Programmheft ansehen - Gürzenich-Orchester Köln
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sinfoniekonzert09<br />
Alban Berg<br />
Anton Bruckner<br />
Arabella Steinbacher<br />
Violine<br />
James Gaffigan Dirigent<br />
First Global Partner
sinfoniekonzert<br />
09<br />
28. Apr 13, 11 Uhr, 29./30. Apr 13, 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Alban Berg (1885 – 1935)<br />
Konzert für Violine und <strong>Orchester</strong> (1935) 27’<br />
»Dem Andenken eines Engels«<br />
1. Andante – Allegretto<br />
2. Allegro, ma sempre rubato, frei wie eine Kadenz – Adagio<br />
– Pause –<br />
Anton Bruckner (1824 – 1896)<br />
Sinfonie Nr. 2 c-Moll WAB 102 (1872/1877/1892) 65’<br />
1. Ziemlich schnell<br />
2. Scherzo: Schnell<br />
3. Andante. Feierlich, etwas bewegt<br />
4. Finale. Mehr schnell<br />
Arabella Steinbacher Violine<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
James Gaffigan Dirigent<br />
So: 10 Uhr und Mo + Di: 19 Uhr<br />
Konzerteinführung mit Daniel Finkernagel<br />
»Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer (siehe S. 16)
4<br />
Alban Bergs Violinkonzert und<br />
Anton Bruckners 2. Sinfonie<br />
Daniel Finkernagel<br />
»Dem Andenken eines Engels« – schon der Titel von Bergs Violinkonzert<br />
macht deutlich, dass diese Musik etwas berührt, das<br />
nicht (mehr) von dieser Welt ist. Gemeint ist der früh verstorbene<br />
»Engel« Manon Gropius. Die Tochter Alma Mahler-Werfels und des<br />
Architekten Walter Gropius, die mit 18 Jahren an Kinderlähmung<br />
starb. Berg kannte Manon schon als Kind und beschloss, das<br />
Violinkonzert, dessen Auftrag er zwei Monate zuvor erhalten hatte,<br />
ihrem Andenken zu widmen. Der Anfang des Konzertes ist so<br />
einfach wie komplex und für ein Violinkonzert eine bis dahin nie<br />
dagewesene Überraschung: Berg lässt den Solisten schlicht und<br />
ergreifend leere Saiten spielen. Alles ist offen, leicht und unbefangen:<br />
die musikalische Reise, die der Komponist hier beginnt<br />
und der Blick der jungen Manon auf diese Welt.<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Der Anfang des Konzertes ist sehr heikel. Er ist extrem leise, man<br />
muss sich vom ersten Moment an in diese Manon-Sphäre hineinbegeben,<br />
sonst verliert es diesen mystischen Charakter. Es ist wie<br />
ein Tanz auf dem Seil. Man muss eine große Linie spielen. So einfach<br />
es klingt, leere Saiten, aber es gibt kaum was Schlimmeres.<br />
Der erste Satz des Konzertes hat etwas Liebliches, Lyrisches und<br />
Zartes. So stelle ich mir Manon Gropius vor: ein junges, natürliches<br />
Mädchen mit einem engelhaften Charakter. Wenn man das zu intellektuell<br />
spielt, geht das verloren.«<br />
Von seinem Lehrer Arnold Schönberg hat Alban Berg die Zwölftontechnik<br />
übernommen. Vereinfacht gesagt werden dabei traditionelle<br />
Bausteine wie Dur oder Moll, Tonleitern und Akkorde, durch<br />
eine Zwölftonreihe ersetzt, die der Komponist einem Werk zugrun-
Alban Berg<br />
5
6<br />
Manon Gropius
7<br />
de legt. Aus dieser Reihe konstruiert er Melodien und Akkorde.<br />
Das klingt beim ersten Hören oft schräg und dissonant. Jedenfalls<br />
bei Schönberg oder Anton von Webern. Berg gelingt der Kunstgriff,<br />
in die moderne Klangwelt der Zwölftonmusik Altbekanntes aus<br />
vergangenen Zeiten hineinwehen zu lassen: er konstruiert für das<br />
Violinkonzert eine Zwölftonreihe, in die er Dur- und Moll-Dreiklänge<br />
hineinschmuggelt. So kann plötzlich eine Kärntner Volksweise<br />
auftauchen oder ein Wiener Walzer aus der Ferne grüßen. Erinnerungen<br />
nicht nur an Begegnungen mit Manon in Kärnten, sondern<br />
auch Erinnerungen an alte harmonische Dreiklang-Welten.<br />
James Gaffigan<br />
»Alban Berg war der ›Erlöser‹ der Zwölftonmusik. Schönberg und<br />
Webern waren sicher Genies. Aber Berg war der große Romantiker.<br />
Mit ihm zieht die Menschlichkeit in die Zwölftonmusik ein. Sein<br />
Violinkonzert ist romantische und zutiefst menschliche Musik. Vielleicht<br />
das menschlichste Werk, das er je schrieb. Es ist aus dem<br />
Leben gegriffen mit seiner Geschichte voll von Schmerz und Tod<br />
auf der einen Seite und Unbeschwertheit und Glück auf der anderen.<br />
Jeder kann daher auf Anhieb eine Beziehung zu dieser Musik<br />
herstellen, ihre Schönheiten und Qualitäten entdecken. Bei Schönberg<br />
und Webern ist das anders. Da muss man den Leuten erklären,<br />
worin die Schönheiten und der Reiz der Musik bestehen. Berg<br />
spricht von ganz alleine auch zu einem großen Publikum.«<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Man muss versuchen, sich immer wieder in den Charakter Manons<br />
hineinzuversetzen, z. B. bei den Ländler-Anklängen. Die haben stellenweise<br />
auch etwas Rustikales. Das muss man herausarbeiten<br />
und auch ein wenig übertreiben, damit das rüberkommt, damit die<br />
Hörer erkennen, um was es geht. Die Ländler und die Walzer, diese<br />
ganze Wiener Mentalität, das ist die Welt Manons, aber auch Alban<br />
Bergs, die da deutlich anklingt und das Werk prägt. Diese Welt ist<br />
mir vertraut. Ich bin in München aufgewachsen. Wien ist ja nicht<br />
weit von Bayern entfernt. Dort gibt es eine ähnliche Art von Gemütlichkeit.<br />
In Wien fühle ich mich sehr wohl. Ich bin zwar kein allzu<br />
großer Walzer-Fan, aber ich habe das schon ein bisschen im Blut.«<br />
Der zweite Satz des Violinkonzertes eröffnet mit einer virtuosen<br />
Kadenz der Solovioline. Eine Reminiszenz an die romantische<br />
Virtuosentradition des 19. Jahrhunderts und in ihrer wilden verzweifelten<br />
Agogik der Beginn des Todeskampfes Manons, den<br />
Berg in diesem Satz schildert.
