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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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schrieben. Die niederländische Flugverkehrsgesellschaft<br />

KLM änderte<br />

nach Teneriffa ihre Dienstzeitvorschriften,<br />

um den Stress durch Zeitdruck<br />

zu reduzieren, zudem wurde die Hierarchie<br />

im Cockpit gelockert und eine<br />

einvernehmliche Entscheidungsfindung<br />

der Cockpit-Crew etabliert, die<br />

heute bei allen großen Airlines zum<br />

Trainingsstandard gehört.<br />

Zu Änderungen führen aber nicht<br />

nur Unglücksfälle. Die Safety-Spezialisten<br />

des GB Tower analysieren jedes<br />

Ereignis auf einem Airport, auch wenn<br />

es ohne Folgen geblieben und niemand<br />

zu Schaden gekommen ist. Dadurch<br />

gewinnen sie wichtige Erkenntnisse<br />

für die Verbesserung der Safety-<br />

Strukturen. Die lokalen Safety-Teams<br />

an den 16 DFS-Flughäfen, bestehend<br />

aus jeweils einem Vertreter der DFS,<br />

des Flughafenbetreibers, der örtlich<br />

ansässigen Fluggesellschaften sowie<br />

von Flugschulen oder der Luftfahrtbehörden<br />

erfassen deshalb jede Runway<br />

Incursion mit dem Runway Incursion<br />

Monitoring Program (RIMP) und<br />

melden diese weiter. Martin Rulffs und<br />

seine Kollegen können dann durch eine<br />

gründliche Auswertung jedes Vorfalls<br />

flughafenspezifische oder auch flughafenübergreifende<br />

Safety-Schwachstellen<br />

identifizieren und entsprechende<br />

Maßnahmen einleiten.<br />

Ein Beispiel für präventives Handeln<br />

sind die so genannten Hot-Spot-Maps.<br />

„Hot Spots sind Stellen an Flughäfen,<br />

welche die Entstehung von Runway<br />

Incursions oder anderen sicherheitsrelevanten<br />

Ereignissen begünstigen“,<br />

erklärt Rulffs. „Fällt den Local Runway<br />

Safetyteams oder uns bei den Analysen<br />

auf, dass es in bestimmten Bereichen<br />

des Airports wiederholt oder<br />

gehäuft zu Vorfällen oder Missverständnissen<br />

kommt, dann kennzeichnen<br />

wir diese Stellen grafisch als Hot<br />

Spots in der ICAO Aerodrome Chart<br />

Nicht nur die Follow-Me-, sondern alle<br />

F ahr zeuge, die auf der Runway verkehren,<br />

müssen Sprechfunk an Bord haben und<br />

die Flugfunk-Frequenz des Towers nutzen.<br />

des betreffenden Airports.“ Die Hot-<br />

Spot-Maps veröffentlicht die DFS im<br />

Luftfahrthandbuch AIP (Aeronautical<br />

Information Publication), das alle vier<br />

Wochen aktualisiert wird, sowie in<br />

allen Luftfahrtkarten.<br />

Auch das aktuelle Projekt des<br />

Tower-Sicherheitsmanagements zeigt,<br />

wie die Analyse eines Vorfalls Impulse<br />

für Neuerungen geliefert hat: Gegenwärtig<br />

werden alle DFS-Fahrzeuge, die<br />

auf der Start und Landebahn verkehren,<br />

mit dem VHF-Flugfunk eingerüstet.<br />

„Die DFS hat zirka 16 Fahrzeuge<br />

in ihrem Bestand, die für das Vermessen<br />

der ILS-Anlagen an den Flughäfen<br />

zuständig sind und dazu auch auf der<br />

Runway fahren müssen“, sagt Martin<br />

Rulffs. „Die Fahrer sollen künftig auf<br />

der Towerfrequenz funken.“ Auslöser<br />

dafür war ein Unfall am Flughafen<br />

Frankfurt/Main, der schon viele<br />

Jahre zurückliegt. Dabei war eine<br />

startende Boeing B747 mit einem auf<br />

der Bahn befindlichen Follow-Me-Fahrzeug<br />

zusammengestoßen, das gerade<br />

eine Pistenkontrolle durchführte. Der<br />

Lotse hatte das Fahrzeug vergessen<br />

und der B747 die Startfreigabe erteilt.<br />

Der Fahrer des Follow Me konnte sein<br />

Sprechfunkgerät nicht auf die Frequenz<br />

des Towers schalten und hatte<br />

deshalb die Startfreigabe für das Flugzeug<br />

nicht mitbekommen.<br />

Nachdem die Bundesstelle für<br />

Flugunfalluntersuchung ihre Untersuchung<br />

abgeschlossen hatte, empfahl<br />

sie, künftig alle Fahrzeuge mit<br />

Flugfunk auszurüsten. „Diese Empfehlung<br />

setzen wir jetzt konsequent um“,<br />

sagt Rulffs. Nicht nur die Follow-Me-<br />

Fahrzeuge des Flughafens, sondern<br />

alle, die auf einer Piste fahren, auf<br />

der Flugbetrieb stattfindet, sollen auf<br />

der Towerfrequenz kommunizieren –<br />

so dass alle Beteiligten hören können,<br />

was auf der Piste passiert. „Das ist ein<br />

aufwendiger Prozess, in den wir viel<br />

Arbeit investiert haben.“ So musste<br />

man mit der Bundesnetzagentur verhandeln,<br />

da die Vorschriften des Flugfunkdienstes<br />

eine Kommunikation zwischen<br />

Bodenfunkstellen untereinander<br />

nicht vorsahen. Für jedes Fahrzeug<br />

muss zudem eine Frequenzzuteilungsurkunde<br />

ausgestellt und entsprechende<br />

Geräte beschafft werden. Im<br />

Frühjahr 2014 soll das Projekt abgeschlossen<br />

sein. Das Thema Sicherheit<br />

jedoch wird bei Martin Rulffs und seinen<br />

Kollegen auch danach an erster<br />

Stelle stehen.<br />

Holger Matthies<br />

DFS-Runway-Safety-<br />

Commitee<br />

Gegründet am 23. Oktober 2007,<br />

koordiniert zentral die Arbeit der<br />

lokalen Runway-Safety-Teams;<br />

Elf Mitglieder aus den Bereichen<br />

TWR/M, VY und den Tower-Niederlassungen;<br />

Sprecher: Martin Rulffs;<br />

Stellvertreter: Torsten Przybyla<br />

transmission 2 – <strong>2013</strong> 13

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