Jahresbericht 2012 - Deutsche Wildtier Stiftung
Jahresbericht 2012 - Deutsche Wildtier Stiftung
Jahresbericht 2012 - Deutsche Wildtier Stiftung
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
Die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>
2<br />
3<br />
Grußwort<br />
Das Jahr <strong>2012</strong> hat zweierlei gezeigt: Weltweit ist die biologische<br />
Vielfalt weiterhin gefährdet. Global wachsen aber auch<br />
Wille und Bereitschaft der Staaten dieser Welt, die Erhaltung<br />
der biologischen Vielfalt voranzubringen. Viele Konferenzen<br />
und Initiativen auf internationaler, europäischer und nationaler<br />
Ebene haben das deutlich gemacht.<br />
Auch wenn Deutschland im Vergleich zu tropischen Ländern<br />
naturgemäß über eine viel geringere biologische Vielfalt verfügt,<br />
gibt es doch bei uns viele Arten und Lebensräume, die<br />
etwas ganz Besonderes sind, die unsere Heimat prägen oder<br />
die es nur hier und nirgendwo sonst auf der Welt gibt und für<br />
die wir eine hohe Verantwortung tragen. Das Verschwinden<br />
von Populationen wildlebender Pflanzen und Tiere und das<br />
Aussterben von Arten sind ein stiller Prozess. Daher ist es von<br />
herausragender Bedeutung, dass es Menschen, Verbände und<br />
<strong>Stiftung</strong>en in unserem Lande gibt, welche sich für den Schutz<br />
unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt einsetzen und diesem<br />
Thema eine hörbare Stimme geben.<br />
Ein Osterfest ohne Feldhasen – kaum vorstellbar! Aber bei ungefähr<br />
4 Millionen Feldhasen in Deutschland (Hochrechnungen<br />
2011) ist die Wahrscheinlichkeit, einen zu sehen, gar nicht so<br />
hoch. Ein Frühsommer ohne Lerchengesang – undenkbar! Und<br />
doch haben wissenschaftliche Zählungen ergeben, dass seit 1980<br />
in Deutschland rund eine Million Feldlerchen verstummt sind.<br />
Und dass ehemals so häufige Arten wie der Spatz, unser Haussperling,<br />
gar nicht mehr so häufig sind – einfach nur traurig!<br />
Unsere heimische Natur braucht Menschen, die auf die Probleme<br />
aufmerksam machen und die sich für die Erhaltung der<br />
Natur einsetzen. Es freut mich, dass hierunter auch die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> einer der engagierten Motoren ist und<br />
dazu beiträgt, besonders gefährdete <strong>Wildtier</strong>e in Deutschland<br />
zu schützen und Menschen für die Erhaltenswürdigkeit, Schönheit<br />
und Einzigartigkeit der heimischen Tiere zu begeistern.<br />
Tun, führt eine Vielzahl von Projekten durch und leistet durch ihr<br />
anerkennenswertes Engagement einen wirklich hilfreichen Beitrag<br />
zum Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.<br />
Eine besondere Herausforderung stellt das Zusammenleben<br />
der Menschen mit wilden Tieren dar, vor allem den größeren<br />
Arten. Zeitungen berichten über Wildschweine in Gärten und<br />
Parks. Füchse werden mitten in Berlin beobachtet, auch invasive<br />
Arten wie der Waschbär breiten sich in unseren Städten<br />
aus. Die Wölfe wandern wieder nach Deutschland ein, auch<br />
Elche kommen im Nordosten Deutschlands wieder vor.<br />
Die Reaktionen der Menschen darauf sind unterschiedlich,<br />
die einen sind fasziniert, andere sind verunsichert. Hier<br />
kommt es darauf an, die Sorgen ernst zu nehmen, die Menschen<br />
für den Schutz von wildlebenden Arten zu gewinnen<br />
und dafür zu werben, auch mit den großen zurückkehrenden<br />
Tierarten in Deutschland zusammenzuleben. Durch<br />
die Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Stiftung</strong> wird der Artenschutz<br />
akzentuiert und erhält einen angemessenen Stellenwert.<br />
In diesem Sinne danke ich der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
und wünsche ihr weiterhin viel Erfolg und Ausdauer für ihre<br />
lobenswerte und bedeutsame Arbeit.<br />
Viele Menschen würden der Natur gerne helfen, wissen aber<br />
nicht, wie. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> informiert hier kompetent,<br />
weckt Sympathie für die gefährdeten Arten, gibt interessierten<br />
Bürgerinnen und Bürgern konkrete Anregungen für eigenes<br />
Peter Altmaier<br />
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
Buntspecht (Dendrocopos major)
4<br />
5<br />
Inhalt<br />
3 Grußwort<br />
Peter Altmaier<br />
Bundesminister für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
6 Vorwort<br />
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt<br />
Vorstand <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
8 Rotwild<br />
11 <strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen<br />
16 Nationales Naturerbe<br />
18 Schreiadler<br />
20 Trauerseeschwalbe<br />
22 Feldhamster<br />
24 Zukunft gestalten<br />
25 Nachrichten<br />
26 Spatz<br />
27 Vorstandswechsel<br />
28 <strong>Wildtier</strong>land – Der Online-Shop<br />
29 Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen<br />
30 Daten und Fakten<br />
Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)<br />
36 Gremien, Mitarbeiter, Partner
6<br />
Vorwort<br />
7<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
es ist ein stiller Abschied, der von<br />
den meisten Menschen in unserem<br />
Land unbemerkt bleibt: der<br />
Rückgang heimischer <strong>Wildtier</strong>e!<br />
Nüchterne Zahlen zeigen den Artenschwund<br />
in Deutschland. Der<br />
Bestand des Feldsperlings ist auf<br />
zwei Drittel reduziert, der des Kiebitzes<br />
auf ein Drittel und der des<br />
Rebhuhns auf 10 Prozent! Um den Schutz unserer heimischen<br />
<strong>Wildtier</strong>e ist es schlecht bestellt. Die „Täter“, die unseren<br />
<strong>Wildtier</strong>en zum Verhängnis werden, verstecken sich hinter Begriffen<br />
wie Agrar- und Klimapolitik, Energiewende, Grünlandverlust<br />
und Ausdehnung des Maisanbaus. Die Energiewende<br />
nimmt unsere heimischen <strong>Wildtier</strong>e gehörig in die Zange.<br />
Ein Beispiel: Wegen des Biogas-Booms werden mittlerweile<br />
2,6 Millionen Hektar Mais allein in Deutschland angebaut<br />
– das sind gut 20 Prozent der Ackerfläche. Jährlich kamen<br />
200.000 Hektar hinzu. Mit dem Mais-Boom verschwinden<br />
Feldlerche, Wiesenweihe und viele andere Wiesenbrüter,<br />
aber auch Wildbienen, weil ihnen die monotonen Äcker die<br />
Lebensräume entzogen haben.<br />
Ich habe als ehemaliger Manager eines Windkraftunternehmens<br />
und eines Energieversorgers immer darauf geachtet,<br />
dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht zu Lasten<br />
der Natur geht. Die Energiewende dringt nun aber selbst<br />
in unsere Wälder ein. In Baden-Württemberg, Rheinland-<br />
Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg ist es erlaubt,<br />
Windkraftwerke sogar im Wald zu bauen. Wir finden schon<br />
heute Jahr für Jahr allein 200.000 tote Fledermäuse unter<br />
Windkraftanlagen. Das ist nicht akzeptabel.<br />
In der aktuellen Klimadebatte wird der Natur- und Artenschutz<br />
weitgehend ausgeblendet – und die <strong>Wildtier</strong>e bleiben auf der<br />
Strecke! Der Bundesumweltminister kann uns an seiner Seite<br />
wissen, wenn es darum geht, dass politische Prioritäten für die<br />
Energiewende nicht zu Lasten des Naturschutzes gehen.<br />
Naturschutzverbände dürfen keine faulen Kompromisse<br />
zu Lasten der <strong>Wildtier</strong>e eingehen. <strong>Wildtier</strong>e brauchen eine<br />
Stimme und eine Lobby! Das ist die wichtigste Aufgabe der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>. Dafür bitten wir Sie um Ihre Hilfe.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> kann die Brutgebiete des<br />
hochbedrohten Schreiadlers nur dann schützen, wenn Menschen<br />
Patenschaften für dieses Projekt und für Schutzgebiete<br />
aus dem Nationalen Naturerbe übernehmen. Der extrem selten<br />
gewordene Feldhamster braucht Paten, damit die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> Getreidestreifen finanzieren kann, wo<br />
der kleine Nager Schutz vor Feinden findet und seinen Wintervorrat<br />
an Körnern sammeln kann, um nicht zu verhungern.<br />
Auf ihrem Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
beweist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>, dass auf knapp<br />
2.000 Hektar Wald- und Agrarfläche nicht nur wildtierfreundlich,<br />
sondern auch rentabel gewirtschaftet werden kann.<br />
Alternativen zu den monotonen Maiswüsten sind möglich!<br />
Davon profitiert am Ende auch der Mensch. Denn ein Lebensumfeld<br />
ohne Natur und <strong>Wildtier</strong>e macht das Leben ärmer.<br />
Wir können aber auch durch unsere Gourmet Manufaktur<br />
zeigen, dass die hochwertigen Fleischprodukte, die dort auf<br />
heimischer Fläche erzeugt werden, besonders schmackhaft<br />
sind und immer mehr Interesse finden.<br />
Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen in und Ihre Aufmerksamkeit<br />
für unsere Aktivitäten im vergangenen Jahr.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> will die Stimme der Natur<br />
und der <strong>Wildtier</strong>e in Deutschland hörbar verstärken. Dafür<br />
bitte ich Sie herzlich auch in Zukunft um Ihre Unterstützung.<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt<br />
Vorstand <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Feldhase (Lepus europaeus)
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Rotwild<br />
9 10<br />
Rotwild in Deutschland<br />
Haben Sie schon einmal die Brunft des Rotwildes erlebt? Den<br />
Sprengruf der Hirsche gehört oder seinen süßlichen Brunftgeruch<br />
gerochen? Oder haben Sie im Hochsommer einem Rudel<br />
Hirschkühe bei der Nahrungsaufnahme oder beim Wiederkäuen<br />
und den Kälbern beim Spielen zugesehen? Wenn Sie<br />
zu den wenigen Menschen in Deutschland gehören, die schon<br />
einmal Rotwild in freier Wildbahn beobachten konnten, dann<br />
wissen Sie, warum sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> für den<br />
Rothirsch in Deutschland einsetzt. Denn der Rothirsch ist nicht<br />
nur unser größtes Säugetier, sondern gehört auch zu unseren<br />
faszinierendsten Wildarten.<br />
Mit einem geschätzten Bestand von 200.000 Tieren ist der<br />
Rothirsch in Deutschland nicht in seinem Bestand bedroht.<br />
Allerdings darf er bei uns nur sehr selten artgerecht leben.<br />
Weil Rotwild in den Wäldern die Rinde von den Bäumen<br />
schält und junge Triebe verbeißt, sehen manche Förster,<br />
Grundeigentümer und sogar Naturschützer in ihm nur einen<br />
Waldvernichter. Seit fast 300 Jahren steht Cervus elaphus daher<br />
zwischen den Fronten. Rotwild wird in den meisten Bundesländern<br />
nur in sogenannten Rotwildbezirken geduldet.<br />
Außerhalb dieser Gebiete muss jedes Tier erlegt werden.<br />
Deshalb ist es so wichtig, dass sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> für einen artgerechteren Umgang mit dem Rothirsch<br />
in Deutschland einsetzt.<br />
Hegegemeinschaften in Deutschland<br />
Statistisch gesehen kommen in Deutschland auf jeden<br />
Hirsch und auf jedes weibliche Tier jeweils mehr als 400 Einwohner,<br />
die den Lebensraum des Rotwildes auf ganz unterschiedliche<br />
Weise nutzen. Unvermeidbar kommt es deshalb<br />
zu Konflikten. Aus Sicht der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> sind<br />
die sogenannten Hegegemeinschaften das geeignete Gremium,<br />
um den notwendigen Ausgleich zwischen den oft gegensätzlichen<br />
Ansprüchen des Rotwildes und den Interessen des<br />
Menschen herbeizuführen.<br />
Derzeit organisieren Hegegemeinschaften aber lediglich die<br />
