1,80 02 | 13 - Draußen
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02 | 13 1,80 ~Straßenmagazin für Münster und das Münsterland | 0,70 Euro für den Verkäufer | www.strassenmagazin-draussen.de Der Kailoff | Autisten = Massenmörder? | Armes Münster Bayernkeeper Starke im Interview
- Seite 2 und 3: Editorial Liebe Leserinnen und Lese
- Seite 5 und 6: Impressum Herausgeber „~“ e. V.
- Seite 7 und 8: das holt, was er als Beute am leich
- Seite 9 und 10: dürfen für den Bund also angenomm
- Seite 11 und 12: Bericht | Text: Bernd Mülbrecht Wo
- Seite 13 und 14: Adam Lanza, der Amokläufer von New
- Seite 15 und 16: der Grenze arbeitete. Das KCM selbs
- Seite 17 und 18: Bürgermeisterin Karin Reismann Kab
- Seite 20 und 21: Bericht | Text: Manuel Schumann | F
- Seite 22 und 23: war gesetzt. Der damalige Bayer-Tra
- Seite 24 und 25: Bericht | Text: Glenn Langhorst Col
- Seite 26 und 27: Buchtipp | Text: Kerstin Klimenta L
- Seite 28 und 29: Bericht | Text: Horst Gärtner Schl
- Seite 30 und 31: Anzeigen www.chance-muenster.de Mö
- Seite 32: http://strassenmagazin-draussen.de/
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1,<strong>80</strong><br />
~Straßenmagazin für Münster und das Münsterland | 0,70 Euro für den Verkäufer | www.strassenmagazin-draussen.de<br />
Der Kailoff | Autisten = Massenmörder? | Armes Münster<br />
Bayernkeeper Starke im Interview
Editorial<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos<br />
viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen<br />
uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde<br />
auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten. Wir<br />
haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert.<br />
Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu<br />
oft. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber<br />
nicht mehr wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt,<br />
aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond,<br />
aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum<br />
erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere<br />
Dinge, aber keine Besseren. Wir haben die Luft gereinigt, aber<br />
die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht<br />
unsere Vorurteile. Wir schreiben mehr, aber wissen weniger,<br />
wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt<br />
schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Es ist die Zeit<br />
des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen<br />
Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und<br />
der schwierigen Beziehungen. Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens<br />
und der Scheidungen, der schöneren Häuser<br />
und der zerstörten Zuhause.<br />
Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil<br />
sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen,<br />
die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen,<br />
weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht<br />
mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben<br />
Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz,<br />
der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem<br />
geliebten Menschen: „Ich liebe Dich“ und meint es auch so.<br />
Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können<br />
alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt<br />
die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird<br />
dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein.<br />
Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen.<br />
Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen,<br />
denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge,<br />
sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems<br />
berauben.<br />
Frei nach einer E-Mail vom Clown Fidelidad<br />
Ihr ~ - Redaktionsteam<br />
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Impressum<br />
Herausgeber<br />
„~“ e. V.<br />
Berliner Platz 8<br />
48143 Münster<br />
Redaktionsteam<br />
Juliane Büker<br />
Michael Heß<br />
Sabrina Kipp<br />
Sigi Nasner<br />
Carsten Scheiper (V.i.S.d.P.)<br />
Horst Gärtner<br />
Tel.: <strong>02</strong>51 / 49 09 11 8<br />
redaktion@strassenmagazin-draussen.de<br />
Streetwork<br />
Sabrina Kipp<br />
s.kipp@strassenmagazin-draussen.de<br />
Internetseite<br />
www.strassenmagazin-draussen.de<br />
Administrator: Cyrus Tahbasian<br />
Texte<br />
Christine Dedeck, Lena Fiebig, Horst<br />
Gärtner, Michael Heß, Markus Kipp,<br />
Kerstin Klimenta, Glenn Langhorst,<br />
Katrin Moser, Bernd Mülbrecht, Annette<br />
Poethke, Manuel Schumann<br />
Fotos<br />
Allwetterzoo Münster, Anke Elsner,<br />
FC Bayern München, Lena Fiebig,<br />
Michael Heß, Markus Kipp, Andreas<br />
Löchte, Tobias Könneker, Katrin Moser,<br />
Sigi Nasner, Manuel Schumann<br />
Titelfoto<br />
Allwetterzoo Münster<br />
Layout und Titelgestaltung<br />
Juliane Büker<br />
j.bueker@strassenmagazin-draussen.de<br />
Gestaltungskonzept<br />
Lisa Schwarz/Christian Büning<br />
Druck<br />
Gutverlag Druck & Medien<br />
Auflage 10.000<br />
Unterstützt durch<br />
Siverdes-Stiftung<br />
Bankverbindung<br />
Sparkasse Münsterland Ost<br />
Konto-Nr. 33 878<br />
BLZ 400 501 50<br />
Paten-Spenden-Konto<br />
Sparkasse Münsterland Ost<br />
Konto-Nr. 34205427<br />
BLZ 400 501 50<br />
Wir danken allen Spendern!<br />
Artikel, die namentlich gekennzeichnet<br />
sind, geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Bitte beachten Sie unsere<br />
Anzeigenkunden.<br />
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Inhalt<br />
Editorial<br />
Das Paradox unserer Zeit<br />
Der Kailoff heult wieder<br />
Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück - ein Überblick<br />
Willkommen in der Armutsfalle<br />
In Münster hält Armut flächendeckend Einzug<br />
Wohnen 60 Plus<br />
Warm - trocken - sicher: Dreifaltigkeitskirche<br />
Die lauten Autisten<br />
Sind Menschen mit Asperger-Syndrom potentielle Massenmörder?<br />
Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglicht<br />
Ein Ratsbeschluss bringt Münster 1997 an die Weltspitze<br />
Löffelstarschnitt<br />
Münsteraner Promis geben den Löffel ab<br />
Ein Hoch dem Löffel!<br />
Eine kurze Kulturgeschichte des Löffels<br />
„Ich wurde in den Medien zerrissen“<br />
Bayernkeeper Tom Starke im Interview<br />
Junge Journalisten gehen ihren Weg...<br />
„Journalismus ist für mich Herausforderung und Leidenschaft!“<br />
Columne: ~ auf Cuba<br />
Weihnachten - Ein Nachruf<br />
Neues aus dem Familienrecht<br />
Mehr Rechte für Väter von nichtehelichen Kindern<br />
Lesen<br />
S. Tophofen: „So lange bin ich vogelfrei. Mein Leben als Straßenkind“<br />
Rezepte<br />
Antipasti<br />
Schlussakkord<br />
Der richtige Blick<br />
#<br />
5
Bericht | Text: Christine Dedeck | Fotos: Allwetterzoo Münster<br />
Der Kailoff heult wieder!<br />
Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück – ein Überblick<br />
C<br />
M<br />
Y<br />
CM<br />
MY<br />
Er hat graues Fell und heult, so heißt<br />
es im Volksmund, gerne den Vollmond<br />
an: der Wolf. Nach vielen Jahren fasst<br />
er langsam wieder Fuß in seiner alten<br />
Heimat. Doch Mensch und Wolf haben<br />
sich in Deutschland auseinandergelebt.<br />
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Wer ist der ist das Raubtier im grauen Pelz, Eben dort, wo es ausreichend Nahrung<br />
der unserem Haushund so ähnlich ist? und ungestörte Reviere für die Aufzucht<br />
Der Wolf bildet zusammen mit Schakalen der Jungen gibt. Eingewanderten Wölfen<br />
eine eigene Gattung in der Familie der in der Oberlausitz in Sachsen gelang es<br />
Hunde. In dieser Tierfamilie ist er selbst 2000 zum ersten Mal wieder Junge in<br />
das größte Mitglied. Meistens bevorzugt Deutschland aufzuziehen. Seitdem breitet<br />
der Wolf Grasland und Wälder als Lebensraum,<br />
sich der Wolf wieder in unserer Republik<br />
ist aber extrem anpassungsfähig. aus. Das bundesweite Wolfsmonitoring<br />
MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.pdPage 1 31.08.2009 14:29:31 Uhr<br />
Bevorzugt werden Rehe, Rothirsche oder<br />
Wildschweine gejagt, aber auch kleinere<br />
Tiere stehen auf dem Speiseplan des<br />
Wolfes. In seinem Jagdrevier legt er auf<br />
der Suche nach Beute durchaus über<br />
100 Kilometer in nur einer Nacht zurück.<br />
Wölfe leben in Rudeln zusammen, die<br />
Beziehungen untereinander sind durch<br />
eine strenge Rangordnung geprägt.<br />
Derzeit schätzt der WWF den Bestand in<br />
Deutschland auf etwa 100 Tiere. Früher<br />
bevölkerte der Wolf die gesamte nördliche<br />
Halbkugel und sogar Mexico, Nordafrika,<br />
Arabien und Indien. Durch Verfolgung und<br />
Zerstörung des wölfischen Lebensraumes<br />
galt der graue Pelz in Deutschland Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts als ausgestorben.<br />
Inzwischen haben sich einige Tiere wieder<br />
im Osten von Deutschland angesiedelt.<br />
Sie erobern alte Truppenübungsplätze in<br />
Sachsen und Brandenburg und wurden<br />
auch in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />
Hessen und Bayern gesichtet.<br />
konnte bisher 19 Rudel bzw. Wolfspaare<br />
und vier Einzeltiere ausmachen (Stand<br />
Dezember 2012). Die meisten davon in<br />
Sachsen und Brandenburg.<br />
Mensch gegen Wolf<br />
Nach 150 Jahren wolfsfreier Republik muss<br />
sich der Mensch erst wieder an den Wolf<br />
gewöhnen. So kommt es zum Beispiel<br />
dort häufig zu Konflikten zwischen Wolf<br />
und Mensch, wo sich die Freitierhaltung<br />
nach dem Aussterben des Wolfes um 1900<br />
ausgebreitet hat. In mehreren Fällen<br />
wurden zum Beispiel Schafe von Wölfen<br />
gerissen. Zwar erhalten die geschädigten<br />
Tierhalter einen finanziellen Ausgleich,<br />
doch der Unmut nach solchen Vorfällen<br />
ist natürlich groß. Dass der Wolf sich an<br />
Schafsherden bedient, liegt in seinem<br />
Wesen: „Der Wolf ist ein großes Wildtier,<br />
das sich als Opportunist unter anderem<br />
CY<br />
CMY<br />
K<br />
6
das holt, was er als Beute am leichtesten<br />
bekommt: Nutztiere, also beispielsweise<br />
ein Schaf.“, sagt Tierexperte Derk Ehlert<br />
in einem Interview der taz. Bisher sind<br />
Wölfe in Deutschland streng geschützt<br />
und dürfen nicht bejagt werden. In Sachsen<br />
unterliegt er zwar dem Jagdrecht,<br />
hat aber ganzjährig Schonzeit. Nach<br />
wölfischen Übergriffen auf Nutzvieh wie<br />
zum Beispiel im letzen November auf<br />
eine Schafherde an der Müritz melden<br />
sich erste Stimmen, die nachdrücklich<br />
eine Bejagung des Wolfes fordern. Rainer<br />
Tietböhl, Präsident des Landesbauernverbandes<br />
Mecklenburg-Vorpommern,<br />
befürchtet einen Anstieg der Übergriffe,<br />
wie sie schon jetzt in wolfreichen Ländern<br />
wie Schweden zu verzeichnen sind. Dort<br />
hat sich die Zahl von 50 Übergriffen von<br />
Wölfen im Jahr 1997 auf 450 Übergriffe aus<br />
dem Jahr 2011 fast verzehnfacht. „Diese<br />
Entwicklung droht uns auch, zumal der<br />
Wolf keine natürlichen Feinde hat. Deshalb<br />
müssen die zuständigen Behörden<br />
prüfen, ob nicht der Wolf wieder zur<br />
Jagd freigegeben werden soll“, fordert<br />
Tietböhl in einer Presseerklärung.<br />
Willkommen Wolf!<br />
Tier- und Naturschutzvereine dagegen<br />
möchten den Wolf in Deutschland weiter<br />
geschützt sehen. Auf der Roten Liste wird<br />
er als streng geschützte Art geführt. Eine<br />
Bejagung des Wolfes wird konsequent<br />
abgelehnt. Das NABU-Projekt „Willkommen<br />
Wolf“ möchte frei lebenden Wölfen<br />
in Deutschland wieder einen dauerhaften<br />
Lebensraum bieten. Informationsbüros<br />
und verschiedene Broschüren sollen die<br />
Einwanderung begleiten und die Bevölkerung<br />
aufklären. Schließlich ist der Wolf<br />
immer noch das seltenste Säugetier in<br />
Deutschland. Für den NABU hinken die<br />
Bundesländer dem Wolf noch hinterher,<br />
bisher gibt es nur wenig Ansätze, das Nebeneinander<br />
von Mensch und Wolf zu regeln.<br />
Die Wohngemeinschaft von Wolf und<br />
Mensch in der Bundesrepublik ist noch<br />
jung. Um ein konfliktfreies Miteinander<br />
von Mensch und Tier zu ermöglichen,<br />
erarbeitete Brandenburg zusammen mit<br />
dem NABU einen Wolfsmanagementplan<br />
für die nächsten fünf Jahre. „Ziel des<br />
brandenburgischen Wolfsmanagements<br />
sind Prävention und Lösung der Konflikte,<br />
die mit der Rückkehr des Wolfes<br />
verbunden sind. Mit mehr Aufklärung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit wollen wir<br />
mehr Akzeptanz und Verständnis für<br />
eine dauerhafte Rückkehr des Wolfes<br />
nach Brandenburg erreichen, damit so<br />
das Vorkommen von Wölfen Normalität<br />
wird“, sagte Brandenburgs Umweltministerin<br />
Anita Tack bei der Präsentation<br />
des Papiers. WWF, IFAW und der NABU<br />
Brandenburg begrüßen den Plan. „Mit<br />
dem Brandenburger Wolfmanagementplan<br />
wurde ein rahmengebendes und<br />
grundlegendes Instrument geschaffen,<br />
um den Herausforderungen, die die<br />
Rückkehr der Wölfe nach Brandenburg<br />
mit sich bringen, gewachsen zu sein“,<br />
schreibt der International Fund for Animal<br />
Welfare, IFAW, in einer Mitteilung.<br />
Der böse Wolf<br />
Die Anwohner der betroffenen Regionen<br />
reagieren unterschiedlich auf den neuen<br />
Mitbewohner. Die Angst vor dem bösen<br />
Wolf ist noch immer weit verbreitet. In<br />
vielen deutschen Märchen ist der Wolf<br />
eine hungrige Bestie und der Mythos des<br />
menschenreißenden Raubtieres hält sich<br />
hartnäckig. Die Urangst vor dem wilden<br />
und unbekannten Tier steckt noch immer<br />
in uns. Mit der Realität haben Märchen<br />
