Aus dem Verwaltungsbericht der Stadt Teltow 1914-1928 Gewerbe ...
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<strong>Aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Verwaltungsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Teltow</strong> <strong>1914</strong>-<strong>1928</strong><br />
<strong>Gewerbe</strong>, Handel, Industrie.<br />
Porzellanfabrik <strong>Teltow</strong> G. m. b. H.<br />
Im Jahre 1904 wurde von <strong>dem</strong> damaligen Generaldirektor <strong>der</strong> H. Schomburg<br />
& Söhne A.-G., <strong>der</strong> ältesten elektrotechnischen Porzellanfabrik<br />
Deutschlands, Herrn Rudolph Schomburg, zusammen mit <strong>dem</strong> Chemiker<br />
Dr. Conrad in <strong>Teltow</strong> eine Porzellanfabrik unter <strong>dem</strong> Namen „Conrad,<br />
Schomburg & Co.“ gegründet, die es sich zur Aufgabe stellte, Kunstporzellan,<br />
wie solches bisher in den beiden staatlichen Manufakturen<br />
Berlin und Meißen hergestellt und auf den Mark gebracht wurde, zu<br />
fabrizieren.<br />
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Erste und namhafte Künstler wurden engagiert und bald waren die Erzeugnisse<br />
des jungen Unternehmens auf <strong>dem</strong> Markt und fanden ihre<br />
Liebhaber. Lei<strong>der</strong> gelang es den damaligen Unternehmern nicht, das<br />
Werk rentabel zu gestalten, weshalb nach einigen Jahren neben <strong>der</strong> Abteilung<br />
Kunst noch die Fabrikation chemisch-technischer und pharmazeutischer<br />
Porzellane aufgenommen wurde.<br />
Als dann <strong>der</strong> Aufschwung <strong>der</strong> Elektrizität immer gewaltigere Formen<br />
annahm und die bis dahin bestehenden elektrotechnischen Porzellanfabriken<br />
Deutschlands den umfangreichen Anfor<strong>der</strong>ungen des In- und<br />
<strong>Aus</strong>landes nicht mehr gerecht werden konnten, entschloß man sich im<br />
Werk <strong>Teltow</strong> ebenfalls zur Herstellung dieser Erzeugnisse für die<br />
elektrotechnische Industrie und gab die beiden bisherigen Fabrikationszweige<br />
Kunst und chemisch-technisch-pharmazeutisch auf. Auch <strong>der</strong><br />
Name wurde hierbei, nach<strong>dem</strong> Herr Dr. Conrad ausgeschieden war,<br />
geän<strong>der</strong>t in Porzellanfabrik <strong>Teltow</strong> G. m. b. H.<br />
Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Fabrikation elektrotechnischer Artikel für Hochund<br />
Nie<strong>der</strong>spannung hat sich das Werk bis in die Jetztzeit immer mehr<br />
vergrößert und vor allen Dingen sich einen Namen im In- und <strong>Aus</strong>lande<br />
erworben. Die Spezialerzeugnisse und hauptsächlich <strong>der</strong> patentierte<br />
<strong>Teltow</strong>-C-Ketten-Isolator ist in allen maßgebenden Überlandzentralen<br />
Deutschlands und des <strong>Aus</strong>landes für Spannungen bis zu 220 000 Volt<br />
eingebaut. Die Konzentration <strong>der</strong> Industrie führte dahin, daß die langjährigen<br />
Inhaber, die im Jahre 1929 das 25jährige Bestehen <strong>der</strong> Firma<br />
feiern konnten, Herr und Frau Pfannenstiel (letztere die Witwe des<br />
Grün<strong>der</strong>s Rudolph Schomburg), ihr Unternehmen im Juli 1929 an die<br />
mit einem Kapital von 9 Millionen arbeitende Steatit-Magnesia-Aktiengesellschaft,<br />
Berlin-Pankow, angeschlossen haben. Die Fabrik beschäftigt<br />
durchschnittlich 250 Angestellte und Arbeiter.<br />