Bejagung des Rotwildes. Aus diesem Grund hat die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> im Sommer <strong>2012</strong> eine Studie zu den Hegegemeinschaften<br />
in Auftrag gegeben, die im Oktober <strong>2012</strong> in Form<br />
der Broschüre „Hegegemeinschaften in Deutschland“ veröffentlicht<br />
wurde. Die Broschüre erzählt die Geschichte der Hegegemeinschaften<br />
und fasst den derzeitigen rechtlichen Rahmen<br />
des Bundes und der Länder zu diesem Thema zusammen. Außerdem<br />
gibt sie einen Überblick über die Positionen verschiedener<br />
Akteure zum Thema Hegegemeinschaften.<br />
Die Broschüre will einen Beitrag dazu leisten, die Hegegemeinschaften<br />
von heute für die Herausforderungen von morgen<br />
zu wappnen. Dabei wird es um die Zusammensetzung<br />
von Hegegemeinschaften gehen, um ihre Kompetenzen und<br />
ihr Selbstverständnis. Unter www.Rothirsch.org steht Ihnen<br />
die Broschüre „Hegegemeinschaften in Deutschland“ zum<br />
Download zur Verfügung.<br />
6. Rotwildsymposium<br />
„Der Hirsch und der Mensch“<br />
Um das Thema Hegegemeinschaften drehte sich auch das 6.<br />
Rotwildsymposium, das die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> vom<br />
18. bis 20. Oktober <strong>2012</strong> auf Schloss Wackerbarth bei Dresden<br />
veranstaltet hat.<br />
„Der Umgang mit <strong>Wildtier</strong>en ist vergleichsweise einfach –<br />
schwierig ist der Umgang mit den beteiligten Menschen.“<br />
Aldo Leopold (1887 bis 1948)<br />
Mit diesem Zitat des US-amerikanischen Wildbiologen eröffnete<br />
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt das 6. Rotwildsymposium. Die<br />
Referenten aus Politik, Praxis und Wissenschaft schilderten<br />
in Wackerbarth die unterschiedlichen Aufgaben und Organisationsstrukturen<br />
der Hegegemeinschaften in den Ländern<br />
und formulierten ihre Anforderungen an die Zukunft. Einigkeit<br />
herrschte unter den 170 Teilnehmern, dass sich Hegegemeinschaften<br />
von reinen Abschussgemeinschaften zu<br />
professionellen <strong>Wildtier</strong>schutz- und -nutzgemeinschaften<br />
entwickeln müssen. Dazu sollten neben den Jagdausübungsberechtigten<br />
auch Vertreter der Grundeigentümer Mitglied<br />
sein. Die Hegegemeinschaft der Zukunft muss Konzepte<br />
zur Verbesserung des Lebensraumes erarbeiten, die Regulierung<br />
und Nutzung der Wildbestände unterstützen und<br />
ihre Mitglieder regelmäßig weiterbilden. Das Abschlussdokument<br />
des 6. Rotwildsymposiums und Empfehlungen zur<br />
Weiterentwicklung der Hegegemeinschaften wurden auf<br />
der Internetseite www.Rothirsch.org veröffentlicht. Der<br />
Tagungsband erscheint im Frühjahr 2013. Die Veranstaltung<br />
wurde vom Freistaat Sachsen aus Mitteln der Jagdabgabe<br />
und vom Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und<br />
der Jagd (CIC) gefördert.<br />
Wanderausstellung „Rotwild in Deutschland<br />
und Mecklenburg-Vorpommern“<br />
Information ist wichtig und notwendig, um sinnvolle Veränderungen<br />
möglich zu machen. Hätten Sie gewusst, dass<br />
ältere Rothirsche im April „oben ohne“ sind, während die<br />
meisten jungen Hirsche noch immer ihr vorjähriges Geweih<br />
tragen? Wenn „ja“, dann gehören Sie bereits zu den<br />
aufgeklärten Menschen in Sachen Rotwild. Denn: Nach<br />
einer forsa-Studie im Auftrag der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
glauben 62 % aller Kinder und Jugendlichen im Alter<br />
von 7 bis 13 Jahren, dass das Reh die „Frau“ vom Hirsch<br />
sei. <strong>2012</strong> hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> daher mit Förderung<br />
durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt<br />
und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Wanderausstellung „Rotwild in Deutschland und<br />
Mecklenburg-Vorpommern“ erarbeitet und bietet damit<br />
eine neue Informationsplattform rund um das Rotwild an.<br />
Die Wanderausstellung soll Familien und Naturfreunde wie<br />
Fachleute gleichermaßen ansprechen. Sie enthält Fakten<br />
über Biologie, Verhalten und Verbreitung des Rotwildes, aber<br />
auch Empfehlungen, wie Konflikte zwischen Landnutzern<br />
und Rotwild vermieden werden können. Die Themen der<br />
insgesamt elf Ausstellungswände können durch das flexible<br />
Ausstellungssystem als Wanderausstellung oder zur thematischen<br />
Unterstützung bei Vorträgen und Veranstaltungen<br />
zum Thema Rotwild deutschlandweit präsentiert werden.<br />
Ausstellungsorte der Wanderausstellung „Rotwild in<br />
Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern“ sind Naturschutzeinrichtungen,<br />
Hochschulen, aber auch Foyers von<br />
Sparkassen, Rathäusern oder Museen.<br />
Rothirsch (Cervus elaphus)
11<br />
<strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen<br />
12 13<br />
Modell für ein „Wirtschaften mit der Natur“<br />
<strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen liegt im Südosten von Mecklenburg-Vorpommern<br />
zwischen Neubrandenburg und Pasewalk.<br />
Auf knapp 2.000 Hektar verknüpft die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
in Klepelshagen den Schutz der Natur und ihrer Tierwelt<br />
mit der Naturnutzung durch Land- und Forstwirtschaft sowie<br />
der Jagd. Ergänzt wird das Engagement der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> durch die Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen,<br />
die die Rinder und Schweine aus dem Gutsbetrieb vor Ort<br />
schlachtet und wie auch das Wild verarbeitet und vermarktet.<br />
<strong>2012</strong> war für Klepelshagen ein Jahr des Umbruches. Vor dem<br />
Hintergrund sinkender Kapitalerträge und einer unzureichenden<br />
Auslastung der Angebote im Naturtourismus und in<br />
der Naturbildung wurden diese Arbeitsbereiche wie auch die<br />
Forschungsaufgaben abgebaut.<br />
Im Mittelpunkt des Engagements der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> stehen jetzt der Gutsbetrieb und die Gourmet Manufaktur<br />
Gut Klepelshagen. Das Gut stellt sich der Herausforderung,<br />
in einer genutzten Kulturlandschaft rentabel<br />
zu wirtschaften und gleichzeitig <strong>Wildtier</strong>en und -pflanzen<br />
Lebensräume zu bieten. In der Gourmet Manufaktur werden<br />
die Erzeugnisse des Gutsbetriebes zu hochwertigen<br />
Lebensmitteln weiterverarbeitet.<br />
Die Rinder- und Schweinehaltung sowie der Ackerbau werden in<br />
Klepelshagen nach den Kriterien von Bioland betrieben, Deutschlands<br />
größtem ökologischen Anbauverband. Die Vorgaben des<br />
ökologischen Landbaus werden streng kontrolliert und freiwillig<br />
durch weitere Auflagen des <strong>Wildtier</strong>schutzes wie z. B. einen<br />
späten Mahdtermin auf dem Grünland ergänzt. So ist <strong>Wildtier</strong>land<br />
Gut Klepelshagen beides: Lebensraum für <strong>Wildtier</strong>e und<br />
Produktionsraum für hochwertige Lebens- und Futtermittel.<br />
Damit will die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> ein Modell für<br />
ein Wirtschaften mit der Natur schaffen. Deshalb suchen<br />
wir den Dialog mit anderen Land- und Forstwirten sowie Jägern,<br />
die bei einem Besuch Impulse für ihr eigenes Handeln<br />
mitnehmen können.<br />
Gut Klepelshagen<br />
Auf Gut Klepelshagen sind ganzjährig sieben Mitarbeiter beschäftigt,<br />
die noch durch Saisonarbeitskräfte ergänzt werden.<br />
Zwei Mitarbeiter sind in leitender Funktion für den Betrieb<br />
verantwortlich: Peter Stuckert leitet die Landwirtschaft mit<br />
Ackerbau, Rinder- und Schweinehaltung. Christian Vorreyer<br />
kümmert sich um Wald und Jagd sowie unsere Gebäude und<br />
Liegenschaften. Unter ihrer Regie hat das Gut Klepelshagen<br />
sein finanzielles Planziel in <strong>2012</strong> erreicht.<br />
Peter Stuckert, Jahrgang<br />
1958, stammt aus Niedersachsen.<br />
Nach landwirtschaftlicher<br />
Lehre und<br />
Studium arbeitete er als<br />
Betriebsleiter auf Gutsbetrieben<br />
in Hessen, bevor<br />
er an das Versuchsgut für<br />
ökologischen Landbau<br />
der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
in Trenthorst (Schleswig-<br />
Holstein) wechselte. Vor<br />
seinem Start auf Gut<br />
Klepelshagen im Sommer<br />
2011 baute er den größten<br />
Bioland-Milchziegenbetrieb Deutschlands in Schleswig-Holstein<br />
auf. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und zwei<br />
Hütehunden lebt er in Klepelshagen.<br />
Herr Stuckert, sind Sie ein überzeugter Öko-Bauer?<br />
Ja, bin ich, aus vollem Herzen! Ich bin überzeugt davon, dass<br />
wir rücksichtsvoller mit der Natur und ihren Ressourcen umgehen<br />
müssen. Der ökologische Landbau tut das. Er geht behutsamer<br />
mit dem Boden um und schont Oberflächen- und<br />
Grundwasser. Er arbeitet mit ausgedehnten Fruchtfolgen,<br />
was zu einer größeren Vielfalt auf unseren Feldern führt. Und<br />
er baut Zwischenfrüchte und Kleegras an, um Stickstoff zu<br />
binden. Gerade diese Flächen bieten auch hervorragende Lebensräume<br />
für <strong>Wildtier</strong>e. Es ist ein Wirtschaften mit der und<br />
nicht gegen die Natur, das wir praktizieren.<br />
Was war <strong>2012</strong> der größte Erfolg im<br />
landwirtschaftlichen Betriebsteil von Gut Klepelshagen?<br />
Die Landwirtschaft steht in Klepelshagen auf zwei Beinen:<br />
Ackerbau und Rinderhaltung. Auf unseren Weiden grasen<br />
rund 125 Mutterkühe und es ist uns <strong>2012</strong> gelungen, die<br />
Sterblichkeit bei den Kälbern auf einen historischen Tiefstand<br />
zu senken. Die Rentabilität in der Mutterkuhhaltung<br />
hängt entscheidend davon ab, dass jede Kuh pro Jahr ein<br />
Kalb bekommt. Zwillingsgeburten kommen auch vor und<br />
darüber freuen wir uns dann natürlich besonders. Wir haben<br />
<strong>2012</strong> die abkalbenden Kühe viel intensiver betreut als<br />
in den Vorjahren und wir haben sofort gehandelt, wenn wir<br />
den Eindruck hatten, dass ein Kalb Schwierigkeiten hat bei<br />
seinem Start ins Leben. Die intensive Betreuung ist jedoch<br />
auf unseren großen Weideflächen nicht einfach. Darüber hinaus<br />
haben besonders Mutterkühe einen sehr ausgeprägten<br />
Mutterinstinkt und lassen Menschen nicht so einfach an ihr<br />
Kalb. Diese Probleme haben wir lösen können – und hatten<br />
dadurch eine besonders erfolgreiche Abkalbesaison.<br />
Wo wird in der Landwirtschaft in Klepelshagen<br />
besondere Rücksicht auf <strong>Wildtier</strong>e genommen?<br />
Wir versuchen die Ansprüche von kleinen und großen<br />
<strong>Wildtier</strong>en an verschiedenen Stellen bei der Nutzung unserer<br />
Acker- und Grünlandflächen zu berücksichtigen. Natürlich<br />
müssen wir dabei auch mal Kompromisse machen,<br />
denn wir sind ein Wirtschaftsbetrieb und viele Maßnahmen,<br />
die gut für die Tierwelt sind, erhöhen unsere Kosten.<br />
Kompromisslos sind wir bei der Mahd: Wir mähen unsere<br />
Wiesen erst nach dem 1. Juli. Damit haben am Boden<br />
brütende Vögel, Junghasen und Rehkitze die Chance, ihre<br />
ersten Lebenswochen ungefährdet zu verbringen. Andere<br />
Landwirte mähen bereits im Mai und richten damit ein<br />
furchtbares Gemetzel in der Tierwelt an. Anfang Juli dagegen<br />
sind auch die Jungtiere meist groß genug, um vor dem<br />
Mähwerk zu fliehen. Darüber hinaus mähen wir nicht flach<br />
am Boden, um u. a. auch Amphibien zu schonen, wir beginnen<br />
immer zunächst in der Mitte einer Fläche zu mähen,<br />
um so den Tieren die Flucht nach außen zu erleichtern, und<br />
wir mähen nie bei Dunkelheit.
