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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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mit wechselnder Geschwindigkeit,<br />

ihre Blattspitzen kommen auf bis zu<br />

200 Kilometer pro Stunde. Werfen sie<br />

die Mikrowellen einer Anlage zurück,<br />

kann der Radarschatten auf dem<br />

Schirm Flugzeuge verdecken – mit<br />

dem Ergebnis, dass sich bestimmte<br />

Lufträume nicht mehr einsehen lassen<br />

oder „Geisterflugzeuge“ erzeugt<br />

werden, die es in der Realität nicht<br />

gibt. Störungen, die geeignet wären,<br />

die Sicherheit im deutschen Luftraum<br />

gravierend zu beeinträchtigen.<br />

Um diese Sicherheit zu gewährleisten,<br />

sind das Bundesaufsichtsamt für<br />

<strong>Flugsicherung</strong> (BAF) und die DFS den<br />

Empfehlungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation<br />

ICAO aus dem so<br />

genannten „Euro Doc 015“ gefolgt und<br />

haben um ihre Anlagen Schutzbereiche<br />

gezogen: Das sind zum Beispiel<br />

Radien von 15 Kilometern um Drehfunkfeuer<br />

und Radare, zehn Kilometer<br />

um Peiler- oder zwei um Funkstandorte.<br />

„Das ist also nichts, was wir uns<br />

ausgedacht haben“, sagt Kreher und<br />

verweist außerdem auf Paragraph<br />

18a des Luftverkehrsgesetzes: „Bauwerke<br />

dürfen nicht errichtet werden,<br />

wenn dadurch <strong>Flugsicherung</strong>seinrichtungen<br />

gestört werden können.“ Im<br />

Auftrag des BAF begutachtet die DFS<br />

deshalb jeden Antrag von Bauwerken<br />

in Anlagenschutzbereichen der DFS:<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich<br />

um ein Gebäude handelt, eine Windenergieanlage<br />

neu errichtet, erweitert<br />

oder „repowert“, also mit leistungsfähigeren<br />

Windrädern modernisiert, werden<br />

soll. Dennoch: Trotz „Euro Doc<br />

015“ und LuftVG lehnt die DFS pauschal<br />

keinen Antrag ab. Für die meisten<br />

Bauanträge ist diese Prüfung bislang<br />

positiv ausgegangen, allein für<br />

75 Prozent im ersten Halbjahr <strong>2013</strong>.<br />

Mit zunehmender Bebauung müssten<br />

Investoren aber damit rechnen, dass<br />

die Gutachten der DFS ablehnender<br />

ausfallen, resümiert Kreher: „Auch<br />

die Umgehungsstrecke<br />

für einen gesperrten<br />

Autobahnabschnitt ist<br />

irgendwann dicht, wenn<br />

sie jeder benutzt.“ Investoren<br />

wollen dies nur<br />

ungern wahrhaben und<br />

manch einer zeigt sich<br />

wenig geneigt, die Idee<br />

seines Windparks trotz<br />

abgelehnten Antrags<br />

in den Wind zu schreiben:<br />

„Häufiger als zuvor<br />

musste ich in den letzten<br />

Jahren unsere Kollegen von<br />

der Rechtsabteilung mit einbinden“,<br />

berichtet Kreher.<br />

Dafür ist das Betreiben von Windrädern<br />

wohl auch einfach zu lukrativ, für<br />

Grundstücksbesitzer wie für Investoren.<br />

Ersteren beispielsweise bringen<br />

gute Windstandorte in Schleswig-<br />

Holstein 50.000 Euro Pacht ein –<br />

pro Jahr, pro Windrad, auf 20 Jahre<br />

garantiert. So berichtete kürzlich das<br />

Wirtschaftsmagazin „Capital“. Und<br />

für die Betreiber rentieren sich die<br />

Investitionen dank gesetzlich festgeschriebener<br />

Einspeisevergütung nach<br />

acht bis zehn Jahren. Dann heißt es<br />

Geld verdienen: Rund 100.000 Euro<br />

sind bei einer großen Anlage drin.<br />

Auf Informations veranstaltungen<br />

machen BAF und DFS seit einiger<br />

Zeit auf die Gefahren für die Flugsicherheit<br />

aufmerksam, die Windenergieanlagen<br />

verursachen können. Prof.<br />

Klaus- Dieter Scheurle, Vorsitzender<br />

der DFS-Geschäftsführung, betonte<br />

kürzlich mit Nachdruck: „Die Sicherheit<br />

des Luftverkehrs muss vorgehen.“<br />

Und der Direktor des BAF, Prof. Dr.<br />

Nikolaus Herrmann, erklärte kürzlich<br />

auf einer Pressekonferenz in Bremen:<br />

„Weil wir für die Sicherheit im Luftverkehr<br />

verantwortlich sind, müssen wir<br />

mitunter unangenehme Entscheidungen<br />

treffen.“ Zu den eher unangenehmeren<br />

gehört auch, dass bereits in<br />

Hessen und Schleswig-Holstein einzelne<br />

Gebiete benannt werden mussten,<br />

die innerhalb der Schutzbereiche<br />

den Bau weiterer Windräder nur noch<br />

in Einzelfällen zulassen. Nicht zuletzt<br />

wird die Suche nach geeigneten Windstandorten<br />

für potenzielle Investoren<br />

dadurch erschwert, dass sie auch bei<br />

Radaranlagen des Militärs und bei den<br />

Wetterradaren des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes<br />

auf solche Schutzzonen<br />

stoßen.<br />

Sind terrestrische Navigationsanlagen<br />

im Zeitalter der Satellitennavigation<br />

überhaupt noch zeitgemäß? Für<br />

Kreher gibt es daran keinen Zweifel:<br />

„Auf jeden Fall. Daten der IATA und<br />

von EUROCONTROL bestätigen, dass<br />

längst nicht alle Luftfahrzeuge mit<br />

Satellitennavigation ausgerüstet sind.<br />

Und weder in Deutschland noch in der<br />

EU gibt es eine Verpflichtung, dass<br />

sie dies ändern müssten.“ Noch auf<br />

unbestimmte Zeit also wird die Energiewende<br />

dafür sorgen, dass sich die<br />

DFS für das BAF mit gutachterlichen<br />

Stellungnahmen zu Windkraftvorhaben<br />

befasst. Und sich Kreher über<br />

jede weitere Satellitennavigationsanlage<br />

freut, weil sie die Abhängigkeit<br />

von der terrestrischen Navigation verringern<br />

hilft.<br />

Rüdiger Mandry<br />

transmission 2 – <strong>2013</strong> 27

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