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Hmmpf* - die Apis

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Schwerpunktthema<br />

Von Jesus reden – aber wie?<br />

Es liegt schon einige Jahre zurück. Ich saß im Wartezimmer<br />

beim Augenarzt. Mit mir vier Leidengenossen, deren<br />

Augen auch schon im Hinblick auf <strong>die</strong> anstehende Untersuchung<br />

mit Augentropfen vorbehandelt worden waren,<br />

um <strong>die</strong> Pupillen zu weiten. Mit uns saß eine alte Dame<br />

in hessischer Tracht im Wartezimmer. Sie öffnete nervös<br />

ihre kleine Handtasche mit Klippverschluss und schloss<br />

sie dann wieder. Immer wieder auf und zu, auf und zu. Bis<br />

sie dann beherzt und hektisch einige Zettel aus der Tasche<br />

zog und sie uns hinhielt: „Hier, nehmen Sie und lesen Sie!“<br />

lautete ihre Anweisung. Ich erkannte es vage: Es waren<br />

christliche Traktate, <strong>die</strong> sie uns austeilte. Das Problem in<br />

<strong>die</strong>sem Moment war: keiner von uns konnte mit <strong>die</strong>sen<br />

weit geöffneten Pupillen überhaupt irgendetwas lesen. Als<br />

eine Mitpatientin wohl auch deshalb dankbar <strong>die</strong> Annahme<br />

des Heftchens verweigerte, stieß <strong>die</strong> ältere Dame aggressiv<br />

hervor: „Sie wollen wohl nichts von Gott wissen!?“ Dann<br />

verstummte das Gespräch und wir alle waren froh, dass wir<br />

nacheinander ins Untersuchungszimmer gerufen wurden.<br />

Ja, es ist nicht so einfach, von Jesus zu reden. Der Wunsch<br />

der älteren Dame, uns von Jesus zu erzählen, war echt.<br />

Die Methode, uns Traktate in <strong>die</strong> Hand zu drücken, war an<br />

<strong>die</strong>sem Ort und zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt erdenklich schlecht<br />

gewählt. Ihre aggressive Reaktion auf <strong>die</strong> eine Ablehnung<br />

des Angebots machte das Ganze nicht besser. Ich habe aus<br />

<strong>die</strong>ser Begegnung gelernt und möchte hier einiges davon<br />

kurz zusammenfassen.<br />

Es ist eine großartige Aufgabe, von Jesus zu reden. Und wir<br />

sollen sie nicht nur den Experten überlassen. Es geht um<br />

das ganz persönliche Gespräch über den Glauben, ob mit<br />

einem nahen Verwandten, einem Nachbarn, einem Arbeitskollegen<br />

oder einem Fremden auf der Straße.<br />

Jeder Christ ist ein Bote Gottes. Beim Christival 1976<br />

wurde das Thema so erklärt: „Ein Bettler sagt dem andern,<br />

wo es etwas zu Essen gibt.“ Dieses Bild für das evangelistische<br />

Gespräch hat mich all <strong>die</strong> Jahre begleitet. Ich habe<br />

etwas Lebenswichtiges gefunden bei Jesus. Deshalb will<br />

ich andere ermutigen, sich selbst an Jesus zu wenden.<br />

Hier einige Tipps, <strong>die</strong> ich selbst als hilfreich erfahren habe.<br />

1. Rede mit den Menschen, weil Gott sie liebt<br />

Du bist selbst einer der Menschen, <strong>die</strong> Gottes Liebe erreicht<br />

hat. Und weil Gott Menschen liebt, will er Dich und<br />

mich als seine Boten gebrauchen. Wir dürfen Menschen<br />

mitteilen, dass Gott sie liebt. Manche von ihnen warten<br />

genau auf <strong>die</strong>ses erlösende Wort: Du hast einen Vater im<br />

Himmel, der Dich liebt. Lass Dich von <strong>die</strong>ser Liebe anstecken<br />