14<br />
15<br />
Und warum ist es für andere landwirtschaftliche Betriebe<br />
so schwer, später im Jahr ihr Heu oder ihre Silage zu mähen?<br />
Bei einer späten Mahd wird weniger Futter pro Hektar geerntet<br />
und die Futterqualität ist bei einer Mahd im Juli schlechter<br />
als im Mai oder Juni. Wir können mit dem Futter leben, da<br />
wir keine Hochleistungstiere haben wie z. B. Milchkühe, die<br />
viele tausend Liter Milch im Jahr geben sollen. Aber auch ich<br />
muss darauf achten, dass nicht die Mutterkühe, sondern die<br />
Masttiere über den Winter das qualitativ bessere Futter bekommen.<br />
Die späte Mahd ist daher mit vielen ökonomischen<br />
Nachteilen verbunden, aber dafür profitieren Vogelwelt, Rehkitze<br />
und Junghasen. Landwirte, die einen späten Mahdtermin<br />
auf ihren Wiesen umsetzen, leisten daher einen großen<br />
Beitrag für den Artenschutz. Das müsste viel stärker als bisher<br />
über Vertragsnaturschutzprogramme von der Agrarpolitik<br />
honoriert werden.<br />
Wie waren die Erträge im Ackerbau?<br />
Wir bauen auf unseren Ackerflächen vorwiegend Getreide an<br />
wie Weizen, Triticale und Gerste. Und das sowohl als Winterwie<br />
auch als Sommergetreide. Mit unseren Erträgen sind wir<br />
noch nicht zufrieden. Das hängt zum einen mit dem hohen<br />
Unkrautdruck zusammen und zum anderen mit der noch<br />
ungenügenden Bodenfruchtbarkeit. Viele unserer Ackerflächen<br />
haben wir erst vor kurzem übernommen. Sie wurden<br />
vorher lange konventionell bewirtschaftet. Das Ergebnis sind<br />
starke Bodenverdichtungen, kaum Bodenleben und geringer<br />
Humusanteil. Der ökologische Landbau hängt von einem<br />
gesunden Boden ab, denn wir können eine schlechte Bodenfruchtbarkeit<br />
nicht mit mineralischen Düngemitteln kompensieren.<br />
Deshalb müssen wir durch tiefes Lockern der Böden,<br />
den Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten und vor<br />
allem den Einsatz von Stallmist die Böden sanieren. Der dafür<br />
notwendige Prozess wird Jahre dauern!<br />
Haben Öko-Landwirte andere Maschinen und<br />
Geräte als konventionell wirtschaftende Landwirte?<br />
Da gibt es einige Unterschiede. Aber ökologische Landwirtschaft<br />
bedeutet nicht den Verzicht auf moderne Technik!<br />
Wir arbeiten wie andere Großbetriebe auch mit Treckern,<br />
die bis zu 330 PS haben, und mit Geräten mit möglichst hoher<br />
Arbeitsbreite. Wie die konventionell arbeitenden Landwirte<br />
auch brauchen wir Schlagkraft, um möglichst schnell<br />
unsere Flächen zu bearbeiten. Dafür haben wir auch in <strong>2012</strong><br />
wieder viel investiert.<br />
In Klepelshagen werden Rinder und Schweine nicht nur<br />
erzeugt, sondern auch geschlachtet. Essen Sie die Tiere,<br />
die Sie selbst aufgezogen haben?<br />
Natürlich. Ich esse gern Fleisch, aber immer mit Bedacht. Und<br />
es ist beruhigend, wenn man um die Herkunft des Fleisches<br />
weiß. Es ist eine besondere Qualität unserer Tierhaltung,<br />
dass die Tiere fast das ganze Jahr im Freien sind, nur das fressen,<br />
was wir hier auf dem Hof selbst produzieren, und am<br />
Ende hier auch geschlachtet werden. Gerade Tiertransporte<br />
zu den Schlachthöfen stellen einen enormen Stress für die<br />
Tiere dar, was sich auch auf die Fleischqualität auswirkt. Ich<br />
bin glücklich darüber, dass den Tieren, die unter meiner Regie<br />
hier in Klepelshagen aufwachsen, das erspart bleibt. Das<br />
Fleisch und die Wurstprodukte, die hier in unserer Gourmet<br />
Manufaktur Gut Klepelshagen hergestellt werden, kann ich<br />
jedem empfehlen. Denn ich weiß hier genau, was ich esse!<br />
Christian Vorreyer wurde<br />
1970 in Niedersachsen geboren.<br />
Geprägt durch sein<br />
Elternhaus studierte er nach<br />
seiner Bundeswehrzeit Forstwissenschaften<br />
in Göttingen.<br />
Nach seinem Referendariat<br />
in Sachsen-Anhalt und einer<br />
selbstständigen Tätigkeit<br />
als Forstsachverständiger<br />
begann er 2000 in Klepelshagen<br />
seine Tätigkeit für die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Er lebt mit seiner Frau und<br />
seinen drei Söhnen in Strasburg<br />
(Uckermark).<br />
Herr Vorreyer, was reizt Sie an Ihrer Arbeit<br />
in <strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen besonders?<br />
Ich bin dafür verantwortlich, unsere rund 850 Hektar Buchenwald<br />
so zu bewirtschaften, dass der Wald und seine Moore<br />
und Sölle Lebensräume für unsere <strong>Wildtier</strong>e bleiben. Ob<br />
Kranich, Schwarzspecht und Seeadler oder Baummarder<br />
und Rothirsch: Naturnah bewirtschaftete Wälder sind unverzichtbare<br />
Lebensräume. Auf der anderen Seite müssen wir<br />
mit dem Wald natürlich auch Geld verdienen. Wir verfolgen<br />
in <strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen kein Konzept einer unberührten<br />
Wildnis, sondern integrieren den Arten- und Naturschutz<br />
in unsere Bewirtschaftung.<br />
Und was ist für Sie im Wald die größte Herausforderung?<br />
Das ist das Spannungsfeld zwischen Rotwild und Forstwirtschaft.<br />
Wir wollen in Klepelshagen zeigen, dass Forstwirtschaft<br />
auch mit Rotwild und ohne ein Einzäunen von jungen<br />
Bäumen gut funktionieren kann. Zentraler Schlüssel dafür<br />
sind unsere Wildruhezone im Offenland und attraktive Nahrungsangebote<br />
außerhalb des Waldes. Alles, was die Tiere<br />
nicht im Wald fressen, hilft der Waldvegetation. Zusätzlich<br />
müssen wir Rotwild und Forstwirtschaft in einem ausgewogenen<br />
Verhältnis halten und deshalb auf einen an den Lebensraum<br />
angepassten Wildbestand achten. Wir haben in<br />
<strong>2012</strong> den Abschussplan beim Rotwild auf 30 Stück erhöht.<br />
Wer bestimmt, wie viele Tiere gejagt werden?<br />
<strong>Wildtier</strong>land ist eine vom Menschen genutzte Kulturlandschaft<br />
und Teil eines großen Landschaftsraumes, in dem sich<br />
das Wild bewegt. <strong>2012</strong> haben wir neben den 30 Stück Rotwild<br />
100 Stück Rehwild und 130 Stück Schwarzwild erlegt.<br />
Der Abschussplan für Klepelshagen wird gemeinsam mit der<br />
zuständigen Hegegemeinschaft, die insgesamt für 35.000<br />
Hektar Verantwortung trägt, aufgestellt und mit der Unteren<br />
Jagdbehörde abgestimmt. Gut funktionierende Hegegemeinschaften<br />
sind für eine effiziente Jagd und das Wohl unseres<br />
Wildes unverzichtbar – deshalb engagieren wir uns in der Hegegemeinschaft<br />
und arbeiten gemeinsam mit unseren Nachbarn<br />
an konstruktiven Lösungen im Spannungsfeld von Wild,<br />
Land- und Forstwirtschaft.<br />
Wird in <strong>Wildtier</strong>land anders gejagt als außerhalb?<br />
Wir setzen in <strong>Wildtier</strong>land die jagdpolitischen Forderungen<br />
und Positionen der <strong>Stiftung</strong> konsequent um. So haben wir eine<br />
große Wildruhezone eingerichtet, in der nicht gejagt wird. Wir<br />
halten es für richtig, <strong>Wildtier</strong>en Räume zu geben, in denen sie<br />
sich sicher fühlen. Zusätzlich haben wir die Jagdzeit beim Rotwild<br />
verkürzt und wir jagen Rotwild nie zur Nachtzeit.<br />
<strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen steht auch für das Erleben<br />
von <strong>Wildtier</strong>en. Was war <strong>2012</strong> ein besonderer Höhepunkt?<br />
Zweifellos ist die Brunft beim Rotwild wohl eines der beeindruckendsten<br />
Spektakel in der Natur. Wir hatten <strong>2012</strong> sogar<br />
an zwei Plätzen in unserer großen Jagdruhezone sehr aktives<br />
Brunftgeschehen. Knapp 1.000 Besucher kamen im September<br />
nach Klepelshagen, um im Rahmen der „Hirschtage“ die Brunft<br />
des Rotwildes in freier Wildbahn zu genießen.<br />
Und wie lief das Jahr <strong>2012</strong> in waldbaulicher Hinsicht?<br />
In Klepelshagen haben wir einen stark von der Buche dominierten<br />
Wald. Wegen der stark gefallenen Preise für die<br />
Buche haben wir weniger Bäume als im Vorjahr gefällt. Das<br />
kommt unserer Philosophie ohnehin sehr entgegen, denn<br />
wir gehen mit unserem Baumbestand sehr behutsam um<br />
und achten darauf, einen möglichst hohen Anteil alter Bäume<br />
zu erhalten. Was aus ökonomischer Sicht gut lief, war<br />
der Verkauf von Brennholz. Hier merken wir Forstwirte, dass<br />
immer mehr Menschen auf Holz als Brennstoff umsteigen.
