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Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel

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90 4. Verfassung und Verwaltung<br />

über die Tatsache h<strong>in</strong>wegtäuschen, daß die <strong><strong>St</strong>ift</strong>skirche <strong>St</strong>. <strong>Kastor</strong> und die<br />

Liebfrauenkirche <strong>in</strong> <strong>Karden</strong> bis zur Aufhebung des <strong><strong>St</strong>ift</strong>s (1802) Pfarrkirchen<br />

waren, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Pfarrgottesdienst gehalten und die Sakramente<br />

gespendet wurden. E<strong>in</strong>zelheiten dazu vgI. <strong>in</strong> § 27. Aber auch die <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

im <strong><strong>St</strong>ift</strong>surbar aus <strong>der</strong> Zeit um 1100 gen<strong>an</strong>nten Kirchen samt den auf <strong>der</strong>en<br />

Territorien nach 1100 entst<strong>an</strong>denen j~geren Pfarreien st<strong>an</strong>den h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Seelsorge ursprünglich <strong>in</strong> sehr enger Verb<strong>in</strong>dung zum <strong><strong>St</strong>ift</strong>, und zwar<br />

nicht e<strong>in</strong>fach im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er patronatsrechtlichen Abhängigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>er Verbundenheit mit dem Propst bzw. mit dem <strong><strong>St</strong>ift</strong>skollegium, die<br />

persönliche Verpflichtungen zur Seelsorge hatten, auch wenn sie diese<br />

durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Priester ausüben ließen. Nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelzeugnis aus dem<br />

12. Jahrhun<strong>der</strong>t setzen die Belege <strong>in</strong> größerer Zahl mit dem 15. und 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>. So heißt es im Visitationsbericht von 1475 für die Pfarrei<br />

Ellenz a. d. <strong>Mosel</strong>, Pfarrer seien die K<strong>an</strong>oniker <strong>in</strong> <strong>Karden</strong> (pastores sunt<br />

c<strong>an</strong>onici <strong>in</strong> Cardona); ähnlich lautet die Formulierung für die Pfarrei Kehrig<br />

(v gl. Fabricius, Registrum visitationis S. 16 u. 28). In gleicher Weise<br />

ersche<strong>in</strong>t das <strong>Karden</strong>er Kapitel im Visitationsbericht von 1569 als Pfarrer<br />

von Sabershausen, Müden, Treis und Macken (vgI. Hüllen, Dek<strong>an</strong>at Zell<br />

S. 67, 70-74). Am stärksten tritt diese B<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Bemerkungen über<br />

die Pfarrei Bruttig (mit den Filialen Ernst, Nie<strong>der</strong>-Ernst, F<strong>an</strong>kel und<br />

Valwig) hervor. In diesem Bezirk, <strong>der</strong> dem <strong><strong>St</strong>ift</strong> bereits früh verlorengeg<strong>an</strong>gen<br />

war und als Lehen vom Archidiakon ( und Propst) von <strong>Karden</strong><br />

verliehen wurde, übten drei Adelsfamilien das Patronatsrecht für die<br />

Pfarrbenefizien <strong>in</strong> Bruttig, Ernst und Valwig aus (vgI. § 27: Bruttig);<br />

dennoch bezeichnet <strong>der</strong> Visitations bericht von 1569 die <strong>Karden</strong>er K<strong>an</strong>oniker<br />

als Pfarrer des g<strong>an</strong>zen Bezirks: pastor c<strong>an</strong>onici Cardonenses (vgl. Hüllen,<br />

Dek<strong>an</strong>at Zell S. 62). Dieser Rechtszust<strong>an</strong>d geht auf das Jahr 1293 zurück,<br />

als <strong>der</strong> Dek<strong>an</strong> Sebert alle se<strong>in</strong>e Rechte (ius collationis, presentationis, <strong>in</strong>stitutionis<br />

et destitutionis) <strong>an</strong> den dem <strong><strong>St</strong>ift</strong> unterstellten Kirchen dem Kapitel übertrug<br />

(BA Trier Abt. 95 Nr. 292 BI. 11). Daß diese Rechte aber e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />

realen Bezug zu den e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong>n des Kapitels hatten,die als<br />

Pfarrer <strong>in</strong> die dem <strong><strong>St</strong>ift</strong> gehörenden Pfarreien g<strong>in</strong>gen, zeigt die Regelung<br />

<strong>der</strong> Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei Oberlehmen im Jahre 1192: Bei <strong>der</strong><br />

Rückgabe <strong>der</strong> dem <strong><strong>St</strong>ift</strong> entfremdeten Kirche bestimmte <strong>der</strong> Trierer<br />

Erzbischof, sie sei <strong>in</strong> Zukunft durch Propst und Dek<strong>an</strong> von <strong>Karden</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Mitglied des Kapitels als vicarius sacerdos zu verleihen, <strong>der</strong> sich für die Zeit<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit im Pfarrdienst von den <strong>an</strong><strong>der</strong>en K<strong>an</strong>onikern nur dadurch<br />

unterscheide, daß ihm das Recht zur Teilnahme <strong>an</strong> den Kapitelssitzungen<br />

fehle (MrhUB 2 Nr. 122 S. 164). Fälle dieser Art s<strong>in</strong>d auch für die <strong><strong>St</strong>ift</strong>e<br />

Pfalzel bei Trier, <strong>St</strong>. Flor<strong>in</strong>-Koblenz und <strong>St</strong>. <strong>Kastor</strong>-Koblenz bek<strong>an</strong>nt (vgI.<br />

Pauly, SiedlPfarrorg 1 S. 95-97) und bezeichnen den Rechtszust<strong>an</strong>d, wie

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