Briefe in die chinesische Vergangen - Theses
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Liebe Frau Kovar(ova),<br />
ich weiß nicht, ob ich alle Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet habe.<br />
Vermutlich nicht. Ich weiß <strong>die</strong> Antworten auf Ihre peniblen Fragen selbst nicht so<br />
genau, besonders nach so vielen Jahren, b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Sprachwissenschaftler und habe<br />
– wie schon mehrmals erwähnt - nicht so genau über <strong>die</strong> von Ihnen<br />
angesprochenen Details nachgedacht. Ich habe aus dem Bauch übersetzt und<br />
transkribiert und dabei versucht, den Geist des Buches möglichst getreu zu treffen.<br />
Ob es mir gelungen ist oder nicht, weiß ich nicht. Wenn ich me<strong>in</strong>e Übersetzung<br />
jetzt wieder (Ihretwegen) nach vielen Jahren erneut lese, f<strong>in</strong>de ich sie alles <strong>in</strong><br />
allem trotz all Ihrer berechtigten E<strong>in</strong>wände nicht so schlecht, für e<strong>in</strong>en Amateur<br />
zum<strong>in</strong>dest. Es hat mir Spaß gemacht und im Großen und Ganzen war ich mit dem<br />
Ergebnis nicht unzufrieden. Dass <strong>die</strong> Übersetzung angesichts Ihrer<br />
sprachwissenschaftlichen Analyse berechtigterweise nicht besteht (zum<strong>in</strong>dest<br />
nicht <strong>in</strong> der Transkription), tut mir zwar Leid, aber wiederum nicht so viel, dass<br />
ich dadurch schlaflose Nächte verbr<strong>in</strong>ge, denn <strong>die</strong> Transkription war mir nicht so<br />
wichtig, ich wollte e<strong>in</strong>fach Rosendorfer, den ich nach wie vor <strong>in</strong> großer Ehre und<br />
für e<strong>in</strong>en der besten deutschsprachigen Erzähler halte, der tschechischen<br />
Leserschaft nahe br<strong>in</strong>gen. Es ist mir (im beabsichtigten Ausmaß) nicht gelungen,<br />
der Verlag war zu kle<strong>in</strong>, machte ke<strong>in</strong>e Werbung und g<strong>in</strong>g bald danach unter; aber<br />
den wenigen Leuten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> tschechische Ausgabe des Buches gelesen hatten, hat<br />
sie gefallen. Sie waren allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Sprachwissenschaftler. Ich hatte<br />
realistischerweise auch nicht viel mehr Ambitionen, obwohl ich mir e<strong>in</strong>e größere<br />
Stückzahl schon gewünscht hätte. Es war mir e<strong>in</strong>e Freude und Herausforderung,<br />
<strong>die</strong> <strong>Briefe</strong> zu übersetzen. Und es ist mir auch e<strong>in</strong>e unerwartete, aber umso größere<br />
Freude und Ehre, dass me<strong>in</strong> postjugendlicher Sündenfall nach so vielen Jahren<br />
Gegenstand Ihres sprachwissenschaftlichen Interesses wurde.<br />
Ich wünsche Ihnen alles Gute,<br />
Ihr Vladimir Bohanes<br />
P.S. Falls Sie das nicht bereits getan haben, lesen Sie unbed<strong>in</strong>gt den<br />
Ru<strong>in</strong>enbaumeister, das ist, zum<strong>in</strong>dest für mich, der beste Rosendorfer!<br />
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