Göschenhaus-Journal 4/2013 (PDF)
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seine Erinnerungen ihn nicht Jahrzehnte später trügen –, um seine Schulden in<br />
der Messestadt zu bezahlen. Dies spricht in meinen Augen auch gegen die<br />
These eines Duells, die man an verschiedenen Stellen der Seume-Literatur<br />
erwähnt. Doch wieder eine unglückliche Liebesbeziehung? Die späteren großen<br />
Reisen lassen dieses Argument nicht ganz unmöglich erscheinen, sind sie doch<br />
selbst mit zwei Frauen-Namen und Seumes unglücklicher Liebe zu ihnen<br />
verknüpft. In einem „Biogramm“ schreibt Seume im Mai 1803: „Man wollte mit<br />
aller Gewalt mich zum Pfeiler der Kirche machen, aber mein Ideengang nahm eine ganz<br />
andere Richtung. In der Gährung wollte ich AD 1780 [gemeint ist: 1781 (THB)] nach<br />
Frankreich gehen, um dort irgend etwas zu lernen, das mir beßer wäre, als die<br />
Theologie.“ 1<br />
In seiner Autobiografie schildert Seume ein paar Jahre später, er habe die<br />
Absicht gehabt, zuerst nach Paris zu gehen, um anschließend in Metz die<br />
Artillerieschule zu besuchen. Er hätte tatsächlich in Metz die Möglichkeit<br />
gehabt, zum Offizier ausgebildet zu werden, was wohl schon früh ein Wunsch<br />
Seumes darstellte. Der Historiker Georg Meyer-Thurow, der in den letzten<br />
Jahren viele wichtige Details im Leben Seumes richtigstellen konnte, erläuterte<br />
mir per E-Mail seine Bedenken zu Seumes Wunsch nach Metz und überhaupt<br />
nach Frankreich zu gehen, denn immerhin hatte er nur gut 9 Taler in der<br />
Tasche, was als Ausgangslage für eine solche Reise nicht sonderlich viel war.<br />
Was für Seume spricht, ist seine eigene Bemerkung, er habe „eben damals<br />
angefangen (...), etwas ernsthaft Französisch und Mathematik zu treiben“. 2<br />
Unabhängig davon: Das Frankreich von 1781 war noch nicht das Frankreich<br />
von 1789, als viele junge Deutsche deswegen nach Westen reisten! Seumes<br />
Freund aus den Tagen in Halifax, Karl von Münchhausen, meinte noch 1822,<br />
dass Seume – der Münchhausen gegenüber betont hatte, ohne Grund aus<br />
Leipzig gegangen zu sein – seine wirklichen Beweggründe nie bekannt gegeben<br />
hätte. 3 6<br />
© <strong>Göschenhaus</strong> Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma <strong>2013</strong>