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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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Sicherheit in der DFS<br />

Fliegen so sicher ist: Weil man aus<br />

Fehlern lernt und so verhindert, dass<br />

sich diese Fehler wiederholen.<br />

Zum hohen Sicherheitsniveau tragen<br />

zwei weitere Faktoren bei. Zum<br />

einen externe Vorgaben für alle Beteiligten.<br />

Allein für die DFS gibt es unzählige<br />

internationale wie nationale Anforderungen,<br />

die sie intern umsetzen<br />

muss. So ist die DFS beispielsweise<br />

seit 20<strong>02</strong> dazu verpflichtet, den Reifegrad<br />

ihres Safety-Management-Systems<br />

zu messen und vom Bundesaufsichtsamt<br />

für <strong>Flugsicherung</strong> prüfen<br />

zu lassen. „Mit einem Reifegrad von<br />

nahezu 90 Prozent stehen wir in<br />

Europa und weltweit im Spitzenfeld<br />

der <strong>Flugsicherung</strong>en gut da“, sagt Küster.<br />

„In Zusammenarbeit mit unseren<br />

Partnern und der nationalen Aufsichtsbehörde<br />

überlegen wir außerdem, wie<br />

man die bestehenden Regularien verbessern<br />

kann.“ Und hier kommt der<br />

zweite, wichtigere Faktor ins Spiel:<br />

Wirkliche Sicherheit gibt es nur dann,<br />

wenn man sie aus eigenem Antrieb<br />

erreichen will. „Viele glauben, Safety<br />

sei die Abwesenheit eines Ereignisses“,<br />

sagt Markus Fiekert, der für den<br />

Bereich „Safety & Security Assurance“<br />

verantwortlich ist. Dann könnte sich<br />

die DFS auf ihren guten Safety-Zahlen<br />

nun ausruhen – doch so einfach ist es<br />

leider nicht. „Sicherheit ist eine Fähigkeit,<br />

die man täglich trainieren muss.“<br />

Ein entscheidender Baustein des<br />

Safety-Trainingsprogramms ist das<br />

Meldewesen der DFS: Die operativen<br />

Mitarbeiter sind aufgefordert, alle<br />

möglicherweise sicherheitsrelevanten<br />

Ereignisse umgehend zu melden. Zum<br />

Beispiel, wenn ein Fluglotse zwei Flugzeuge<br />

unter seiner Kontrolle nicht ausreichend<br />

staffelt und der vorgeschriebene<br />

Mindestabstand unterschritten<br />

wird. Oder wenn sich am Flughafen in<br />

einem Bereich, den der Lotse für die<br />

Landung eines Luftfahrzeugs freigegeben<br />

hat, ein Fahrzeug oder eine Person<br />

befindet. „Diese Meldungen sind<br />

unendlich wichtig“, sagt Morscheck –<br />

auch dann, wenn der Lotse alles unter<br />

Kontrolle hatte und nie ein Sicherheitsrisiko<br />

bestand. Denn nur so lassen<br />

sich Schwachstellen schon im Ansatz<br />

erkennen und Fehler verhindern, bevor<br />

sie ernsthafte Folgen haben können.<br />

205 Unterschreitungen der Sicherheitsabstände<br />

haben die Lotsen der<br />

DFS 2012 gemeldet, 146 davon mit<br />

auslösendem oder beitragendem Faktor<br />

der <strong>Flugsicherung</strong>. Jedes einzelne<br />

Ereignis wird von einem örtlichen Vorfalluntersucher<br />

dokumentiert sowie<br />

später vom Sicherheitsmanagement<br />

der DFS übergreifend analysiert.<br />

Dabei werden die Vorfälle mit <strong>Flugsicherung</strong>sbeitrag<br />

unter anderem<br />

hinsichtlich ihrer Bedeutung klassifiziert.<br />

