15.01.2014 Aufrufe

Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln

Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln

Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sinfoniekonzert09<br />

Alban Berg<br />

Anton Bruckner<br />

Arabella Steinbacher<br />

Violine<br />

James Gaffigan Dirigent<br />

First Global Partner


sinfoniekonzert<br />

09<br />

28. Apr 13, 11 Uhr, 29./30. Apr 13, 20 Uhr<br />

<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />

Alban Berg (1885 – 1935)<br />

Konzert für Violine und <strong>Orchester</strong> (1935) 27’<br />

»Dem Andenken eines Engels«<br />

1. Andante – Allegretto<br />

2. Allegro, ma sempre rubato, frei wie eine Kadenz – Adagio<br />

– Pause –<br />

Anton Bruckner (1824 – 1896)<br />

Sinfonie Nr. 2 c-Moll WAB 102 (1872/1877/1892) 65’<br />

1. Ziemlich schnell<br />

2. Scherzo: Schnell<br />

3. Andante. Feierlich, etwas bewegt<br />

4. Finale. Mehr schnell<br />

Arabella Steinbacher Violine<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />

James Gaffigan Dirigent<br />

So: 10 Uhr und Mo + Di: 19 Uhr<br />

Konzerteinführung mit Daniel Finkernagel<br />

»Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer (siehe S. 16)


4<br />

Alban Bergs Violinkonzert und<br />

Anton Bruckners 2. Sinfonie<br />

Daniel Finkernagel<br />

»Dem Andenken eines Engels« – schon der Titel von Bergs Violinkonzert<br />

macht deutlich, dass diese Musik etwas berührt, das<br />

nicht (mehr) von dieser Welt ist. Gemeint ist der früh verstorbene<br />

»Engel« Manon Gropius. Die Tochter Alma Mahler-Werfels und des<br />

Architekten Walter Gropius, die mit 18 Jahren an Kinderlähmung<br />

starb. Berg kannte Manon schon als Kind und beschloss, das<br />

Violinkonzert, dessen Auftrag er zwei Monate zuvor erhalten hatte,<br />

ihrem Andenken zu widmen. Der Anfang des Konzertes ist so<br />

einfach wie komplex und für ein Violinkonzert eine bis dahin nie<br />

dagewesene Überraschung: Berg lässt den Solisten schlicht und<br />

ergreifend leere Saiten spielen. Alles ist offen, leicht und unbefangen:<br />

die musikalische Reise, die der Komponist hier beginnt<br />

und der Blick der jungen Manon auf diese Welt.<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Der Anfang des Konzertes ist sehr heikel. Er ist extrem leise, man<br />

muss sich vom ersten Moment an in diese Manon-Sphäre hineinbegeben,<br />

sonst verliert es diesen mystischen Charakter. Es ist wie<br />

ein Tanz auf dem Seil. Man muss eine große Linie spielen. So einfach<br />

es klingt, leere Saiten, aber es gibt kaum was Schlimmeres.<br />

Der erste Satz des Konzertes hat etwas Liebliches, Lyrisches und<br />

Zartes. So stelle ich mir Manon Gropius vor: ein junges, natürliches<br />

Mädchen mit einem engelhaften Charakter. Wenn man das zu intellektuell<br />

spielt, geht das verloren.«<br />

Von seinem Lehrer Arnold Schönberg hat Alban Berg die Zwölftontechnik<br />

übernommen. Vereinfacht gesagt werden dabei traditionelle<br />

Bausteine wie Dur oder Moll, Tonleitern und Akkorde, durch<br />

eine Zwölftonreihe ersetzt, die der Komponist einem Werk zugrun-


Alban Berg<br />

5


6<br />

Manon Gropius


7<br />

de legt. Aus dieser Reihe konstruiert er Melodien und Akkorde.<br />

Das klingt beim ersten Hören oft schräg und dissonant. Jedenfalls<br />

bei Schönberg oder Anton von Webern. Berg gelingt der Kunstgriff,<br />

in die moderne Klangwelt der Zwölftonmusik Altbekanntes aus<br />

vergangenen Zeiten hineinwehen zu lassen: er konstruiert für das<br />

Violinkonzert eine Zwölftonreihe, in die er Dur- und Moll-Dreiklänge<br />

hineinschmuggelt. So kann plötzlich eine Kärntner Volksweise<br />

auftauchen oder ein Wiener Walzer aus der Ferne grüßen. Erinnerungen<br />

nicht nur an Begegnungen mit Manon in Kärnten, sondern<br />

auch Erinnerungen an alte harmonische Dreiklang-Welten.<br />

James Gaffigan<br />

»Alban Berg war der ›Erlöser‹ der Zwölftonmusik. Schönberg und<br />

Webern waren sicher Genies. Aber Berg war der große Romantiker.<br />

Mit ihm zieht die Menschlichkeit in die Zwölftonmusik ein. Sein<br />

Violinkonzert ist romantische und zutiefst menschliche Musik. Vielleicht<br />

das menschlichste Werk, das er je schrieb. Es ist aus dem<br />

Leben gegriffen mit seiner Geschichte voll von Schmerz und Tod<br />

auf der einen Seite und Unbeschwertheit und Glück auf der anderen.<br />

Jeder kann daher auf Anhieb eine Beziehung zu dieser Musik<br />

herstellen, ihre Schönheiten und Qualitäten entdecken. Bei Schönberg<br />

und Webern ist das anders. Da muss man den Leuten erklären,<br />

worin die Schönheiten und der Reiz der Musik bestehen. Berg<br />

spricht von ganz alleine auch zu einem großen Publikum.«<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Man muss versuchen, sich immer wieder in den Charakter Manons<br />

hineinzuversetzen, z. B. bei den Ländler-Anklängen. Die haben stellenweise<br />

auch etwas Rustikales. Das muss man herausarbeiten<br />

und auch ein wenig übertreiben, damit das rüberkommt, damit die<br />

Hörer erkennen, um was es geht. Die Ländler und die Walzer, diese<br />

ganze Wiener Mentalität, das ist die Welt Manons, aber auch Alban<br />

Bergs, die da deutlich anklingt und das Werk prägt. Diese Welt ist<br />

mir vertraut. Ich bin in München aufgewachsen. Wien ist ja nicht<br />

weit von Bayern entfernt. Dort gibt es eine ähnliche Art von Gemütlichkeit.<br />