8<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Der zweite Satz ist wild. Da steckt viel Brutalität drin. Auch da muss<br />
man zusehen, dass das deutlich rüberkommt. Jedes Mal, wenn ich<br />
das Konzert spiele, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich spiele es<br />
ungern zu oft hintereinander, weil es mich zu sehr mitnimmt. Das<br />
ist kein Werk für eine Tournee, das man jeden Abend spielen kann.<br />
Außerdem ruft Alban Bergs Violinkonzert ganz besondere Erinnerungen<br />
in mir wach: als ich das Werk auf CD einspielte, war mein Vater<br />
bereits schwer krank. Kurz bevor die CD erschien, ist er gestorben.<br />
Ich habe sie ihm gewidmet. Ich habe mit meinem Vater viel musiziert,<br />
er war Pianist. Nichts kann so sehr Erinnerungen wachrufen<br />
wie Musik, und nichts tröstet zugleich so sehr wie Musik.«<br />
Nach einer gewaltigen Klangexplosion ist der Kampf mit dem Tod<br />
verloren. An dieser Stelle geht der Zwölftöner Alban Berg musikalisch<br />
zu den Wurzeln zurück: zu Johann Sebastian Bach. Er zitiert<br />
den Choral »Es ist genug« aus der Kantate »O Ewigkeit, Du Donnerwort«.<br />
Der Übergang von Berg zu Bach ist fließend. Denn der<br />
Anfang der Choral-Melodie ist identisch mit dem Ende der Zwölftonreihe.<br />
Es ist genug,<br />
Herr, wenn es dir gefällt,<br />
so spanne mich doch aus.<br />
Mein Jesus kömmt!<br />
Nun gute Nacht, o Welt!<br />
Ich fahr ins Himmelshaus,<br />
ich fahre sicher hin mit Frieden;<br />
Mein feuchter Jammer bleibt darnieden.<br />
Es ist genug!<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Der Bach-Choral in den Klarinetten kommt ganz plötzlich nach<br />
einem lauten Ausbruch, für Berg ist das der Höhepunkt des Konzertes.<br />
Ich kann gar nicht laut genug spielen bei diesem Riesenklang<br />
im <strong>Orchester</strong>. Und dann kommt der Choral. Wie ein Schock. Eine<br />
völlige Stille. Es hat etwas Magisches und Unheimliches, man kann<br />
das gut raushören. Als ich das Konzert zum ersten Mal hörte, habe<br />
ich geglaubt, Orgelklänge zu hören. Wenn die Holzbläser so sanft<br />
spielen, klingt das wie eine Orgel. Durch diese Klangfarben bekommt<br />
das Werk einen Requiemcharakter. Da nimmt man sich zurück und<br />
ist von einem Moment auf den nächsten in einer ganz anderen, in<br />
sich gekehrten intimen Welt.«
9<br />
James Gaffigan<br />
»Bach ist die reinste Form von Harmonie. Bachs Musik ist wie kaltes,<br />
reines, klares Wasser. Diese Reinheit tut uns gut. Dafür sind viele<br />
Menschen und Komponisten gerade am Ende ihres Lebens sehr<br />
empfänglich. Nimm alles weg und was bleibt? Bach. Er ist schockierend<br />
perfekt.«<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Berg gibt einem das Gefühl, dass man eine Geschichte durchlebt.<br />
Manons Leben, ihr Charakter, die Krankheit, der Tod. Der Bach-<br />
Choral kommt als Erlösung am Ende. Bach ist für uns Musiker etwas<br />
ganz Heiliges. Wenn ich Bach spiele, fühle ich mich gereinigt.<br />
Es ist wie beten oder meditieren. Wahrscheinlich greifen deswegen<br />
viele Komponisten immer wieder auch auf Bach zurück.«<br />
Nach dem Bach-Choral lässt Manon alles Weltliche hinter sich.<br />
Sie ist nun auch musikalisch unterwegs »ins Himmelshaus« und<br />
fährt »sicher hin mit Frieden«, wie es in dem Choral heißt. Am Ende<br />
erklingen noch einmal die leeren Quinten in den ersten Geigen,<br />
die das Konzert eröffnen. Waren sie am Anfang noch irdisch, sind<br />
sie jetzt nicht mehr von dieser Welt.<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Zum Schluss spiele ich mit den Geigen zusammen, wie in einem<br />
Engelschor. Einer nach dem anderen verabschiedet sich nach und<br />
nach. Und ganz zum Ende hin bin ich allein gelassen. Ich übernehme<br />
diesen letzten Aufstieg. Es ist wie ein Versuch, komplett loszulassen.<br />
Wie Manon, die ihren letzten Weg alleine gehen muss. Es<br />
endet mit einem sehr hohen Ton, mit dem ihre Seele entschwebt.<br />
Ich versuche, diesen Ton so zart wie möglich ausklingen zu lassen.<br />
Die allerletzten Harmonien haben etwas Erlösendes. Alles, was zuvor<br />
noch quälend, zerrissen und schmerzhaft war, hat jetzt ein Ziel<br />
erreicht. Man merkt, jetzt endlich hat Manon ihren Frieden gefunden,<br />
genau wie das Konzert.«<br />
Das Werk wurde auch Alban Bergs eigenes Requiem. Vier Monate,<br />
nachdem er die Partitur vollendet hatte, starb er 1935 mit nur<br />
50 Jahren an den Folgen einer Blutvergiftung, die durch eine Entzündung<br />
nach einem Insektenstich ausgelöst wurde. Die Uraufführung<br />
des Werkes hat er nicht mehr erlebt.
