zahn info INFORMATION FÜR ZAHNÄRZTINNEN UND ZAHNÄRZTE halten war diese hübsche blonde Patientin aus Münchendorf, von der ich jetzt berichten will. Männlich-emanzipiert war sie, kürzester Haarschnitt, forsch ausschreitend der Gang, männlich orientierte Kleidung. Sachbetonte, nüchterne Ausdrucksweise, wohl unfähig zu Gefühlsäußerungen. (Das musste ihr Gatte wohl auch bald fröstelnd bemerkt haben, denn ein Jahr darauf ließ er sich scheiden, heiratete ein typisches „Mütterchen“ und hatte mit ihr zwei reizende Kinder!) Hübsch war sie, dass musste man ihr lassen. Von der kalten Schönheit eines klaren Bergquells. Ebenso eilig hatte sie es auch. Man sah sie auf der Strasse nur laufen. Beruflich war sie ungeheuer ehrgeizig (Büro), nebenbei ging sie turnen, lernte italienisch – kurzum eine „moderne“ Frau, die sich, was heute als schick gilt „selbstverwirklichte“. Wie die Ehe dies vertrug, war ihr völlig schnurz, denn sie hatte ein Recht auf Selbstverwirklichung! Als die Ehe dann auch tatsächlich kaputtging, war sie die Verblüffteste und ist sich bis heute nicht der geringsten Schuld bewusst. Der seelisch geschundene Gatte (ach das gibt es, glauben Sie mir), hatte sowieso die Schuld auf sich genommen, um diesen Eisblock loszuwerden. Diese Begleitumstände erfuhr ich jedoch erst Jahre danach von anderen. Sie war nun zum ersten Mal in meiner Praxis und fragte mich, kaum dass sie sich gesetzt hatte, forsch: „Sind Sie eigentlich eine zarte <strong>Zahn</strong>behandlerin?“ Ich schmunzelte und meinte, dass ein Großteil meiner Patienten dies schon von mir sagen. Worauf sie aufsprang, den kessen Hut wieder aufstülpte und fauchte: “Sind Sie mir nicht gram, aber da muss ich zu einem anderen <strong>Zahn</strong>arzt gehen! Ich mag nämlich Behandler, die immerfort fragen, tut’s weh, tut’s sehr weh’, überhaupt nicht. Ich brauch einen, der mir ohne langem Gefasel gleich fünf bis acht Plomben macht.“ Sie rauschte ab wie eine Hochsee-Fregatte. Nach dieser Rede wäre ich, weiß Gott, der ideale <strong>Zahn</strong>behandler für sie gewesen! Denn ich bin nicht nur ein sehr mitfühlender, sondern auch ein sehr wandlungsfähiger Mensch! Wäre dieses Goldstück nur geblieben (aber sie rannte ja, wie von Furien gehetzt, bei der Türe hinaus) – ich hätte derart lustvoll in ihren Zähnen gebohrt, bis der letzte Rest emanzipierter Dummheit einem erlösenden Tränenschwall Platz gemacht hätte… Sie muss dies aber geahnt haben. Solche Frauen brauchen männliche <strong>Zahn</strong>behandler – und in der Ehe einen Mann wie Edi, den Ex-Zuhälter! Bevor sie „menschlich“ werden. Ganz anders war das sanfte Mädchen, das bald darauf meinen Behandlungsstuhl drückte. Leicht drückte, denn zart war es, schüchtern und vielleicht auch nicht mit dem allerhöchsten Intelligenzquotienten ausgerüstet. Je mehr ich bohrte, umso mehr lächelte es vor sich hin. Nachdem mich die Nervnähe schon bald beängstigte, fragte ich nach dem Grund Ihrer Heiterkeit. „Bohren Sie nur, es kitzelt soo schön..“ Ja, wie verschieden sind sie doch, die Guten! 14
www.wgkk.at Frohe Weihnachten, erholsame Feiertage und ein gesundes neues Jahr wünschen Ihnen und Ihrer Familie der Vorstand und die Generaldirektion der WGKK Mag. a Ingrid Reischl Obfrau Hofrat Ing. Mag. Erich Sulzbacher Generaldirektor 15