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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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12 1. Quellen, Literatur und Denkmäler<br />

3. <strong>Das</strong> fränkisch-merow<strong>in</strong>gische Gräberfeld und die Kirche<br />

des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den seit 1965 durchgeführten Sicherungsarbeiten<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Kirche <strong>St</strong>. <strong>Kastor</strong>, bei denen <strong>der</strong> Innenraum, <strong>der</strong> Kreuzg<strong>an</strong>g<br />

mit dem Innenhof und Teile des die Kirche umgebenden Geländes <strong>in</strong><br />

Grabungen e<strong>in</strong>bezogen wurden, kamen im Untergrund die Fundamente<br />

des Vorgängerbaus <strong>an</strong>s Licht: e<strong>in</strong>e dreischiffige Basilika mit e<strong>in</strong>er Ausdehnung<br />

von rund 21 m Länge und 15 m Breite, die ohne Querhaus <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er gestelzten halbrunden Apsis mit e<strong>in</strong>em Basisdurchmesser und e<strong>in</strong>er<br />

Scheitellänge von je 6 m endete. Diese Basilika st<strong>an</strong>d auf e<strong>in</strong>em fränkischmerow<strong>in</strong>gischen<br />

Gräberfeld mit Beisetzungen des 6. und 7. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

<strong>Das</strong> Gräberfeld, von dem <strong>an</strong> die 200 Bestattungen <strong>in</strong>nerhalb wie außerhalb<br />

<strong>der</strong> Basilika aufgedeckt wurden, war im aufgegebenen zerstörten nördlichen<br />

Teil des römischen Vicus (mit <strong>der</strong> Grenze am Brohlbach) <strong>an</strong>gelegt worden.<br />

Die ältesten datierbaren Bestattungen aus dem Anf<strong>an</strong>g des 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

f<strong>an</strong>den sich <strong>in</strong>nerhalb des Kirchenraums. E<strong>in</strong>e unvollendet gebliebene<br />

Grab<strong>in</strong>schrift für das Mädchen Im<strong>in</strong>a führt das spätrömisch-christliche<br />

Formular <strong>der</strong> mit HIC REQUIESCIT IN PACE beg<strong>in</strong>nenden Inschriften<br />

mit HIC IN DEI NOMINE weiter und steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Überlieferungsl<strong>in</strong>ie<br />

mit den aus Boppard, Koblenz, An<strong>der</strong>nach und Kobern-Gondorf bek<strong>an</strong>nten<br />

Inschriften. E<strong>in</strong>e bereits im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t überlieferte Grab<strong>in</strong>schrift<br />

für Rasnehildis, e<strong>in</strong>e Frau aus dem fränkischen Adel, ist verschollen (vgl.<br />

Eiden, Ausgrabungen 3 S. 339-342)1).<br />

Zu dieser Kirche überführte <strong>der</strong> Trierer BischofWiomad (ca. 757 - 791)<br />

die auf dem spätrömisch-christlichen Gräberfeld im Südwesten des Vicus<br />

erhobenen Reliquien des hl. <strong>Kastor</strong>. Die Kirche war nach Angaben <strong>der</strong><br />

<strong>Kastor</strong>svita damals dem Trierer Bischof Paul<strong>in</strong>us geweiht. <strong>Das</strong> bezeugt<br />

auch <strong>der</strong> Bericht über die Tr<strong>an</strong>slation e<strong>in</strong>es Teils <strong>der</strong> <strong>Kastor</strong>reliquien nach<br />

Koblenz (836) mit <strong>der</strong> Bemerkung, die Kirche habe früher Haus des<br />

Heiligen Paul<strong>in</strong>us geheißen (vgl. § 6 a). E<strong>in</strong> Zeitpunkt post quem für die<br />

Erbauung dieser Kirche ergibt sich aus <strong>der</strong> Belegung des Friedhofes <strong>in</strong><br />

ihrem Untergrund noch im 7. Jahrhun<strong>der</strong>t. Da beim Bau <strong>der</strong> Kirche -<br />

bis auf e<strong>in</strong>e Ausnahme im Innenhof des Kreuzg<strong>an</strong>gs - nach dem Befund<br />

<strong>der</strong> Ausgrabungen auf die vorh<strong>an</strong>denen Gräber ke<strong>in</strong>e Rücksicht mehr<br />

genommen wurde, könnte <strong>der</strong> Bau nach Wahrung e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>gemessenen<br />

Pietätsfrist ab erster Hälfte des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts entst<strong>an</strong>den se<strong>in</strong> 2 ). Der<br />

Bericht über die Auff<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Kastor</strong>reliquien setzt ihre Existenz voraus.<br />

t) Zu dieser Inschrift vgl. PAULY, Bistum Trier 1 S. 31.<br />

2) Zur Wahrung <strong>der</strong> Pietätsfrist k<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> jüngeres Beispiel aus <strong>der</strong> <strong>St</strong>adt Trier dienen:<br />

Der <strong>in</strong>nerstädtische Friedhof bei <strong>der</strong> Kirche <strong>St</strong>. Barbara, kurz vor 1914 aufgehoben, best<strong>an</strong>d

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