und Mythen jedoch wenig gemein. In<br />
Deutschland lebende Wölfe reagieren bei<br />
einer Begegnung mit Menschen vorsichtig,<br />
aber nicht extrem scheu. Der Wolf<br />
zieht sich bedacht und ruhig zurück, statt<br />
panisch die Flucht zu ergreifen. Es gehört<br />
zur Überlebensstrategie des Wolfes, potentiellen<br />
Feinden gegenüber vorsichtig<br />
zu sein. Begegnungen mit den tierischen<br />
Einwanderern sind daher eher selten.<br />
Vor allem deswegen, weil Wölfe den<br />
Menschen bereits frühzeitig bemerken<br />
und aus dem Weg gehen. Streifgebiete,<br />
die von Menschen aktiv genutzt werden,<br />
durchquert der Wolf eher in der Nacht.<br />
Der Mensch zählt nicht zur natürlichen<br />
Beute von Wölfen. Doch viele Menschen<br />
befürchten, dass ausgehungerte Wölfe<br />
mangels natürlicher Beutetiere sich auch<br />
an den Homo sapiens wagten. Solche<br />
Befürchtungen sind unbegründet. Wilde<br />
Wölfe werden im Welpenalter durch die<br />
Nahrung, die ihre Wolfseltern herantragen,<br />
auf ihr Beutespektrum geprägt - und<br />
der Mensch gehört nicht dazu.<br />
Eine Studie des Norwegischen Institutes<br />
für Naturforschung (NINA) zum Gefährdungspotential<br />
von Wölfen gegenüber<br />
Menschen kam zu dem Schluss, dass das<br />
Risiko eines Angriffs äußerst gering ist. In<br />
den letzten 50 Jahren gab es in Europa<br />
fünf tödliche Angriffe von Wölfen und die<br />
waren auf Tollwut und Gewöhnung zurückzuführen.<br />
Seit 2008 ist Deutschland<br />
allerdings tollwutfrei. Zudem soll das Monitoring<br />
der Wölfe dazu beitragen, dass<br />
auffällige oder aggressive Tiere frühzeitig<br />
erkannt werden. Eine Gefahr besteht<br />
meistens nur dann, wenn die wilden<br />
Tiere angefüttert werden. Wölfe können<br />
durch Gewöhnung und Anfütterung dem<br />
Menschen gegenüber auch dreist werden.<br />
Wölfe in Münster<br />
Wer im Münsterland Wölfe sehen möchte,<br />
der muss in den Allwetterzoo gehen. Dort<br />
leben seit 2010 wieder Wölfe in einem<br />
Freigehege. Freilebende Wölfe, die gibt<br />
es bei uns nicht. #<br />
7
Bericht | Text und Fotos: Michael Heß<br />
Willkommen in der Armutsfalle<br />
In Münster hält Armut flächendeckend Einzug<br />
8<br />
In Münster lebt es sich unbestritten gut.<br />
Für die meisten Mitbürger. Noch. Denn<br />
die lebenswerteste Stadt der Welt ist im<br />
Ozean sozialer Realitäten keine Insel der<br />
Seeligen mehr. Wenn auch die Zeichen<br />
nicht immer deutlich sichtbar sind, hält<br />
wirkliche Armut Einzug in Münster. Die<br />
Misere verdeutlicht ~-Lokalredakteur<br />
Michael Heß anhand vieler Zahlen.<br />
Es ist ein Skandal, der schon lange<br />
nicht mehr aufregt. Obwohl die Bundesrepublik<br />
mit 4,9 Billionen Euro Privatvermögen<br />
das fünftreichste Land der Welt<br />
ist, zeichnet der am 20. Dezember 2012<br />
veröffentlichte Armutsbericht des Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverbandes ein anderes<br />
Bild. Nämlich das einer sich langsam,<br />
aber stetig ausbreitenden Armut. Als<br />
armutsgefährdet gilt, wem weniger als<br />
60 Prozent des Durchschnittsverdienstes<br />
zur Verfügung stehen. Konkret sind das<br />
monatlich 848 Euro und weniger. Derzeit<br />
betrifft das etwa 12 Millionen Personen<br />
oder im Bericht deutlicher formuliert:<br />
„Jeder siebte Deutsche ist armutsgefährdet.”<br />
Es ist eine Angleichung der unerfreulichen<br />
Art. Erstmals führt mit Bremen<br />
ein altes Bundesland die Rennliste an.<br />
Mit 22,3 Prozent ist mehr als jeder fünfte<br />
Bremer von Armut bedroht. Dicht gefolgt<br />
von Meck-Pomm (22,2), Berlin (21,1) und<br />
Sachsen-Anhalt (20,5). Am Ende liegen<br />
Bayern (11,3) und Baden-Württemberg<br />
(11,2). NRW rangiert mit 16,6 Prozent im<br />
Mittelfeld, verdankt das aber nur seinen<br />
ländlichen Regionen. Denn regional<br />
sind die Unterschiede noch größer. So<br />
betragen die Quoten für Dortmund 30<br />
Prozent, steigen in Duisburg auf 45 Prozent<br />
und erreichen in Essen 57 Prozent.<br />
Generell leiten die Ruhrkommunen<br />
seit einigen Jahren unter einer starken<br />
Zunahme; auch konjunkturelle Aspekte<br />
spielen keine Rolle mehr. Für 2011 merkt<br />
der Bericht an, dass „überhaupt kein<br />
positiver Zusammenhang mehr zwischen<br />
Wirtschafts- und Armutsentwicklung<br />
festgestellt werden” kann. Willkommen<br />
in der Armutsfalle.<br />
Gerne verdrängt, gedeiht ein echtes<br />
Armutsmilieu auch in Münster und wird<br />
sich nicht mehr beseitigen lassen. Im<br />
Gegenteil, soviel Prophetie darf sein.<br />
Nein, es ist nicht so weit gewachsen wie<br />
im Dortmunder Norden oder im Duisburger<br />
Stadtteil Hochfeld. Doch in manchen<br />
lokalen Kiezen, in Berg Fidel, Coerde und<br />
Kinderhaus, sind schon mehr als erste<br />
Anzeichen dieser Entwicklung sichtbar.<br />
Rund 14.000 sog. „Bedarfsgemeinschaften”<br />
mit Hartz IV-Bezug gibt es in<br />
der Domstadt. Circa 6.000 Bezieher von<br />
Arbeitslosengeld sind in steter Gefahr, in<br />
Hartz IV hinein zu rutschen. Jedem, der<br />
wieder eine Stelle findet, ist deshalb doppelt<br />
zu gratulieren. Zu den bundesweit<br />
etwa 245.000 Obdachlosen trägt Münster<br />
<strong>80</strong>0 Fälle bei. Offiziell, denn geschätzt ist<br />
es die doppelte Anzahl. Es sind Menschen<br />
in Not, die vorübergehend bei Freunden<br />
oder Verwandten unterkommen. Wem die<br />
treffend als „dritte Haut” bezeichneten<br />
eigenen vier Wände abhanden kommen,<br />
der ist nur noch ein halber Mensch. So<br />
weit kommt es selten, aber der faktische<br />
Nullleerstand bei Wohnungen erlaubt nur<br />
kleine Lösungen. Die Mietervereine singen<br />
davon seit Jahren ein trauriges Lied.<br />
Das Wohnungsamt ebenso. Im Jahre 2011<br />
teilte es 4.385 Wohnberechtigungsscheine<br />
zu. Zwar mit deutlich sinkender Tendenz<br />
gegenüber dem Vorjahr mit 5.184 Scheinen.<br />
Die Entwicklung signalisiere aber<br />
keine Entspannung am Wohnungsmarkt,<br />
sondern sei gesetzlichen Regelungen<br />
geschuldet. Sagt Gabriele Regenitter, Leiterin<br />
des Münsterschen Wohnungsamtes<br />
und verweist auf präziser formulierte<br />
Zuständigkeiten für das Amt für Wohnungswesen<br />
und das Jobcenter. Deutlicher<br />
wird es bei der beständig sinkenden<br />
Anzahl von Sozialwohnungen vor Ort, von<br />
denen es 2011 noch 7.561 gab. Dem steht<br />
ein starker Anstieg des Mietniveaus bei<br />
Neuvermietungen gegenüber; die Schere<br />
zwischen Angebot und Bedarf klafft<br />
immer weiter auseinander. Die Münster-<br />
Tafel hat so gut zu tun wie noch nie in<br />
ihrer Geschichte: An 82 Stellen werden<br />
wöchentlich 60 Tonnen Lebensmittel an<br />
Bedüftige weitergegeben. Längst nehmen<br />
nicht nur Wohnungslose ihr verbilligtes<br />
Mittagessen in Treffpunkten wie dem an<br />
der Clemenskirche ein. Am Kanal ist mit<br />
scharfem Blick manches gut getarnte Zelt<br />
zu entdecken. Sie werden wohl „bewohnt”<br />
sein. Es bröckelt an immer mehr<br />
Stellen.<br />
Gemessen am materiellen Elend<br />
woanders sind deutsche Arme “reich”.<br />
Der Auszahlbetrag von Hartz IV reicht<br />
woanders für Großfamilien zum Leben.<br />
Ein Umstand, der von gut versorgten<br />
Berufspolitikern gerne zum Relativieren<br />
genutzt wird. Dass dabei deutsche Äpfel<br />
mit afrikanischen Birnen verglichen<br />
werden, kommt ihnen nicht in den Sinn.<br />
Armut ist etwas am Umfeld gemessen<br />
Relatives, sie ist nichts nur materiell<br />
Absolutes. Sie hat auch kulturelle Züge,<br />
seelische und öffentliche Merkmale,<br />
aber für solche Erörterungen bräuchte es<br />
wohl ein ganzes ~-Heft. Verweise<br />
auf die unmöglichen Besuche kultureller<br />
Veranstaltungen und gekürzte städtische<br />
Leistungen müssen hier genügen. Wo der<br />
Kämmerer kein Geld mehr hat, ist jedes<br />
städtische Angebot im Grundsatz obsolet.<br />
Siehe dazu den letzten Absatz.<br />
Noch ein Punkt ist zu bedenken. Monatliche<br />
848 Euro markieren die amtliche<br />
Armutsgrenze. Aber ist jemand mit 900<br />
Euro oder 1.000 Euro wirklich besser<br />
dran? Wer nur einige Euro über den<br />
Bezugsgrenzen liegt wird statistisch zwar<br />
nicht mehr erfasst, trägt aber seinen Teil<br />
zur realen Not bei. Wie viele Betroffene<br />
mit der Tendenz nach unten statt nach<br />
oben mag es geben? Fachleute schätzen<br />
diese Grauzone bis auf das Doppelte der<br />
amtlich Erfassten. Etliche Millionen mehr
dürfen für den Bund also angenommen<br />
werden, für Münster eine fünfstellige<br />
Zahl an Haushalten.<br />
Weiter verschärfend wirken sich die<br />
oftmals niedrigen Einkommen aus Teilzeit-<br />
oder befristeten Verträgen aus, mit<br />
denen junge Menschen ins Berufsleben<br />
starten müssen. Akademiker generell<br />
eingeschlossen. Das Münsterland gilt als<br />
Hort prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />
- so hängen die Dinge zusammen. Ein<br />
Vermögensaufbau wie in der alten Republik<br />
ist den meisten Betroffenen nicht<br />
mehr möglich. Der Reichtum konzentriert<br />
sich tendenziell bei den Alten mit ihren<br />
erworbenen Gütern und Ansprüchen.<br />
Reichtum wird zunehmend vererbt, das<br />
ist bekannt. Armut aber ebenso, das<br />
wird gerne verdrängt. Schon sind dritte<br />
Generationen, die von Transferleistungen<br />
leben, keine Seltenheit. Statistisch ausgedrückt,<br />
hält die untere Einkommenhälfte<br />
der Deutschen gerade einmal zwei<br />
Prozent des Volksvermögens. Das eine<br />
oberste Einkommenprozent dagegen die<br />
Hälfte des Volksvermögens.<br />
Damit hängt wiederum die zunehmende<br />
Überschuldung von Haushalten<br />
zusammen. Der lokale Spitzenwert liegt<br />
in Kinderhaus mit knappen 15 Prozent<br />
der Haushalte. In der ganzen Stadt sind<br />
es etwa 11 Prozent. Überschuldung ist definiert<br />
als Zustand, in dem das verfügbare<br />
Einkommen nicht mehr zum Bedienen<br />
der Darlehen ausreicht. Auch hierbei<br />
kommen eine Menge Haushalte hinzu,<br />
die de jure (noch) nicht überschuldet<br />
sind, de facto aber doch. Niemand zählt<br />
sie. Längst sind auch die Schuldnerberatungen<br />
bis über die Ohren ausgebucht.<br />
Die Frage nach den politischen Hauptverantwortlichen<br />
für diese Entwicklungen<br />
weist auf viele Väter hin. Vorneweg die<br />
beiden rot-grünen Koalitionen von 1998<br />
bis 2005 unter Gerhard Schröder und<br />
Josef Fischer. Im Januar 20<strong>13</strong> sind Hartz I<br />
und Hartz II zehn Jahre in der Welt, es ist<br />
ein trauriges Jubiläum. Hartz III und Hartz<br />
IV folgen wenig später. Der Namensgeber<br />
der Gesetze, der vormalige VW-Personaldirektor<br />
und Schröder-Intimus Peter Hartz<br />
wird wenig später wegen Untreue selber<br />
verurteilt. Wenn das kein Zeichen war,<br />
was dann? Schwarz und Gelb bekommen<br />
jedoch keinen Persilschein, denn sie<br />
hätten es nicht schlechter hinbekommen,<br />
wenn sie gedurft hätten. Siehe auch<br />
das Hickhack um einen angemessenen<br />
9
Mindestlohn und die Vermögenssteuer.<br />
Die meisten Industrieländer haben sowas<br />
und funktionieren, die im Privaten<br />
superreiche Bundesrepublik hat es nicht<br />
oder nicht mehr. Rot und Grün üben sich<br />
dagegen in halbherzigen Reparaturversuchen<br />
des von ihnen angerichteten<br />
Unheils. Bedenkt man es recht, trifft von<br />
den großen Parteien einzig die LINKE<br />
keine Schuld. So aber liegt das Kind im<br />
Brunnen und kommt nicht mehr heraus.<br />
Soziale Entwicklungen lassen sich nicht<br />
wie technische Prozesse qua Knopfdruck<br />
von oben umsteuern. Allenfalls von<br />
unten, täten die Bedingungen dafür<br />
stimmen.<br />
Denn es wird zu keiner breiten<br />
Protestbewegung kommen. Attac und<br />
Occupy und wie sie alle heißen leisten<br />
verdienstvolle Aufklärungsarbeit. Für<br />
diejenigen, die das zur Kenntnis nehmen<br />
wollen. Für eine deutliche Minderheit<br />
also, die sich zumeist im akademischen<br />
Milieu rekrutiert, aber nicht bei den Betroffenen<br />
selbst. Welche Werte bei denen<br />
dominieren, zeigt das Unterschichten-TV<br />
(so der Entertainer Harald Schmidt politisch<br />
unkorrekt, aber zutreffend) auf. Zu<br />
Anzeige<br />
W „ er sich für die<br />
kleinen Dinge<br />
zu groß fühlt,<br />
ist für die<br />
großen Dinge<br />
meist zu klein.<br />
sagte Lao Tse<br />
und findet<br />
HORSTER STR. 12 FRIEDRICH-EBERT STR. 120<br />
www.moebel-schwienhorst.de<br />
www.ergo-furniture24.com<br />
viel gibt es für die meisten anderen zu<br />
verlieren. Häuslebauer neigen nicht zum<br />
Revoluzzen, höchsten mal zum folgenlosen<br />
Meckern im privaten Kreis. Ansonsten<br />
sind Klappehalten und Krummbuckeln<br />
für die Raten angesagt. Wer hat fürchtet,<br />
demnächst vielleicht noch weniger zu<br />
haben. Wer haben will, fürchtet um die<br />
Karriere. Alles zusammen stabilisiert das<br />
die Armut verstärkende System so effektiv<br />
wie selten etwas in der Weltgeschichte.<br />
Die Idee werde zur gestaltenden Kraft, sobald<br />
sie die Massen ergreife - wusste Karl<br />
Marx, der ebenso wie Charles Dickens im<br />
England des 19. Jahrhunderts Anschauungsstoff<br />
en masse vorfand. Zu einer Revolution<br />
reichte es dennoch nicht, dazu<br />
bedurfte es noch des Ersten Weltkriegs<br />
als Katalysator. Die Proleten hatten immerhin<br />
Klassenstolz und manchmal auch<br />
Klassendünkel, sie organisierten sich in<br />
konfliktbereiten Gewerkschaften und<br />
Parteien und schufen sich eine eigene<br />
Bildungsbewegung jenseits der bürgerlichen<br />
Bildungsstrukturen, in denen der<br />
Muff aus tausend Jahren noch Jahrzehnte<br />
