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Andreas Lang († 1502). Abt des ... - Bezirk Oberfranken

Andreas Lang († 1502). Abt des ... - Bezirk Oberfranken

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<strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> († <strong>1502</strong>)<br />

<strong>Abt</strong> <strong>des</strong> Benediktinerklosters St. Michael zu Bamberg<br />

Martin Hofmann, Vogt <strong>des</strong> Benediktinerklosters Michelsberg zu Bamberg veröffentlichte<br />

1595 eine Geschichte der Stadt Bamberg und der Michelsberger Äbte,<br />

die er dem Fürstbischof und dem amtierenden <strong>Abt</strong> widmete. Darin würdigte er<br />

ausführlich den hundert Jahre zuvor lebenden <strong>Abt</strong> <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> und die Gegend,<br />

der dieser entstammte. Deren Schilderung beginnt wie folgt:<br />

„Est Babebergenses inter pulcherrima montes<br />

Exit et in longas vallis utrimque plagas.<br />

Quam super hinc caelo surgens stat saxea rupes,<br />

Quae vetus a gradibus nomen adepta tenet.“<br />

„Dort inmitten der Höhen <strong>des</strong> Babenberger Gebirges<br />

Dehnt sich ein herrliches Tal weit durch die Lande dahin,<br />

Himmelan hebt darüber ein Fels die steinerne Stirne,<br />

Nach seinen Staffeln gewiß schon von den Alten benamst.“<br />

(Übersetzung: Michel Hofmann)<br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> entstammte einer alteingesessenen Staffelsteiner Familie. 1486<br />

schrieb er an Vogt, Bürgermeister und Rat von Staffelstein, daß „unnser Eltern bey<br />

euch und der Stat lanng mitleidlich herkomen“. Zu der Familie könnte Conradus<br />

<strong>Lang</strong> gehören, der sich 1419 an der Universität Wien immatrikulierte.<br />

Kontakte <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es nach Staffelstein lassen sich kaum nachweisen, hatte doch<br />

das Kloster keinen Besitz in der Stadt und ihrer Gemarkung. Nur der erwähnte<br />

Brief <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es an die Staffelsteiner Würdenträger ist bekannt: Er verwandte sich<br />

1486 dafür, daß sein Bruder Hans <strong>Lang</strong> – damals Kastner <strong>des</strong> michelsbergischen<br />

Klosteramtes Rattelsdorf – dem Bamberger Domkapitel als Stadtschreiber empfohlen<br />

werde. Ob er diese Stelle tatsächlich erlangte, ist unbekannt.<br />

Erstmals wird <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> bei seiner <strong>Abt</strong>swahl am 6. Februar 1483 für uns<br />

faßbar. Unter den 25 Mönchen <strong>des</strong> Benediktinerklosters St. Michael war er nicht<br />

der einzige Staffelsteiner: Aus <strong>Lang</strong>s Heimatstadt kam auch Friedrich Meiß,<br />

der 1485/86 dem michelsbergischen Priorat St. Jakob in Stettin vorstand; ein weiterer<br />

Mönch aus Staffelstein, Johannes – möglicherweise war sein Nachname Amberger<br />

–, hatte um 1470 ein Antiphonar, ein großformatiges Buch für den Chorgesang,<br />

geschrieben.<br />

Als <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> an die Spitze <strong>des</strong> 1015 gegründeten, mit umfangreichem Besitz<br />

ausgestatteten Klosters trat, waren die Spuren einer tiefen, Jahrzehnte zurückliegenden<br />

Krise noch spürbar. Wie die meisten süddeutschen Benediktinerkonvente<br />

nahm die monastische Gemeinschaft auf dem Michelsberg um 1400<br />

ausschließlich Adlige auf. Deren Leben war nicht allein an der Benediktsregel ausgerichtet,<br />

sondern ebenso am adligen Selbstverständnis, was im frühen 15. Jahrhundert<br />

auf immer lauter werdende Kritik stieß.<br />

Hinzu kam der wirtschaftliche Verfall <strong>des</strong> Klosters St. Michael seit dem 13. Jahrhundert.<br />

