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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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§ 27. Liste <strong>der</strong> <strong>in</strong>korporierten Kirchen und <strong>der</strong> Zehnt rechte 285<br />

**B ru ttig a. d. <strong>Mosel</strong> (Krs. Cochem-Zell). Der Ort, altes Pfarrzentrum<br />

für die <strong>Mosel</strong>orte Ellenz, Poltersdorf, Beilste<strong>in</strong>, F<strong>an</strong>kel, Ernst und Valwig<br />

(vgI. Pauly, SiedlPfarrorg 1 S. 106) fehlt im Urbar des <strong><strong>St</strong>ift</strong>s <strong>Karden</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Zeit um 1100, weil Patronats- und Zehntrecht entwe<strong>der</strong> vom Adel<br />

usurpiert o<strong>der</strong> vom Archidiakon und Propst als Lehen ausgegeben<br />

waren, doch k<strong>an</strong>n e<strong>in</strong>e am Anf<strong>an</strong>g stehende Usurpation auch durch e<strong>in</strong>e<br />

nachfolgende Lehensvergabe geordnet worden se<strong>in</strong>. Im Jahre 1282 taucht<br />

das Patronatsrecht <strong>an</strong>läßlich e<strong>in</strong>es Kompetenzstreits zwischen Eustachius<br />

von Monreal und Emmelrich von F<strong>an</strong>kel, <strong>der</strong> vom Archidiakon und<br />

Propst He<strong>in</strong>rich von Bol<strong>an</strong>den auf <strong>der</strong> Burg Bischofste<strong>in</strong> entschieden<br />

wurde, zusammen mit dem Zehntrecht als Lehen des Archidiakons von<br />

<strong>Karden</strong> wie<strong>der</strong> auf. Aufschlußreich für das ursprüngliche Verständnis<br />

des Eigenkirchenrechts ist die Feststellung des Archidiakons, <strong>der</strong> das<br />

Patronatsrecht als Ausfluß des Zehntrechts, d. h. des Eigentums bezeichnet:<br />

ad tollendam ... discordiam super eodem iure patronatus, quod <strong>an</strong>nexum est decimae<br />

apud Prothego (K Best. 701 A VII,l Nr.9 BI. 4 v -Sv; BA Trier Abt. 32<br />

Nr. 101 BI. 124 V ). Diese Formulierung entspricht <strong>der</strong> im <strong><strong>St</strong>ift</strong>surbar aus<br />

<strong>der</strong> Zeit um 1100 fast stereotyp verwendeten Notierung: Tota decimatio<br />

parrochie de ... et <strong>in</strong>vestitura ecclesie Cardonensis est ecclesie, conductus <strong>in</strong> ecclesiam<br />

est prepositi (vgI. § 24, Abschnitt 2). Innerhalb des Pfarrbezirks erhielt die<br />

Filiale Valwig im Jahre 1337 durch den Trierer Erzbischof die Pfarrechte,<br />

<strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> Mutterkirche <strong>in</strong> Bruttig jedoch das Recht, dem Archidiakon<br />

den Pfarrer zur Präsentation zu benennen (vgI. Tille-Krudewig, Übersicht<br />

5 S. 22 Nr. 3; Kunstdenkm. Krs. Cochem 2 S. 776); die Filiale Ernst erhielt<br />

dieses Recht im Jahre 1377 durch den Trierer Erzbischof, <strong>der</strong> dem Pfarrer<br />

von Bruttig ebenfalls das Recht zur Präsentation des Pfarrers <strong>an</strong> den<br />

Archidiakon zuwies (CDRM 3 Nr. 562 S. 801). Die beiden Abtrennungsurkunden<br />

erl<strong>an</strong>gten jedoch nie ihre volle Rechtskraft. Bei den Visitationen<br />

von 1475 und 1569 werden Valwig und Ernst als Filialen von Bruttig<br />

beh<strong>an</strong>delt (Fabricius, Registrum visitationis S. 16) und die Erben <strong>der</strong><br />

Adelspatronatsherren von 1282 als Kollatoren bezeichnet (vgI. Hüllen,<br />

Dek<strong>an</strong>at Zell S. 62); nach Ausweis <strong>der</strong> Visitationsberichte übten diese ihre<br />

Rechte für Bruttig, Valwig und Ernst bis zum Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

aus.<br />

Dagegen kam es Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu e<strong>in</strong>er komplizierten<br />

Rechtsverän<strong>der</strong>ung, die im Visitationsbericht von 1569 so umschrieben<br />

wird, das <strong>Karden</strong>er Kapitel (dom<strong>in</strong>i Cardonenses) sei Pfarrer von Bruttig,<br />

habe aber ke<strong>in</strong>erlei Rechte zur Verleihung <strong>der</strong> Pfarrstelle (nihil autem iuris<br />

circa co//ationem habent). Noch im Jahre 1446 hatte <strong>der</strong> <strong>Karden</strong>er Archidiakon<br />

das Patronats- und Zehnt recht von Bruttig <strong>an</strong> J oh<strong>an</strong>n von Oirsburg und<br />

Dietrich von Brohl verliehen (K Best. 701, A VII,1 Nr. 9 BI. 48 V ), und im

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