14.01.2014 Aufrufe

Zahn Info Dezember 2013 - Wiener Gebietskrankenkasse

Zahn Info Dezember 2013 - Wiener Gebietskrankenkasse

Zahn Info Dezember 2013 - Wiener Gebietskrankenkasse

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zahn info<br />

INFORMATION FÜR ZAHNÄRZTINNEN UND ZAHNÄRZTE<br />

halten war diese hübsche blonde Patientin aus<br />

Münchendorf, von der ich jetzt berichten will.<br />

Männlich-emanzipiert war sie, kürzester Haarschnitt,<br />

forsch ausschreitend der Gang, männlich<br />

orientierte Kleidung. Sachbetonte, nüchterne<br />

Ausdrucksweise, wohl unfähig zu Gefühlsäußerungen.<br />

(Das musste ihr Gatte wohl<br />

auch bald fröstelnd bemerkt haben, denn ein<br />

Jahr darauf ließ er sich scheiden, heiratete ein<br />

typisches „Mütterchen“ und hatte mit ihr zwei<br />

reizende Kinder!)<br />

Hübsch war sie, dass musste man ihr lassen.<br />

Von der kalten Schönheit eines klaren Bergquells.<br />

Ebenso eilig hatte sie es auch. Man sah<br />

sie auf der Strasse nur laufen. Beruflich war sie<br />

ungeheuer ehrgeizig (Büro), nebenbei ging sie<br />

turnen, lernte italienisch – kurzum eine „moderne“<br />

Frau, die sich, was heute als schick gilt<br />

„selbstverwirklichte“. Wie die Ehe dies vertrug,<br />

war ihr völlig schnurz, denn sie hatte ein Recht<br />

auf Selbstverwirklichung!<br />

Als die Ehe dann auch tatsächlich kaputtging,<br />

war sie die Verblüffteste und ist sich bis heute<br />

nicht der geringsten Schuld bewusst. Der<br />

seelisch geschundene Gatte (ach das gibt es,<br />

glauben Sie mir), hatte sowieso die Schuld auf<br />

sich genommen, um diesen Eisblock loszuwerden.<br />

Diese Begleitumstände erfuhr ich jedoch<br />

erst Jahre danach von anderen.<br />

Sie war nun zum ersten Mal in meiner Praxis<br />

und fragte mich, kaum dass sie sich gesetzt<br />

hatte, forsch: „Sind Sie eigentlich eine<br />

zarte <strong>Zahn</strong>behandlerin?“ Ich schmunzelte und<br />

meinte, dass ein Großteil meiner Patienten dies<br />

schon von mir sagen. Worauf sie aufsprang,<br />

den kessen Hut wieder aufstülpte und fauchte:<br />

“Sind Sie mir nicht gram, aber da muss ich zu<br />

einem anderen <strong>Zahn</strong>arzt gehen! Ich mag nämlich<br />

Behandler, die immerfort fragen, tut’s weh,<br />

tut’s sehr weh’, überhaupt nicht. Ich brauch einen,<br />

der mir ohne langem Gefasel gleich fünf<br />

bis acht Plomben macht.“<br />

Sie rauschte ab wie eine Hochsee-Fregatte.<br />

Nach dieser Rede wäre ich, weiß Gott, der<br />

ideale <strong>Zahn</strong>behandler für sie gewesen! Denn<br />

ich bin nicht nur ein sehr mitfühlender, sondern<br />

auch ein sehr wandlungsfähiger Mensch!<br />

Wäre dieses Goldstück nur geblieben (aber sie<br />

rannte ja, wie von Furien gehetzt, bei der Türe<br />

hinaus) – ich hätte derart lustvoll in ihren Zähnen<br />

gebohrt, bis der letzte Rest emanzipierter<br />

Dummheit einem erlösenden Tränenschwall<br />

Platz gemacht hätte… Sie muss dies aber<br />

geahnt haben.<br />

Solche Frauen brauchen männliche <strong>Zahn</strong>behandler<br />

– und in der Ehe einen Mann wie Edi,<br />

den Ex-Zuhälter! Bevor sie „menschlich“ werden.<br />

Ganz anders war das sanfte Mädchen,<br />

das bald darauf meinen Behandlungsstuhl<br />

drückte. Leicht drückte, denn zart war es,<br />

schüchtern und vielleicht auch nicht mit dem<br />

allerhöchsten Intelligenzquotienten ausgerüstet.<br />

Je mehr ich bohrte, umso mehr lächelte<br />

es vor sich hin. Nachdem mich die Nervnähe<br />

schon bald beängstigte, fragte ich nach dem<br />

Grund Ihrer Heiterkeit. „Bohren Sie nur, es kitzelt<br />

soo schön..“<br />

Ja, wie verschieden sind sie doch, die Guten!<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!