In Wien fühle ich mich sehr wohl. Ich bin zwar kein allzu<br />

großer Walzer-Fan, aber ich habe das schon ein bisschen im Blut.«<br />

Der zweite Satz des Violinkonzertes eröffnet mit einer virtuosen<br />

Kadenz der Solovioline. Eine Reminiszenz an die romantische<br />

Virtuosentradition des 19. Jahrhunderts und in ihrer wilden verzweifelten<br />

Agogik der Beginn des Todeskampfes Manons, den<br />

Berg in diesem Satz schildert.


8<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Der zweite Satz ist wild. Da steckt viel Brutalität drin. Auch da muss<br />

man zusehen, dass das deutlich rüberkommt. Jedes Mal, wenn ich<br />

das Konzert spiele, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich spiele es<br />

ungern zu oft hintereinander, weil es mich zu sehr mitnimmt. Das<br />

ist kein Werk für eine Tournee, das man jeden Abend spielen kann.<br />

Außerdem ruft Alban Bergs Violinkonzert ganz besondere Erinnerungen<br />

in mir wach: als ich das Werk auf CD einspielte, war mein Vater<br />

bereits schwer krank. Kurz bevor die CD erschien, ist er gestorben.<br />

Ich habe sie ihm gewidmet. Ich habe mit meinem Vater viel musiziert,<br />

er war Pianist. Nichts kann so sehr Erinnerungen wachrufen<br />

wie Musik, und nichts tröstet zugleich so sehr wie Musik.«<br />

Nach einer gewaltigen Klangexplosion ist der Kampf mit dem Tod<br />

verloren. An dieser Stelle geht der Zwölftöner Alban Berg musikalisch<br />

zu den Wurzeln zurück: zu Johann Sebastian Bach. Er zitiert<br />

den Choral »Es ist genug« aus der Kantate »O Ewigkeit, Du Donnerwort«.<br />

Der Übergang von Berg zu Bach ist fließend. Denn der<br />

Anfang der Choral-Melodie ist identisch mit dem Ende der Zwölftonreihe.<br />

Es ist genug,<br />

Herr, wenn es dir gefällt,<br />

so spanne mich doch aus.<br />

Mein Jesus kömmt!<br />

Nun gute Nacht, o Welt!<br />

Ich fahr ins Himmelshaus,<br />

ich fahre sicher hin mit Frieden;<br />

Mein feuchter Jammer bleibt darnieden.<br />

Es ist genug!<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Der Bach-Choral in den Klarinetten kommt ganz plötzlich nach<br />

einem lauten Ausbruch, für Berg ist das der Höhepunkt des Konzertes.<br />

Ich kann gar nicht laut genug spielen bei diesem Riesenklang<br />

im <strong>Orchester</strong>. Und dann kommt der Choral. Wie ein Schock. Eine<br />

völlige Stille. Es hat etwas Magisches und Unheimliches, man kann<br />

das gut raushören. Als ich das Konzert zum ersten Mal hörte, habe<br />

ich geglaubt, Orgelklänge zu hören. Wenn die Holzbläser so sanft<br />

spielen, klingt das wie eine Orgel. Durch diese Klangfarben bekommt<br />

das Werk einen Requiemcharakter. Da nimmt man sich zurück und<br />

ist von einem Moment auf den nächsten in einer ganz anderen, in<br />

sich gekehrten intimen Welt.«


9<br />

James Gaffigan<br />

»Bach ist die reinste Form von Harmonie. Bachs Musik ist wie kaltes,<br />

reines, klares Wasser. Diese Reinheit tut uns gut. Dafür sind viele<br />

Menschen und Komponisten gerade am Ende ihres Lebens sehr<br />

empfänglich. Nimm alles weg und was bleibt? Bach. Er ist schockierend<br />

perfekt.«<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Berg gibt einem das Gefühl, dass man eine Geschichte durchlebt.<br />

Manons Leben, ihr Charakter, die Krankheit, der Tod. Der Bach-<br />

Choral kommt als Erlösung am Ende. Bach ist für uns Musiker etwas<br />

ganz Heiliges. Wenn ich Bach spiele, fühle ich mich gereinigt.<br />

Es ist wie beten oder meditieren. Wahrscheinlich greifen deswegen<br />

viele Komponisten immer wieder auch auf Bach zurück.«<br />

Nach dem Bach-Choral lässt Manon alles Weltliche hinter sich.<br />

Sie ist nun auch musikalisch unterwegs »ins Himmelshaus« und<br />

fährt »sicher hin mit Frieden«, wie es in dem Choral heißt. Am Ende<br />

erklingen noch einmal die leeren Quinten in den ersten Geigen,<br />

die das Konzert eröffnen. Waren sie am Anfang noch irdisch, sind<br />

sie jetzt nicht mehr von dieser Welt.<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Zum Schluss spiele ich mit den Geigen zusammen, wie in einem<br />

Engelschor. Einer nach dem anderen verabschiedet sich nach und<br />

nach. Und ganz zum Ende hin bin ich allein gelassen. Ich übernehme<br />

diesen letzten Aufstieg. Es ist wie ein Versuch, komplett loszulassen.<br />

Wie Manon, die ihren letzten Weg alleine gehen muss. Es<br />

endet mit einem sehr hohen Ton, mit dem ihre Seele entschwebt.<br />

Ich versuche, diesen Ton so zart wie möglich ausklingen zu lassen.<br />

Die allerletzten Harmonien haben etwas Erlösendes. Alles, was zuvor<br />

noch quälend, zerrissen und schmerzhaft war, hat jetzt ein Ziel<br />

erreicht. Man merkt, jetzt endlich hat Manon ihren Frieden gefunden,<br />

genau wie das Konzert.«<br />

Das Werk wurde auch Alban Bergs eigenes Requiem. Vier Monate,<br />

nachdem er die Partitur vollendet hatte, starb er 1935 mit nur<br />

50 Jahren an den Folgen einer Blutvergiftung, die durch eine Entzündung<br />

nach einem Insektenstich ausgelöst wurde. Die Uraufführung<br />

des Werkes hat er nicht mehr erlebt.