und zeige sie in Deinem Reden und Hinhören.<br />

2. Rede so, dass <strong>die</strong> Menschen Dich verstehen<br />

Wir haben als Christen eine Art „Fachsprache“ entwickelt<br />

und nutzen beim Reden von Gott Worte, <strong>die</strong> im Alltagsleben<br />

der Menschen nicht vorkommen. Wir sollten versuchen,<br />

uns selbst zu „übersetzen“. Was meinen wir, wenn<br />

wir von Sünde reden? Wie kann man Begriffe wie „Gnade“<br />

oder „Heil“ so ausdrücken, dass man auch als Laie gleich<br />

weiß, worum es geht? Das Wort Sünde z.B. leitet sich im<br />

Deutschen von Sund – Trennung ab. Sünde ist das, was<br />

uns von Gott trennt.<br />

3. Rede ohne Druck so, dass <strong>die</strong> Menschen mehr<br />

wissen wollen<br />

Manchmal gelingt es uns nur, einen kleinen Hinweis auf<br />

Gott zu geben. Wir können nicht im ersten Gespräch das<br />

ganze Evangelium unterbringen. Lass <strong>die</strong> Menschen selbst<br />

istockphoto © leaf<br />

neugierig werden, ihre eigenen Fragen stellen, sich selbst<br />

auf <strong>die</strong> Suche nach Gott machen. In unserer heutigen Zeit<br />

ist Gott kein Thema mehr, über das man täglich nachdenkt<br />

oder spricht. Überrasche sie mit Deinem Vertrauen auf<br />

Gott in allen Dingen des Lebens und rede selbstverständlich<br />

davon. Das macht sie neugierig und offen für mehr.<br />

An einer Supermarktkasse fragt mich <strong>die</strong> Verkäuferin, ob<br />

ich viel Hunger auf Süßes habe. Ich hatte den Warenkorb<br />

voll mit Süßkram, den ich für eine Tagung eingekauft<br />

hatte. Ich antwortete mit Augenzwinkern: „Das ist nicht<br />

für mich, sondern für <strong>die</strong> Teilnehmer einer Tagung.“ Sie<br />

lacht. „Was für eine Tagung ist das?“ „Es geht darum, wie<br />

wir Menschen in unserer Zeit davon erzählen können,<br />

dass Gott sie liebt und gute Gedanken für ihr Leben hat.“<br />

Sie stutzt. Ich schlucke … was kommt jetzt? „Da sollte ich<br />

mir auch mal Gedanken drüber machen. Ich habe mit dem<br />

Glauben nichts am Hut. Aber ich gehe immer ins Altersheim<br />

und höre dort von vielen alten Leuten, dass ihnen<br />

der Glaube Kraft gibt.“ Meine Antwort: „Das ist eine super<br />

Idee. Sie müssen aber nicht warten, bis Sie alt sind. Sie<br />

können heute anfangen, nach Gott zu suchen und mit<br />

ihm reden. Er will auch heute schon Ihr Leben sinnvoll<br />

machen.“ „Ja, vielleicht sollte ich heute damit anfangen …“<br />

„Sie müssen das nicht allein machen. Fragen Sie <strong>die</strong> alten<br />

Leute nach deren Glauben und suchen Sie in Ihrer Gegend<br />

eine christliche Gemeinde. Da können Sie alle Fragen<br />

stellen.“ Ich kann nur beten, dass <strong>die</strong> junge Frau mehr<br />

wissen will und sich auf den Weg macht. Bevor ich gehe,<br />

lächeln wir uns an. Etwas in ihr war aufgeweckt worden.<br />

4. Rede, weil Du überzeugt bist und nicht,<br />

weil Du überzeugen willst<br />

Es geht nicht um bessere oder schlagende Argumente.<br />

Es gibt viele Gründe für den Glauben und auch welche,<br />

<strong>die</strong> dagegen sprechen. Mit Argumenten kann man selten<br />

Menschen gewinnen. Rede über das, was Du erlebst mit<br />

Gott. Teile das mit, was Dich selbst überzeugt hat. Sprich<br />

selbstverständlich von Gott, weil es für Dich selbstverständlich<br />

ist, mit ihm zu leben.<br />

5. Rede, wenn <strong>die</strong> Menschen offen sind und nicht,<br />

weil Du gerade reden willst<br />

Es kommt auf den Zeitpunkt an. In meinem Beispiel ist das<br />

Problem nicht das Traktat, das verteilt wird, sondern der<br />

