des Pik Kommunismus ist erreicht! Um<br />
uns sind Berge, nur Berge, aber alle niedriger<br />
... Also haben wir es geschafft. Nach<br />
sechs harten Aufstiegstagen nun endlich der<br />
Gipfel, das langersehnte Ziel!“, so Expeditionschef<br />
Volker Krause in dem Bergbuch.<br />
Mit-Gipfelsieger Dieter Rülker setzte für sich<br />
persönlich noch einen drauf, als er mit der<br />
bislang erfolgreichsten sächsischen Himalaya-Expedition<br />
1999 im Alter von nunmehr<br />
59 Jahren mit dem Manaslu seinen ersten<br />
Achttausender meisterte.<br />
Klaus Wilk<br />
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