unter den Talaren herrschen sollte. Es ist<br />
alles Geschichte, vergangen und vertan<br />
im Zeitgeist und einem ausgefeilten<br />
und verfilzten Verteilungssystem Platz<br />
machend. Linke Parteien und Gewerkschaften<br />
inbegriffen und<br />
so ist es kein Wunder,<br />
dass die Mitgliedszahlen<br />
hier wie dort stetig<br />
zurück gehen. Weder die<br />
“<br />
mit Transferleistungen<br />
plus Schwarzarbeit<br />
ruhig gestellten Unterschichtler<br />
noch die<br />
selbstausbeuterischen<br />
kleinen Freiberufler<br />
und Gewerbetreibenden<br />
noch die Berufseinsteiger<br />
ohne wirkliche<br />
Perspektive fühlen sich<br />
in Größenordnungen<br />
angesprochen. Man mag<br />
es bedauern, aber es<br />
ändert kein Jota.<br />
Zur Erinnerung, liegen<br />
auf privaten Konten<br />
deutscher Bürger im<br />
In- und Ausland 4,9 Billionen<br />
Euro (mit Nullen<br />
ausgeschrieben: 4 900<br />
000 000 000 Euro). Das<br />
ist übrigens ziemlich<br />
genau das Doppelte des<br />
Bruttoinlandproduktes<br />
und beinahe das Zweieinhalbfache der<br />
Schulden von Bund, Länder, Kommunen<br />
und SV-Trägern zusammen. Die Stadt<br />
Münster ist mit <strong>80</strong>0 Millionen Ocken<br />
dabei. Es ist nicht nur dem jahrzehntelangen<br />
Ausgabeverhalten des Rates<br />
zu verdanken. Zu gerne wälzen gelbe,<br />
grüne, rote, schwarze und sonstige Bundes-<br />
und Landesregierungen Leistungen<br />
auf die Kommunen als die letzten in der<br />
Reihe ab und die beißen dann die Hunde.<br />
Bestes Beispiel: die in den Kommunen<br />
still und leise gebildeten Rückstellungen<br />
für Schadenersatzansprüche ab August<br />
aufgrund fehlender Kita-Plätze. Der Bund<br />
bestellte, die ohnehin klammen Kommunen<br />
haben zu zahlen. An der Aa verhält<br />
es sich nicht anders mit bösen Folgen.<br />
Stapelt man vier 50-Euro-Scheine pro<br />
Millimeter, wäre der Münsteraner Schuldenturm<br />
vier Kilometer hoch. Jeden Tag<br />
kommt ein knapper halber Meter hinzu.<br />
Wem das zu abstrakt ist: Lückenlos ausgelegt<br />
bedecken die Scheine eine Fläche<br />
von 17,2 Hektar oder 24 Fußballfeldern. An<br />
der Autobahn fein säuberlich aneinander<br />
gelegt, käme man mit den Scheinen bis<br />
Hamburg. Es sind Summen, die sich nur<br />
noch Astronomen und Mathematikern<br />
erschließen. #<br />
10
Bericht | Text: Bernd Mülbrecht<br />
Wohnen 60 Plus<br />
Warm - trocken - sicher: Dreifaltigkeitskirche<br />
Der Förderverein für Wohnhilfen e.V.,<br />
dessen ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender<br />
ich bin, wurde 1991 von hauptund<br />
ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern<br />
in der Wohnungslosenhilfe Münster gegründet.<br />
Er hatte und hat die Aufgabe,<br />
durch gemeinsame Bemühungen sozial<br />
engagierter Einzelpersonen und Institutionen<br />
Wohnmöglichkeiten für wohnungslose<br />
Menschen zu erschließen, die<br />
auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt<br />
benachteiligt sind. Der Förderverein, der<br />
ökumenisch ausgerichtet ist, wurde vom<br />
Bistum Münster für die Renovierung des<br />
Waldhauses im konziliaren Prozess für<br />
Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />
der Schöpfung von der Evangelischen<br />
Kirche von Westfalen für das Projekt<br />
„Wohnhaus Münster – Amelsbüren“<br />
ausgezeichnet. Aktuell arbeitet der<br />
Förderverein für Wohnhilfen e.V. an der<br />
Umsetzung des nachfolgenden Konzeptes<br />
für ein eigenständiges Wohnen für<br />
alte, unterstützungsbedürftige wohnungslose<br />
Menschen: Wohnen 60 Plus.<br />
Nach sechsjährigem erfolglosen Bemühungen<br />
um eine geeignete Immobilie<br />
bot sich mit der leer stehenden und<br />
profanierten Dreifaltigkeitskirche, die im<br />
erweiterten Innenstadtgebiet liegt, eine<br />
Chance zur Realisierung des Bauvorhabens.<br />
Als sich dann noch das städtische<br />
Wohnbauunternehmen als Investor gewonnen<br />
ließ, konnten konkrete Planungen<br />
vorgenommen werden. Gebaut wird<br />
nun nach dem Wohnbauförderungsprogramm<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
das besondere Akzente bei der Förderung<br />
von Wohnraum für Senioren und Seniorinnen<br />
und Menschen mit Behinderungen<br />
setzt. Zielgruppen sind hier Haushalte/<br />
Personen mit geringem Einkommen, die<br />
sich am Markt nicht selbstständig mit<br />
Wohnraum und notwendiger Betreuung<br />
versorgen können. Dieses trifft auch<br />
auf viele alleinstehende wohnungslose<br />
Menschen zu. Unsere Konzeption zielt<br />
auf die Förderung des sogenannten<br />
Gruppenwohnens im Rahmen des Förderprogramms<br />
ab. Wir haben uns für<br />
die Fördervariante A (Appartements mit<br />
Wohnschlafraum, Küchenbereich und<br />
Bad mit WC) entschieden. Alle Wohnungen<br />
werden barrierefrei erstellt und zwei<br />
Wohnungen werden für Rollstuhlfahrer<br />
ausgelegt. Zielgruppe sind alleinstehende<br />
wohnungslose Menschen ab 60 Jahren,<br />
alleinstehende wohnungslose Menschen<br />
mit einer Behinderung von mindestens<br />
50% MdE, oder alleinstehende wohnungslose<br />
Personen mit mindestens einer<br />
Pflegestufe 1.<br />
Im Rahmen der ambulant betreuten<br />
Wohngemeinschaft analog der Betreuung<br />
für Menschen mit Demenz ist es möglich<br />
stundenweise pädagogisch gebildete<br />
Hauswirtschafterinnen vor Ort anzustellen,<br />
die die Bewohner motivieren, sie<br />
anleiten und unterstützen, sie aktivieren<br />
und weitere ambulante Hilfen koordinieren<br />
(Hausdamenmodell). Die Stadt<br />
Münster öffnet für unser Wohnprojekt<br />
erstmalig die Leistung „Ambulant betreute<br />
Wohngemeinschaften für Menschen<br />
mit Demenz“ auch für wohnungslose<br />
Personen. Die Sozialplanung der Stadt<br />
Münster, der Fachdienst für Senioren und<br />
Pflege, ein Fachdienst des kommunalen<br />
Sozialdienstes und die Gesundheitskonferenz<br />
der Stadt Münster begrüßen das<br />
Wohnkonzept „Wohnen 60 Plus“ sehr<br />
und sehen darin Entwicklungspotentiale.<br />
Darüber hinaus erhält der Förderverein<br />
für Wohnhilfen e.V. Mittel aus dem<br />
Förderkonzept zum Aktionsprogramm<br />
„Obdachlosigkeit verhindern – Weiterentwicklung<br />
der Hilfen in Wohnungsnotfällen“<br />
vom Ministerium für Arbeit,<br />
Integration und Soziales des Landes NRW<br />
ab 01.04.2012 für zwei Jahre und neun<br />
Monate. Es werden <strong>80</strong>% einer ganzen<br />
Sozialarbeiterstelle gefördert, dazu<br />
<strong>80</strong>% der Kosten für Evaluation und der<br />
notwendigen Sachkosten. Die restlichen<br />
Kosten stellt der Förderverein für<br />
Wohnhilfen aus Eigenmitteln. Aufgaben<br />
des Projektmitarbeiters sind u. a. die<br />
sorgfältige Vorbereitung der zukünftigen<br />
Mieter für die Anmietung der Appartements<br />
in der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche,<br />
die Hilfe beim Einleben in der<br />
eigenen Wohnung, Hilfestellungen bei<br />
Behördenangelegenheiten, die materielle<br />
Sicherung der Mieter vornehmen und<br />
Ansprechpartner für die Nachbarschaft zu<br />
sein.<br />
Außerdem wird mit Hilfe von Herrn<br />
Prof. Jan Jarre vom Institut für Projektentwicklung<br />
und Evaluation in Münster das<br />
Wohnprojekt „Wohnen 60 Plus“ evaluiert<br />
und darüber hinaus die gesundheitliche,<br />
finanzielle und soziale Lebenslage aller<br />
wohnungslosen Menschen in Münster,<br />
die 60 Jahre alt und älter sind, erfragt<br />
und ausgewertet. Externes Fachwissen<br />
stellen die Seniorenvertretung Münster,<br />
der Integrationsrat der Stadt Münster,<br />
die gerontopsychiatrische Beratungsstelle<br />
und die ambulanten Dienste zur Verfügung.<br />
Der Förderverein wird langfristig 8<br />
Wohnungen und die Gemeinschaftsfläche<br />
von insgesamt 398 qm anmieten und sie<br />
an alte wohnungslose Menschen weiter<br />
vermieten.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass das<br />
angestrebte Wohnmodell einerseits den<br />
Wunsch der Menschen nach Autonomie<br />
und Individualität erfüllt, andererseits<br />
der Sehnsucht nach Geselligkeit nachkommt<br />
und das Abgleiten in Vereinsamung<br />
und Verwahrlosung durch die<br />
Versorgungsicherheit verhindert. Ich bin<br />
auch davon überzeugt, dass es nicht nur<br />
ein Modell bleibt, sondern in Zukunft sich<br />
weitere Wohngruppen mit entsprechenden<br />
Wohnraum- und Unterstützungskonzepten<br />
formieren. #<br />
11
Bericht | Text und Foto: Katrin Moser<br />
Die lauten Autisten<br />
Sind Menschen mit Asperger-Syndrom potentielle Massenmörder?<br />
Spiegel-Online (SPON) berichtete über<br />
den Amokläufer Adam Lanza von Newtown<br />
und der Vermutung, dass Lanza<br />
zum autistischen Spektrum gehöre und<br />
das sogenannte Asperger-Syndrom<br />
habe. Überraschenderweise regte sich<br />
massiver Widerstand im Netz. Ausgerechnet<br />
von der Seite, von der man es<br />
am wenigsten vermutet hätte: Autisten.<br />
~-Autorin Katrin Moser beleuchtet<br />
näher, was die Netz-Community in Aufruhr<br />
versetzte.<br />
Wenn ein Mensch aus scheinbar heiterem<br />
Himmel zur Waffe greift und andere<br />
Menschen erschießt, sind Betroffenheit<br />
und Ratlosigkeit groß. Sind die Opfer<br />
dann zu großen Teilen auch noch Kinder,<br />
wie beim Amoklauf im Dezember 2012<br />
im amerikanischen Newtown, dann ist<br />
die Fassungslosigkeit unbeschreiblich. Es<br />
ist nur menschlich, dass dann versucht<br />
wird, das Unerklärliche zu erklären. Was<br />
lässt einen stillen Kleinstadt-Jungen<br />
zum Killer werden? Was bringt einen<br />
Menschen dazu, die eigene Mutter und<br />
wehrlose Kinder zu erschießen? Und so<br />
berechtigt diese Fragen auch sind, gehen<br />
sie zumindest in der medialen Öffentlichkeit<br />
oft in eine falsche Richtung.<br />
Zu schnell stehen stereotype Begriffe<br />
(„Ballerspiele“) im Raum, die als vorgeschobene<br />
– weil einfache – Erklärung<br />
herhalten müssen. Psychologisch gesehen<br />
vielleicht auch nachvollziehbar, wird<br />
so doch eine klare Trennlinie zwischen<br />
einem nicht verstehbaren Täter und<br />
einer vermeintlich „normalen“ Mehrheit<br />
gezogen. Auch im Fall Newtown war<br />
schnell eine Modell-Erklärung gefunden:<br />
das Asperger-Syndrom. Laut dem ICD-10,<br />
dem diagnostischen Manual in Psychiatrie<br />
und Psychologie, handelt es sich<br />
beim Asperger-Syndrom (F84.5) um eine<br />
„tief greifende Entwicklungsstörung“, die<br />
dem autistischen Spektrum zugerechnet<br />
wird. Menschen mit Asperger-Syndrom<br />
fallen sowohl in der Kindheit wie auch im<br />
Erwachsenenalter durch ihre „Andersartigkeit“<br />
auf: Sie haben Schwierigkeiten in<br />
der sozialen Kommunikation mit anderen<br />
Menschen, dem Erkennen, Ausdrücken<br />
und Einordnen von Emotionen und<br />
Mimik (sowohl bei anderen als auch bei<br />
sich selbst), halten teils rigide an festen<br />
Strukturen und Ritualen fest und haben<br />
oft nur wenige, dafür sehr ausufernde<br />
und spezielle Interessen. Neben den<br />
Kommunikationsproblemen haben viele<br />
Personen aus dem autistischen Spektrum<br />
zudem Besonderheiten in der Wahrnehmung,<br />
nehmen überdeutlich Details wahr<br />
oder haben sehr feine Sinne. Gleichzeitig<br />
ist das autistische Spektrum sehr breit<br />
gefächert, so dass es Menschen mit einem<br />
Asperger-Syndrom gibt, die einigermaßen<br />
integriert ihren Alltag bestreitet und<br />
andere, die lebenslang auf Betreuung<br />
angewiesen sind.<br />
12
Adam Lanza, der Amokläufer von Newtown,<br />
wurde nun in einem Pressebericht<br />
als „autistisch“ beschrieben. Eine kleine<br />
Randbemerkung, bei der nicht einmal<br />
klar war, ob sie stimmte. Aber es reichte,<br />
um die scharfe Trennung zwischen „dem<br />
kranken Amokläufer“ und einer „gesunden<br />
Gesellschaft“ zu ziehen. SPON sah<br />
sich nun in der Pflicht, seine Leser über<br />
dieses Asperger-Syndrom aufzuklären,<br />
auch wenn – so betonte die Redaktion<br />
nach mehrfachem Redigieren - gar kein<br />
Zusammenhang zwischen dem Syndrom<br />
und der Tat bestehe: „Gleichwohl gab<br />
es bereits Amokläufer, bei denen auch<br />
Asberger-Autismus diagnostiziert worden<br />
war. Frederik B., der Vierfachmörder<br />
von Eislingen, leidet laut psychiatrischem<br />
Gutachten an einer schizoiden<br />
Persönlichkeitsstörung und hat Asperger-<br />
Syndrom. Der vierfache Frauenmörder<br />
und Serienvergewaltiger Heinrich Pommerenke,<br />
der bis zu seinem Tod 2008 als<br />
einer der schlimmsten Verbrecher der Republik<br />
galt, war einem Psychiater zufolge<br />
Asperger-Autist. Ein Arzt diagnostizierte<br />
auch beim rassistischen Heckenschützen<br />
von Malmö das Asperger-Syndrom“ (SPON<br />
am 15.12.2012, 16:35 Uhr – Orthografie wie<br />
im Zitat beibehalten).<br />
Im Netz regte sich Widerstand gegen<br />
diesen Artikel. Nicht nur fehlerhaftes<br />
Recherchieren und als Fakten vermittelte<br />
Unwahrheiten wurden der Autorin Cinthia<br />
Briseño vorgeworfen, sondern auch<br />
eine manipulative und suggestive Vorgehensweise.<br />
Und es sind ausgerechnet die<br />
Menschen aus dem autistischen Spektrum,<br />
die sich meldeten. Sabine Kiefner,<br />
Bloggerin unter www.aspergerfrauen.<br />
wordpress.com, schrieb ihr Statement<br />
klar in die Welt: „Mein Name ist Sabine<br />
und ich bin keine Massenmörderin.“ Und<br />
auch der Blogger Hawkeye äußerte sich<br />
kritisch: „Autismus macht einen nicht zum<br />
Amokläufer. Die Überschneidungen zwischen<br />
Amokläufern und Autisten lassen<br />
sich zum Großteil dazu zusammenfassen,<br />
dass beide Gruppen sich öfter mal nicht<br />
durch die größten sozialen Fähigkeiten<br />
auszeichnen. Aber selbst das macht einen<br />