Die Mehrzahl fällt in die Kategorie<br />

„nicht signifikant“: Die Abweichung<br />

ist nur gering, die <strong>Flugsicherung</strong> hat<br />

den Konflikt frühzeitig erkannt und zu<br />

seiner Lösung beigetragen. Als „signifikant“<br />

wurden 2012 nur 30 Fälle eingestuft,<br />

als „sehr signifikant“ kein einziger<br />

Fall. Hinzu kommen 78 Fälle, in<br />

denen am Flughafen ein für Start und<br />

Landung freigegebener Schutzbereich<br />

verletzt wurde. Auch hier ist der Anteil<br />

der DFS gering: Nur bei 2,5 Prozent<br />

der Fälle war die <strong>Flugsicherung</strong> der<br />

auslösende Faktor.<br />

Bei der Analyse von Staffelungsunterschreitungen<br />

und Runway Incursions<br />

geht es nicht in erster Linie<br />

darum, wer zu dem Vorfall beigetragen<br />

hat. Ziel ist es, zu erkennen, wie<br />

es überhaupt dazu kommen konnte.<br />

Warum hat der Lotse das Flugzeug<br />

auf seinem Monitor so spät gesehen?<br />

Wieso hat der Pilot die Anweisungen<br />

des Lotsen nicht befolgt? Statt aufzulisten,<br />

wer was hätte anders machen<br />

müssen, wird das Geschehen aus der<br />

Perspektive der Beteiligten betrachtet.<br />

Nur so lässt sich verstehen,<br />

warum das, was man im Nachhinein<br />

als Fehler bezeichnet, aus ihrer Perspektive<br />

in dem Moment vollkommen<br />

richtig war.<br />

Am Ende jeder Untersuchung stehen<br />

konkrete Safety-Empfehlungen,<br />

die in einer Datenbank gespeichert<br />

werden. „Wir verfolgen dann, dass<br />

diese Maßnahmen auch umgesetzt<br />

werden“, sagt Morscheck. Ausgewählte<br />

Ereignisse finden zusätzlich<br />

den Weg in DFS-interne Publikationen<br />

und Trainingsmaßnahmen. „Damit wollen<br />

wir die Mitarbeiter für das Thema<br />

Safety sensibilisieren und das, was<br />

man aus einem Ereignis lernen kann,<br />

an möglichst viele Mitarbeiter weitergeben.“<br />

Auch sonst begegnet das<br />

Thema Sicherheit DFS-Mitarbeitern<br />

auf allen Ebenen immer wieder. Es<br />

gehört zum Einführungskurs für DFS-<br />

Einsteiger ebenso dazu wie zur Lotsenausbildung,<br />

zur Schulung von Projektleitern<br />

und Ausbildern sowie zur<br />

Qualifikation von Führungskräften.<br />

„Voraussetzung für ein funktionierendes<br />

Meldewesen ist eine Unternehmenskultur,<br />

die mit Fehlern offen<br />

umgeht“, sagt Morscheck. Innerhalb<br />

der DFS gilt deshalb ein Ansatz, der<br />

sich „Just Culture“ nennt: Kein Mitarbeiter<br />

muss negative Folgen fürchten,<br />

wenn er etwa eine Staffelungsunterschreitung<br />

meldet. Das heißt aber<br />

nicht, dass Lotsen oder Techniker<br />

nicht bestraft werden können: Handeln<br />

sie mit Vorsatz oder grob fahrlässig,<br />

müssen sie mit Konsequenzen<br />

rechnen – nicht nur durch die Justiz,<br />

sondern auch im Unternehmen.<br />

„Problematisch“ für das Sicherheitsmanagement<br />

der DFS ist allerdings,<br />

dass das Unternehmen ein so<br />

hohes Sicherheitsniveau erreicht hat.<br />

„Nur 0,001 Prozent der Flüge sind auffällig“,<br />

sagt Fiekert. „Das sind eigent-<br />

8 transmission 2 – <strong>2013</strong>

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