Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH
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Safety<br />
Rauch im Cockpit ist für jeden Piloten ein Albtraum. Ohne Taschenlampe sind oft<br />
nicht mal mehr die Anzeigen und Schalterpositionen zu erkennen.<br />
bei „Joint“: Hier muss der Pilot die<br />
Informationen, die für ihn relevant<br />
sind, aus dem Funkverkehr herausfiltern,<br />
so wie bei jedem normalen Flug<br />
auch. Der Pilot ist außerdem gezwungen,<br />
seine Situation exakt zu beschreiben<br />
– schließlich hat der Lotse keinen<br />
Blickkontakt und weiß deshalb nicht,<br />
in welcher Notlage sich das Flugzeug<br />
befindet. Und er muss sich klar werden,<br />
welche Unterstützung er von der<br />
<strong>Flugsicherung</strong> erwartet.<br />
Auch Fluglotsen erleben den Notfall<br />
aus einer völlig neuen Perspektive:<br />
Beim Training im Radarsimulator sind<br />
sie per Funk mit Simulationspiloten<br />
verbunden, die ihre Anweisungen in<br />
einen Computer eingeben. Bei „Joint“<br />
dagegen bekommen sie es mit echten<br />
Piloten zu tun, die sich in einer realistischen<br />
Ausnahmesituation befinden.<br />
Auf diese Weise erleben die Lotsen<br />
den Stress, der im Cockpit herrscht.<br />
Sie müssen damit rechnen, dass die<br />
Piloten vor lauter Belastung gar nicht<br />
oder nicht adäquat reagieren. Und<br />
sie sind gezwungen, klare Informationen<br />
abzufragen – denn nur so erfahren<br />
sie, wie sie den Piloten am besten<br />
helfen können. „Das normale Notfalltraining<br />
ist ausreichend, aber nicht<br />
optimal“, sagt DFS-Supervisor Holger<br />
Vierkant, der in der Kontrollzentrale<br />
Langen für die Joint-Simulationen verantwortlich<br />
ist. „Wenn man die beiden<br />
Trainings miteinander kombiniert, ist<br />
der Lern effekt auf beiden Seiten deutlich<br />
höher“, ergänzt Lufthansa-Kapitän<br />
Axel Strassburger, der „Joint“ mitbegründet<br />
hat.<br />
Gelernt wird nicht nur während des<br />
gemeinsamen Trainings, sondern vor<br />
allem beim anschließenden Debriefing<br />
– dann also, wenn Piloten und Lotsen<br />
ihre Erfahrungen austauschen. Zum<br />
Beispiel über die Anfangsphase der<br />
Unsicherheit, wenn Piloten wie Lotsen<br />
erst einmal nicht wissen, was<br />
mit dem Flugzeug los ist. Für die Piloten<br />
vergeht die Zeit wie im Flug: Sie<br />
haben alle Hände voll damit zu tun,<br />
ihre Checklisten abzuarbeiten. Für die<br />
Lotsen dagegen zieht sich die Zeit<br />
wie Kaugummi: Ihnen kommt es wie<br />
eine Ewigkeit vor, bis sich die Piloten<br />
wieder bei ihnen melden. Beide erleben<br />
dieselbe Situation, aber beide<br />
erleben sie vollkommen unterschiedlich.<br />
Das ist eine wertvolle Erfahrung,<br />
um im Notfall besser reagieren und<br />
die Gegenseite optimal unterstützen<br />
zu können – ein deutlicher Gewinn<br />
an Sicherheit. Wenn es „Joint“ nicht<br />
bereits gäbe, man müsste es auf der<br />
Stelle erfinden.<br />
Christopher Belz<br />
Bei „Joint“ sind die Fluglotsen am Radarsimulator mit den Piloten im Flugsimulator<br />
verbunden. Diese Kombination ist weltweit einmalig. Fotos: Melanie Bauer<br />
22 transmission 2 – <strong>2013</strong>