10<br />

Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 2 c-Moll<br />

Als Anton Bruckner 50 ist, hat er gerade die Uraufführung seiner<br />

zweiten Sinfonie in c-Moll in Wien hinter sich gebracht. Bis dahin<br />

war ihm der in Wien tonangebende Kritiker Eduard Hanslick wohlgesonnen.<br />

Das ändert sich mit der zweiten Sinfonie, denn Bruckner<br />

ist mit ihr nun endgültig in der sogenannten neudeutschen<br />

Schule, einem von Wagner geprägten Universum, angekommen.<br />

James Gaffigan<br />

»Bruckners 2. Sinfonie wird viel zu selten gespielt. Große Bruckner-<br />

Dirigenten wie Sergiu Celibidache und Günter Wand mochten sie<br />

wohl nicht sonderlich. Ich finde, man sollte das Stück öfter spielen,<br />

denn mit dieser 2. Sinfonie sucht und findet Bruckner seine ureigene<br />

Stimme. Alles ist schon da. Die Klang-Farben, die Rhythmen,<br />

die Harmonien – man spürt, Bruckner weiß ganz genau, wo er als<br />

Sinfoniker hin will. Für mich beginnt mit dieser Sinfonie Bruckners<br />

Reise zu seinem großen Meisterwerk, der 5. Sinfonie. Die 2., 3., 4.<br />

und 5. Sinfonie – daraus besteht für mich Bruckners »Ring«. Und<br />

die 2. Sinfonie ist dabei der Prolog.«<br />

Bruckners Klang-Architektur ist in der 2. Sinfonie vollends ausgebildet.<br />

Seine Prägung durch die Orgel ist unüberhörbar: die<br />

Wechsel der Register, das Gegenüberstellen von massiven Klangblöcken.<br />

Sein <strong>Orchester</strong>-Klang braucht wie die Orgel Zeit und<br />

Raum um sich zu entfalten. Ganz im Gegensatz zu einem anderen<br />

<strong>Orchester</strong>virtuosen der Romantik:<br />

James Gaffigan<br />

»Die meisten jungen Menschen lieben Mahler wegen der schnellen<br />

Charakter-Wechsel in der Musik. Mahler ist wie ein Film mit vielen<br />

schnellen Schnitten und schnellen Emotionswechseln. Bei Bruckner<br />

braucht es mehr Geduld, mehr Zeit. Alles dauert viel länger. Jede<br />

Melodie bei Bruckner braucht Zeit und Raum. Sein ausgeprägter<br />

Sinn für Wiederholungen, wenn er immer wieder auf rhythmischen<br />

Mustern beharrt. Selbst in langsamen Sätzen und zartesten<br />

Momenten. Das gibt es nur bei Bruckner.<br />

Wenn man bei Bruckner die Dinge beschleunigen will, funktioniert<br />

es nicht. Man muss den Harmonie-Wechseln Zeit und Ruhe geben,<br />

sich zu entfalten. Sonst wird es unnatürlich.


11<br />

Das ist nicht nur eine Frage des Tempos. Man muss ein paar Schritte<br />

zurücktreten und fühlt sich plötzlich ganz klein in der Welt. Nur so<br />

kann man die großen Zusammenhänge erkennen. Es dauert eben,<br />

bis man den Gipfel eines Berges erklommen hat. Man sollte sich<br />

dabei Zeit lassen für die vielen Ausblicke und Perspektiven, die auf<br />

dem Weg dorthin zu entdecken sind. Sonst gerät alles nur laut und<br />

erdrückend.<br />

Ich versuche, dabei mich selbst als Person zurückzunehmen.<br />

Bruckners Sinfonien sind selbstständige Organismen, die man zum<br />

Leben erwecken muss. Bei Mahler ist das anders. Da muss man<br />

sich stärker involvieren.«<br />

Auch Bruckner selbst braucht viel Zeit für seine Entwicklung als<br />

Komponist. Als gestandener Orgelvirtuose geht er bei dem Linzer<br />

Kapellmeister Otto Kitzler in die Kompositionslehre. Bruckner<br />

geht schon auf die 40 zu und lernt hier, wie man ein <strong>Orchester</strong><br />

zum Klingen bringt. Das zeigt ihm der zehn Jahre jüngere Dirigent<br />

vor allem anhand von Wagners Partituren. Bruckner wird zum<br />

Wagner-Jünger. In der 2. Sinfonie erweist er dem »Meister« seine<br />

Reverenz, in dem er beispielsweise »Rienzis Gebet« anklingen<br />

lässt. Und auch da, wo nichts zu hören ist, kann man Wagners<br />

Einfluss erkennen: Im dramatischen Einsatz von Pausen.<br />

James Gaffigan<br />

»Jemand hat Bruckners 2. Sinfonie mal die »Sinfonie der Pausen«<br />

genannt, weil sie so viele stille Momente, Pausen und Brüche enthält.<br />

Es finden sich erstaunliche Dinge in diesem Werk, auch wenn<br />

es handwerklich vielleicht noch nicht ganz so perfekt gearbeitet ist.«<br />

Und noch ein weiteres Zeitphänomen kündigt sich mit der 2. Sinfonie<br />

an: Bruckner nimmt sich wie kein anderer Sinfoniker sehr<br />

viel Zeit, um seine Werke immer wieder hervorzukramen, kritisch<br />

nachzuhören und zu revidieren, immer wieder zu verfeinern.<br />

Perfektionswahn? Selbstzweifel? Oder eine Reaktion auf die ablehnende<br />

Haltung seines Publikums, die er im Laufe seiner Karriere<br />

immer wieder zu spüren bekommt? Mit den neuen sinfonischen<br />

Welten, die Bruckner in seiner 2. Sinfonie in Bewegung setzt, sind<br />

viele überfordert, allen voran die Wiener Philharmoniker, die das<br />

Werk als unspielbar abstempeln. Komplexe Avantgarde-Musik<br />

hatte es schon immer nicht leicht.


