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Ausgabe 02/2013 - Deutsche Flugsicherung GmbH

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Luftfahrt<br />

Die Hot Spots<br />

aufmerksam<br />

im Blick<br />

Vorbeugend agieren und aus Fehlern lernen: DFS-Spezialisten<br />

untersuchen und analysieren jeden Vorfall im Luftverkehr und<br />

an den Flughäfen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen,<br />

mögliche Risiken bereits präventiv zu minimieren.<br />

Auf der Ferieninsel Gran Canaria<br />

glaubte man an einen<br />

Ausbruch des Vulkans Pico<br />

del Teide auf dem 70 Kilometer entfernten<br />

Teneriffa: Über der Nachbarinsel<br />

stand am 27. März 1977 eine kilometerhohe<br />

Qualmsäule. Die Ursache<br />

war jedoch kein Vulkan, sondern lag<br />

auf dem Flughafen Los Rodeos, wo an<br />

jenem Tag eine Boeing 747-200 der<br />

niederländischen KLM beim Startlauf<br />

in eine Boeing 747-100 der amerikanischen<br />

Fluggesellschaft PanAm gerast<br />

war. 538 Menschen starben bei dem<br />

bis heute schwersten Unglück der zivilen<br />

Luftfahrt. Es war eine Verkettung<br />

verschiedener Missverständnisse, die<br />

zur Katastrophe führte, eine eindeutige<br />

Ursache ließ sich im Nach hinein<br />

nicht feststellen. Keinen Zweifel aber<br />

gab es daran, dass eine missverständliche<br />

Phraseologie wesentlichen<br />

Anteil am Unfallhergang hatte: Sowohl<br />

die Piloten im KLM-Cockpit als auch<br />

der spanische Towerlotse hatten im<br />

Funkverkehr Formulierungen verwendet,<br />

die Raum für Fehlinterpretationen<br />

ließen. Besonders in die Kritik geriet<br />

hinterher der Satz „and we‘re now at<br />

take-off“ des niederländischen Co-<br />

Piloten, mit dem dieser die Streckenfreigabe<br />

des Towers quittiert hatte.<br />

Der Towerlotse, der wegen Nebels<br />

nichts von dem Geschehen auf der<br />

Bahn sehen konnte, verstand dies als<br />

Meldung, dass die KLM-Boeing ihre<br />

Position am Startbahnkopf erreicht<br />

hatte. Der Pilot, der die Streckenfreigabe<br />

irrtümlich als Startfreigabe interpretiert<br />

hatte, meinte allerdings: Wir<br />

beginnen jetzt mit dem Start.<br />

„Vor dem Teneriffa-Unglück gab<br />

es mehrere Sprachgruppen, in denen<br />

der Begriff ,take-off‘ verwendet werden<br />

konnte, zum Beispiel ,ready for<br />

take-off‘“, sagt Martin Rulffs. „Das gibt<br />

es heute definitiv nicht mehr. Nach<br />

Teneriffa wurden alle Sprechgruppen<br />

von dem Begriff ,take-off‘ gesäubert –<br />

mit Ausnahme der tatsächliche Startfreigabe.“<br />

Rulffs ist Fluglotse auf dem Tower<br />

in Frankfurt und arbeitet daneben im<br />

Operativen Sicherheitsmanagement<br />

des Geschäftsbereichs Tower, wo er<br />

Sprecher des Runway Safety Committees<br />

der DFS ist. Dessen Spezialisten<br />

beobachten und analysieren alle Entwicklungen,<br />

Trends und Vorfälle auf<br />

dem Gebiet Runway-Safety, zugleich<br />

koordinieren sie die Arbeit der lokalen<br />

Runway-Safety-Teams an den 16<br />

DFS-Flughäfen. Ziel ist es, ein permanent<br />

hohes Safety-Niveau zu gewährleisten,<br />

mögliche Sicherheitsrisiken<br />

bereits präventiv zu erkennen und<br />

durch geeignete Maßnahmen zu beseitigen,<br />

um die Safety-Strukturen stetig<br />

zu optimieren.<br />

Das gilt nicht nur für die <strong>Flugsicherung</strong>sseite<br />

und nicht allein für<br />

die Runway-Sicherheit. So wurde nach<br />

dem Unglück von Teneriffa neben der<br />

Einführung klar definierter und standardisierter<br />

Sprechgruppen im Funkverkehr<br />

auch eine deutlichere Trennung<br />

zwischen Streckenfreigabe<br />

(En-Route-Clearance) und Startfreigabe<br />

(Take-off-Clearance) festge-<br />

Sie vertreten das DFS-Runway-Safety-Committee intern und extern:<br />

Martin Rulffs (rechts) und sein Stellvertreter Torsten Przybyla.<br />

Foto: Sascha Rheker<br />

12 transmission 2 – <strong>2013</strong>

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