Gesteigert wurde die wirtschaftliche Krise der hochverschuldeten <strong>Abt</strong>ei<br />

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32 <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

noch aufgrund erheblicher Zahlungen in die Hochstiftskasse zur Zeit der Hussitenkriege<br />

sowie aufgrund der Plünderung <strong>des</strong> Klosters durch Bamberger Bürger<br />

1435 im Zuge <strong>des</strong> Immunitätenstreits, als die Stadtgemeinde bemüht war, die rechtliche<br />

Sonderstellung der Wohnviertel um die Kanonikerstifte und das Kloster Michelsberg<br />

zu beseitigen.<br />

Die Reformbestrebungen innerhalb <strong>des</strong> Benediktinerordens wurden aufgenommen<br />

von den Bischöfen, die bestrebt waren, der Benediktsregel wieder zur vollen<br />

Geltung zu verhelfen. Erste Maßnahmen ergriff in Bamberg Bischof Albrecht von<br />

Wertheim (reg. 1399–1421), als er 1419 das Kloster visitiert hatte und in der Folge<br />

die Beseitigung diverser Mißstände forderte. Doch erst nach zahlreichen vergeblichen<br />

Anläufen gelang es 1463 Bischof Georg von Schaumberg (reg. 1459–1475),<br />

den <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> als besonnenen Mann von großem religiösen Eifer rühmte, die<br />

Reform durchzusetzen. Aufgefordert vom Papst, entzog er das Kloster seinem<br />

Weihbischof, der es als Kommendatarabt geleitet hatte, und führte als <strong>Abt</strong> Eberhard<br />

von Venlo († 1475) ein, der bis dahin dem Kloster Jakobsberg bei Mainz vorgestanden<br />

hatte und einst Sekretär <strong>des</strong> Legaten Enea Silvio Piccolomini, <strong>des</strong> nunmehrigen<br />

Papstes Pius II., gewesen war.<br />

Eberhard von Venlo, der noch eine langwierige Auseinandersetzung mit geflohenen<br />

adligen Konventualen auszufechten hatte – sie hatten ein Gutteil <strong>des</strong> Klosterschatzes<br />

mitgenommen –, brachte von St. Jakob, vielleicht auch von St. Peter in<br />

Erfurt einige Mönche mit sich; wirtschaftserfahrene Konventualen ließ er aus<br />

Lorsch kommen. Doch bald traten Einheimische hinzu, unter ihnen <strong>Andreas</strong><br />

<strong>Lang</strong>, der angeblich von seinen Eltern zur Erziehung ins Kloster gegeben worden<br />

war und die Anerkennung <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es Eberhard gewann. Mit welchen Aufgaben er<br />

nach seiner feierlichen Profeß unter Eberhard von Venlo und unter seinem Nachfolger,<br />

<strong>Abt</strong> Ulrich Haug († 1483), betraut war, wissen wir nicht. Er hebt lediglich<br />

in seiner Geschichte der Michelsberger Äbte das gute Verhältnis hervor, das diese<br />

Prälaten zu ihm gehabt hätten.<br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> trat das Amt <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es mit großer Energie an. Schon eine Woche<br />

nach seiner Wahl, am 13. Februar 1483, war ein umfassen<strong>des</strong> Inventar <strong>des</strong> Klosters<br />

fertiggestellt, das nicht nur den gesamten beweglichen Besitz, sondern auch den<br />

Personalstand und eine Übersicht über die Einnahmen umfaßte. Wenige Monate<br />

darauf erwiesen sich Reparaturen am Dach der Klosterkirche als unumgänglich.<br />

Provisorisch wiederhergestellt, wurde das Dach im Sommer 1484 neu mit Bleitafeln<br />

gedeckt. Im selben Jahr ließ <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> die unter seinem Vorgänger begonnene<br />

Wasserleitung ins Kloster vollenden. Weitere Baumaßnehmen kamen hinzu:<br />

1486 eine Renovierung der Innenwände der Kirche, 1487 der Bau eines<br />

Gewölbes zwischen beiden Türmen, 1490/91 der Bau einer Orgel durch einen<br />

böhmischen Franziskaner, 1492 der Neubau <strong>des</strong> eingestürzten Dormitoriums, der<br />