16<br />
17<br />
Nationales Naturerbe<br />
Wildnis in Deutschland<br />
Wälder, Moore, feuchte Wiesen und trockene Heiden gehören<br />
zum Nationalen Naturerbe in Deutschland. Im Rahmen<br />
des Nationalen Naturerbes übertrug die Bundesrepublik<br />
Deutschland in den vergangenen Jahren bislang rund<br />
100.000 Hektar Fläche an Naturschutzinstitutionen.<br />
Diese Flächen, die jetzt vorrangig zu Wildnisgebieten entwickelt<br />
werden sollen, sind zum einen ehemalige Truppenübungsplätze<br />
und zum anderen Flächen der Bodenverwertungs-<br />
und -verwaltungsgesellschaft (BVVG). Den<br />
Löwenanteil übernahm die <strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU). Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> bekam den<br />
Zuschlag für knapp 1.200 Hektar, die an acht Standorten,<br />
vornehmlich in Mecklenburg-Vorpommern, liegen. Durch<br />
die räumliche Nähe zu Klepelshagen können die Flächen des<br />
Nationalen Naturerbes der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> von<br />
dort aus betreut werden.<br />
Das wollen wir erreichen.<br />
Rund 80 % der Flächen sind Waldgebiete, 20 % Offenlandflächen,<br />
meist Grünlandbereiche, die als Lebensraum für<br />
Wiesenbrüter und Amphibien sowie als Nahrungshabitat für<br />
Weißstorch und Greifvögel von großer Bedeutung sind. Während<br />
bei den Waldflächen eine forstwirtschaftliche Nutzung<br />
möglichst unterbleiben soll und natürliche Prozesse Vorrang<br />
haben, wird es bei den Offenlandflächen darum gehen, sie<br />
durch naturnahe und ökologische Bewirtschaftung zu pflegen.<br />
Leider bilden die Flächen keine arrondierten, also zusammenhängenden<br />
Komplexe, sondern sind überwiegend zersplittert.<br />
Das macht eine Wildnisentwicklung sehr schwer umsetzbar.<br />
Daher bestand in <strong>2012</strong> eine der maßgeblichen Aufgaben darin,<br />
benachbarte Grundstückseigentümer und Bewirtschafter<br />
zu identifizieren und Optionen für Flächentäusche zu besprechen.<br />
Darüber hinaus wurde ein Teil der Flächen naturschutzfachlich<br />
bewertet. Dies bildet die Grundlage für die nun folgende<br />
Entwicklung von Leitbildern für die einzelnen Flächen.<br />
In der Übernahme der Flächen des Nationalen Naturerbes<br />
sieht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> eine besondere Chance,<br />
einen Beitrag für den Arten- und Naturschutz in Nordostdeutschland<br />
zu leisten. Die ersten Besuche auf den Flächen<br />
zeigten: Hier haben wir die Verantwortung für Kleinode<br />
übernehmen können, denn wir haben auf den Flächen seltene<br />
<strong>Wildtier</strong>e nachgewiesen, die in ihrem Bestand bedroht<br />
sind, z. B. wie Fischadler, Ringelnatter, Laubfrosch und Rotbauchunke.<br />
Und auch für den hochbedrohten Schreiadler<br />
sind Teile der Gebiete von großer Bedeutung.<br />
So können wir die Flächen<br />
gemeinsam für die Zukunft sichern!<br />
Gemeinsam mit Spendern, Sponsoren und Paten wollen wir<br />
sicherstellen, dass heimische <strong>Wildtier</strong>e und ihre Lebensräume<br />
auf diesen Flächen auf Dauer eine Zukunft finden. Vor<br />
allem die hochbedrohten Arten brauchen unseren besonderen<br />
Schutz. Deshalb sollen die Objekte im Nationalen<br />
Naturerbe durch Zukauf und Tausch von Flurstücken erweitert<br />
und arrondiert und durch behutsame Eingriffe der<br />
Wert der Flächen für die Tierwelt erhöht werden: eine Aufgabe,<br />
die uns noch viele Jahre begleiten wird und bei der<br />
wir auf die Unterstützung unserer Förderer in besonderer<br />
Weise angewiesen sind.
18<br />
Schreiadler<br />
19<br />
Der Schreiadler (Aquila pomarina) gehört zu den am stärksten<br />
gefährdeten Brutvögeln in Deutschland und ist vom<br />
Aussterben bedroht. Nur noch rund 100 Paare brüten im<br />
Nordosten Deutschlands. Der auch „Pommernadler“ genannte,<br />
vergleichsweise kleine Greifvogel verbringt den<br />
Winter im südlichen Afrika. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
setzt sich seit vielen Jahren mit langfristig wirkenden Schutzprojekten<br />
für diese faszinierende Vogelart ein, um den Bestandsrückgang<br />
zu stoppen, die wenigen Brutpaare zu erhalten<br />
und auf Dauer ihren Lebensraum zu schützen.<br />
Adler-TV<br />
<strong>2012</strong> war ein sehr erfolgreiches Jahr für „Adler-TV“. Eine<br />
versteckte Kamera übertrug das Brutgeschehen in einem<br />
lettischen Schreiadlerhorst per Live-Übertragung auf die Internetseite<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>. Ein wahres Naturschauspiel,<br />
das täglich neue Spannung erzeugte. Ab April<br />
konnten Schreiadlerfreunde den Nestbau der Altvögel und<br />
das anschließende Brutgeschehen verfolgen.<br />
Am 11. Juni schlüpfte das erste Küken vor den laufenden Kameras<br />
von Adler-TV. Großartige Momente für alle Naturliebhaber<br />
gab es hier zu erleben: wie die Altvögel unermüdlich Frösche<br />
oder kleine Säugetiere in den Adlerhorst brachten, und der<br />
verfressene „Halbstarke“ sein Gewicht innerhalb von sechs<br />
Wochen fast um das 20 fache steigerte und aus dem anfänglich<br />
flauschigen Federknäuel mit riesigen dunklen Augen ein stolzer<br />
junger Adler wurde. Anfang September machte sich der mittlerweile<br />
flügge gewordene Jungvogel schließlich auf seine erste<br />
große Reise in das südliche Afrika. Damit war für das Jahr <strong>2012</strong><br />
Sendeschluss bei Adler-TV – bis zum Frühjahr 2013!<br />
Der Schreiadler im Sturzflug<br />
Mit zwei Publikationen hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>2012</strong> dazu beigetragen, das Wissen über den Schreiadler<br />
auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Unter<br />
dem Titel „Der Schreiadler im Sturzflug“ erschienen der<br />
Tagungsband zum 1. Schreiadlersymposium der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> und der Abschlussbericht zu dem Projekt<br />
„Jungvogelmanagement“. Die Beiträge im Tagungsband<br />
spannen einen Bogen von der Situation der Lebensräume in<br />
Der Schreiadler gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten Deutschlands.<br />
Die Ursache für den dramatischen Rückgang des „Pommernadlers“ ist der Verlust<br />
geeigneter Brut- und Nahrungshabitate und die Wilderei auf den Zugwegen. Um<br />
den Schreiadler in Deutschland zu erhalten, ist ein langfristiger und umfassender<br />
Schutzansatz notwendig.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der<br />
kleinsten heimischen Adlerart. Ein Teil dieses Engagements war auch das 1. Schreiadlersymposium,<br />
das die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> am 29. September 2011 an der<br />
Universität Potsdam im Vorfeld der 144. Jahresversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Ornithologen-Gesellschaft<br />
veranstaltet hat. Auf dem Symposium wurden die Schutzbemühungen<br />
auf nationaler und auf internationaler Ebene vorgestellt. Die Vorträge<br />
und Ergebnisse des 1. Schreiadlersymposiums werden in diesem Tagungsband zusammengefasst.<br />
Das Schreiadlersymposium wurde im Rahmen des E+E-Hauptvorhabens zur „Sicherung<br />
und Optimierung von Lebensräumen des Schreiadlers in Mecklenburg-Vorpommern“<br />
durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums<br />
gefördert.<br />
Der Schreiadler im Sturzflug<br />
Der Schreiadler<br />
im Sturzflug<br />
Erkenntnisse und Handlungsansätze<br />
im Schreiadlerschutz<br />
TAGUNGSBAND ZUM<br />
1. ScHREiADLERSyMPOSiUM<br />
DER DEUTScHEN WiLDTiER STifTUNG<br />
Nordostdeutschland bis zu<br />
Ergebnissen aus der Telemetrie<br />
von Jungvögeln. Die Dokumentation<br />
enthält außerdem<br />
zwei Gastbeiträge zum<br />
ISBN 978-3-936802-13-9<br />
Schutz des Schreiadlers auf seinen Zugwegen sowie zu einem<br />
Schutzprojekt in der nordvorpommerschen Waldlandschaft.<br />
fotolia / J.Neumann<br />
<strong>2012</strong><br />
Der Abschlussbericht „Jungvogelmanagement“ fasst die<br />
Ergebnisse des gleichnamigen, durch die <strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) geförderten Schutzprojektes<br />
zusammen. Im Rahmen dieses Projekts wurden in Brandenburg<br />
zweitgeborene Schreiadlerküken, die in der Natur<br />
keinerlei Überlebenschance haben, dem Horst entnommen,<br />
aufgezogen und später in die Freiheit entlassen. Während<br />
der Projektlaufzeit konnte die Reproduktionsrate der<br />
Schreiadler in Brandenburg dadurch um 112 % gesteigert<br />
werden. Die Sterblichkeit der Jungvögel war während des<br />
ersten Zuges jedoch wie erwartet sehr hoch. Trotzdem hat<br />
das Projekt gezeigt, dass es mit Hilfe von Jungvogelmanagement<br />
beim Schreiadler möglich ist, lokale Populationen zu<br />
stabilisieren. Der Bericht steht auf www.Schreiadler.org<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
Lebensraum-Projekt<br />
In dem Projekt zum modellhaften Schutz von Schreiadler-<br />
Lebensräumen in Mecklenburg-Vorpommern, das seit<br />
2010 durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das<br />
Land Mecklenburg-Vorpommern und die Klara-Samariter-<br />
<strong>Stiftung</strong> gefördert wird, konnten im Jahr <strong>2012</strong> weitere<br />
Lebensräume der Schreiadler gesichert werden. Die Maßnahmen<br />
im Offenland zielen vor allem darauf ab, extensiv<br />
bewirtschaftete Grünlandflächen zu schaffen, Brachstreifen<br />
anzulegen und Kleingewässer zu renaturieren. In den<br />
Brutwäldern der fünf Untersuchungsgebiete wurden Waldschutzareale<br />
eingerichtet, in denen Forstwirtschaft und<br />
Jagd besondere Rücksicht auf den Schreiadler nehmen. Dies<br />
reicht von einem kompletten Nutzungsverzicht bis zu eingeschränkter<br />
Pflege besonders in wertvollen Edellaubholz-<br />
Beständen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung<br />
wird der Erfolg der Maßnahmen untersucht.<br />
Schreiadler (Aquila pomarina)
20<br />
Selten schön: die Trauerseeschwalbe<br />
21<br />
Die Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) ist selten, schön<br />
und sehr anspruchsvoll. Von April bis September lebt sie<br />
bei uns in Niederungslandschaften mit flachen Seen und<br />
Mooren. Trauerseeschwalben überwintern an den Küsten<br />
des tropischen Afrikas. Sie brüten im Norden Deutschlands<br />
in Kolonien, ihr Bestand wird in Deutschland auf 700 bis<br />
800 Brutpaare geschätzt. In Mecklenburg-Vorpommern<br />
leben heute etwa 150 Brutpaare an zwölf bis 15 Standorten.<br />
Ca. 20 % davon brüten auf dem Hinterwiesenweiher in<br />
<strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen.<br />
Kunstvolle Nest-Architektur<br />
Der ideale Lebensraum für Trauerseeschwalben sind brackige,<br />
mit Wasserpflanzen üppig bewachsene Binnengewässer.<br />
Aus Schilfhalmen, Gräsern und kleinen Zweigen bauen<br />
sie ihre schwimmenden Nester bevorzugt auf der Krebsschere,<br />
einer Wasserpflanze, die ebenfalls streng geschützt<br />
ist und auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. Die<br />
Blätter der Krebsschere ragen über die Wasseroberfläche<br />
und ihre langen Wurzeln verankern die schwimmenden<br />
Nester der Trauerseeschwalben am Gewässerboden. Durch<br />
Verunreinigungen des Wassers ist die Krebsschere jedoch<br />
selten geworden. Hinzu kommt, dass viele Weiher in den<br />
letzten Jahren trockengelegt wurden – andere sind durch<br />
Freizeitaktivitäten zu unruhig, denn Brutplatz der Trauerseeschwalben<br />
und spätere Kinderstube der Küken müssen<br />
vor allem ungestört sein.<br />
Für das Werben um den Partner „verwandeln“ die männlichen<br />
Trauerseeschwalben ihr Gefieder in ein dunkles<br />
