September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
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Bergwandern in den Dolomiten<br />
Wander- und Kletterfahrt der „Alten vom Berge“ in den Rosengarten<br />
Schon zeitig im Herbst 2011 reifte bei einigen<br />
Mitgliedern der SBB-Gemeinschaft „Alte<br />
vom Berge“ der Gedanke, den Dolomiten,<br />
im Speziellen der Rotwand im Rosengarten,<br />
einen Besuch abzustatten. Die Gründe waren<br />
unterschiedlicher Art. Zwischen erstmaliger<br />
Kontaktaufnahme mit den stolzen Riesen<br />
aus Dolomit, eines erst maligen Berghüttenbesuches<br />
bis hin zur Abschiednahme lag die<br />
gesamte Bandbreite. Aber primär war, den<br />
Rotwand-Masaré-Klettersteig in zwei Etappen<br />
aktiv anzugehen und den Rest der Zeit mit<br />
Wanderungen auszufüllen.<br />
Und so nahmen vorerst sieben Interessenten,<br />
davon zwei Gäste, die doch umfangreichen<br />
organisatorischen Aufgaben in Angriff. Leider<br />
musste Roswitha krankheitshalber aus dem<br />
Kreis der Reiseanwärter ausscheiden, sodass<br />
drei Frauen und drei Männer im Alter zwischen<br />
68 und 78 Jahren als aktiver Kern übrig<br />
blieben (Eva, Anne, Gisela, Dieter, Hanno<br />
und Horst). Ziel war, die günstig erreichbare<br />
Rotwandhütte (2280 m) eine Woche lang als<br />
Ausgangspunkt für die geplanten Aktivitäten<br />
zu nutzen. Als Transportmittel wurden öffentliche<br />
Verkehrsmittel favorisiert.<br />
Bereits Ende Dezember 2011 wurden per<br />
E-Mail die notwendigen Übernachtungen in<br />
der Berghütte angemeldet und später noch<br />
eine notwendige Zwischenüber nachtung<br />
in Bozen organisiert. Weit problematischer<br />
gestaltete sich der logistische Teil. Aus dem<br />
unübersicht lichen Angebot der DB eine<br />
ökonomisch günstige Variante herauszufiltern<br />
und den Kauf abzusichern, war schon sehr<br />
zeitaufwendig. Dank gebührt deshalb den<br />
uneigennützigen Helfern, die uns diese gewaltige<br />
Hürde abgenommen und gelöst haben.<br />
Damit stand der Fahrt nichts mehr im<br />
Wege.<br />
Nach sechsmaligem Umsteigen (Bus, Straßenbahn,<br />
viermal Eisenbahn) erreichten wir<br />
gegen 20 Uhr Bozen. Die gebuch te Übernachtung<br />
wurde nach 30 Minuten Nachtwanderung<br />
mit schwerem Gepäck erreicht.<br />
2. Tag: Ankunft in der Rotwandhütte<br />
Nach einer ruhigen Nacht und einem Frühstück<br />
im nahe gelegenen, russisch geführten<br />
Bistro ging es am Sonntag mit dem Bus weiter.<br />
An der Talstation des Paolinaliftes angekommen,<br />
bestand jetzt das Problem für mich, mit<br />
zwei schweren Rücksäcken (13 kg und 14 kg)<br />
ohne Hände auf den Sessellift aufzuspringen.<br />
Der zweite Rucksack spielte eine gesonderte<br />
Rolle. Der Inhalt bestand aus einem Akku,<br />
Ladegerät und Atemgerät. Diese zusätzliche<br />
Last resultiert aus der Situation heraus, dass<br />
die Hütte keine durchgängige Stromversorgung<br />
mit 220 V absichern und der Notstrom<br />
(24 V) nicht angezapft werden kann.<br />
Ab der oberen Liftstation war nach ca. 100 m<br />
Berganstieg mein Pulver fast verschossen.<br />
Tragehilfe durch die Bergkameraden halbierte<br />
das Gewicht. So kamen wir dann in der Rotwandhütte<br />
auf dem Ciampazpass an. Zwei<br />
Wanderer staunten über unsere Schlepperei.<br />
Die Frage, was wir denn auf die Hütte schleppen<br />
würden, beantworteten wir lächelnd:<br />
„Natürlich Bier!“ Mit fragenden Gesichtern<br />
sahen sie uns kopfschüt telnd hinterher.<br />
3. Tag: Auf zum Kaffeetrinken<br />
Nach einer geruhsamen Nacht und einem<br />
kräftigen Frühstück brachen wir auf, um den<br />
planmäßig vorgesehenen ersten Klettersteig<br />
auf die Rotwand in Angriff zu nehmen. Es<br />
wehte ein unangenehm kühler Wind, der uns<br />
durch die Kleidung fuhr. Am Vajolonpass, am<br />
Anstieg des Klettersteiges, erwartete uns eine<br />
Überraschung. Wir waren nicht alleine unterwegs.<br />
Mehrere Bergführer mit ihren Klienten<br />
hatten das gleiche Ziel. Der kalte Wind und<br />
die zu erwartenden längeren Stillstandszeiten<br />
im Steig führten schließlich zu der Entscheidung,<br />
den Aufstieg zu verschieben und dafür<br />
zum Kaffetrinken in die nächstgelegene Hütte<br />
zu gehen; also den Pass südlich zu überschreiten,<br />
den steilen Abstieg mit Leitern zu<br />
verlassen und über den Hirzelsteig die Kölner<br />
Hütte zu besuchen. Kein Bier oder Kaffee,<br />
sondern Buttermilch war unser Hauptgetränk.<br />
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