Die Nominierungen - Die Deutsche Bühne

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D E U T S C H E R T H E AT E R P R E I S 2012<br />

<strong>Die</strong> <strong>Nominierungen</strong>


Premieren 2012/2013<br />

08.09.2012<br />

KISS ME, KATE<br />

von Cole Porter<br />

BEnJaMin REinERS | BERnd Mottl<br />

09.09.2012<br />

L‘OPERA SERIA<br />

von Florian leoPold Gassmann<br />

MaRK RohdE | MichiEl diJKEMa<br />

21.10.2012<br />

LADY MACBETH VON MZENSK<br />

von dmitri sChostakowitsCh<br />

KaREn KaMEnSEK | FRanK hilBRich<br />

22.12.2012<br />

COSÌ FAN TUTTE<br />

von wolFGanG amadeus mozart<br />

KaREn KaMEnSEK | alExandER chaRiM<br />

08.02.2013<br />

OREST (deutsChe erstauFFührunG)<br />

von manFred trojahn<br />

GREGoR Bühl | EnRico lüBBE<br />

14.04.2013<br />

EUGEN ONEGIN<br />

von Peter i. tsChaikowsky<br />

ivan REpUšić | inGo KERKhoF<br />

08.06.2013<br />

DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG<br />

von riChard waGner<br />

KaREn KaMEnSEK | BEnEdiKt von pEtER<br />

Madame Bovary | Ballett-Uraufführung von Jörg Mannes | Karine Seneca (Emma Bovary) | Foto: Gert Weigelt


Zum siebten Mal wird in diesem Jahr der <strong>Deutsche</strong> Theaterpreis<br />

DER FAUST vergeben, nach Essen, München, Stuttgart, Mainz, erneut<br />

Essen und Frankfurt nun in Erfurt und damit erstmals in<br />

einem Theater der neuen Bundesländer. Unter den Nominierten sind<br />

natürlich Künstler großer Staatsbühnen in Berlin, Hamburg, München<br />

oder Stuttgart. Aber es sind auch wieder ganz „normale“ Stadttheater<br />

wie die in Augsburg oder Bochum dabei. Auch das kleine Theater im<br />

Bauturm hat die Jury überzeugt, das in Köln das Leitungsmodell einer<br />

„Regie-Gruppe“ praktiziert, bei dem neben dem Leiter und der Dramaturgin<br />

mehrere RegisseurInnen für je drei Spielzeiten die künstlerischen<br />

Geschicke des Hauses lenken. Oder (vertreten durch den Schauspieler<br />

Burghart Klaußner) das St. Pauli-Theater in Hamburg: das älteste Privattheater<br />

in einer traditionsreichen Privattheater-Stadt, bei dem das raue<br />

soziale Klima der Reeperbahn nicht nur draußen vor der Tür, sondern<br />

auch durch die Programmdramaturgie des Hauses weht.<br />

Köln<br />

Osnabrück<br />

Oberhausen<br />

Bochum<br />

Duisburg<br />

Düsseldorf<br />

Mainz<br />

Hamburg<br />

Oldenburg<br />

Hannover<br />

Rüsselsheim<br />

Darmstadt<br />

Stuttgart<br />

Augsburg<br />

München<br />

Berlin<br />

Dresden<br />

Theaterland Deutschland und die<br />

Theaterstädte mit <strong>Nominierungen</strong><br />

für den FAUST 2012<br />

Sind diese Nominierten nun<br />

„die Besten“? Ach – das ist<br />

so eine Frage! Wenn sich das<br />

Theater in Deutschland nach<br />

dem Prinzip der Hitparade<br />

organisieren ließe, könnten<br />

wir Kritiker ja gleich zu Hause<br />

bleiben. Aber darum geht<br />

es natürlich nicht, kann es bei<br />

so einem komplexen Gebilde<br />

wie Theater auch nie gehen.<br />

Jedes Ranking würde diese<br />

Komplexität bis zur Unkenntlichkeit<br />

planieren. Weiter<br />

führt es, noch einmal an die<br />

prägende Intention des FAUST<br />

zu erinnern: Es geht darum,<br />

Produktionen und Künstler<br />

auszuzeichnen, die das deutsche<br />

Theater in besonders<br />

überzeugender Weise repräsentieren.<br />

Das jedenfalls kann<br />

man von den 26 Nominierten<br />

und Preisträgern ohne jeden<br />

Zweifel behaupten. Und man muss damit keineswegs leugnen, dass es<br />

andere Beispiele gäbe, die das ebenfalls gekonnt hätten.<br />

VERANSTALTER und Förderer<br />

Förderer 2012<br />

Veranstaltungspartner<br />

Medienpartner<br />

DER FAUST<br />

Einmal im Jahr das zusammenzutragen, in dem sich das deutsche Theater<br />

besonders eindrucksvoll zeigt, und dabei auch die Vielfalt dieser<br />

Theaterszene zu berücksichtigen: die Aufgabe ist des Fleißes der Jury<br />

wert, die aus den rund 500 Vorschlägen der Theater die 24 Nominierten<br />

in acht Kategorien sowie die Träger des Lebenswerk-Preises sowie des<br />

Preises des Präsidenten ausgewählt hat. Nun, bei der Preisverleihung<br />

am Theater Erfurt, hat wieder die <strong>Deutsche</strong> Akademie der Darstellenden<br />