10<br />
Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 2 c-Moll<br />
Als Anton Bruckner 50 ist, hat er gerade die Uraufführung seiner<br />
zweiten Sinfonie in c-Moll in Wien hinter sich gebracht. Bis dahin<br />
war ihm der in Wien tonangebende Kritiker Eduard Hanslick wohlgesonnen.<br />
Das ändert sich mit der zweiten Sinfonie, denn Bruckner<br />
ist mit ihr nun endgültig in der sogenannten neudeutschen<br />
Schule, einem von Wagner geprägten Universum, angekommen.<br />
James Gaffigan<br />
»Bruckners 2. Sinfonie wird viel zu selten gespielt. Große Bruckner-<br />
Dirigenten wie Sergiu Celibidache und Günter Wand mochten sie<br />
wohl nicht sonderlich. Ich finde, man sollte das Stück öfter spielen,<br />
denn mit dieser 2. Sinfonie sucht und findet Bruckner seine ureigene<br />
Stimme. Alles ist schon da. Die Klang-Farben, die Rhythmen,<br />
die Harmonien – man spürt, Bruckner weiß ganz genau, wo er als<br />
Sinfoniker hin will. Für mich beginnt mit dieser Sinfonie Bruckners<br />
Reise zu seinem großen Meisterwerk, der 5. Sinfonie. Die 2., 3., 4.<br />
und 5. Sinfonie – daraus besteht für mich Bruckners »Ring«. Und<br />
die 2. Sinfonie ist dabei der Prolog.«<br />
Bruckners Klang-Architektur ist in der 2. Sinfonie vollends ausgebildet.<br />
Seine Prägung durch die Orgel ist unüberhörbar: die<br />
Wechsel der Register, das Gegenüberstellen von massiven Klangblöcken.<br />
Sein <strong>Orchester</strong>-Klang braucht wie die Orgel Zeit und<br />
Raum um sich zu entfalten. Ganz im Gegensatz zu einem anderen<br />
<strong>Orchester</strong>virtuosen der Romantik:<br />
James Gaffigan<br />
»Die meisten jungen Menschen lieben Mahler wegen der schnellen<br />
Charakter-Wechsel in der Musik. Mahler ist wie ein Film mit vielen<br />
schnellen Schnitten und schnellen Emotionswechseln. Bei Bruckner<br />
braucht es mehr Geduld, mehr Zeit. Alles dauert viel länger. Jede<br />
Melodie bei Bruckner braucht Zeit und Raum. Sein ausgeprägter<br />
Sinn für Wiederholungen, wenn er immer wieder auf rhythmischen<br />
Mustern beharrt. Selbst in langsamen Sätzen und zartesten<br />
Momenten. Das gibt es nur bei Bruckner.<br />
Wenn man bei Bruckner die Dinge beschleunigen will, funktioniert<br />
es nicht. Man muss den Harmonie-Wechseln Zeit und Ruhe geben,<br />
sich zu entfalten. Sonst wird es unnatürlich.
11<br />
Das ist nicht nur eine Frage des Tempos. Man muss ein paar Schritte<br />
zurücktreten und fühlt sich plötzlich ganz klein in der Welt. Nur so<br />
kann man die großen Zusammenhänge erkennen. Es dauert eben,<br />
bis man den Gipfel eines Berges erklommen hat. Man sollte sich<br />
dabei Zeit lassen für die vielen Ausblicke und Perspektiven, die auf<br />
dem Weg dorthin zu entdecken sind. Sonst gerät alles nur laut und<br />
erdrückend.<br />
Ich versuche, dabei mich selbst als Person zurückzunehmen.<br />
Bruckners Sinfonien sind selbstständige Organismen, die man zum<br />
Leben erwecken muss. Bei Mahler ist das anders. Da muss man<br />
sich stärker involvieren.«<br />
Auch Bruckner selbst braucht viel Zeit für seine Entwicklung als<br />
Komponist. Als gestandener Orgelvirtuose geht er bei dem Linzer<br />
Kapellmeister Otto Kitzler in die Kompositionslehre. Bruckner<br />
geht schon auf die 40 zu und lernt hier, wie man ein <strong>Orchester</strong><br />
zum Klingen bringt. Das zeigt ihm der zehn Jahre jüngere Dirigent<br />
vor allem anhand von Wagners Partituren. Bruckner wird zum<br />
Wagner-Jünger. In der 2. Sinfonie erweist er dem »Meister« seine<br />
Reverenz, in dem er beispielsweise »Rienzis Gebet« anklingen<br />
lässt. Und auch da, wo nichts zu hören ist, kann man Wagners<br />
Einfluss erkennen: Im dramatischen Einsatz von Pausen.<br />
James Gaffigan<br />
»Jemand hat Bruckners 2. Sinfonie mal die »Sinfonie der Pausen«<br />
genannt, weil sie so viele stille Momente, Pausen und Brüche enthält.<br />
Es finden sich erstaunliche Dinge in diesem Werk, auch wenn<br />
es handwerklich vielleicht noch nicht ganz so perfekt gearbeitet ist.«<br />
Und noch ein weiteres Zeitphänomen kündigt sich mit der 2. Sinfonie<br />
an: Bruckner nimmt sich wie kein anderer Sinfoniker sehr<br />
viel Zeit, um seine Werke immer wieder hervorzukramen, kritisch<br />
nachzuhören und zu revidieren, immer wieder zu verfeinern.<br />
Perfektionswahn? Selbstzweifel? Oder eine Reaktion auf die ablehnende<br />
Haltung seines Publikums, die er im Laufe seiner Karriere<br />
immer wieder zu spüren bekommt? Mit den neuen sinfonischen<br />
Welten, die Bruckner in seiner 2. Sinfonie in Bewegung setzt, sind<br />
viele überfordert, allen voran die Wiener Philharmoniker, die das<br />
Werk als unspielbar abstempeln. Komplexe Avantgarde-Musik<br />
hatte es schon immer nicht leicht.