12<br />

James Gaffigan<br />

»Was Werke von Schönberg oder Bruckner für den ›normalen‹ Hörer<br />

so schwierig machen, ist, dass es oft schwer ist, eine Verbindung<br />

zum echten Leben zu entdecken. Etwas, was der Hörer »mitnehmen«<br />

kann. Es bleibt abstrakt und ist daher für viele Menschen schwer<br />

zu verstehen, vergleichbar mit moderner Kunst.«<br />

Das ist bei Bergs Violinkonzert anders. Mit dem zugrunde liegenden<br />

Programm gibt Alban Berg dem Hörer eine Geschichte, einen<br />

Film mit auf den Weg. Natürlich »funktioniert« das Konzert auch,<br />

wenn man nichts von Manon und ihrem Schicksal weiß. Denn<br />

auch bei Berg ist Musik der Inhalt von Musik, oder wie Eduard<br />

Hanslick es nüchtern formuliert: »Tönend bewegte Formen sind<br />

einzig und allein Inhalt und Gegenstand der Musik«. Und Töne und<br />

Formen in Meisterwerken wie Bergs Violinkonzert und Bruckners<br />

2. Sinfonie können uns Welten und (Denk-) Räume eröffnen, die<br />

weit über den Konzertsaal hinausreichen.<br />

Arabella Steinbacher<br />

»Es ist schwierig, nach dem Violinkonzert von Berg den Applaus<br />

anzu nehmen. Eigentlich dürfte danach gar nicht geklatscht werden.<br />

Da steht die Zeit still, und wenn der Applaus zu schnell kommt, ist<br />

das fast wie ein Schlag ins Gesicht – wobei ich mich natürlich<br />

generell freue, wenn das Publikum applaudiert. Aber speziell mit<br />

diesem Werk fühle ich mich wie in einer Kirche, da passt das nicht.«<br />

James Gaffigan<br />

»Ich war nie ein religiöser Mensch. Bis ich anfing, Bruckner zu dirigieren.<br />

Wenn ich Bruckner dirigiere und mich mit ihm auf die Reise<br />

begebe, merke ich, wie klein ich bin in dieser Welt. Es sind unglaubliche<br />

Momente voller Harmonie und Magie. Die gibt es so nur bei<br />

Bruckner und Wagner. Wenn mich Leute fragen, warst Du in der<br />

Kirche, sage ich, ja, ich habe gerade Bruckner dirigiert. Bruckners<br />

Musik ist wie ein heiliger Ort für mich, und ich möchte die Leute<br />

einladen, mit mir meine »Kirche« zu besuchen, um besondere emotionale<br />

Erfahrungen zu machen. Wenn 100 Musiker zusammen auf<br />

der Bühne atmen, im gleichen Rhythmus, wenn sie dasselbe hören<br />

und spielen und schnell aufeinander reagieren. Das ist für mich der<br />

Himmel.«<br />

Die Zitate sind Interviews entnommen, die Daniel Finkernagel im Februar dieses<br />

Jahres mit Arabella Steinbacher und James Gaffigan führte.


14<br />

Arabella Steinbacher wurde 1981 in München geboren (ihre<br />

Mutter ist Japanerin, ihr Vater Deutscher). Bereits mit drei Jahren<br />

bekam sie ersten Geigenunterricht und ging mit neun Jahren als<br />

jüngste Studentin zu Ana Chumachenko an die Münchner Musikhochschule.<br />

Viele musikalische Anregungen verdankt sie Ivry<br />

Gitlis. Der internationale Durchbruch gelang ihr im März 2004 mit<br />

dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter Sir Neville<br />

Marriner in Paris. In Deutschland musiziert Arabella Steinbacher<br />

regelmäßig mit Spitzenorchestern wie dem Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks, dem Gewandhausorchester Leipzig,<br />

der Staatskapelle Dresden, den Münchner Philharmonikern und<br />

dem NDR Sinfonieorchester unter Dirigenten wie Christoph von<br />

Dohnányi, Sir Colin Davis, Riccardo Chailly und Herbert Blomstedt<br />

auf internationalen Podien war sie u. a. bei den Londoner »Proms«,<br />

beim Philharmonia Orchestra unter Lorin Maazel, beim Philadelphia<br />

Orchestra unter Charles Dutoit und in der New Yorker Carnegie<br />

Hall zu erleben. Ihre erste CD widmete sie zusammen mit dem<br />

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski u. a.<br />

Werken von Dvořák. Dafür erhielt sie im Oktober 2011 nach 2007<br />

bereits ihren zweiten ECHO-Klassik-Preis. Neuere Veröffentlichungen<br />

bieten Aufnahmen beider Bartók-Violinkonzerte mit dem Orchestre<br />

de la Suisse Romande, ebenfalls unter Marek Janowski, sowie<br />

die Brahms-Violinsonaten, die sie mit ihrem Klavierpartner Robert<br />

Kulek einspielte. Aktuell erschienen sind die Violinkonzerte von<br />

Sergej Prokofiev mit dem Russian National Orchestra unter Vasily<br />

Petrenko. Arabella Steinbacher spielt die »Booth«-Violine von<br />

Antonio Stradivari, Cremona 1716, eine Leihgabe der Nippon<br />

Music Foundation. Arabella Steinbacher war zuletzt 2006 beim<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> zu Gast.