nicht zum Amokläufer“ (www.realitaetsfilter.com).<br />
Die autistische Bloggerin und<br />
freie Journalistin AutZeit aus Münster<br />
wandte sich in einem offenen Brief an<br />
die Redaktion von SPON und sah in dem<br />
Artikel förmlich einen Aufruf zur Hetzjagd:<br />
„Sie stellen einen Zusammenhang her<br />
zwischen einer psychiatrisch-neurologischen<br />
Entwicklungsstörung und massiven<br />
Gewaltausbrüchen und Verbrechen. Auch<br />
wenn die Autorin behauptet, dass das<br />
nie in ihrer Absicht lag, diesen Zusammenhang<br />
herzustellen – allein durch<br />
die Art der Darstellung tut sie es. […]Mit<br />
Ihrer Berichterstattung gerade in diesem<br />
besonderen Fall haben Sie uns jedoch<br />
stigmatisiert, uns ausgegrenzt, Sie zeigen<br />
mit dem Finger auf uns und schüren die<br />
Angst. Damit machen Sie jedes Bestreben<br />
von Integration und Inklusion zunichte“<br />
(www.autzeit.wordpress.com). Spiegel-<br />
Online zeigte sich überrascht vom großen<br />
Echo in der Online-Welt, sah jedoch<br />
keine berechtigte Grundlage für die immense<br />
Kritik: „Solch eine völlig abwegige<br />
Gleichsetzung oder eine Stigmatisierung<br />
von Autisten liegt uns selbstverständlich<br />
absolut fern und war nicht beabsichtigt.<br />
In dem Text wird darauf hingewiesen,<br />
dass ein entsprechender Zusammenhang<br />
keinesfalls gezogen werden sollte und<br />
dass eine Ferndiagnose des Attentäters<br />
von Newtown unseriös wäre.“ Zufrieden<br />
zeigte sich die Online-Community nicht.<br />
Stattdessen fragte sie nun, wie es denn<br />
dazu kommt, dass in einem Bericht Dinge<br />
in einem Zusammenhang gesetzt werden,<br />
der nicht besteht: „Nun aber die Frage,<br />
warum ihr eigentlich so einen Aufstand<br />
zelebriert, dass der Amokläufer möglicherweise<br />
Autist war, wenn ihr doch […]<br />
so oft relativiert habt, dass das ja nichts<br />
miteinander zu tun hat? Warum stellt<br />
ihr dann eine Liste mit vermeintlich(!)<br />
autistischen Amokläufern ins Netz […]?“,<br />
fragt Hawkeye.<br />
wegen potentieller Gewalttätigkeit noch<br />
mehr gemieden zu werden. Die Redaktion<br />
von Spiegel-Online versprach, in<br />
absehbarer Zeit losgelöst vom Amoklauf<br />
in Newtown über das Asperger-Syndrom<br />
berichten und in diesem Zusammenhang<br />
auch mit Menschen aus dem autistischen<br />
Spektrum sprechen zu wollen. Der Artikel<br />
bleibe aber weiter online, denn auch<br />
wenn viele etwas verstehen, was „nicht<br />
so gemeint“ ist, sieht sich die Redaktion<br />
nicht in der Verantwortung. Neben<br />
zahlreichen Privatpersonen hat sich nun<br />
auch die Piratenpartei in die Diskussion<br />
eingeschaltet und gegen diese Berichterstattung<br />
Beschwerde beim Presserat<br />
eingereicht.<br />
Den wahren Gründen für eine solche<br />
Tat wie in Newtown kamen weder der<br />
SPON-Bericht noch andere Berichterstattungen<br />
auf die Spur. Der Konflikt<br />
mit den Menschen aus dem autistischen<br />
Spektrum machte aber deutlich, dass es<br />
nicht so einfach ist, wie es gerne vermittelt<br />
wird. Es ist nicht „der“ Außenseiter,<br />
„der“ Gamer, „der“ Stille oder „der“<br />
Autist, der geplant zur Waffe greift und<br />
Unfassbares begeht. Sondern es ist ein<br />
Zusammenspiel von vielen Faktoren,<br />
Familiengeschichten, Traumata und den<br />
Reaktionen des Umfelds, die aus einem<br />
jungen Menschen einen Mörder machen.<br />
Dass psychische Störungen und Krankheiten<br />
ebenfalls eine Rolle spielen können,<br />
steht wohl außer Frage. Aber es ist nur<br />
ein Faktor unter Vielen – und letzten Endes<br />
muss man vielleicht einfach im Raum<br />
stehen lassen, dass eine solche Tat wie in<br />
Newtown nicht verstehbar wird. Nicht für<br />
Autisten, nicht für Computerspieler, nicht<br />
für Ausländer – für niemanden. #<br />
Dass der SPON-Artikel Folgen hat, zeigt<br />
sich, wenn man nun die Kommentare unter<br />
den jeweiligen Berichten liest: Eltern,<br />
die ihre Kinder mit Asperger-Syndrom zu<br />
integrieren versuchen, um eine Regelbeschulung<br />
kämpften – und nach<br />
Anzeige<br />
dem Amoklauf in Newtown plötzlich<br />
an der Bushaltestelle gefragt werden,<br />
ob sie mit ihrer neunjährigen<br />
„Sich fürs Nicht-Handeln zu entscheiden<br />
Tochter auch in Therapie sind. Man<br />
ist keine echte Wahl:<br />
habe ja jetzt in den USA gesehen,<br />
wie „gefährlich“ so jemand sei.<br />
Oder Eltern und Menschen aus dem<br />
autistischen Spektrum, die statt<br />
Nicht-Handeln ist Nicht-Leben.“<br />
Dr. Moshe Feldenkrais<br />
Feldenkrais-Praxis Vera Lämmerzahl<br />
der Aufklärung nun lieber den Weg<br />
des Schweigens wählen aus Angst,<br />
Ludgeristraße 114 Tel.: <strong>02</strong>51-796707<br />
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<strong>13</strong>
Bericht | Text und Foto: Michael Heß<br />
Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglicht<br />
Ein Ratsbeschluss bringt Münster 1997 an die Weltspitze<br />
Männer, Frauen und Kinder, Farbige und<br />
Weiße, Heteros und Homos, Atheisten<br />
und Gläubige aller Coleur - eine heutige<br />
Großstadt gleicht der Welt im Kleinen,<br />
in der Alle grundsätzlich akzeptiert sind.<br />
Noch vor zwanzig Jahren war das unterschwellig<br />
anders, damals ging man<br />
in Münster die Ungleichheit konsequent<br />
an. An einen vergessenen Höhepunkt<br />
lokaler Gleichstellungspolitik erinnert<br />
~-Lokalredakteur Michael Heß.<br />
Obwohl mit konservativem Image<br />
behaftet, verbinden sich mit Münster die<br />
Anfänge der organisierten Homobewegung<br />
in der Bundesrepublik. Im April 1971<br />
gründet der Student Rainer Plein die Homophile<br />
Studentengruppe Münster HSM.<br />
Es ist bundesweit die zweite organisierte<br />
Struktur überhaupt. Am 29. April 1972<br />
erlebt die Domstadt die erste Demonstration<br />
von Lesben und Schwulen in der<br />
BRD; die etwa 200 aus- und inländischen<br />
Teilnehmer ziehen mit linken Losungen<br />
durch die Innenstadt. Nach wechselnden<br />
Gründungen rufen Frauen und Männer im<br />
Oktober 1985 das Kommunikationscentrum<br />
Münsterland e.V., kurz KCM genannt,<br />
ins Leben. Damals ein Tarnname denn ein<br />
“Kommunikationscentrum” konnte alles<br />
mögliche bedeuten.<br />
Zwar fand Münsters damalige CDU-<br />
Spitze mit dem Stadtkämmerer und<br />
späteren OB Berthold Tillmann schon im<br />
November 1989 ins KCM (was zu massiven<br />
Konflikten im Verein führte), aber der<br />
Durchbruch ist mit den politischen Farben<br />
Rot und Grün verbunden, die nach<br />
den gewonnenen Kommunalwahlen im<br />
Herbst 1994 die Mehrheit im Rat inne<br />
haben. Fußend auf einem Antrag beider<br />
Parteien im Januar 1995 konstituiert sich<br />
im Juli ein Runder Tisch zur Lesben- und<br />
Schwulenpolitik in Münster. Nachfolgend<br />
erarbeitet das Gremium Handlungsempfehlungen<br />
auf Feldern wie Arbeitswelt,<br />
Wohnen, Schule und Jugend aber auch<br />
Selbstorganisation. Als Ziele werden<br />
unter anderem Diskriminierungsvorbeugung,<br />
die Kompetenzförderung bei der<br />
Stadt sowie die finanzielle Unterstützung<br />
vorhandener Strukturen erarbeitet. Die<br />
umfangreichen Resultate sind im Anhang<br />
der am 26. Februar 1997 verabschiedeten<br />
Beschlussvorlage 1110/96 “Lesben und<br />
Schwulenpolitik. Künftiges Antidiskriminierungskonzept”<br />
dokumentiert. Punkt<br />
1 des Beschlusses lautet: “Der Rat bekräftigt<br />
seine Verantwortung gegenüber<br />
den...Einwohnern unserer Stadt, die<br />
aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft<br />
oder Nationalität, ihrer religiösen oder<br />
politischen Überzeugung, ihres Geschlechtes<br />
oder ihrer sexuellen Orientierung,<br />
ihres Alters oder ihrer Behinderung<br />
oder aus anderen Gründen diskriminiert<br />
werden. Er bekennt sich ausdrücklich<br />
zu seiner Verpflichtung, Diskriminierung<br />
und gesellschaftliche Ausgrenzung<br />
gleichgeschlechtlich orientierter Menschen<br />
abzubauen.” Neben vier weiteren<br />
Punkten folgt ein Maßnahmekatalog,<br />
der unter anderem die Einrichtung einer<br />
Arbeitsstelle Antidiskriminierung AAD<br />
vorsieht, die geschlechterparitätisch mit<br />
jeweils einer 0,25 Stelle samt Fördertopf<br />
ausgestattet wird.<br />
Mit diesem Beschluss setzt Münster<br />
einen weltweiten Maßstab, der selbst<br />
Referenzkommunen wie das niederländische<br />
Haarlem oder San Francisco in<br />
den Schatten stellt. Sieben Jahre vor der<br />
Kür zur lebenswertesten Stadt der Welt<br />
besetzt Münster auf einem kniffligen Feld<br />
die Weltspitze. Die Resonanz im Inland ist<br />
entsprechend. “Uns erreichen zahlreiche<br />
Nachfragen auch aus anderen Städten,<br />
die sich auf das münstersche Modell<br />
beziehen” erläutern Ria Schwering und<br />
Frank Treutler von der AAD im Januar<br />
1999. Vorgestellt wird das Konzept unter<br />
anderem in Berlin, Bonn, Düsseldorf,<br />
Essen, Hamburg, Kiel, Leipzig, München,<br />
Osnabrück und Wiesbaden. Viele<br />
Kommunen übernehmen Elemente der<br />
Münsterschen Arbeit.<br />
Was für die Lokalpresse nicht gilt. Ob die<br />
Bedeutung nicht erkannt wurde oder ob<br />
es Vorbehalte gab, bleibe dahingestellt.<br />
Weder die Westfälischen Nachrichten<br />
noch die Münstersche Zeitung berichten<br />
über die Sache. Themen waren statt dessen<br />
die Parkgebühren auf dem Domplatz,<br />
die Erneuerung des Stadthauses II oder<br />
das Baugebiet im Gievenbecker Südwesten.<br />
Für Münsters organisierte Homos gleicht<br />
die Abstimmung jedoch einer Initialzündung.<br />
Das ~-Mitglied, der CDU-Sozialpolitiker<br />
und spätere KCM-Vorsitzende<br />
Richard Halberstadt (im Bild links) erinnert<br />
sich, “dass erst dieser Beschluss über<br />
Parteigrenzen hinweg den Betroffenen<br />
die Teilnahme an der Stadtgesellschaft<br />
ausdrücklich zuerkannte.” Ein Koordinierungskreis<br />
wird ins Leben gerufen. “Erstmals<br />
konnten Schwule und Lesben direkt<br />
mit Politikern und Verwaltung über ihre<br />
Anliegen und Probleme reden” erinnert<br />
sich Banker Volker Wittig (rechts), später<br />
ebenfalls langjähriger Vorsitzender des<br />
KCM. Bis zum Sommer 2004 tagt der Kreis<br />
siebzehnmal um Gleichstellungsaspekte<br />
oder akute Probleme zu regeln. Am 23.<br />
März 1998 veranstalten KCM und Stadt<br />
Münster gemeinsam den 3. Westfälischen<br />
Familienkongress im Jugendgästehaus<br />
am Aasee. Dessen Ergebnisse werden<br />
festgehalten in einer Broschüre der KCM-<br />
Schriftenreihe. Auf einem Treffen am <strong>13</strong>.<br />
Oktober 1998 finden erstmalig alle Lesbenstrukturen<br />
der Stadt zusammen. Ein<br />
halbes Jahr später kritisiert die bestens<br />
besuchte KCM-Veranstaltung “Mythos<br />
Diskriminierung” am 9. März 1999 eine<br />
krude Denkfigur. Der Beratungsbereich<br />
des KCM konzipiert einen Methodenkoffer<br />
zur Aufklärungsarbeit in Schulen, dessen<br />
Know How sich (ungefragt) später in<br />
einem Koffer des damaligen Familienministeriums<br />
des Landes NRW wiederfindet.<br />
Mit der Niederlande-AG verfügt(e) das<br />
KCM über die bis heute einzige binationale<br />
Szenestruktur, die beiderseits<br />
14
der Grenze arbeitete. Das KCM selbst ist<br />
Mitglied des niederländischen Homoverbandes<br />
COC. Im Juni 20<strong>02</strong> lädt der COC<br />
zur Teilnahme am “”Roze Zaterdag” (der<br />
niederländische CSD) in Enschede ein;<br />
die Resonanz auf den Stand des KCM ist<br />
enorm. Auf den Kölner CSD ist der Verein<br />
mit eigenen Wagen vertreten. Im KCM<br />
trennen sich Frauen- und Männerbereich.<br />
Ersterer wird zum Verein Lesben im<br />
Verein am Schönsten e.V. (LIVAS), letztere<br />
bilden weiterhin das KCM.<br />
Manches wird damals gegründet: das<br />
schwul-lesbische Netzwerk Münster, die<br />
Jugendgruppen Yohos und Youngs sowie<br />
die Julen, ein Stammtisch lesbischer Lehrerinnen,<br />
ein Arbeitskreis Homosexualität<br />
und Arbeitswelt, die Westfälischen Lesbischen<br />
Nachrichten sowie die Zauberflöte<br />
als Printmedien, Regenbogen-TV, die<br />
Radioprogramme Rosa Welle und Donna<br />
Wettert und noch mehr. Plus mancher<br />
kommerzieller Bars und Discotheken. Allesamt<br />
sind sie heute Geschichte wie der<br />
Koordinierungskreis auch. Volker Wittig<br />
dazu: “Das lag aber auch daran, dass die<br />
beim Runden Tisch formulierten Ziele zu<br />
diesem Zeitpunkt vom Kokreis abgearbeitet<br />
waren. Und aus der Szene heraus auch<br />
keine aktuellen Anliegen und Probleme<br />
mehr an den Koordinierungskreis herangetragen<br />
wurden.”<br />
Es hat letztlich mit fehlendem Bedarf<br />
in einer Stadt zu tun, in der es sich<br />
Dank des Ratsbeschlusses als Lesbe und<br />
Schwuler gut lebt. Der Strafrechtsparagraf<br />
175 verband die schwulen Männer im<br />
Negativen, nach dessen Wegfall im Mai<br />
1994 (für die alten Länder; in der ex-DDR<br />
bereits 1968) differenziert sich die Bewegung<br />
binnen Jahren rasant aus. Immer<br />
kleiner wird der gemeinsame Nenner<br />
der vormals Stigmatisierten. Wo es keine<br />
Ausgrenzung mehr gibt setzt ein Prozess<br />
ein, den der österreichische Romancier<br />
Christof Ransmayr als ein Verschwinden<br />
in die Welt hinein bezeichnet. Tatsächlich<br />
sind Vorkommnisse bis heute an einer<br />
Hand abzählbar. Im Juni 2001 sorgt die<br />
Wurfsendung “Nein zur Homosexualität”<br />
eines evangelikalen Pfarrers für einen<br />
kurzen Sturm im Wasserglas. Im Mai<br />
20<strong>02</strong> gibt es zeitweise Probleme mit<br />
Kleinkriminellen an der Kreuzschanze<br />
als Treffpunkt schwuler Männer, im April<br />