12<br />
James Gaffigan<br />
»Was Werke von Schönberg oder Bruckner für den ›normalen‹ Hörer<br />
so schwierig machen, ist, dass es oft schwer ist, eine Verbindung<br />
zum echten Leben zu entdecken. Etwas, was der Hörer »mitnehmen«<br />
kann. Es bleibt abstrakt und ist daher für viele Menschen schwer<br />
zu verstehen, vergleichbar mit moderner Kunst.«<br />
Das ist bei Bergs Violinkonzert anders. Mit dem zugrunde liegenden<br />
Programm gibt Alban Berg dem Hörer eine Geschichte, einen<br />
Film mit auf den Weg. Natürlich »funktioniert« das Konzert auch,<br />
wenn man nichts von Manon und ihrem Schicksal weiß. Denn<br />
auch bei Berg ist Musik der Inhalt von Musik, oder wie Eduard<br />
Hanslick es nüchtern formuliert: »Tönend bewegte Formen sind<br />
einzig und allein Inhalt und Gegenstand der Musik«. Und Töne und<br />
Formen in Meisterwerken wie Bergs Violinkonzert und Bruckners<br />
2. Sinfonie können uns Welten und (Denk-) Räume eröffnen, die<br />
weit über den Konzertsaal hinausreichen.<br />
Arabella Steinbacher<br />
»Es ist schwierig, nach dem Violinkonzert von Berg den Applaus<br />
anzu nehmen. Eigentlich dürfte danach gar nicht geklatscht werden.<br />
Da steht die Zeit still, und wenn der Applaus zu schnell kommt, ist<br />
das fast wie ein Schlag ins Gesicht – wobei ich mich natürlich<br />
generell freue, wenn das Publikum applaudiert. Aber speziell mit<br />
diesem Werk fühle ich mich wie in einer Kirche, da passt das nicht.«<br />
James Gaffigan<br />
»Ich war nie ein religiöser Mensch. Bis ich anfing, Bruckner zu dirigieren.<br />
Wenn ich Bruckner dirigiere und mich mit ihm auf die Reise<br />
begebe, merke ich, wie klein ich bin in dieser Welt. Es sind unglaubliche<br />
Momente voller Harmonie und Magie. Die gibt es so nur bei<br />
Bruckner und Wagner. Wenn mich Leute fragen, warst Du in der<br />
Kirche, sage ich, ja, ich habe gerade Bruckner dirigiert. Bruckners<br />
Musik ist wie ein heiliger Ort für mich, und ich möchte die Leute<br />
einladen, mit mir meine »Kirche« zu besuchen, um besondere emotionale<br />
Erfahrungen zu machen. Wenn 100 Musiker zusammen auf<br />
der Bühne atmen, im gleichen Rhythmus, wenn sie dasselbe hören<br />
und spielen und schnell aufeinander reagieren. Das ist für mich der<br />
Himmel.«<br />
Die Zitate sind Interviews entnommen, die Daniel Finkernagel im Februar dieses<br />
Jahres mit Arabella Steinbacher und James Gaffigan führte.
14<br />
Arabella Steinbacher wurde 1981 in München geboren (ihre<br />
Mutter ist Japanerin, ihr Vater Deutscher). Bereits mit drei Jahren<br />
bekam sie ersten Geigenunterricht und ging mit neun Jahren als<br />
jüngste Studentin zu Ana Chumachenko an die Münchner Musikhochschule.<br />
Viele musikalische Anregungen verdankt sie Ivry<br />
Gitlis. Der internationale Durchbruch gelang ihr im März 2004 mit<br />
dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter Sir Neville<br />
Marriner in Paris. In Deutschland musiziert Arabella Steinbacher<br />
regelmäßig mit Spitzenorchestern wie dem Symphonieorchester<br />
des Bayerischen Rundfunks, dem Gewandhausorchester Leipzig,<br />
der Staatskapelle Dresden, den Münchner Philharmonikern und<br />
dem NDR Sinfonieorchester unter Dirigenten wie Christoph von<br />
Dohnányi, Sir Colin Davis, Riccardo Chailly und Herbert Blomstedt<br />
auf internationalen Podien war sie u. a. bei den Londoner »Proms«,<br />
beim Philharmonia Orchestra unter Lorin Maazel, beim Philadelphia<br />
Orchestra unter Charles Dutoit und in der New Yorker Carnegie<br />
Hall zu erleben. Ihre erste CD widmete sie zusammen mit dem<br />
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski u. a.<br />
Werken von Dvořák. Dafür erhielt sie im Oktober 2011 nach 2007<br />
bereits ihren zweiten ECHO-Klassik-Preis. Neuere Veröffentlichungen<br />
bieten Aufnahmen beider Bartók-Violinkonzerte mit dem Orchestre<br />
de la Suisse Romande, ebenfalls unter Marek Janowski, sowie<br />
die Brahms-Violinsonaten, die sie mit ihrem Klavierpartner Robert<br />
Kulek einspielte. Aktuell erschienen sind die Violinkonzerte von<br />
Sergej Prokofiev mit dem Russian National Orchestra unter Vasily<br />
Petrenko. Arabella Steinbacher spielt die »Booth«-Violine von<br />
Antonio Stradivari, Cremona 1716, eine Leihgabe der Nippon<br />
Music Foundation. Arabella Steinbacher war zuletzt 2006 beim<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> zu Gast.
