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Elektrizitätslehre: Der Transformator 1 - H. Klinkner

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Elektrizitätslehre: <strong>Der</strong> <strong>Transformator</strong> 1<br />

Ein <strong>Transformator</strong> (Trafo) besteht aus zwei Spulen, die mit einem gemeinsamen magn. Feld verbunden sind.<br />

Trafos sollen<br />

• Spannungen und Ströme (vergleichbar einem Getriebe) erhöhen oder vermindern (transformieren).<br />

• Potentialtrennung: Sekundärkreislauf ist galvanisch von den Außenleitern getrennt. (Ausnahme: Spartrafo)<br />

Funktionsprinzip des Trafos:<br />

Die Wechsel spannung U 1 in der Primärspule verursacht einen Wechselstrom<br />

I 1 . Dieser Wechselstrom verursacht sowohl in der Primärspule als<br />

auch in der Sekundärspule ein magnetisches Wechselfeld.<br />

<strong>Der</strong> Eisenkern bündelt die magnetischen Feldlinien und verstärkt den<br />

magnetischen Fluss. <strong>Der</strong> Magnetfluss durchsetzt auch die Sekundärwicklung.<br />

Man spricht auch von „magnetischer Kopplung“.<br />

Nach Faraday zieht ein sich änderndes magn. Fluss eine Induktionsspannung<br />

nach sich. Die induzierte Spannung tritt in der Sekundärspule als<br />

Sekundärspannung U 2 auf. Uind<br />

= −N ⋅<br />

∆Φ<br />

∆t<br />

Sie ruft aber auch in der Primärspule eine (Selbst-) Induktionsspannung hervor, die (nach Lenz) der von außen<br />

angelegten Spannung entgegengerichtet ist. Daher ist der Primärstrom beim unbelasteten <strong>Transformator</strong> in der Regel<br />

sehr klein.<br />

Die Induktionsspannung tritt aber auch im Eisenkern auf; damit aber die Verluste durch Wirbelströme zu minimieren,<br />

setzt sich der Kern auf vielen isolierten Eisenblechen zusammen. Bei Belastung der Sekundärseite fließt der Strom<br />

I 2 , der einen magnetischen Gegenfluss erzeugt. Dieser ist nach der Lenzschen Regel so gerichtet, dass er<br />

ursprüngliche Fluss geschwächt wird. Damit der magnetische Fluss konstant bleibt, steigt der Strom I 1 in der<br />

Primärwicklung.<br />

Mit zunehmender Belastung des Trafos steigen die Verluste immer stärker an:<br />

• Streu verluste des wechselnden Magnetischen Flusses<br />

• Ohmsche Verluste („Kupferverluste“) in den Leitungen<br />

• Hysterese verluste: Durch die Ummagnetisierung im Weicheisen tritt<br />

Wärme auf<br />

Die folgenden Formeln gelten deshalb nur exakt, wenn die Belastung gering ist:<br />

U<br />

ind<br />

Uind<br />

= −N<br />

⋅<br />

∆Φ<br />

⇒<br />

∆Φ<br />

=<br />

∆t ∆t N<br />

∆Φ1 ∆Φ2 U1 U2 U1 N1<br />

≅ = ≅ ⇒ ≅<br />

∆t ∆t N N U N<br />

1 2 2 2<br />

Die Spannungen verhalten sich wie die<br />

Windungszahlen.<br />

U1 N1<br />

P = U ⋅ I ∧ ≅<br />

U N<br />

2 2<br />

N I N<br />

U ⋅ I ≅ U ⋅ ⋅ I<br />

≅<br />

1 1 2<br />

2 2 2 1<br />

N2 I2 N1<br />

(Blindleistung ist vernachlässigt.)<br />

Die Ströme verhalten sich umgekehrt wie die<br />

Windungszahlen.<br />

U 2<br />

Leerlaufspannung<br />

hohe und niedrige<br />

Kurzschlussspannung<br />

Ob ein Trafo spannungssteif oder<br />

(z.B. ein Schweißtrafo) spannungsweich<br />

ist, wird durch hauptsächlich<br />

durch die Streuverluste und die<br />

Lage der Wicklungen beeinflusst.<br />

Nennbelastung<br />

I 2<br />

Primärwicklungen<br />

Primärwicklungen<br />

Zeigerdiagramm<br />

Um 3-phasige Wechselspannung zu<br />

transformieren ist kein zusätzlicher 4.<br />

Schenkel erforderlich, denn die<br />

Summe der Spannungen und Ströme<br />

ergibt sich stets zu Null.<br />

überflüssig<br />

ausreichend<br />

„Drehstrom“-Trafo<br />

mit Ölkühlung


Elektrizitätslehre: <strong>Der</strong> <strong>Transformator</strong> 2<br />

1. Warum ist der Betrieb eines Trafos nur mit Wechselspannung, nicht aber mit Gleichspannung<br />

möglich?<br />

Mit Gleichspannung ist kein Dauerbetrieb möglich.<br />

In der Sekundärspule tritt nur dann eine Spannung auf, wenn sich der magnetische Fluss durch den Eisenkern<br />

