September 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
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Bergsteigergeschichte<br />
den auch Albert mit seinen Bergfreunden<br />
ausgewählt hatte. Wir kamen gut voran,<br />
und nach etwa drei Stunden erreichten wir<br />
den Gipfel des Falkensteins. Das leichte Seilund<br />
Sicherungsmaterial und die zusätzlichen<br />
festen Sicherungspunkte ermöglichten ein<br />
zügiges Steigen. Auch der Fotoapparat für<br />
das Gipfelfoto war vor 115 Jahren sicherlich<br />
unhandlicher und schwerer als heute. Die<br />
nachfolgende Seilschaft des TC Bergfreunde<br />
1916 machte dankenswerterweise von uns<br />
das Gipfelfoto, und wir begannen mit dem<br />
Abstieg über den Turnerweg. Die Bergfreunde<br />
nahmen den Schnellabstieg per Abseile.<br />
Unser Abstieg war zwar etwas länger, aber wir<br />
wollten die Bergfahrt so wie damals durchführen.<br />
Allerdings benutzten wir die beiden<br />
eingerichteten Abseilstellen am Turnerweg.<br />
Es ist schon interessant zu wissen, dass Oscar<br />
Schuster den Abstieg über den Turnerweg als<br />
„schlimm“ bezeichnete. Im SBB-Jahrbuch<br />
1912/1913 ist zu lesen: „Wir kamen hier bis<br />
zum letzten (untersten) Kamin, d. h. eigentlich<br />
nur mein Gefährte. Ich saß inzwischen in<br />
dem Loch oberhalb des dreiarmigen Kamins<br />
und hielt das Seil. Mein Gefährte meldete,<br />
daß der Ausstieg wahrscheinlich überhinge<br />
und nicht rätlich sei zu begehen, deshalb<br />
<strong>2013</strong> auf dem Falkenstein<br />
stiegen wir wieder zur Spitze empor. Dann<br />
erfolgte der Abstieg auf unserer Anstiegsroute.<br />
Über die Platte stieg ich in Ermangelung<br />
eines Abseilzackens frei hinunter. Die künstlichen<br />
Stufen, die sich jetzt am Turnerweg<br />
finden, etwas oberhalb des dreiarmigen<br />
Kamins, zwischen diesem und dem ,Breiten<br />
Sprung‘ entdeckten wir auf unserem Rückweg<br />
zum Gipfel. Sie lagen unter einer dichten<br />
Vegetationsdecke, die man abziehen konnte<br />
wie das englische Pflaster von einer Wunde.<br />
So wurde vor unseren erstaunten Augen plötzlich<br />
die ganze Stufenreihe sichtbar.“<br />
Es hat sich viel getan in den fast 150 Jahren<br />
Sächsisches Bergsteigen, und wenn<br />
im nächsten Jahr dieses große Jubiläum<br />
ansteht, sollte man nicht nur zurückblicken,<br />
sondern den Blick auf die Weiterentwicklung<br />
des Klettersports in Sachsen richten. Was<br />
früher „in alter Tradition“ gut und zeitgemäß<br />
war, entspricht den heutigen Erfordernisse<br />
teilweise nicht mehr. Auch in Sachsen unterliegen<br />
die Sicherungsmittel und damit die<br />
Sicherungsmöglichkeiten einem Wandel.<br />
Viele Erstbegehungen wurden erst durch<br />
diesen Wandel möglich, und letztendlich<br />
stieg das Leistungsniveau in Sachsen dadurch<br />
erheblich an.<br />
Ich bin deshalb der Meinung, dass<br />
der SBB bei diesen Themen in der<br />
zurückliegenden Zeit den richtigen<br />
Weg eingeschlagen hat und<br />
dass das Sächsische Klettern in<br />
den nächsten Jahren noch einige<br />
Überraschungen bieten wird.<br />
Wer weiß, ob vielleicht auch ein<br />
Oscar Schuster Friends eingesetzt<br />
hätte, wenn es im Sporthaus Ernst<br />
Karnagel am Pirnaischen Platz diese<br />
gegeben hätte? Es wäre dann ein<br />
traditionelles Sicherungsmittel, und<br />
keiner würde über UFOs reden.<br />
Knut Israel<br />
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