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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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zu überprüfen und über Jahre eingeschliffene<br />

Abläufe neu zu hinterfragen.“<br />

Schon bei seinem ersten Besuch<br />

auf dem DFS-Campus, als er zum Vorstellungsgespräch<br />

angereist war, fielen<br />

Sagerer einige Dinge auf, die ihn<br />

verblüfften. So ließ ihn das Sicherheitspersonal<br />

am zentralen Campus-<br />

Zugang ungehindert passieren, als<br />

er dort nach dem Weg zur Unternehmenszentrale<br />

fragte. „Niemand wollte<br />

meinen Ausweis sehen“, erinnert er<br />

sich. Das gehörte zum Konzept: Als<br />

Zeichen von Bürgernähe wurde der<br />

DFS-Campus bewusst offen gestaltet.<br />

Gerd Sagerer hat Werkzeugmacher<br />

gelernt. Zur Security-Branche kam er<br />

durch seinen Dienst bei der Militärpolizei,<br />

wo er eine Sicherheitsausbildung<br />

absolvierte. Während seiner Arbeit am<br />

Frankfurter Flughafen erlebte er als<br />

Einsatzleiter die Auseinandersetzungen<br />

um den Bau der Startbahn West<br />

ebenso wie das Bombenattentat auf<br />

das Terminal 1 und war bei mehreren<br />

Bombendrohungen sowie einer<br />

Flugzeugentführung als Sicherheitsverantwortlicher<br />

des Flughafens vor<br />

Ort. Diese Erfahrung gab den Ausschlag:<br />

„Herr Sagerer hat gleich bei<br />

seinen ersten Rundgängen auf dem<br />

Campus etliche Mängel erkannt, die<br />

jemandem ohne einen durch langjährige<br />

Praxis geübten Blick kaum aufgefallen<br />

wären“, sagt der SIS-Leiter.<br />

Von diesem geübten Blick hat mittlerweile<br />

schon mancher in der DFS<br />

profitiert: Sagerer schaut sich einzelne<br />

Bereiche an, benennt mögliche<br />

Sicherheitslücken, schreibt einen<br />

Bericht und macht Vorschläge, was<br />

man verbessern könnte, welche Maßnahmen<br />

dazu nötig wären und was das<br />

kosten würde. Oft geht es um ganz<br />

einfache Dinge, wie zum Beispiel die<br />

Aufbewahrung von Schlüsseln, das<br />

Schließen von Fenstern und Türen<br />

Überwachungstechnik in der Leitstelle des Notrufservice am zentralen Zugang zum<br />

DFS-Campus in Langen. Das technische Equipment für einen sicheren Campus befindet<br />

sich auf hohem Niveau.<br />

oder den Verzicht auf das Mobiltelefon<br />

bei wichtigen Besprechungen wegen<br />

der Abhörsicherheit. Ob die Führungskräfte<br />

seinen Vorschlägen folgen, liegt<br />

in deren Ermessen. Sie entscheiden<br />

letztlich, inwieweit sie mögliche Risiken<br />

vernachlässigen können.<br />

Die ersten 100 Tage DFS hat Sagerer<br />

genutzt, um sich ein umfassendes<br />

Bild zu machen. Auf dieser Grundlage<br />

hat er eine detaillierte Sicherheitsanalyse<br />

erstellt und ein Konzeptpapier<br />

erarbeitet. Sein Fazit: „Wir können die<br />

Sicherheit auf dem Campus erhöhen,<br />

ohne dafür Geld auszugeben. Es ist<br />

alles vorhanden, was es dazu an Organisation<br />

und Equipment braucht.“<br />

Ein erster Schritt wäre für ihn, wenn<br />

der Campus nachts und am Wochenende<br />

nicht mehr frei zugänglich wäre<br />

und wenn die Mitarbeiter ihre DFS-Ausweise<br />

auf dem Campus offen und gut<br />

sichtbar tragen – so, wie es in einer<br />

Richtlinie vorgeschrieben ist. Mögliche<br />

Neuerungen sollen behutsam und in<br />

enger Abstimmung mit den Mitarbeitervertretungen<br />

erfolgen. „Wir wollen<br />

den Mitarbeitern nichts aufzwingen“,<br />

betont Volkmar Hartmann. Statt dessen<br />

soll mit einer Awareness-Kampagne<br />

das Bewusstsein der Mitarbeiter<br />

für das Thema geschärft werden.<br />

Dass dort Bedarf besteht, weiß<br />

Sagerer aus vielen Gesprächen mit<br />

Mitarbeitern. Dabei erfuhr er von aus<br />

Büros verschwundenen Kaffeemaschinen<br />

und Laptops ebenso wie vom<br />

Diebstahl von 80 Kilo Kupfer und 100<br />

Quadratmeter Trittschalldämmung auf<br />

der Baustelle des neuen Technikzentrums.<br />

„Mitarbeiter stellen des öfteren<br />

fest, dass Dinge aus dem Büro verschwunden<br />

sind“, sagt Sagerer. „Nur<br />

wird das oft gar nicht gemeldet.“<br />

Anfang August erst spazierte ein<br />

Mann auf den Campus und stahl das<br />

angeschlossene Fahrrad eines DFS-<br />

Mitarbeiters im Wert von 1.100 Euro.<br />

Und im Mai war es einem Kriminellen<br />

aus Langen gelungen, über die Tiefgarage<br />

in die Unternehmenszentrale<br />

einzudringen. Dort entwendete er aus<br />

einer Handtasche die Geldbörse einer<br />

Mitarbeiterin, die ihr Büro für kurze<br />

Zeit verlassen hatte. Der Mann konnte<br />

zwar mit Hilfe des Sicherheitsdienstes<br />

im Foyer gestellt und an die Polizei<br />

übergeben werden, aber dass er<br />

ungehindert an die Geldbörse gelangen<br />

konnte, war kein Zufall: Die Tür<br />

des leeren Büros stand offen.<br />

Holger Matthies<br />

transmission 2 – <strong>2013</strong> 31

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