Prachtkleid und wirken damit eher wie in Trauer anstatt wie<br />
ein Bräutigam. Nach der Paarung legt das Weibchen zwei<br />
bis drei Eier, die beige-bräunlich sind und kleine Kleckse<br />
haben. Brutarbeit und Aufzucht der Jungvögel teilen sich<br />
die Elternvögel. Trauerseeschwalben ernähren sich von Fischen,<br />
Amphibien, Insekten – und dabei am liebsten von<br />
Libellen. Aus dem Flug heraus erbeuten sie ihre Nahrung<br />
aus der Luft oder blitzschnell von der Wasseroberfläche.<br />
Während ihres Beutefluges können sie flügelschlagend in<br />
der Luft stehen bleiben – atemberaubend!<br />
Nisthilfen für Brutpaare<br />
In jedem Frühjahr wird die Ankunft der heimkehrenden<br />
Trauerseeschwalben in <strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen<br />
schon erwartet. Die Trauerseeschwalben-Kolonie wurde im<br />
Jahr 2004 durch künstliche Nisthilfen etabliert und hat sich<br />
von anfangs fünf auf mittlerweile 40 Brutpaare vergrößert.<br />
Der hohe Brutbestand führte in 2011 zu 103 flügge gewordenen<br />
Jungvögeln. In <strong>2012</strong> waren es 85 Jungvögel. Mittlerweile<br />
brüten fast 80 Prozent aller Trauerseeschwalben-Paare<br />
in Deutschland auf künstlichen Nisthilfen. Diese werden aus<br />
Schlamm, Erde und Wasserpflanzen gebaut, die auf einem<br />
Holzrahmen und einer Styroporplatte befestigt sind.<br />
Natürliche Feinde wie Iltis, Mink und Waschbär machen<br />
es Trauerseeschwalben manchmal schwer. In <strong>2012</strong> gab es<br />
jedoch ungewöhnlichen, zusätzlichen Stress: Lange anhaltender<br />
Sturm, extreme Windböen und strömender<br />
Regen brachten viele der schwimmenden Nisthilfen auf<br />
dem Hinterwiesenweiher zum Kentern. Die Experten der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> mussten deshalb vor Ort, bei<br />
„richtigem Schietwetter“, umgehend reagieren. 30 neue<br />
Nisthilfen wurden gebaut und auf dem Hinterwiesenweiher<br />
verankert, um schnellstmögliche Bruthilfe zu leisten.<br />
Um den Schutz der Trauerseeschwalbe in Mecklenburg-Vorpommern<br />
besser zu koordinieren, hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> im Juni <strong>2012</strong> gemeinsam mit der Landeslehrstätte<br />
für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-<br />
Vorpommern eine Tagung zum Thema „Seeschwalben, Rallen,<br />
Taucher & Co – Biotopentwicklung und Artenschutz in Feuchtgebieten“<br />
veranstaltet. Die Tagung wurde in <strong>Wildtier</strong>land Gut<br />
Klepelshagen durchgeführt und endete mit einem beeindruckenden<br />
Beobachtungsansitz am Hinterwiesenweiher.<br />
Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)
22<br />
23<br />
Der Feldhamster:<br />
schützen, forschen, retten!<br />
Der Feldhamster (Cricetus cricetus) war einst in den deutschen<br />
Ackerbaulandschaften weit verbreitet. Als Schädling<br />
wurde der kleine Nager sogar intensiv verfolgt. Im Raum<br />
Magdeburg wurden noch in den 50er Jahren über eine Million<br />
Hamsterfelle jährlich erbeutet. Heute ist der Feldhamster<br />
so selten geworden, dass er vom Aussterben bedroht und<br />
nach deutschem und europäischem Recht streng geschützt<br />
ist. Die maßgebliche Ursache für den Rückgang des Feldhamsters,<br />
der weit verzweigte unterirdische Baue gräbt, ist<br />
die Art der Landwirtschaft. Großflächige Monokulturen, die<br />
nur bedingt Nahrung und Deckung für den Hamster vor seinen<br />
Fressfeinden bieten, sind gerade für die Regionen mit<br />
guten Ackerböden typisch geworden. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> engagiert sich seit vielen Jahren für den Feldhamster<br />
durch praktische Arbeit vor Ort und Förderung von<br />
Forschungsvorhaben.<br />
Den Hamster schützen<br />
Seit 2005 arbeitet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> mit dem<br />
renommierten Feldhamsterforscher Dr. Ulrich Weinhold<br />
zusammen. Unsere Projektflächen sind einer der letzten<br />
Rückzugsorte der Feldhamster in Baden-Württemberg, wo<br />
es noch einige wenige Tiere gibt. Im Mittelpunkt des Projektes<br />
steht die Zusammenarbeit mit Landwirten, auf deren<br />
Flächen sich Hamsterbaue befinden. Um dem Hamster zu<br />
helfen, bauen die Landwirte Luzerne an und lassen Getreidestreifen<br />
bei der Ernte bewusst stehen. Beides dient dem<br />
Hamster dazu, die für ihn lebensnotwendigen Vorräte für<br />
den Winter zu „hamstern“. Bereits von Anfang September<br />
an zieht sich der Hamster bis in den April hinein in seinen<br />
Bau zum Winterschlaf zurück und wacht nur periodisch kurz<br />
auf, um sich von seinen Vorräten zu ernähren. Leider ist der<br />
Hamsterbestand auch im Projektgebiet zwischen 2005 und<br />
<strong>2012</strong> zurückgegangen. Nach den Ursachen wird zurzeit von<br />
den Experten geforscht. Trotzdem wird die Zusammenarbeit<br />
mit den Landwirten fortgesetzt, da es sich um besonders<br />
geeignete Flächen für den Feldhamster handelt und wir<br />
mit den Landwirten kooperative Partner vor Ort haben.<br />
Feldhamstervorkommen um 1990, verändert, nach AGFH<br />
Feldhamstervorkommen <strong>2012</strong>, verändert, nach Lanz & Kaminsky 2011,<br />
Seluga 1996, Reiners et al. 2011, eigene Daten<br />
Den Hamster erforschen<br />
Im November 2011 erhielt die Hamsterforscherin Dr. Stefanie<br />
Monecke den Forschungspreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Sie arbeitet daran, Licht in das „versteckte“ Leben des<br />
Feldhamsters zu bringen. Denn der Feldhamster macht es uns<br />
nicht leicht: Er verbringt bis zu 90 % seines Lebens unter der<br />
Erde. Arbeitsschwerpunkt von Dr. Monecke ist das Fortpflanzungsverhalten<br />
des Feldhamsters. Eine ausreichende Reproduktion<br />
ist der Schlüssel für das Überleben des seltenen Nagers.<br />
Doch die Zahl der Jungtiere, die Feldhamster im Freiland bekommen,<br />
ist zurückgegangen. Zusätzlich sterben Feldhamster<br />
heute bereits im Alter von zwei bis drei Jahren und werden nur<br />
noch halb so alt wie in früheren Zeiten. Die Gründe dafür sind<br />
noch weitgehend unerforscht. Dies unterstreicht, wie wichtig<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse rund um den Feldhamster sind,<br />
um die richtigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen.<br />
Gemeinsam den Hamster retten<br />
Auch in anderen europäischen Ländern sieht es dramatisch<br />
mit dem Erhalt des Feldhamsters aus. Um den Austausch<br />
auf europäischer Ebene zu intensivieren, fand <strong>2012</strong> ein<br />
internationales Symposium in Belgien statt. Vor Wissenschaftlern,<br />
Naturschützern und Vertretern nationaler und<br />
europäischer Behörden wurde referiert und diskutiert,<br />
welche Wege eingeschlagen werden müssen, um den<br />
Hamster zu retten. Auch die Partner der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong><br />
<strong>Stiftung</strong>, Frau Dr. Monecke und Herr Dr. Weinhold,<br />
präsentierten ihre Arbeitsergebnisse.<br />
Doch die internationale Vernetzung ist nur ein Baustein unseres<br />
Feldhamsterschutzprogramms. Darüber hinaus setzt<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> auch darauf, die Öffentlichkeit<br />
über den Feldhamster zu informieren. Im Frühsommer<br />
<strong>2012</strong> wurde der Kurzfilm „Rettet den Feldhamster“<br />
von der Hamburger Agentur Popular Creative gedreht und<br />
der <strong>Stiftung</strong> zur Verfügung gestellt. In dem Kurzfilm wird<br />
das Schutzprojekt in Baden-Württemberg vorgestellt und<br />
viele spannende Informationen über das faszinierende<br />
kleine <strong>Wildtier</strong> gegeben. Besonders beeindruckende Aufnahmen<br />
im Hamsterbau erhielten wir von den bekannten<br />
Tierfilmern von nautilusfilm.<br />
Feldhamster (Cricetus cricetus)
„Die Natur ist das unersetzliche Fundament des Lebens.<br />
Das Schicksal der Natur und der <strong>Wildtier</strong>e ist nicht von<br />
dem unsrigen zu trennen, und deswegen sollten wir das,<br />
was sie ausmacht, lieben, achten und schützen.“<br />
Haymo G. Rethwisch (* 1938),<br />
Stifter der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
24<br />
Zukunft gestalten<br />
25<br />
Nachrichten<br />
Zukunft gestalten –<br />
über den Tod hinaus<br />
INFORMATIONEN ZU TESTAMENT UND ERBScHAFTEN.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> setzt<br />
sich mit ihren Projekten für den<br />
Schutz der heimischen <strong>Wildtier</strong>e und<br />
ihrer Lebensräume ein. <strong>Wildtier</strong>en<br />
eine Zukunft geben und ihre Lebensräume<br />
erhalten – das sind die Aufgaben,<br />
denen wir uns stellen. Dabei sind<br />
wir auf Unterstützung von unseren Freunden und Förderern<br />
angewiesen. Wir freuen uns sehr, wenn uns diese Unterstützung<br />
auch in Form einer Erbschaft zuteil wird.<br />
Testament und Erbschaftsangelegenheiten sind Themen,<br />
mit denen man sich zu Lebzeiten meistens nicht gern beschäftigt<br />
und über die ungern gesprochen wird. Dabei hat<br />
man gerade zu Lebzeiten alle Möglichkeiten, die Zukunft<br />
über den Tod hinaus nach seinem eigenen Willen zu beeinflussen<br />
und richtungsweisend zu gestalten. Mit dem „letzten<br />
Willen“ kann man selbstbestimmt entscheiden und hat<br />
die Chance, der Natur Schutz zu schenken. Dies ist sicher ein<br />
besonderer Wunsch, wenn einem selbst eine lebenswerte<br />
Natur immer am Herzen lag und man deshalb seinen Beitrag<br />
dazu leisten möchte, dass auch nachfolgende Generationen<br />
die Natur erleben können.<br />
Die in <strong>2012</strong> erschienene Erbschaftsbroschüre der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> möchte vor dem Verfassen eines<br />
Testaments gleichermaßen inspirieren und informieren. Es<br />
gibt vorher viele Wege, um nachher die Gesellschaft mitzugestalten.<br />
So sind gemeinnützige Organisationen wie die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> von der Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />
befreit. Jede Spende bedeutet also auch eine<br />
Steuerentlastung für das verbleibende Erbe. Man kann damit<br />
die wertvolle Wirkung des Vermögens steigern und so<br />
das Geld in bleibende Werte für die Zukunft investieren.<br />
Natur erhalten – eine Herzensangelegenheit!<br />
Wie man zusammen mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Natur erhalten und das Überleben der heimischen <strong>Wildtier</strong>e<br />
langfristig sichern, zukunftsorientierte Entwicklungen anstoßen<br />
und damit die Zukunft von Mensch und <strong>Wildtier</strong> für<br />
die Ewigkeit mitgestalten kann, darüber gibt die 30-seitige<br />
Broschüre Auskunft. Außerdem enthält sie Anregungen zu<br />
Themen wie „Oft gestellte erbrechtliche Fragen“, „Was ist<br />
ein Vermächtnis?“ oder „Keine Angst vorm Steuerrecht“.<br />
Jeder kann im Leben deutliche Zeichen setzen und persönliche<br />
Spuren hinterlassen. Nach dem Abschied stellt nur ein individueller<br />
Weg sicher, ein persönliches Lebenswerk weiterzugeben,<br />
damit die Früchte des Lebens sicher erhalten bleiben. Mit<br />
einem Testament oder Erbvertrag kann man diese Ziele und<br />
Vorstellungen bewahren und der Natur Zukunft schenken. Die<br />
Broschüre kann man bei Birgit Radow, Geschäftsführerin der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>, anfordern oder ein persönliches<br />
Beratungsgespräch mit ihr vereinbaren.<br />
Medienresonanz<br />
Heimische <strong>Wildtier</strong>e sind „in“ in den Medien. Kontinuierliche<br />
und fundierte Pressearbeit, ständiger Kontakt zu den<br />
Medien und Kompetenz durch die Experten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> brachten in <strong>2012</strong> ein sehr gutes Ergebnis<br />