Künste das letzte Wort: Sie wählt aus den Dreiergruppen die Sieger des<br />

Jahres 2012. Viel falsch machen kann sie dabei eigentlich nicht mehr,<br />

aber sie kann acht Theatermachern eine große Freude bereiten. Spannend<br />

bleibt die Sache damit allemal.<br />

detlef Brandenburg<br />

Automobilpartner<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

III


LEBENSWERK<br />

„Wir sind eigentlich<br />

ein Gespräch“<br />

Tankred Dorst erhält mit seiner<br />

Ehefrau und Mitarbeiterin Ursula Ehler<br />

den <strong>Deutsche</strong>n Theaterpreis<br />

DER FAUST 2012 für das Lebenswerk.<br />

Ein Gespräch.<br />

Fotos: Andrea Huber<br />

Interview w<br />

Detlev Baur<br />

Herr Dorst, Sie sind schon über fünf Jahrzehnte<br />

ein erfolgreicher Dramatiker …<br />

Tankred Dorst Man erschrickt!<br />

Doch, doch. Mindestens. Dabei hatten<br />

Sie immer Erfolg und keine Tiefpunkte<br />

zu verkraften. Können Sie die Entwicklung<br />

Ihres Theaterlebens schildern? Wie<br />

fing es denn an?<br />

Tankred Dorst Es ging schon rauf und<br />

runter, es gab auch Niederlagen. Man<br />

muss damit umgehen können. Angefangen<br />

habe ich in einem Studententheater,<br />

einer Marionettenbühne<br />

in Schwabing, für das ich meine ersten<br />

fünf Stücke geschrieben habe. Eines<br />

davon hatte 1958 Premiere und wird<br />

dort jetzt noch gelegentlich gespielt.<br />

Ursula Ehler Du solltest es nach so<br />

langer Zeit vielleicht mal wieder ansehen.<br />

Tankred Dorst Ich sehe mir eigene<br />

Stücke ja nicht gerne an.<br />

Und warum haben Sie Stücke geschrieben<br />

und nicht Regie geführt oder Puppen<br />

gebaut?<br />

Tankred Dorst Figurentheater interessiert<br />

mich heute noch. Es gibt da erstaunliche<br />

Erfindungen. Aber ich wollte<br />

immer schreiben, an Regie habe ich<br />

damals gar nicht gedacht. Inzwischen<br />

denke ich, dass der Regisseur mit seiner<br />

Inszenierung das Stück gewissermaßen<br />

zu Ende schreibt. Es gibt<br />

immer wieder Konflikte zwischen Regisseur<br />

und Autor, es ist entscheidend,<br />

wie der Regisseur mit Figuren und mit<br />

einer Geschichte umgeht; vom Blatt<br />

spielen funktioniert nicht. Regisseur<br />

und Autor sollten gemeinsam an der<br />

Sache arbeiten. Heute sind die Regisseure<br />

oft wie ein Markenzeichen für<br />

einen bestimmten Stil. Das war früher<br />

nicht so. Dafür war früher die Einteilung<br />

zwischen den Gattungen viel<br />

strenger. Man musste in der Gattung<br />

bleiben. Ich hatte Glück mit Regisseuren.<br />

Zadek war eine wichtige Bezugsperson.<br />

Er zwang mich dazu, auf der<br />

eigenen Meinung zu bestehen. Das<br />

war gut. Er hat viel von mir inszeniert:<br />

„<strong>Die</strong> Kurve“, „Große Schmährede an der<br />

Stadtmauer“, „Eiszeit“, „Kleiner Mann,<br />

was nun“, „Rotmord“, die Filmversion<br />

von meinem Theaterstück „Toller“. Ja,<br />

und Molière. Er wollte, dass ich eine<br />

neue Übersetzung und Fassung vom<br />

„Geizigen“ machte. <strong>Die</strong> vorhandenen<br />

Übersetzungen fand er zu „zierlich“.<br />

Ich erinnere mich mit Vergnügen an<br />

die letzte Szene in unserer Version: Peter<br />

Lühr als Harpagon findet sein Geld<br />

wieder, zählt mit feuchten Fingern gierig<br />

die Geldscheine, und in seiner Gier<br />

verschlingt er die Scheine, frisst sie<br />

auf. Aber auch von anderen Regisseuren<br />

habe ich fürs Schreiben gelernt:<br />

von Hans Lietzau, von <strong>Die</strong>ter Dorn, von<br />

Patrice Chéreau, von Peter Palitzsch.<br />

Peter Palitzsch war ein kluger Reflektierer,<br />

Zadek hatte eine ungebrochene<br />

Vitalität. Zadek wollte immer, dass ich<br />

bei den Proben dabei war, andere Regisseure<br />

wollten das nicht.<br />

Und Sie haben sich da immer nach der<br />

Arbeitsweise des Regisseurs gerichtet?<br />

Tankred Dorst Aus meiner eigenen<br />

Erfahrung als Regisseur weiß ich inzwischen,<br />

die Bezugsperson für den<br />

Schauspieler sollte immer der Regisseur<br />

sein. Wenn Regisseur und Autor<br />

gegensätzlicher Meinung sind, ist das<br />

für die Schauspieler äußerst schwierig.<br />

Wann wurde Ihr erstes Stück aufgeführt?<br />

Tankred Dorst „<strong>Die</strong> Kurve“ 1959 in Lübeck.<br />

Es wurden damals kaum neue<br />

deutsche Autoren gespielt. Man kam<br />

gar nicht auf die Idee, nach neuen<br />

deutschen Autoren Ausschau zu halten<br />

oder sie gar zu fördern.<br />

Dann waren Sie also einer der ersten<br />

deutschen Dramatiker nach dem Krieg?<br />

Tankred Dorst Es gab „Draußen vor der<br />

Tür“ von Borchert, – das wars. Es war so<br />

viel nachzuholen: die vormals verbotenen<br />

deutschen und die ausländischen<br />

Autoren. Sartre, Giraudoux, Anouilh,<br />

Tennessee Williams und die beiden<br />

Schweizer Dürrenmatt und Frisch. <strong>Die</strong><br />

vor allem. Und Zuckmayer wurde viel<br />

gespielt, „Des Teufels General“ war mir<br />

ein wichtiges Stück. Ich habe Zuckmay-<br />

IV<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


er nie persönlich kennengelernt, er hat<br />

mir zu einigen Stücken freundschaftlich<br />

zugewandte Briefe geschrieben.<br />

Brecht kam im Westen erst später<br />

auf die Spielpläne, wurde dann aber<br />

zum verbindlichen Vorbild für Nachwuchsautoren:<br />

Schreibt gefälligst wie<br />

Brecht!<br />

Ursula Ehler In der Gruppe 47 warst<br />

du nicht.<br />

Tankred Dorst Ich wollte mich nie einer<br />

Gruppe anschließen. Ich habe einige gute<br />

Freunde, die Schriftsteller sind. Aber<br />

der Begriff Gruppe irritiert mich. Ich<br />

denke, der Autor, das ist der Einzelne.<br />

Aber ein ausgesprochener Einzelgänger<br />

sind Sie auch nicht: Bei der von Ihnen<br />

mitbegründeten Biennale setzten Sie<br />

sich freiwillig mit anderen Theaterleuten<br />

und Dramatikern auseinander.<br />

Tankred Dorst Das ist etwas anderes.<br />

Für das Festival muss man eine Auswahl<br />

treffen. Wir sind ja neugierig, wir<br />

möchten ja wissen, was in all den anderen<br />

Ländern geschrieben wird. Man<br />

beschäftigt sich mit den vorgeschlagenen<br />

Stücken bzw. Inszenierungen. Wir<br />

haben uns immer bemüht, das „Spezielle“<br />

zu finden, nicht das „Typische“,<br />

das „Allgemeine“, den gerade vorherrschenden<br />

Trend bedienen. <strong>Die</strong> Auswahl<br />

ist vielleicht ungerecht gegenüber den<br />

Stücken, die wir nicht einladen.<br />

Und wie ist das mit Ihnen, Frau Ehler?<br />

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit<br />

aus? Günther Erken, der Sie gut kennt,<br />

schrieb einmal über Sie als „zweieinige<br />

Werkstatt“.<br />

(Beide lachen)<br />

Ursula Ehler Ich wollte nicht schreiben,<br />

ich habe Kunst studiert, Bildhauerei.<br />

Wir haben uns kennengelernt, als<br />

Tankred schon ein durchgesetzter Autor<br />

war. Es gab damals einen Übersetzungsauftrag<br />

für ihn. Er fragte mich,<br />

ob ich mitarbeiten wollte.<br />

Tankred Dorst Wir haben dann einige<br />

Molière–Stücke übersetzt. Ich wundere<br />

mich heute noch, wie sich das ergeben<br />

hat.<br />

Frau Ehler, ist Ihre Arbeit dann eine Art<br />

Beratertätigkeit?<br />

Ursula Ehler Anfangs war ich wohl eine<br />

Art Test–Kaninchen. Es ergab sich ein<br />

Vertrauensverhältnis, er erzählte mir<br />

von seinen Plänen, so hat sich das weiterentwickelt.<br />

Zu Anfang haben mich<br />

manchmal Frauen gefragt, warum ich<br />

nicht etwas Eigenes mache, warum ich<br />

meine Kreativität in die Arbeit dieses<br />

Mannes stecken müsse. Oder sie haben<br />

gemeint, ich mache für ihn Recherchen<br />

oder tippe die Stücke ab. Das war mir<br />

aber egal, weil ich die Arbeit mit ihm<br />

immer interessant und spannend fand,<br />

die Projekte mir gefielen. Eine Generation<br />

später haben mir dann jüngere<br />

Frauen gesagt, sie fänden es großartig,<br />

dass sich ein Paar gemeinsam einer Sache<br />

widmet. Sie wollten eher wissen,<br />

wie man es hinkriegt, dass sich der Kerl<br />

nicht davor fürchtet.<br />

Tankred Dorst Wir sind ein Gespräch.<br />

Für Dialoge ist es sinnvoll, wenn man<br />

sie spricht und hört, wie sie klingen.<br />

Ursula Ehler Wenn ich bei manchen<br />

Plänen nicht gleich angebissen habe,<br />

wollte er mich immer überzeugen,<br />

wollte so wohl ausprobieren, ob seine<br />

erdachte Geschichte lebendig werden<br />

konnte.<br />

Ihr Leben mit der konstanten Zusammenarbeit,<br />

in München und in dieser<br />

Wohnung hat etwas sehr Beständiges<br />

und nichts von einem anarchischen,<br />

wilden Künstlerleben.<br />

Tankred Dorst wurde 1925 in Sonneberg/Thüringen<br />

geboren und verbrachte<br />

dort seine Kindheit und frühe Jugend.<br />

1944 zur Wehrmacht eingezogen,<br />

geriet er nach wenigen Monaten<br />

in amerikanische Gefangenschaft.<br />

1947 nach Westdeutschland entlassen,<br />

ging er dort wieder zur Schule und<br />

begann nach dem Abitur ein Studium<br />

der Germanistik, Kunstgeschichte<br />

und Theaterwissenschaft. Er schrieb<br />

in dieser Zeit erste Theaterstücke für<br />

eine studentische Marionettenbühne,<br />

ab 1960 mit wachsendem Erfolg für<br />

die große <strong>Bühne</strong>. Er erhielt zahlreiche<br />

Preise und Auszeichnungen, u. a. den<br />

Büchnerpreis, und gehört seit langem<br />

zu den meist gespielten deutschen<br />

Dramatikern mit Stücken wie „<strong>Die</strong> Kurve“,<br />

„Toller“, „Eiszeit“, „Herr Paul“, „Korbes“,<br />

Ich Feuerbach“, „Merlin oder das<br />

wüste Land“. Außerdem entstanden<br />

Drehbücher, Opernlibretti, Erzählungen,<br />

einige Kinderstücke sowie drei Filme<br />

in eigener Regie. 2006 inszenierte<br />

Tankred Dorst für die Bayreuther Festspiele<br />

Wagners „Der Ring des Nibelungen“.<br />

Er ist Mitbegründer der Biennale<br />

„Neue Stücke aus Europa“. Seit vielen<br />

Jahren schreibt er die meisten Stücke<br />

in Zusammenarbeit mit seiner Frau<br />

Ursula Ehler.<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

V


Ursula Ehler Das Wilde ist ja innen.<br />

Tankred Dorst Wir leben miteinander<br />

und reden über Stücke, über erfundene<br />

Personen, wie wir auch über andere,<br />

reale Menschen reden. Da gibt es<br />

gar keinen Unterschied. Wir leben mit<br />

ihnen.<br />

Und die kommen dann in eine Schublade<br />

in Ihrem Apothekerschrank?<br />

Tankred Dorst Ja, hier. <strong>Die</strong>se Schubladen<br />

sind unser einziges Ordnungsprinzip<br />

für angefangene oder geplante<br />

Projekte. <strong>Die</strong> nicht geschriebenen<br />

Stücke sind für mich genauso lebendig<br />

wie die geschriebenen.<br />

Ursula Ehler Ich finde, dass Stücke ohnehin<br />

nie ganz fertig sind.<br />

Tankred Dorst Bei „Merlin“ haben wir<br />

uns gesagt, dass wir einfach aufhören,<br />

sonst wäre der Stoff immer weitergewuchert.<br />

Wie lange haben Sie denn etwa daran<br />

geschrieben?<br />

Tankred Dorst Über zwei Jahre. Ursprünglich<br />

kam die Anregung von Peter<br />

Zadek. Ich habe dann Mallory gelesen,<br />

„La Mort d’Arthur“, und dachte: Ritter,<br />

die sich totschlagen um ihrer Ehre willen<br />

– mir fällt dazu gar nichts ein. Wir<br />

haben aber dann doch angefangen.<br />

Ursula Ehler Und sind verreist mit unseren<br />

Heften, weil wir gerne unterwegs<br />

in Hotels schreiben, an einem fremden<br />

Ort, umgeben von fremden Menschen<br />

und einer fremden Sprache.<br />

Wer war für Sie ein prägender Autor,<br />

Herr Dorst?<br />

Tankred Dorst Natürlich Büchner, natürlich<br />

Tschechow. Und Gerhart Hauptmann,<br />

wie er seine Personen erfindet<br />

und in seine Vorstellungswelt einbringt.<br />

Ursula Ehler Und natürlich der Allergrößte.<br />

Tankred Dorst Ja. Shakespeare sowieso.<br />

Ich habe ihn schon als Vierzehnjähriger<br />

gelesen und natürlich nicht<br />

verstanden. Ich habe mich dann mein<br />

Leben lang immer wieder mit Shakespeare<br />

beschäftigt, noch heute mache<br />

ich Entdeckungen.<br />

Hatten Sie schon als Jugendlicher den<br />

Wunsch, Schriftsteller zu werden?<br />

Tankred Dorst Ja. Schon immer. Eigentlich<br />

schon als Kind. (Er lacht) Ich habe<br />

mir Menschen, die ich kannte, die ich<br />

sah, immer in Geschichten vorgestellt.<br />

Mir Abenteuer für sie ausgedacht.<br />

Dabei war ihr Vater Unternehmer?<br />

Tankred Dorst Als er starb, war ich<br />

noch sehr klein. Ich kann mich kaum<br />

an ihn erinnern. Dass er tot war, hat<br />

meine Phantasie sehr beschäftigt. Ein<br />

Mann, der jahrelang lungenkrank im<br />

Bett liegt, sich mehr und mehr in die<br />

Krankheit zurückzieht, während draußen<br />

auf den Straßen die Ideologie des<br />

Gesunden, des Starken lärmt. <strong>Die</strong> Nazizeit<br />

hatte begonnen. Ich hatte als Kind,<br />

als Jugendlicher meine eigene Welt,<br />

habe gelesen und gelesen. Gerade in<br />

umfangreiche Bücher kann man sich<br />

als Leser intensiv hineinbegeben, wie in<br />

eine große Höhle mit vielen Schluchten.<br />

Als ich nach Krieg und Gefangenschaft<br />

in einem düsteren Haus in Wuppertal<br />

wohnte und den ganzen Dostojewski<br />

las, dachte ich unter dem Einfluss der<br />

Lektüre, ich sei in einem Dostojewski–<br />

Haus, in dem ein Mord geschieht.<br />

Sie haben früh für Zadek eine Romanadaption<br />

gemacht, „Kleiner Mann, was<br />

nun“ nach Fallada.<br />

Tankred Dorst Damals durfte man so<br />

etwas als Dramatiker eigentlich gar<br />

nicht. Zadek wollte ein Stück auf die<br />

<strong>Bühne</strong> bringen, das nicht brechtisch–<br />

lehrhaft ist, sondern von Menschen<br />

handelt, die den Zuschauer in Bochum<br />

interessieren. Natürlich ist ein Dialog<br />

auf der <strong>Bühne</strong> etwas anderes als ein<br />

Dialog im Roman. Friedrich Luft hat damals<br />

einen großen Verriss geschrieben,<br />

weil er die Idee falsch fand. Zadek hat<br />

die Kritik riesengroß vergrößert ins Foyer<br />

gehängt. Das Stück ist dann trotzdem<br />

viel gespielt worden. Bis heute.<br />

Den grundsätzlichen Einwand gegen<br />

Romanadaptionen gibt es immer noch.<br />

Ursula Ehler Manchmal zu Recht.<br />

Tankred Dorst Aber wie Brecht richtig<br />

sagte: Wenn es denn kein Theater ist,<br />

was wir machen, nennen wir es eben<br />

„Thaeter“. Solange es seine Wirkung<br />

tut und die Geschichte sich erzählt,<br />

ist das doch egal. – Meinungen … Meinungen!<br />

Es wurde ja auch behauptet,<br />

man wolle und könne keine Geschichten<br />

mehr erzählen. Ich wollte das immer.<br />

<strong>Die</strong> Motive und Anregungen, sogar<br />

Technik und Stil kommen aus dem<br />

eigenen Erleben.<br />

Warum haben Sie in den 90er Jahren<br />

die Biennale mitbegründet? War Ihnen<br />

langweilig?<br />

Tankred Dorst Ursprünglich hatte ich<br />

mit Ursula eine andere Idee: Wir hätten<br />

gern in Bamberg ein internationales<br />

Festival mit dem Thema „<strong>Deutsche</strong><br />

Romantik“ ins Leben gerufen. Wir hatten<br />

schon ein reiches Programm, nicht<br />

nur Theater, auch Konzerte, Veranstaltungen<br />

über Kunst, über Politik, auch<br />

über Psychiatrie und andere Themen<br />

aus der Romantischen Bewegung, die<br />

heute noch nachwirken, lebendig sind.<br />

Aber die Stadt zögerte, die Entscheidung<br />

über das Projekt wurde immer<br />

wieder hinausgeschoben. Da besuchte<br />

uns Manfred Beilharz, der damals<br />

Intendant in Bonn war, und erzählte<br />

uns von seinem Plan, eine Biennale zu<br />

machen, Neue Stücke aus Europa, was<br />

gut zu der damaligen Europa–Euphorie<br />

passte.<br />

Ursula Ehler Was schrieben die Autoren<br />

in dieser Zeit des Umbruchs in<br />

Europa? Neugierig sind wir ja immer<br />

gewesen – wir waren gewonnen! So<br />

haben wir uns auf die Reise gemacht.<br />

Tankred Dorst Wir haben schöne, wunderliche,<br />

spannende Sachen gesehen.<br />

In Bialystok, im östlichen Polen, gab es<br />

ein Theater, das nannte sich „Mittelpunkt<br />

der Welt“ – es befand sich sehr<br />

abgelegen im Wald.<br />

Wie kamen Sie dann nach Bayreuth?<br />

Tankred Dorst Ich glaube, Wolfgang<br />

Wagner hatte in den Kammerspielen<br />

in München den „Merlin“ gesehen und<br />

dachte wohl, ich hätte Verständnis<br />

und Interesse für Wagners „Ring“, für<br />

diesen mythischen Stoff. Am Anfang<br />

war die Arbeit dort sehr schwierig,<br />

der Zeitdruck immens – aber es wurde<br />

mir eine wichtige Zeit. Ich denke noch<br />

immer darüber nach, ein Stück über<br />

meine Bayreuther Erfahrungen zu<br />

schreiben, mit dem Titel „<strong>Die</strong> Fußspur<br />

der Götter“.<br />

VI<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Drei Komponisten<br />

– Drei Jubiläen!<br />

Richard Wagner<br />

Rienzi, der Letzte der Tribunen<br />

konzertante Aufführung<br />

Young<br />

Premiere: 13.1.2013<br />

Giuseppe Verdi<br />

La Traviata<br />

Lange, Erath, Kurz, Murauer<br />

Premiere: 17.2.2013<br />

Benjamin Britten<br />

Gloriana<br />

Young, Jones, Ultz<br />

Premiere: 24.3.2013<br />

»Wagner-Wahn« 12.5-2.6.2013<br />

dirigiert von Simone Young<br />

12.5. Lohengrin - 14.5. Tristan und Isolde<br />

15.5. Der fliegende Holländer<br />

17.5. <strong>Die</strong> Meistersinger von Nürnberg<br />

19.5. Parsifal - 22.5. Tannhäuser<br />

26.5. Das Rheingold - 28.5. <strong>Die</strong> Walküre<br />

31.5. Siegfried - 2.6. Götterdämmerung<br />

Telefon: (040) 35 68 68<br />

www.staatsoper-hamburg.de


egie schauspiel<br />

Martin Kušej.<br />

Sebastian Nübling.<br />

Rüdiger Pape.<br />

1 „<strong>Die</strong> bitteren Tränen der Petra<br />

von Kant“ in der Inszenierung von<br />

Martin Kušej am am Bayerischen<br />

Staatsschauspiel mit Bibiana<br />

Beglau (Mitte) in der Titelrolle.<br />

2 Sebastian Nüblings Inszenierung<br />

von „Three Kingdoms“ an den<br />

Münchner Kammerspielen.<br />

3 Christian Ballhaus und Ursula<br />

Michelis in Rüdiger Papes<br />

Inszenierung von „Wolke 9“<br />

am Theater im Bauturm Köln.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Renate Neder, Arno Declair, Anja Reiermann (Porträts v. li. n. re.), Hans Jörg Michel (1), Arno Declair (2), Michael Oreal (3)<br />