Der 1979 in New York City geborene James Gaffigan zählt zu<br />
den herausragenden Dirigenten seiner Generation. Er debütierte<br />
in Nordamerika beim San Francisco Symphony und dem Cleveland<br />
Orchestra und hat heute die Position des Chefdirigenten des<br />
Luzerner Sinfonieorchesters inne. Mit Beginn dieser Spielzeit ist<br />
er erster Gastdirigent des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong>, die gleiche<br />
Position hat er auch bei der Niederländischen Radio Philharmonie<br />
Hilversum. Seine internationale Karriere startete James Gaffigan,<br />
als er 2004 den Internationalen Dirigentenwettbewerb Sir Georg<br />
Solti in Frankfurt gewann. Seitdem arbeitet der Künstler mit den<br />
weltweit führenden <strong>Orchester</strong>n zusammen, darunter dem London<br />
Philharmonic Orchestra, der Sächsischen Staatskapelle Dresden,<br />
den Münchner Philharmonikern, dem Tonhalle-<strong>Orchester</strong> Zürich,<br />
der Camerata Salzburg, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart,<br />
dem Sydney Symphony Orchestra und dem Tokyo Metropolitan<br />
Symphony Orchestra. Auch mit vielen nordamerikanischen <strong>Orchester</strong>n<br />
besteht eine regelmäßige Zusammenarbeit. Bei namhaften<br />
Festivals wie dem Glyndebourne Festival sowie dem Aspen Music<br />
Festival hat er bereits zahlreiche Opern-Neuproduktionen geleitet,<br />
darunter Rossinis »La Cenerentola«, Mozarts »Così fan tutte« und<br />
Verdis »Falstaff«. In der vergangenen Saison debütierte James<br />
Gaffigan mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper mit Puccinis<br />
»La Bohème« und wurde daraufhin sofort wieder eingeladen, um in<br />
dieser Spielzeit »Don Giovanni« zu dirigieren. Seit dieser Saison ist<br />
auch eine enge Zusammenarbeit mit der <strong>Köln</strong>er Oper vereinbart.<br />
15
16<br />
»GO live!« Auch für das heutige Konzert bieten wir Ihnen mit<br />
»GO live!« die schnellste CD der Welt an: Nehmen Sie Ihren eigenen<br />
privaten Konzert-Livemitschnitt direkt im Anschluss an das<br />
ge hörte Konzert an unserem »GO live!«-Stand im Foyer der Philharmonie<br />
mit:<br />
die »Sofort-CD«<br />
die CD-Hülle<br />
die CD-Clipse fürs <strong>Programmheft</strong><br />
die MP3-Datei<br />
CDs, CD-Hülle und Versand<br />
10,00<br />
2,00<br />
kostenlos<br />
5,00<br />
15,00<br />
James Gaffigan wird Ihre CD auf Wunsch signieren.<br />
Wenn Sie nach dem Konzert nicht warten möchten, können Sie<br />
vor dem Konzert und in der Pause die »GO live!«-CD am Stand<br />
bestellen. Sie erhalten sie dann in Kürze mit der Post. Falls Sie<br />
erst nach dem Konzert von diesem Lieferservice Gebrauch<br />
machen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiterinnen<br />
an der Programm heft-Theke neben dem Eingang.<br />
Die »Sofort-CD« verkaufen wir ausschließlich am jeweiligen<br />
Konzert tag.<br />
Viele unserer »GO live!«-Mitschnitte sind bei itunes.com im Internet<br />
verfügbar. Unter www.guerzenich-orchester.de finden Sie<br />
in der Rubrik »GO live!« einen Link, der Sie je nach Wunsch entweder<br />
auf alle im iTunes Music Store erhältlichen Aufnahmen des<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s oder gezielt auf ein bestimmtes Konzert<br />
des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s leitet.
18<br />
orchesterbesetzung<br />
I. VIOLINEN Slava Chestiglazov*,<br />
Alvaro Palmen, Dirk Otte, Chieko Yoshioka-<br />
Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer,<br />
Rose Kaufmann, Judith Ruthenberg,<br />
Petra Hiemeyer, Anna Kipriyanova,<br />
Juta Õunapuu-Mocanita, Toshiko Tamayo,<br />
Daniel Dangendorf, Arsenis Selamazidis,<br />
Natalie Rink*, Nina Mrosek*<br />
II. Violinen Sergei Khvorostuhin,<br />
Andreas Heinrich, Cornelie Bodamer-Cahen,<br />
Marek Malinowski, Friederike Zumach,<br />
Martin Richter, Elizabeth Macintosh,<br />
Sigrid Hegers-Schwamm, Susanne Lang,<br />
Nathalie Streichardt, Jana Andraschke,<br />
Rahel Leiser, Hae-Jin Lee, Ruben<br />
Gulkanyan*<br />
Bratschen Bernhard Oll, Martina<br />
Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Annegret<br />
Klingel, Antje Kaufmann, Rudi Winkler,<br />
Kathrin Körber, Pavel Verba, François<br />
Lefèvre**, Klaus Nischlag*, Gaelle Bayet*,<br />
Michaela Thielen-Simons*<br />
Violoncelli Bonian Tian, Oliver<br />
Wenhold*, Ursula Gneiting-Nentwig,<br />
Johannes Nauber, Tilman Fischer,<br />
Klaus-Christoph Kellner, Franziska Leube,<br />
Georg Heimbach, Daniel Raabe,<br />
Sylvia Borg-Bujanowski<br />
Flöten Alja Velkaverh, Christiane Menke<br />
Oboen Tom Owen, Lena Schuhknecht<br />
Klarinetten Robert Oberaigner,<br />
Martina Beck*, Ekkehardt Feldmann<br />
Saxophon Martin Bewersdorf*<br />
Fagotte Thomas Jedamzik,<br />
Jörg Steinbrecher, Luise Wiedemann<br />
Hörner Markus Wittgens, David Neuhoff,<br />
Johannes Schuster, Jens Kreuter<br />
Trompeten Bruno Feldkircher,<br />
Matthias Kiefer<br />
POSAUNEN Carsten Luz, Markus Lenzing,<br />
Christoph Schwarz<br />
TUBA Karl-Heinz Glöckner<br />
