Briefe in die chinesische Vergangen - Theses
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[e] <strong>in</strong> der ersten Silbe nicht vergessen. E<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>teressante Transkription von<br />
Vokalen kommt <strong>in</strong> zwei ansche<strong>in</strong>end sehr ähnlichen Namen „August<strong>in</strong>“ und<br />
„Augustus“ vor. „August<strong>in</strong>“ wird <strong>in</strong> beiden Sprachen völlig identisch als „Aogao-t<strong>in</strong>“<br />
transkribiert. Der zweite Vokal des Diphtongs wird vom geschlossenen<br />
/ʊ/ <strong>in</strong> offenere Variante /ɔ/ transformiert, wobei sogar <strong>in</strong> der modernen IPA-<br />
Transkription <strong>die</strong> Umschrift <strong>die</strong>ses deutschen Diphtongs als /aɔ/ üblich ist. Der<br />
Konsonant /s/ wird ausgelassen, vermutlich aus dem Grund des daneben<br />
stehenden Konsonanten /t/. Der Autor geht davon aus, dass <strong>die</strong> graphematische<br />
Gruppierung [st] für e<strong>in</strong>en Ch<strong>in</strong>esen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall höchstwahrsche<strong>in</strong>lich<br />
unaussprechbar ist. Im Fall „Augustus“ würde man erwarten, dass <strong>die</strong><br />
Transkription fast identisch mit „August<strong>in</strong>“ durchgeführt wird, denn <strong>die</strong>se zwei<br />
Namen unterscheiden sich nur <strong>in</strong> den Endungen „<strong>in</strong>“ und „us“. Es ist aber<br />
durchaus nicht der Fall. „Augustus“ wird <strong>in</strong> der deutschen Orig<strong>in</strong>alversion als<br />
„Hao-go-shu“ transkribiert. Die erste Silbe „Au“ wird durch „Hao“ ersetzt. Der<br />
zweite Vokal des Diphtongs <strong>in</strong> der ersten Silbe wird vom geschlossenen /ʊ/ <strong>in</strong> den<br />
offenen Vokal /ɔ/ transformiert. Zur Transformation des geschlossenen Vokals /ʊ/<br />
<strong>in</strong> den offenen Vokal /ɔ/ kommt es auch <strong>in</strong> der zweiten Silbe. In der Auslautsilbe<br />
bleibt der geschlossene Vokal /ʊ/ erhalten. Was <strong>die</strong> letzte Silbe „tus“ betrifft, wird<br />
sie als [shu] transkribiert. Der Übersetzter geht von der Transkription des Autors<br />
aus. In „Chao-go-šu“ hat er nur statt des „deutschen“ Konsonanten /h/ den durch<br />
das Graphem [ch] repräsentierten Konsonanten /x/ benutzt und <strong>die</strong><br />
graphematische Gruppierung [shu] als [šu] transkribiert. Es ist hier <strong>die</strong><br />
Transkription der zweiten Silben „gus“ <strong>in</strong> beiden Namen <strong>in</strong>teressant. Während<br />
<strong>die</strong>se Silbe <strong>in</strong> „August<strong>in</strong>“ als „gao“ transkribiert wird, <strong>in</strong> „Augustus“ kommt <strong>die</strong><br />
Silbe nur als „go“ vor. Zwei ansche<strong>in</strong>end identische Namen werden völlig anders<br />
transkribiert. Es entsteht <strong>die</strong> Frage, warum? Entweder haben wir, <strong>die</strong> Leser, <strong>die</strong><br />
Namen falsch dechiffriert – was aber mit Rücksicht auf den Kontext fast<br />
unmöglich ist – oder haben der Autor und se<strong>in</strong> Übersetzer beide Namen eher<br />
locker, ohne systematische Transkriptionsregeln, gebildet. Der Übersetzer äußert<br />
sich zu <strong>die</strong>sem folgendermaßen: „Da habe ich mich absichtlich an <strong>die</strong><br />
Schreibweise des Autors gehalten. Da er <strong>die</strong> Namen unterschiedlich schreibt, habe<br />
ich das auch getan. Ich glaube, dass Herr Rosendorfer <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>guistischen<br />
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