Der 1979 in New York City geborene James Gaffigan zählt zu<br />

den herausragenden Dirigenten seiner Generation. Er debütierte<br />

in Nordamerika beim San Francisco Symphony und dem Cleveland<br />

Orchestra und hat heute die Position des Chefdirigenten des<br />

Luzerner Sinfonieorchesters inne. Mit Beginn dieser Spielzeit ist<br />

er erster Gastdirigent des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong>, die gleiche<br />

Position hat er auch bei der Niederländischen Radio Philharmonie<br />

Hilversum. Seine internationale Karriere startete James Gaffigan,<br />

als er 2004 den Internationalen Dirigentenwettbewerb Sir Georg<br />

Solti in Frankfurt gewann. Seitdem arbeitet der Künstler mit den<br />

weltweit führenden <strong>Orchester</strong>n zusammen, darunter dem London<br />

Philharmonic Orchestra, der Sächsischen Staatskapelle Dresden,<br />

den Münchner Philharmonikern, dem Tonhalle-<strong>Orchester</strong> Zürich,<br />

der Camerata Salzburg, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart,<br />

dem Sydney Symphony Orchestra und dem Tokyo Metropolitan<br />

Symphony Orchestra. Auch mit vielen nordamerikanischen <strong>Orchester</strong>n<br />

besteht eine regelmäßige Zusammenarbeit. Bei namhaften<br />

Festivals wie dem Glyndebourne Festival sowie dem Aspen Music<br />

Festival hat er bereits zahlreiche Opern-Neuproduktionen geleitet,<br />

darunter Rossinis »La Cenerentola«, Mozarts »Così fan tutte« und<br />

Verdis »Falstaff«. In der vergangenen Saison debütierte James<br />

Gaffigan mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper mit Puccinis<br />

»La Bohème« und wurde daraufhin sofort wieder eingeladen, um in<br />

dieser Spielzeit »Don Giovanni« zu dirigieren. Seit dieser Saison ist<br />

auch eine enge Zusammenarbeit mit der <strong>Köln</strong>er Oper vereinbart.<br />

15


16<br />

»GO live!« Auch für das heutige Konzert bieten wir Ihnen mit<br />

»GO live!« die schnellste CD der Welt an: Nehmen Sie Ihren eigenen<br />

privaten Konzert-Livemitschnitt direkt im Anschluss an das<br />

ge hörte Konzert an unserem »GO live!«-Stand im Foyer der Philharmonie<br />

mit:<br />

die »Sofort-CD«<br />

die CD-Hülle<br />

die CD-Clipse fürs <strong>Programmheft</strong><br />

die MP3-Datei<br />

CDs, CD-Hülle und Versand<br />

10,00<br />

2,00<br />

kostenlos<br />

5,00<br />

15,00<br />

James Gaffigan wird Ihre CD auf Wunsch signieren.<br />

Wenn Sie nach dem Konzert nicht warten möchten, können Sie<br />

vor dem Konzert und in der Pause die »GO live!«-CD am Stand<br />

bestellen. Sie erhalten sie dann in Kürze mit der Post. Falls Sie<br />

erst nach dem Konzert von diesem Lieferservice Gebrauch<br />

machen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiterinnen<br />

an der Programm heft-Theke neben dem Eingang.<br />

Die »Sofort-CD« verkaufen wir ausschließlich am jeweiligen<br />

Konzert tag.<br />

Viele unserer »GO live!«-Mitschnitte sind bei itunes.com im Internet<br />

verfügbar. Unter www.guerzenich-orchester.de finden Sie<br />

in der Rubrik »GO live!« einen Link, der Sie je nach Wunsch entweder<br />

auf alle im iTunes Music Store erhältlichen Aufnahmen des<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s oder gezielt auf ein bestimmtes Konzert<br />

des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s leitet.


