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Göschenhaus-Journal 4/2013 (PDF)

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egelte. Insgesamt werden wohl so um die 12.000 hessische Soldaten – übrigens<br />

darunter auch normale Wehrpflichtige! – auf Seiten der Engländer gekämpft<br />

haben. Auch wenn andere Landesherren Soldaten für die Engländer im<br />

amerikanischen Unabhängigkeitskrieg stellten, gilt Friedrich II. als Paradebeispiel<br />

dieser Praxis, was schon aufklärerische Zeitgenossen mit scharfer Kritik<br />

auf den Plan riefen. Seume nennt so folgerichtig den Landgraf<br />

„Menschenmäkler“, um seine Abscheu für diese Art von Söldnertum<br />

auszudrücken. Man muss allerdings bedenken, dass das Geld, was die<br />

Soldatenvermietung in die Landeskasse spülte auch Grundlage einer gewissen<br />

wirtschaftlichen Stabilität ausmachte und manche Projekte ermöglichte, die<br />

ansonsten aus finanziellen Gründen unmöglich gewesen wären, etwa die<br />

Gründung des Fridericianum in Kassel, eines der ersten öffentlich zugänglichen<br />

Museen in Europa.<br />

Der Seume-Forscher Dirk Sangmeister hat sich in seiner Studie 12 über Seumes<br />

Autobiografie Mein Leben intensiv mit der Frage beschäftigt, warum es in der<br />

hessischen Regionalgeschichtsschreibung immer wieder Angriffe auf Seume<br />

gegeben hat, und dies nicht nur im deutschen Kaiserreich, als der Adel noch<br />

Projektionsfiguren der eigenen (bürgerlichen) Identität war, sondern bis in die<br />

Jetztzeit, wo selbst ausgewiesene Experten für hessische Geschichte Seume<br />

scharf attackieren. Gründe werden in Seumes zum Teil widersprüchlichen<br />

Autobiografie gesucht, denn unser Seume nimmt es mit der persönlichen<br />

Wahrheit nicht immer ganz genau. Zugleich wird regelmäßig behauptet, dass<br />

die hessischen Soldatenwerber nur Rekruten geworben hätten, die sich auch<br />

freiwillig verpflichtet hätten. Warum gerade Seume hier eine Hauptrolle spielt,<br />

ist nicht immer ganz klar. Andere Zeitzeugen berichten von den Tricks, mit<br />

denen die Werber arbeiteten, auch wenn von offizieller Seite dies wohl<br />

untersagt war. Gewalt wird ein Mittel gewesen sein, die jungen Männer zu<br />

werben, auch wenn es wohl oft mit subtileren Mitteln zuging, etwa wenn<br />

11<br />

© <strong>Göschenhaus</strong> Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma <strong>2013</strong>

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