der Medienresonanz. Mit 4.519 Nennungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> in Printmedien wurde <strong>2012</strong> etwa die Zahl<br />
des Vorjahres erreicht – allerdings mit wesentlich mehr Nennungen<br />
in bundesweiten und auflagenstarken Printmedien.<br />
Besonders groß war die Freude über die Medienresonanz in<br />
den elektronischen Medien. Eva Goris, Pressesprecherin der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>, wundert das allerdings nicht.<br />
Durch die interessante Mischung aus aktuellen Anlässen,<br />
fachlichen Themen-Angeboten und nützlichen Informationen<br />
gab es von ZDF, NDR, MDR, WDR oder RTL-Nord eine<br />
starke Interview-Nachfrage. Beiträge über „Richtig Vögel<br />
füttern“, „Perfekte Nisthilfen“ und „Verliebte Vögel“ waren<br />
ebenso beliebt wie die Interviews mit den Experten der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Erstmals waren die Themen „<strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen“<br />
und das „Schreiadler-Projekt“ im Rampenlicht der<br />
45-Minuten-Sendung „Expeditionen ins Tierreich“ des NDR.<br />
Insgesamt gingen 20 Fernsehbeiträge in <strong>2012</strong> „on air“(2011<br />
waren es 15 Beiträge). Auch unser eigenes „Adler-TV“<br />
brachte „online“ im Mai/Juni hohe Besucher-Klicks. Hier<br />
konnten Naturinteressierte rund um die Uhr beobachten,<br />
wie das Schreiadler-Küken schlüpft und flügge wird. Wer lieber<br />
hören wollte, konnte das bundesweit im Rundfunk – in<br />
über 70 Beiträgen tun.<br />
Wenn an Eva Goris’ Bürotür dieses unprätentiöse Papier<br />
pinnt, wissen die Kollegen: Sie managt gerade wieder<br />
Spatz, Hirsch, Schreiadler,<br />
Feldhamster und andere<br />
heimische <strong>Wildtier</strong>e – die<br />
Akteure für die schönsten<br />
Natur-Schauspiele!<br />
Guter Rat ist nicht teuer!<br />
Für den richtigen Umgang mit heimischen <strong>Wildtier</strong>en ist guter<br />
Rat aber nützlich, wichtig oder notwendig. Deshalb hat die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> inzwischen drei Ratgeber veröffentlicht:<br />
Ratgeber<br />
ErstE WildtiEr-HilfE<br />
Ratgeber<br />
VOGELFÜTTERUNG<br />
Ratgeber<br />
Fährten und Spuren<br />
Die Broschüren im praktischen Postkartenformat informieren<br />
detailliert und geben Anregungen. Sie helfen den Unterschied<br />
zwischen einem echten <strong>Wildtier</strong>-Notfall und dem Normalfall<br />
zu erkennen. Auf die richtige Vogelfütterung kommt es<br />
an. Nicht nur wann und wie, vor allem was gefüttert werden<br />
muss, ist ganzjährig wichtig. Aufmerksame Spaziergänger entdecken<br />
auf dem Boden oft die Fährten heimischer <strong>Wildtier</strong>e<br />
und können ihnen so auf die Spur kommen.<br />
Spendertag <strong>2012</strong><br />
Viele Hirsche beim Ansitz, schönes Wetter und gute Stimmung<br />
– beste Voraussetzungen für den Spendertag in <strong>Wildtier</strong>land<br />
Gut Klepelshagen. Teilnehmer aus ganz Deutschland<br />
waren unsere interessierten und begeisterten Gäste.<br />
Die Wanderung über die Fläche Leopoldshagen aus dem<br />
Nationalen Naturerbe verdeutlichte die Größe der Aufgabe,<br />
daraus auf Dauer <strong>Wildtier</strong>paradiese zu entwickeln.<br />
Wir bedanken uns bei<br />
Herrn Rüdiger Thieke, Forsthof Thieke, für die Initiative, anlässlich<br />
seiner Geburtstagsfeier auf Geschenke und Blumen<br />
zu verzichten und stattdessen um Spenden für die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> zu bitten, und Herrn Dr. Klaus Witt, der<br />
seine Geburtstags-Geschenke ebenfalls als Spende dem<br />
Schutz heimischer <strong>Wildtier</strong>e zugutekommen ließ. Herzlichen<br />
Dank sagen wir Frau Gumz. Sie bat nach dem Tod<br />
ihres Ehemannes, Herrn Hubert Gumz, um Spenden für die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> statt Blumen und Kränze.
26<br />
Für eine Zukunft mit Spatzen!<br />
27<br />
In Hamburg sagt man Tschüss!<br />
„Die Natur ist das unersetzliche Fundament des Lebens. Das Schicksal der Natur und der <strong>Wildtier</strong>e ist nicht<br />
von dem unsrigen zu trennen, und deswegen sollten wir das, was sie ausmacht, lieben, achten und schützen.“<br />
Haymo G. Rethwisch (* 1938), Stifter der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erhob im 18.<br />
Jahrhundert eine Spatzensteuer, weil er Geld für den Bau von<br />
Schloss Ludwigsburg brauchte. Ein Dutzend Spatzen musste<br />
jeder Untertan dem Landesfürsten alljährlich abliefern. Wer<br />
das nicht konnte, hatte Strafe zu zahlen – die Spatzensteuer.<br />
Den leeren Kassen unserer Kommunen würde heute eine<br />
Spatzensteuer keinen wahren Geldsegen bringen. Denn sie<br />
sind rar geworden, die kleinen Vögel, die offiziell Sperlinge<br />
heißen. Zwei verschiedene Arten von Sperlingen kommen<br />
bei uns vor, der Haus- und der Feldsperling. Der Haussperling<br />
wird auch Spatz genannt.<br />
Spatzen gab es schon lange bevor Menschen anfingen, Ackerbau<br />
und Viehzucht zu betreiben. Nach Deutschland kamen<br />
die Haussperlinge vor zweieinhalb bis dreitausend Jahren.<br />
Keine andere Vogelart hat ein so globales Areal wie der Haussperling.<br />
Diesen Erfolg verdankt er seiner Schlichtheit. Seine<br />
einzige Spezialität ist es, dass er sich dem Menschen angeschlossen<br />
hat – eine riskante Abhängigkeit! Auf Gedeih und<br />
Verderb sind Spatzen mit den Menschen verbunden. Werden<br />
Siedlungen aufgegeben oder verändern sich Lebensweisen,<br />
ist die Existenz der Spatzen bedroht.<br />
Bedrohlicher Spatzen-Rückgang!<br />
Das ist so schade wie dramatisch, denn ihr Bestand wird immer<br />
kleiner. Moderne Architektur und glatte Fassaden in den<br />
Städten bieten den Spatzen schon lange keine Nistmöglichkeiten<br />
mehr und natürliche Futterquellen gibt es dort auch<br />
nicht. Die Konsequenz: Spatzen können nicht brüten und sie<br />
finden keine artgerechte Nahrung, besonders nicht für ihre<br />
Jungen. Unser beliebter „Allerweltsvogel“ steht bereits auf<br />
der Vorwarnliste der bedrohten Arten! Der Rückgang nimmt<br />
rasant zu! Deshalb setzt sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
für die Spatzen ein.<br />
So kann man Spatzen retten!<br />
Seit einigen Jahren gibt es unsere Spatzenretter-Aktionen.<br />
Von Experten wurde z.B. die „Janosch-Spatzenkiste“ speziell<br />
für Schulen und Kitas entwickelt. Mit Informationen und zahlreichen<br />
Materialien lernen die Kinder viel über den Spatz. Das<br />
„Spatzen-Reihenhaus“ wurde von unseren Biologen als artgerechte<br />
Nisthilfe für Spatzen konzipiert und soll am Kita- oder<br />
Schulgebäude angebracht werden. So lernen die Kinder, Vögel<br />
zu beobachten und die Umgebung vogelfreundlich zu gestalten.<br />
„Sinnvolles für Mensch und Erde“ bewirken – das ist der Leitsatz<br />
von ALNATURA. In einer bundesweiten Aktion haben<br />
Kunden ihre PAYBACK-Punkte für 100 Spatzen-Reihenhäuser<br />
in Kindertagesstätten gespendet! Die DRIFT Nordland-<br />
Energie förderte unsere Aktion „Spatzen-Fortbildungen“<br />
für Kita-Mitarbeiter in Hamburg! Die GEWOBA Aktiengesellschaft<br />
Wohnen und Bauen in Bremen investierte in<br />
„Spatzen-Reihenhaus-Immobilien“: 20 Spatzen-Reihenhäuser<br />
für Bremer Schulen und Kitas bieten nun Nisthilfe und<br />
Wohnraum für 40 Spatzenfamilien! Achten Sie doch einmal<br />
darauf, ob Sie noch Spatzen entdecken. Und werden Sie mit<br />
einem Spatzen-Reihenhaus zum Spatzenretter – auf dem<br />
Balkon oder im Garten!<br />
Sucht man im Internet nach Haymo G. Rethwisch, tauchen<br />
nur wenige Sätze auf. Er hat als Person die Öffentlichkeit nie<br />
aktiv gesucht. Haymo G. Rethwisch gehört zu den „stillen“<br />
Stiftern. Ohne große Worte zu verlieren, widmet er sein<br />
Engagement den heimischen <strong>Wildtier</strong>en und ihren Lebensräumen.<br />
20 Jahre hat er als Alleinvorstand die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> geleitet.<br />
„Bedauerlicherweise rangiert die Bedeutung des Natur- und<br />
Artenschutzes in unserer Gesellschaft mit weitem Abstand<br />
hinter Themen wie Kultur, Kunst oder Sport, obwohl die Erhaltung<br />
intakter Lebensräume nicht nur für die <strong>Wildtier</strong>e, sondern<br />
auch für uns Menschen von allergrößter Bedeutung ist.“<br />
Haymo G. Rethwisch hat immer ganzheitlich gedacht. Um<br />
unabhängig für seine Ziele arbeiten zu können, schloss er<br />
sich bewusst nicht anderen Natur- oder Umweltschutzorganisationen<br />
an, sondern gründete seine eigene <strong>Stiftung</strong>.<br />
„Als Unternehmer war es mir genauso wichtig wie als Stifter,<br />
erfolgreich zu sein und die Ziele bestimmen zu können.“<br />
Die Liebe zur Natur und zu ihrer Artenvielfalt begleitet sein<br />
Leben von Kindheit an: Als er sechs Jahre alt war, nahm sein<br />
Vater ihn schon mit auf den Ansitz.<br />
Eines Tages fiel Haymo G. Rethwisch auf, dass der Ruf des Kiebitzes<br />
nicht mehr zu hören war. Dieser kleine Vogel gab den Anstoß<br />
für sein lebenslanges Engagement für heimische <strong>Wildtier</strong>e.<br />
Insbesondere Kindern – den Verantwortlichen von morgen<br />
– möchte er die Augen für die Schönheit der Natur öffnen.<br />
Aber auch Erwachsene sollen sich für heimische <strong>Wildtier</strong>e<br />
begeistern und so der Naturentfremdung begegnen. In zwei<br />
Jahrzehnten hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> unter der Leitung<br />
von Haymo G. Rethwisch zum Schutz der heimischen<br />
<strong>Wildtier</strong>e vieles in Gang gebracht. Dabei hat ihn seine Frau<br />
Alice immer unterstützt. Seit sie 1998 von Hamburg nach<br />
Gehren in Mecklenburg-Vorpommern umgezogen sind, haben<br />
sie sehr konkret vor Ort ihre Vision einer Zukunft mit<br />
<strong>Wildtier</strong>en umgesetzt.<br />
Am 20. August <strong>2012</strong> übergab Haymo G. Rethwisch die<br />
Verantwortung an den neuen Vorstand, Professor Dr. Fritz<br />
Vahrenholt. Viele Wegbegleiter, Freunde und Mitarbeiter<br />
aus Natur- und Artenschutz, Politik und Wirtschaft sagten in<br />
Hamburg bei einem Empfang: Tschüss!<br />
Alice und Haymo G. Rethwisch haben sich inzwischen auch<br />
aus der Präsidiumsarbeit zurückgezogen. Sie werden aber<br />
weiter im Kuratorium ihre Erfahrungen einbringen.<br />
1938 Haymo G. Rethwisch wird in Hamburg geboren.<br />
1960 Haymo G. Rethwisch erwirbt im niedersächsischen Fintel die<br />
ersten Flächen, die er konsequent in Lebensräume für <strong>Wildtier</strong>e<br />
umgestaltet.<br />
1967 Haymo G. Rethwisch erbt von seinem Vater die boco GmbH &<br />
Co. KG, ein mittelständisches Unternehmen, und übernimmt den<br />
Platz an der Unternehmensspitze.<br />
1992 Gründung seiner <strong>Stiftung</strong>, zunächst mit dem Namen boco-<strong>Stiftung</strong>.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat das Ziel, heimische <strong>Wildtier</strong>e zu schützen.<br />
1995 Erwerb des Gutes Klepelshagen<br />
1996 Gründung einer Forschungsstation in Klepelshagen.<br />
1997 Die <strong>Stiftung</strong> verleiht zum ersten Mal einen Forschungspreis an<br />
Nachwuchswissenschaftler bzw. innovative Forschungsvorhaben<br />
zu heimischen <strong>Wildtier</strong>en.<br />
1997/98 Verkauf des Unternehmens boco.<br />
1998 Umzug von Hamburg nach Strasburg / Uckermark, OT Gehren.<br />
1999 Die <strong>Stiftung</strong> erhält ihren heutigen Namen:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
2001 Haymo G. Rethwisch wird mit dem Bundesverdienstkreuz für<br />
