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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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§ 3. Denkmäler 11<br />

lung Trierer Geschichtsquellen nicht selten als überkritisch kennenlernen<br />

k<strong>an</strong>n, hat Cartadomus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Magnerichvita mit <strong>Karden</strong> identifiziert.<br />

Wichtig <strong>in</strong> Eberw<strong>in</strong>s Mitteilung über die Bautätigkeit des Bischofs<br />

Magnerich ist <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis auf die Wie<strong>der</strong>herstellung zerstörter älterer<br />

Kirchen. Für die Trierer Abtei <strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Restaurierungsarbeiten -<br />

also ke<strong>in</strong> Neubau - durch Grabungen bestätigt l ). Es darf deshalb vielleicht<br />

auch für <strong>Karden</strong> <strong>an</strong>genommen werden, daß Magnerich e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit<br />

<strong>der</strong> Völkerw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung zerstörten o<strong>der</strong> ru<strong>in</strong>ierten Bau auf dem spätrömischfrühchristlichen<br />

Gräberfeld wie<strong>der</strong>hergestellt o<strong>der</strong> auch zusätzlich erweitert<br />

und dem älteren Patroz<strong>in</strong>ium, das nach <strong>der</strong> <strong>Kastor</strong>vita e<strong>in</strong> Marienpatroz<strong>in</strong>ium<br />

gewesen wäre, e<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>spatroz<strong>in</strong>ium h<strong>in</strong>zugefügt hat. E<strong>in</strong>e solche<br />

Tätigkeit des Bischofs würde - vergleicht m<strong>an</strong> die Nachricht des 10./<br />

11. Jahrhun<strong>der</strong>ts über se<strong>in</strong>en Erb- und Eigenbesitz <strong>in</strong> Cartadomus-<strong>Karden</strong><br />

- auch e<strong>in</strong>em natürlichen Interesse entsprechen, mit dem er als Grundherr<br />

für den Wie<strong>der</strong>aufbau bzw. die Wie<strong>der</strong>herstellung e<strong>in</strong>er Kirche sorgte, die<br />

nach germ<strong>an</strong>ischem Eigenkirchenrecht zu se<strong>in</strong>em Besitz gehörte.<br />

Die Identifizierung des im ältesten, vermutlich noch im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

abgefaßten Teil <strong>der</strong> <strong>Kastor</strong>vita gen<strong>an</strong>nten Cartadomus mit <strong>Karden</strong> ist von<br />

F.-J. Heyen <strong>in</strong> Frage gestellt worden 2 ). Diese Gleichsetzung ist aber bereits<br />

von dem Autor des im 11./12. Jahrhun<strong>der</strong>t geschriebenen Tr<strong>an</strong>slationsberichts<br />

<strong>der</strong>selben Vita vollzogen worden. Es heißt dort, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Schriften<br />

könne m<strong>an</strong> lesen (sicut <strong>in</strong> quibusdam scripturis legimus), <strong>Karden</strong> sei wegen<br />

<strong>der</strong> nahe <strong>an</strong> die <strong>Mosel</strong> her<strong>an</strong>reichenden Berge und <strong>der</strong> dadurch bed<strong>in</strong>gten<br />

Enge (des Tals) auch Carta-domus im S<strong>in</strong>ne von coarta domus = e<strong>in</strong>geengtes<br />

Haus gen<strong>an</strong>nt worden (AASS Februarii 2 S.666)3). Ebenso haben die<br />

Trierer Historiker Brower und Masen im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t Cartadomus<br />

durch den Zusatz Caradoni perveteri castello Rom<strong>an</strong>orum mit <strong>Karden</strong> identifiziert,<br />

ohne daß dort freilich e<strong>in</strong> römisches Kastell im militärischen S<strong>in</strong>ne<br />

existierte (Brower-Masen, Annales 1 S.332; Epitome S. 148). Mit dieser<br />

Beseitigung <strong>der</strong> Zweifel <strong>an</strong> <strong>der</strong> Identität von Cartadomus mit <strong>Karden</strong> ist<br />

freilich die Frage nach <strong>der</strong> Zugehörigkeit von <strong>Karden</strong> zum Ma<strong>in</strong>zer o<strong>der</strong><br />

zum Trierer Sprengel <strong>in</strong> spätrömischer bzw. merow<strong>in</strong>gischer Zeit nicht<br />

be<strong>an</strong>twortet (vgl. dazu § 6). Die Frage nach dem Besitz <strong>der</strong> Trierer Abtei<br />

<strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> villa Card<strong>in</strong>iacus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Mosel</strong>, die im Anh<strong>an</strong>g zur Vita<br />

des Bischofs Magnerich erwähnt wird, ist bei <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong><br />

geschichtlichen Entwicklung zu erörtern (vgl. § 7).<br />

t) V gl. K. BÖHNER, Die Anfänge <strong>der</strong> ehemaligen Abteikirche <strong>St</strong>. Mart<strong>in</strong> zu Trier<br />

(TrierZGKunst 18. 1949) S. 107 -131.<br />

2) V gl. F. J. HEYEN, <strong>Das</strong> Gebiet des nördlichen Mittelrhe<strong>in</strong>s S. 310/11.<br />

3) Vgl. F. PAULY, SiedlPfarrorg 1 S. 74-84.

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