Pauken Robert Schäfer<br />
Schlagzeug Stefan Ahr, Bernd Schmelzer,<br />
Ulli Vogtmann, Christoph Baumgartner,<br />
Alexander Schubert<br />
Kontrabässe Johannes Seidl,<br />
Henning Rasche, Konstantin Krell,<br />
Wolfgang Sallmon, Otmar Berger,<br />
Shuzo Nishino, Maria Krykov**,<br />
Frank Geuer*, Johannes Hugot*<br />
Harfe Ruriko Yamamiya<br />
* Gast<br />
** Substitut, gefördert von der<br />
Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e. V.<br />
Stand: 22. April 2013
First Global Partner<br />
20<br />
orchesteraktuell<br />
Die Saisonbroschüre 2013/2014 ist da!<br />
Freuen Sie sich auf die kommende Konzertsaison 2013/2014 und entdecken<br />
Sie das neue Konzertprogramm: Die kostenlose Saisonbroschüre<br />
liegt im Foyer der Philharmonie für Sie bereit, wo wir Sie auch gerne<br />
an unserem Infostand beraten. Alle Informationen finden Sie selbstverständlich<br />
wie immer auch unter www.guerzenich-orchester.de<br />
1314<br />
konzert & abonnement<br />
Der Vorverkauf für die neue Saison<br />
beginnt am 17. Juni 2013.<br />
Die Abonnements sind bereits im<br />
Verkauf – sichern Sie sich jetzt<br />
Ihre Plätze und profitieren Sie von<br />
vielen weiteren Vorteilen.<br />
Sie haben weitere Fragen zu<br />
unseren Abonnements und dem<br />
Kartenvorverkauf?<br />
Besuchen Sie uns vor dem heutigen<br />
Konzert und in der Pause an<br />
unserem Infostand im Foyer der Philharmonie. Darüberhinaus stehen<br />
Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Abonnementbüros<br />
gerne für Fragen und Beratung zur Verfügung:<br />
Abonnementbüro<br />
Kartenservice der Bühnen <strong>Köln</strong><br />
in den Opern Passagen (zwischen Glockengasse und Breite Straße)<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Servicetelefon: (0221) 221 28240<br />
Montag bis Freitag: 10.00 – 18.00 Uhr, Samstag: 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Umfrage: Konzertbesucher und das Internet<br />
Die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in <strong>Köln</strong><br />
wird zu den Konzerten am Sonntag, den 28. April, und am Montag,<br />
den 29. April, im Foyer der Philharmonie eine Besucherbefragung zum<br />
Thema »Konzerbesucher und das Internet« durchführen. Wir freuen<br />
uns, wenn Sie die Umfrage unterstützen.<br />
Für Interessierte ist eine Teilnahme an der Umfrage auch im Internet<br />
unter folgendem Link möglich: https://www.soscisurvey.de/gok/
21<br />
Rekord: Markus Stenz überreicht die 25.000 GO Live!-CD<br />
Vor sieben Jahren hat das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong> sein weltweit<br />
einmaliges Angebot »GO Live!« gestartet, nun ist der Rekord erreicht:<br />
Unmittelbar nach dem Konzert mit Mahlers 9. Sinfonie am 8. Januar<br />
2013 konnte <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister Markus Stenz an die Konzertbesucherin<br />
Barbara Kessler die 25.000 GO Live!-CD überreichen. Die<br />
langjährige Abonnentin, die gemeinsam mit ihrem Mann aus Remagen<br />
in die <strong>Köln</strong>er Philharmonie gekommen war, reagierte erfreut: »Ich finde<br />
das Angebot großartig und kaufe fast jede CD!«.<br />
Markus Stenz, auf dessen Initiative GO Live! eingeführt wurde, zeigte<br />
sich hoch zufrieden: »Wir sind beim Start davon ausgegangen, dass<br />
vielleicht fünf Prozent unserer Besucher eine solche CD haben wollen –<br />
heute sind es konstant zwischen acht und neun Prozent. Das Beispiel<br />
von Frau Kessler und die vielen positiven Reaktionen, die ich beim<br />
Signieren der CDs erhalte, zeigen mir, wie wertvoll vielen Besuchern<br />
ihr persönliches Konzertdokument geworden ist.« Darüber hinaus<br />
sieht der Chefdirigent des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s viele weitere positive<br />
Effekte: »Wir haben zum Einen bei der musikalischen Qualität profitiert.<br />
Jeder Ton ist mit ›GO live!‹ für unsere Zuhörer ungefiltert dokumentiert,<br />
das geht nur mit einem enormen Perfektionsanspruch. Die Spielkultur<br />
hat sich dadurch noch einmal deutlich verbessert. Bei aller Euphorie<br />
gab es ja auch Bedenken der Kollegen, durch eine solche ungeschnittene<br />
Live-Aufnahme bloßgestellt zu werden, was sich aber nicht bewahrheitet<br />
hat. Die Schwankungsbreite in der Qualität der Aufführungen ist<br />
geringer geworden. Und wir profitieren von ›GO live!‹ auch für die Studioproduktionen:<br />
Da gibt es keine sterilen Takes, weil wir immer in einer<br />
Aufnahmesituation musizieren und mit den Mikrofonen zu leben gelernt<br />
haben.«
22<br />
orchesteraktuell<br />
Tonmeister Jens Schünemann, der für das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> schon<br />
die preisgekrönten Gesamteinspielungen der Sinfonien von Prokofiev<br />
und Schostakowitsch produziert hat, verwendet für GO live! die gleiche<br />
Ausstattung wie für eine Studioproduktion: »Das Tonsignal geht<br />
direkt ohne jede Korrektur in den Digitalrecorder und auf CD. Damit<br />
ist GO Live! nahe dran an der Rundfunk-Live-Übertragung mit ihrem<br />
