15.01.2014 Aufrufe

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lich zu wenige Ereignisse, um daraus<br />

ausreichend Rückschlüsse ziehen zu<br />

können.“ Deshalb konzentriert man<br />

sich nun verstärkt auf die Suche nach<br />

ersten schwachen Anzeichen, sogenannten<br />

„Weak Signals“. „Wir müssen<br />

verstärkt dazu übergehen, auch<br />

die Dinge zu untersuchen, die funktionieren“,<br />

erläutert Jörg Leonhardt, der<br />

im Unternehmenssicherheitsmanagement<br />

für den Bereich „Human Factors<br />

& Safety Promotion“ zuständig<br />

ist, den neuen Ansatz. Das bedeutet:<br />

vorausschauend analysieren und überlegen,<br />

was passieren könnte – selbst<br />

wenn noch längst nichts passiert ist.<br />

Die Suche nach Fehlerursachen<br />

endete früher meist an einem Punkt:<br />

beim Menschen. Man ging davon<br />

aus, dass technische Systeme per<br />

se sicher sind. Waren sie es nicht,<br />

musste es sich entweder um technisches<br />

oder – weitaus häufiger –<br />

um menschliches Versagen handeln.<br />

Diese Sichtweise ist mittlerweile<br />

überholt. „Man kann Menschen nicht<br />

so verbessern, dass sie keine Fehler<br />

mehr machen“, sagt Leonhardt.<br />

Viel effektiver ist es dagegen, ihre<br />

Umgebung so anzupassen, dass die<br />

Zahl der Fehler reduziert wird, und ihr<br />

Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass<br />

etwaige Fehler keine schwerwiegenden<br />

Auswirkungen haben können.<br />

In diesem Zusammenhang spielt<br />

die Ergonomie des Arbeitsplatzes<br />

eine große Rolle. Wie viele Informationen<br />

kann ein Lotse überblicken? Wie<br />

müssen die Systeme angeordnet sein,<br />

damit er sie optimal bedienen kann?<br />

Wie muss die Eingabemaske gestaltet<br />

sein? Wertvolle Erkenntnisse hat<br />

die von der europäischen <strong>Flugsicherung</strong>sbehörde<br />

Eurocontrol entwickelte<br />

Untersuchung „Human Error in<br />

Air Traffic Management“, kurz HERA,<br />

gebracht. „Aus HERA wissen wir, dass<br />

viele Fehler mit dem visuellen Informationskanal<br />

verbunden sind“, sagt Leonhardt.<br />

Damit der Anwender nicht mit<br />

Informationen überladen wird, begleitet<br />

das Unternehmenssicherheitsmanagement<br />

die ergonomische Gestaltung<br />

aller neuen Systeme. Gemeinsam<br />

mit Arbeitswissenschaftlern wird dafür<br />

gesorgt, dass die Fluglotsen sicher<br />

und effizient arbeiten können.<br />

Bei neuen Verfahren und Systemen<br />

geht es aber nicht nur um die Ergonomie.<br />

Gleichgültig, ob es um die Einführung<br />

eines neuen <strong>Flugsicherung</strong>ssystems,<br />

um eine neue Flugroute oder um<br />

die Frage geht, welche Systeme bei<br />

einem Ausfall der Funkkommunikation<br />

zur Verfügung stehen sollen: Bei jeder<br />

Neuerung, aber auch bei jeder Änderung<br />

wird gründlich untersucht, welche<br />

Auswirkungen das für die Sicherheit<br />

hat – es wird eine so genannte<br />

Sicherheitsbewertung vorgenommen.<br />

„Ziel ist es, mögliche Risiken zu identifizieren,<br />

die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und das Ausmaß der Bedrohungen<br />

zu berechnen und zu überlegen,<br />

durch welche Maßnahmen das Risiko<br />

reduziert werden kann“, sagt Dr. Franz<br />

Input<br />

Safety Policy<br />

How do we<br />

do safety<br />

business?<br />

ATC<br />

Kern, der für den Bereich „Sicherheitsbewertungen“<br />

verantwortlich ist.<br />

Die Entscheidung, welche Schlüsse<br />

aus der Sicherheitsbewertung gezogen<br />

werden, liegt nicht beim Unternehmenssicherheitsmanagement.<br />

„Die Abwägung zwischen Kosten, Nutzen<br />

und Risiken ist den Verantwortlichen<br />

im Management vorbehalten –<br />

und bei diesen Entscheidungen steht<br />

Sicherheit immer im Vordergrund“,<br />

sagt Dr. Kern. Für ein weiteres Plus an<br />

Sicherheit sorgen regelmäßige Safety-<br />

Audits, die die DFS in Kooperation mit<br />

den <strong>Flugsicherung</strong>sorganisationen<br />

Frankreichs und der Schweiz durchführt.<br />

Ziel ist es, jeden DFS-Standort<br />

mindestens einmal in drei Jahren unter<br />

die Lupe zu nehmen. Dabei geht es<br />

unter anderem darum, mit Hilfe des<br />

Blicks von außen Maßnahmen zur<br />

Erhöhung der Sicherheit abzuleiten.<br />

„<strong>Flugsicherung</strong> lebt von der Sicherheit“,<br />

sagt Morscheck. „Deshalb müssen<br />

wir alles tun, um unser System<br />

immer weiter zu verbessern.“<br />

Safety Risk<br />

Assessement<br />

Process<br />

What if?<br />

Safety<br />

Occurrences<br />

Management<br />

Why?<br />

Result<br />

Christopher Belz<br />

Safety<br />

Performance<br />

Management<br />

What?<br />

transmission 2 – <strong>2013</strong> 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!