2005 beschwert sich ein Roxeler Ehepaar<br />
über einen ebensolchen an der Raststätte<br />
Münsterland. In beiden Fällen sehen die<br />
Behörden keinen Grund zum Eingreifen.<br />
Im Sommer 2011 taugt der Fall eines<br />
schützenbegeisterten Getränkehändlers<br />
aus spezifischen Gründen gerade nicht<br />
als Beispiel für Diskriminierung.<br />
Es sind im Rückblick die besten Jahre<br />
der Bewegung, in denen sich stillschweigend<br />
ein Paradigmenwechsel vollzieht.<br />
Die Aktiven der 90er Jahre engagierten<br />
sich ehrenamtlich für die Sache der<br />
Emanzipation. Ihr Einkommen bezogen<br />
sie aus ihren Berufen. Heute leben<br />
die Inhaber der auch in Münster still<br />
entstandenen Beratungsstellen davon<br />
hauptamtlich. Sie haben kein Interesse<br />
an einem Wegfall. Probleme werden<br />
notfalls aufgebauscht oder erfunden wie<br />
die angeblichen Selbstmorde verzweifelter<br />
homosexueller Schüler in Münster,<br />
die im Frühjahr 2011 durch die Presse<br />
geisterten. Zwar stellte die Kriminalkommissarin<br />
Christine Bünker während<br />
einer Podiumsdiskussion des KCM im Juni<br />
2008 bündig fest: “Wer sich selbst immer<br />
zum Opfer macht, wird irgendwann auch<br />
als Opfer behandelt.” Wenn es um die<br />
eigene, öffentlich finanzierte Stelle geht,<br />
zählt es nicht. Als der KCM-Vorstand<br />
seinen 2012er Frühjahrsempfang unter<br />
das Motto “Wir sind keine Opfer mehr”<br />
stellt, erntet er wütende Angriffe der<br />
selbsternannten Problematisierer. Nichts<br />
drückt deren Geisteshaltung drastischer<br />
aus als das Verhalten zur Nazidemo im<br />
vergangenen März. Münsters schwuler<br />
Chor Homophon nahm am Solikonzert im<br />
“Heaven” teil. Der KCM-Vorstand rief zur<br />
Teilnahme an den Gegenveranstaltungen<br />
auf. Der Rest der “Szene” war beredtes<br />
Schweigen. Denen, die so gerne und<br />
schnell “Diskriminierung” rufen, waren<br />
die Nazis in Rumphorst völlig egal. #<br />
Diese Seite wird von Siegfried Kurz gesponsort.<br />
15
Wiegand Kösters (Das Haus für Wohnkultur)<br />
16 Robert von Olberg (SPD), Ratsmitglied der Stadt Münster
Bürgermeisterin Karin Reismann<br />
Kabarettist Rüther<br />
Kabarettist Funke<br />
17
Bericht | Text: Michael Heß | Foto: Anke Elsner<br />
Ein Hoch dem Löffel!<br />
Eine kurze Kulturgeschichte des Löffels<br />
Aufmerksame Leser bemerkten es längst:<br />
das Jahr 20<strong>13</strong> steht für die ~ im<br />
Zeichen des Löffels. Sehr absichtsvoll<br />
nämlich, denn Gutes kann, soll und<br />
wird er bewirken und verdient hat er<br />
es allemal. Eine kurze Kulturgeschichte<br />
des verdienten Elements der Esskultur<br />
zeichnet ~-Besteckredakteur Michael<br />
Heß nach.<br />
Alt ist er wahrlich, der Löffel an sich. Wir<br />
wissen nicht, welche steinzeitliche Frau<br />
ihrem von der Mammutjagd heimkehrenden<br />
Männe den ersten Löffel hinlegte.<br />
Gemacht aus edlem Säbelzahntigerknochen<br />
oder aus schnödem Holz vom Bachlauf<br />
unten vorne rechts von die Höhle.<br />
Vielleicht war es eine Häuptlingsfrau im<br />
Bestreben, ihren todesmutigen Gatten<br />
von den anderen Jägern abzugrenzen<br />
(und sich selbst von den anderen Weibern<br />
in der Höhle). Die immer noch aus<br />
der hohlen Hand schlürften denn nichts<br />
anderes bildet der Löffel seit jeher nach.<br />
Die Mammute starben aus, der Löffel blieb<br />
bis auf uns erhalten. Allerdings wissen<br />
wir nicht, mit welcher Lautkombination<br />
oder mit welchem Wort das Instrument<br />
bezeichnet ward. Schlürfendähnlich – es<br />
liegt als Annahme nahe.<br />
Mit dem Schlürfen ist es tatsächlich so,<br />
bezeichnete doch lange nach dem (vielleicht?)<br />
Einfall des unbekannten Mammutjägerhäuptlingsweibs<br />
das altdeutsche<br />
“laffan” sowohl “schlürfen” wie “Löffel”.<br />
Das Instrument hatte sich weltweit längst<br />
als Basiselement der Nahrungsaufnahme<br />
etabliert. So wie das Messer aber anders<br />
als die Gabel, die ob ihrer Ähnlichkeit<br />
mit der Forke des Gehörnten bis zum<br />
Anbruch der Neuzeit unter kirchlichem<br />
Verdikt stand. So wissen wir schon im<br />
15. Jahrhundert von speziellen Löffelmachern<br />
und Messerschmieden, nicht aber<br />
von Gabelmachern. Fortschritte gab es<br />
auch bei den verwendeten Materialien.<br />
Knochen war mittlerweile ganz out,<br />
Holz war naja und Metall voll fett. Aus<br />
Edelmetall am besten für adlige Münder<br />
oder wenigstens aus Zinn für bürgerliche<br />
Lippen. Überhaupt ist kaum ein Material<br />
vorstellbar, das nicht schon in Löffelform<br />
gebracht wurde: Bein (früher gehoben<br />
für: Knochen), Edelmetalle und unedle,<br />
Elfenbein (sic!), Glas, Holz, Karfunkelsteine,<br />
Koralle, Kunststoff, Perlmutt, Porzellan,<br />
ordinärer Stein... Gut, von Löffeln<br />
aus Diamant wissen wir nichts aber das<br />
hat wohl eher mit der wenig praktischen<br />
Kleinheit der Klunker zu tun.<br />
Lange führte der Löffel ein Eigenleben.<br />
Er galt als persönlicher Besitz, den man<br />
bei Einladungen mitzubringen hatte wie<br />
das Messer auch. Starb der Besitzer, fiel<br />
der Löffel an den Erben, er wurde im<br />
wahrsten Sinne des Wortes abgegeben.<br />
Gut gefüllte Besteckkästen zum Vorhalten<br />
bei Besuchen waren gedanklich unvorstellbar.<br />
Und zu teuer wären sie auch<br />
gewesen. Nur langsam änderte sich das<br />
Muster. Vorreiter war Italien, damals in<br />
kulturellen Belangen ohnehin das Maß<br />
aller Dinge. Vor ungefähr 350 Jahren griffen<br />
italienische Oberschichtler vermehrt<br />
zur Gabel, teuflischer Charakter hin oder<br />
her. Wie fast immer ahmten Mittelstand<br />
und Unterschicht nach; das Essen mit<br />
Messer und Gabel kam ganz allmählich<br />
in Mode. Der Löffel konzentrierte sich<br />
in vornehmer Zurückhaltung von da<br />
ab auf Breie und Suppen (das Rülpsen,<br />
Schlürfen und Schmatzen galt entgegen<br />
einer angeblichen Sottise Martin Luthers<br />
längst als unschicklich) oder auf Kaviar.<br />
Ausrangiert wurde er deshalb noch lange<br />
nicht und seit etwas mehr als einhundert<br />
Jahren bilden in westlichen Kulturkreisen<br />
(und solchen, die als solche gelten<br />
möchten) Messer, Gabel und Löffel (man<br />
beachte die Reihenfolge!) die heilige<br />
Trinität der Cuisine. Zuzüglich ihrer vielen<br />
Ableger vom Buttermesser über den Sahnelöffel<br />
bis zur Zuckerzange. Längst ist<br />
das korrekte Eindecken der Festtafel eine<br />
Wissenschaft für sich.<br />
Wenn man es ihm auch nicht ansieht,<br />
sind dem Löffel basisdemokratische und<br />
globale Aspekte zu eigen. Den Löffel abgeben<br />
muss schließlich jeder und das am<br />
besten bei der ~: Reiche und Arme,<br />
Immobilienhaie und Obdachlose, Männlein,<br />
Weiblein und Metrosexuelle, Lamas,<br />
Päpste und Scheiche, A...krampen und<br />
Gotteskinder. Und Münsters Oberbürgermeister<br />
aber der hats schon geschnallt<br />
und gab im seligen Advent seinen Löffel<br />
ab. Vor dieser Abgabe ist folglich niemand<br />
gefeit; ein demokratischeres Element<br />
ist in einer Welt, in der so gut wie alles<br />
käuflich ist, nicht vorstellbar. Global ist<br />
der Löffel auch, nahm er doch lange vor<br />
amerikanischen Frittenschmieden, Puppenmachern<br />
und Softdrinkproduzenten<br />
die kulturelle Globalisierung vorweg.<br />
Und wird noch in ferner Zukunft auf<br />
den Raumkreuzern Enterprise und Orion<br />
Verwendung finden. Kurz: der Löffel ist<br />
würdiges Symbol der Kulturgeschichte<br />
und Münsters Straßenmagazin ~<br />
fügt dieses Jahr ein weiteres Glied hinzu.<br />
Deshalb: geben auch sie ihren Löffel ab.<br />
Nein, noch nicht endgültig. Erst einmal<br />
für die ~ Reicht vorerst. Danke. #<br />
18
Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: FC Bayern München<br />
„Ich wurde in den Medien zerissen“<br />
Bayernkeeper Tom Starke im Interview<br />
Seit vergangenem Sommer ist Tom<br />
Starke als Ersatztorhüter beim FC Bayern<br />
München verpflichtet. Im Interview mit<br />
Manuel Schumann spricht er ausführlich<br />
über seine neue Rolle als zweiter Mann<br />
hinter Manuel Neuer, Höhen undTiefen<br />
seiner Karriere und das Schwarz-Weiß-<br />
Denken von Medien.<br />
~: Tom Starke, seit dem vergangenen<br />
Sommer sind Sie Spieler des FC Bayern<br />
– wie lange hat die Eingewöhnung<br />
gedauert?<br />
~: Der Druck beim FC Bayern ist<br />
stets riesengroß – inwieweit wirkt sich<br />
der deutliche Punktevorsprung auf den<br />
Alltag der Spieler aus? Spüren Sie eine<br />
gewisse Lockerheit im Team?<br />
Tom Starke: Der Druck wird intern aufrechterhalten.<br />
Ob Vorstand oder Trainer<br />
– hier ließe es keiner durchgehen, wenn<br />
ein Spieler einen Gang zurückschaltete<br />
oder übermütig würde. Sobald die<br />
Mannschaft ein Zwischenziel erreicht<br />
hat, konfrontiert sie der Trainer bereits<br />
mit dem nächsten Ziel. Eine Saison ist<br />
lang, es gilt daher, eine Etappe nach der<br />
anderen zu bewältigen. Bis auf schöne<br />
Tom Starke: Ich muss zugeben, dass<br />
ich eine Weile gebraucht habe, um alle<br />
Abläufe zu verinnerlichen. Der FC Bayern<br />
ist eine andere Hausnummer als meine<br />
vorherigen Vereine. Die ersten Tage waren<br />
schon speziell - als würde man in<br />
eine neue Welt eintauchen.<br />
~: Es heißt, kein Verein in Deutschland<br />
werde professioneller geführt als der<br />
FC Bayern München – Ihre Meinung?<br />
Tom Starke: Das kann ich nur unterstreichen.<br />
Hier greift ein Rädchen ins andere.<br />
Hat beispielsweise ein Spieler private<br />
Probleme, bietet ihm der Verein sofort<br />
Hilfe an. Das ist einmalig. Hier steht der<br />
Mensch im Mittelpunkt; derlei ist im<br />
harten Fußballgeschäft keine Selbstverständlichkeit.<br />
~: Was hat Sie in den ersten Trainingswochen<br />
überrascht?<br />
Tom Starke: Das gesamte Ausmaß ist<br />
fulminant. Ich hatte es zuvor noch nie<br />
erlebt, dass an einem Trainingstag zweitausend<br />
Leute zuschauen. Ich denke auch<br />
gern an den Kurztrip nach China zurück.<br />
Bereits kurz nach der Ankunft jubelten<br />
uns tausende Chinesen frenetisch entgegen.<br />
Das sind unvergessliche Momente;<br />
manchmal konnte ich nur staunen - und<br />
genießen.<br />
20
Erlebnisse, viel Lob, und eine gute Punkteausbeute<br />
haben wir schließlich noch<br />
nichts erreicht.<br />
~: Ein Satz, der Ihrem Vorgesetzten<br />
Matthias Sammer sicherlich gefällt.<br />
Tom Starke: Die Stimmung in der Mannschaft<br />
ist von Anfang an gut gewesen!<br />
Und das ist nicht so daher gesagt. Unser<br />
Vorsprung in der Bundesliga ist eine<br />
schöne Momentaufnahme, keine Frage,<br />
aber: er ist sicherlich nicht der einzige<br />
Grund für die derzeitige Stimmungslage<br />
im Team. Nach den Erlebnissen der<br />
vergangenen Spielrunde sind alle hier im<br />
Klub zusammengerückt und angriffslustig<br />
in die neue Saison gegangen, jeder Spieler<br />
will zeigen, was er drauf hat – nach<br />
dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Wir wollen<br />
Erfolg. Unbedingt.<br />
~: Gerade für einen Torhüter, so<br />
hört man häufig, sei die Anspannung vor<br />
Spielbeginn enorm wichtig. Wie schwierig<br />
ist es für Sie, diese Spannung vor jeder<br />
Partie aufzubauen, obwohl Sie bereits<br />
vorher wissen, dass Sie wahrscheinlich<br />
90 Minuten auf der Bank sitzen?<br />
Tom Starke: Fährt man ins Stadion, ist<br />
einem zunächst einmal egal, ob man<br />
später zwischen den Pfosten steht oder<br />
nicht – die nötige Anspannung kommt<br />
automatisch. Alle Leute, mit denen man<br />
vor Spielbeginn zu tun hat, sind hochkonzentriert,<br />
man selbst ist hellwach,<br />
denn man muss damit rechnen, plötzlich<br />
reinzukommen. Dass ich allerdings wenige<br />
Minuten vor Anpfiff nicht die gleiche<br />
Anspannung spüre wie Manuel Neuer, ist<br />
sicherlich naheliegend. Ich bin erfahren<br />
genug, um einzuschätzen, was man von<br />
mir erwartet. Insgesamt dreht sich doch<br />
alles nur um eins: Konzentration.<br />
~: Das klingt sehr abgeklärt. Trotzdem:<br />
Eine K.o.-Partie in der Champions<br />
League wäre auch für Sie Trainingsspiel…<br />
Tom Starke: …Natürlich nicht! Dennoch<br />
muss ich als Profi in der Lage sein,<br />
Nervosität auszublenden. Nochmal: Konzentration<br />
ist alles. Auch und gerade in<br />
solchen Momenten.<br />
~: Sind Sie derartige Situationen<br />
bereits im Kopf durchgegangen?<br />
Tom Starke: Es gibt in der Tat Gedankenspiele<br />
à la „Was passiert, wenn…“. Ich<br />
halte es für wichtig, sich mental auf mögliche<br />
Ereignisse einzustellen. Das heißt<br />
allerdings nicht, ich würde ständig daran<br />
denken (lächelt). Ich habe aufgrund meiner<br />
Erfahrung mittlerweile eine gewisse<br />
Ruhe - mich kann so schnell nichts mehr<br />
überraschen. Entscheidend ist hierbei<br />
auch die Spieltags-Vorbereitung. Ich<br />
halte viel von dem Satz „So wie man<br />
trainiert, spielt man auch“.<br />
~: Apropos „Training“: Was bewundern<br />
Sie an Ihrem Kollegen Manuel<br />
Neuer?<br />
Tom Starke: (Pause) Derartige Bewertungen<br />
stehen mir nicht gut zu Gesicht – ich<br />
will mich nicht zu weit aus dem Fenster<br />
lehnen. Fest steht: Manu hat Anlagen, die<br />
ich bislang bei keinem anderen Torhüter<br />
gesehen habe.<br />
~: Zum Beispiel?<br />
Tom Starke: Sprungkraft. Reaktionsfähigkeit.<br />
Fußballerische Fähigkeiten.<br />
Der liebe Gott hat ihm so einige Talente<br />
mitgegeben. Manu hat es geschafft,<br />
diese Talente richtig einzusetzen und an<br />
ihnen zu feilen. Extrem gut gefällt mir<br />
auch seine offensive Spielweise, dieses<br />
Vorausschauen, der Pass in die Tiefe - da<br />