prickelnden Charakter – und gar nicht selten greifen die ARD-Radiosender,<br />
die ja alle bemustert werden, auf GO Live!-Einspielungen<br />
zurück.«<br />
Seit dem Start von GO Live! entstanden an die 250 verschiedene<br />
Mitschnitte von rund 90 verschiedenen Konzertprogrammen. GO Live!<br />
hat inzwischen zahlreiche Preise erhalten, darunter 2006 den Kulturpreis<br />
NRW Ticket, 2007 den Live Entertainment Award und 2010 die<br />
Auszeichnung von »356 Orte im Land der Ideen«. Inzwischen bieten<br />
einige <strong>Orchester</strong> vereinzelt Mitschnitte nach Konzerten an, das kontinuierliche<br />
Angebot von GO Live! ist jedoch weltweit einzigartig.<br />
»Bilder einer Ausstellung«<br />
von Modest Mussorgsky und Maurice Ravel<br />
Tagung der Karl Rahner Akademie und des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s <strong>Köln</strong><br />
»Eine Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen des Architekten<br />
Victor Hartmann gab Mussorgsky 1874 den Anstoß zur Komposition<br />
seines Klavierzyklus’ ›Bilder einer Ausstellung‹. Die Einleitung und die<br />
mit ›Promenade‹ überschriebenen Zwischenspiele zeigen den Komponisten<br />
beim Rundgang durch die Ausstellung. Die einzelnen Bilder<br />
kontrastieren scharf, etwa der grotesk einherstolpernde ›Gnomus‹ zur<br />
Troubadour-Kantilene (›Das<br />
alte Schloss‹), die in den Tuilerien<br />
umhertollenden Kinder<br />
zum ›Ballett der Küchlein in<br />
ihren Eierschalen‹ oder der<br />
auf Ostinato-Bässen vorbeirumpelnde<br />
polnische Ochsenkarren<br />
›Bydlo‹ zum ›Marktplatz<br />
in Limoges‹. Die barbarischen<br />
Rhythmen und schroffen Akzente,<br />
mit denen Mussorgsky<br />
den nächtlichen Ritt der Hexe<br />
Baba Yaga schildert, deuten<br />
voraus auf Bartók.
23<br />
Das Klavier gerät an die Grenze seiner Möglichkeiten, nicht durch<br />
die sich überschlagende Virtuosität, sondern durch einen schroffen,<br />
prasselnden und kantigen Klangstil, dessen Zweck die schonungslose<br />
Wahrhaftigkeit des Ausdrucks ist.« (Karl Schumann)<br />
Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung von Mussorgskys Klavierzyklus,<br />
sein ›chef-d’œvre‹ als Instrumentator, entstand zwischen April und<br />
September 1922. Der russische Dirigent Sergej Koussevitzky hatte<br />
sie für seine Konzertreihe an der Opéra angefragt, und Ravel sagte<br />
begeistert zu. Die Uraufführung am 19. Oktober 1922 in Paris wurde<br />
ein sensationeller Triumph, und alsbald wurden die ›Bilder einer<br />
Ausstellung‹ zum Repertoire-Favoriten aller großen <strong>Orchester</strong> der Welt.<br />
Die Tagung geht mit renommierten Referenten den verschiedenen<br />
Aspekten der Klavier- und <strong>Orchester</strong>fassung nach und bietet zugleich<br />
die Möglichkeit, beide unmittelbar live zu erleben.<br />
Samstag, 25. Mai Karl Rahner Akademie <strong>Köln</strong><br />
14.30 – 16 Uhr, Bilder zum Hören:<br />
Realismus und Narrativität in Modest Mussorgskys »Bilder einer<br />
Ausstellung«<br />
Prof. Dr. Melanie Unseld Professorin für Kulturgeschichte der Musik,<br />
Universität Oldenburg<br />
16.30 – 18 Uhr, Vom Klavier auf das <strong>Orchester</strong>:<br />
Klänge, Farben, Formen – Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung<br />
Prof. Dr. Michael Stegemann Professor für Musikwissenschaft,<br />
Universität Dortmund<br />
18.30 – 19.15 Uhr, Konzert Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung«<br />
gespielt von Oliver Drechsel, Konzertpianist<br />
26./27./28. Mai 2013<br />
Maurice Ravels <strong>Orchester</strong>fassung von »Bilder einer Ausstellung«<br />
live im 10. Sinfoniekonzert des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s (siehe S. 24).<br />
Moderation: Lilly Fritz und Rainer Nellessen<br />
Teilnahmegebühr: 18 €/9 €. Information und Anmeldung bei<br />
Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4 – 8, 50676 <strong>Köln</strong><br />
(Nähe Museum Schnütgen), www.karl-rahner-akademie.de,<br />
info@karl-rahner-akademie.de, Tel. (0221) 801078-0
24<br />
vorschau<br />
kammerkonzert05<br />
Montag, 13. Mai 13, 20 Uhr<br />
Podium der <strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Konzerteinführung um 14 Uhr<br />
mit Peter Tonger<br />
Krzysztof Penderecki<br />
Sextett für Violine, Viola, Violoncello,<br />
Klarinette, Horn und Klavier<br />
Ernst von Dohnányi<br />
Sextett C-Dur op. 37 für Klavier,<br />
Klarinette, Horn und Streichtrio<br />
Robert Oberaigner Klarinette<br />
Egon Hellrung Horn<br />
Jana Andraschke Violine<br />
Antje Kaufmann Viola<br />
Daniel Raabe Violoncello<br />
James Maddox Klavier<br />
sinfoniekonzert10<br />
Sonntag, 26. Mai 13, 11 Uhr<br />
Montag, 27. Mai 13, 20 Uhr<br />
Dienstag, 28. Mai 13, 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Konzerteinführung<br />
mit Holger Noltze<br />
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr<br />
Anatol Ljadow<br />
»Kikimora« op. 63 –<br />
Legende für <strong>Orchester</strong><br />
Anatol Ljadow<br />
»Der verzauberte See« op. 62 –<br />