VIII <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Martin Kušej<br />

Zerbrochene Tränen<br />

Sebastian<br />

Nübling<br />

Rüdiger Pape<br />

Kleines Welttheater<br />

„<strong>Die</strong> bitteren Tränen der Petra von Kant“<br />

am Bayerischen Staatsschauspiel<br />

Martin Kušejs Start als Intendant am<br />

Münchner Residenztheater war nicht<br />

ganz leicht. Mit „<strong>Die</strong> bitteren Tränen<br />

der Petra von Kant“ in seiner eigenen<br />

Regie, aufgeführt im Marstall gegen<br />

Ende dieser Spielzeit, gelang ihm jedoch<br />

eine sehr überzeugende Inszenierung.<br />

<strong>Die</strong>se besticht nicht durch<br />

Gemütlichkeit oder durch mitreißende<br />

dramatische Entwicklungen: Zu klar ist,<br />

dass die Hauptfigur, gespielt von einer<br />

extrem präsenten Bibiana Beglau, von<br />

Anfang an in ihren Gefühlsverwirrungen<br />

verloren ist. Wie ein Tier schleicht<br />

sie herum, wie eine Leidensfigur posiert<br />

sie vor oder nach den zahlreichen<br />

Blacks zwischen den Szenen. Da ist das<br />

Auftauchen der schönen Karin (Andrea<br />

Wenzl) eher der Vollzug der Katastrophe<br />

mit Ansage. Und doch überzeugen<br />

die Klarheit des Szenarios und die<br />

Intensität des Katastrophenspiels. <strong>Die</strong>se<br />

Film-Adaption nach Rainer Werner<br />

Fassbinder hat überhaupt nichts melancholisch<br />

Romantisierendes, sondern<br />

transportiert das Gefühlsdesaster der<br />

Modeschöpferin knallhart ins Heute.<br />

Das Publikum sitzt an vier Seiten<br />

um einen Kasten herum, mit Einblicken<br />

durch transparente Scheiben (<strong>Bühne</strong>:<br />

Annette Murschetz). Auf der quadratischen<br />

Spielfläche sind Hunderte von<br />

Glasflaschen in engen Reihen aufgestellt.<br />

Hier steht und stakst, kniet und<br />

liegt die modische Schmerzensfrau,<br />

schneidet sich im Liebeskampf mit<br />

ihrer geliebt-gehassten Freundin. <strong>Die</strong><br />

Glas-Hölle wird noch schärfer, als drei<br />

Dutzend Matratzen auf die Flaschen<br />

und Scherben fallen – und die verlorene<br />

Petra in der letzten Szene zur erhängten<br />

Hausangestellten Marlene spricht. Sophie<br />

von Kessels Porträt dieser Liebend-<br />

Leidenden, die zuvor stumm zwischen<br />

den Gefühlseskapaden stand, ist gerade<br />

im Kontrast zur wilden, dann wieder<br />

apathischen Figur der Bibiana Beglau<br />

eine grandiose Erweiterung dieses intensiv-bedrückenden<br />

Kammerspiels.<br />

Detlev Baur<br />

Europa macht eine gute Figur<br />

„Three Kingdoms“ an den<br />

Münchner Kammerspielen<br />

Europa funktioniert nicht? Im Theater<br />

wohl! Der Beweis heißt „Three Kingdoms“<br />

und ist eine Koproduktion des<br />

Londoner Lyric Hammersmith Theatre,<br />

des Tallinner Theater NO99 und der<br />

Münchner Kammerspiele. Das Stück<br />

hat der Engländer Simon Stephens<br />

geschrieben. Es spielt in England,<br />

Deutschland und Estland. Drei Kulturen,<br />

drei Sprachen prallen ungebremst<br />

aufeinander und explodieren in einem<br />

Fest der Schauspieler. Jedenfalls in der<br />

Uraufführung, die Sebastian Nübling<br />

mit Bravour inszeniert hat.<br />

Der Kopf der Prostituierten Vera<br />

Petrova treibt in einer Tasche im Fluss.<br />

Wie kam er da hin? Und vor allem:<br />

Warum? Was wie ein Krimi beginnt,<br />

sprengt schnell die Grenzen des Wellmade-Plays.<br />

<strong>Die</strong> Ermittlungen führen<br />

das britische Polizisten-Duo nach<br />

Deutschland, dann nach Estland. Immer<br />

tiefer in den international florierenden<br />

Handel mit Prostitution, mit<br />

Menschen. Je weiter die Reise geht,<br />

desto undurchsichtiger wird das Treiben,<br />

desto perfekter das babylonische<br />

Sprachgewirr. <strong>Die</strong> Auflösung des Falls<br />

gerät zunehmend in den Hintergrund.<br />

Vorurteile, Sprachlosigkeit, Missverständnisse<br />

– all das wird spielerisch<br />

leicht zum Hauptthema. Sebastian<br />

Nübling jongliert meisterhaft mit Klischees,<br />

hält souverän die Balance zwischen<br />

Witz und Ernst, zwischen Stringenz<br />

und Wahn, zwischen poetischen<br />

Bildern und einer rauhen Wahrheit. In<br />

dem OP-grünen Kubus (<strong>Bühne</strong>: Ene-<br />

Liis Semper) entsteht ein Panoptikum<br />

der Eitelkeiten, der Korruption und der<br />

Einsamkeiten. <strong>Die</strong>ses Europa, das Stephens<br />

und Nübling da kongenial vorführen,<br />

es ist voller Chancen und noch<br />

mehr Stolperfallen, zum Lachen und<br />

Weinen, voller Energie und noch mehr<br />

Hürden.<br />

Anne Fritsch<br />

„Wolke 9“ am Kölner Theater<br />

am Bauturm<br />

Das Theater am Bauturm ist ein kleines<br />

Privattheater an der angesagten<br />

Aachener Straße. Hier treffen sich die<br />

Jungen, Schönen, kreativ Erfolgreichen<br />

und lassen sich sehen. Im Theater<br />

hinter dem Café taucht das Publikum<br />

in eine dunkle, kleine Theaterwelt.<br />

Drei ältere Herrschaften bahnen sich<br />

schließlich den Weg durch den Mittelgang<br />

und betreten die enge <strong>Bühne</strong>. In<br />

den folgenden 90 Minuten umkreist<br />

das Trio die große Welt der Gefühle.<br />

<strong>Die</strong> Dreiecksgeschichte zwischen dem<br />

pensionierten Lehrer und Eisenbahnfan<br />

Walter, seiner Frau Inge und dem<br />

sportlichen Witwer Karl entwickelt<br />

sich zu mehr als einem bloßen Sexualbeziehungsdrama<br />

unter Rentnern.<br />

Vielmehr schaffen der Regisseur und<br />

sein Ensemble ein unaufdringliches,<br />

aber klug dosiertes, nachdrückliches<br />

Drama um Treue zum Partner auf der<br />

einen Seite versus Treue zum aktuellen<br />

Gefühl.<br />

Zwischen den knappen Szenen<br />

wird rhythmische Gitarrenmusik eingespielt,<br />

auch sonst schafft vor allem<br />

der Soundtrack Atmosphäre. Insgesamt<br />

jedoch behandelt Rüdiger<br />

Pape das Sujet abstrakter, als es der<br />

gleichnamige, in Cannes ausgezeichnete<br />

Film von Andreas Dresen tat.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Bühne</strong> mit einem breiten weißen<br />

Möbelteil, das auf der einen Seite<br />

Walter einen Lesesitzplatz bietet, auf<br />

der anderen Karl als Standfläche für<br />

sein Rennrad dient, zielt auf das große<br />

Thema dieser „Wolke 9“: Zeit. Das<br />

Drehen des <strong>Bühne</strong>n-Mittelteils mit<br />

oder gegen den Uhrzeigersinn in den<br />

Szenenwechseln, die Lektüre Walters<br />

(ein „Zeit“-Buch): All das sind wohl dosierte<br />

Hinweise, die sich im Spiel mit<br />

zunehmender Dauer und Verstrickung<br />

Inges in gestaltetes Leben verwandeln.<br />

So schaffen es Regie und Darsteller, die<br />

Zuschauer direkt anzusprechen mit<br />

einer einfachen Geschichte, die an die<br />

ganz großen Lebensthemen rührt.<br />

Detlev Baur<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

IX


Darstellerin I Darsteller Schauspiel<br />

Fabian Hinrichs. Burghart Klaußner. Jana Schulz.<br />

1 Fabian Hinrichs mit Ensemble<br />

in René Polleschs „Kill your<br />

Darlings! Streets of Berladelphia“<br />

an der Volksbühne am Rosa-<br />

Luxemburg-Platz Berlin.<br />

2 Burghart Klaußner (mit Christian<br />

Sengewald) als Willy Loman in<br />

„Tod eines Handlungsreisenden“<br />

am St. Pauli Theater Hamburg.<br />

3 „Was ihr wollt“ mit Jana<br />

Schulz als Viola / Sebastian am<br />

Schauspielhaus Bochum.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Tagesspiegel/Doris Spiekermann-Klaas, Wilhelm Reinke, Diana Küster (Porträts v. li. n. re.), Thomas Aurin (1), Matthias Horn (2), Arno Declair (3)<br />

X <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Fabian Hinrichs<br />

Empathische Ironie<br />

Burghart<br />

Klaußner<br />

Jana Schulz<br />

Zwei Seelen im rasenden Leib<br />

„Kill your Darlings! Streets of<br />

Berladelphia“ an der Volksbühne am<br />

Rosa-Luxemburg-Platz Berlin<br />

René Pollesch und ein Abend über die<br />

Suche nach der wahren Liebe. Wer<br />

hätte geahnt, dass dabei Theater entsteht,<br />

das nicht mit Zitaten in komplizierten<br />

Hirnwindungen stecken bleibt,<br />

sondern das in den Bauch, ja ins Herz<br />

sackt? „Warum bringt sich niemand<br />

mehr aus Liebe um?” fragt Fabian<br />

Hinrichs zu Beginn des 70-minütigen<br />

Monologs „Kill your Darlings! Streets<br />

of Berladelphia“. Der Satz kommt<br />

so überraschend aus seinem Mund,<br />

gleichzeitig so ernsthaft wie bei einem<br />

Kind, das nach der Größe des Universums<br />

fragt. Währenddessen trabt er in<br />

Glitzerhosen pausenlos über die <strong>Bühne</strong>;<br />

der stumme „Chor“ aus Turnern<br />

formt derweil Figuren.<br />

Der Pollesch-Sound: Sprech-Speed,<br />

Diskurs-Geschwurbel und jede Menge<br />

Ironie – er klingt bei Hinrichs kaum an.<br />

Pollesch hat mit diesem Schauspieler<br />

zu einem wärmeren Ton, einer höheren<br />

Temperatur gefunden. Wo sonst<br />

den Pollesch-Stars die Postdramatik<br />

aus jeder Wortkaskade quillt, steht mit<br />

dem schelmischen Hinrichs ein „echter<br />

Mensch“ auf der <strong>Bühne</strong> und will sich<br />

mit uns verbünden. „Das reicht uns<br />

nicht, da fehlt doch was!“ wiederholt<br />

er endlos zum Thema „verbindliche<br />

Beziehung“. „<strong>Die</strong> besten Szenen haben<br />

wir rausgeschnitten, die würden wir<br />

nicht ertragen“, proklamiert er. „Ich<br />

auch nicht, ich könnte nie wieder ein<br />

Theaterstück spielen!“ Und dann erneut:<br />

dieses einverständige Grinsen,<br />

das so viel sagt wie: „Naja, nicht im<br />

Ernst ...“ Seine Ironie ist eine empathische,<br />

dem kalten Zynismus fern. Dabei<br />

seziert und stilisiert er jede Silbe, greift<br />

zu großen Gesten – und spielt doch so,<br />

als würde er mit jedem Zuschauer im<br />

Anschluss am liebsten noch ein Bier<br />

trinken. Es gilt „Love is all around us“:<br />

vom Regisseur zum Schauspieler zum<br />

Publikum – und zurück.<br />

Barbara Behrendt<br />

Erlöschendes Leben<br />

Willy Loman in „Der Tod eines<br />

Handlungsreisenden“ am St. Pauli<br />

Theater Hamburg<br />

Willy Loman ist ein Nichts. Dabei gleicht<br />

er von außen betrachtet dem Durchschnittsamerikaner:<br />

mit Haus, Ehefrau,<br />

zwei Söhnen und einem Job als Vertreter.<br />

Doch hinter dem Schein wartet<br />

der Abgrund: In Wahrheit ist sein Leben<br />

längst zusammengebrochen. Beständig<br />

geht es bergab, bis nach rund zweieinhalb<br />

Stunden der „Tod eines Handlungsreisenden“<br />

eintritt. Am Hamburger<br />

St. Pauli Theater inszenierte Wilfried<br />

Minks den schweren Stoff.<br />

Wenn Burghart Klaußner als Willy<br />

Loman die <strong>Bühne</strong> betritt, muss man<br />

zwei Mal hinschauen, bevor man ihn<br />

wahrnimmt – so grau, gedrückt und<br />

unscheinbar kommt er daher. Er hat<br />

versagt, das aber ist mit seinem Weltund<br />

Selbstbild nicht vereinbar. Und<br />

so betet er die Formeln des American<br />

Dreams unermüdlich vor sich hin und<br />

lügt sich dabei selbst in die Tasche.<br />

Klaußner spielt den zwanghaften Optimisten<br />

derart überzeugend, dass<br />

man sogar in Kenntnis des Dramenausgangs<br />

noch versucht ist, ihm die<br />

Zuversich t abzukaufen, mit der er<br />

sich selbst zu beeinflussen hofft. Entsprechend<br />

nuanciert lässt er zu, dass<br />

die Ausweglosigkeit sein Dasein unermüdlich<br />

untergräbt – Klaußners Seiltanz<br />

ist beängstigend, seine Haltlosigkeit<br />

ohne soziales Netz geht gründlich<br />

unter die Haut. Erst verliert er den<br />

Verstand, dann sein Leben: Um das innere<br />

Verlöschen zum Ausdruck zu<br />

brin-gen, braucht Klaußner keine einzige<br />

große Geste – nur ein Leiser-Werden<br />

bis zur tödlichen Stille und einen<br />

Körper, der allmählich in sich zusammenfällt.<br />

Burghart Klaußner spielt die<br />

Titelfigur so beunruhigend gut, dass<br />

sein Selbstmord nicht nur ihm die finale<br />

Lösung liefert, sondern auch das<br />

Publikum aus dem schier ausweglosen<br />

Spiel gleichsam wie erlöst entlässt.<br />

Dagmar Ellen Fischer<br />

Viola und Sebastian in „Was ihr wollt“<br />

am Schauspielhaus Bochum<br />

Wie viele ist sie? Der Augenblick der<br />

Erkenntnis ist das Grausamste, was<br />

ein gestörter Geist erleben kann. Viola,<br />

die Schiffbrüchige, die Fremde, hat<br />

sich nicht nur als Mann getarnt, um<br />

ihre Überlebenschancen zu erhöhen.<br />

Ihr Zwillingsbruder Sebastian und sie<br />

sind eine Person. Oder vielmehr zwei<br />

Persönlichkeiten, die sich einen Körper<br />

teilen. Gibt es noch mehr? Roger Vontobel<br />

treibt in seiner Inszenierung der<br />

abgründigen Komödie „Was ihr wollt“<br />

am Bochumer Schauspielhaus Shakespeares<br />

Spiel mit den Identitäten ins<br />

Extreme. So weit, bis es die Schauspielerin<br />

Jana Schulz fast zu zerreißen<br />

scheint.<br />

<strong>Die</strong>ses komplexe Regiekonzept<br />

wäre für jede Darstellerin eine große<br />

Herausforderung. Für Jana Schulz<br />

gilt das besonders. Denn sie ist keine<br />

elegante Jongleurin mit Masken und<br />

Tonfällen, sondern immer bis aufs Blut<br />

ehrlich, direkt, authentisch. Kleists bedingungslos<br />

fühlende Heldinnen Penthesilea<br />

und Käthchen kann sie durchfühlen<br />

wie niemand sonst. Nun soll sie<br />

doppelt ehrlich sein oder sogar dreifach,<br />

wenn man Cesario mitrechnet,<br />

den Mann, in den sich Viola bewusst<br />

verwandelt. Ohne zu ahnen, dass in<br />

ihr noch andere schlummern. <strong>Die</strong> Verzweiflung<br />

der Schauspielerin wird zur<br />

Verstörtheit des Menschen, den sie<br />

darstellt. ViolaSebastianCesario wütet,<br />

kämpft, klatscht ins Wasser auf der gefluteten<br />

<strong>Bühne</strong>, sucht tobend die eigene<br />

Mitte und entdeckt, dass sie nicht<br />

nur eine hat. In ihrer kreatürlichen<br />

Kraft findet Jana Schulz Momente gebrochener<br />

Poesie, eine zerbrechliche<br />

Amazone, deren erotische Wirkung auf<br />

Männer und Frauen nur zu größerer<br />

Verwirrung führt. Sie muss noch mehr<br />

kämpfen. Immer mehr. Und das hört<br />

niemals auf.<br />

Stefan Keim<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XI


Regie Musiktheater<br />

Lorenzo Fioroni.<br />

Lydia Steier.<br />

Sergio Morabito (links) und Jossi Wieler.<br />

1 Ensemble-Szene aus „Carmen“<br />

in der Inszenierung von Lorenzo<br />

Fioroni am Theater Augsburg.<br />

2 Lydia Steiers Inszenierung<br />

„Saul“ am Oldenburgischen<br />

Staatstheater.<br />

3 Szene aus der Doppelinszenierung<br />

„<strong>Die</strong> glückliche Hand /<br />

Schicksal“ von Jossi Wieler und<br />

Sergio Morabito an der Oper<br />

Stuttgart.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: privat, Anke Neugebauer, Martin Sigmund (Porträts v. li. n. re.), A.T. Schaefer (1), Andreas J. Etter (2), A.T. Schaefer (3)<br />