kann ich mir so einiges abschauen.<br />
~: Seit einigen Jahren setzen viele<br />
Bundesligisten auf junge Torhüter – woran<br />
liegt das?<br />
Tom Starke: Dafür gibt es eine einfache<br />
Antwort: Heutzutage haben bereits Jugendteams<br />
Torwarttrainer. Ich dagegen<br />
habe mein erstes, richtiges Torwarttraining<br />
erst im Alter von 18 Jahren absolviert,<br />
was damals normal war. Früher<br />
hat uns der Trainer vor einem Spiel kurz<br />
warm geschossen, ein paar Tipps mit auf<br />
den Weg gegeben, das war´s. Heute<br />
wird bereits in der F-Jugend spezielles<br />
Torwarttraining angeboten, zudem spielt<br />
inzwischen auch das mentale Training<br />
eine wichtige Rolle. Es ist daher keine<br />
Überraschung, dass im Profibereich inzwischen<br />
derart viele junge Torhüter ihre<br />
Chance bekommen.<br />
~: Sehen Sie nicht die Gefahr, dass<br />
junge Talente zu schnell auf die große<br />
Bühne Bundesliga geführt werden - und<br />
die Karriere womöglich abrupt endet,<br />
bevor sie richtig begonnen hat?<br />
Tom Starke: Rückschläge gehören dazu,<br />
egal ob einer jung ist oder alt. Bestes<br />
Beispiel: Gladbachs Ter Stegen. Er hat in<br />
der Hinrunde eine Schwächephase erlebt<br />
und trotzdem Stärke bewiesen. So was<br />
prägt. So was macht einen Profi stärker.<br />
Ich bin überzeugt, dass der Junge seinen<br />
erfolgreichen Weg weitergeht - er hat<br />
ein enormes Potenzial.<br />
~: Wie sehr verfolgen Sie die Situation<br />
Ihrer ehemaligen Klubs MSV Duisburg<br />
und TSG Hoffenheim? Machen Sie sich<br />
Sorgen um die Zukunft des MSV?<br />
Tom Starke: Auf jeden Fall. Da macht<br />
man sich schon so seine Gedanken. Das<br />
sieht nicht gut aus. Ich weiß, dass dort<br />
Existenzangst kein Fremdwort ist.<br />
~: Anders in Hoffenheim? Die Fans<br />
in Hoffenheim feiern Sie noch immer –<br />
woran liegt das Ihrer Meinung nach?<br />
Tom Starke: Ich bin einfach wie ich bin.<br />
Ich habe nie ein Blatt vor den Mund<br />
genommen. Wenn ich Kritik geäußert<br />
habe, dann ging es mir immer um die<br />
Sache – und niemals um persönliche<br />
Eitelkeiten. Offensichtlich schätzen viele<br />
TSG-Anhänger meine Art, meine Spielweise,<br />
meine Leistung. Das freut mich<br />
natürlich ungemein.<br />
~: Haben Sie die deutlichen Sympathiebekundungen<br />
der TSG-Fans nach<br />
Ihrem Abschied überrascht?<br />
Tom Starke: Ja, doch. Es ist in der Tat<br />
nicht selbstverständlich in der Branche,<br />
dass über einen Spieler, der mittlerweile<br />
bei einem anderen Klub spielt, derart<br />
positiv gesprochen wird.<br />
~: Obwohl Ihnen bereits in jungen<br />
Jahren ein großes Potenzial zugesagt wurde,<br />
ist Ihnen der Durchbruch erst relativ<br />
spät gelungen – bereuen Sie im Rückblick<br />
einige Ihrer Entscheidungen?<br />
Tom Starke: Ich würde fast alles wieder<br />
genauso machen.<br />
~: Sie liefen zwölf Mal für die<br />
U21-Nationalmannschaft auf, Sie wurden<br />
damals mit Lob überschüttet – war mehr<br />
drin?<br />
Tom Starke: Man muss schon genauer<br />
hinschauen. In Leverkusen bin ich nicht<br />
an Hans-Jörg Butt vorbeigekommen, er<br />
21
war gesetzt. Der damalige Bayer-Trainer<br />
Michael Skibbe gab mir deutlich zu<br />
verstehen, dass ich unter seiner Leitung<br />
keine Spielpraxis bekomme würde. Ich<br />
sah daher die Option HSV.<br />
~: Der damalige HSV-Trainer Klaus<br />
Toppmöller kannte Sie aus seiner Zeit in<br />
Leverkusen.<br />
Tom Starke: Ja, richtig. Ich versprach<br />
mir in Hamburg bessere Chancen – und<br />
Toppmöller suchte offenbar einen jungen<br />
Torhüter mit Potenzial. Mein zweites und<br />
letztes Spiel lief komplett daneben (Mai<br />
2004, 31. Spieltag, 0:6 gegen Werder<br />
Bremen, Anm. d. Red.). Die komplette<br />
Mannschaft spielte damals grottenschlecht,<br />
ich wurde anschließend in den<br />
Medien zerissen. Es ist damals einiges auf<br />
mich eingeprasselt, auch viele unfaire<br />
Sachen, die ich jetzt nicht erzählen will.<br />
Auf den Punkt gebracht: Es war für mich<br />
eine Katastrophe. Damals spürte ich am<br />
eigenen Leib die negativen Mechanismen<br />
des Geschäfts.<br />
~: Was genau meinen Sie?<br />
Tom Starke: Eine gewisse Scheinheiligkeit,<br />
die man gelegentlich feststellt,<br />
Stichwort: Schwarz-Weiß-Denken. Nach<br />
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dem benannten Debakel haben die Medien<br />
ausschließlich auf einzelne Spieler<br />
eingeprügelt - die Entscheidungsträger<br />
dagegen sind relativ glimpflich davongekommen.<br />
Glücklicherweise bin ich daran<br />
nicht zerbrochen.<br />
~: Nach einem weiteren Versuch<br />
in Leverkusen schlossen Sie sich dem SC<br />
Paderborn an.<br />
Tom Starke: Ich war als Profi zunächst<br />
verbrannt. Das 0:6 hing mir stets hinterher,<br />
die Medien ließen keine Gelegenheit<br />
aus, jenes Debakel zu thematisieren. Ich<br />
musste mir alles wieder neu erarbeiten,<br />
mich selbst hochziehen, Schritt für Schritt.<br />
Der Wechsel nach Paderborn war daher<br />
eine gute Entscheidung. Beim SCP wurde<br />
ich geschätzt und bekam Spielpraxis.<br />
~: Nach den Stationen Duisburg<br />
und Hoffenheim sind Sie nun Bestandteil<br />
des erfolgreichsten Klubs Deutschlands<br />
– eine späte Antwort an die Kritiker von<br />
früher?<br />
Tom Starke: Vielleicht ein bisschen. Zwar<br />
habe ich das alles in erster Linie für mich<br />
getan, aber natürlich wollte ich es auch<br />
den Kritikern zeigen. Vor vielen Jahren<br />
bin ich eines Morgens aufgestanden und<br />
habe mir gesagt: „Jetzt beweise ich es<br />
mir - und euch!“<br />
~: Haben Sie zuvor<br />
an sich gezweifelt?<br />
Tom Starke: (Pause)<br />
Manchmal schon, ja.<br />
Ich war schließlich<br />
ein junger Bursche,<br />
da steckt man solche<br />
Dinge nicht mal eben<br />
weg, so was zehrt an<br />
den Nerven. Sprechen<br />
dir diverse sogenannte<br />
Experten öffentlich die<br />
Bundesligatauglichkeit<br />
ab, tut das einfach<br />
weh, Punkt. Wie<br />
gesagt, ich bin froh,<br />
dass ich damals die<br />
Kurve gekriegt habe.<br />
Von den Kritikern höre<br />
ich jetzt nicht mehr<br />
viel - wo sind die bloß<br />
alle? (lacht) Im Ernst:<br />
Ich würde mich freuen,<br />
wenn der eine oder<br />
andere junge Torhüter<br />
an meinem Beispiel erkennen würde,<br />
dass harte Rückschläge nicht automatisch<br />
das Karriereende bedeuten. Mein Appell:<br />
Immer wieder aufstehen. Das zahlt sich<br />
aus.<br />
~: Tom Starke, wollen Sie Ihre<br />
Karriere in München beenden?<br />
Tom Starke: Ich fühle mich sehr wohl<br />
beim FC Bayern. München ist eine tolle<br />
Stadt. Mein Vertrag läuft bekanntlich drei<br />
Jahre. Was danach kommt, weiß ich nicht.<br />
Stand jetzt: Ich will meine Karriere nach<br />
den drei noch nicht beenden - solange<br />
die Knochen halten, spiele ich weiter.<br />
~: Und was haben Sie nach Ihrer<br />
Profi-Karriere vor?<br />
Tom Starke: Ich habe Abitur und zudem<br />
eine Ausbildung absolviert. Ich liebe<br />
Fußball und würde gern weiter in diesem<br />
Geschäft arbeiten. Mal schauen, welche<br />
Möglichkeiten sich später ergeben. Mir<br />
liegt die Jugendarbeit sehr, sehr am Herzen.<br />
Jungen Torhütern meine Erfahrung<br />
weitergeben – das könnte sicherlich eine<br />
großartige Aufgabe für mich sein.<br />
~: Hat Ihnen Jupp Heynckes eigentlich<br />
angedeutet, dass er Sie –sollte<br />
die Meisterschaft vorzeitig entschieden<br />
sein- aufstellt?<br />
Tom Starke: Mir ist von Anfang an klar<br />
gewesen, dass ich hier nicht um einen<br />
Stammplatz kämpfe (lacht). Im Ernst:<br />
Ich weiß, was Jupp Heynckes für eine<br />
Meinung von mir hat. Er spricht viel mit<br />
den Spielern, die momentan nicht in der<br />
vordersten Reihe stehen. Daher weiß ich,<br />
woran ich bin. Er gehört sicherlich zu den<br />
Trainern, die Wertschätzung auch zeigen.<br />
Kurz gesagt: Ich gehe davon aus, dass der<br />
eine Saisoneinsatz im Pokal nicht mein<br />
letzter sein wird. #<br />
22
Junge Journalisten gehen ihren Weg...<br />
„Journalismus ist für mich Herausforderung und Leidenschaft!“<br />
Bericht | Text und Foto: Lena Fiebig<br />
Der heutige Berufswunsch vieler<br />
Studenten und jungen Menschen ist,<br />
später mal „irgendwas mit Medien“ zu<br />
machen. Kirstin Oelgemöller hat schon<br />
früh auf das Medium Print gesetzt und<br />
ist mit Hilfe ihres Lehrers auf den Beruf<br />
„Journalistin“ gekommen. Die 21 jährige<br />
Studentin lebt in Münster und schließt<br />
noch dieses Jahr ihren Bachelor in Germanistik<br />
und Religion an der WWU ab.<br />
Mit einer freien Mitarbeit bei der Münsterschen<br />
Zeitung und dem drm Verlag im<br />
Gepäck geht sie engagiert den Weg in<br />
die richtige Richtung eine erfolgreiche<br />
Journalistin zu werden. Wer einmal einen<br />
Eindruck davon bekommen möchte<br />
wie Kirstin schreibt, der sollte bei den<br />
Artikeln der Münsterschen Zeitung auf<br />
das Kürzel „kio“ achten. Der ~ hat<br />
sie erzählt wie ihre journalistische Laufbahn<br />
begonnen hat und was sie auch in<br />
Zukunft in dem Bereich plant.<br />
~: Wie bist du in den Journalismus<br />
hineingerutscht?<br />
Kirstin Oelgemöller: Ursprünglich wollte<br />
ich Schriftstellerin werden und habe<br />
mit 15 Jahren angefangen, Gedichte zu<br />
schreiben. Aber eigentlich hat mich mein<br />
Lehrer in der Schule sehr gefördert und<br />
mich auf mein Schreibtalent aufmerksam<br />
gemacht. Ich habe daraufhin ein Praktikum<br />
bei der Ibbenbürener Volkszeitung<br />
gemacht, kleinere Artikel geschrieben<br />
und eine freie Mitarbeit angeboten<br />
bekommen. Es hat soviel Spaß gemacht,<br />
dass ich nach dem 2. Praktikumstag<br />
wusste: Ich will Journalistin werden.<br />
Während meines Studiums habe ich dann<br />
bei Radio Q in Münster und bei Radio RST<br />
in Rheine in den Bereich Hörfunk hineingeschnuppert.<br />
Zurzeit arbeite ich als<br />
freie Mitarbeiterin bei der Münsterschen<br />
Zeitung und dem drm Verlag, der unter<br />
anderem die Zeitung „Kirche und Leben“<br />
herausbringt.<br />
~: Was fasziniert dich am Journalismus?<br />
Kirstin Oelgemöller: Man ist vor allem<br />
im Printmedienbereich immer informiert<br />
und weiß über aktuelle Themen Bescheid.<br />
Außerdem hat mir der Journalismus<br />
geholfen selbstbewusster zu werden und<br />
auf fremde Menschen zuzugehen.<br />
~: Welche Herausforderungen<br />
siehst du im Beruf des Journalisten?<br />
Kirstin Oelgemöller: Ich stelle Menschen<br />
Fragen, die so formuliert sein müssen,<br />
dass sie sich mir öffnen und mir etwas<br />
erzählen, das ist teilweise nicht leicht.<br />
Außerdem ist es schwierig aus einer<br />
großen Geschichte die wichtigsten Informationen<br />
herauszusuchen und zu<br />
entscheiden, was für den Leser und nicht<br />
für mich persönlich interessant ist.<br />
~: Lässt du dich von Sätzen wie<br />
„Journalismus ist eine brotlose Kunst“<br />
abschrecken?<br />
Kirstin Oelgemöller: Nein, eigentlich<br />
nicht! Ich glaube, dass es auch Berufe in<br />
dem Bereich gibt, die ganz gut bezahlt<br />
werden. Zeitunglesen wird zwar immer<br />
weniger und gerade durch das Internet<br />
besteht da eine enorme Weiterentwicklung,<br />
aber ich denke, man muss mit der<br />
Zeit gehen und andere Wege finden, Informationen<br />
aufzubereiten, zum Beispiel<br />
durch Onlineplattformen.<br />
~: Welche positiven und negativen<br />
Erfahrungen hast du schon gemacht?<br />
Kirstin Oelgemöller: Die freie Mitarbeit<br />
bei der Münsterschen Zeitung ist wirklich<br />
positiv. Ich bekomme ein Feedback zu<br />
meinen Artikeln und es wird konstruktiv<br />
Kritik geübt. Man nimmt sich dort wirklich<br />
die Zeit für mich, das gefällt mir total gut.<br />
Es gibt allerdings auch starken Konkurrenzkampf<br />
unter den Journalisten! Mir ist<br />
es einmal passiert, als ich ein Praktikum<br />
bei einer kleineren Zeitung gemacht<br />
habe, dass zu einem Interviewtermin ein<br />
Kollege der gleichen Zeitung vor mir vor<br />
Ort war und schon alle Fragen gestellt<br />
hatte, obwohl mir der Artikel zugeschrieben<br />
war. Das ärgert einen schon ziemlich.<br />
~: Wie bereitest du dich auf Interviews<br />
oder ähnliche Termine vor?<br />
Kirstin Oelgemöller: Meistens bekomme<br />
ich Termine zugeteilt, die schon Grundinformationen<br />
der Pressemitteilung<br />
enthalten. Ich bereite mich dann auf das<br />
Thema vor, indem ich Artikel dazu lese<br />
oder die Internetseiten recherchiere und<br />
vor allem indem ich versuche Schwerpunkte<br />
zu finden, die zu dem Thema<br />
noch nicht behandelt wurden. Wenn ich<br />
einen Überblick habe, überlege ich mir<br />
Fragen für ein Interview.<br />
~: Gibt es Personen an denen du<br />
dich orientierst?<br />
Kirstin Oelgemöller: Wo Judith Rakers<br />
jetzt ist, wenn man dahin käme, das<br />
wäre natürlich toll. Sie hat ja auch in<br />
Münster studiert und schon früh im<br />
journalistischen Bereich gearbeitet. Der<br />
Journalismus ist kein sicherer Weg, aber<br />
es macht Spaß journalistisch zu arbeiten<br />
und Glück spielt in dem Bereich auch<br />
eine ganz große Rolle. Doch ich habe<br />
für mich entschieden, das zu machen,<br />
was das beste für mich ist und wenn es<br />
funktioniert, dann ist das gut.<br />
~: Was würdest du gerne noch<br />
ausprobieren?<br />
Kirstin Oelgemöller: Ich habe noch kein<br />
Praktikum beim Fernsehen gemacht und<br />
würde das total gerne mal ausprobieren.<br />
Der WDR hier in Münster wäre dafür eine<br />
gute Möglichkeit. Ich glaube, ich werde<br />
da demnächst mal eine Bewerbung losschicken.<br />
#<br />
23
Bericht | Text: Glenn Langhorst<br />