18<br />

orchesterbesetzung<br />

I. VIOLINEN Slava Chestiglazov*,<br />

Alvaro Palmen, Dirk Otte, Chieko Yoshioka-<br />

Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer,<br />

Rose Kaufmann, Judith Ruthenberg,<br />

Petra Hiemeyer, Anna Kipriyanova,<br />

Juta Õunapuu-Mocanita, Toshiko Tamayo,<br />

Daniel Dangendorf, Arsenis Selamazidis,<br />

Natalie Rink*, Nina Mrosek*<br />

II. Violinen Sergei Khvorostuhin,<br />

Andreas Heinrich, Cornelie Bodamer-Cahen,<br />

Marek Malinowski, Friederike Zumach,<br />

Martin Richter, Elizabeth Macintosh,<br />

Sigrid Hegers-Schwamm, Susanne Lang,<br />

Nathalie Streichardt, Jana Andraschke,<br />

Rahel Leiser, Hae-Jin Lee, Ruben<br />

Gulkanyan*<br />

Bratschen Bernhard Oll, Martina<br />

Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Annegret<br />

Klingel, Antje Kaufmann, Rudi Winkler,<br />

Kathrin Körber, Pavel Verba, François<br />

Lefèvre**, Klaus Nischlag*, Gaelle Bayet*,<br />

Michaela Thielen-Simons*<br />

Violoncelli Bonian Tian, Oliver<br />

Wenhold*, Ursula Gneiting-Nentwig,<br />

Johannes Nauber, Tilman Fischer,<br />

Klaus-Christoph Kellner, Franziska Leube,<br />

Georg Heimbach, Daniel Raabe,<br />

Sylvia Borg-Bujanowski<br />

Flöten Alja Velkaverh, Christiane Menke<br />

Oboen Tom Owen, Lena Schuhknecht<br />

Klarinetten Robert Oberaigner,<br />

Martina Beck*, Ekkehardt Feldmann<br />

Saxophon Martin Bewersdorf*<br />

Fagotte Thomas Jedamzik,<br />

Jörg Steinbrecher, Luise Wiedemann<br />

Hörner Markus Wittgens, David Neuhoff,<br />

Johannes Schuster, Jens Kreuter<br />

Trompeten Bruno Feldkircher,<br />

Matthias Kiefer<br />

POSAUNEN Carsten Luz, Markus Lenzing,<br />

Christoph Schwarz<br />

TUBA Karl-Heinz Glöckner<br />

Pauken Robert Schäfer<br />

Schlagzeug Stefan Ahr, Bernd Schmelzer,<br />

Ulli Vogtmann, Christoph Baumgartner,<br />

Alexander Schubert<br />

Kontrabässe Johannes Seidl,<br />

Henning Rasche, Konstantin Krell,<br />

Wolfgang Sallmon, Otmar Berger,<br />

Shuzo Nishino, Maria Krykov**,<br />

Frank Geuer*, Johannes Hugot*<br />

Harfe Ruriko Yamamiya<br />

* Gast<br />

** Substitut, gefördert von der<br />

Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e. V.<br />

Stand: 22. April 2013


First Global Partner<br />

20<br />

orchesteraktuell<br />

Die Saisonbroschüre 2013/2014 ist da!<br />

Freuen Sie sich auf die kommende Konzertsaison 2013/2014 und entdecken<br />

Sie das neue Konzertprogramm: Die kostenlose Saisonbroschüre<br />

liegt im Foyer der Philharmonie für Sie bereit, wo wir Sie auch gerne<br />

an unserem Infostand beraten. Alle Informationen finden Sie selbstverständlich<br />

wie immer auch unter www.guerzenich-orchester.de<br />

1314<br />

konzert & abonnement<br />

Der Vorverkauf für die neue Saison<br />

beginnt am 17. Juni 2013.<br />

Die Abonnements sind bereits im<br />

Verkauf – sichern Sie sich jetzt<br />

Ihre Plätze und profitieren Sie von<br />

vielen weiteren Vorteilen.<br />

Sie haben weitere Fragen zu<br />

unseren Abonnements und dem<br />

Kartenvorverkauf?<br />

Besuchen Sie uns vor dem heutigen<br />

Konzert und in der Pause an<br />

unserem Infostand im Foyer der Philharmonie. Darüberhinaus stehen<br />

Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Abonnementbüros<br />

gerne für Fragen und Beratung zur Verfügung:<br />

Abonnementbüro<br />

Kartenservice der Bühnen <strong>Köln</strong><br />

in den Opern Passagen (zwischen Glockengasse und Breite Straße)<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Servicetelefon: (0221) 221 28240<br />

Montag bis Freitag: 10.00 – 18.00 Uhr, Samstag: 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Umfrage: Konzertbesucher und das Internet<br />

Die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in <strong>Köln</strong><br />

wird zu den Konzerten am Sonntag, den 28. April, und am Montag,<br />

den 29. April, im Foyer der Philharmonie eine Besucherbefragung zum<br />

Thema »Konzerbesucher und das Internet« durchführen. Wir freuen<br />

uns, wenn Sie die Umfrage unterstützen.<br />

Für Interessierte ist eine Teilnahme an der Umfrage auch im Internet<br />

unter folgendem Link möglich: https://www.soscisurvey.de/gok/


21<br />

Rekord: Markus Stenz überreicht die 25.000 GO Live!-CD<br />

Vor sieben Jahren hat das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong> sein weltweit<br />

einmaliges Angebot »GO Live!« gestartet, nun ist der Rekord erreicht:<br />

Unmittelbar nach dem Konzert mit Mahlers 9. Sinfonie am 8. Januar<br />

2013 konnte <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister Markus Stenz an die Konzertbesucherin<br />

Barbara Kessler die 25.000 GO Live!-CD überreichen. Die<br />

langjährige Abonnentin, die gemeinsam mit ihrem Mann aus Remagen<br />

in die <strong>Köln</strong>er Philharmonie gekommen war, reagierte erfreut: »Ich finde<br />

das Angebot großartig und kaufe fast jede CD!«.<br />

Markus Stenz, auf dessen Initiative GO Live! eingeführt wurde, zeigte<br />

sich hoch zufrieden: »Wir sind beim Start davon ausgegangen, dass<br />

vielleicht fünf Prozent unserer Besucher eine solche CD haben wollen –<br />

heute sind es konstant zwischen acht und neun Prozent. Das Beispiel<br />

von Frau Kessler und die vielen positiven Reaktionen, die ich beim<br />

Signieren der CDs erhalte, zeigen mir, wie wertvoll vielen Besuchern<br />

ihr persönliches Konzertdokument geworden ist.« Darüber hinaus<br />

sieht der Chefdirigent des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s viele weitere positive<br />

Effekte: »Wir haben zum Einen bei der musikalischen Qualität profitiert.<br />

Jeder Ton ist mit ›GO live!‹ für unsere Zuhörer ungefiltert dokumentiert,<br />

das geht nur mit einem enormen Perfektionsanspruch. Die Spielkultur<br />

hat sich dadurch noch einmal deutlich verbessert. Bei aller Euphorie<br />

gab es ja auch Bedenken der Kollegen, durch eine solche ungeschnittene<br />

Live-Aufnahme bloßgestellt zu werden, was sich aber nicht bewahrheitet<br />

hat. Die Schwankungsbreite in der Qualität der Aufführungen ist<br />

geringer geworden. Und wir profitieren von ›GO live!‹ auch für die Studioproduktionen:<br />

