Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FKZ 01UM022/1 ... - BLE
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FVH Az UM022/1 „Biol. Bekämpfung Apfelwickler“ Hopfenbauverein Immenstaad Abschlußbericht 2<br />
1 Aufgabenstellung<br />
Seit 15.1.1992 ist das Granuloviruspräparat „Granupom“ in Deutschland als Pflanzenschutzmittel<br />
zugelassen. Diese Zulassung bedeutete den letztendlichen Erfolg aber auch das<br />
Ende über 25-jähriger intensiver <strong>Forschungs</strong>arbeit über den Apfelwicklergranulosevirus<br />
(Huber, 1990) <strong>und</strong> wurde als grosser Fortschritt für den biologischen Pflanzenschutz<br />
gewertet.<br />
In der breiten Praxis des integrierten Obstbaus konnte sich das Viruspräprat in den<br />
Folgejahren aber nicht durchsetzen, die Anwendung blieb weitgehend auf ökologisch<br />
wirtschaftende Betriebe beschränkt. 1996 folgte die Zulassung von MADEX 3, einem<br />
Präparat der Fa. Andermatt Biocontrol AG durch die Firma Agrinova, der Marktanteil blieb<br />
aber nach wie vor sehr gering.<br />
Dies war wohl im wesentlichen auf die relativ hohen Kosten <strong>und</strong> die notwendige häufige<br />
Anwendung der empfohlenen Virus-Behandlungen zurückzuführen. Hierzu kam ein im<br />
Vergleich zu den verfügbaren synthetischen Insektiziden eher geringerer Wirkungsgrad<br />
(Höhn, 1998). Es war zwar bekannt <strong>und</strong> in wenigen Versuchsparzellen beobachtet, dass das<br />
Viruspräparat bei der Reduzierung der Folgepopulation wesentlich höhere Wirkungsgrade<br />
aufweist als bei der Reduzierung des Fruchtschadens (Huber & Dickler, 1976; Charmillot,<br />
1998). Dies wurde aber nie in einer breiten Praxisanwendung überprüft <strong>und</strong> schien für die<br />
Bekämpfung damals von untergeordneter Bedeutung.<br />
Nachdem zulassungsbedingt nur noch wenige synthetische Insektizide zur Bekämpfung des<br />
Apfelwicklers zur Verfügung standen <strong>und</strong> zunehmend vor allem in bestimmten Regionen in<br />
Süddeutschland Resistenzprobleme auftraten, wurde 1996 am Bodensee mit der Einführung<br />
der Verwirrungsmethode in die breite Praxis begonnen (Trautmann et al., 1998). Im Zuge<br />
dieser Entwicklung veränderte sich auch das Bekämpfungskonzept. Statt in kleinen<br />
Parzellen das Einbohren der Larven in die Früchte durch Insektizidanwendung zu verhindern,<br />
wurde jetzt eine grossflächig <strong>und</strong> längerfristig angelegte Bekämpfungsstrategie<br />
angedacht. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie war die Reduzierung der Apfelwicklerpopulation.<br />
Als sich zeigte, dass bei der Verwirrungsmethode meist zusätzlich Insektizidbehandlungen<br />
durchgeführt werden müssen, um die Population niedrig zu halten (Trautmann et al., 1999),<br />
schien das Granulovirus aufgr<strong>und</strong> seiner spezifischen Wirkungsweise (Reduzierung der<br />
Population auch bei geringerer Aufwandmenge) für diesen Bereich sehr interessant zu sein<br />
(Dickler, 1999).<br />
In Praxisanlagen konnte nachgewiesen werden, dass Granulovirus als Zusatzbehandlung<br />
zur Verwirrung, d.h. zur Reduzierung der Folgepopulation, sogar besser geeignet ist als die<br />
verfügbaren synthetischen insektizide (Kienzle et al., 2001).<br />
Diese Ergebnisse legten den Gedanken an eine flächendeckende Strategie zur Bekämpfung<br />
des Apfelwicklers mittels einer Kombination von Verwirrung <strong>und</strong> Granulovirusbehandlungen<br />
nahe. Während jedoch die Verwirrungsmethode, die nur auf grossen Flächen wirksam ist,<br />
inzwischen in Form von Verwirrungsgemeinschaften auf Teilen der Gemarkung anlagenübergreifend<br />
organisiert wurde, wurden die Zusatzbehandlungen bisher anlagenspezifisch<br />
ohne Absprache ausgeführt. Streuobstbäume oder ähnliche Landschaftsstrukturen wurden<br />
zwar mit Dispensern für die Verwirrung bestückt, damit sich eine zusammenhängende<br />
Pheromonwolke bilden konnte, eine Reduzierung der Ausgangspopulation war jedoch in<br />
diesen Strukturen nicht möglich. Ein Einsatz synthetischer Insektizide verbietet sich in<br />
Streuobstbeständen von selbst, der häufige Einsatz von Granulovirus war aus arbeitstechnischen<br />
Gründen nicht möglich. Diese Faktoren führten dazu, dass sich besonders in<br />
relativ zusammenhängenden <strong>und</strong> eigentlich für ein flächendeckendes Konzept geeigneten<br />
Obstbaugebieten immer wieder hohe Apfelwicklerpopulationen aufbauen konnten, die den<br />
Erfolg der Verwirrungsmethode in Frage stellten.