20 Mönchszellen aufnahm, und die Erweiterung <strong>des</strong> Kapitelshauses, 1494 die Anschaffung<br />

von acht Bildern aus der Passionsgeschichte und eines Bildnisses der hl.<br />

Kunigunde – Werken <strong>des</strong> Malers und Bildschnitzers Ulrich Hubner – für den<br />

Hochaltar. Ferner erneuerte er Seitenaltäre und kaufte liturgische Gewänder sowie<br />

einen Baldachin für theophorische Prozessionen. Die Bibliothek, die er mehrmals<br />

inventarisieren ließ – kurz nach seiner Wahl waren etwa 520 Bücher im Kloster<br />

vorhanden –, erweiterte er in elf Jahren um rund 100 Bände; drei Inventare sowie


<strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

die Liste der Akquisitionen bis 1494 sind erhalten. Auch auf qualitätvolle Bindung<br />

der Bücher, für die teils ein Klosterbruder, teils ein Laie verantwortlich war, scheint<br />

der <strong>Abt</strong> großen Wert gelegt zu haben.<br />

Die wirtschaftlichen Grundlagen <strong>des</strong> Klosters, der reiche, vom 11. bis zum 13.<br />

Jahrhundert angehäufte Grundbesitz, waren in Unordnung geraten. So gelang es<br />

dem Kloster nicht, seine Rechte gegenüber den eigenen Hintersassen geltend zu<br />

machen, teils, weil es selbst darum nicht wußte, teils, weil sich abweichende Abgaben<br />

eingebürgert hatten, teils, weil sich Hintersassen schlicht weigerten, das Gebotene<br />

zu entichten. So lag denn die tatsächliche Höhe der Einkünfte um 1480 bei<br />

58,5 Prozent der Sollhöhe.<br />

Unter diesen Umständen konnten auch die Reformäbte ab 1463, <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

eingeschlossen, der Verschuldung ihres Klosters offenbar nicht Herr werden. Verkäufe<br />

erwiesen sich als erforderlich; so wurden 1496 die Güter und Rechte <strong>des</strong><br />

Klosters in Unfinden (Unterfranken) veräußert. Bestrebungen der Äbte, die Wirtschaftskraft<br />

zu stärken, sind zwar festzustellen, ohne daß man eine stringente Politik<br />

ablesen könnte. So ließ <strong>Abt</strong> <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> 1486 einen großen See bei Rattelsdorf<br />

anlegen, nachdem schon seine Vorgänger der Förderung der Fischzucht einige<br />

Aufmerksamkeit gewidmet hatten. 1489–1492 ließ er den Kasten, das klösterliche<br />

Verwaltungsgebäude, in Rattelsdorf, wo 1486 Hans <strong>Lang</strong>, der Bruder <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es,<br />

als Kastner gewirkt hatte; auch der Bruder von <strong>Lang</strong>s Vorgänger Ulrich Haug hatte<br />

übrigens als Kastner von Gremsdorf im Dienst der <strong>Abt</strong>ei gestanden. Es gehört<br />

zu den wirtschaftlichen Bemühungen, wenn <strong>Abt</strong> <strong>Andreas</strong>, wie Joachim Heinrich<br />

Jäck berichtet, erhebliche Beträge für alchemistische Versuche ausgab.<br />

Daß <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> ebenso wie die Äbte Eberhard und Ulrich auf Klosterzucht<br />

hielt, überliefern sein biographische Notizen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Beleg<br />

dafür, daß er sein Augenmerk auf die rechte monastische Ordnung richtete, ist der<br />

häufige Wechsel in der Besetzung <strong>des</strong> Priorats zu Stettin; <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> wollte verhindern,<br />

daß sich der weit entfernt wirkende Mönch auf lange Zeit seiner Kontrolle<br />

entzogen war.<br />

Mit seinen Bau- und Ausstattungsmaßnahmen setzte <strong>Abt</strong> <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> die Politik<br />

seiner beiden Vorgänger kraftvoll fort; im Unterschied zu diesen entwickelte<br />

er überdies eine rege literarische Tätigkeit, wobei er Kontakt hielt zu illustren Gelehrten.<br />