Columne: „~“ auf Cuba<br />
Weihnachten – Ein Nachruf<br />
Mit ein paar Monaten Abstand muss ich<br />
jetzt doch sagen: Schade, dass Weihnachten<br />
vorbei ist! Das Schöne an Weihnachten<br />
ist ja auch, dass man beim Einkaufen<br />
merkt, dass es Weihnachten wird. Ich<br />
meine jetzt nicht die ersten Lebkuchen<br />
und Stollen, die ab Ende August langsam<br />
in jedem Supermarkt aus den Regalböden<br />
schießen. Ich meine das Einkaufen<br />
ab Ende November, wenn die Leute<br />
schlagartig immer bekloppter werden. Ich<br />
persönlich mag Weihnachten im Grunde<br />
eh nicht sonderlich. Aus meiner Sicht gibt<br />
es genau einen einzigen Grund, sich auf<br />
Weihnachten zu freuen! Und dieser Grund<br />
ist 84 Jahre alt und mein Opa. Ich mag<br />
meinen Opa, denn er gehört zu dem Kreis<br />
von Menschen, die man problemlos mit<br />
fünf Worten beschreiben kann: Ekel Alfred<br />
trifft Klaus Kinski.<br />
Mein Lieblingsweihnachten mit meinem<br />
Opa bis jetzt war 2010. Da bin ich beim<br />
Einkaufen vor Lachen fast von der Rolltreppe<br />
gefallen. Ich stand mit Opa auf der<br />
Rolltreppe hinter zwei Mädels vom Typ<br />
„Katzenbergers Rache“ und die beiden<br />
haben sich gegenseitig die Welt erklärt.<br />
Dame Eins stellte fest, dass dieses Jahr<br />
Weihnachten ja an einem Freitag stattfand<br />
und Dame Zwei fragte besorgt, ob es<br />
sich dabei vielleicht auch um den <strong>13</strong>ten<br />
handelte. Ein kurzes Kichern entfuhr mir.<br />
Mein Opa blickte regungslos geradeaus.<br />
Ich war mir nicht sicher, ob er den Dialog<br />
auch gehört hatte. Als jedoch die beiden<br />
Damen bedauerten, dass die armen Kinder<br />
in Amerika kein Weihnachten haben,<br />
sondern nur X-mas feiern dürfen, musste<br />
ich laut lachen, während Opa immer noch<br />
regungslos neben mir stand. Während<br />
eine der Damen ernsthaft beteuerte, dass<br />
in den USA nicht der Weihnachtsmann,<br />
sondern der X-Mann die Geschenke bringt,<br />
war es um mich geschehen. Ich musste mir<br />
eine Hand vor den Mund halten, um nicht<br />
laut zu lachen. Die beiden waren so doof,<br />
die bellen höchstwahrscheinlich sogar,<br />
wenn es Zuhause an der Tür klingelt. Das<br />
Beste an der Situation war allerdings mein<br />
Opa. Der hat mich nur trocken angeschaut<br />
und gesagt: „Siehst du, genau deswegen<br />
bin ich froh, dass ich bald sterbe!“. Weihnachten<br />
2010 war an diesem Punkt schon<br />
gut, wurde allerdings noch besser.<br />
Wie jedes Jahr feiert meine Familie das<br />
Fest der Liebe am ersten Weihnachtsfeiertag<br />
bei meinen Großeltern. Traditionell<br />
wird die ganze Feierei meinem Opa aber<br />
recht schnell zu besinnlich und er versucht<br />
gekonnt, uns alle wieder loszuwerden.<br />
2009 zum Beispiel mit der klassischen Frage:<br />
„Na, soll ich euch noch was bringen?<br />
Limonade? Bier? Jacken?“ 2010 allerdings<br />
übertraf er sich aber wieder einmal selbst.<br />
Er ging kurz nach dem Essen theatralisch<br />
zum Fenster, schaute heraus, betrachtete<br />
prüfend die dunkle Nacht. Dann drehte<br />
er sich uns zu und sagte mit besorgter<br />
Stimme: „Hmm! Es zieht ein Unwetter auf.<br />
Also wenn ich woanders wäre, würde ich<br />
jetzt machen, dass ich nach Hause komme!“<br />
Ja, mein Opa ist schon etwas ganz<br />
Besonderes!<br />
Eine Steigerung ist nur noch im Duett<br />
mit meiner Oma möglich. Das Highlight<br />
dieses Festes war ohne Zweifel folgender<br />
Dialog. Mein Großvater meckerte wie<br />
üblich über alles und jeden und endete<br />
irgendwann mit den Worten „Verdammt!<br />
Seit die Merkel Kanzlerin ist, läuft auch<br />
nur noch Scheiße im Fernsehen! Wenn ich<br />
gewusst hätte, dass der blöde Westerwelle<br />
Außenminister wird, wäre ich nach der<br />
Kriegsgefangenschaft direkt in Russland<br />
geblieben!“ Meine Oma warf daraufhin<br />
ein: „Aber dann hättest du mich ja gar<br />
nicht kennengelernt!“ Ohne Pause folgte<br />
die charmante wie auch galante Antwort<br />
von Opa: „Ach, kennengelernt ...<br />
kennengelernt! Jetzt streu du noch Salz<br />
in die Wunde!“ Es war ein Fest. Opa und<br />
Oma verstehen sich ungefähr so gut wie<br />
Wissenschaft und Religion.<br />
Mein Opa ist der Hammer, was der für Dinger<br />
raushaut! Unglaublich. Mein Bruder<br />
hatte 2010 zu Weihnachten ein I-Phone<br />
bekommen und hat gemacht, was alle<br />
Leute machen, die ein I-Phone haben:<br />
Warum können sich Frauen hochschlafen,<br />
Männer aber nur runter?<br />
Wieso verhält sich bei Gesprächen,<br />
die man in S- und U-Bahnen hört,<br />
die Lautstärke immer proportional zur<br />
Banalität des Inhaltes?<br />
Nach dem Motto: >> Humor beginnt<br />
dort, wo der Spaß aufhört
Bericht | Text: RA Annette Poethke<br />
§<br />
Neues aus dem Familienrecht<br />
Mehr Rechte für Väter von nichtehelichen Kindern<br />
Bisher hatte der nichteheliche Vater grundsätzlich (bei Juristen<br />
heißt dies, es gibt Ausnahmen) nur die Möglichkeit für sein<br />
nichteheliches Kind bei gemeinsamer Sorgerechtserklärung das<br />
Sorgerecht zu erhalten oder, wenn er die Kindesmutter heiratet<br />
(§ 1626 a BGB).<br />
Er konnte also selbst bei mehrjähriger nichtehelicher Lebensgemeinschaft<br />
mit der Kindesmutter grundsätzlich kein Sorgerecht<br />
gegen den Willen der Mutter erhalten. Bereits am 03.12.2009<br />
hatte der europäische Gerichtshof für Menschenrechte in einer<br />
Entscheidung bemängelt, dass deutsche Väter außerehelich geborener<br />
Kinder beim Zugang zur gemeinsamen elterlichen Sorge<br />
diskriminiert würden. Er monierte, dass die deutsche Regelung<br />
unverhältnismäßig sei und Artikel 14 und Artikel 8 der europäischen<br />
Menschenrechtskonvention verletzt seien. Daraufhin<br />
hat das Bundesverfassungsgericht dann diese Regelung im BGB,<br />
nämlich die §§ 1626 a und 1672 I. BGB als verfassungswidrig<br />
eingestuft und klargestellt, dass diese Reglungen bis zu einer<br />
gesetzlichen Neuregelung nur in modifizierter Form angewendet<br />
werden dürfen. (BVerfG NJW 2010, 3008)<br />
Dem Gesetzgeber wurde kein bestimmtes Regelungsmodell<br />
vorgeschrieben. Einem entsprechenden Gesetzesentwurf wurde<br />
seitens der Bundesregierung im Oktober 2012 zugestimmt.<br />
Der Entwurf beinhaltet u.a., dass der nichteheliche Vater die<br />
Möglichkeit einer gerichtlichen Überprüfung hat, die Alleinsorge<br />
auch gegen den Willen der Mutter zu erhalten. Maßstab hierfür<br />
ist, dass eine solche Übertragung auf den Vater dem Wohl des<br />
Kindes am besten entspricht.<br />
Da die aktuelle gesetzliche Regelung verfassungswidrig ist, wird<br />
von den Familiengerichten bereits jetzt die neue anvisierte<br />
Regelung zu handhaben sein, was insbesondere Vätern zugute<br />
kommt, bei denen eine Sorgerechtserklärung seitens der Mutter<br />
aus Gründen verweigert wurde, die keinen Bezug zum Kindeswohl<br />
haben. #<br />
Die hübsche kleine Sue wurde wahrscheinlich<br />
ausgesetzt. Eine Tierfreundin<br />
hat sich ihrer angenommen, hat sie<br />
sogar kastrieren lassen und füttert sie<br />
regelmäßig. Sue möchte unbedingt<br />
ins Haus, das geht aber nicht, weil<br />
dort ein großer Hund lebt, der Katzen<br />
nicht mag. Tagsüber muss die kleine<br />
Samtpfote sich draußen herumtreiben,<br />
weil sie kein Zuhause mehr hat. Nachts<br />
muss sie sich dort auch ihren Unterschlupf<br />
suchen. Der Tierarzt hat Sue<br />
auf etwa zwei bis drei Jahre geschätzt.<br />
Noch ist sie gesund und ihr Fell seidenweich<br />
– aber der Winter steht vor der<br />
Tür, mit klirrenden Nächten, eventuell<br />
sogar mit Schnee. Es wird Zeit, dass Sue<br />
endlich wieder ein Zuhause bekommt!<br />
Sie ist zart, freundlich, braucht viel<br />
Ruhe, weiß was sie will – und liebt die<br />
Gesellschaft von Menschen. Auf andere<br />
Katzen verzichtet sie lieber. Ihre Hobbys<br />
sind: mit ihrem Menschen im Garten<br />
spazieren gehen, schmusen, spielen.<br />
Nach einer Eingewöhnungszeit braucht<br />
Sue unbedingt wieder verkehrsarmen<br />
Freigang. Welcher nette katzenerfahrene<br />
Dosenöffner schenkt Sue sein Herz<br />
und ein neues warmes Zuhause?<br />
Kontakt: Tel. <strong>02</strong>51/8469757 oder www.katzenhilfe-muenster.de<br />
25
Buchtipp | Text: Kerstin Klimenta<br />
Lesen<br />
Sabrina Tophofen:<br />
„So lange bin ich<br />
vogelfrei. Mein Leben<br />
als Straßenkind“<br />
Mit gerade einmal zehn Jahren lief Claudine<br />
Tophofen – die ihren „richtigen“<br />
Namen hasst - von zu Hause weg. Ein<br />
Jahr lang durchwandert sie verschiedene<br />
Heime, bis sie es nicht mehr aushält<br />
und mit der Hilfe ihrer Freundin Katrin<br />
abhaut. Die Flucht gelingt und das<br />
Mädchen nimmt den erstbesten Zug nach<br />
Anzeige<br />
Köln, ohne zu wissen, was sie dort erwartet.<br />
Aber sie hegt die Hoffnung, dort<br />
endlich ein besseres Leben zu finden und<br />
die schrecklichen Heimerlebnisse, den<br />
gewalttätigen Vater, die vielen Demütigungen<br />
und Misshandlungen für immer<br />
hinter sich zu lassen.<br />
Claudine landet auf der Domplatte, wo<br />
sie in Jenny und ihrer Clique Gleichgesinnte<br />
findet. Zum ersten Mal in ihrem<br />
Leben erfährt das Mädchen so etwas<br />
wie Schutz und Geborgenheit. Und mit<br />
„Topi“ bekommt sie einen Namen, den<br />
sie akzeptieren kann. Doch das ist nur<br />
die eine Seite, denn das Leben auf der<br />
Straße ist alles andere als leicht. Topi<br />
baut sich eine Scheinwelt auf und merkt<br />
nicht, wie sie langsam, aber sicher in ein<br />
Leben abrutscht, dass von Alkohol- und<br />
Drogenkonsum, Gewalt und Aggressivität,<br />
Kriminalität und auch von Missbrauch<br />
unter den Obdachlosen bestimmt wird.<br />
Fast sechs Jahre schlägt sie sich auf der<br />
Straße durch. Immer wieder versucht das<br />
Mädchen, sich mithilfe von Sozialarbeitern<br />
aus dem Teufelskreis zu befreien –<br />
doch sie scheitert immer wieder. In Jens<br />
scheint sie die Liebe gefunden zu haben,<br />
doch dann holt die Vergangenheit sie<br />
unerbittlich ein. Erst als sie Herbert<br />
kennenlernt, der ihr Vertrauen gewinnt<br />
und sie glauben lässt, dass sie es wert<br />
sei, geliebt zu werden, schafft sie endlich<br />
den Absprung.<br />
Im Gegensatz zu vielen ihrer damaligen<br />
Weggefährten ist es Topi gelungen, die<br />
Straßenszene komplett hinter sich zu<br />
lassen und wieder ein ganz „normales“<br />
Leben zu führen.<br />
In diesem Buch dokumentiert das<br />
ehemalige Straßenmädchen auf einzigartige<br />
Weise ihren täglichen Kampf ums<br />
Überleben – für das Recht auf Selbstbestimmtheit<br />
und Akzeptanz. Sie offenbart<br />
den Lesern einen unverblümten und<br />
ehrlichen Einblick in das Leben der Kölner<br />
Obdachlosenszene. Eine erschütternde<br />
und tief bewegende „Geschichte“ eines<br />
starken und mutigen Mädchens, eine<br />
wahre Geschichte, die unter die Haut<br />
geht. #<br />
Sabrina Tophofen: So lange bin ich vogelfrei.<br />
Mein Leben als Straßenkind | ISBN:<br />
340-106-550-5 | 9,95 EUR | Arena Verlag<br />
Spenden erwünscht!<br />
Die Spülmaschine des „Treffpunktes<br />
An der Clemenskirche“ hat nun nach<br />
acht Jahren eifrigen Spülens ihren<br />
Dienst quittiert. Um den täglichen<br />
Anforderungen gewachsen zu sein,<br />
muss eine neue für Gastronomiebetrieb<br />
geeignete Maschine gekauft<br />
werden wenn Sie also diese nicht<br />
ganz günstige Angelegenheit finanziell<br />
unterstützen möchten, ist Ihre<br />
Spende sehr willkommen.<br />
Treffpunkt An der Clemenskirche<br />
BLZ: 400 6<strong>02</strong> 65<br />
Dahrlehenskasse Münster eG<br />
Kt.Nr: 3157901<br />
Betreff: Spülmaschine<br />
Falls Sie eine Spendenquittung wünschen,<br />
geben Sie bitte Ihre vollständige<br />
Adresse im Verwendungszweck mit<br />
an - DANKE!<br />
26
Rezepte | Text und Foto: Markus Kipp<br />
Antipasti<br />
In der Karnevalszeit wird gerne und ausgelassen gefeiert.<br />
Wenn man sich nicht ganz sicher ist, wie viele Leute zur Party<br />
kommen, bieten sich kalte Leckereien an. Durch den hohen<br />
Ölgehalt der eingelegten Köstlichkeiten kann man danach<br />
auch ruhig mal ein kleines Bierchen mehr trinken, denn das<br />
Öl bleibt länger im Magen und der Alkohol wird langsamer<br />
vom Körper aufgenommen. ~ wünscht viel Spaß beim<br />
Feiern. #<br />
Eingelegte Champignons<br />
Zutaten<br />
••<br />
500 g kleine Champignons<br />
••<br />
1 Zitrone<br />
••<br />
3 EL Olivenöl<br />
••<br />
55 ml Weißwein<br />
••<br />
Thymianblättchen<br />
••<br />
2 Zehen Knoblauch<br />
••<br />
Salz & Pfeffer<br />
••<br />
Zucker<br />
••<br />
1 Schuss Balsamico Essig<br />
Zubereitung<br />
Dieses italienische Antipasti-Gericht<br />
bereitet man am besten schon einen<br />
Tag vorher zu und lässt es im Kühlschrank<br />
über Nacht ziehen. Besonders<br />
gut geeignet und lecker sind sehr kleine<br />
Champignons, die man sogar ganz lassen<br />
kann. Die Champignons putzen, ggf. klein<br />
schneiden. Die Zitrone abreiben und den<br />
Saft auspressen. Eine Pfanne mit dem<br />
Olivenöl erhitzen, die Champignons kurz<br />
darin anbraten, Zitronensaft und -schale,<br />
Weißwein und die Thymianblättchen dazugeben.<br />
Die Knoblauchzehen durch eine<br />
Knoblauchpresse pressen, dazufügen und<br />
mit etwas Salz, Pfeffer und Zucker würzen.<br />
Alles drei Minuten köcheln lassen,<br />
den Balsamico-Essig dazugeben und alles<br />
abkühlen und im Kühlschrank ziehen<br />
lassen. #<br />
Weiße Bohnen mit Kräutern<br />
Zutaten<br />
• 2 Dose/n Bohnen, weiße (250 g Einwaage)<br />
• 2 Bund Petersilie, fein gehackt<br />
• 1 Zwiebeln<br />
• 6 Zehe/n Knoblauch<br />
• Pfeffer<br />
• 300 ml Essig (Weißweinessig)<br />