Zeitpunkt und der Ort sind nicht richtig. Wir sollten immer<br />

im Blick behalten, in welchem Rahmen das Gespräch<br />

stattfindet. Hat der Andere Interesse signalisiert? Habe<br />

ich angefangen, zu reden und zwinge dem Anderen ein<br />

Gespräch auf, obwohl ich weiß, dass er oder sie gerade<br />

was anderes zu tun hat? Bete innerlich, dass Gott Dir zeigt,<br />

wie viel der Andere hören will. Wie weit Dein Erzählen<br />

gehen kann und soll.<br />

6. Rede einladend und nicht ausgrenzend<br />

Manchmal bauen wir in Gesprächen selbst Barrieren ein,<br />

indem wir ein „Ihr Nichtchristen“ und „Wir Christen“<br />

Denken haben. Ich bin auf der Seite der Wahrheit, Du<br />

bist noch im Dunkeln. Fange lieber bei dem an, was Du<br />

gemeinsam mit dem anderen über Jesus weißt. Knüpfe<br />

an bei christlichen Festen, bei Fragen des Lebens und<br />

Sterbens, in den Fragen und Nöten des alltäglichen<br />

Le-bens der Menschen, mit denen du gerade redest.<br />

7. Rede, weil Du es möchtest, nicht weil Du es musst<br />

Es ist eine gute Nachricht, <strong>die</strong> uns Christen anvertraut ist.<br />

Das Evangelium kann Leben verändern. Deshalb wollen<br />

und sollen wir es verbreiten. Doch das Zeugnisgeben kann<br />

schnell zu einem Druck werden, der uns unfrei macht. Wir<br />

reden, obwohl wir es eigentlich gar nicht wollen. Das spürt<br />

unser Gegenüber und stellt schnell fest, dass wir aus Druck<br />

und nicht aus Überzeugung sprechen.<br />

8. Rede über Jesus, nicht über <strong>die</strong> Kirche oder Gemeinde<br />

Wir laden nicht primär in einen Verein oder eine Organisation<br />

ein, sondern wir reden von Jesus selbst. Von seinen<br />

Wundern, seinen Worten, seinem Leben und Sterben.<br />

Gottes Bodenpersonal ist nicht immer ein Aushängeschild<br />

für Gott. Deshalb sollten wir Diskussionen über <strong>die</strong> Organisation<br />

vermeiden. Wir laden zu eigenen Erfahrungen<br />

mit dem Auferstandenen ein. Die macht man auch im<br />

Zusammenhang mit Gemeinde und Kirche. Aber das ist<br />

zweitrangig. Manche Christen sind mehr begeistert von der<br />

Musik oder ihrer coolen Gemeinde als von Jesus selbst.<br />

9. Rede mit Deinem Gesprächspartner über Gott, rede<br />

gleichzeitig mit Gott über Deinen Gesprächspartner<br />

Jedes gute Gespräch ist begleitet von Gebet. Bete für Deine<br />

Kontakte und Freunde und bitte Gott um <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />

mit ihnen von Jesus reden zu dürfen. Parallel zum<br />

Gespräch halte Deine Ohren und Dein Herz offen für das,<br />

was Gott Dir sagt. Er kennt Dein Gegenüber, will <strong>die</strong>sen<br />

Menschen erreichen und weiß, was <strong>die</strong>ser konkrete Mensch<br />

braucht. Du führst nicht allein das Gespräch, Gott will<br />

mitreden. Durch Dich. Lass Dich von Gott führen und höre<br />

auf seine Stimme in Deinem Herzen. Er wird Dir Tipps<br />

geben, was Du sagen kannst und sollst.<br />

Eins bleibt dabei klar: Es geht nicht um Methode, sondern<br />

um Echtheit. Sei ein Christ, der Reden und Handeln<br />

zusammenhält. Der „allezeit bereit (ist) zur Verantwortung<br />

vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über <strong>die</strong><br />

Hoffnung, <strong>die</strong> in euch ist.“ (1. Petrus 3,15). Und wo immer<br />

möglich, zitiere aus Gottes Wort. Denn das<br />

ist lebendig und spricht für sich selbst.<br />

Elke Werner,<br />

WINGS – Women in God’s Service, Marburg<br />

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