So wurde er medizinisch behandelt – erstmals, soweit nachzuweisen, im<br />

Jahr 1490 wegen eines Augenleidens – von dem Nürnberger Arzt Hartmann Schedel<br />

(1440–1514), mit dem er wohl freundschaftlich verbunden war. Schedel hat als<br />

humanistischer Autor und Sammler, namentlich als Herausgeber einer umfassenden<br />

Weltchronik („Liber chronicarum“) mit reichem Buchschmuck – erschienen<br />

1493 – Berühmtheit erlangt. Daß in diesem Werk der hl. Otto von Bamberg besonders<br />

hervorgehoben wurde, rührt wohl von der Freundschaft <strong>des</strong> Michelsberger<br />

<strong>Abt</strong>es mit dem Verfasser her. Noch in seinem Sterbejahr <strong>1502</strong> traf <strong>Andreas</strong><br />

<strong>Lang</strong> ihn zweimal, in einem Fall gemeinsam mit dem <strong>Abt</strong> <strong>des</strong> Nürnberger Benediktinerklosters<br />

St. Egidien, Johann Radenecker (1441/42–1504), der seinerseits<br />

eine zentrale Gestalt im humanistisch geprägten Geistesleben der Reichsstadt war.<br />

Gut bekannt war <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> auch mit einem weiteren namhaften Benediktinerabt<br />

und Humanisten, nämlich mit Johannes Trithemius (1462–1516), der von<br />

1483 bis 1506 dem Benediktinerkloster Sponheim bei Bad Kreuznach vorstand.<br />

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34 <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

1492 vertrat Trithemius den Michelsberger <strong>Abt</strong> beim Erfurter Kapitel der Bursfelder<br />

Kongregation, indem er eine Rede hielt mit dem Titel „De ruina ordinis sancti<br />

Benedicti et reformationibus Bursfeldensis laudibus“ (Der Verfall <strong>des</strong> Benediktinerordens<br />

und die Bursfelder Reform). 1499 leiteten sie gemeinsam das Kapitel<br />

der aus etwa 122 Klöstern bestehenden Provinz Mainz-Bamberg <strong>des</strong> Benediktinerordens,<br />

das damals in Würzburg tagte. Zwischen 1488 und 1501 visitierte Trithemius<br />

mehrfach das Kloster Michelsberg im Auftrag der Bursfelder Kongregation,<br />

der beide Klöster – Sponheim und Michelsberg – angehörten.<br />

Auch im literarischen Wirken sind Berührungspunkte zwischen <strong>Lang</strong> und Trithemius<br />

zu erkennen: Der „Cathalogus sanctorum ordinis divi patris Benedicti“<br />

(Katalog der Heiligen <strong>des</strong> Benediktinerordens), den <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> zu einem unbekannten<br />

Zeitpunkt zusammenstellte, war eng angelehnt an Arbeiten <strong>des</strong> Trithemius,<br />

namentlich an <strong>des</strong>sen „De viris illustribus ordinis sancti Benedicti“, einen<br />

Katalog der Schriftsteller <strong>des</strong> Ordens, der 1494 im Druck erschien. Ebenso wie<br />

Trithemius kämpfte <strong>Lang</strong> für die Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariens,<br />

die kurz vor 1500 unter Theologen diskutiert wurde. <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong>s Beitrag zum<br />

literarischen Streit war sein 1497 verfaßtes Traktat „Perpetuum silentium de immaculata<br />

S. Mariae virg. conceptione“.<br />

Ferner verfaßte <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> eine Vita <strong>des</strong> heiligen Bischofs Otto von Bamberg<br />

(† 1139), der in der Klosterkirche St. Michael begraben liegt. Dabei war <strong>Lang</strong> – wie<br />

auch bei seinen anderen literarischen Arbeiten – nicht Autor in einem modernen<br />