• 3 EL Olivenöl<br />
Zubereitung<br />
Bohnen auf einem Sieb abtropfen lassen.<br />
Feingehackte Petersilie, Zwiebelwürfel<br />
und zerdrückten oder fein gewiegten<br />
Knoblauch mit den Bohnen mischen. Mit<br />
Pfeffer würzen. Essig zugießen und mit<br />
Olivenöl mischen. Wer es nicht so sauer<br />
mag, nimmt nur eine Hälfte Essig und die<br />
andere Hälfte Bohnenflüssigkeit.<br />
Eingelegter Schafskäse<br />
Zutaten<br />
• 2 ½ Pkt. Feta-Käse oder Schafskäse<br />
• 2 Pkt. Sauce (Salatdressing, italienische<br />
Art)<br />
• viel Olivenöl<br />
• 1 Glas Oliven, grün, z.B. mit Paprika<br />
gefüllt<br />
• 7 Zehe/n Knoblauch<br />
• Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
Eine Schüssel, Dose o.ä. mit reichlich Olivenöl<br />
füllen (die Mischung sollte nachher<br />
vollständig bedeckt sein). Das Salatdressing<br />
einrühren. Die Knoblauchzehen in<br />
sehr dünne Scheiben, Oliven in Scheiben<br />
schneiden. Feta relativ klein würfeln.<br />
Alles zusammen in das gewürzte Olivenöl<br />
geben, etwas pfeffern und gut vermengen.<br />
Am besten ein paar Stunden oder<br />
über Nacht ziehen lassen. Schmeckt zu<br />
Baguette etc. und eignet sich hervorragend<br />
zum Mitbringen bei Grillabenden. #<br />
Gefüllte Paprikaschoten<br />
Zutaten<br />
• 8 Paprikaschote(n), rote oder gelbe<br />
Spitzpaprika<br />
• 200 g Schafskäse, (Feta)<br />
• 200 g Frischkäse mit Kräutern<br />
• 3 Knoblauchzehen<br />
• 5 Blätter Basilikum<br />
• 1 Zwiebel<br />
• 10 Körner Pfeffer<br />
• 5 Körner Piment<br />
• 3 TL Salz<br />
• 1 EL Zucker<br />
• 5 EL Essig-Essenz<br />
Zubereitung<br />
Zwiebel, Pfefferkörner, Piment, Salz, Zucker<br />
und Essig in 2 Liter Wasser zu einem<br />
Gewürzsud kochen. Von den Paprikas<br />
den Deckel abschneiden und die Kerne<br />
herauslösen. Dann Paprika kurz im Sud<br />
aufkochen, ca. 5 Minuten ziehen lassen<br />
und herausnehmen. Abkühlen lassen.<br />
Inzwischen aus Schafs- und Frischkäse,<br />
dem gepressten Knoblauch und dem Basilikum<br />
im Blitzhacker eine streichfähige<br />
Masse herstellen. Diese in einen Gefrierbeutel<br />
füllen, Spitze abschneiden und<br />
Paprikas mit der Käsemasse füllen. Für<br />
gelbe Paprikas noch etwas Tomatenmark<br />
an die Masse geben. Das sieht schöner<br />
aus. Ab damit in den Kühlschrank!<br />
Es passt zur Grillparty und zu jedem italienischem<br />
Vorspeisenbüffet! #<br />
27
Bericht | Text: Horst Gärtner<br />
Schlussakkord<br />
Nur noch ein kurzer Blick zurück ins vergangene Jahr und nur<br />
noch auf ein „Ereignis“: Die Lachnummer: „Hauptstadtflughafen<br />
Berlin“. Zwei von den drei Berliner Flughäfen sollten<br />
wegen dieses „Hauptstadtflughafens“ geschlossen werden;<br />
einer ist seit 2009 schon zu (Tempelhof); denn die Eröffnung<br />
des Prestigeobjektes stand ja kurz vor der Tür. Und dann kamen<br />
vier neue Termine jeweils einer in 2011 und 2012 und zwei in<br />
20<strong>13</strong>, die aber alle nicht eingehalten werden konnten. Jetzt gibt<br />
es –keinen- fünften Termin, weil erst noch wieder alles neu<br />
strukturiert und organisiert werden muss. Der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Klaus Wowereit ist zurückgetreten – die anderen<br />
machen ja weiter, so einfach ist das! Die einzige Konstante in<br />
dieser Hauptstadtsendung „Pleiten, Pech und Pannen“ ist die<br />
ständige Erhöhung der Gesamtkosten. Sie waren 2007 mit 2,4<br />
Milliarden Euro veranschlagt und liegen mittlerweile bei 4,3<br />
Milliarden Euro – Ende offen!<br />
Aber es gibt auch Positives zu erinnern: Die Welt ist nicht untergegangen<br />
und für Thomas Gottschalk wurde eine Nachfolger<br />
gefunden!<br />
Ich lasse das alles hinter mir, auch die stimmungsvollen Weihnachten,<br />
die Silvesterknallerei und jetzt in diesen Tagen Karneval<br />
immer lauter mit lustigen Kostümen und feuchtfröhlichen<br />
Großveranstaltungen; ich kann darüber lächeln, muss ja nicht<br />
mitmachen.<br />
Was mich richtig froh zum Lächeln bringt in diesen Tagen,<br />
obwohl Handschuhe, Mütze und Schal wieder gefragt sind,<br />
das sind die ersten, noch etwas frostigen Vogelgezwitscher am<br />
Morgen und am Abend, das sind zwei Tauben auf dem Dach<br />
des Nachbarn und das sind farbige Lichtblicke: Hier blüht eine<br />
Christrose, einer von einer paar hundert Hortensienzweigen<br />
steckt ein hellgrünes Blatt heraus, am Hauseingang blüht ein<br />
Duftschneeball und wenn Sie sich selbst für eine kurze Zeit vom<br />
Frühling umarmen lassen wollen, dann gehen Sie in ein Gartencenter<br />
oder in eine Gärtnerei. Im Eingangsbereich ist noch<br />
alles „normal“ und dann kommen Sie in die großen Glashallen<br />
und dort empfängt Sie eine Farbenpracht von fröhlich blühenden<br />
Primelchen, dass Sie erst einmal von dem vielen gelb, blau,<br />
rosa, rot bunt die Augen schließen müssen, und ich bin ganz<br />
sicher, wenn Sie sich vorgenommen haben, fünf Primelchen mit<br />
nach Hause zu nehmen, Sie finden die doppelte Anzahl in Ihrer<br />
Tasche zu Hause wieder (ganz legal bezahlt)!<br />
Und noch einen Blick zurück „Augen auf im Straßenverkehr“,<br />
Ich bin auf dem Parkplatz der Westfälischen Klinik für Psychiatrie,<br />
ein Mann verlässt vorsichtig diesen Parkplatz und dreht<br />
in die wenig befahrene Zufahrtstraße ein. Er sieht dort eine<br />
Frau, einfach gekleidet, vielleicht 45 Jahre alt, die aus ihrem<br />
Tabakpäckchen die letzten Krümelchen für das Drehen einer<br />
Zigarette herausschüttelt und kratzt. Der Mann hält an, greift<br />
auf seinen Beifahrersitz, holt ein Päckchen Tabak heraus, geht<br />
zu der Frau und fragt: „Mögen Sie so etwas“? Sie schaut, strahl<br />
ihn an, sagt „Ja gerne“. Er gibt ihr das Päckchen, steigt in sein<br />
Auto, fährt weg und sie winkt ihm hinterher, lacht über das<br />
ganze Gesicht, bis sie ihn nicht mehr sehen kann. Wie heißt es<br />
so schön: „Augen auf im Straßenverkehr“!<br />
Ich wünsche Ihnen viele gute Begegnungen im Neuen Jahr,<br />
dessen erster Monat eben zu Ende gegangen ist.<br />
Ihr<br />
Horst Gärtner<br />
1. Vorsitzender des Vereins ~ e.V.<br />
Katzendame Charly fiel die Eingewöhnung<br />
im Tierheim an der Kötterstraße<br />
sehr schwer. Sie lebte früher als Einzelkatze<br />
und das Zusammenleben mit den<br />
anderen Katzen behagt ihr nur bedingt.<br />
Die hübsche Charly, die tatsächlich<br />
schon seit März 2012 auf ihre neuen<br />
Menschen wartet, hat sich inzwischen<br />
zu einer ganz feinen Katze entwickelt.<br />
Vertrauten Menschen klettert sie auf<br />
den Schoß, gibt Köpfchen und lässt sich<br />
ausgiebig streicheln. Wenn sie dann<br />
genug Streicheleinheiten bekommen<br />
hat, gibt es nach guter alter Katzenmanier<br />
schon mal einen mit der Tatze<br />
- allerdings mit eingezogenen Krallen.<br />
Die neuen Besitzer sollten in jedem Fall<br />
etwas Katzenerfahrung mitbringen und<br />
sich nicht davon abschrecken lassen,<br />
dass Charly gerade zu Anfang wohl<br />
keine Schmusekatze sein wird. Charly<br />
hat in ihrem alten Zuhause problemlos<br />
mit einem Kind zusammengelebt, so<br />
dass das auch für die Zukunft denkbar<br />
wäre. Allerdings sollten diese schon im<br />
Teenageralter und katzenerfahren sein.<br />
Bisher lebte Charly in reiner Wohnungshaltung<br />
mit Balkon, sie würde sich<br />
aber mit Sicherheit auch über Freigang<br />
freuen.<br />
Tierfreunde Münster<br />
Kötterstraße 198<br />
48157 Münster<br />
<strong>02</strong>51 325058<br />
28
Wir platzen aus allen Nähten!<br />
Bislang hat sich ~ in erster Linie um die Erstellung des Straßenmagazins gekümmert. Dafür waren unsere zwei<br />
kleinen Büroräume und der Aufenthaltsraum für die Straßenzeitungsverkäufer gerade so ausreichend. Für den Plan<br />
täglich ein Mittagessen an die Verkäufer auszuteilen sind unsere bescheidenen vier Wände jedoch einfach viel zu<br />
klein und auch der Einbau einer Küche ist hier nicht möglich. Bei gutem Wetter können die Mahlzeiten draußen<br />
eingenommen werden, im Winter oder bei Regen ist das aber keine Lösung.<br />
Vergeblich bemühen wir uns seit geraumer Zeit um neue geeignete Räume. Leider müssen wir immer wieder feststellen,<br />
dass Münsters Vermieter sehr zurückhaltend sind, wenn es um die Vermietung an unser Straßenmagazin geht.<br />
Das können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Unsere Verkäufer werden von uns dazu angehalten stets nüchtern<br />
zu verkaufen und sich angemessen zu verhalten. In fast 20 Jahren ~ haben wir ganze zweimal die Polizei im<br />
Haus gehabt, einmal davon wegen eines Einbruchs, der nicht auf die Kappe unserer Verkäufer ging. Wir sind also<br />
durchaus friedliebende, zuverlässige und langfristige Mieter.<br />
Wir suchen dringend 4-5 Räume ab 100 qm² im Bahnhofs- oder Innenstadtbereich mit der Möglichkeit zu kochen.<br />
Da einige Verkäufer schlecht zu Fuß sind wäre Erdgeschoss oder Fahrstuhl wichtig. Es müssen nicht zwangsläufig<br />
Büroräume oder ein Ladenlokal sein, auch eine entsprechende Wohnung/Haus wäre denkbar. Wenn Sie geeignete<br />
Räume für uns zur Verfügung stellen können melden Sie sich bitte schnell bei uns in der Redaktion! Tel. <strong>02</strong>51/4909118<br />
Übrigens: Das Straßenmagazin Biss aus München hat seiner Zeit ein Gebäude geerbt…das wäre auch für uns ein<br />
Wunschtraum!<br />
In eigener Sache<br />
Ehrenamtliche Hilfe erwünscht!<br />
~ sucht weiterhin Löffel<br />
Die ~ Aktion: Gib den Löffel ab! benötigt<br />
verschiedene ehrenamtliche Helfer.<br />
Zum einen werden weiterhin „Löffelkünstler“<br />
gesucht, die einige unserer gesammelten Löffel zu<br />
Kunstwerken oder z.B. Schmuck machen. Wer also<br />
Löffel bemalen, verbiegen oder sonstwie gestalten<br />
kann und möchte, melde sich bitte bei uns.<br />
Zum anderen suchen wir jemanden mit guten<br />
Internet Kenntnissen, der unseren Löffelaufruf z.B.<br />
per Facebook, E-Mail und in entsprechenden Foren<br />
verbreitet.<br />
Aller Guten Dinge sind drei! Damit wir mit der<br />
Versorgung der Verkäufer anfangen können, suchen<br />
wir ehrenamtliche Kräfte, die uns dabei unterstützen,<br />
in der Mittagszeit auf der Straße das Essen zu<br />
verteilen.<br />
Wer sich vorstellen kann die eine oder andere<br />
Aufgabe zu übernehmen, nimmt Kontakt auf zu uns<br />
auf:<br />
Sabrina Kipp,<br />
Tel. <strong>02</strong>51/4909118,<br />
Mail: s.kipp@strassenmagazin-draussen.de<br />
Für unsere Löffelaktion sammeln wir nach wie vor<br />
besondere Löffel aus aller Welt. Einige Prachtstücke<br />
aus Silber und Gold, verschiedenste Sammlerlöffel,<br />
„Promilöffel“, einige Esswerkzeuge mit besonderen<br />
Geschichten und besonders außergewöhnlich geformte<br />
Stücke, sind bereits bei uns angekommen. Für eine<br />
interessante Ausstellung reicht das allerdings noch<br />
nicht aus. Deshalb möchten wir Sie noch einmal auffordern<br />
im Familiensilber und der Besteckschublade zu<br />
kramen, oder auch im Urlaub an uns zu denken! Wenn<br />
Sie nicht persönlich bei uns vorbei kommen können,<br />
senden Sie und Ihre Löffel per Post an:<br />
Straßenmagazin ~<br />
Stichwort: Gib den Löffel ~ ab!<br />
Berliner Platz 8<br />
48143 Münster<br />
Nur mit einer ausreichenden Anzahl Löffel, kann das<br />
Projekt „Essen für ~ Verkäufer“ nachhaltig<br />
funktionieren. Selbstverständlich nehmen wir auch<br />
weiterhin gerne Geldspenden für die Aktion an!<br />
29
Anzeigen<br />
www.chance-muenster.de<br />
Möbel und Trödel<br />
2. Hand-Möbel · Porzellan · Bücher<br />
Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m.<br />
Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10<br />
Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr<br />
§Rechtsanwältin<br />
Annette Poethke<br />
Fachanwältin<br />
für Familienrecht<br />
Tätigkeitsschwerpunkte:<br />
Eherecht<br />
Miet - und Pachtrecht<br />
Verkehrsrecht<br />
Interessenschwerpunkte:<br />
Arbeitsrecht<br />
Erbrecht<br />
Hüfferstraße 8 | 48149 Münster<br />
Tel.: <strong>02</strong>51-511<strong>02</strong>3 und 511<strong>02</strong>4 | Fax: <strong>02</strong>51-57606<br />
ETTESHEIM<br />
www.nettesheim.de<br />
Wir haben alles, was sauber macht!<br />
und<br />
das größte<br />
Sortiment<br />
ökologisch<br />
zertifizierter<br />
Reinigungsprodukte<br />
im Münsterland.<br />
Der Fachmarkt<br />
mit individueller Beratung<br />
für Haushalt und Profi<br />
Mo.-Fr. 8:00-16:45 Uhr<br />
Gustav-Stresemann-Weg 48<br />
Münster · Tel. <strong>02</strong>51 / 686 <strong>13</strong>-0<br />
30
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Aktion<br />
Sauberes Münster<br />
20<strong>13</strong><br />
Termin für die Müllsammelaktion: 15. – 21. März 20<strong>13</strong><br />
Anmeldung und Infos bei den AWM: Tel. 605255 Fax 605263 E-Mail awm@stadt-muenster.de<br />
und im Internet: www.awm.muenster.de<br />
Anmeldeschluss: 15. Februar 20<strong>13</strong><br />
Mitmachen kann jeder: Schulklassen, Kitas, Vereine, Nachbarschaften, Familien usw...<br />
Wo kann gesammelt werden? Überall in Münster<br />
Unterstützung durch die AWM: Sammelzangen, Handschuhe, Müllsäcke<br />
Eine Gemeinschaftsaktion der AWM und der Bürgerinnen und Bürger<br />
Münsters unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Markus Lewe<br />
Saubere<br />
Lösung<br />
Paul Demel<br />
Rechtsanwalt<br />
§<br />
Fachanwalt für<br />
Miet- und Wohnungseigentumsrecht<br />
weitere Schwerpunkte:<br />
• Baurecht<br />
• Sozialhilfe<br />
• Nachbarrecht<br />
Bahnhofsstr. 7<br />
48143 Münster<br />
Tel.: (<strong>02</strong> 51) 414 05 05<br />
Fax: (<strong>02</strong> 51) 414 05 06<br />
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http://strassenmagazin-draussen.de/aktionen.html