Da gibt es keine sterilen Takes, weil wir immer in einer<br />

Aufnahmesituation musizieren und mit den Mikrofonen zu leben gelernt<br />

haben.«


22<br />

orchesteraktuell<br />

Tonmeister Jens Schünemann, der für das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> schon<br />

die preisgekrönten Gesamteinspielungen der Sinfonien von Prokofiev<br />

und Schostakowitsch produziert hat, verwendet für GO live! die gleiche<br />

Ausstattung wie für eine Studioproduktion: »Das Tonsignal geht<br />

direkt ohne jede Korrektur in den Digitalrecorder und auf CD. Damit<br />

ist GO Live! nahe dran an der Rundfunk-Live-Übertragung mit ihrem<br />

prickelnden Charakter – und gar nicht selten greifen die ARD-Radiosender,<br />

die ja alle bemustert werden, auf GO Live!-Einspielungen<br />

zurück.«<br />

Seit dem Start von GO Live! entstanden an die 250 verschiedene<br />

Mitschnitte von rund 90 verschiedenen Konzertprogrammen. GO Live!<br />

hat inzwischen zahlreiche Preise erhalten, darunter 2006 den Kulturpreis<br />

NRW Ticket, 2007 den Live Entertainment Award und 2010 die<br />

Auszeichnung von »356 Orte im Land der Ideen«. Inzwischen bieten<br />

einige <strong>Orchester</strong> vereinzelt Mitschnitte nach Konzerten an, das kontinuierliche<br />

Angebot von GO Live! ist jedoch weltweit einzigartig.<br />

»Bilder einer Ausstellung«<br />

von Modest Mussorgsky und Maurice Ravel<br />

Tagung der Karl Rahner Akademie und des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s <strong>Köln</strong><br />

»Eine Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des Architekten<br />

Victor Hartmann gab Mussorgsky 1874 den Anstoß zur Komposition<br />

seines Klavierzyklus’ ›Bilder einer Ausstellung‹. Die Einleitung und die<br />

mit ›Promenade‹ überschriebenen Zwischenspiele zeigen den Komponisten<br />

beim Rundgang durch die Ausstellung. Die einzelnen Bilder<br />

kontrastieren scharf, etwa der grotesk einherstolpernde ›Gnomus‹ zur<br />

Troubadour-Kantilene (›Das<br />

alte Schloss‹), die in den Tuilerien<br />

umhertollenden Kinder<br />

zum ›Ballett der Küchlein in<br />

ihren Eierschalen‹ oder der<br />

auf Ostinato-Bässen vorbeirumpelnde<br />

polnische Ochsenkarren<br />

›Bydlo‹ zum ›Marktplatz<br />

in Limoges‹. Die barbarischen<br />

Rhythmen und schroffen Akzente,<br />

mit denen Mussorgsky<br />

den nächtlichen Ritt der Hexe<br />

Baba Yaga schildert, deuten<br />

voraus auf Bartók.


23<br />

Das Klavier gerät an die Grenze seiner Möglichkeiten, nicht durch<br />

die sich überschlagende Virtuosität, sondern durch einen schroffen,<br />

prasselnden und kantigen Klangstil, dessen Zweck die schonungslose<br />

Wahrhaftigkeit des Ausdrucks ist.« (Karl Schumann)<br />

Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung von Mussorgskys Klavierzyklus,<br />

sein ›chef-d’œvre‹ als Instrumentator, entstand zwischen April und<br />

September 1922. Der russische Dirigent Sergej Koussevitzky hatte<br />

sie für seine Konzertreihe an der Opéra angefragt, und Ravel sagte<br />

begeistert zu. Die Uraufführung am 19. Oktober 1922 in Paris wurde<br />

ein sensationeller Triumph, und alsbald wurden die ›Bilder einer<br />

Ausstellung‹ zum Repertoire-Favoriten aller großen <strong>Orchester</strong> der Welt.<br />

Die Tagung geht mit renommierten Referenten den verschiedenen<br />

Aspekten der Klavier- und <strong>Orchester</strong>fassung nach und bietet zugleich<br />

die Möglichkeit, beide unmittelbar live zu erleben.<br />

Samstag, 25. Mai Karl Rahner Akademie <strong>Köln</strong><br />

14.30 – 16 Uhr, Bilder zum Hören:<br />

Realismus und Narrativität in Modest Mussorgskys »Bilder einer<br />

Ausstellung«<br />

Prof. Dr. Melanie Unseld Professorin für Kulturgeschichte der Musik,<br />

Universität Oldenburg<br />

16.30 – 18 Uhr, Vom Klavier auf das <strong>Orchester</strong>:<br />

Klänge, Farben, Formen – Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung<br />

Prof. Dr. Michael Stegemann Professor für Musikwissenschaft,<br />

Universität Dortmund<br />

18.30 – 19.15 Uhr, Konzert Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung«<br />

gespielt von Oliver Drechsel, Konzertpianist<br />

26./27./28. Mai 2013<br />

Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung von »Bilder einer Ausstellung«<br />

live im 10. Sinfoniekonzert des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s (siehe S. 24).<br />

Moderation: Lilly Fritz und Rainer Nellessen<br />

Teilnahmegebühr: 18 €/9 €. Information und Anmeldung bei<br />

Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4 – 8, 50676 <strong>Köln</strong><br />

