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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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56 3. Historische Übersicht<br />

e<strong>in</strong>er ausgreifenden Seelsorgeordnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren L<strong>an</strong>dbezirk dieses<br />

Nachbarsprengels haben?<br />

Wie das Testament des Diakons Grimo-Adalgisel vom Jahre 634 zeigt,<br />

ist mit e<strong>in</strong>er solchen Möglichkeit durchaus zu rechnen. Der Diakon hatte<br />

die im Trierer Bistumssprengel gelegene Grundherrschaft Tholey dem<br />

Bistum Verdun aus D<strong>an</strong>k für die~hm zuteilgewordene Erziehung geschenkt.<br />

In die Schenkung e<strong>in</strong>begrIffen war die Kirche <strong>in</strong> Tholey, die <strong>der</strong><br />

Diakon erbaut und mit Klerikern besetzt hatte, die vom Trierer Bischof<br />

auf se<strong>in</strong>e Bitte ges<strong>an</strong>dt worden waren. Die Rechte des Trierer Bischofs auf<br />

bestimmte jährliche Abgaben von <strong>der</strong> Tholeyer Kirche hatte <strong>der</strong> Diakon<br />

und Grundherr im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Trierer Bischof so geregelt,<br />

daß diesem jährlich bei <strong>der</strong> Übergabe des hl. Öls (Chrisam), das zur<br />

Bereitung des Taufwassers benötigt wurde, e<strong>in</strong>e bestimmte Zahl von<br />

Goldstücken als Geschenk (exsenium ) zu übergeben sei. Diese Tholeyer<br />

Kirche ersche<strong>in</strong>t später - unter Fortdauer <strong>der</strong> Eigentumsrechte des<br />

Bistums Verdun - als Titelkirche e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> fünf Trierer Archidiakonatssprengel<br />

(vgl. Pauly, SiedlPfarrorg 4 S. 113-141 )1).<br />

Der Bau e<strong>in</strong>er für den kle<strong>in</strong>en <strong>Mosel</strong>ort <strong>Karden</strong> aufwendigen<br />

dreischiffigen Kirche im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t, dazu noch <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em neuen<br />

<strong>St</strong><strong>an</strong>dort am Nordr<strong>an</strong>d des Dorfes, wirft erneut die Frage nach <strong>der</strong><br />

Gründung des Kollegiatstifts auf. Denn <strong>der</strong> Ersatz e<strong>in</strong>er etwa baufallig<br />

gewordenen Kirche bietet alle<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Begründung für den<br />

Neubau, da er am alten <strong>St</strong><strong>an</strong>dort hätte errichtet werden können. Wenn<br />

aber <strong>der</strong> vorkarol<strong>in</strong>gische L<strong>an</strong>desausbau (Orte mit den Endungen -feld,<br />

-weiler, -hausen, die vor allem rechts <strong>der</strong> <strong>Mosel</strong> auf dem Hunsrückabh<strong>an</strong>g<br />

entst<strong>an</strong>den,) mit den Siedlungen aus vorrömischer, römischer und fränkischer<br />

Zeit e<strong>in</strong>e Ausweitung <strong>der</strong> Seelsorge im Umkreis von <strong>Karden</strong> und damit<br />

e<strong>in</strong> größeres Klerikerkollegium erfor<strong>der</strong>te, so wäre <strong>der</strong> Neubau <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er<br />

<strong>St</strong>elle e<strong>in</strong>e plausible Erklärung, denn <strong>der</strong> <strong>St</strong><strong>an</strong>dort <strong>der</strong> Magnerichkirche<br />

am Bergh<strong>an</strong>g ließ e<strong>in</strong>e Erweiterung nicht zu. Dazu bot sich d<strong>an</strong>n im<br />

Norden des Ortes e<strong>in</strong>e Lage am Brohlbach vor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die<br />

<strong>Mosel</strong> auch im H<strong>in</strong>blick auf die Wasserversorgung als beson<strong>der</strong>s geeignet<br />

<strong>an</strong>.<br />

Über den Bauherrn dieser Kirche - und damit auch über e<strong>in</strong>e etwa<br />

damals erfolgte <strong><strong>St</strong>ift</strong>sgründung - schweigen die Quellen. Die <strong>Kastor</strong>vita<br />

berichtet alle<strong>in</strong> über die Auff<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Gebe<strong>in</strong>e und ihre Übertragung<br />

zur Kirche des hl. Paul<strong>in</strong>us durch Bischof Wiomad (ca. 757 -791), nennt<br />

diesen Bischof aber nicht als Erbauer <strong>der</strong> Paul<strong>in</strong>uskirche. Da das Patrozi-<br />

1) Vgl. F. PAULY, Güter, Besitzungen und Rechte <strong>der</strong> Abtei Tholey (Zeitschrift für die<br />

Geschichte <strong>der</strong> Saargegend 22. 1974 S. 17 - 56).

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