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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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Faktor Mensch<br />

Damit Vorfälle kein<br />

Trauma werden<br />

Seit rund 15 Jahren gibt es in der DFS das Critical Incident Stress Management, kurz CISM. Kollegiale<br />

Berater, auch CISM-Peers genannt, helfen ihren Kollegen dabei, Stress auslösende Ereignisse<br />

zu bewältigen. Das Programm hat sich in der DFS bewährt.<br />

Es kann eine Luftfahrzeugannäherung<br />

sein oder eine nur<br />

geringe Unterschreitung des<br />

Mindestabstands zwischen zwei Flugzeugen:<br />

In der <strong>Flugsicherung</strong> kommt<br />

es immer wieder zu Ereignissen, die<br />

der Einzelne nicht alleine verarbeiten<br />

kann. Deshalb wurde bereits Ende<br />

1998 das Programm Critical Incident<br />

Stress Management (CISM) in der DFS<br />

etabliert. CISM hilft bei der Bewältigung<br />

von Stress und soll Menschen<br />

in verantwortungsvollen Tätigkeiten<br />

darin unterstützen, das Erlebte zu<br />

verarbeiten und ihrer Arbeit möglichst<br />

schnell wieder nachgehen zu können.<br />

Entwickelt hat das Programm der<br />

amerikanische Psychologieprofessor<br />

Jeffrey T. Mitchell. Ursprünglich war<br />

es für Rettungskräfte konzipiert mit<br />

dem Ziel, posttraumatische Belastungsstörungen<br />

nach einem kritischen<br />

Ereignis zu verhindern. Die systematische<br />

Stressbearbeitung nach belastenden<br />

Ereignissen hielt dann schnell<br />

auch in der Luftfahrtbranche Einzug.<br />

„CISM bietet betroffenen Mitarbeitern<br />

die Möglichkeit, sich ihrer Reaktionen<br />

bewusst zu werden und diese einzuordnen.<br />

Es hilft dabei, zu erkennen,<br />

ob man in der Lage ist, die Reaktionen<br />

zu verarbeiten. Und es hilft dabei,<br />

zu beurteilen, ob man arbeitsfähig ist<br />

oder nicht“, sagt Jörg Leonhardt, der<br />

bei der DFS für das CISM-Programm<br />

verantwortlich ist. Oft sind es eher<br />

unbedeutende Ereignisse, die für den<br />

Einzelnen eine große Belastung darstellen.<br />

„Bei Fluglotsen löst der Verlust<br />

der Kontrolle über ein Flugzeug Stress<br />

aus, selbst wenn keine oder eine nur<br />

geringe Gefahr bestand, etwa wenn<br />

der Mindestabstand minimal unterschritten<br />

wurde“, erläutert Leonhardt.<br />

Jörg Leonhardt<br />

Zum Instrumentarium der Stressverarbeitung<br />

gehören sowohl Einzelgespräche<br />

mit einem kollegialen<br />

Berater wie auch so genannte Crisis<br />

Management Briefings (CMBs): Gruppengespräche<br />

und Großgruppeninterventionen,<br />

sollte ein Ereignis mehrere<br />

Mitarbeiter oder eine ganze Niederlassung<br />

betreffen. Ende des Jahres 2012<br />

beispielsweise mussten im DFS-Center<br />

in Langen mehrere dieser CMBs<br />

abgehalten werden, um geschockten<br />

Kollegen zu helfen, den Unfalltod<br />

einer jungen Kollegin zu bewältigen<br />

und den Betrieb in der Kontrollzentrale<br />

aufrecht zu erhalten. „Da waren viele<br />

Kollegen in einer Ausnahmesituation<br />

– der Verkehr musste aber trotzdem<br />

abgearbeitet werden. Das CISM-Team<br />

sorgte dafür, dass dieses emotionale<br />

Chaos eine Struktur bekam und<br />

eine Stabilisierung erfolgte“, berichtet<br />

Leonhardt. Seine Feuertaufe bestand<br />

das CISM-Programm im Juli des Jahres<br />

20<strong>02</strong>, als über der Stadt Überlingen<br />

zwei Flugzeuge in der Luft kollidierten.<br />

Die Peers der deutschen<br />

<strong>Flugsicherung</strong> betreuten damals nicht<br />

nur Kollegen aus der Niederlassung in<br />

Karlsruhe, die das Unglück ohne eingreifen<br />

zu können auf den Radarschirmen<br />

beobachtet hatten, sondern auch<br />

die Kollegen in der Schweiz. Die dortige<br />

<strong>Flugsicherung</strong> Skyguide, in deren<br />

Zuständigkeit das Unglück passierte,<br />

hatte damals kein eigenes CISM-Team.<br />

Bei der deutschen <strong>Flugsicherung</strong><br />

verfügen alle Center- und Tower-Standorte<br />

über CISM-Peers. In der Regel<br />

handelt es sich dabei um Fluglotsen.<br />

Sie werden für die CISM-Beratung<br />

geschult und tauschen ihre Erfahrungen<br />

regelmäßig mit anderen kollegialen<br />

Beratern aus. Derzeit sind in der<br />

DFS 85 Kolleginnen und Kollegen als<br />

CISM-Peers ausgebildet. Die DFS-<br />

Geschäftsführung unterstützt das<br />

Programm von Beginn an mit Nachdruck.<br />

Robert Schickling, Geschäftsführer<br />

Betrieb sagt: „CISM ist fester<br />

Bestandteil unserer Sicherheitskultur.“<br />

Sandra Ciupka<br />

18 transmission 2 – <strong>2013</strong>

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