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Göschenhaus-Journal 4/2013 (PDF)

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Alkohol mit im Spiel war. Aber auch den Versprechungen von fast<br />

paradiesischen Zuständen in Nordamerika scheinen auf so manchen Soldaten<br />

in spe gewirkt zu haben. Bekannt ist auch die Übergabe von einer Münze als<br />

Handgeld, die sich als erster Sold und damit als abgeschlossener Vertrag<br />

entpuppte.<br />

Seumes Selbstaussagen deuten daraufhin, dass er – immerhin kein<br />

dahergelaufener Einfaltspinsel sondern Student der Theologie! – nicht ganz<br />

freiwillig seine Soldatenzeit begonnen hat. Jener einzelne Satz „Da schickten<br />

mich die Hessen wider meinen Willen, aber nicht ganz wider meine Neigung nach<br />

Amerika“, 13 den Seume in seiner Kurzbiografie gebraucht, verweist eben darauf,<br />

dass die Anwerbung nicht ganz freiwillig stattgefunden hat, woran nicht zu<br />

zweifeln ist, bis neue Quellen das Gegenteil beweisen können. Andererseits<br />

wird die Rekrutierung für Seume auch eine vorübergehende Lösung seiner<br />

Probleme gewesen sein, hatte er nun fürs Erste wieder eine klare<br />

Lebensperspektive und konnte wieder nach vorne schauen. Der ironischlockere<br />

Tonfall in Seumes Aussagen könnte darauf hinweisen, dass er sich sehr<br />

schnell mit der Situation, die er ja selbst kaum ändern konnte, abgefunden hat.<br />

Mit Seumes Eintritt in die hessische Armee wird unser Seume gleichzeitig eine<br />

Person des öffentlichen Lebens. Im hessischen Staatsarchiv in Marburg liegt u.<br />

a. die Soldatenliste des „Regiments Erbprinz“, dem Seume zugerechnet wurde.<br />

Dort heißt es knapp:<br />

George Seime, bürtig aus Krautkleberg in Sachsen, 18 Jahr alt, 5 Fuß 2 zoll | 2 strich<br />

groß, ist den 4ten July 1781 angeworben worden. 14 Seumes Schritt in die<br />

Öffentlichkeit beginnt also gleich mit zwei Fehlern – weder der Name noch der<br />

Geburtsort sind richtig, vielleicht nur Flüchtigkeitsfehler, vielleicht auch von<br />

Seume so angegeben. So oder so: Wieder einmal versteckt sich Seume hinter<br />

einer Maskerade, die zum Sinnbild seines Lebens werden wird.<br />

Und noch einmal „taucht“ Seume in dieser Zeit öffentlich auf: In der „Leipziger<br />

12<br />

© <strong>Göschenhaus</strong> Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma <strong>2013</strong>

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