ändert. Bei einer glatten Gleichspannung ist dies nur beim Ein- und Ausschalten der Primärseite der Fall.<br />

2. Ein Klingeltrafo, der an 230V/50 Hz angeschlossen ist, hat primärseitig eine Windungszahl von 1000.<br />

Die Sekundärspule hat 52 Windungen.<br />

a) Für welche Spannung ist der Trafo eingesetzt?<br />

b) Was könnte man tun, um den Trafo für verschiedene Spannungen (z.B. 6V, 9V, 12V)<br />

einzusetzen?<br />

c) Wieso darf der Draht der Primärspule sehr dünn sein?<br />

geg.: U 1 = 230 V<br />

N 1 = 1000<br />

N 2 = 52<br />

ges.: U 2 in V<br />

U N N<br />

≅ ⇒ U = U ⋅ = 230V ⋅<br />

52<br />

= 11,96V<br />

U N N 1000<br />

1 1 2<br />

2 1<br />

2 2 1<br />

b) ... nach 26 und nach 39 Windungen jew. einen Anschluss nach außen legen.<br />

c) ... weil dort der Strom 19,2 (=52/1000) mal kleiner ist, als der (ohnehin schon<br />

schwache) Strom in der Klingel.<br />

3. Zum elektrischen Schweißen werde eine Stromstärke von 100A benötigt.<br />

a) Warum kann man mit der Schweißanordnung (Werkstück; Schweißelektrode)<br />

nicht direkt an die Steckdose unseres Haushaltsnetzes gehen?<br />

b) Auf der Sekundärseite eines Schweißtransformators soll die Spannung 23V<br />

betragen. Das Haushaltsnetz sei mit 16A abgesichert. Ist es unter den genannten<br />

Bedingungen möglich aus dem <strong>Transformator</strong> 100A zu entnehmen, wenn der<br />

Wirkungsgrad des <strong>Transformator</strong>s 90% beträgt?<br />

c) Warum kann es (bei feuchter Umgebung) dennoch gefährlich werden (z.B. bei Elektrodenwechsel) einen<br />

lebensgefährlichen Stromschlag vom Schweißtrafo zu erhalten?<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Die Sicherung würde den Stromkreis (hoffentlich!) sofort abschalten. Außerdem widerspräche das grob den<br />

Unfallverhütungsvorschriften (und der Maschinenschutzrichtlinie).<br />

Das U-I-Verhalten eines Lichtbogens (z.B. beim direkten Kontakt der Elektrode)<br />

erfordert eine „Dämpfung“. Dies geschieht insbesondere durch die Streuverluste im<br />

Schweißtrafo.<br />

P2<br />

P2 = U2 ⋅ I2<br />

∧ η =<br />

P1<br />

Blindleistung wurde ignoriert !!<br />

U 23V<br />

100A<br />

2<br />

⋅ I ⋅<br />

2<br />

⇒ I1<br />

= = = 11,1 A<br />

η ⋅U<br />

0,9 ⋅230V<br />

1<br />

Da das Haushaltsnetz mit 16A abgesichert ist, kann man den Schweißtransformator unter den gegebenen<br />

Bedingungen betreiben.<br />

Die Leerlaufspannung U 2 des Trafos (über 50 V) liegt wesentlich höher als die Nennspannung. Sie kann bei<br />

bes. ungünstigen Bedingungen für den Schweißer lebensgefährlich sein.<br />

(außerdem: U eff = 50 V U max = 70,7 V !!!<br />

lebensgefährliche Ströme: ca 80 mA: bedeutet für den Trafo „Leerlauf“)<br />

4. Ein Netztransformator aus dem Ausland hatte beim Anschluss an ein Netz 60 Hz 230 V die<br />

max. Flussdichte B = 1.2 T.<br />

Nun wird der Trafo hier in Deutschland benutzt, wo das Netz 50 Hz und 230 V besitzt.<br />

Hat sich nun das Verhalten des Trafos geändert?<br />

... „Ei allemol“!<br />

Wir betrachten den Trafo im Leerlauf und ignorieren die geringen Verluste:<br />

Um bei gleicher Spannung wieder die gleiche Induktionsspannung Uind<br />

= −N ⋅<br />

∆Φ<br />

∆t<br />

zu erzeugen, benötigt der<br />

Trafo ein um 20% höheren magn. Fluss Φ, denn ∆t ist um 20% kleiner. Laut Durchflutungsgesetz ist dazu ein<br />

um ca. 20% größer Strom erforderlich. <strong>Der</strong> Wirkungsgrad des Trafos sinkt („Kupferverluste“).<br />

Zusatzüberlegung: Wenn die Sättigung des Kerns aber schon mit 1,2 T erreicht ist, fällt die mit dem magn.<br />

Fluss übertragene Leistung; der Primärstrom steigt unnötigerweise; der Wirkungsgrad fällt.<br />

Wir lernen: Je größer die Frequenz, um so mehr und wirkungsvoller kann die Energie übertragen werden.<br />

(Das erklärt, warum bei modernen, leichten Schweißgeräten (Inverter, ...) der Strom elektronisch<br />

zerhackt und hochfrequent weiterverarbeitet wird.)


