Göschenhaus-Journal 4/2013 (PDF)

aller Welt Hilfe geschickt wird, schicken, so erzählt mir der Komponist, die
Aserbaidschaner einen Güterzug mit der Aufschrift: Herzlichen Glückwunsch
zum Erdbeben!
Noah öffnet das Fenster. Nach wie vor ist das Land von dunklem Wasser
überspült. In seiner Hand hält Noah einen Raben, zu dem sagt er jetzt: „Flieg
und gib Nachricht, wenn die Wasser gesunken sind!“ Der Rabe fliegt los. Er
fliegt hin und her, vor der Arche, von ihr fort und wieder hin zu ihr. Der Rabe
fliegt in gewagten Kurven. Bei den Tieren Aufsehen erregend, lässt er sich fallen,
fängt sich im letzten Moment wieder ab. Doch auf diese Art kann er Noah die
gewünschte Nachricht nicht geben.
Nun möchte ich alles Mögliche kennen lernen: den Sohn, die Mutter, die
Schwester als das Kernpersonal seiner Geschichten. Und das Klavier – ein
Klavier der Marke „Lyra“ - das bei ihm in Jerewan im Wohnzimmer stehen
muss, als sein Instrument. Ich beschließe, bereits im kommenden Sommer in
Jerewan zu sein.
Immer schläft die Mutter unter der politischen Weltkarte. Nie komme ich auf
die Idee zu fragen, wer da warum und woher die Politik der Welt in diese
schmale Küche geholt hat. Vielleicht geht es um das Verdecken der Wand
dahinter. Vielleicht wärmt das Landkartenpapier irgendwie. Ich weiß es nicht.
In Südafrika jedenfalls ist die politische Welt schon ganz zerlöchert.
Es bleiben noch zwei Tage. Er wird sich immer verschließen, der Komponist, das
sehe ich voraus, sich verschließen, dabei äußerlich ruhen wie ein Berg,
schweigen und eingeschlossen in sich selbst, ganz gleich ob ich noch hier bin
oder schon wieder in Europa. So sehe ich das. Alles, was er erfährt, bleibt bei
ihm, hält er bei sich. Aber zu diesem Preis entsteht
seine Musik. Er hat es mir zu erklären versucht.
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© Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2013