seine Leistungen im <strong>Wildtier</strong>- und Naturschutz ausgezeichnet.<br />
2005 Eröffnung von <strong>Wildtier</strong>land Gut Klepelshagen.<br />
2011 Haymo G. Rethwisch erhält den <strong>Deutsche</strong>n Stifterpreis.<br />
Haussperling (Passer domesticus)
28<br />
<strong>Wildtier</strong>land –<br />
Der Online-Shop der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen<br />
29<br />
Das Engagement für den Schutz der Natur ist die Basis für<br />
die Auswahl und Entwicklung der Produkte von „<strong>Wildtier</strong>land<br />
– Der Online-Shop der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>“.<br />
Im September <strong>2012</strong> ist ein 98 Seiten starker und umfangreicher<br />
Katalog mit neuem Layout erschienen, der das besondere<br />
und eigenständige Angebot des Online-Shops<br />
präsentiert. Über 800 Artikel umfasst inzwischen das Sortiment.<br />
Zahlreiche Produkte wurden in Zusammenarbeit mit<br />
den Experten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> entwickelt<br />
oder von ihnen geprüft.<br />
Schützen durch Kaufen!<br />
Alle Nisthilfen aus der <strong>Wildtier</strong>land-Edition werden exklusiv<br />
in Werkstätten für behinderte Menschen in Deutschland hergestellt.<br />
Deshalb lohnt der Kauf dieser Produkte mehrfach:<br />
Sie helfen nicht nur der einheimischen Vogel- und Insektenwelt,<br />
sondern sichern auch Menschen mit Behinderung einen<br />
Arbeitsplatz. Neben dem Spatzen-Reihenhaus gibt es inzwischen<br />
auch viele Nisthilfen für andere heimische Vögel.<br />
Mit zahlreichen Vogelfuttersorten können die Käufer des<br />
Online-Shops inzwischen sehr gezielt die Vögel vor der Haustür<br />
unterstützen. Der Shop gibt viele Informationen rund um<br />
die ganzjährige Vogelfütterung und hilft, Kenntnisse über<br />
die heimische Vogelwelt zu vertiefen. Große Nachfrage gab<br />
es auch nach den Nisthilfen für Insekten, allen voran für die<br />
Wildbienen, oder den beliebten Schmetterlings-Hotels. Neu<br />
im Angebot sind alte Obstbaumsorten und Pflanzen für einen<br />
wildtierfreundlichen Garten. Die große Nachfrage zeigt,<br />
dass viele natur- und artenschutzinteressierte Menschen die<br />
hohe Qualität und die fachliche Kompetenz von <strong>Wildtier</strong>land<br />
zu schätzen wissen. Wer Freude an <strong>Wildtier</strong>en und ihren Lebensräumen<br />
hat, findet ausgewählte, schöne und originelle<br />
Accessoires für ein gemütliches Zuhause – natürlich vom<br />
Landleben inspiriert. Außerdem gibt es das komplette Convenience-Angebot<br />
der Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen<br />
ausschließlich im Shop.<br />
Nachhaltige Sortimentspolitik<br />
Seit 1. November <strong>2012</strong> ist Antje Dollenberg die neue Geschäftsführerin<br />
des Online-Shops. 20 Jahre Erfahrung im<br />
klassischen Versandhandel und im E-Commerce bringt sie in<br />
den Geschäftsbereich ein. Als Ausblick für 2013 nennt sie<br />
u. a. die klare Ausrichtung der Sortimentspolitik auf nachhaltige<br />
Produkte zum Schutz von Tier und Natur, die konsequente<br />
Erweiterung der <strong>Wildtier</strong>land-Edition sowie den<br />
Ausbau des Online-Vertriebswegs. Das Wichtigste bleibt<br />
auch für Antje Dollenberg unverändert: Mit jedem Kauf wird<br />
die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt und<br />
damit der Artenschutz vor der Haustür. Weitere Informationen:<br />
unter: www.<strong>Wildtier</strong>land.de<br />
Volle Transparenz – von der Weide bis zum Teller!<br />
Auf Gut Klepelshagen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
wird nachhaltige und wildtierfreundliche Landwirtschaft<br />
betrieben. Hier wachsen die Weide-Rinder und Landschweine<br />
in Ruhe auf. Das Wild lebt frei in seinen natürlichen<br />
Lebensräumen, selbstverständlich ohne Gatter.<br />
Rinder und Schweine bekommen nur das Futter, das auf<br />
dem Bioland-zertifizierten Gutsbetrieb nach strengen<br />
Richtlinien angebaut wird. Strapaziöse Tiertransporte gibt<br />
es nicht, denn geschlachtet wird direkt vor Ort.<br />
Die Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen ist ebenfalls ein<br />
Tochterunternehmen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>. Hier<br />
werden direkt vor Ort Premium-Produkte hergestellt: bestes<br />
Fleisch aus frischer Schlachtung und Convenience-Spezialitäten,<br />
die für den Kenner und Kunden volle Transparenz<br />
bieten. Höchste Qualität und Sicherheit werden garantiert.<br />
Edel-Fleisch und Delikatessen<br />
In einem kleinen und produktiven Team werden neue Spezialitäten<br />
entwickelt oder bewährte Traditionen wiederentdeckt.<br />
In der Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen<br />
wird besonderer Wert auf hohe traditionelle Handwerkskunst<br />
für Produkte mit besonderem Geschmack gelegt.<br />
Das stellen dort täglich der Betriebsleiter Karl-Uwe Kayatz<br />
und sein Team unter Beweis.<br />
Ende <strong>2012</strong> wurde in der Gourmet Manufaktur das aufwändige<br />
„Dry-aged-Verfahren“ etabliert. Fünf bis sechs Wochen<br />
reift das Edel-Fleisch für Rumpsteak, Roastbeef, das Fleisch<br />
für T-Bone-Steak oder Ribeye-Steak am Knochen. Diese<br />
natürliche Veredelung gibt dem Fleisch exzellenten Geschmack<br />
und spezielle Konsistenz. Neu im Angebot ist auch<br />
luftgetrockneter Schinken!<br />
In der Gourmet Manufaktur wird keinerlei Rindfleisch von anderen<br />
Anbietern zugekauft. Für jede Produktionscharge ist ein<br />
lückenloser Nachweis des verwendeten Fleisches (Zuordnung<br />
zu den einzelnen Tieren) vorhanden. Nur die Fleischsorten werden<br />
verarbeitet, die auf den Produkten angegeben sind. Es werden<br />
ausschließlich biozertifizierte Zutaten verwendet.<br />
Zu den besonderen Spezialitäten gehören inzwischen Wildprodukte<br />
wie die Wild-Patés vom Hirsch, Reh oder Wildschwein.<br />
Davon konnten sich bei der VinoRell, einer renommierten<br />
Weinmesse in Hamburg, die ca. 7.000 Besucher bei<br />
Verkostungen überzeugen. Eine Auswahl der hochwertigen<br />
Convenience-Produkte wurde auch in ausgewählten LPG-<br />
Bio-Märkten in Berlin in Verkostungs-Aktionen angeboten. In<br />
Zeiten von verunreinigten Lebensmitteln oder Fleisch-Skandalen<br />
will der Verbraucher Sicherheit, und lückenlose Herkunfts-<br />
Nachweise und Transparenz vom Acker bis zum Teller. Für<br />
die Gourmet Manufaktur ist das selbstverständlich! Weitere<br />
Informationen unter www.Gourmet-Manufaktur.com.
Teichfrosch (Rana esculenta)<br />
30<br />
Daten und Fakten.<br />
31<br />
Wirtschaftliche Entwicklung <strong>2012</strong><br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> finanziert ihre Arbeit im Wesentlichen<br />
aus den Vermögenserträgen des <strong>Stiftung</strong>skapitals.<br />
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere<br />
das anhaltend niedrige Zinsniveau, engen die finanziellen<br />
Spielräume für die <strong>Stiftung</strong>sarbeit aktuell und mittelfristig<br />
ein. Es ist in <strong>2012</strong> zwar gelungen, die Einnahmen aus den Vermögenserträgen<br />
noch einmal leicht zu steigern – das waren<br />
aber vor allem Einmaleffekte aus dem Verkauf von Wertpapieren.<br />
Für die langfristige Absicherung der Artenschutzprojekte<br />
ist deshalb die finanzielle Unterstützung durch Spender<br />
und Förderer sehr wichtig. Wir freuen uns, dass die Zahl<br />
der Spender gestiegen ist.<br />
Die Aufwendungen verteilten sich <strong>2012</strong> auf die drei Arbeitsschwerpunkte<br />
der <strong>Stiftung</strong>: <strong>Wildtier</strong>schutz und wildtierökologische<br />
Forschung (23 %), Naturbildung und <strong>Wildtier</strong>erlebnis<br />
(11 %) sowie Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation<br />
(18 %). Der hohe Anteil von 40 % der Kosten für Vermögensund<br />
Immobilienverwaltung resultiert aus zu erwartenden<br />
Aufwendungen für Altlastensanierung eines verpachteten<br />
Gewerbegrundstücks in Hamburg.<br />
Der vollständige Jahresabschluss wurde von einem unabhängigen<br />
Wirtschaftsprüfer geprüft und mit dem uneingeschränkten<br />
Bestätigungsvermerk versehen. Die Verwaltungskosten<br />
und Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit wurden<br />
wie in den Vorjahren ausschließlich aus den Vermögenserträgen<br />
finanziert. Der Wirtschaftsprüfer hat bestätigt, dass<br />
die eingegangenen Spenden in voller Höhe für <strong>Wildtier</strong>- und<br />
Naturschutzprojekte verwendet oder in eine entsprechende<br />
Rücklage eingestellt wurden.<br />
Das <strong>Stiftung</strong>skapital der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> beträgt<br />
per 31. Dezember <strong>2012</strong> 56,5 Millionen Euro. Zudem<br />
verfügt die <strong>Stiftung</strong> über Rücklagen von 9,1 Millionen Euro.<br />
Davon entfallen 4,2 Millionen Euro auf die jährlich wachsende<br />
Kapitalerhaltungsrücklage, die den durch Inflation bedingten<br />
Wertverlust des <strong>Stiftung</strong>skapitals ausgleicht. Das Eigenkapital<br />
der <strong>Stiftung</strong> beträgt damit zum Ende des Geschäftsjahres insgesamt<br />
65,6 Millionen Euro. Zum Eigenkapital zählt auch das<br />
Gut Klepelshagen, das die <strong>Stiftung</strong> seit dem 1. Juli 2009 als<br />
wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb führt.<br />
Außerdem ist die <strong>Stiftung</strong> Eigentümerin folgender Gesellschaften:<br />
• Die Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen GmbH verarbeitet<br />
die von Gut Klepelshagen gelieferten Rinder und<br />
Schweine sowie das Wild zu hochwertigen Fleisch- und<br />
Wurstwaren.<br />
• Die <strong>Wildtier</strong>Shop GmbH betreibt den Online-Shop <strong>Wildtier</strong>land.<br />
Bei der Anlage des <strong>Stiftung</strong>skapitals wird eine konservative<br />
Strategie verfolgt. Die durchschnittlich erzielte Rendite des<br />
Geldvermögens lag bei 3,3 Prozent (Vorjahr: 2,6 Prozent). Einschließlich<br />
der Miet- und Pachterträge aus Immobilien wurde<br />
ein Finanzergebnis von 3,8 Millionen Euro (Vorjahr: 3,3 Millionen<br />
Euro) erzielt. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist<br />
im Wesentlichen auf Einmaleffekte aus der Realisierung von<br />
Kursgewinnen bei Wertpapierverkäufen zurückzuführen.<br />
Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und des Auslaufs<br />
von Pachtverträgen für gewerbliche Immobilien sind<br />
auch in den nächsten Jahren keine höheren Finanzerträge<br />
zu erwarten. Um Kosten abzubauen und die <strong>Stiftung</strong>sarbeit<br />
zu konzentrieren, wurden im Lauf des Jahres <strong>2012</strong> die wissenschaftliche<br />
Begleitung von Naturschutzmaßnahmen und<br />
die Aktivitäten in Naturtourismus und -bildung am Standort<br />
Klepelshagen (Mecklenburg-Vorpommern) eingestellt. Der<br />
Gutsbetrieb wird als Modell für eine wildtierfreundliche<br />
Landnutzung fortgeführt.<br />
Verteilung der Aufwendungen <strong>2012</strong>*<br />
<strong>Wildtier</strong>schutz & Forschung<br />
Naturbildung & <strong>Wildtier</strong>erlebnis<br />
Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation<br />
Vermögens- & Immobilienverwaltung<br />
Sonstige Kosten<br />
8 %<br />
23 %<br />
40 %<br />
11 %<br />
Zusammensetzung der Erträge <strong>2012</strong>*<br />
Erträge aus Vermögen<br />
Spenden, Erbschaften & Bußgelder<br />
Zuschüsse & Förderungen<br />
Sonstige Erträge<br />
4 %<br />
7 %<br />
9 %<br />
18 %<br />
80 %<br />
*Ohne den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Gut Klepelshagen.<br />
*Ohne den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Gut Klepelshagen.
