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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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50 3. Historische Übersicht<br />

(kurz nach dem Jahre 400) die Trierer Bistumsgrenze bereits bis <strong>an</strong> den<br />

Rhe<strong>in</strong> reichte, da nach e<strong>in</strong>er Notiz bei Beda <strong>der</strong> Trierer Bischof Severus<br />

(447/48) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Germ<strong>an</strong>ia missioniert habe (Ewig, Trier im<br />

Merow<strong>in</strong>gerreich S. 41 u. 46 f.). Dagegen möchte Heyen die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Beziehungen zwischen Trier und dem Gebiet am Mittelrhe<strong>in</strong> nicht<br />

unter dem Gesichtspunkt e<strong>in</strong>er so frühen rechtlichen Ausweitung des<br />

Trierer Sprengels, son<strong>der</strong>n - bei f6rtdauernden ursprünglichen Rechtsverhältnissen<br />

- als geistlich-missionarischen E<strong>in</strong>fluß und vorübergehende<br />

mitbrü<strong>der</strong>liche Aushilfe bei Ausfall <strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>zer Bischofsgewalt verstehen.<br />

E<strong>in</strong>e Bestätigung dieser Interpretation sieht er noch <strong>in</strong> dem Pl<strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Errichtung e<strong>in</strong>er die Bistümer Köln und Ma<strong>in</strong>z samt den <strong>an</strong>grenzenden<br />

Sprengeln umfassenden Kirchenprov<strong>in</strong>z für Bonifatius im Jahre 742; dieser<br />

- d<strong>an</strong>n nicht verwirklichte - Pl<strong>an</strong> setze e<strong>in</strong> fortdauerndes Wissen um<br />

die geme<strong>in</strong>same Grenze <strong>der</strong> alten kirchlichen Sprengel von Ma<strong>in</strong>z und<br />

Köln auf dem l<strong>in</strong>ken Rhe<strong>in</strong>ufer voraus. In ähnlicher Weise versteht er die<br />

Konsekration <strong>der</strong> Kirche von <strong>St</strong>. Goar am Rhe<strong>in</strong> durch den Ma<strong>in</strong>zer<br />

Erzbischof Lull (spätestens 781 )1).<br />

Dagegen habe ich die offensichtlich gestörte kirchlich-bischöfliche<br />

Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z seit dem Anf<strong>an</strong>g des 5. Jahrhun<strong>der</strong>ts - die Ma<strong>in</strong>zer<br />

Bischofsliste kennt bis auf Bischof Sidonius (t nach 565/67) nur 6 Namen,<br />

die Trierer Liste bis auf Bischof Niketius, den Zeitgenossen des Sidonius,<br />

dagegen 23 - zusammen mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Beobachtungen als Ursache für<br />

e<strong>in</strong>e frühe Jurisdiktionsausweitung des Trierer Bischofs zum Rhe<strong>in</strong> h<strong>in</strong><br />

gewertet. Es spielt dabei u. a. die Nachricht e<strong>in</strong>e Rolle, daß nach <strong>der</strong><br />

. älteren Vita Goaris des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abtei<br />

Prüm überarbeitet wurde, <strong>der</strong> hl. Goar zur Zeit des Merow<strong>in</strong>gerkönigs<br />

Childebert 1. (511-558) <strong>an</strong> den Rhe<strong>in</strong> kam und sich <strong>in</strong> dem zum Bistum<br />

Trier (<strong>in</strong> suburb<strong>an</strong>o Treverico) gehörenden Gebiet von Oberwesel mit<br />

Erlaubnis des Trierer Bischofs se<strong>in</strong>e Zelle baute. Die dort <strong>an</strong>sässige<br />

Klerikergeme<strong>in</strong>schaft entrichtete dem Trierer Bischof im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong>en jährlichen Rekognitionsz<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Wachs. Als König Pipp<strong>in</strong> die Goarszelle<br />

um 765 dem Abt Assuer von Prüm schenkte, erhob <strong>der</strong> Trierer<br />

Bischof Wiomad (ca. 757 - 791) unter H<strong>in</strong>weis auf ältere Rechte <strong>der</strong> Trierer<br />

Kirche E<strong>in</strong>spruch, wurde aber schließlich im Jahre 782 durch Karl den<br />

Großen abschlägig beschieden (GS NP 14 S. 164ff.)2). F.-J. Heyen sieht <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenh<strong>an</strong>g die Erhebung <strong>der</strong> Reliquien des hl. <strong>Kastor</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Karden</strong> durch Bischof Wiomad als e<strong>in</strong>e demonstratio Treverica gegen die<br />

1) Vgl. F.-J. HEYEN, <strong>Das</strong> Gebiet des nördlichen Mittelrhe<strong>in</strong>s S. 279-315.<br />

2) Vgl. F. PAULY, Zur Frühgeschichte von <strong>Karden</strong> und zur Topographie des Kollegiatstifts<br />

S. <strong>Kastor</strong> S. 9-31.

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