XII <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Lorenzo Fioroni<br />

Das Ritual des Lasters<br />

Lydia Steier<br />

Politische Zeitreise<br />

Jossi Wieler I<br />

Sergio Morabito<br />

George Bizets „Carmen“<br />

am Theater Augsburg<br />

Lorenzo Fioroni macht schon mit dem<br />

ersten Bild, das die Zuschauer im Stadttheater<br />

Augsburg sehen, klar, worum es<br />

ihm in seiner „Carmen“-Inszenierung<br />

geht: Noch vor dem ersten Ton gibt der<br />

Vorhang den Blick frei auf ein schummeriges<br />

Restaurant. Blaue Paravents<br />

sperren die Außenwelt aus, Tische und<br />

Stühle stehen in Reih und Glied, ein<br />

Kellner in weißen Handschuhen hält<br />

penibel auf Ordnung. Als er aber einen<br />

der Paravents öffnet, bauscht heftiger<br />

Wind die weißen Vorhänge und bläst<br />

einen Hauch von Chaos herein, den der<br />

Bediente eilig wieder aussperrt. Genau<br />

das ist das Thema des 1972 in Locarno<br />

geborenen Regisseurs: Er fragt nach<br />

dem Widerspiel von Anarchie und Ordnung<br />

und danach, mit welchen Ritualen<br />

und um welchen Preis eine zivilisierte<br />

Gesellschaft ihre vitalen anarchischen<br />

Impulse kanalisieren kann.<br />

<strong>Die</strong> feine Restaurant-Kundschaft<br />

aus schneidigen Soldaten und vornehmen<br />

Bürgersleuten nämlich sperrt<br />

zwar die wilde Außenwelt konsequent<br />

aus. Doch auch das Anarchische im<br />

Inneren will bewältigt werden. Genau<br />

dafür wurde Carmen engagiert, die als<br />

Sängerin dieser Gesellschaft das Verruchte<br />

auf Bestellung liefert. Carmens<br />

exponierteste Kontrahentin aber ist<br />

Micaëla, die Fioroni enorm aufwertet.<br />

Im ersten Akt wirft sie sich dem Beförderungs-Aspiranten<br />

José sehr zielstrebig<br />

als zukünftige Gattin an den Hals.<br />

Dass ihr Bräutigam dem Laster der Libertinage<br />

verfällt, kann sie zwar nicht<br />

verhindern. Doch als am Ende die gesamte<br />

Gesellschaft José zum Corrida-<br />

Ritualmord an der Verführerin treibt,<br />

vollzieht sie eine soziale Reinigung<br />

vom Laster. Und auf Josés resignierende<br />

Schlussworte hin –„Ihr könnt mich<br />

in Arrest nehmen, ich habe sie getötet,<br />

ach meine angebetete Carmen!“ – da<br />

erscheint Micaëla im Brautkleid und<br />

nimmt ihn in Gewahrsam. Er wird fortan<br />

ein braver Ehemann sein.<br />

Detlef Brandenburg<br />

Händels „Saul“ am<br />

Staatstheater Oldenburg<br />

Lydia Steiers Inszenierung von Georg<br />

Friedrich Händels Oratorium „Saul“<br />

in der Halle 10 eines aufgelassenen<br />

Fliegerhorsts, die dem Staatstheater<br />

Oldenburg in der vergangenen Saison<br />

als Ausweichquartier diente: Sie ist eine<br />

furiose politische Zeitreise. Am Anfang<br />

sieht man auf Katharina Schlipfs<br />

zünftiger Gassenbühne Barocktheater,<br />

wie es im Buche steht: Vorn begeben<br />

sich die Haupt- und Staatsaktionen<br />

am Hofe, hinten nimmt der Herrscher<br />

dies alles aufs Gnädigste zur Kenntnis.<br />

Und schon der Kontrast zwischen<br />

plüschiger Ausstattungs-Historie und<br />

nüchterner Hallenarchitektur hat seinen<br />

beträchtlichen ästhetischen Reiz.<br />

In dem Maße aber, in dem Saul sich<br />

in die Intrigen gegen David verstrickt<br />

und in seiner Verblendung die Gesellschaft,<br />

die Familie und damit auch seine<br />

eigene Herrschaftslegitimation ruiniert,<br />

verfällt auch die barocke Pracht:<br />

Perücken und Kleider werden beiseite<br />

geworfen, Anarchie macht sich breit,<br />

Dämonen treiben ihr Wesen. Genau<br />

dieses Vakuum aber schafft erst den<br />

Raum für den Aufstieg Davids zur<br />

Macht. Am Ende erscheint er als moderner<br />

Demagoge im grauen Anzug,<br />

ein politischer Stratege eigener Interessen,<br />

der am Ziel seiner Wünsche genau<br />

die Ängste zu spüren bekommt,<br />

an denen Saul zerbrochen ist.<br />

Unter einem konzeptionell klugen<br />

historischen Spannungsbogen,<br />

in durchweg starker, fesselnder Personenführung<br />

und einer bemerkenswert<br />

profilierten Chorregie zeigt die<br />

1978 in Hartfort/Connecticut geborene<br />

Lydia Steier so die Mechanismen<br />

der Macht – und erinnert beiläufig<br />

daran, dass schon Händel selbst einst<br />

mit dem „Saul“ Position bezogen hatte<br />

im politischen Ränkespiel zwischen<br />

dem etablierten Adel und ehrgeizigen<br />

Emporkömmlingen aus den unteren<br />

Gesellschaftsschichten.<br />

Detlef Brandenburg<br />

Künstlers Erdenwallen<br />

„<strong>Die</strong> glückliche Hand“ und „Osud“<br />

an der Oper Stuttgart<br />

Nein, Schönbergs atonal entfesseltes<br />

Minidrama „<strong>Die</strong> glückliche Hand“<br />

und Janáčeks komprimierten Dreiakter<br />

„Osud“ (Schicksal) in einer Doppelinszenierung<br />

zu koppeln: darauf würde man<br />

so leicht nicht kommen. Zwar geht es<br />

in beiden Opern um das Verhältnis des<br />

Künstlers zum „Weib“. Doch zwischen<br />

expressionistischem Pathos hier und<br />

Tschechow-Realismus dort scheinen<br />

Welten zu liegen. Und in der Tat: So, wie<br />

Jossi Wieler und Sergio Morabito beide<br />

Werke an der Stuttgarter Staatsoper<br />

einander gegenüberstellen, tritt der<br />

Gegensatz grell hervor: In „<strong>Die</strong> glückliche<br />

Hand“ zeigen sie einen Künstler,<br />

der seine Gestik und Mimik offenbar<br />

bei Buster Keaton gelernt hat. Er ringt<br />

mit seiner Inspiration, bis er hinter einem<br />

Glitzervorhang eine atombusige,<br />

aufblasbare Riesenpuppe findet: das<br />

Weib! Zunächst besteigt er das Busengebirge<br />

erfolgreich. Doch als die Schöne<br />

sich abwendet, ist die idealistische Luft<br />

auch schon ’raus aus dem Lustobjekt,<br />

und das Künstlerlein versinkt heillos im<br />

schlappen Weibesleib.<br />

Das hatte sich Schönberg ja nun<br />

doch etwas anders vorgestellt. Aber genau<br />

so, als kommentierendes Satyrspiel<br />

zu Janáčeks Schöpfertragöde „Osud“,<br />

bekommt die Sache ihren frechen Witz.<br />

Auch der Komponist Zivny nämlich versagt<br />

als Liebhaber und Familienvater<br />

und bricht vor der Uraufführung seiner<br />

Oper zusammen, weil er mit diesem<br />

Versagen nicht fertig wird. <strong>Die</strong>se Geschichte<br />

erzählt die Regie nun aber in<br />

detailliertem Realismus mit Hang zur<br />

parodistischen Zuspitzung – und differenziert<br />

genau dadurch die im ersten<br />

Teil salopp hingeworfene Behauptung<br />

über Künstlers Erdenwallen. Unverhofft<br />

entsteht ein brillant sinnstiftender<br />

Kurzschluss zwischen dem Slapstick-<br />

Symbolismus der „Glücklichen Hand“<br />

und dem Detailrealismus von „Osud“.<br />

Detlef Brandenburg<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XIII


SängerDarstellerin I Sängerdarsteller<br />

Musiktheater<br />

Nicole Chevalier. Ana Durlovski. Bo Skovhus.<br />

1 Nicole Chevalier als Violetta<br />

Valéry in „La traviata“ an der<br />

Oper Hannover.<br />

2 Ana Durlovski (Mitte)<br />

mit Ensemble als Amina in<br />

„<strong>Die</strong> Nachtwandlerin“ an<br />

der Oper Stuttgart.<br />

3 Bo Skovhus in der Titelrolle<br />

der „Lear“-Inszenierung an der<br />

Hamburgischen Staatsoper.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Maurice Korbel, Martin Sigmund, Roland Unger (Porträts v. li. n. re.), Thomas M. Jauk (1), A.T. Schaefer (2), Brinkhoff/Moegenburg (3)<br />