Biomalzfabrik Gebr. Patermann.<br />
Im Jahre 1911 wurde in unserer <strong>Stadt</strong> die Biomalz-Fabrik, die die Firma<br />
Gebr. Patermann infolge <strong>der</strong> immer weiter um sich greifenden <strong>Aus</strong>dehnung<br />
ihres Unternehmens nach Spezialplänen, ausreichend für eine<br />
genügend große Erzeugungsmöglichkeit, errichtet hatte, eröffnet. Unsere<br />
<strong>Stadt</strong> erhielt durch diese Anlage eine Musterfabrik, sowohl was die praktische<br />
Einrichtung, als auch Sauberkeit, Hygiene und architektonische<br />
Schönheit anbelangt. Durch den Krieg wurde auch dieses Unternehmen<br />
in seiner Entwicklung betroffen. Ein großer Teil <strong>der</strong> Angestellten und<br />
Arbeiter wurde zum Heeresdienst eingezogen.<br />
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Postkarte um 1913: Sammlung Heimatverein <strong>Teltow</strong><br />
Die Heranschaffung <strong>der</strong> für die Fabrikation notwendigen Rohmaterialien,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Gerstenmalz und Blechdosen, wurde infolge <strong>der</strong><br />
Knappheit <strong>der</strong> Rohmaterialien immer schwieriger. Es gelang, den<br />
Betrieb in <strong>der</strong> Biomalzfabrik dadurch weiter aufrecht zu erhalten, daß für<br />
den Staat ein Malzextrakt hergestellt wurde, den durch die staatliche<br />
Verteilung Kranke und Kin<strong>der</strong> erhielten. Bis zur Einstellung <strong>der</strong><br />
Biomalzfabrikation hatte die Biomalzfabrik durch Einführung von<br />
kleinen Feldpostpäckchen in großem Umfange das stärkende Biomalz an<br />
die im Felde stehenden Truppen versandt.<br />
In den Jahren 1920-21, als die Zwangsbewirtschaftung für die Gerste<br />
abgebaut wurde, konnte die Biomalzfabrik wie<strong>der</strong> zur Herstellung ihres<br />
bewährten Nähr- und Kräftigungspräparates Biomalz übergehen. Die<br />
Firma hat sich nach den Sturmjahren des Krieges und <strong>der</strong> Inflation<br />
wie<strong>der</strong> zur alten Höhe hinaufgearbeitet, und mit Stolz können wir<br />
<strong>Teltow</strong>er wohl behaupten, daß das beliebteste und am weitesten verbreitete<br />
Kräftigungsmittel in unserer <strong>Stadt</strong> und zum größten Teil mit<br />
Hilfe von <strong>Teltow</strong>er Einwohnern hergestellt wird. Die Fabrikanlage mit<br />
ihren Einrichtungen stellt das Mo<strong>der</strong>nste auf <strong>dem</strong> Gebiete <strong>der</strong> Malzextraktfabrikation<br />
dar.<br />
Die Firma Gebr. Patermann ist im Jahre 1926 dazu übergegangen, auch<br />
Malzextrakt Marke „Hellegold“, das in den Bäckereien Verwendung<br />
findet, herzustellen. Auch dieser Zweig des Unternehmens nimmt einen<br />
dauernden Aufschwung. Durch Anbauten, Verbesserungen und Neueinrichtungen<br />
ist die Firma immer bemüht, ihren Betrieb auf <strong>der</strong> höchsten<br />
Stufe <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit und Rentabilität zu halten.<br />
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Auch die sozialen Einrichtungen <strong>der</strong> Biomalzfabrik sind mustergültig.<br />
Ein parkähnlicher Garten dient den Angestellten während <strong>der</strong> Mittagspause<br />
als Erholungsaufenthalt. Eine vorzüglich geleitete Küche liefert<br />
ihnen ein kräftiges Mittagsmahl. Ein vorbildlich eingerichtetes Waschund<br />
Badehaus mit Badewannen und Brausebä<strong>der</strong>n steht <strong>der</strong> Belegschaft<br />
