14.01.2014 Aufrufe

Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

62 3. H istorische Übersicht<br />

worden, so wie Verleihungen durch den Papst <strong>in</strong> Rom <strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong><br />

Weise häufiger und <strong>an</strong> Trierer Bistumskleriker erteilt wurden 1 ).<br />

E<strong>in</strong> Urteil über die Haltung des <strong>Karden</strong>er Kapitels im Trierer<br />

Bistumsstreit (1430-1435) zwischen dem von <strong>der</strong> Mehrheit des Domkapitels<br />

gegen Jakob von Sierck gewählten Ulrich von M<strong>an</strong><strong>der</strong>scheid und dem<br />

vom Papst ern<strong>an</strong>nten Rhab<strong>an</strong> von He~statt k<strong>an</strong>n nicht abgegeben werden.<br />

Zwar war Nikolaus von Kues, zunächst e<strong>in</strong> entschiedener Verfechter <strong>der</strong><br />

Ansprüche Ulrichs, spätestens seit dem Jahre 1430 im Besitz e<strong>in</strong>es <strong>Karden</strong>er<br />

K<strong>an</strong>onikats, desgleichen spätestens seit 1435 <strong>der</strong> Magister Theo<strong>der</strong>ich von<br />

Güls, Notar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trierer K<strong>an</strong>zlei des M<strong>an</strong><strong>der</strong>schei<strong>der</strong>s, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Grafen<br />

von Virneburg e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>flußreichen Verbündeten unter den Adeligen des<br />

Maifeldes hatte (vgl. Meuthen, Oboedienzlisten), doch lassen diese wenigen<br />

H<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong> zusammenfassendes Urteil nicht zu.<br />

In e<strong>in</strong>en l<strong>an</strong>g<strong>an</strong>dauernden <strong>St</strong>reit mit <strong>der</strong> römischen Kurie, <strong>der</strong> sich<br />

über zwei Jahrzehnte h<strong>in</strong>zog, geriet das Kapitel zu Anf<strong>an</strong>g des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts über die Freiheit <strong>der</strong> Dek<strong>an</strong>swahl. M<strong>an</strong> hatte die Wahl im<br />

Mai 1505 aufgrund e<strong>in</strong>es Apostolischen Indults durchgeführt und das<br />

Ergebnis nach Rom übermittelt, war dort aber auf Ablehnung gestoßen,<br />

für die vermutlich e<strong>in</strong>e dem päpstlichen Familiar Dr. Herm<strong>an</strong>n Fomelen<br />

erteilte Provisio o<strong>der</strong> Reservation entscheidend war. Fomelen wurde vom<br />

Papst zum Dek<strong>an</strong> ern<strong>an</strong>nt, vom <strong>Karden</strong>er Kapitel aber nicht <strong>an</strong>genommen<br />

und e<strong>in</strong>geführt. <strong>Das</strong> Kapitel leistete Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d auch gegen e<strong>in</strong>e zweite<br />

Ernennung Fomelens durch Papst Leo X. im Jahre 1519 und durch Papst<br />

Klemens VII. im Jahre 1523. Fomelen kam erst 1528 <strong>in</strong> den Besitz <strong>der</strong><br />

<strong>Karden</strong>er Dech<strong>an</strong>ei (vgl. Liste <strong>der</strong> Dek<strong>an</strong>e). Ob und <strong>in</strong> welcher Weise <strong>der</strong><br />

Trierer Erzbischof Richard von Greiffenklau (1503-1531) sich <strong>an</strong> dieser<br />

Ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>setzung beteiligt hat, konnte nicht ermittelt werden.<br />

Selbstbewußtse<strong>in</strong> und Geschlossenheit des Kapitels kommen auch <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er personellen Zusammensetzung, wie sie die Urkunden über die<br />

Dek<strong>an</strong>swahlen von 1505 und 1532 bieten, zum Ausdruck. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong>e fast<br />

geschlossene Gesellschaft von K<strong>an</strong>onikern aus e<strong>in</strong>em Umkreis von etwa<br />

50 km um <strong>Karden</strong>. Es fällt auf das Fehlen von K<strong>an</strong>onikern, die - wie<br />

noch um die Mitte des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts - durch e<strong>in</strong>e päpstliche Verleihung<br />

zu e<strong>in</strong>em K<strong>an</strong>onikat gekommen waren. Hier s<strong>in</strong>d wohl die Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> Reformtätigkeit <strong>der</strong> Trierer Bischöfe Jakob von Sierck (1439-1456),<br />

dem Nikolaus von Kues kraftvoll zur Seite gest<strong>an</strong>den hatte, J oh<strong>an</strong>n von<br />

Baden (1456-1503) und Jakob von Baden (1503-1511) zu erkennen. M<strong>an</strong><br />

wird dieses Programm e<strong>in</strong>er Reform vor <strong>der</strong> Reformation erst richtig<br />

1) Ebd. S. 99-104.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!