XIV <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Nicole Chevalier<br />

Ana Durlovski<br />

Bo Skovhus<br />

Solo für eine Kurtisane<br />

Zurücktreten hinter die Figur<br />

Das erblindete Herz<br />

Violetta Valéry in Verdis „La traviata“<br />

an der Oper Hannover<br />

Benedikt von Peter, FAUST-Preisträger<br />

des vergangenen Jahres, stellt eine<br />

radikale Frage an Giuseppe Verdis „La<br />

traviata“: Womöglich scheitert die Liebe<br />

der Violetta Valéry gar nicht an „der<br />

Gesellschaft“. Vielleicht ist es vielmehr<br />

so, dass Violettas Liebe so groß, so unbedingt,<br />

so obsessiv ist, dass jede Gesellschaft,<br />

ja, jede Verwirklichung überhaupt,<br />

zu klein für sie wäre. Folglich<br />

sieht man in dieser Inszenierung an der<br />

Staatsoper Hannover auf der nahezu<br />

leeren Vorbühne niemanden als sie: die<br />

vom Wege abgekommene, in die Liebe<br />

verliebte Frau, die ihre Geschichte nur<br />

mehr imaginiert. <strong>Die</strong> Stimmen von Alfredo,<br />

Giorgio, Flora, Annina, die Chöre<br />

der Gäste auf den Bällen – all das klingt<br />

aus dem Zuschauerraum herein, von<br />

den Rängen, aus den Foyers: unwirklich<br />

wie Echos in Violettas Kopf.<br />

Ob das im Sinne Verdis ist: auch das<br />

kann man natürlich infrage stellen.<br />

Dass man es als Zuschauer dennoch<br />

nicht tut, ist allein Nicole Chevalier zu<br />

verdanken. Nach den ersten Minuten<br />

des Erstaunens ist man hingerissen, ja<br />

überwältigt davon, wie diese sängerdarstellerisch<br />

grandiose Sopranistin<br />

den Ansatz ihres Regisseurs in einem<br />

Über-zwei-Stunden-Soloauftritt beglaubigt.<br />

Sie singt famos, stilistisch<br />

in der von Maria Callas begründeten<br />

Tradition eines „psychologischen“ Singens,<br />

vokal mit hellfunkelndem Timbre,<br />

in hochemotional aufgeladener<br />

Stimmführung. Immer wieder staffiert<br />

sie sich mit neuen Kleidern aus: Sie<br />

wirbt um Anerkennung für ihre Liebe,<br />

aber sie wirbt mit den Mitteln der<br />

Kurtisane, die sich als Objekt ausstellt.<br />

Schon in diesem Widerspruch liegt der<br />

Keim des Scheiterns. In einer musiklosen<br />

Sequenz fleht sie geradezu ins Publikum:<br />

„I am Violetta Valéry. This is for<br />

you. Stay here. Stay with me!“. Und das<br />

Publikum liegt ihr zu Füßen.<br />

Detlef Brandenburg<br />

Amina in Bellinis „<strong>Die</strong> Nachtwandlerin“<br />

an der Oper Stuttgart<br />

Immer wieder begegnet man der Behauptung,<br />

die Geschichte von Bellinis<br />

Alpen-Belcanto-Semiaseria „La sonnambula“<br />

(„<strong>Die</strong> Nachtwandlerin“) sei<br />

so hanebüchen, dass man die Oper<br />

kaum sinnstiftend inszenieren könne.<br />

Dass das blanker Unsinn ist, haben<br />

Jossi Wieler und Sergio Morabito an<br />

der Staatsoper Stuttgart schlagend bewiesen.<br />

Sie schauen einfach nur genau<br />

hin, gehen dem sozialen Milieu auf<br />

den Grund, loten die Seelen der Protagonisten<br />

aus – und plötzlich sieht man<br />

eine Geschichte von sozialer Enge und<br />

unterdrückten Wahrheiten, Repression<br />

und neurotischer Verstörung, die<br />

die Figuren mit größter psychischer<br />

Glaubwürdigkeit vorführt.<br />

Dass Wieler und Morabito das so<br />

zeigen können, liegt auch daran, dass<br />

es sich buchstäblich über jede Figur<br />

vermittelt. Dazu braucht man Sänger,<br />

die bereit sind, sich auf dieses Interpretationsniveau<br />

einzulassen. <strong>Die</strong> mazedonische<br />

Sopranistin Ana Durlovski<br />

in der Rolle der Titelheldin Amina ist so<br />

ein Sängerin. Eigentlich ist das ja eine<br />

Bravourpartie, und ja: Ana Durlovski<br />

singt hinreißend; gertenschlank, aus<br />

einer warmen Bronze-Mittellage heraus,<br />

mit lupenreinem Fokus, glockenklar<br />

leuchtend in der Höhe, wunderbar<br />

lyrisch beseelt. Und doch erlebt man<br />

sie in keinem Moment als Opernstar,<br />

der auf dem Hochseil des Belcanto seine<br />

Kunststücke vorführt. Man sieht in<br />

ihr immer und vor allem die Figur: das<br />

zutiefst verletzte Mädchen, mit dem<br />

ein übles Spiel gespielt wurde – und<br />

hört folglich auch die Musik nicht als<br />

selbstzweckhaftes Kunstgebilde, sondern<br />

als Ausdruck dieses Seelenleides.<br />

In diesem Zurücktreten der Künstlerin<br />

hinter die Figur, das doch die Kunst in<br />

keinem Moment an den „Ausdruck“<br />

verrät, ist Ana Durlovski vorbildlich<br />

für ein künstlerisches Ethos, ohne<br />

das zeitgemäßes Musiktheater keine<br />

Überzeugungskraft hätte.<br />

Detlef Brandenburg<br />

König Lear in Aribert Reimanns<br />

Shakespeare-Oper an der<br />

Hamburgischen Staatsoper<br />

Bo Skovhus, der eindrucksvolle Däne<br />

mit der auf unspektakuläre Weise eindringlichen<br />

Bariton-Stimme, ist auf<br />

der <strong>Bühne</strong> ein Verwandlungskünstler.<br />

Das war beispielhaft zu erleben in der<br />

hoch spannenden Produktion von Aribert<br />

Reimanns „Lear“ an der Hamburgischen<br />

Staatsoper – ein Großwerk der<br />

Musiktheatergeschichte im 20. Jahrhundert.<br />

Skovhus hatte die überaus<br />

schwierige Aufgabe, sich die Titelpartie<br />

anzueignen, die Reimann 1978 in<br />

ein Klangmeer von schleichend verwickelten<br />

Tönen und riesigen Akkordbergen<br />

getaucht hatte.<br />

In der Inszenierung von Karoline<br />

Gruber ist Lear kein tattriger Greis,<br />

den die jüngeren Generationen übervorteilen.<br />

Bo Skovhus lässt ihm vielmehr<br />

viel Kraft – körperlich und<br />

stimmlich. Und umso schrecklicher<br />

wirkt deshalb sein Absturz. Wir kennen<br />

ja die Machtmenschen, die Politiker<br />

oder Wirtschaftsbosse, die ihren<br />

würdigen Abgang verpassen oder<br />

vermasseln, weil sie eigentlich von<br />

der Macht nicht lassen können. Auch<br />

Skovhus’ Lear hat sich eingesponnen<br />

in eine bürgerliche Lebenslüge. Als er<br />

seine Nachfolge regeln will, verwirrt<br />

sich im Netz schleimiger Komplimente<br />

und hinterhältiger Intrigen der potentiellen<br />

Erben sein Verstand. Vor allem<br />

aber erblindet sein Herz.<br />

„Wer kann mir hier sagen, wer ich<br />

bin?“, stößt Skovhus hervor. Es ist ein<br />

zutiefst schmerzlicher Prozess der<br />

Selbstvergewisserung, den der 1962 in<br />

Jütland geborene Bariton faszinierend<br />

hörbar macht – verletzlich sanft, tragisch<br />

groß oder bebend verzweifelt ergreifen<br />

Stimme und Akteur vollständig<br />

Besitz von der Partie, die nicht einmal<br />

Reimanns Freund, der in diesem Jahr<br />

gestorbene Jahrhundertsänger <strong>Die</strong>trich<br />

Fischer-<strong>Die</strong>skau, überwältigender<br />

gesungen und deklamiert hat.<br />

Christian Strehk<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XV


ChoreograFie<br />

Mei Hong Lin.<br />

Nanine Linning.<br />

Martin Schläpfer.<br />

1 „Romeo und Julia“ in der<br />

Choreografie von Mei Hong Lin<br />

am Staatstheater Darmstadt.<br />

2 Nanine Linnings „Voice Over“<br />

am Theater Osnabrück.<br />

3 Szene aus Martin Schläpfers<br />

„b.09 – Ein <strong>Deutsche</strong>s Requiem“<br />

am Ballett am Rhein Düsseldorf<br />

Duisburg.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Barbara Aumüller, Antoinette Mooy, Gert Weigelt (Porträts v. li. n. re.), Barbara Aumüller (1), Kalle Kuikkaniemi (2), Gert Weigelt (3)<br />

XVI <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Mei Hong Lin<br />

Nanine Linning<br />

Martin Schläpfer<br />

Emotionen in der Endlosschleife<br />

Amazonen und Hyänen<br />

<strong>Die</strong> Schönheit des Todes<br />

„Romeo und Julia“<br />

am Staatstheater Darmstadt<br />

Gerade im Verzicht auf Prokofjews bewährte<br />

Komposition zu Shakespeares<br />

„Romeo und Julia“ gelang Mei Hong Lin<br />

ein genialer „Ausreißer“. Statt die Handlung<br />

einmal mehr lediglich in neuer<br />

Bewegungsausprägung zu erzählen,<br />

entschied die gebürtige Taiwanesin,<br />

das Stück radikal anders aufzurollen:<br />

als Rückschau, hochgradig assoziativ,<br />

fokussiert auf das junge Liebespaar.<br />

Ein Jahr später; die Montagues und<br />

Capulets sind weiterhin verfeindet,<br />

Rie Akiyama und Anthony Kirk geben<br />

die Titelhelden als Teenager voller Gier<br />

nach Leben und Glück, immer am Rande<br />

von Gefühlsausbrüchen. Das Paar<br />

wird multipliziert um jeweils sechs<br />

„Alter Egos“, die, zur Gruppe geformt,<br />

von Familienzwist oder gesellschaftlichen<br />

Vergnügen künden. Nebenfiguren<br />

fehlen, ohne dem Zuschauer<br />

deshalb markante Begebenheiten der<br />

Story gänzlich vorzuenthalten. All das<br />

dient dem Ziel, das innere Empfinden<br />

der Charaktere und damit die menschliche<br />

Psyche zu visualisieren.<br />

Das Geschehen, bei dem zwei Tänzer<br />

die hasserfüllte Fehde symbolisieren,<br />

verortete Ausstatter Dirk Hofacker<br />

in einem gruftigen Tonnengewölbe,<br />

das an ein Gefängnis erinnert, dessen<br />

Mauern je nach Stimmungslage<br />

der Insassen in verschiedenes Licht<br />

getaucht werden. Dazu hüllte Serge<br />

Weber die videoclipartig ineinander<br />

übergehenden Bilder in Klänge, die<br />

irgendwie zeitgeistig mal aggressivschrill,<br />

mal sphärisch-sanft in ständiger<br />

Stilvariation das Treiben auf der<br />

<strong>Bühne</strong> anstacheln. 75 Minuten vehementer<br />

Leidenschaft, Verzweiflung<br />

und Tod – so überzeugten die Premiere<br />

und auch Bjanka Ursulovs Kostüme.<br />

Mit renaissanceartigen Versatzstücken<br />

à la geschlitzt-gepuffter Männerpluderhose<br />

oder extravagantem Outfit<br />

für die Maskenballszene trugen sie<br />

zum Verständnis der tanzexpressiven<br />

Inszenierung wesentlich bei.<br />

Vesna Mlakar<br />

„Voice Over“ am Theater Osnabrück<br />

In ihrer letzten Choreografie vor dem<br />

Wechsel nach Heidelberg zeichnet Nanine<br />

Linning das deprimierende Konterfei<br />

heutiger Lebensart nach der Maxime<br />

„immer schneller, billiger, mehr“ bis<br />

zum „geht nicht mehr“. <strong>Die</strong>ses System,<br />

so meint die Niederländerin, habe zu<br />

den globalen Krisen in allen Lebensbereichen<br />

geführt. Auf der <strong>Bühne</strong> spielt<br />

sich das düstere, brutale Szenario eines<br />

permanenten Kampfes von Macht und<br />

Ohnmacht, Mann gegen Frau, Mensch<br />

gegen Meute ab. Entsprechend der Bedeutung<br />

von „voice over“ (Tonspur über<br />

Tonspur) überlagert Michiel Jansen in<br />

seiner Originalkomposition für das ungemein<br />

dynamische, konzise 75-minütige<br />

Tanzstück Sphärenklänge mit Cello-Kantilenen,<br />

ein sanftes Perpetuum<br />

mobile von Windmaschine und Summchören<br />

mit Glockenschlägen.<br />

Auf der leeren <strong>Bühne</strong> lauert unter<br />

einem Scheinwerfer eine kampfbereite<br />

Amazone auf ihre Gegner. Lautlos klettern<br />

Menschtiere mit Fechtmasken in<br />

schwarzen Spitzen-Ganzkörpertrikots<br />

über die Parkettreihen und Zuschauer<br />

auf sie zu. Mit erschreckender Wucht<br />

und Brutalität schlägt die gepanzerte<br />

Frau die Kontrahenten nieder. In einer<br />

späteren Szene dreht sich das Verhältnis<br />

um: Zwei Frauen in lichten langen<br />

Kleidern aalen, duschen, recken sich<br />

unter einem Lichtstrahl. Aber die finstere<br />

Meute bedrängt, umzingelt, vergewaltigt<br />

sie. Irgendwann steht eine<br />

reglos nackt unter dem Strahl. Andere<br />

werden sichtbar im Raum – halbnackt,<br />

jede und jeder für sich. Alle scheinen<br />

sich rein waschen zu wollen. Friedlich<br />

endet die Hetzjagd der wilden Hyänen.<br />

Wie lange wird vermeintliche Harmonie<br />

über latente Gier triumphieren? Nanine<br />

Linning hat mit der kraftvollen Theatralik<br />

ihres menschlichen Panoptikums in<br />

Osnabrück ästhetische Gesamtkunstwerke<br />

inszeniert, die bei allem Ernst der<br />

zeitnahen Themen auf eine faszinierend<br />

poetische Art unterhalten.<br />

MARIELUISE JEITSCHKO<br />

„Ein <strong>Deutsche</strong>s Requiem” am Ballett<br />

am Rhein Düsseldorf/Duisburg<br />

Schwärzer lässt sich ein Totentanz<br />

kaum denken, und doch ist das Dunkel<br />

im Düsseldorfer Opernhaus licht genug,<br />

um das Brahms-Ballett in seiner<br />

ganzen Schönheit sichtbar zu machen.<br />

Martin Schläpfer jedenfalls, in der kurzen<br />

Zeit seines Engagements bereits<br />

bei „b.09” angelangt und damit beim<br />

„<strong>Deutsche</strong>n Requiem”, verfällt angesichts<br />

der schweren Musik keine Sekunde<br />

lang in Totenstarre. Vielmehr bewegt<br />

er sein Ensemble leichtfüßig, wenn<br />

auch nicht unbedingt lebenslustig.<br />

Schwere und Leichtigkeit halten sich<br />

die Waage; Oben und Unten, Himmel<br />

und Erde werden gleichermaßen thematisiert.<br />

Frei genug, sich der eigenen<br />

Phantasie zu überlassen, assoziiert der<br />

Schweizer Choreograf immer wieder<br />

Bilder und Stimmungen, die sich zwar<br />

musikalisch begründen, sich aber dabei<br />

nie so konkretisieren, dass sie aufgesetzt<br />

wirken könnten. Im Gegenteil.<br />

Getanzt wird barfuß, oft in weit<br />

ausholenden Schwüngen, wie wir sie<br />

aus dem Modern Dance einer Martha<br />

Graham kennen. Der Spitzenschuh<br />

kommt nur ein einziges Mal zum Einsatz,<br />

und das nicht als Paar. Marlúcia<br />

do Amaral trägt ihn im sechsten Satz,<br />

während der zweite Fuß der Solistin<br />

nackt bleibt: nicht als Ausdrucksmittel<br />

einer künstlerischen Überhöhung also,<br />

sondern als Hinweis auf seine fehlende<br />

Bodenhaftung – und darauf, dass<br />

der Mensch sein Leben lang ständig<br />

mit einem Bein auf der Schwelle des<br />

Todes steht. Nicht zuletzt in einer solchen<br />

Szene zeigt sich die geradezu einschüchternde<br />

Stärke Schläpfers. Ohne<br />

der Komposition jemals das Wort zu<br />

reden, kommt er ihr doch ganz, ganz<br />

nah. Am Schluss helfen freilich nur<br />

noch Schlaufen, wie man sie aus öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln kennt, um<br />

die Tänzer und Tänzerinnen vor einem<br />

abgrundtiefen Absturz zu bewahren.<br />

Der Rest ist Schweigen.<br />

Hartmut Regitz<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XVII


Darstellerin I Darsteller TANZ<br />

Jackson Carroll. William Moore. Jörg Weinöhl.<br />

1 Jackson Carroll in „Violakonzert“<br />

im Rahmen des dreiteiligen<br />

Ballettabends b.11 am Ballett am<br />

Rhein Düsseldorf Duisburg.<br />

2 Olivier Brusson getanzt von<br />

William Moore (mit Katja Wünsche)<br />

in „Das Fräulein von S.“ am<br />

Stuttgarter Ballett.<br />

3 Jörg Weinöhl in dem szenischen<br />

Konzert mit Tanz „Nicht ich – Über<br />

das Marionettentheater von Kleist“,<br />

eine Produktion von Isabel Mundry<br />

und Jörg Weinöhl in Rüsselsheim.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Gert Weigelt, Sebastien Galtier, Martina Pipprich (Porträts v. li. n. re.), Gert Weigelt (1), Stuttgarter Ballett 2012 (2), Martina Pipprich (3)<br />

XVIII <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Jackson Carroll<br />

William Moore<br />

Jörg Weinöhl<br />

Verheißung von Glück<br />

Mit dem gewissen Etwas<br />

Das Ringen um die Kunst<br />

In „Violakonzert“ am Ballett<br />

am Rhein Düsseldorf/Duisburg<br />

Im Gegensatz zu den anderen Herren<br />

in Martin Schläpfers Kompanie des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Balletts am Rhein wirkt<br />

