Göschenhaus-Journal 4/2013 (PDF)

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einer der Brückenbögen der Werrabrücke trotz aller Bemühungen immer wieder einstürzte. Die Bewohner wandten sich an Mönche des Servitenordens, die gerne helfen wollten, aber als „Bezahlung“ für ihre Dienste ein Gelände für ein Kloster haben wollten. Sie bekamen das Grundstück und gaben einen nun gar nicht christlichen Ratschlag: Damit der Brückenbogen Legende mit Kinderopfer nicht mehr einstürzte, sollte ein Kind geopfert werden, das lebendig in den Bogen eingemauert werden sollte. Gesagt, getan. Noch heute findet sich an der Werrabrücke ein steinerner Kinderkopf, wo nach der Legende das Kind eingemauert wurde. Die Brücke soll übrigens danach nie wieder eingestürzt sein … Die zweite Legende ist auch schaurig, aber sicherlich pädagogisch wertvoller: Ein wolfartiges Wesen – der Siechenhund – treibt des Nachts sein Unwesen und lauert auf Jene auf, die nicht frühzeitig genug die Stadtmauern Fürchtet die Nacht ... erreicht haben. Wer zu spät kommt, … Auf dem Marktplatz sind noch einige beeindruckende Gebäude zu entdecken, etwa die Alte Waage von 1455, wahrscheinlich aber aus noch älterer Zeit als angegeben. Hier nahmen einst die Vächer ihr eingeschränktes Münzrecht wahr. Der Blick fällt unweigerlich auch auf die Stadtkirche, deren Turmspitze aus dem 18. Jahrhundert im Aufbau etwas missraten ist und bis heute ein wenig schief daherkommt. Die Kirche selbst geht auf das 14. Jahrhundert zurück, wurde aber immer wieder ergänzt und umgebaut. So ist diese Kirche in gewissermaßen eine Architekturgeschichte im Kleinen: der Turm hat nicht nur ein „schiefes Dach“, sondern es sind auch romanische und gotische Elemente zu 16 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2013
Eine Kirche der Baustile finden, dazu kommt das klassizistische Kirchenschiff, das erst 1824 fertiggestellt wurde und von außen eher einem Theater gleicht. So kann man weiter durch die kleine aber feine Stadt wandern und viele spannende Details aus der langen Stadtgeschichte erfahren. In der Nähe der Werrabrücke sind noch zwei Häuser von ehemaligen jüdischen Bewohnern zu entdecken; der Nationalsozialismus hat die jüdische Gemeinschaft in Vacha völlig ausgelöscht. Es wundert nicht, dass die heutigen Besitzer dieser Häuser immer noch mit 17 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2013
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