Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH
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Safety<br />
Zahlen für mehr<br />
Sicherheit<br />
Journalisten lieben knackige Formulierungen. Deshalb ist oft<br />
gleich von „Beinahe-Zusammen stößen“ die Rede, wenn es in<br />
Wahrheit um Staffelungsunterschreitungen, Runway Incursions<br />
oder Luftfahrzeugannäherungen geht. Die Wahrheit ist meist<br />
weit weniger kritisch.<br />
Staffelungs unterschreitungen<br />
Aufgabe der <strong>Flugsicherung</strong> ist<br />
es, dafür zu sorgen, dass<br />
Luftfahrzeuge unter ihrer<br />
Kontrolle immer ausreichend Abstand<br />
zueinander haben. Vertikal muss der<br />
Abstand zwischen zwei Flugzeugen<br />
mindestens 1.000 Fuß (300 Meter)<br />
betragen; horizontal sind es in der<br />
Regel zwischen drei und fünf Nautische<br />
Meilen (5,6 bis 9,3 Kilometer).<br />
Im Landeanflug sind zweieinhalb bis<br />
drei Nautische Meilen (4,6 bis 5,6 Kilometer)<br />
vorgeschrieben – wobei diese<br />
Abstände im Einzelfall noch einmal<br />
deutlich vergrößert werden können,<br />
um zu verhindern, dass die von einem<br />
Flugzeug ausgelösten Wirbelschleppen<br />
die nachfolgende Maschine gefährden.<br />
Wird der vorgeschriebene Mindestabstand<br />
zwischen zwei Luftfahrzeugen<br />
unterschritten, liegt eine so<br />
genannte Staffelungsunterschreitung<br />
vor. Im Jahr 2012 wurden insgesamt<br />
205 Staffelungsunterschreitungen im<br />
deutschen Luftraum registriert – etwa<br />
ein Viertel weniger als im Vorjahr, aber<br />
mehr als noch zu Anfang des Jahrtausends.<br />
Diese Zahl erscheint auf den<br />
ersten Blick sehr hoch. Allerdings<br />
sagt sie noch nichts darüber aus,<br />
ob tatsächlich ein Sicherheitsrisiko<br />
bestand oder nicht. Schließlich sind<br />
die Abstände bewusst groß gewählt.<br />
Selbst wenn beide Maschinen „nur“<br />
4,5 nautische Meilen Abstand hätten,<br />
wären sie immer noch gut acht Kilometer<br />
voneinander entfernt.<br />
Jede einzelne Staf felungs unterschreitung<br />
wird deshalb vom Sicherheitsmanagement<br />
der DFS analysiert<br />
und mit Hilfe eines Punktesystems<br />
bewertet. Dabei werden drei Kategorien<br />
unterschieden: Ist die Unterschreitung<br />
nur gering und hat die <strong>Flugsicherung</strong><br />
den möglichen Konflikt frühzeitig<br />
erkannt und zu seiner Lösung beigetragen,<br />
wird die Staffelungsunterschreitung<br />
als „nicht signifikant“ eingestuft.<br />
Je größer der Beitrag der <strong>Flugsicherung</strong>,<br />
desto schwerwiegender die Staffelungsunterschreitung.<br />
Sie wird dann<br />
als „signifikant“ oder sogar „sehr signifikant“<br />
bewertet.<br />
Die Zunahme der Staffelungsunterschreitungen<br />
ist in erster Linie auf<br />
einen Anstieg der „nicht signifikanten“<br />
Fälle zurückzuführen. Dazu hat<br />
vor allem eine verbesserte Meldekultur<br />
beigetragen. Denn die Lotsen<br />
wissen: Nur wenn sie auch minimale<br />
Abweichungen melden, besteht die<br />
Chance, mögliche Ursachen für Staffelungsunterschreitungen<br />
zu analysieren<br />
und zu beseitigen. Für zusätzliche<br />
Sicherheit sorgt das automatische Kollisionswarnsystem<br />
(„Short Term Conflict<br />
Alert“, STCA). Es hilft den Lotsen,<br />
Konflikte frühzeitig zu erkennen, und<br />
ist in der Lage, selbst kleinste Unterschreitungen<br />
der Mindestabstände zu<br />
registrieren.<br />
Runway Incursions<br />
Die <strong>Flugsicherung</strong> sorgt nicht nur in<br />
der Luft für Sicherheit: Die Towerlotsen<br />
kontrollieren an den Flughäfen die<br />
Starts, die Landungen sowie einen Teil<br />
des Rollverkehrs. Auch hier wird jede<br />
Abweichung genau registriert. Befindet<br />
sich ein Flugzeug, ein Fahrzeug<br />
oder eine Person in dem Sicherheitsbereich,<br />
der für Start oder Landung<br />
eines Luftfahrzeugs freigegeben ist,<br />
liegt eine sogenannte Runway Incursion<br />
vor.<br />
2012 hat die DFS insgesamt 78 Runway<br />
Incursions registriert. Auch diese<br />
Zahl erscheint auf den ersten Blick<br />
sehr hoch. Allerdings gilt, ebenso wie<br />
bei den Staffelungsunterschreitungen:<br />
Die Zahl allein sagt noch nichts darüber<br />
aus, ob im Einzelfall tatsächlich<br />
eine Gefährdung vorlag oder nicht. Es<br />
ist aber wichtig, auch kleinste Verletzungen<br />
des Sicherheitsbereichs genau<br />
zu analysieren, um Ursachen erkennen<br />
und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindern<br />
zu können. Deshalb wird jede<br />
Runway Incursion von der DFS eingehend<br />
untersucht.<br />
Bei der Analyse zeigt sich, dass<br />
2012 in drei Vierteln der Fälle die<br />
Cockpitbesatzung der beitragende<br />
Faktor war. Bei knapp zwölf Prozent<br />
trugen Fußgänger oder Fahrzeuge auf<br />
der Piste zu der Störung bei. Der Anteil<br />
der Fälle, die der DFS zugeordnet werden<br />
konnten, lag bei nur 2,5 Prozent.<br />
28 transmission 2 – <strong>2013</strong>