Jackson Carroll schmal, fast flüchtig<br />

in seiner Leichtigkeit. Dass der gebürtige<br />

Kanadier erst 2010 aus seiner<br />

Heimatstadt Toronto in sein erstes<br />

Engagement kam, lässt die technische<br />

Präzision des jungen Tänzers nicht<br />

ahnen. Ausgebildet an der National<br />

Ballet School in Kanada, absolvierte<br />

Jackson Carroll anschließend Kurse<br />

an der Sadler’s Wells School in London<br />

und der Australian Ballet School<br />

in Melbourne. Beim Prix de Lausanne<br />

2008 tanzte er „Yondering“ von<br />

John Neumeier, 2009 erhielt er den<br />

Jeffrey-Kirk-Preis der National Ballet<br />

School of Canada sowie den Developing<br />

Artist Grant der Hnatyshyn Foundation.<br />

In Martin Schläpfers Ballettabend<br />

„b.11“ tanzt Carroll einen herausragenden<br />

Part in „Violakonzert“, dem mittleren<br />

der drei Teile, den der produktive<br />

wie erfolgreiche Choreograf aus seiner<br />

vorigen Ballettdirektion in Mainz nach<br />

Düsseldorf / Duisburg übernommen<br />

hat. Wie ein Lichtstrahl, der aus dem<br />

düsteren Grundtenor von Schläpfers<br />

Choreografie emporsteigt, hebt sich<br />

Jackson Carroll in aller Klarheit und<br />

ohne Ornamente heraus. Seine pure<br />

Körperlichkeit scheint sagen zu wollen:<br />

„Hier bin ich – ich und nicht mehr!“ Er<br />

ist der unaufdringliche Hoffnungsträger<br />

dieser Choreografie, der durch<br />

seine technische Flexibilität so leicht<br />

wirkt, als ob er der Zeit entfliehen könnte.<br />

Und dies in einem Werk, welches einen<br />

Erlösungsgedanken – dem Entfliehen<br />

der erbarmungslos dahinrasenden<br />

Zeit – eher negiert. Schläpfers Choreografie<br />

changiert zwischen latenter<br />

Bedrohung und inniger Zärtlichkeit,<br />

doch gerade gegen jene finsteren Momente<br />

verkörpert Jackson Carroll die<br />

Verheißung von Glück.<br />

Jochen Ulrich<br />

Olivier Brusson in „Das Fräulein<br />

von S.“ am Stuttgarter Ballett<br />

In seinem Abschiedsstück für das<br />

Stuttgarter Ballett hat der langjährige<br />

Hauschoreograf Christian Spuck für<br />

und mit William Moore eine Hauptrolle<br />

entwickelt: Moore tanzte in der<br />

Uraufführung den Olivier Brusson,<br />

den Gehilfen des Goldschmieds Cardillac,<br />

der zu Unrecht der Morde verdächtigt<br />

wird, die sein Chef begangen<br />

hat. Spucks E.T.A.-Hoffmann-Ballett ist<br />

relativ abstrakt gehalten. Der Erste Solist<br />

muss den Charakter auf der <strong>Bühne</strong><br />

also anders plausibel machen als<br />

etwa mit schauspielerischen Gesten.<br />

Und das gelingt ihm dank seiner hervorragenden<br />

Technik, seiner enormen<br />

<strong>Bühne</strong>npräsenz und dem gewissen individuellen<br />

Etwas, das ihn auszeichnet,<br />

formidabel. Etwa wenn er in Zeitlupenschritten<br />

– Spucks typisches Arm- und<br />

Handspiel kunstvoll herausarbeitend –<br />

ins Dunkel zurückweicht, dann wieder<br />

geschmeidig und blitzschnell seine Pirouetten<br />

und hohen Sprünge auf die<br />

Tanzfläche zaubert. Oder als souveräner<br />

Partner mit Katja Wünsche einen<br />

expressiven Pas de deux tanzt.<br />

Der Brite kam 2005 ins Corps de<br />

ballet des Stuttgarter Ballett und hat<br />

sich in kurzer Zeit zu einem der herausragenden<br />

Darsteller des Ensembles<br />

und zum Publikumsliebling entwickelt.<br />

Zur Spielzeit 2010/11 ist er zum Ersten<br />

Solisten befördert worden. Moore ist<br />

kein typischer Danseur noble, obwohl<br />

seine Technik makellos ist und er das<br />

Aussehen dafür hat. Ob in klassischen<br />

Partien oder in zeitgenössischen Stücken:<br />

Er wirkt immer ein bisschen<br />

spitzbübisch und nicht so stromlinienförmig<br />

glatt wie manch anderer<br />

Tänzer. Das mag ein wenig an seinem<br />

wuscheligen Lockenkopf liegen, aber<br />

hauptsächlich liegt es an seinen eigenständigen<br />

Interpretationen, die<br />

die Eleganz, Leichtigkeit und Virtuosität<br />

des Balletts mit einer vibrierenden<br />

Energie und einer gewissen kraftvollen<br />

Erdigkeit anreichern.<br />

Claudia Gass<br />

In „Nicht ich – über das Marionettentheater<br />

von Kleist“ in Rüsselsheim<br />

Musiker und Sänger sind im Halbkreis<br />

aufgestellt: Im Zentrum der <strong>Bühne</strong><br />

bewegt sich ein Tänzer, der mit dem<br />

Rücken zum Publikum kurze, reduzierte<br />

Bewegungen ausführt. Den<br />

Körper bis zum äußersten gespannt,<br />

schnellt plötzlich ein Zeigefinger in die<br />

Höhe. <strong>Die</strong> Sänger artikulieren einzelne<br />

Vokale, schlagen Papier in Wellen, reiben<br />

Styropor gegeneinander. Aus dem<br />

Off ertönt ein Text Heinrich von Kleists:<br />

„Über das Marionettentheater“. Der<br />

Essay – das Ringen um die Kunst als<br />

Ausdruck von Perfektion – bildet das<br />

philosophische Grundgerüst für dieses<br />

außergewöhnliche, szenische Konzert,<br />

das die Komponistin Isabel Mundry<br />

gemeinsam mit dem Choreografen<br />

und Tänzer Jörg Weinöhl entwickelt<br />

hat – ein präzise komponiertes Werk<br />

aus experimenteller Musik, Tanz und<br />

literarischen Texten.<br />

„Nicht ich – über das Marionettentheater<br />

von Kleist“ befasst sich mit einem<br />

nach Perfektion strebenden Individuum,<br />

das an mechanischen, bildhaften<br />

wie auch natürlichen Vorbildern<br />

scheitert, darunter auch in Szenen<br />

einer Schifffahrt. Mal wechseln sich<br />

Bewegung und Musik miteinander ab,<br />

mal scheinen sich beide Künste zu vermischen.<br />

<strong>Die</strong> Musiker schaffen Atmosphäre,<br />

indem sie auf Flöten Windgeräusche<br />

erzeugen oder Gläser klirren<br />

lassen. Sänger bilden eine Diagonale<br />

im Raum, zeigen gar schauspielerische<br />

Qualitäten, wenn sie den Tänzer mit<br />

ihren Blicken abschätzen oder höhnisch<br />

auslachen. Jörg Weinöhl beeindruckt<br />

durch <strong>Bühne</strong>npräsenz und klar<br />

choreografierte Bewegungen: Ein Blick<br />

genügt, den innewohnenden Wahnsinn<br />

des Individuums zu vermitteln,<br />

eine Haltung, um in den gesichtslosen<br />

Ausdruck der Puppe zu wechseln. Eingeklemmt<br />

in das Korsett seiner Unzulänglichkeit,<br />

wirkt der Tänzer bis zum<br />

Schluss tatsächlich wie eine Marionette,<br />

seelenlos und unfrei.<br />

Isabell Steinböck<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XIX


Regie Kinder- und Jugendtheater<br />

Barbara Bürk. Jan Gehler. Tobias Ribitzki.<br />

1 „Alice im Wunderland“<br />

(mit Angelina Häntsch vorne) in<br />

der Inszenierung von Barbara<br />

Bürk am Jungen Schauspielhaus<br />

Hamburg.<br />

2 Sebastian Wendelin und<br />

Benjamin Pauquet in Jan Gehlers<br />

Inszenierung von „Tschick“<br />

am Staatsschauspiel Dresden.<br />

3 Tobias Ribitzkis Inszenierung<br />

„Freunde!“ mit Tiina Lönnmark,<br />

Neele Kramer und Seongsoo Ryu<br />

an der Jungen Oper Hannover.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Matthias Horn, Matthias Horn, Thomas M. Jauk (Porträts v. li. n. re.), Sinje Hasheider (1), Matthias Horn (2), Daniel Kunzfeld (3)<br />

XX <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Barbara Bürk<br />

Jan Gehler<br />

Tobias Ribitzki<br />

Böse Geschichte<br />

Abenteuer in Deutschland<br />

Sinnlich, fröhlich, ansteckend<br />

„Alice im Wunderland“ am Jungen<br />

Schauspielhaus Hamburg<br />

Lewis Caroll schrieb „Alice im Wunderland“<br />

zwar für ein Kind, ein Kinderbuch<br />

ist es aber nicht unbedingt geworden.<br />

Trotzdem dient es nach wie vor als beliebte<br />

Vorlage für fantastisches Kindertheater.<br />

<strong>Die</strong> Verrückt- und Ungereimtheiten<br />

des Textes scheint Regisseurin<br />

Barbara Bürk in ihrer Version noch toppen<br />

zu wollen: Ihre dritte Regiearbeit<br />

für das Junge Schauspielhaus Hamburg<br />

ist großartiges, anarchisches Theater.<br />

Wie der Autor, so fühlt sich auch Barbara<br />

Bürk keineswegs einem logischen<br />

Erzählstrang verpflichtet, Szenen und<br />

Situationen gehen dennoch organisch<br />

auseinander hervor. Alice (Angelina<br />

Häntsch) ist das verbindende Element,<br />

aber ein ganz neuer Mädchen-Typ im<br />

bekannten Stück: Sie ist weder niedlich<br />

noch liebenswert, sondern eine besserwisserische,<br />

zickige Spielverderberin.<br />

Folglich darf die gehässige Gesellschaft<br />

einer Tee-Party der altklugen Alice eine<br />

Lektion in Absurditäten verpassen, an<br />

die sie gefälligst glauben soll.<br />

Barbara Bürk lässt Alice eher schlecht<br />

aussehen, sie darf zwar im hellblauen<br />

Kleid als roter Faden herhalten, mutiert<br />

aber letztlich zur Randfigur im eigenen<br />

Phantasiereich. Und diese Wunderwelt<br />

darf wild wuchern. Schlechtes Benehmen<br />

wird karikiert und doch kultiviert,<br />

ein Schlaflied gerät zur Drohgebärde<br />

des überforderten Erwachsenen. <strong>Die</strong><br />

wunderbare Tanzeinlage zu stilistisch<br />

sich ständig verändernder Musik bildet<br />

den Höhepunkt des Stücks. Waren es<br />

bei Carroll noch ein Flamingo und ein<br />

Igel, die tierfeindlich als Schläger und<br />

Ball für den Sport zweckentfremdet<br />

wurden, so sind es hier Kuscheltiere,<br />

die mit einem Holz Prügel auf den Kopf<br />

kriegen. Und auch hier setzt Bürk noch<br />

einen drauf: Wer weint, wird zum Trost<br />

auf den Arm genommen – und brutal<br />

im Müll entsorgt. Wie Barbara Bürk die<br />

Scheinheiligkeit der Erwachsenenwelt<br />

entlarvt, hätte selbst Lewis Carroll noch<br />

das Staunen gelehrt.<br />

Dagmar Ellen Fischer<br />

„Tschick“ am Staatsschauspiel<br />

Dresden<br />

Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“<br />

wurde in Robert Koalls Theaterfassung<br />

zum Erfolgsstück des Jahres 2012.<br />

Durch Jan Gehlers Uraufführungsinszenierung<br />

am Staatsschauspiel Dresden<br />

erfuhr es dabei einen idealen Start.<br />

Auf einfacher <strong>Bühne</strong> aus einer halben<br />

Halfpipe, die Bewegung im Spiel andeutet<br />

und zugleich nach hinten einen<br />

Abschluss zur Erwachsenenwelt bietet,<br />

konzentriert sich die Inszenierung<br />

auf das phantastische Spiel der beiden<br />

Darsteller sowie die so witzige wie einfühlsame<br />

Sprache des Textes.<br />

Zwei 14-Jährige Jungs fahren mit<br />

einem geklauten Lada von Berlin in<br />

die deutsche Provinz. Aber ein Auto<br />

spielt keine sichtbare Rolle in der Inszenierung.<br />

Vielmehr übernimmt ein<br />

alter Ghettoblaster, auf dem die beiden<br />

Hauptdarsteller sitzen, die Rolle des<br />

Gefährts. Auf ihrer sonderbaren Reise<br />

erleben sie ungewöhnliche, lustige und<br />

ergreifende Dinge. Vor allem aber kommen<br />

sie zu sich und zueinander: Der<br />

russischstämmige, coole Autoknacker<br />

Tschick erweist sich als schwul, der Erzähler<br />

Maik, der panische Angst davor<br />

hat, langweilig zu sein, outet sich dagegen<br />

als Abenteurer. In Sebastian Wendelins<br />

Darstellung verwandelt sich Tschick<br />

aus einem Klischee in eine faszinierende<br />

Figur. Benjamin Pauquet als Maik<br />

bewältigt seine Erzählpassagen bei hohem<br />

Tempo mit einer präzisen Darstellung<br />

jugendlicher Unsicherheiten – und<br />

naiv-lapidarer Einsichten. <strong>Die</strong> Figuren<br />

sind grandios gespielt, die Regie gibt<br />

ihnen an den entscheidenden Stellen<br />

Zeit für die berührenden Momente des<br />

Textes. Das entspricht dem Geist des<br />

Romans, wie er am Ende zugespitzt<br />

deutlich wird, wenn Maik mit seiner<br />

Mutter im Pool untertaucht: Das Glück<br />

ist einfach da, vor deiner Tür – und es ist<br />

doch nicht auf Dauer zu greifen. Aber<br />

vielleicht für einmal Luft-Anhalten, oder<br />

für einen besonderen Sommer – oder<br />

eine tolle Theateraufführung.<br />

Detlev Baur<br />

„Freunde!“ an der Jungen Oper<br />

Hannover<br />

Inge, das kleine rosa Ferkel, kippt einen<br />

Haufen Dreck aus einer Blechwanne<br />

und suhlt sich versunken darin. Philipp,<br />

ein Vogelkind, übt Gleitflug, Ruderflug,<br />

Salto Mortale. Und das Fischkind Harald<br />

spuckt Fontänen in die Luft. Blöd<br />

nur, dass all das allein ziemlich langweilig<br />

ist. Einzelkinder haben’s eben<br />

schwer, aber mit dem Anderssein<br />

könnte man ja umgehen. So tun sich<br />

die drei zusammen und lernen allerhand<br />

voneinander ...<br />

<strong>Die</strong> Junge Oper Hannover hat aus<br />

dem Bilderbuchkleinod „Wir können<br />

noch viel zusammen machen“ von<br />

F.K.Waechter das Musiktheaterkleinod<br />

„Freunde!“ für Kinder ab fünf Jahren<br />

gezaubert. In der Komposition von Peter<br />

Androsch blubbert und piepst es<br />

lautmalerisch, eingängige Lieder verlocken<br />

zum Mitsingen und das Libretto<br />

von Dorothea Hartmann findet klug<br />

den Grat zwischen kindgerechter Sprache<br />

und gesunder Ernsthaftigkeit fürs<br />

Thema. Regisseur Tobias Ribitzki schafft<br />

das Kunststück, die drei Lebenswelten<br />

der Tierkinder mit viel Fantasie und wenig<br />

Requisiten auf eine quadratische<br />

Holzbühne zu bringen (der Dreckhaufen,<br />

ein Wasserschwamm, eine Leiter<br />

als Flugstation). <strong>Die</strong> drei jungen Sänger<br />

(Tiina Lönnmark als Vogel, Neele Kramer<br />

als Ferkel und Seongsoo Ryu als<br />

Fisch) sowie deren Eltern (die zeitweise<br />

auch Erzähler sind) agieren in sprudelnder<br />

Lebensfreude, keine Minute zieht<br />

Langeweile auf und das Publikum lässt<br />

sich merklich anstecken. Streicher, Klarinette,<br />

Akkordeon und Schlagzeug sind<br />

sichtbar schräg hinter der <strong>Bühne</strong> postiert<br />

und treten nach Stückschluss in<br />

einer Art musikalischem Bastelbogen<br />

in die Szene, improvisieren mit Sängern<br />

und den kleinen Zuschauern gemeinsam<br />

getreu dem Motto „Wir können<br />

noch viel zusammen machen“. Selten<br />

gelingt es, Kindermusiktheater gleichzeitig<br />

so sinnlich und voll ansteckender<br />

Fröhlichkeit zu gestalten.<br />

Ulrike Lehmann<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XXI


<strong>Bühne</strong> I Kostüm<br />

Victoria Behr. Barbara Ehnes I Chris Kondek. Paul Zoller.<br />

1 Herbert Fritschs Inszenierung<br />

„Emilia Galotti“ in den Kostümen<br />

von Victoria Behr am Theater<br />

Oberhausen.<br />

2 <strong>Bühne</strong> und Video von Barbara<br />

Ehnes und Chris Kondek zu<br />

„Quijote. Trip zwischen Welten“<br />

am Thalia Theater Hamburg.<br />

3 „Le Grand Macabre“ am<br />

Staatstheater Mainz im <strong>Bühne</strong>nbild<br />

von Paul Zoller.<br />

1 2<br />

3<br />

Fotos: Marvin Zilm, Barbara Ehnes, Marc Löhrer, Ingo Höhn (Porträts v. li. n. re.), Klaus Fröhlich (1), Krafft Angerer (2), Martina Pipprich (3)<br />