Sinn. Vielmehr sind, wie es im Mittelalter üblich war, seine Bücher Kompilationen,<br />

zusammengestellt aus den Werken anderer. So ist seine Otto-Vita aus den Lebensbeschreibungen<br />

geschöpft, die die Michelsberger Mönche Ebo († 1163) und Herbord<br />

(†1168) verfaßt hatten. Von dem Werk gab es eine Fassung von 1487, eine von<br />

1499 und vermutlich eine weitere.<br />

Weiterhin diktierte <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> seinen Schreibern, den Mönchen Nonnosus<br />

Stettfelder († 1529) und Reinher, eine bis 1487 reichende Geschichte der Bamberger<br />

Bischöfe, wie in zwei Versionen und einem Auszug erhalten ist, und eine ausführliche<br />

Liste der Michelsberger Äbte, ebenfalls in zwei Fassungen überliefert.<br />

Nonnosus und Reinher setzten die Bischofs- und <strong>Abt</strong>skataloge nach <strong>Andreas</strong><br />

<strong>Lang</strong>s Tod fort.<br />

Alle bisher genannten Werke <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es sind handschriftlich überliefert; zu seinen<br />

Lebzeiten scheint keines von ihnen im Druck erschienen zu sein. Zwar hatte<br />

<strong>Lang</strong>s Vorgänger, <strong>Abt</strong> Ulrich Haug, um 1480/81 dem in Eger geborenen Buchdrucker<br />

Johann Sensenschmidt im michelsbergischen Priorat St. Getreu Obdach<br />

geboten und zwei Bücher – Liturgica der Bursfelder Kongregation – auf Kosten<br />

<strong>des</strong> Klosters von ihm drucken lassen, doch bestand eine solche enge Bindung zu<br />

einem Drucker während der <strong>Abt</strong>sjahre <strong>Lang</strong>s offenbar nicht mehr. So gab <strong>Andreas</strong><br />

<strong>Lang</strong> offenbar auch nur eine kleine, acht Blatt umfassende Schrift in Druck. 1501<br />

erschien bei Hans Pfeyl, der das Unternehmen seines verstorbenen Schwagers Sensenschmidt<br />

übernommen hatte, die Rede, die der <strong>Abt</strong> am 2. Mai 1501 in Fulda auf<br />

dem Kapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg hielt. Allerdings<br />

befindet sich offenbar kein Exemplar dieses Drucks in öffentlicher Hand, so<br />

daß der Inhalt unbekannt ist.


<strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

Ansicht Bambergs in der Schedelschen Weltchronik. Rechts im Bild das Kloster<br />

Michelsberg (hier bezeichnet als „Mons monachorum“ – Mönchsberg)<br />

Mit seinen Werken nimmt <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong> eine Position am Übergang vom<br />

mittelalterlichen zum humanistischen Denken ein: formal verhaftet dem Alten,<br />

öffnet er sich doch in seinen Fragestellungen dem Neuen. Gerd Zimmermann hat<br />

diese Haltung 1984 wie folgt umrissen: „Die an den Quellen ausgerichtete Kenntnis<br />

der Geschichte und Rückbesinnung auf die Vergangenheit sollte Orientierung<br />

geben nach einer Zeit, die kirchliche und klösterliche Tradition oft nur noch allzu<br />

äußerlich befolgte. Der Verfasser – oder Kompilator – A[ndreas] L[ang] entwikkelte<br />

dabei ein sicheres Gespür für Entwicklungslinien und geschichtliche Zusammenhänge,<br />

für die Wurzeln der eigenen Zeit, ihrer Bedingungen, ja der inzwischen<br />

schwer durchschaubaren Rechtsverhältnisse. Zum anderen sollten<br />

Persönlichkeiten der Geschichte <strong>des</strong> Klosters, <strong>des</strong> Bistums und <strong>des</strong> Ordens Vorbild<br />

sein [...]. Insofern ist das Ouvre <strong>des</strong> A[ndreas] L[ang] modern im Sinne der<br />