Legende für <strong>Orchester</strong><br />
Anatol Ljadow<br />
»Baba Yaga« op. 56<br />
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky<br />
Konzert für Klavier und <strong>Orchester</strong><br />
Nr. 3 Es-Dur op. 75<br />
Modest Mussorgsky/Maurice Ravel<br />
»Bilder einer Ausstellung«<br />
Lilya Zilberstein Klavier<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Dmitrij Kitajenko Dirigent
25<br />
sinfoniekonzert11<br />
Sonntag, 09. Jun 13, 11 Uhr<br />
Montag, 10. Jun 13, 20 Uhr<br />
Dienstag, 11. Jun 13, 20 Uhr<br />
<strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Konzerteinführung<br />
mit Peter Tonger<br />
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr<br />
Luigi Boccherini/Luciano Berio<br />
Quattro versioni originali della<br />
»Ritirata notturna di Madrid«<br />
di Luigi Boccherini für <strong>Orchester</strong><br />
Carl Nielsen<br />
Konzert für Flöte und <strong>Orchester</strong><br />
CNK 119<br />
Ottorino Respighi<br />
»Fontane di Roma« – Sinfonische<br />
Dichtung für <strong>Orchester</strong><br />
Ottorino Respighi<br />
»Pini di Roma« – Sinfonische Dichtung<br />
für <strong>Orchester</strong><br />
Emmanuel Pahud Flöte<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
Carlo Rizzi Dirigent<br />
kammerkonzert06<br />
Samstag, 15. Jun 13, 15 Uhr<br />
Podium der <strong>Köln</strong>er Philharmonie<br />
Konzerteinführung um 14 Uhr<br />
mit Peter Tonger<br />
Sergej Rachmaninow<br />
Trio élégiaque g-Moll für Violine,<br />
Violoncello und Klavier<br />
Louis Théodore Gouvy<br />
Quintett für Klavier und Streichquartett<br />
A-Dur op. 24<br />
Alfred Schnittke<br />
Quintett für Klavier und Streichquartett<br />
Judith Ruthenberg Violine<br />
Juta Õunapuu-Mocanita Violine<br />
Kathrin Körber Viola<br />
Katharina Apel-Hülshoff Violoncello<br />
Jakub Cizmarovic Klavier<br />
Karten erhalten Sie bei der <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>-Hotline: Tel. (0221) 280282,<br />
beim Kartenservice der Bühnen <strong>Köln</strong> in den Opernpassagen, im Internet unter:<br />
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
26<br />
Markus Stenz und das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong> danken Lufthansa<br />
und den Kuratoren der Concert-Gesellschaft <strong>Köln</strong> e.V. für ihr<br />
kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung:<br />
Ehrenmitglieder des Kuratoriums:<br />
Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong><br />
Dr. h.c. Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong> a.D.<br />
Kuratoren:<br />
Ebner Stolz Mönning Bachem Treuhand und Revision, Dr. Werner Holzmayer<br />
Excelsior Hotel Ernst AG Wilhelm Luxem<br />
Galeria Kaufhof GmbH Ulrich Köster<br />
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Heinz-Peter Clodius<br />
HANSA REVISION Schubert & Coll. GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs gesellschaft,<br />
Bernd Schubert<br />
Hefe van Haag GmbH & Co. KG Dr. Klaus van Haag<br />
ifp Institut für Personal- und Unternehmensberatung, Jörg Will<br />
Kirberg Catering Fine Food Jutta Kirberg<br />
<strong>Köln</strong>er Bank eG Bruno Hollweger<br />
<strong>Köln</strong>messe GmbH Gerald Böse<br />
Kreissparkasse <strong>Köln</strong> Alexander Wüerst<br />
Gerd Lützeler Wirtschaftsprüfer – Steuerberater<br />
R. & C. Müller Juweliere Heide und Ulrich Rochels<br />
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG Heinrich Becker<br />
ROLEX Deutschland GmbH Peter Streit<br />
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Wilhelm von Haller<br />
TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun<br />
UBS Deutschland AG Helmut Zils<br />
Daniel Finkernagel ist Autor, Moderator (z. B. WDR 3 »Mosaik«), Geschäftsführer der finkernagel & lück<br />
medien produktion, Regisseur von Dokumentationen, Features und Konzertübertragungen (u .a. Digital<br />
Concert Hall der Berliner Philharmoniker), Coach für Musiker und <strong>Orchester</strong> im Bereich Musikvermittlung<br />
und Rhetorik-Dozent an der Hochschule für Musik in Detmold.<br />
IMPRESSUM Herausgeber <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong>, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing<br />
Redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Daniel Finkernagel ist ein Originalbeitrag für<br />
dieses Heft Bildnachweis Titel: Jiri Hronik. S. 14: Robert Vano. S. 15: Mat Hennek. Gestaltung, Satz<br />
parole gesellschaft für kommunikation mbH Druck asmuth druck + crossmedia gmbh & co. kg, <strong>Köln</strong><br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.<br />
Euro 2,-
sinfoniekonzert09<br />
28./29./30. Apr 13<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Köln</strong><br />
James Gaffigan Dirigent<br />
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
vorbehalten. Kein Verleih!<br />
Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />
Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />
Anton Bruckner<br />
Sinfonie Nr. 2 c-Moll