September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bergsteigen in Algerien<br />
Plötzlich hatte ich freie Zeit, und meinem<br />
Sohn Thomas ging es ebenso. Also schlossen<br />
wir uns zusammen und überlegten, was zu<br />
machen sei, wenn hier in Europa Winter ist,<br />
wir aber Bergsteigen und Klettern wollten.<br />
Inspiriert durch Fahrtenberichte von Bernd<br />
Arnold fiel unsere Wahl auf die Sahara im<br />
nördlichen Afrika. Schließlich sollte es ja<br />
auch etwas Abenteuerliches sein, wenn schon<br />
nur zwei Männer unterwegs sind. Algerien<br />
erschien uns am Geeignetsten. Aus dem<br />
sehr aufwendig gemachten Kletterführer<br />
von Thomas Dulac „Escalades en Sahara“<br />
erfuhren wir, dass das Hoggar-Gebirge von<br />
französischen Bergsteigern in den 30er Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts schon teilweise erschlossen<br />
wurde. Außerdem konnte ich mich<br />
noch dunkel an einen Lichtbildervortrag von<br />
Gustaf Ginzel erinnern, der diese Gegend<br />
in den 60er Jahren besucht hatte. Er sprach<br />
damals von „über 100 Gipfeln und alle in<br />
der Qualität eines Falkensteins“. Also – dort<br />
mussten wir unbedingt hin!<br />
Zur Einreise nach Algerien benötigt man<br />
ein Visum, ausgestellt von der algerischen<br />
Botschaft in Berlin. Hierzu wiederum benötigt<br />
man eine Einladung von einer örtlichen<br />
Agentur. Von Bernd bekamen wir die Kontakte.<br />
Algerien muss man sich als Polizeistaat,<br />
ähnlich wie die DDR, vorstellen. Überall füllt<br />
man irgendwelche Zettel aus.<br />
Wir flogen also von Berlin über Madrid nach<br />
Algier und von dort 2.000 km südlich in die<br />
80.000 Einwohnerstadt Tamanrasset. Hier<br />
erwartete uns schon Nouredin vom Stamm<br />
der Tuareg. Wir waren von der Wüstenstadt<br />
begeistert, wie relativ modern es hier ist.<br />
Ohne Probleme können wir uns in der großen<br />
Stadt bewegen. Die Leute sind freundlich,<br />
höflich und nicht aufdringlich! Die Tuaregs<br />
sind gebildet, und alle sprechen französisch.<br />
Wir können uns prima verständigen.<br />
Nachdem wir mit Mohamed, dem Chef der<br />
örtlichen Agentur, alle unsere Kletter- und<br />
Trekkingwünsche abgestimmt haben, stellt er<br />
speziell für uns die Reiseroute zusammen. Da<br />
wir uns im Nationalparkgebiet befinden, muss<br />
alles von den Behörden genehmigt werden.<br />
Es gibt aber keinerlei Probleme!<br />
Am nächsten Tag geht es los. Fahrer, Koch<br />
(der übrigens ein vorzügliches Essen für uns<br />
macht) und wir zwei. Nach nur wenigen Kilometern<br />
wird mir klar, ohne Ortskenntnisse bist<br />
du hier verloren. Selbst GPS hilft nur bedingt.<br />
Als Erstes klettern wir auf den Hausberg von<br />
Tamanrasset, die Adriane. Von hier oben<br />
haben wir den ersten Eindruck von der Weite<br />
des Landes und was uns erwarten wird.<br />
Nun geht es immer weiter rein ins Hoggar-<br />
Gebirge. Fahrten auf abenteuerlichen Straßen,<br />
Überquerungen von unheimlich weiten<br />
Hochflächen, vorbei an für uns viel zu gefährlichen<br />
Felsen (bis zu 200 m Höhe), Baden in<br />
ziemlich kalten Lagunen mitten in der Wüste,<br />
bis hin in den zentralen Teil des Hoggar.<br />
Hier stehen sie also, die Felsen, die wir von<br />
Bildern kannten. Tizouyag, Sawinam, Tadjerdijst,<br />
Oul, Ilamame sind die Felsennamen, die<br />
wir kaum aussprechen können. Wir klettern<br />
an den klassischen Routen bis zur Schwierigkeit<br />
5 (VIIa). Obwohl, ganz sicher sind wir<br />
uns nie dabei. Wir werden das Gefühl nicht<br />
48