(Nähe Museum Schnütgen), www.karl-rahner-akademie.de,<br />

info@karl-rahner-akademie.de, Tel. (0221) 801078-0


24<br />

vorschau<br />

kammerkonzert05<br />

Montag, 13. Mai 13, 20 Uhr<br />

Podium der <strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />

Konzerteinführung um 14 Uhr<br />

mit Peter Tonger<br />

Krzysztof Penderecki<br />

Sextett für Violine, Viola, Violoncello,<br />

Klarinette, Horn und Klavier<br />

Ernst von Dohnányi<br />

Sextett C-Dur op. 37 für Klavier,<br />

Klarinette, Horn und Streichtrio<br />

Robert Oberaigner Klarinette<br />

Egon Hellrung Horn<br />

Jana Andraschke Violine<br />

Antje Kaufmann Viola<br />

Daniel Raabe Violoncello<br />

James Maddox Klavier<br />

sinfoniekonzert10<br />

Sonntag, 26. Mai 13, 11 Uhr<br />

Montag, 27. Mai 13, 20 Uhr<br />

Dienstag, 28. Mai 13, 20 Uhr<br />

<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />

Konzerteinführung<br />

mit Holger Noltze<br />

So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr<br />

Anatol Ljadow<br />

»Kikimora« op. 63 –<br />

Legende für <strong>Orchester</strong><br />

Anatol Ljadow<br />

»Der verzauberte See« op. 62 –<br />

Legende für <strong>Orchester</strong><br />

Anatol Ljadow<br />

»Baba Yaga« op. 56<br />

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky<br />

Konzert für Klavier und <strong>Orchester</strong><br />

Nr. 3 Es-Dur op. 75<br />

Modest Mussorgsky/Maurice Ravel<br />

»Bilder einer Ausstellung«<br />

Lilya Zilberstein Klavier<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />

Dmitrij Kitajenko Dirigent


25<br />

sinfoniekonzert11<br />

Sonntag, 09. Jun 13, 11 Uhr<br />

Montag, 10. Jun 13, 20 Uhr<br />

Dienstag, 11. Jun 13, 20 Uhr<br />

<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />

Konzerteinführung<br />

mit Peter Tonger<br />

So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr<br />

Luigi Boccherini/Luciano Berio<br />

Quattro versioni originali della<br />

»Ritirata notturna di Madrid«<br />

di Luigi Boccherini für <strong>Orchester</strong><br />

Carl Nielsen<br />

Konzert für Flöte und <strong>Orchester</strong><br />

CNK 119<br />

Ottorino Respighi<br />

»Fontane di Roma« – Sinfonische<br />

Dichtung für <strong>Orchester</strong><br />

Ottorino Respighi<br />

»Pini di Roma« – Sinfonische Dichtung<br />

für <strong>Orchester</strong><br />

Emmanuel Pahud Flöte<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />

Carlo Rizzi Dirigent<br />

kammerkonzert06<br />

Samstag, 15. Jun 13, 15 Uhr<br />

Podium der <strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />

Konzerteinführung um 14 Uhr<br />

mit Peter Tonger<br />

Sergej Rachmaninow<br />

Trio élégiaque g-Moll für Violine,<br />

Violoncello und Klavier<br />

Louis Théodore Gouvy<br />

Quintett für Klavier und Streichquartett<br />

A-Dur op. 24<br />

Alfred Schnittke<br />

Quintett für Klavier und Streichquartett<br />

Judith Ruthenberg Violine<br />

Juta Õunapuu-Mocanita Violine<br />

Kathrin Körber Viola<br />

Katharina Apel-Hülshoff Violoncello<br />

Jakub Cizmarovic Klavier<br />

Karten erhalten Sie bei der <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>-Hotline: Tel. (0221) 280282,<br />

beim Kartenservice der Bühnen <strong>Köln</strong> in den Opernpassagen, im Internet unter:<br />

www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.


26<br />

Markus Stenz und das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong> danken Lufthansa<br />

und den Kuratoren der Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e.V. für ihr<br />

kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung:<br />

Ehrenmitglieder des Kuratoriums:<br />

Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong><br />

Dr. h.c. Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong> a.D.<br />

Kuratoren:<br />

Ebner Stolz Mönning Bachem Treuhand und Revision, Dr. Werner Holzmayer<br />

Excelsior Hotel Ernst AG Wilhelm Luxem<br />

Galeria Kaufhof GmbH Ulrich Köster<br />

Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Heinz-Peter Clodius<br />

HANSA REVISION Schubert & Coll. GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs gesellschaft,<br />

Bernd Schubert<br />

Hefe van Haag GmbH & Co. KG Dr. Klaus van Haag<br />

ifp Institut für Personal- und Unternehmensberatung, Jörg Will<br />

Kirberg Catering Fine Food Jutta Kirberg<br />

<strong>Köln</strong>er Bank eG Bruno Hollweger<br />

<strong>Köln</strong>messe GmbH Gerald Böse<br />

Kreissparkasse <strong>Köln</strong> Alexander Wüerst<br />

Gerd Lützeler Wirtschaftsprüfer – Steuerberater<br />

R. & C. Müller Juweliere Heide und Ulrich Rochels<br />

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG Heinrich Becker<br />

ROLEX Deutschland GmbH Peter Streit<br />

Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Wilhelm von Haller<br />

TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun<br />

UBS Deutschland AG Helmut Zils<br />

Daniel Finkernagel ist Autor, Moderator (z. B. WDR 3 »Mosaik«), Geschäftsführer der finkernagel & lück<br />

medien produktion, Regisseur von Dokumentationen, Features und Konzertübertragungen (u .a. Digital<br />

Concert Hall der Berliner Philharmoniker), Coach für Musiker und <strong>Orchester</strong> im Bereich Musikvermittlung<br />

und Rhetorik-Dozent an der Hochschule für Musik in Detmold.<br />

IMPRESSUM Herausgeber <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong>, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing<br />

Redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Daniel Finkernagel ist ein Originalbeitrag für<br />

dieses Heft Bildnachweis Titel: Jiri Hronik. S. 14: Robert Vano. S. 15: Mat Hennek. Gestaltung, Satz<br />

parole gesellschaft für kommunikation mbH Druck asmuth druck + crossmedia gmbh & co. kg, <strong>Köln</strong><br />

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.<br />

Euro 2,-


sinfoniekonzert09<br />

28./29./30. Apr 13<br />

<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />

James Gaffigan Dirigent<br />

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />

vorbehalten. Kein Verleih!<br />

Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />

Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />

Anton Bruckner<br />

Sinfonie Nr. 2 c-Moll

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!