zur Verfügung. Die Firma beschäftigt durchschnittlich 150 Angestellte<br />
und Arbeiter.<br />
Gustav Lohse A.-G.<br />
Die Gustav Lohse A.-G., <strong>Teltow</strong>-Berlin, beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Herstellung<br />
und <strong>dem</strong> Vertrieb feiner Parfümerien und Toilette-Seifen. Die<br />
Firma wurde im Jahre 1831 auf <strong>dem</strong> noch heute im Besitz <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
befindlichen Grundstück in Berlin, Jägerstraße 45/46, begründet<br />
und ist aus kleinen Anfängen, auf <strong>dem</strong> Weg über drei Generationen<br />
Lohse, zu <strong>der</strong> heutigen Bedeutung und Weltgeltung gelangt. Sie unterhält<br />
neben einem Vertreterstab in Deutschland Nie<strong>der</strong>lagen und Vertretung<br />
in allen Län<strong>der</strong>n. Nach<strong>dem</strong> die früheren, in Berlin gelegenen<br />
Fabrikationsstätten den immer mehr gesteigerten Ansprüchen nicht mehr<br />
genügen konnten, errichtete die Gustav Lohse A.-G. im Jahre 1913 auf<br />
ihrem umfangreichen Gelände in <strong>Teltow</strong> einen Fabrikneubau, <strong>der</strong> mit<br />
seinen mo<strong>der</strong>nen Anlagen als mustergültig anzusehen ist. Die Belegschaft<br />
– meist alter Stamm – setzt sich zum größten Teil aus Einwohnern<br />
von <strong>Teltow</strong> und Umgegend zusammen, sie beträgt zur Zeit insgesamt 85.<br />
Die Ungunst <strong>der</strong> Zeit ist auch an <strong>der</strong> Gustav Lohse A.-G. nicht spurlos<br />
vorübergegangen, sodaß es nicht immer möglich war, mit voller Belegschaft<br />
zu arbeiten, doch sind alle Voraussetzungen für eine gesunde,<br />
starke Aufwärtsbewegung gegeben.<br />
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Die Curt von Grueber Maschinenbau-Aktiengesellschaft<br />
beschäftigt sich mit <strong>dem</strong> Bau und Vertrieb von Zerkleinerungs- und<br />
Transportanlagen beson<strong>der</strong>s für die Zwecke <strong>der</strong> Zementindustrie und <strong>der</strong><br />
Industrie zur Herstellung von künstlichen Düngemitteln. Die Gesellschaft<br />
ist mit lohnenden Aufträgen gut beschäftigt. Sie ist <strong>der</strong> Form nach<br />
ein Handelsunternehmen und Ingenieurbüro, welches die von ihr zu<br />
liefernden, zum Teil sehr großen industriellen Anlagen und Maschinen<br />
entwirft und herstellt. Die Maschinen selbst werden zum größten Teil bei<br />
<strong>der</strong><br />
Perfectecon Maschinenbau-Aktiengesellschaft,<br />
einer Tochtergesellschaft <strong>der</strong> vorgenannten, hergestellt. Diese Gesellschaft<br />
befaßt sich mit <strong>der</strong> Herstellung von Maschinen für die Hartzerkleinerungsindustrie.<br />
Die Gesellschaft, welche über einen umfangreichen<br />
Grundbesitz, darunter allein 40 000 qm Fabrikgelände, verfügt, hat in<br />
den letzten Jahren ihren Betrieb durch umfangreiche <strong>Aus</strong>bauten und<br />
Einbauten zeitgemäßer Arbeitsmaschinen namhaft vergrößert.<br />
Beide Betriebe beschäftigen z. Zt. in <strong>Teltow</strong> rd. 300 Ingenieure, kaufmännische<br />
Angestellte und Arbeiter.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Bil<strong>der</strong> auf Seite 6, 9 und 10: Kopien aus „<strong>Verwaltungsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Teltow</strong> <strong>1914</strong> bis <strong>1928</strong>“<br />
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