XXII <strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Victoria Behr<br />

Prächtige Puppen voller Gefühle<br />

Barbara Ehnes I<br />

Chris Kondek<br />

Paul Zoller<br />

Labyrinth der Narren<br />

„Emilia Galotti“ am Theater<br />

Oberhausen<br />

Vielleicht wurde Victoria Behr mal in<br />

einem Opernfundus vergessen und<br />

erst Tage später wieder heraus geholt.<br />

In einem opulenten, riesigen Kostümlager,<br />

einem Märchenland mit eigenen<br />

Gesetzen, in dem die Gewänder vergangener<br />

Jahrhunderte lagern. Kei-ne<br />

Kostümbildnerin bedient sich so hemmungslos<br />

bei historisierenden Klamotten<br />

wie die Frau aus dem Herbert-<br />

Fritsch-Team. Wobei Victoria Behr nicht<br />

rekonstruiert, sondern neu schafft. Sie<br />

verbindet barocke Elemente mit der<br />

Commedia dell‘arte, knallbunt in den<br />

Farben, als wären selbst die Kostüme<br />

noch geschminkt. <strong>Die</strong> Filme Tim Burtons<br />

scheinen eine Inspirationsquelle<br />

zu sein.<br />

Puderperücken, gelockt und getürmt.<br />

Bunte Strümpfe, schwarzweiße<br />

Jacken, Rüschenhemden, lange Gewänder.<br />

Das Outfit des Oberhausener Ensembles<br />

in Gotthold Ephraim Lessings<br />

bürgerlichem Trauerspiel „Emilia Galotti“<br />

ist typisch Behr-ig. <strong>Die</strong> Gewänder<br />

sind die Grundlage für outrier te Gesten,<br />

ausgestellte Künstlichkeit, hysterische<br />

Überdrehtheit – die wiederum<br />

typisch Fritschige Theaterästhetik. <strong>Die</strong><br />

Kostüme setzen krasse optische Zeichen,<br />

definieren eine Phantasiewelt<br />

des puren Spiels. Besonders spannend<br />

wird es, wenn es Schauspielern gelingt,<br />

durch die prächtige Puppenhaftigkeit<br />

wahre Gefühle durchschimmern zu<br />

lassen. In der „Emilia Galotti“ gibt es<br />

solche Momente existentieller Verzweiflung<br />

und Traurigkeit im Rahmen<br />

knalliger Komik.<br />

Victoria Behrs Kostüme haben eine<br />

riesige Definitionsmacht, sie scheinen<br />

psychologisches Spiel nicht zuzulassen.<br />

Doch es lohnt sich, auch mal gegen<br />

sie zu spielen, die grellen Signale<br />

mit Innerlichkeit anzufüllen. Getragen<br />

von kantigen Schauspielerpersönlichkeiten<br />

bekommen die Kostüme eine<br />

Vielschichtigkeit, die überwältigt.<br />

Stefan Keim<br />

Im Dazwischen<br />

„Quijote. Trip zwischen den Welten“<br />

am Hamburger Thalia Theater<br />

Ihre Architekturen wölben sich in den<br />

Raum, verschachteln sich, besetzen die<br />

<strong>Bühne</strong> und stehen den Schauspielern<br />

gern mal im Weg – Hemmnis und Herausforderung<br />

zugleich: Barbara Ehnes‘<br />

<strong>Bühne</strong>nbilder bringen die Welt,<br />

wie wir sie sehen, aus dem Lot und die<br />

Menschen in Konfrontation mit sich<br />

selbst. Am Thalia Theater geschah das<br />

zuletzt im vergangenen Januar mit<br />

Stefan Puchers „Quijote. Trip zwischen<br />

den Welten“.<br />

Ein rätselhaftes Spiegelkabinett<br />

steht da auf der <strong>Bühne</strong>. Irritierendes<br />

Sammelsurium aus Ecken, Treppen, Wänden,<br />

die sich wundersam zur Schachtel,<br />

zur Hütte, zum Ufo fügen – je nachdem,<br />

in welcher Seelenabteilung Don Quijote<br />

und der Zuschauer sich gerade herumtreiben.<br />

Spiegelkabinett und Projektionsfläche<br />

für das <strong>Bühne</strong>ngeschehen<br />

wie für die Video-Sequenzen von Chris<br />

Kondek. Der Videokünstler aus Boston<br />

arbeitete mit Robert Wilson und Laurie<br />

Anderson, lebt seit 1999 in Berlin,<br />

war eine feste Größe zunächst an der<br />

Volksbühne, später überall für Stefan<br />

Pucher. Dessen Inszenierungen wachsen<br />

gern aus dem <strong>Bühne</strong>nraum heraus;<br />

und wenn in „Don Quijote“ Film und<br />

Schauspiel einander überblenden, sich<br />

wilde Spektralfarben einmischen, dann<br />

verwaschen Konserve und Live-Act zum<br />

psychedelischen Rausch.<br />

Realität nachzubilden, käme Barbara<br />

Ehnes, die zunächst Theater- und<br />

Literaturwissenschaft studierte, wohl<br />

nicht in den Sinn. <strong>Die</strong> <strong>Bühne</strong>nbilder<br />

der Schülerin von Wilfried Minks und<br />

Marina Abramovic lassen die Nähe zur<br />

freien Kunst spüren. Sie schaffen Situationen,<br />

fordern Reaktionen. Puchers<br />

aufwändigen Inszenierungen kommen<br />

ihre Räume besonders entgegen.<br />

Weil sie das Theater ins Dazwischen<br />

versetzen, irgendwo zwischen Welt<br />

und Vorstellung.<br />

Ruth Bender<br />

Ligetis „Le Grand Macabre“ am<br />

Staatstheater Mainz<br />

Wie denn: Das soll Breughelland sein?<br />

Das abgebrannte, verhurte, versoffene<br />

Breughelland des belgischen Autors<br />

Michel de Ghelderode, dem György Ligeti<br />

in seiner Oper „Le Grand Macabre“<br />

ein so bizarres Klangdenkmal gesetzt<br />

hat? Man sieht kahle Aufbauten und<br />

Versatzstücke, in dezentem Grau und<br />

feiner Fugenführung gekachelt. Und<br />

man ertappt sich unversehens bei<br />

dem Gedanken, dass nun sicher bald<br />

die Installateure kommen und hier das<br />

Sortiment eines gehobenen Sanitärhauses<br />

präsentieren werden.<br />

Aber dann! Dann nämlich wird dieses<br />

<strong>Bühne</strong>nbild lebendig. Es beginnt<br />

sich zu drehen, die Versatzstücke bewegen<br />

sich, es wird in Besitz genommen<br />

von einer Bande Vergnügungstollwütiger,<br />

die weniger dem mittelalterlichen<br />

Breughelland entsprungen scheinen<br />

als vielmehr der heutigen Spaßgesellschaft.<br />

Live gefilmte Videos überblenden<br />

die Konturen – und plötzlich ist<br />

aus der anfangs so klaren <strong>Bühne</strong> ein<br />

lebenspralles, sinneverwirrendes Labyrinth<br />

geworden, das für all die Besoffenen,<br />

Verzweifelten, erotisch Besessenen<br />

und gelegentlich nur leicht Bekleideten<br />

in Lorenzo Fioronis Inszenierung am<br />

Staatstheater Mainz eine Unmenge an<br />

Räumen, Nischen und Winkel bietet.<br />

Paul Zoller, in Innsbruck geboren und<br />

den Opernregisseuren Thilo Reinhardt<br />

und Lorenzo Fioroni sowie dem Choreografen<br />

Mario Schröder durch häufigere<br />

Zusammenarbeit verbunden, ist etwas<br />

Erstaunliches gelungen: Mit scheinbar<br />

einfachen Mitteln, mit Drehbühne, beweglichen<br />

Versatzstücken, Licht und Videos<br />

schafft er die raffinierte Architektur<br />

eines Weltuntergangs-Spektakels.<br />

Er spielt das Spiel, das Ligeti verlangt<br />

und das Lorenzo Fioronis Inszenierung<br />

braucht – lässt aber immer erkennen,<br />

dass es eben ein Spiel ist. Genau so<br />

aber passt es wunderbar zur grotesken<br />

Kunst-Klang-Welt, die György Ligeti<br />

1978 ans Licht der <strong>Bühne</strong> gebracht hat.<br />

Detlef Brandenburg<br />

DER FAUST<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XXIII


Preis des Präsidenten<br />

Alles auf Null<br />

Nicht weniger als ein<br />

Theater-Erfinder: Matthias<br />

Lilienthal im Porträt<br />

Fotos Christian Kleiner<br />

Michael<br />

laages<br />

Was er wohl wirklich denkt?<br />

Was er bisher wollte, und<br />

wohin er von nun an will?<br />

Und warum? Keine Ahnung.<br />

Jedenfalls nicht wirklich – ein Gespräch<br />

mit Matthias Lilienthal, bis zum Ende<br />

der vergangenen Spielzeit Intendant<br />

des Berliner Theaterkombinats Hebbel<br />

am Ufer, kurz und knackig: HAU, kann<br />

exakt so ergebnislos verlaufen; und<br />

was er dabei vom jeweiligen Gegenüber<br />

hält, bleibt erst recht ein Rätsel.<br />

Nur dass er weiß, wie es wirkt, was er<br />

sagt und was er tut – das steht außer<br />

jedem Zweifel. Gerade im vielstimmigen<br />

Abschiedsreigen für den scheidenden<br />

Chef vom HAU, diesem Stadttheater<br />

neuen Typs, haben viele Lilienthals<br />

phänomenale Gesprächsstrategie erleben<br />

dürfen: Understatement pur ist<br />

eins der Geheimnisse dieser freundlich-gemütlichen<br />

Sphinx aus Neukölln.<br />

Jedem skeptischen Einwand der viel<br />

gerühmten Arbeit am HAU gegenüber<br />

kommt er gerne zuvor, mühelos steht<br />

er zu Irrtümern und Flops – und es<br />

fehlt im Grunde nur noch das grundsätzliche<br />

Bekenntnis, dass er selber<br />

doch überhaupt gar nicht wisse, was<br />

er da tue; und erst recht nicht, wie es<br />

habe kommen können zu derart haltbarem<br />

Erfolg.<br />

Denn dass Lilienthal erfolgreich Abschied<br />

genommen hat vom HAU, ist<br />

unbestritten – mit der fiktiven „Weltausstellung“<br />

auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Flughafens in Berlin-<br />

