Zahn Info Dezember 2013 - Wiener Gebietskrankenkasse
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zahn info<br />
INFORMATION FÜR ZAHNÄRZTINNEN UND ZAHNÄRZTE<br />
halten war diese hübsche blonde Patientin aus<br />
Münchendorf, von der ich jetzt berichten will.<br />
Männlich-emanzipiert war sie, kürzester Haarschnitt,<br />
forsch ausschreitend der Gang, männlich<br />
orientierte Kleidung. Sachbetonte, nüchterne<br />
Ausdrucksweise, wohl unfähig zu Gefühlsäußerungen.<br />
(Das musste ihr Gatte wohl<br />
auch bald fröstelnd bemerkt haben, denn ein<br />
Jahr darauf ließ er sich scheiden, heiratete ein<br />
typisches „Mütterchen“ und hatte mit ihr zwei<br />
reizende Kinder!)<br />
Hübsch war sie, dass musste man ihr lassen.<br />
Von der kalten Schönheit eines klaren Bergquells.<br />
Ebenso eilig hatte sie es auch. Man sah<br />
sie auf der Strasse nur laufen. Beruflich war sie<br />
ungeheuer ehrgeizig (Büro), nebenbei ging sie<br />
turnen, lernte italienisch – kurzum eine „moderne“<br />
Frau, die sich, was heute als schick gilt<br />
„selbstverwirklichte“. Wie die Ehe dies vertrug,<br />
war ihr völlig schnurz, denn sie hatte ein Recht<br />
auf Selbstverwirklichung!<br />
Als die Ehe dann auch tatsächlich kaputtging,<br />
war sie die Verblüffteste und ist sich bis heute<br />
nicht der geringsten Schuld bewusst. Der<br />
seelisch geschundene Gatte (ach das gibt es,<br />
glauben Sie mir), hatte sowieso die Schuld auf<br />
sich genommen, um diesen Eisblock loszuwerden.<br />
Diese Begleitumstände erfuhr ich jedoch<br />
erst Jahre danach von anderen.<br />
Sie war nun zum ersten Mal in meiner Praxis<br />
und fragte mich, kaum dass sie sich gesetzt<br />
hatte, forsch: „Sind Sie eigentlich eine<br />
zarte <strong>Zahn</strong>behandlerin?“ Ich schmunzelte und<br />
meinte, dass ein Großteil meiner Patienten dies<br />
schon von mir sagen. Worauf sie aufsprang,<br />
den kessen Hut wieder aufstülpte und fauchte:<br />
“Sind Sie mir nicht gram, aber da muss ich zu<br />
einem anderen <strong>Zahn</strong>arzt gehen! Ich mag nämlich<br />
Behandler, die immerfort fragen, tut’s weh,<br />
tut’s sehr weh’, überhaupt nicht. Ich brauch einen,<br />
der mir ohne langem Gefasel gleich fünf<br />
bis acht Plomben macht.“<br />
Sie rauschte ab wie eine Hochsee-Fregatte.<br />
Nach dieser Rede wäre ich, weiß Gott, der<br />
ideale <strong>Zahn</strong>behandler für sie gewesen! Denn<br />
ich bin nicht nur ein sehr mitfühlender, sondern<br />
auch ein sehr wandlungsfähiger Mensch!<br />
Wäre dieses Goldstück nur geblieben (aber sie<br />
rannte ja, wie von Furien gehetzt, bei der Türe<br />
hinaus) – ich hätte derart lustvoll in ihren Zähnen<br />
gebohrt, bis der letzte Rest emanzipierter<br />
Dummheit einem erlösenden Tränenschwall<br />
Platz gemacht hätte… Sie muss dies aber<br />
geahnt haben.<br />
Solche Frauen brauchen männliche <strong>Zahn</strong>behandler<br />
– und in der Ehe einen Mann wie Edi,<br />
den Ex-Zuhälter! Bevor sie „menschlich“ werden.<br />
Ganz anders war das sanfte Mädchen,<br />
das bald darauf meinen Behandlungsstuhl<br />
drückte. Leicht drückte, denn zart war es,<br />
schüchtern und vielleicht auch nicht mit dem<br />
allerhöchsten Intelligenzquotienten ausgerüstet.<br />
Je mehr ich bohrte, umso mehr lächelte<br />
es vor sich hin. Nachdem mich die Nervnähe<br />
schon bald beängstigte, fragte ich nach dem<br />
Grund Ihrer Heiterkeit. „Bohren Sie nur, es kitzelt<br />
soo schön..“<br />
Ja, wie verschieden sind sie doch, die Guten!<br />
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