32<br />
Daten und Fakten.<br />
33<br />
Bilanz zum 31. Dezember <strong>2012</strong><br />
Bilanz zum 31. Dezember <strong>2012</strong><br />
31.12.<strong>2012</strong> 31.12.2011<br />
Aktiva Euro TEuro<br />
A. Anlagevermögen<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände<br />
Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte 41.225,50 45<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände gesamt 41.225,50 45<br />
Sachanlagen<br />
Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten, einschließlich der<br />
bauten auf fremden Grundstücken 16.394.837,93 15.967<br />
technische Anlagen und Maschinen 547.453,50 437<br />
Zuchttiere 0,00 90<br />
Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 266.791,83 318<br />
Sachanlagen gesamt 17.209.083,26 16.812<br />
Finanzanlagen<br />
Anteile an verbundenen Unternehmen 784.901,00 785<br />
Ausleihungen an verbundene Unternehmen 780.000,00 0<br />
Wertpapiere des Anlagevermögens 15.409.181,48 20.911<br />
Vermögensverwaltungsanlagen 14.732.717,95 12.542<br />
sonstige Ausleihungen 10.288.216,16 10.448<br />
Finanzanlagen gesamt 41.995.016,59 44.686<br />
Anlagevermögen gesamt 59.245.325,35 61.543<br />
B. umlaufvermögen<br />
VorräTE<br />
roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 13.750,00 17<br />
tierbestände 191.670,00 53<br />
fertige Erzeugnisse und Waren 16.394,00 7<br />
31.12.<strong>2012</strong> 31.12.2011<br />
PASSIVA Euro TEuro<br />
A. Eigenkapital<br />
<strong>Stiftung</strong>skapital<br />
grundstockvermögen 51.428.112,82 51.328<br />
ergebnisse aus Vermögensumschichtung 5.061.788,85 5.062<br />
<strong>Stiftung</strong>skapital gesamt 56.489.901,67 56.390<br />
Rücklagen<br />
davon Kapitalerhaltungsrücklage<br />
euro 4.248.001,95 (Vorjahr: TEuro 3.819) 9.082.912,22 8.788<br />
Mittelvortrag 9.536,12 8<br />
Eigenkapital gesamt 65.582.350,01 65.186<br />
B. Sonderposten für zweckgebundene<br />
Spenden zum Anlagevermögen 352.754,19 430<br />
c. Rückstellungen<br />
Steuerrückstellungen 6.773,17 3<br />
sonstige Rückstellungen 1.307.600,00 279<br />
RÜCKSTELLUNGEN gesamt 1.314.373,17 282<br />
D. Verbindlichkeiten<br />
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 129.691,17 24<br />
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 85.970,63 307<br />
Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen 485.713,07 490<br />
sonstige Verbindlichkeiten 71.265,07 60<br />
Verbindlichkeiten gesamt 772.639,94 881<br />
E. Rechnungsabgrenzungsposten 146.369,66 148<br />
Bilanzsumme 68.168.486,97 66.927<br />
Vorräte gesamt 221.814,00 77<br />
Forderungen und sonstige VermögensgegenstänDE<br />
forderungen aus Lieferungen und Leistungen 42.697,66 23<br />
forderungen gegen verbundene Unternehmen 2.932,05 1<br />
sonstige Vermögensgegenstände 223.161,91 62<br />
FORDERUNGEN UND SONSTIGE VERMÖGENSGEGENSTÄNDE gesamt 268.791,62 86<br />
KASSENBESTAND UND GUTHABEN BEI KREDITINSTItUTEN gesamt 8.415.050,47 5.220<br />
Umlaufvermögen gesamt 8.905.656,09 5.383<br />
C. Rechnungsabgrenzungsposten 17.505,53 1<br />
Bilanzsumme 68.168.486,97 66.927<br />
Große Frostspanner (Erannis defoliaria)
34<br />
Daten und Fakten.<br />
35<br />
Gewinn- und Verlustrechnung<br />
für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember <strong>2012</strong><br />
<strong>2012</strong> 2011<br />
Euro<br />
TEuro<br />
empfangene Spenden, Erbschaften und Bußgelder 414.105,60 1.198<br />
empfangene Zuschüsse und Förderungen 668.324,03 823<br />
umsatzerlöse 475.805,31 524<br />
Erhöhung / Verminderung des Bestandes an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 9.130,37 -31<br />
sonstige Erträge 292.456,24 237<br />
GESAMTLEISTUNG 1.859.821,55 2.751<br />
Materialaufwand<br />
Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren 168.488,80 112<br />
Personalaufwand<br />
löhne und Gehälter 1.002.547,95 1.059<br />
Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung 179.674,55 189<br />
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände<br />
des Anlagevermögens und Sachanlagen 562.391,41 461<br />
Sonstige betriebliche Aufwendungen 3.341.021,59 2.491<br />
Zwischensumme -3.394.302,75 -1.561<br />
erträge aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 1.805.459,50 1.600<br />
sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 176.816,25 165<br />
Miet- und Pachterträge 1.984.307,15 1.900<br />
Abschreibungen auf Finanzanlagen 123.458,80 302<br />
Zinsen und ähnliche Aufwendungen 16.679,74 9<br />
Finanzergebnis 3.826.444,36 3.354<br />
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 432.141,61 1.793<br />
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 2.933,17 4<br />
sonstige Steuern 32.517,93 26<br />
Jahresüberschuss 396.690,51 1.763<br />
Mittelvortrag zum 1. Januar 8.226,98 0<br />
Entnahmen aus der Rücklage gem. § 58 Nr. 6 AO 595.731,78 44<br />
entnahmen aus der Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO 132.700,00 175<br />
einstellungen in die Rücklage gem. § 58 Nr. 6 AO 328.413,91 682<br />
einstellungen in die Rücklage gem. § 58 Nr. 7a AO 795.399,24 1.292<br />
Mittelvortrag 9.536,12 8<br />
Libellen-Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus)
36<br />
Gremien, Mitarbeiter und Partner.<br />
37<br />
Schirmherr<br />
Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog<br />
Vorstand<br />
Haymo G. Rethwisch (bis 31.07.<strong>2012</strong>)<br />
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (ab 01.08.<strong>2012</strong>)<br />
Kuratorium<br />
Dr. Reiner Hagemann (Vorsitzender des Kuratoriums)<br />
Prof. Dr. Stefan Lunk (Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums)<br />
Alice Rethwisch (Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums)<br />
Claus-Robert Agte<br />
Konrad Ellegast<br />
Dr. Tessen von Heydebreck<br />
Sigrid Keler<br />
Dr. Klaus Murjahn<br />
Dr. Michael Rogowski<br />
Prof. Dr. J.-Matthias Graf v. d. Schulenburg<br />
Dr. Heinrich Schulte<br />
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (bis 31.07.<strong>2012</strong>)<br />
Geschäftsführung<br />
Hilmar Freiherr v. Münchhausen<br />
Birgit Radow<br />
Jury Forschungspreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Prof. Dr. Dr. Sven Herzog (Vorsitzender)<br />
Prof. Dr. Franz Bairlein<br />
Prof. Dr. Jörg Ganzhorn<br />
Prof. Dr. Josef H. Reichholf<br />
Prof. Dr. Heinz-Adolf Schoon<br />
Prof. Dr. Wolfgang Schröder<br />
Zusammenarbeit mit partnern,<br />
Organisationen und Hochschulen<br />
Biosphärenreservat Schaalsee<br />
<strong>Deutsche</strong> Amphibolin-Werke<br />
<strong>Deutsche</strong> Ornithologen-Gesellschaft e.V.<br />
<strong>Deutsche</strong>r Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL)<br />
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg<br />
Hamburger Sport-Verein e.V. (HSV)<br />
Initiative Wald mit Wild<br />
Institut für Faunistik, Heiligkreuzsteinach<br />
Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“<br />
Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC)<br />
Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern<br />
Landeslehrstätte für Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Naturpark Feldberger Seenlandschaft<br />
Regionale Partnerschaft „Nordvorpommersche Waldlandschaft“<br />
Saaten Zeller e.K.<br />
„Salix“ – Büro für Umwelt- und Landschaftsplanung<br />
<strong>Stiftung</strong> Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Technische Universität Dresden, Dozentur für<br />
Wildökologie und Jagdwirtschaft<br />
Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten gGmbH<br />
Wildpark Eekholt GmbH & Co. KG<br />
Wir danken folgenden Institutionen<br />
für die finanzielle Förderung unserer Arbeit<br />
ALNATURA Produktions- und Handels GmbH<br />
Anwaltskanzlei Rainer Ferslev<br />
Auxiliaris <strong>Stiftung</strong> gGmbH<br />
Bundesamt für Naturschutz (BfN)<br />
Internationaler Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC)<br />
Crossmedia GmbH<br />
<strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br />
Freistaat Sachsen<br />
Freistaat Bayern<br />
Frottana-Textil GmbH & Co. KG<br />
Forsthof Thieke<br />
Gerhard u. Ellen Zeidler-<strong>Stiftung</strong><br />
GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen<br />
gut.org, gemeinnützige Aktiengesellschaft (www.betterplace.org)<br />
Land Baden-Württemberg<br />
Land Nordrhein-Westfalen<br />
Jägerverein Bad Kissingen 1927 e.V.<br />
Kanzlei Asche, Stein & Glockemann<br />
Klara-Samariter <strong>Stiftung</strong><br />
Körber-<strong>Stiftung</strong><br />
Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
M. M. Warburg & Co<br />
Murjahn Naturschutz <strong>Stiftung</strong><br />
Nordland Energie GmbH<br />
POPULAR GROUP AG<br />
WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG<br />
Zement- und Kalkwerke Otterbein, GmbH & Co KG<br />
Aus Platzgründen sind hier nur Förderbeiträge und Spenden über<br />
1.000 Euro aufgeführt.<br />
FOTOs: I. Arndt, M. Begander, M. Holz, T. Martin; Arco Images / I. Arndt, K. Hinze, C. Hütter,<br />
NPL A. Parkinson, NPL R. Powell, H. Reinhard, G. Schulz, C. Wermter; blickwinkel / P. Cairns,<br />
A. Hartl, F. Hecker, J. Peltomaeki, M. Woike<br />
Baummarder (Martes martes)
38<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> Billbrookdeich 216 22113 Hamburg Telefon 040 73339-1880 Fax 040 7330278<br />
Info @ <strong>Deutsche</strong><strong>Wildtier</strong><strong>Stiftung</strong>.de www.<strong>Deutsche</strong><strong>Wildtier</strong><strong>Stiftung</strong>.de<br />
Unser Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 251 205 10, Konto 846 43 00<br />
Gedruckt auf 100 % Altpapier