Tempelhof und mit der spektakulären<br />

Realisierung des Roman-Monstrums<br />

„Unendlicher Spaß“ von David Foster<br />

Wallace in Form einer West-Berliner<br />

Stadterkundungsreise hat er noch einmal<br />

nachhaltig die Bedeutung markieren<br />

können, die ein Produktionszentrum<br />

wie das im HAU trotz aller naturgegebenen<br />

Beschränkungen für sich<br />

in Anspruch nehmen kann. Und nicht<br />

weniger als ein „Theatererfinder“ wird<br />

Matthias Lilienthal sein in den Theater-Annalen<br />

der Hauptstadt.<br />

Lilienthal hatte gerade eine überaus<br />

bemerkenswerte Ausgabe vom Theater<br />

der Welt absolviert, dem internationalen<br />

Theaterfestival der deutschen<br />

Sektion des Internationalen Theater-Instituts<br />

(ITI), damals im Sommer 2002,<br />

als Berlins Kulturpolitik rief und Lilienthal,<br />

zuvor bis 2000 Chefdramaturg von<br />

Frank Castorfs Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz,<br />

mit der Neugestaltung<br />

des Erbes beauftragte, das Nele Hertling<br />

am Hebbel-Theater hinterlassen<br />

hatte, dieser etwas in die Jahre gekommenen<br />

Top-Adresse für internationale<br />

Gastspiele aus dem Bereich des freien<br />

Theaters. Auf der andere Seite des Karrees<br />

zwischen Stre se mann straße und<br />

Landwehrkanal benötigte außerdem<br />

auch noch das Theater am Halleschen<br />

Ufer, Nachfolger der alten Schaubühne,<br />

dringend frisches Profil, und jenseits<br />

vom Kanal dümpelte obendrein<br />

Andrzej Worons Teatr Kreatur, immer<br />

vom Konkurs bedroht. All diese drei<br />

<strong>Bühne</strong>n wurden organisatorisch und<br />

programmgestalterisch miteinander<br />

verzahnt. So was hatte es noch nirgends<br />

gegeben; und was zunächst nur<br />

wie eine Sparmaßnahme aussah, ähnlich<br />

den Zwangsverschmelzungen von<br />

Theatern in den neuen Bundesländern,<br />

wurde zum Senkrechtstart; an drei immens<br />

flexibel gestaltbaren Spielorten,<br />

mit einer fulminanten PR-Kampagne,<br />

die den Auftakt begleitete und junge<br />

Boxer vom Kreuzberger Kiez mit bunt<br />

gehauenen Augen zeigte, HAU eben;<br />

mit schmaler Eigenproduktion und<br />

all den Gästen, die vielleicht ohnedies<br />

auch weiterhin zu Nele Hertling und<br />

ans Hallesche Ufer gekommen wären;<br />

und mit derart viel hymnischer Resonanz,<br />

dass das neue HAU im Sommer<br />

2004 amüsanterweise schon Theater<br />

des Jahres war.<br />

Und mittendrin, umgeben von einem<br />

fabelhaften Kuratoren- und Berater-<br />

Stab im nicht überaus gemütlichen<br />

HAU-Büro wie auf Reisen von Festival<br />

zu Festival überall auf der Welt, schaltete<br />

und waltete dieser sonderbare<br />

Kraftmensch Lilienthal: kein Typ für die<br />

Intendanten-Gala, eher der letzte Hippie<br />

– immer in schlabbrig hängenden<br />

XXIV<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012


Jeans und dem Hemd immer draußen,<br />

fusselige Mähne rechts und links der<br />

hohen Stirn. In Gesprächen auf den<br />

Ebenen von Verwaltung und Politik<br />

hat er immer wie die pure Provokation<br />

wirken müssen. Bei ihm wurde nie<br />

etwas geschönt durch Äußerlichkeiten,<br />

und das galt und gilt auch für’s<br />

Theater; wer sich mit ihm auseinander<br />

(oder zusammen) setzen musste,<br />

durfte stets sicher sein, dass es nur um<br />

die Sache gehen würde, um sonst gar<br />

nichts. Nur um welche – das war womöglich<br />

nie ganz klar. Theater? Performance?<br />

Postmoderne?<br />

Nur eins war immer klar: Über das<br />

Theater, wie es für Jahrzehnte prägend<br />

war, mag Lilienthal schon hinaus gewesen<br />

sein, als der Berliner Student<br />

vom Jahrgang 1959 nach ersten journalistischen<br />

Jahren in Folge des Studiums<br />

von Geschichte, Germanistik und<br />

Theaterwissenschaft an der Freien<br />

Universität in Berlin erstmals das Theater<br />

von innen erforschte; das war am<br />

Theater Basel im Team des Intendanten<br />

Frank Baumbauer. Dessen Blick auf<br />

„neues“ Theater war der innovativste<br />

in Wende-Zeiten; und nach der ersten<br />

West-Arbeit bei Klaus Pierwoß in<br />

Köln kam der viel umraunte Regisseur<br />

Frank Castorf mit Lilienthals Vermittlung<br />

auch nach Basel. Aus dieser Zusammenarbeit<br />

in Basel resultierte für<br />

Castorf wie Lilienthal der gemeinsame<br />

Neubeginn an der Ostberliner Volksbühne,<br />

in diesem Herbst vor 20 Jahren.<br />

Hier, am Rosa-Luxemburg-Platz, fand<br />

nun das aufregendste Theater der<br />

Epoche statt; mit gestaltet von Matthias<br />

Lilienthal.<br />

und Duisburg. Lilienthal hat immer<br />

gern darauf hingewiesen, wie wenig<br />

er im Vorhinein wisse, ob eine neue<br />

Arbeit überhaupt realisierbar sei –<br />

doch dass er persönlich eben dann<br />

am besten funktioniere, wenn ihm<br />

eine eigentlich nicht zu bewältigende<br />

Aufgabe vor den Latz geknallt werde.<br />

Theater der Welt am Rhein war so ein<br />

Knaller, die HAU-Gründung danach allemal<br />

auch – und wenn Lilienthal eigenen<br />

Wagemut beschwört, dann ist das<br />

nicht bloß (siehe oben) strategische<br />

Koketterie. Wenn jemand sich selber<br />

wie neu erfinden muss in neuen Arbeitszusammenhängen,<br />

dann – dafür<br />

spricht vieles – entwickelt sich halt das<br />

Maximum an Beweglichkeit. An diesen<br />

Punkt ist Matthias Lilienthal schon<br />

einige Male gekommen. Und wenn er<br />

in diesem Herbst mit Bildenden Künstlern<br />

in Beirut arbeitet (ohne sonderlich<br />

klare Vorstellungen vom Ziel dieser<br />

Kunst-Erkundung), sucht er vielleicht<br />

wieder diesen ganz speziellen Punkt,<br />

an dem alles auf Null gestellt werden<br />

muss.<br />

Eigentlich fehlt nur noch ein Abenteuer<br />

– wenn Matthias Lilienthal mittelfristig<br />

mal ein „ganz normales“ Theater<br />

als Intendant übernehmen würde; wie<br />

es Barbara Mundel, der Weggefährtin<br />

aus der Basler Baumbauer-Zeit, ja sehr<br />

eindrucksvoll gelungen ist; zunächst<br />

in Luzern und jetzt, seit geraumer Zeit<br />

schon, in Freiburg. Das Theater der<br />

Welt, das Matthias Lilienthal für den<br />

Sommer 2014 am Nationaltheater in<br />

Mannheim planen wird in den verbleibenden<br />

zwei Jahren, ist da fast Routine.<br />

Das kann er ja schon.<br />

DER FAUST<br />

Auf andere Weise aber als es Castorf<br />

konnte, blieb Lilienthal in Bewegung,<br />

hielt sich auch Baumbauers alte Weisund<br />

Wahrheit, dass Arbeitsbeziehungen<br />

nicht zweistellig dauern sollen. Der<br />

Dramaturg brauchte nicht nur neue<br />

Aufgaben im alten Gefüge, er suchte<br />

den Aufbruch am neuen Ort: Theater<br />

der Welt wurde Lilienthals großer Wurf,<br />

obwohl oder gerade weil der so große<br />

Risiken barg; immerhin wurde das<br />

Festivalprogramm verteilt auf gleich<br />

vier Städte, Bonn und Köln, Düsseldorf<br />

Foto: Bresadola/drama-berlin.de<br />

1 „<strong>Die</strong> große Weltausstellung 2012“ auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof<br />

in Berlin: Detail aus „Feldpost 2012“, inszeniert von Hans-Werner Kroesinger.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Bühne</strong> 11 I 2012<br />

XXV


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und Harald Müller in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden im Verlag Theater der Zeit, Buchpremiere 24. 11. 2012 p<br />

Hamlet von William Shakespeare, Regie: Roger Vontobel, Premiere 24. 11. 2012 p Der geteilte Himmel nach der Erzählung von<br />

Christa Wolf, Regie: Tilmann Köhler, Uraufführung 19. 1. 2013 p <strong>Die</strong> Fliegen von Jean-Paul Sartre, Regie: Andreas Kriegenburg,<br />

Premiere 8. 2. 2013 p Leben des Galilei von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler, Regie: Armin Petras, Premiere 9. 3. 2013 p<br />

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Kleines Haus Ich armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife - Crisis, Regie: Miriam Tscholl, Uraufführung<br />

9. 11. 2012, <strong>Die</strong> Bürgerbühne p Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams, Regie: Nuran David Calis, Premiere 22. 11. 2012<br />

p Aus dem Leben eines Taugenichts nach der Novelle von Joseph von Eichendorff, Regie: Jan Gehler, Premiere 6. 12. 2012 p Baumeister<br />

Solness von Henrik Ibsen, Regie: Burghart Klaußner, Premiere Januar 2013 p Kapi Tal der Puppen von René Pollesch,<br />

Regie: René Pollesch, Uraufführung Februar 2013 p u. v. a. m.<br />

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I n s z en I er u n g PhiliPP löhle<br />

a b 19. a Pr i l 2013<br />

die Gerechten<br />

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a b 27. a P r i l 2013<br />

social<br />

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i n f Ü n f a K t e n<br />

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Theater. Entwickeln. Planen.<br />

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Deutschlands Theaterlandschaft ist<br />

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ebenfalls die Etablierung sucht – in Tanzund<br />

Theaterhäusern sowie Kunst- und<br />

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allem Kommunen und Länder jährlich fast<br />

drei Milliarden Euro kosten.<br />

Doch immer wieder ist kein Geld vorhanden,<br />

um die Preis- und Tarifsteigerungen<br />

der personalintensi ven Apparate zu<br />

finanzieren. Theater fusionieren, Sparten<br />

werden abgewickelt, im schlimmsten Fall<br />

wird Insolvenz angemeldet. <strong>Die</strong> Freien<br />

Gruppen hangeln sich von Projekt zu<br />

Projekt, allen gemein ist die prekäre wirtschaftliche<br />

und soziale Lage der Tanz- und<br />

Theaterschaffenden und die drohende<br />

Alters armut der KünstlerInnen.<br />

Welche Reformen sind überfällig, welche<br />

Produktionsformen braucht Theater, welche<br />

Neuorientierungen sind notwendig,<br />

um die Not zu wenden?<br />

Das Institut für Kulturpolitik der Uni ver -<br />

si tät Hildesheim lädt im Wintersemester<br />

2012/2013 Expert Innen der Theorie<br />

und Praxis ein, Theater entwicklungsüberlegungen<br />

zu denken, vorzutragen<br />

und zur Diskussion zu stellen. <strong>Die</strong><br />

Ring vorlesung will die Debatte um das<br />

deutsche <strong>Bühne</strong>nwesen konkretisieren,<br />

Theater entwickeln, Theater planen.<br />

24. 10. Prof. Dr. Wolfgang Schneider (Universität Hildesheim):<br />

Under Construction. Reformbedarfe auf der Baustelle Theater<br />

31. 10. Prof. Dr. Birgit Mandel (Universität Hildesheim):<br />

Interkulturelles Audience Development.<br />

Eine Strategie für Reformprozesse öffentlicher Theater?<br />

7. 11. Prof. Dr. Jens Roselt (Universität Hildesheim):<br />

Mythos Stadttheater<br />

14. 11. Prof. Dr. Joost Smiers (Universität Utrecht):<br />

»No Copyright«? »Laxheit« in Fragen geistigen Eigentums<br />

21. 11. Prof. Dr. Annemarie Matzke (Universität Hildesheim):<br />

Kollektives Produzieren im Theater –<br />

Proben, Kooperationen, Institutionen<br />

28. 11. Prof. Thomas Schmidt (Hochschule für Musik<br />

und Darstellende Kunst Frankfurt am Main):<br />

<strong>Die</strong> Transformation des deutschen Theatersystems –<br />

Struktur, Herausforderungen und Modelle<br />

5. 12. Prof. Dr. Friedemann Kreuder (Johannes Gutenberg<br />

Universität Mainz): Un/doing differences –<br />

ein Auftrag für zeitgenössische Theaterinstitutionen?<br />

12. 12. Prof. Dr. Geesche Wartemann (Universität Hildesheim):<br />

Zwischen Lektion und Labor. <strong>Die</strong> Zukunft der Theatervermittlung<br />

19. 12. Prof. Dr. Ingrid Hentschel (Fachhochschule Bielefeld):<br />

Laboratorien der Gegenwart – Wieviel Theater braucht Europa?<br />

9. 1. Prof. Dr. Christopher Balme<br />

(Ludwig-Maximilians-Universität München):<br />

Theater als Kulturindustrie: Globale Perspektiven<br />

16. 1. Prof. Dr. Günther Heeg (Universität Leipzig):<br />

<strong>Die</strong> (Auf)Lösung des Stadttheaters<br />

23. 1. Prof. Dr. Matthias Rebstock (Universität Hildesheim):<br />

MusikTheater: Spielräume schaffen!<br />

30. 1. Dr. Thomas Oberender (Intendant der Berliner Festspiele):<br />

Zeitgenössisch ist das, worüber man spricht. Theaterstrukturen<br />

zwischen Saison und Festival, Haus und Event<br />

6. 2. Prof. Dr. Peter W. Marx (Universität Köln):<br />

»Berlin hat kein Theaterpublikum!« Überlegungen<br />

zum Theater zwischen Kulturkonsum und Subvention<br />

Foto: Bernhard Janitschke


SAUL<br />

von Georg Friedrich Händel<br />

Inszenierung: Lydia Steier<br />

Vorstellungen im Oldenburg<br />

1., 4. und 15. November 2012<br />

4. und 12. Mai 2013<br />

Gastspiele im Heilbronn<br />

8., 9. und 10. Februar 2013<br />

13. und 14. April 2013<br />

Nominiert für den FAUST<br />

in der Kategorie Regie Musiktheater.<br />

www.staatstheater.de


I N F O S & K A R T E N ↗ Düsseldorf: Tel. + 49 (0) 211. 89 25 - 211 ↗ Duisburg: Tel. + 49 (0) 203 . 940 77 77 www.ballettamrhein.de<br />

G E N E R A L I N T E N D A N T Christoph Meyer<br />

B A L L E T T D I R E K T O R & C H E F C H O R E O G R A P H Martin Schläpfer<br />

B A L L E T T A M R H E I N<br />

SPIELZEIT 2012/13<br />

—<br />

P R E M I E R E N<br />

b.09<br />

EIN DEUTSCHES REQUIEM<br />

MARTIN SCHLÄPFER<br />

—<br />

15.09.2012 ↗ Theater Duisburg<br />

14.12.2012 ↗ Opernhaus Düsseldorf (WA)<br />

b.13<br />

CONCERTO BAROCCO<br />

GEORGE BALANCHINE<br />

KLEINES REQUIEM<br />

HANS VAN MANEN<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

MARCO GOECKE<br />

—<br />

10.11.2012 ↗ Opernhaus Düsseldorf b.14<br />

THE LEAVES ARE<br />

FADING –<br />

PAS DE DEUX<br />

ANTONY TUDOR<br />

FIVE BRAHMS WALTZES<br />

IN THE MANNER<br />

OF ISADORA DUNCAN<br />

FREDERICK ASHTON<br />

JARDIN AUX LILAS<br />

ANTONY TUDOR<br />

JOHANNES BRAHMS –<br />

SYMPHONIE NR. 2<br />

MARTIN SCHLÄPFER<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

—<br />

02.02.2013 ↗ Theater Duisburg b.15<br />

„WE WERE RIGHT HERE!!“<br />

MARTIN CHAIX<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

REBOUND –<br />

TOPPLE – SPLASH<br />

ANTOINE JULLY<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

POND WAY<br />

MERCE CUNNINGHAM<br />

CROP<br />

AMANDA MILLER<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

INCLINATION<br />

REGINA VAN BERKEL<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

—<br />

12.04.2013 ↗ Opernhaus Düsseldorf b.16<br />

AFTERNOON OF A FAUN<br />

JEROME ROBBINS<br />

WITHOUT WORDS<br />

HANS VAN MANEN<br />

NACHT UMSTELLT<br />

MARTIN SCHLÄPFER<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

—<br />

05.07.2013 ↗ Opernhaus Düsseldorf<br />

Foto: Gert Weigelt und bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders / Design: Markwald & Neusitzer

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