15.01.2014 Aufrufe

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Safety<br />

Zahlen für mehr<br />

Sicherheit<br />

Journalisten lieben knackige Formulierungen. Deshalb ist oft<br />

gleich von „Beinahe-Zusammen stößen“ die Rede, wenn es in<br />

Wahrheit um Staffelungsunterschreitungen, Runway Incursions<br />

oder Luftfahrzeugannäherungen geht. Die Wahrheit ist meist<br />

weit weniger kritisch.<br />

Staffelungs unterschreitungen<br />

Aufgabe der <strong>Flugsicherung</strong> ist<br />

es, dafür zu sorgen, dass<br />

Luftfahrzeuge unter ihrer<br />

Kontrolle immer ausreichend Abstand<br />

zueinander haben. Vertikal muss der<br />

Abstand zwischen zwei Flugzeugen<br />

mindestens 1.000 Fuß (300 Meter)<br />

betragen; horizontal sind es in der<br />

Regel zwischen drei und fünf Nautische<br />

Meilen (5,6 bis 9,3 Kilometer).<br />

Im Landeanflug sind zweieinhalb bis<br />

drei Nautische Meilen (4,6 bis 5,6 Kilometer)<br />

vorgeschrieben – wobei diese<br />

Abstände im Einzelfall noch einmal<br />

deutlich vergrößert werden können,<br />

um zu verhindern, dass die von einem<br />

Flugzeug ausgelösten Wirbelschleppen<br />

die nachfolgende Maschine gefährden.<br />

Wird der vorgeschriebene Mindestabstand<br />

zwischen zwei Luftfahrzeugen<br />

unterschritten, liegt eine so<br />

genannte Staffelungsunterschreitung<br />

vor. Im Jahr 2012 wurden insgesamt<br />

205 Staffelungsunterschreitungen im<br />

deutschen Luftraum registriert – etwa<br />

ein Viertel weniger als im Vorjahr, aber<br />

mehr als noch zu Anfang des Jahrtausends.<br />

Diese Zahl erscheint auf den<br />

ersten Blick sehr hoch. Allerdings<br />

sagt sie noch nichts darüber aus,<br />

ob tatsächlich ein Sicherheitsrisiko<br />

bestand oder nicht. Schließlich sind<br />

die Abstände bewusst groß gewählt.<br />

Selbst wenn beide Maschinen „nur“<br />

4,5 nautische Meilen Abstand hätten,<br />

wären sie immer noch gut acht Kilometer<br />

voneinander entfernt.<br />

Jede einzelne Staf felungs unterschreitung<br />

wird deshalb vom Sicherheitsmanagement<br />

der DFS analysiert<br />

und mit Hilfe eines Punktesystems<br />

bewertet. Dabei werden drei Kategorien<br />

unterschieden: Ist die Unterschreitung<br />

nur gering und hat die <strong>Flugsicherung</strong><br />

den möglichen Konflikt frühzeitig<br />

erkannt und zu seiner Lösung beigetragen,<br />

wird die Staffelungsunterschreitung<br />

als „nicht signifikant“ eingestuft.<br />

Je größer der Beitrag der <strong>Flugsicherung</strong>,<br />

desto schwerwiegender die Staffelungsunterschreitung.<br />

Sie wird dann<br />

als „signifikant“ oder sogar „sehr signifikant“<br />

bewertet.<br />

Die Zunahme der Staffelungsunterschreitungen<br />

ist in erster Linie auf<br />

einen Anstieg der „nicht signifikanten“<br />

Fälle zurückzuführen. Dazu hat<br />

vor allem eine verbesserte Meldekultur<br />

beigetragen. Denn die Lotsen<br />

wissen: Nur wenn sie auch minimale<br />

Abweichungen melden, besteht die<br />

Chance, mögliche Ursachen für Staffelungsunterschreitungen<br />

zu analysieren<br />

und zu beseitigen. Für zusätzliche<br />

Sicherheit sorgt das automatische Kollisionswarnsystem<br />

(„Short Term Conflict<br />

Alert“, STCA). Es hilft den Lotsen,<br />

Konflikte frühzeitig zu erkennen, und<br />

ist in der Lage, selbst kleinste Unterschreitungen<br />

der Mindestabstände zu<br />

registrieren.<br />

Runway Incursions<br />

Die <strong>Flugsicherung</strong> sorgt nicht nur in<br />

der Luft für Sicherheit: Die Towerlotsen<br />

kontrollieren an den Flughäfen die<br />

Starts, die Landungen sowie einen Teil<br />

des Rollverkehrs. Auch hier wird jede<br />

Abweichung genau registriert. Befindet<br />

sich ein Flugzeug, ein Fahrzeug<br />

oder eine Person in dem Sicherheitsbereich,<br />

der für Start oder Landung<br />

eines Luftfahrzeugs freigegeben ist,<br />

liegt eine sogenannte Runway Incursion<br />

vor.<br />

2012 hat die DFS insgesamt 78 Runway<br />

Incursions registriert. Auch diese<br />

Zahl erscheint auf den ersten Blick<br />

sehr hoch. Allerdings gilt, ebenso wie<br />

bei den Staffelungsunterschreitungen:<br />

Die Zahl allein sagt noch nichts darüber<br />

aus, ob im Einzelfall tatsächlich<br />

eine Gefährdung vorlag oder nicht. Es<br />

ist aber wichtig, auch kleinste Verletzungen<br />

des Sicherheitsbereichs genau<br />

zu analysieren, um Ursachen erkennen<br />

und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindern<br />

zu können. Deshalb wird jede<br />

Runway Incursion von der DFS eingehend<br />

untersucht.<br />

Bei der Analyse zeigt sich, dass<br />

2012 in drei Vierteln der Fälle die<br />

Cockpitbesatzung der beitragende<br />

Faktor war. Bei knapp zwölf Prozent<br />

trugen Fußgänger oder Fahrzeuge auf<br />

der Piste zu der Störung bei. Der Anteil<br />

der Fälle, die der DFS zugeordnet werden<br />

konnten, lag bei nur 2,5 Prozent.<br />

28 transmission 2 – <strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!