5. Warum und womit sollte ein Trafo gekühlt werden?<br />

Elektrizitätslehre: <strong>Der</strong> <strong>Transformator</strong> 3<br />

Ein Trafo hat (besonders im Dauerbetrieb) rel. hohe* ) Verluste:<br />

a) Streuverluste des magn. Flusses, b) Hystereseverluste durch die ständige<br />

Ummagnetisierung und c) ohmsche Verluste im Cu-Draht.<br />

Man kühlt mittels Öl, deren jew. Sorte auf die Außentemperaturen abgestimmt ist.<br />

*) Ganz große Trafos schaffen allerdings einen Wirkungsgrad von über 99 % . Respekt!!!<br />

Eine Lampe 6V/5A soll mit der Netzspannung von 230V betrieben werden.<br />

Möglichkeit 1: Verwendung eines Vorwiderstandes R V .<br />

Möglichkeit 2: Betreiben mit einem Trafo<br />

a) Berechnen Sie den nötigen Vorwiderstand R V .<br />

b) Berechnen Sie das Verhältnis der von der Lampe verwendeten und der<br />

dem Netz entnommenen Leistung, den Wirkungsgrad der Anordnung.<br />

c) Berechnen Sie die Windungszahl der Sekundärspule, wenn die Primärspule N 1 = 150 Windungen hat.<br />

d) <strong>Der</strong> Kupferdraht in der Primärspule hat einen Widerstand von 1 Ω, der in der Sekundärspule einen von 0,2 Ω.<br />

Wie groß ist der Wirkungsgrad dieser <strong>Transformator</strong>anordnung auf Grund der Verlustleistungen an den<br />

ohmschen Widerständen?<br />

e) Bewerten Sie die Alternativen.<br />

geg.: U 1 = 230 V<br />

U L = 6 V<br />

I 2 = 5 A<br />

N 1 = 150<br />

R 1 = 1 Ω<br />

R 2 = 0,2 Ω<br />

ges.: R V in Ω<br />

η in %<br />

a)<br />

b)<br />

UV<br />

(230 − 6) V<br />

RV<br />

= = = 44,8 Ω<br />

I 5A<br />

PL UL ⋅ IL<br />

6V<br />

⋅ 5A<br />

P = U ⋅ I ∧ η = ⇒ η = = = 0,0261 = 2,61%<br />

P U ⋅ I 230V ⋅ 5A<br />

U N U 6V<br />

≅ ⇒ = ⋅ = 150 ⋅ ≅ 4<br />

U N U 230V<br />

c) 1 1<br />

N2 N1<br />

2<br />

2 2 1<br />

ges ges ges<br />

d) <strong>Der</strong> Spannungsabfall in den Cu-Windungen ist U=R⋅I. P Verlust hängt von der jew. Stromhöhe ab:<br />

I1 N2 N2<br />

≅ ⇒ I<br />

4<br />

1<br />

= I2<br />

⋅ = 5A ⋅ = 0,133A<br />

I N N 150<br />

2 1 1<br />

2<br />

P = U ⋅ I = R ⋅ I ⋅ I = R ⋅ I<br />

2<br />

PV<br />

1<br />

= 1<br />

V<br />

⋅ (0,133 A) = 0,0177W<br />

A<br />

2<br />

PV<br />

2<br />

= 0,2<br />

V<br />

⋅ (5 A) = 0,2W<br />

A<br />

PL<br />

30W<br />

η = = = 0,853<br />

P 30W + 5,018W<br />

ges<br />

P L = 5A⋅6V = 30 W<br />

Die zweite Möglichkeit ist wirtschaftlicher (85% Wirkungsgrad gegenüber 2,6%) und sie ist sicherer, weil eine<br />

niedrigere Spannung am Gerät anliegt.<br />

Wenn die Lampe oft eingeschaltet bleibt, lohnen sich die Mehrkosten der 2. Variante. (Die Umwelt dankt’s)<br />

weil noch Platz ist:<br />

siehe auch: http://freenet-homepage.de/trafo/<br />

vollelektronisches MIG-MAG-Schweißgerät

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