Humanisten, formal jedoch bleibt es völlig in traditionellen Bahnen [...]: das Werk<br />

einer uneigensüchtigen und unprätensiösen Forschernatur, die eine nüchterne Ehrfurcht<br />

vor den Zeugnissen früherer Epochen kennzeichnet.“<br />

Am 22. Oktober <strong>1502</strong> verstarb <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong>, infolge eines Schlaganfalls linksseitig<br />

gelähmt, nach fast zwanzigjährigem Abbatiat, wohl im sechsten Lebensjahrzehnt<br />

stehend, „zu früh“ – wie der Bamberger Bibliothekar Joachim Heinrich Jäck<br />

1812 formulierte – „für die Wissenschaften sowohl als für das Beste seines Klosters,<br />

<strong>des</strong>sen Zierde unter den Äbten er ewig bleiben wird“.<br />

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36 <strong>Andreas</strong> <strong>Lang</strong><br />

Literatur<br />

Arnold, Klaus: Johannes Trithemius und Bamberg: „Oratio ad clerum Bambergensem“. In:<br />

BHVB 107 (1971), S. 161–189.<br />

Braun, Rainer: Das Benediktinerkloster Michelsberg 1015–1525. Eine Untersuchung zur<br />

Gründung, Rechtsstellung und Wirtschaftsgeschichte. Bd. 1. Kulmbach 1978 (Die Plassenburg<br />

39/I).<br />

Bresslau, Harry: Bamberger Studien. In: Neues Archiv 21 (1895), S. 139–234.<br />

Fassbinder, Joseph: Der Catalogus sanctorum ordinis s. Benedicti <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es <strong>Andreas</strong> von Michelsberg.<br />

Bonn 1910.<br />

Geldner, Ferdinand: Die Buchdruckerkunst im alten Bamberg 1458/59 bis 1519. Bamberg 1964.<br />

Jäck, Joachim Heinrich: Pantheon der Litteraten und Künstler Bambergs. Bamberg /Erlangen<br />

1812–1815.<br />

Lahner, <strong>Andreas</strong>: Die ehemalige Benedictiner-<strong>Abt</strong>ei Michelsberg zu Bamberg. Bamberg 1889.<br />

Machilek, Franz: Klosterhumanismus in Nürnberg um 1500. In: Mitteilungen <strong>des</strong> Vereins für<br />

Geschichte der Stadt Nürnberg 64 (1977), S. 10–45.<br />

Ders.: Ottogedächtnis und Ottoverehrung auf dem Michelsberg. In: BHVB 125 (1989), S. 9–34.<br />

Schwarzmann, Peter: Die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche St. Michael in Bamberg. Bamberg<br />

1992 (Historischer Verein Bamberg, Beiheft 27).<br />

Unger, Ludwig: Die Reform <strong>des</strong> Benediktinerklosters St. Michael bei Bamberg in der 2. Hälfte<br />

<strong>des</strong> 15. Jahrhunderts. Bamberg 1987 (Historischer Verein Bamberg, Beiheft 20).<br />

Zimmermann, Gerd: Ein Bamberger Klosterinventar von 1483/86 als Quelle zur Sachkultur<br />

<strong>des</strong> Spätmittelalters.In: Klösterliche Sachkultur <strong>des</strong> Spätmittelalters. Wien 1980 (Österreichische<br />

Akademie der Wissenschaften, Philos.-Hist. Klasse, Sitzungsberichte, Bd. 367),<br />

S. 225–245.<br />

Ders.: <strong>Lang</strong>, <strong>Andreas</strong>, OSB, <strong>Abt</strong> <strong>des</strong> Klosters Michelsberg bei Bamberg. In: Die deutsche Literatur<br />

<strong>des</strong> Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 5. Berlin 2 1984, Sp. 572–578 (mit ausführlicher<br />

Bibliographie).<br />

Der zitierte Brief <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es an Vogt, Bürgermeister und Rat von Staffelstein: StAB, B 110, Nr.<br />

30, fol. 34r.<br />

Aus diesem Schreiben geht eindeutig hervor, daß der Familienname <strong>des</strong> <strong>Abt</strong>es tatsächlich <strong>Lang</strong><br />

lautete, was in der jüngeren Literatur mehrfach als unsicher bezeichnet wird.<br />

Günter Dippold

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